OSCE – Kompetenzorientiert Prüfen in der Pflegeausbildung: Einführung und Umsetzung von OSCE-Stationen
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Über dieses E-Book
„Objective Structured Clinical Examination“ (OSCE) ist eine Prüfungsform, bei der sich Lernende anhand von spezifischen Situationen mit dem Patienten und seiner Krankheitssituation auseinandersetzen. Der „Standardisierte Patient“ wird durch einen Schauspieler dargestellt, der mittels eines Drehbuchs seine Rolle ausfüllt. Diese vereinheitlichte Prüfungssituation kann die gesamte Handlungskompetenz, u.a. Fachwissen, Kommunikations- und Entscheidungsfähigkeit, des Lernenden abbilden.
Das ideale Arbeitsbuch - inkl. ebook - zur Umsetzung von OSCE-Stationen mit Prüfungsaufgaben und Checklisten!
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Rezensionen für OSCE – Kompetenzorientiert Prüfen in der Pflegeausbildung
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Buchvorschau
OSCE – Kompetenzorientiert Prüfen in der Pflegeausbildung - Claudia Schlegel
© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018
Claudia Schlegel (Hrsg.)OSCE – Kompetenzorientiert Prüfen in der Pflegeausbildunghttps://doi.org/10.1007/978-3-662-55800-3_1
1. Objective structured clinical examination (OSCE)
Claudia Schlegel¹
(1)
Abteilung LTT Schule, Berner Bildungszentrum Pflege, Bern, Schweiz
Claudia Schlegel
Email: claudia.schlegel@bzpflege.ch
1.1 Warum werden OSCE-Prüfungen durchgeführt?
1.2 Vorteile einer OSCE-Prüfung
1.3 Standardisierte Patienten (SP)
1.3.1 Rollentraining für die OSCE
1.3.2 Ablauf einer OSCE-Prüfung
Literatur
Die Originalversion dieses Kapitels wurde korrigiert. Ein Erratum finden Sie unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-55800-3_17
An erratum to this publication is available online at https://doi.org/10.1007/978-3-662-55800-3_17
1.1 Warum werden OSCE-Prüfungen durchgeführt?
Im Rahmen der Tertiarisierung der Pflegeausbildungen etablieren sich die Kompetenzen zunehmend als wichtige Standards, die es zu überprüfen gilt. Das Ziel von kompetenzbasierten Ausbildungsgängen ist abhängig von den zukünftigen Berufsrollen und den dazugehörigen Befähigungen. Solche Ausbildungsgänge (kompetenzbasierte Curricula ) werden heute als effiziente Ausbildungsform angesehen. Innerhalb der kompetenzbasierten Curricula haben sich Objective Structured Clinical Examinations (OSCE) als Assessmentformen durchgesetzt. Die OSCE sind ein flexibles Testformat und beinhalten das Durchlaufen von unterschiedlichen Stationen (◘ Abb. 1.1). Jede Station verfügt über ein anderes Szenario. An den verschiedenen Stationen werden die Studierenden sowohl in Kommunikation, Entscheidungsfindung, Umgang mit Standardisierten Patienten (SP) als auch in ihrer Handlungsfähigkeit geprüft.
../images/436778_1_De_1_Chapter/436778_1_De_1_Fig1_HTML.gifAbb. 1.1
Die OSCE-Prüfung ist ein flexibles Testformat und beinhaltet das Durchlaufen von verschiedenen Stationen (Zeichnung, mit freundlicher Genehmigung von Remo Aeschlimann)
Das Entwickeln von Prüfstationen (OSCE-Stationen ) ist anspruchsvoll, da sie einerseits auf die Prüfdauer der einzelnen Stationen abgestimmt werden sollen und andererseits mit der Taxonomie der im Lehrplan definierten Kompetenzen und Lernziele übereinstimmen müssen. Die Aufgabenstellung orientiert sich an der Realität der Pflegepraxis: An manchen Stationen steht genügend Zeit für die Lösung der Aufgabe zur Verfügung, an anderen muss sehr konzentriert und fokussiert gearbeitet sowie kommuniziert werden, um die Aufgabenstellung lösen und, wie auch in der Praxis häufig nötig, rasch und Patienten-angepasst handeln zu können.
