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Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften: Ein Leitfaden für Berufstätige
Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften: Ein Leitfaden für Berufstätige
Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften: Ein Leitfaden für Berufstätige
eBook273 Seiten2 Stunden

Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften: Ein Leitfaden für Berufstätige

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Über dieses E-Book

Berufsbegleitende Promotion – Modelle, Vorgehensweise und viele praktische Tipps 

Dieses Fachbuch gibt (angehenden) berufsbegleitend Promovierenden der Wirtschaftswissenschaften einen umfassenden Überblick über das berufsbegleitende Promovieren. Viele junge Berufstätige spielen mit dem Gedanken einer berufsbegleitenden Promotion; gleichzeitig gibt es jedoch kaum Informationenüber den Ablauf, Inhalt oder die Ausgestaltung einer solchen. In diesem Buch erfahren Sie daher u.a. anhand zahlreicher Praxisbeispiele, wie eine berufsbegleitende Promotion geplant, organisiert und durchgeführt werden kann.

Anders als herkömmliche Bücher zur Promotion wird in diesem Buch der Ablauf einer Promotion –  von der Ideenfindung bis zur Abgabe – aus der berufsbegleitenden Sicht dargestellt. Dabei werden mögliche Modelle der berufsbegleitenden Promotion vorgestellt und mit anderen Formen der Promotion in Kontext gesetzt. Praktische Informationen und zahlreiche Tipps rund um das Exposé, Best Practices in der Organisation zwischen Unternehmen und Lehrstuhl und ein Selbsttest bieten Interessierten und berufsbegleitend Promovierenden im Verlauf der Promotion Halt und Orientierung. Abschließend widmet sich der Autor der Sicht der Unternehmen und erläutert, warum es sinnvoll sein kann, berufsbegleitende Promotionen anzubieten und zu fördern.

Erfahren Sie mehr zu diesen Inhalten: 
  • Promovieren und Promotionsarten
  • Die Modelle der berufsbegleitenden Promotion
  • Ablauf einer Promotion – von der Ideenfindung bis zur Abgabe
  • Nach der Promotion –Berufsmöglichkeiten und Gehalt
  • Berufsbegleitende Promotionen aus Unternehmenssicht


Das Buch richtet sich an Young Professionals und angehende Masterabsolvierende, die sich für eine berufsbegleitende Promotion in den Wirtschaftswissenschaften interessieren, sowie an Führungskräfte im Management und Personalwesen.

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer Gabler
Erscheinungsdatum30. Okt. 2020
ISBN9783662619636
Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften: Ein Leitfaden für Berufstätige

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    Buchvorschau

    Berufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaften - Dennis Kaiser

    © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2020

    D. KaiserBerufsbegleitend promovieren in den Wirtschaftswissenschaftenhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-61963-6_1

    1. Einleitung

    Die berufsbegleitende Promotion aus Sicht von Promovierenden und Unternehmen

    Dennis Kaiser¹ 

    (1)

    Berlin, Deutschland

    Zusammenfassung

    Das erste Kapitel leitet aus der Sicht der Promovierenden das Thema der berufsbegleitenden Promotion ein. Dabei wird ein motivierendes, aber auch realistisches Bild gezeichnet, sowohl für diejenigen, die eine Promotion bisher verworfen haben, als auch für diejenigen, die in einer Promotion ein allzu leichtes Unterfangen sehen. Der zweite Abschnitt des Kapitels beleuchtet das Thema aus Unternehmensperspektive. Hier spielen vor allem die Attraktivität als Arbeitgeber und die Herausforderung, in einer sich ständig wandelnden Welt kontinuierlich das Geschäftsmodell anpassen zu müssen, eine Rolle. Zuletzt wird die Kapitelübersicht mit Kurzzusammenfassungen zu jedem nachfolgenden Kapitel präsentiert.

