Claude Debussy: "Children's Corner": Entstehung, Inhalte, Analysen
Von Jochen Scheytt
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Über dieses E-Book
Dieses Buch fasst die Entstehung des Zyklus zusammen und zeigt anhand musikalischer Analysen der sechs Einzelstücke, wie Debussy Chouchous Welt mit seiner eigenen Tonsprache verband. Von den über 90 Notenbeispielen können die meisten interaktiv angehört werden.
Jochen Scheytt
Jochen Scheytt wurde 1966 in Mühlacker geboren. Er studierte in Stuttgart Musik und Anglistik. Seit über 20 Jahren unterrichtet er am Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teck Musik und Englisch. Außerdem ist er als Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart tätig. Eine schriftstellerische Tätigkeit für verschiedene Schulbuchverlage rundet sein Tä-tigkeitsfeld ab. Seit 1999 ist Jochen Scheytt mit seiner eigenen Homepage www.jochenscheytt.de mit Beiträgen zu Claude Debussy, Popsongs, Al Jarreau und der Minstrel Show im Internet vertreten.
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Buchvorschau
Claude Debussy - Jochen Scheytt
Jochen Scheytt wurde 1966 in Mühlacker geboren. Er studierte in Stuttgart Musik und Anglistik. Seit über 20 Jahren unterrichtet er am Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teck Musik und Englisch. Außerdem ist er als Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart tätig. Eine schriftstellerische Tätigkeit für verschiedene Schulbuchverlage rundet sein Tätigkeitsfeld ab. Seit 1999 ist Jochen Scheytt mit seiner eigenen Homepage www.jochenscheytt.de mit Beiträgen zu Claude Debussy, Popsongs, Al Jarreau und der Minstrel Show im Internet vertreten.
Inhalt
Vorwort
Hörbeispiele
Der Gesamtzyklus
1.1 Allgemeines
1.2 Komposition und Veröffentlichung
1.3 Uraufführung
1.4 Chouchou
1.5 Titelbild
1.6 Inspiration
1.6.1 Modest Mussorgskys Kinderstube
1.6.2 Robert Schumanns Kinderszenen
1.6.3 Gabriel Faurés Dolly-Suite
1.6.4 England
1.7 Inhaltliche Gestaltung
1.8 Zeitliche und stilistische Einordnung
1.9 Pianistische Anforderungen
1.10 Debussys Einspielung
1.11 Orchesterversion
Betrachtungen zu den einzelnen Stücken
2.1 Doctor Gradus ad parnassum
2.1.1 Die Etüde
2.1.2 Der Titel
2.1.3 „Hygienische und fortschreitende Gymnastik"
2.1.4 Formale und inhaltliche Gestaltung
2.1.5 Debussys Humor
2.1.6 Motivisch-thematische Zusammenhänge
2.1.7 Melodik
2.1.8 Die Coda (Stretta)
2.2 Jimbo‘s Lullaby
2.2.1 Themenübersicht
2.2.2 Themen und formale Anlage
2.2.3 Themen und zugeordnete Harmonik
2.2.4 Die große Sekund als wesentlicher Baustein
2.2.5 Auskomponiertes Einschlafen
2.3 Serenade for the doll
2.3.1 Die Serenade
2.3.2 Entstehung und Veröffentlichung
2.3.3 Widersprüchliche Interpretationen des Titels
2.3.4 Debussys Spanien
2.3.5 Elemente spanischer Musik in Serenade for the doll
2.3.6 Formale Gliederung
2.3.7 Motivisch-thematische Analyse
2.3.8 Harmonik
2.3.9 Versuch einer Deutung
2.4 The snow is dancing
2.4.1 Überblick
2.4.2 Schneefall – das Urmotiv oder Schnee-Motiv
2.4.3 Schneetreiben – die Sechzehntel-Bewegung
2.4.4 Melodien
2.4.5 Formale Gliederung und harmonische Anlage
2.4.6 Harmonik und Farbwerte
2.4.7 Versuch einer Interpretation
2.5 The little Shepherd
2.5.1 Anregung
2.5.2 Inhalt
2.5.3 Themen
2.5.4 Formale Gliederung
2.5.5 Motivische Zusammenhänge
2.5.6 Dynamik
2.6 Golliwogg‘s cake walk
2.6.1 Minstrel Shows
2.6.2 Die Golliwogg-Puppe
2.6.3 Cakewalk
2.6.4 Elemente des Cakewalk in Golliwogg’s cake walk
2.6.5 Ragtime
2.6.6 Elemente des Ragtime in Golliwogg’s cake walk
2.6.7 Formale Analyse
2.6.8 Gestaltung der Einleitung
2.6.9 Gestaltung der Übergänge
2.6.10 Debussys und Wagner – Tristan-Zitat
Literatur
Werkregister
Personenregister
Vorwort
Dieses Buch über Claude Debussys Klavierzyklus Children’s Corner entstand aus der Arbeit an der Webpage www.jochenscheytt.de/debussy.html, den deutschen Debussy-Seiten. Beim Aktualisieren der Seite über Children’s Corner stellte sich heraus, dass der Beitrag den Rahmen der Webseite definitiv sprengen würde. So entstand die Idee für ein Buch.