Basierend auf unseren jahrelangen Erfahrungen im Entwickeln von OSCE-Stationen soll das Handbuch aufzeigen, wie Stationen erfolgreich erarbeitet werden können. Zudem beinhaltet das Handbuch eine Auswahl von OSCE-Stationen, Aufgabenstellungen und dazugehörige Checklisten. Das Buch soll Pflegepädagogen, Lehrpersonen und anderen Fachleuten, die in der Pflegeausbildung tätig sind, dazu motivieren, OSCE zu planen und durchzuführen. Das Erarbeiten von OSCE-Stationen ist zeitaufwendig und erfordert personelle Ressourcen. Diese Prüfungsform bedingt zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen den inhaltlichen fachlichen Entwicklern, der Administration und der Logistik. Die verschiedenen im Buch vorhandenen Prüfstationen sind erprobt und können – mit kleinen Anpassungen – in den Kontext einer anderen Ausbildungsinstitution transferiert werden. Auf ihrer Basis lassen sich auch neue Stationen entwickeln.
Alle Stationen in diesem Handbuch sind nach dem Konzept der Kompetenzentwicklung nach Rauner (► Kap. 5) aufgebaut. Das Konzept legt dar, dass zunehmende Arbeitserfahrung und berufliche Bildung zur Entwicklung beruflicher Kompetenzen führt. Der Aufbau von OSCE-Stationen wird im ► Kap. 2 beschrieben.
1.2 Vorteile einer OSCE-Prüfung
Das Prüfungsformat OSCE wurde erstmals 1975 von (Harden et al. 1975) beschrieben. Es verstand sich damals als Alternative zu bereits existierenden Assessmentmethoden – mit dem Ziel, die klinische Kompetenz von Studierenden zu überprüfen. Die OSCE-Prüfung wurde entwickelt, um die Reliabilität und Validität solcher Prüfungen zu verbessern. In seiner Publikation beschreibt Ronald Harden die Prüfungsanlage folgendermaßen: OSCE ist ein Ansatz zur Beurteilung der klinischen Kompetenz, bei dem die Komponenten in geplanter und strukturierter Weise unter Beachtung der Objektivität der Prüfung beurteilt werden (Harden et al. 1975). Die OSCE-Prüfung ist nicht mit anderen Testformaten wie Multiple-Choice-Tests oder Essays zu vergleichen. Die Struktur beinhaltet verschiedene Stationen, an denen die Studierenden ihre jeweiligen zu überprüfenden Kompetenzen zeigen sollen. Wenn man die klinischen Kompetenzen anhand der Pyramide nach Miller (1990) (◘ Abb. 1.2) betrachtet, ist zu sehen, dass insbesondere der Handlungsaspekt in der Pflegeausbildung eine wichtige Rolle spielt. Mithilfe der Pyramide nach Miller können unterschiedliche Prüfungsmethoden verschiedenen Ebenen zugeordnet werden. Im Rahmen der Ausbildung zur Pflegefachperson stehen eine ganze Reihe von Prüfungsverfahren zur Verfügung, die sich von der Kontrolle einfacher Lernziele bis hin zur Überprüfung von komplexen Lernzielen bewegen. Mit schriftlichen Examen kann vor allem Faktenwissen geprüft werden. Mit mündlichen sowie schriftlichen Prüfungen ist es möglich, komplexe Inhalte gemäß der zweiten Stufe der Miller-Pyramide zu überprüfen. Die OSCE-Prüfung wird zur Erfassung von Fähigkeiten und Fertigkeiten eingesetzt, was der dritten Stufe der Pyramide nach Miller entspricht. Die oberste Ebene in der Hierarchie bildet die Kategorie „Tun". Hierbei handelt es sich um ein tatsächliches Handeln in einer realen Anforderungssituation. Im Fall von Pflegestudierenden geht es also um die echte Performance in der klinischen Praxis. Deshalb wird empfohlen, OSCE an der Ausbildungsinstitution anzusiedeln und nicht in der Pflegepraxis.