    1.1 Der Traum der berufsbegleitenden Promotion

    Viele Menschen träumen im Laufe ihres Lebens von einer Promotion. Der Doktortitel strahlt trotz diverser Plagiatsskandale weiterhin eine große Anziehungskraft aus und verspricht beruflichen Aufstieg. Auch monetär zahlt sich eine Promotion mit einem Gehaltsplus von rund 20 % aus (s. Abschn. 6.​2). Insbesondere viele Absolventinnen und Absolventen und Young Professionals, die sich nach dem Hochschulstudium für den Berufseinstieg in einem Unternehmen (und damit vermeintlich gegen eine wissenschaftliche Karriere) entschieden haben, erwägen noch den Weg einer Promotion. Dies kann verschiedene Gründe haben: Entweder weil der Doktortitel bessere Karrierechancen bietet, oder weil die wissenschaftliche Freiheit und die intensive Beschäftigung mit einem selbst gewählten Thema eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag darstellen. Nicht selten stellte ich in persönlichen Gesprächen fest, dass der Gedanke an eine Promotion bei vielen eine unerfüllte Sehnsucht nach einer verpassten Chance oder einer nie genommenen beruflichen Abzweigung hervorruft. In jedem Fall handelt es sich beim Möchte-ich-noch-promovieren? um eine sehr persönliche und tief greifende Frage, die nicht mit einer normalen Berufs- oder Studienwahl vergleichbar ist.

    Oft werden die Überlegungen einer noch möglichen Promotion jedoch nicht weiterverfolgt, da eine Rückkehr an die Universität mit zahlreichen materiellen und immateriellen Einschränkungen verbunden ist: Man müsste für mehrere Jahre auf eine schlechter bezahlte Stelle wechseln, möglicherweise weg von einer sicheren, unbefristeten Anstellung, ohne dabei die Garantie zu haben, nach einer erfolgten Promotion auf ein vergleichbares oder höheres Level zu kommen. Zudem muss man möglicherweise noch umziehen, da der erhoffte Lehrstuhl selten zufällig in der gleichen Stadt ist, wie die aktuelle Tätigkeit. Außerdem liegt vielleicht auch die eigene Studienzeit schon ein paar Jahre zurück und man traut sich die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens oder der Statistik nicht mehr recht zu (analog zu einer Person, die auf dem zweiten Bildungsweg noch studieren möchte). Nicht zuletzt muss man sich auch auf eine neue Geisteshaltung einlassen, welche geprägt ist von Offenheit, Kreativität und Wissensdrang. Diese steht oft im Gegensatz zu vielen Berufsbildern mit klaren Strukturen, Aufgaben und Hierarchien. So bleibt der Traum der Promotion oft unerfüllt. Dabei gibt es Alternativen zu der klassischen Anstellung am Lehrstuhl und der Rückkehr auf einen studienähnlichen Lebensstandard.

    Es gibt jedoch auch die andere Seite: Nicht wenige Arbeitnehmende sind trotz zahlreicher Plagiatsfälle immer noch der Meinung, dass sich eine Promotion praktisch im Vorbeigehen abschließen lässt. Sie hören von kostenpflichtigen Angeboten privater Hochschulen oder lassen sich auf dubiose Ghostwriterangebote ein. Sie beginnen typischerweise, sich in ein Thema einzulesen, machen aufgrund anfangs niedriger Hürden zunächst schnell Fortschritte und haben nach kurzer Zeit des Schreibens bereits das Gefühl, einen vermeintlich großen Teil der Arbeit bereits absolviert zu haben. Gestützt wird diese Ansicht noch von privaten Anbietern externer Promotionsprogramme, die suggerieren, dass man eine Promotion praktisch vollständig neben der täglichen Arbeit absolvieren kann. Dies ist oft ein Trugschluss, insbesondere wenn die Einbindung in den akademischen Betrieb und die hilfreichen Momente des regelmäßigen Feedbacks fehlen. In der Folge reduzieren die Arbeitnehmende ihre Arbeitszeit nicht, merken jedoch spätestens beim Austausch mit den Doktoreltern, dass die Forschungslücke bereits gedeckt ist, dass sie methodische Fehler gemacht haben oder dass sie viel zu früh mit dem Schreiben begonnen haben, ohne eine klare Struktur entwickelt zu haben. Die wissenschaftlichen Standards oder der wissenschaftliche Beitrag werden möglicherweise bei dieser Vorgehensweise vernachlässigt und die Arbeit ist anfällig für Fehler aller Art. Dadurch entsteht Enttäuschung auf allen Seiten: beim Promovierenden, bei dessen privatem und beruflichem Umfeld sowie den Doktoreltern.

    Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen. Dieses ist verkürzt dargestellt, abgewandelt und entstammt einer kurzen Konversation, in der nicht alle Aspekte eines Promotionsvorhabens abgedeckt werden konnten. Das Beispiel ist abstrahiert von einer Anfrage einer Person, die mich um Rat zu ihrem Promotionsprojekt bat.