Children’s Corner kann als eines der beliebtesten Klavierwerke Debussys angesehen werden. Darum ist es erstaunlich, wie wenig Sekundärliteratur dazu zu finden ist. Somit stößt dieses Buch in eine Lücke, die auch die vielen Veröffentlichungen zu Debussys 100. Todesjahr 2018 nicht füllten.
Der Hauptteil dieses Buchs besteht aus musikalischen Analysen der sechs Einzelstücke. Diese Analysen streben keine Vollständigkeit an; es werden also nicht immer alle musikalisch untersuchbaren Parameter betrachtet. Stattdessen fokussieren sich die Analysen auf charakteristische musikalische Merkmale der einzelnen Stücke des Zyklus, sowie auf Besonderheiten in der musikalischen Sprache Debussys. So steht im Kapitel zu Doctor gradus ad parnassum die musikalische Karikatur der Gattung Etüde und Debussys Humor im Zentrum, bei Serenade for the doll die Einbindung von Elementen spanischer Musik, bei The snow is dancing die musikalische Umsetzung des fallenden Schnees und bei Golliwogg’s cake walk die Bezüge zu Ragtime, Cakewalk und der Minstrel Show.
Ich hoffe, dass dieses Buch für alle Leser einige neue Einblicke in Debussys Zyklus Childern’s Corner bieten und somit zum tieferen Verständnis des Werks beitragen kann.
Metzingen, im April 2022
Jochen Scheytt
Hörbeispiele
Die Mehrzahl der im Buch abgedruckten Notenbeispiele können auf meiner Webseite angehört werden. Sie können dazu entweder direkt die Adresse www.jochenscheytt.de/debussy/buch/childrenscornermp3s.html eingeben oder den folgenden Code scannen.
Auf der so erreichbaren Seite sind alle als Hörbeispiele vorhandenen Notenbeispiele aufgelistet und anhörbar. Welche dies sind, kann im Buch an folgendem Symbol erkannt werden:
Die Hörbeispiele wurden von mir eingespielt und entsprechen immer genau den notierten Passagen.
1. Der Gesamtzyklus
1.1 Allgemeines
Claude Debussys Klavierzyklus Children‘s Corner besteht aus insgesamt sechs Stücken. Diese sind im Einzelnen:
1. Doctor Gradus ad parnassum
2. Jimbo‘s Lullaby
3. Serenade for the doll
4. The snow is dancing
5. The little Shepherd
6. Golliwogg‘s cake walk
Die Stücke sind mit je circa zwei Minuten alle recht kurz, so dass eine Aufführung des kompletten Zyklus ungefähr 12 Minuten dauert.
1.2 Komposition und Veröffentlichung
Claude Debussy komponierte Children‘s Corner zwischen 1906 und 1908. Im September 1908 wurde Children‘s Corner beim Verlag Durand & Cie mit einem von Debussy selbst gestalteten Titelblatt publiziert.
Das dritte Stück, Serenade for the doll, war schon zuvor als Einzelausgabe veröffentlicht worden. Unter dem französischen Titel Sérénade à la poupée war es im selben Jahr 1908 erschienen, zwei Monate vor der Publikation des gesamten Zyklus.
1.3 Uraufführung
Die Uraufführung fand noch im Jahr der Veröffentlichung am 18. Dezember 1908 im Cercle musical in Paris statt. Pianist war der Engländer Harold Bauer.