../images/436778_1_De_1_Chapter/436778_1_De_1_Fig2_HTML.gifAbb. 1.2
Pyramide nach Miller. (Aus Miller 1990)
Wie bereits beschrieben, wurde die Prüfungsform OSCE schon in den 1980er-Jahren so weiterentwickelt, damit nicht nur reines Wissen (die unteren zwei Stufen der Miller-Pyramide), sondern mehr Handlungs- und Kommunikationskompetenzen geprüft werden können.
Wichtige Rahmenbedingungen für die Durchführung von OSCE-Prüfungen ist deren Objektivität, Zuverlässigkeit und Struktur. Sie sollen in einem Kontext stattfinden, der dem echten Berufsfeld möglichst nahe ist. Harden (1988) beschreibt in seinem Artikel „What is an OSCE?" das O und S im Akronym OSCE folgendermaßen:
O = Objektivität
Folgende Punkte verhelfen zu Objektivität :
Bei der OSCE soll die subjektive Wahrnehmung, die vom Examinator ausgeht, minimiert werden. Das heißt, es wäre äußerst unzuverlässig, wenn die Kompetenzprüfung von Studierenden nur von einem einzigen Examinator durchgeführt werden würde. Je nach Prüfungsinhalt und „Chemie" zwischen Experte und Kandidat, kann die Leistung des Studierenden unterschiedlich bewertet werden. Wie in der übrigen Wissenschaft gilt deshalb: Je mehr Messbeobachtungen man hat, desto zuverlässiger ist die Messung – oder eben die Prüfung. Ideal sind also Examen, die viele verschiedene Aufgaben umfassen und von mehreren Experten durchgeführt werden, sodass Störfaktoren eliminiert werden können und die Prüfung eine hohe Messzuverlässigkeit (Reliabilität) erlangt.
Je mehr Messbeobachtungen zusammengetragen werden, desto zuverlässiger ist die Messung/Prüfung.
Was an den verschiedenen Stationen überprüft werden soll, muss im Vorfeld definiert werden, damit klar ist, was von den Kandidaten erwartet wird.
Die Examinatoren sollen Checklisten oder globale Beurteilungskriterien benutzen. Der Umgang mit den Checklisten und deren Verständlichkeit müssen mit den Examinatoren geübt werden.
Die Prüfer sollen in ihrer Rolle als Examinatoren bei der OSCE-Prüfung geschult und im Vorfeld über wichtige Regeln informiert werden (z. B. Pünktlichkeit oder dass während der Prüfung nicht gesprochen wird).
Studierende durchlaufen Stationen mit denselben oder ähnlichen Aufgaben und Schwierigkeitsgraden.
Standardisierte Patienten tragen zur Objektivität bei, indem sie während der OSCE-Prüfung das Drehbuch akkurat einhalten.
S = Struktur
Punkte zur Struktur:
Ein strukturierter Ablauf der OSCE-Prüfung ist wichtig, vor allem, wenn verschiedene Stationen geplant sind. Kandidaten sowie Prüfer müssen wissen, wie die OSCE ablaufen und wann sie an welcher Station sein sollen. Das vermindert bei den Kandidaten den Prüfungsstress. Die Struktur der OSCE müssen daher geplant und unter Umständen getestet werden.
Die Stationen sollen so entwickelt werden, dass die Studierenden ihre verschiedenen Kompetenzen im Umgang mit den unterschiedlichen Patientensituationen zeigen können.