    Beispiel

    „Ich habe mittlerweile mein Studium abgeschlossen und ein Traineeprogramm begonnen. Ich möchte dabei nebenberuflich promovieren, um mich einfach außerhalb meiner Tätigkeit dort noch weiterzubilden. Dabei möchte ich mich damit befassen, wie Firmen erfolgreich expandieren, worauf sie dabei achten sollten etc. Dabei möchte ich den asiatischen Markt als Beispiel nehmen und im Zuge dessen einen Zusammenhang mit meiner Branche herstellen, indem ich die Marktstrategien auf ihre Vor- und Nachteile analysiere und schlussendlich Handlungsempfehlungen gebe."

    Gerne können Sie an dieser Stelle einen Selbsttest durchführen. Sie werden im Laufe des Buches immer wieder die Möglichkeit haben, kleinere Fragen und Aufgaben selbst zu beantworten. Dabei geht es nicht um ein „Richtig oder „Falsch, sondern um Annahmen über Promotionsvorhaben und die Festigung des eigenen Promotionswunsches.

    Überlegen Sie sich, was Sie der Personen bei ihrem Forschungsprojekt raten würden. Finden Sie die Forschungslücke und die methodische Vorgehensweise überzeugend? Auf welche Fallstricke sollte der angehende Promovierende noch achten und wie schätzen Sie die Vereinbarkeit mit dem bereits bestehenden Arbeitsverhältnis ein? Welche Alternativen zur Promotion würden Sie gegebenenfalls empfehlen? Welche Fragen müssten Sie noch stellen, um eine verlässliche Empfehlung abgeben zu können?

    Die Beschreibung weist mehrere Ungereimtheiten auf, die das Vorhaben behindern könnten (oder der verkürzten Darstellung zum Opfer gefallen sind): Zum einen ist eine Promotion keine reine Weiterbildungsmaßnahme, sondern eine eigenständige Tätigkeit, die viel Zeit erfordert. Darüber hinaus möchte sich die Person „einfach weiterbilden". Hier ist eine Promotion nicht geeignet. Promotionen sind aufwendige, mehrjährige Prozesse mit vielen Höhen und Tiefen. Im Laufe dieses Prozesses bildet man sich zwar zwangsläufig weiter, aber dies ist gewissermaßen das Nebenprodukt und eine Promotion ist nicht per se auf die Weiterbildung angelegt. Für diejenigen, die noch nicht sicher sind, ob sie eine Promotion, eine berufsbegleitende Promotion, einen MBA oder ein Fernstudium verfolgen sollen, ist in Abschn. 2.​3 ein Selbsttest zur Promotion abgebildet. Dieser kann Ihnen einen ersten Eindruck geben, ob die (berufsbegleitende) Promotion das Richtige für Sie ist.

    Ferner möchte die Person Handlungsempfehlungen geben. Dies spiegelt die Praxisbrille wider, die wir alle nach mehreren Jahren im Unternehmen aufsetzen und mit der viele Studierende die Business Schools verlassen. Vielmehr geht es in der Wissenschaft jedoch um eine Erweiterung des theoretischen Wissens und eher zweitrangig um konkrete Handlungsempfehlungen. Dennoch könnte sich hier ein Promotionsprogramm mit dem Abschluss des Doctor of Business Administration (s. Abschn. 2.​1.​2) anbieten, bei dem die Forschung explizit auch (oder vorwiegend) einen praktischen Beitrag leisten soll.

    Der methodische Ansatz ist, „die Vor- und Nachteile zu analysieren". Ganz abgesehen davon, dass dies für einen wissenschaftlichen Mehrwert nicht ausreichen dürfte, weist der Ansatz auf eine qualitative Arbeit hin. Dies ist möglich, birgt jedoch andere Herausforderungen: Durch die Fokussierung auf ein Beispiel (hier der asiatische Markt) stellt sich schnell die Frage, ob die gefundenen Ergebnisse verallgemeinert werden können. Spätestens bei der Einreichung bei einem Journal oder der kritischen Prüfungskommission könnte es hier Rückfragen geben.

    Sowohl diejenigen, die die Promotion aufgrund der Umstände erst gar nicht beginnen, sowie diejenigen, die die Promotion auf die leichte Schulter nehmen, können am Ende nicht zufrieden sein. Wenig bekannt ist dabei jedoch, dass es, vergleichbar mit einem berufsbegleitenden Studium, auch die Möglichkeit zur berufsbegleitenden Promotion gibt. Sie ermöglicht einen Mittelweg zwischen der klassischen Promotion im Rahmen einer universitären Anstellung und dem reinen Berufsleben. Im Vorwort klang bereits an, dass mir in persönlichen Gesprächen oft klar wird, dass Interessierte oder Dritte erstaunt sind, von derartigen Möglichkeiten zu hören, da sie kaum bekannt sind. Dies ist umso erstaunlicher, da es mehrere Modelle mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen gibt, bei denen für (fast) jede persönliche Situation etwas dabei ist.