Bauer wurde 1873 in Kingston upon Thames geboren und machte zunächst als Violinist Karriere. 1893 kam er nach Paris, um Klavier zu studieren und machte sich bald einen Namen als Pianist. Wie genau er zu der Ehre kam, Children‘s Corner zur Uraufführung zu bringen, ist nicht bekannt. Bauer berichtet in seiner Autobiographie, dass ein gemeinsamer Freund, ein Konzertveranstalter, die Bitte an ihn herangetragen habe, und angab, diese komme von Debussy selbst.¹ In der Tat scheint dies ungewöhnlich, da – wie Bauer selbst berichtet – er und Debussy Jahre zuvor in Streit geraten waren, worauf der Kontakt zwischen den beiden abgebrochen war. Vielleicht kam Debussy erneut auf Bauer zu, weil er einen Pianisten suchte, der sowohl die englische Herkunft als auch das Gefühl für die französische Kunstausübung miteinander vereinte – tragen doch alle Stücke des Zyklus englische Titel und stammt die Golliwogg-Puppe auch aus England. Dass Debussy ein Faible für alles Englische hatte, ist bekannt.
Debussy wohnte der Uraufführung nicht persönlich bei. Insgeheim fürchtete er negative Reaktionen des Publikums, sicherlich vor allem wegen der Wagner-Parodie in Golliwogg‘s cake walk, die dem fachkundigen Publikum damals sicher nicht entgangen sein durfte. So wartete er draußen unruhig, bis dieser gefürchtete Moment vorüber war. Harold Bauer traf Debussy nach Beendigung des Zyklus im Hof, wo dieser „mit mürrischem Gesicht auf- und abging. Er kam auf mich zu: »Eh bien! Wie hat man‘s aufgenommen?« […] Ich sah ihm direkt in die Augen. »Sie haben gelacht«, sagte ich kurz. Ich sah, wie er vor Erleichterung aufatmete. Er brach in ein befreites, fröhliches Gelächter aus, schüttelte mir herzlich die Hand und sagte: »Wissen Sie, ich danke Ihnen vielmals!«²
1.4 Chouchou
Children‘s Corner ist Debussys Tochter Claude-Emma, genannt Chouchou (dt. Liebling), gewidmet. Sie war das einzige gemeinsame Kind von Emma und Claude Debussy und kam am 30. Oktober 1905 zur Welt, gut drei Jahre bevor Emma und Claude 1908 nach einem langwierigen Scheidungsprozess heiraten konnten.
Debussy, der bei der Geburt Chouchous 43 Jahre alt war, liebte seine Tochter auf eine sehr innige Art und Weise, wie Freunde und Bekannte der Familie bestätigten und näher beschrieben. So erinnert sich der Arzt Pasteur Valléry-Radot: „Eines seiner größten Vergnügen war es zuzuhören, wie seine Tochter Chouchou sprach, sang, Klavier spielte und zu den für sie erdachten Rhythmen tanzte." ³ Die schottische Sängerin Maggie Teyte, die zur Einstudierung des Parts der Mélisande in Debussys Oper Pelléas et Mélisande neun Monate bei Debussy ein- und ausging, berichtet: „Seine ungewöhnliche Geistigkeit verriet sich in seiner Liebe zu seiner kleinen Tochter; sie war sozusagen die zentrale Nabe, um die sich das Rad seiner Zuneigung drehte […]." ⁴
Chouchou war knapp drei Jahre alt, als Debussy Children‘s Corner fertig stellte. Die Widmung lautete: „Meiner geliebten kleinen Chouchou, mit zärtlichen Entschuldigungen ihres Vaters für das, was folgt…" Chouchou überlebte ihren Vater nur um etwas mehr als ein Jahr und starb am 14. Juli 1919 im Alter von 13 Jahren an der falschen medikamentösen Behandlung einer Diphterie-Infektion.
Debussy komponierte ein zweites Werk mit kindlicher Thematik, welches er ebenso wie Children’s Corner Chouchou widmete. Es handelt sich dabei um das Ballett La Boîte à joujoux (Die Spielzeugkiste), das 1913 als Klavierfassung entstand und auf dem gleichnamigen Kinderbuch von André Héllé basiert. Debussy begann auch eine Orchestrierung, die er allerdings aufgrund seiner Krebserkrankung nicht mehr fertigstellen konnte. Weder er noch Chouchou erlebten die Uraufführung, die erst am 10. Dezember 1919 stattfand.
1.5 Titelbild
Auf dem von Debussy selbst gestalteten Titelbild ist ein kleiner Elefant zu sehen, an dessen Rüssel ein in der Luft schwebender Luftballon in Form einer Golliwogg-Puppe