Wie bereits erwähnt, spielt die Anzahl der OSCE-Stationen bei der Reliabilitä t der Prüfung eine Rolle. Nikendei und Jünger (2006) haben in ihrer Studie berechnet, wie viele OSCE-Stationen es braucht, um eine ausreichend hohe Reliabilität zu erzielen. Bei einer OSCE-Prüfung mit 12 Stationen und einer Stationszeit von 5 Minuten berechneten sie eine Reliabilität von 0,748 Cronbach alpha. Dies ist ein Hinweis dafür, dass die OSCE-Prüfungen ein reliables Prüfungsinstrument sind, wenn genügend Stationen eingeplant werden.
1.3 Standardisierte Patienten (SP)
Standardisierte Patienten sind Schauspieler und/oder Laienschauspieler, welche für die OSCE-Stationen definierte Patientenrollen spielen, die ihnen von den Ausbildungsinstitutionen vorgegeben werden. Die Schauspieler oder Laienschauspieler heißen deshalb Standardisierte Patienten (SP), da sie ihre Rolle immer gleich und nach dem standardisierten Drehbuch spielen müssen. Somit haben alle Studierenden, die eine OSCE-Prüfung durchlaufen, dieselben Voraussetzungen. Nach Harden et al. (1975) wird die Reliabilität auch durch den SP beeinflusst, da während einer OSCE-Prüfung das akkurate wiedergeben des Drehbuches durch den SP von großer Wichtigkeit ist.
Ist im Rahmen von OSCE-Prüfungen der Einsatz von Schauspielpatienten geplant, lohnt es sich, über die Organisation des SP-Managements nachzudenken. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass es hilfreich ist, die Verantwortung des SP-Managements auf zwei Funktionen zu verteilen, und zwar auf einen SP-Koordinator und einen SP-Trainer. Mit dieser Aufteilung sind die Rollen geklärt und die SP wissen, an wen sie sich bei welchen Anliegen wenden müssen. In der folgenden Tabelle (◘ Tab. 1.1) ist ersichtlich, welche Aufgaben und Verantwortungen einem SP-Koordinator und einem SP-Trainer zugeteilt werden können.
Tab. 1.1
Verantwortlichkeiten Schauspielpatienten (SP) Management
Wenn die SP-Management-Struktur aufgebaut ist und Verantwortlichkeiten geklärt sind, kann die eigentliche Arbeit mit den Standardisierten Patienten für die OSCE-Prüfung beginnen. Jedes entwickelte Drehbuch (► Kap. 4) enthält eine Beschreibung des Patientenprofils. Die Patientenprofile können je nach Patientensituation unterschiedlich detailliert beschrieben sein. Steht das Profil fest und sind die Schauspieler durch den SP-Trainer ausgewählt, beginnt die Rekrutierung durch den OSCE-Koordinator . Die Rekrutierung soll früh genug stattfinden, damit genügend Zeit vorhanden ist, um Ersatzpersonen zu suchen, falls es zu einem Ausfall kommt. Auch die Spieldauer während der OSCE muss im Auge behalten werden. Es ist äußerst anstrengend und wenig sinnvoll, wenn SP einen ganzen Tag lang die gleiche Rolle spielen. Ältere SP sollen öfters ausgewechselt werden, da sie während des Rollenspiels eher ermüden. Es ist deshalb angemessen, für eine Rolle mehrere SP aufzubieten.
Die SP sollten über Sinn und Zweck der OSCE-Prüfung Bescheid wissen. Sie müssen verstehen, dass ein nicht exaktes Spielen nach Drehbuch Einfluss auf die OSCE-Prüfung hat. Auch gelten gewisse Regeln für die SP, welche beim OSCE eingehalten werden müssen. So ist es von enormer Wichtigkeit, dass die Schauspieler zurzeit vor Ort sind. Ein zu spätes Erscheinen an der OSCE-Prüfung muss verhindert werden, da es den ganzen Prüfungsablauf, welcher mit genauen Anfangs- und Schlusszeiten definiert ist, durcheinanderbringen würde. Aus diesem Grund werden Ersatzschauspieler eingeplant, die als „Stand by" rasch einsetzbar sind.
Eine weitere Regel betrifft das Verhalten der SP während der OSCE-Prüfung. Es