    Zwar sei schon jetzt erwähnt, dass auch berufsbegleitende Promotionen nicht zu unterschätzen sind und ebenso viel Selbstdisziplin, Organisationsfähigkeit und Entbehrungen erfordern wie die Promotion als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Mitarbeiter. Berufsbegleitende Promotionen dürften damit nur für eine bestimmte Zielgruppe interessant sein. Aber nur wer alle verfügbaren Möglichkeiten kennt, kann für sich persönlich eine Abwägung treffen und die passendste Option auswählen.

    Dieses Buch ist daher vor allem Ratgeber, Leitfaden und Orientierungshilfe. Diejenigen, die bisher die Idee einer Promotion aufgrund des vermeintlich notwendigen Verzichts auf eine praktische Tätigkeit verworfen haben, können mithilfe dieses Buches hoffentlich doch noch zu ihrem Glück kommen. Schritt für Schritt wird gezeigt, welche Modelle es gibt, wie man bei der Suche nach einem Thema und nach Doktoreltern vorgeht, welche Synergien man aus der Kombination von Unternehmen und Forschung ziehen kann und vor allem wie der Promotionsprozess aus der Sicht von (berufsbegleitenden) Promovierenden ausgestaltet ist. Für die zweite Gruppe, die auf eine vermeintlich einfache Promotion setzt, ermöglicht dieses Buch eine kritische Reflexion. Sicher kann man auf ein privatwirtschaftlich orientiertes Angebot eingehen, ohne dass dies später ein Problem darstellt. Das Buch motiviert aber hoffentlich zu Wissensdrang, Erkenntnisgewinn und Neugier und dazu, eine Arbeit abzuliefern, die den eigenen Ansprüchen entspricht und auf die man auch nach Jahren noch stolz sein kann.

    Das vorliegende Buch füllt damit auch eine Lücke. Bisherige Bücher zum Thema Promotion lassen sich in mehrere Kategorien einteilen: Dazu gehören beispielsweise ganz allgemeine Bücher zum Thema Promotion, die im Detail auf wissenschaftliches Arbeiten oder den Veröffentlichungsprozess eingehen. Auf diese wird vor allem in Kap. 5 öfter verwiesen. Ferner gibt es auch spezielle Promotionsbücher für das Fach Medizin, bei welchem ein Großteil der Studierenden promoviert und deren Promotionsprozess nach einem anderen Schema abläuft. Bisherige Bücher decken jedoch gar nicht oder nur unzureichend die berufsbegleitende Promotion ab. Dies könnte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass eine berufsbegleitende Promotion nur beschrieben und erläutert werden kann, wenn sie auch absolviert wurde. Die Zahlen von berufsbegleitenden Promotionsvorhaben sind jedoch weiterhin sehr klein. Dies soll unter anderem mit dem vorliegenden Buch und vor allem mit Ihnen geändert werden.

    Der thematische Fokus des Buches wird dabei auf einer wirtschaftsnahen berufsbegleitenden Promotion in Deutschland liegen. Dazu zählt insbesondere die allgemeine Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit allen Subdisziplinen wie Management, Marketing oder Wirtschaftsinformatik sowie verwandten Disziplinen wie Volkswirtschaftslehre (VWL) oder (Wirtschafts-)Psychologie. Dies liegt in der Natur der Sache, da meist privatwirtschaftliche Unternehmen die finanziellen Ressourcen und wettbewerblichen Anreize haben, berufsbegleitende Promotionsstellen auszuschreiben. Ich bin jedoch überzeugt, dass auch der öffentliche Dienst oder andere Institutionen von berufsbegleitenden Promotionsmöglichkeiten profitieren würden. In Kap. 4 wird beispielsweise die berufsbegleitende Promotion für das Lehramt des Landes Bremen skizziert. Solche Angebote stellen außerhalb der Privatwirtschaft jedoch eine Ausnahme dar und sollen in diesem Buch daher auch nicht im Detail thematisiert werden.

    Lediglich am Rande wird die berufsbegleitende Promotion für die Sozial-, Geistes-, Rechts- und Naturwissenschaften behandelt. Im Grunde kann das Buch für diese Disziplinen 1:1 angewendet werden, sofern man einen Arbeitgeber findet, welcher das Promotionsprojekt fördern würde. Dies ist jedoch oft schwierig, da der unternehmerische Mehrwert für den Arbeitgeber verständlicherweise ersichtlich sein muss. Ein kurzes Beispiel hierzu aus der Praxis:

    Beispiel

    Eine Person aus meinem Umfeld studierte ein geisteswissenschaftliches Fach und arbeitete nach dem Studium einige Zeit in der Finanz-/Versicherungswirtschaft. Sie hatte die Idee einer Promotion nie aufgegeben und wollte ihrem Arbeitgeber ein berufsbegleitendes Modell im geisteswissenschaftlichen Bereich schmackhaft machen. Das Themengebiet der Literaturwissenschaften war jedoch zu weit von der Branche des Unternehmens entfernt, sodass womöglich keine nennenswerten Impulse für die Geschäftstätigkeit erwachsen wären. Daher ist eine berufsbegleitende Promotion in diesem Beispiel nicht zustande gekommen.

    Das Beispiel zeigt, dass berufsbegleitende Promotionen auch ihre Grenzen haben und selbst mit den in Kap. 7 dargestellten Argumenten der Arbeitgeber in diesem konkreten Fall wohl nicht zu überzeugen gewesen wäre. Derartige Beispiele werden im Laufe des Buches immer wieder vorkommen, auch um Ihnen zu zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind und wo die Grenzen liegen.

    Auch Promotionen im Ausland werden nur am Rande und im Zusammenhang mit ausländischen Abschlüssen behandelt. Der Fokus wird daher rein auf Deutschland beschränkt sein, was angesichts der Länderhoheit der Bildungspolitik (und damit der Promotionen) bereits herausfordernd genug ist.

    1.2 Die berufsbegleitende Promotion aus Unternehmensperspektive

    Neben der individuellen Perspektive der Promovierenden sind berufsbegleitende Promotionen jedoch auch aus der Sicht von Unternehmen interessant. Im nächsten Schritt werfen wir daher noch ein Blick auf die Unternehmensperspektive.

    Unternehmen stehen kontinuierlich vor der Herausforderung, die eigene Marktposition durch Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Großen Unternehmen stehen dabei breit aufgestellte Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zur Verfügung, die jährlich zahlreiche Patente anmelden und sich eine Vielzahl an Vollzeitforschenden leisten können. So sind im Bereich Corporate Research bei der Robert Bosch GmbH weltweit rund 1800 Personen beschäftigt (Robert Bosch GmbH 2020) und SAP unterhält weltweit mehr als 100 Forschungs- und Entwicklungszentren. Die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) müssen hingegen auf das vorhandene Humankapital sowie eine gute Personalpolitik vertrauen, da sie oft weniger attraktiv oder schlicht weniger bekannt sind bei jungen Studierenden oder Forschenden.

    Gerade KMU müssen folglich schwerpunktmäßig über Neueinstellungen oder Weiterbildungen ihre Innovationskraft stärken. Ermöglichen Unternehmen ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berufsbegleitende Promotionsmöglichkeiten, so sichert dies neues Wissen und generiert Impulse für die eigene Geschäftstätigkeit. Nicht ohne Grund bieten bereits viele Weltmarktführer standardmäßig Promotionsstellen in ihren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen an (dazu mehr in Abschn. 4.​9 und Kap. 7). Dabei ist es irrelevant, ob es sich um ein Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe oder dem Dienstleistungsbereich handelt. Schaut man sich exemplarisch die Partnerunternehmen deutscher Universitäten an, so gibt es oft nur einen regionalen Fokus, aber keine Systematik bei den angebotenen Produkten und Dienstleistungen. Ein möglicher Grund: Auf alle Unternehmen kommen durch Megatrends, wie Klimawandel, Digitalisierung oder den demografischen Wandel, enorme Herausforderungen zu, für die es neue Ansätze und neues Denken benötigt.

    Zudem sind Unternehmen jeglicher Größe aufgrund des demografischen Wandels gezwungen, jungen Absolventinnen und Absolventen attraktive Karriereangebote zu machen. Neben monetären Aspekten sind diese auch immer mehr qualitative Elemente, wie eine angemessene Work-Life-Balance, Möglichkeiten zum Sabbatical oder innerhalb der Arbeitszeit den eigenen Interessen nachzugehen. So erlaubte es Google beispielsweise seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Beginn, 20 % der

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