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Nicht Atmen Nicht Bewegen: Medizinalltag: Anekdoten und Einblicke
Nicht Atmen Nicht Bewegen: Medizinalltag: Anekdoten und Einblicke
Nicht Atmen Nicht Bewegen: Medizinalltag: Anekdoten und Einblicke
eBook257 Seiten2 Stunden

Nicht Atmen Nicht Bewegen: Medizinalltag: Anekdoten und Einblicke

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Über dieses E-Book

Diese Geschichten beschreiben und erzählen Ereignisse und
Konflikte, auf die Medizinstudenten während des Studiums
und Ärztinnen und Ärzte während der klinischen Aus- und Weiterbildung nicht vorbereitet werden.
Leidtragende sind häufig die anvertrauten Patienten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Mai 2022
ISBN9783756279531
Nicht Atmen Nicht Bewegen: Medizinalltag: Anekdoten und Einblicke
Autor

Rolf Kaiser

Dr.med. Rolf Kaiser Studium der Humanmedizin Umfassende klinische Ausbildung Facharzt Niederlassung in eigener Praxis Im Ruhestand

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    Buchvorschau

    Nicht Atmen Nicht Bewegen - Rolf Kaiser

    Das Messer

    Nachtdienste im Krankenhaus sind bei vielen Assistenzärzten so beliebt wie das angekaute Ende einer Currywurst. Es sei denn, die Kollegen wollen sich von dem gut entlohnten Zubrot eine Villa im Tessin leisten. Alle hassen die Zeit zwischen 3 und 4 Uhr morgens, wenn ich bis dahin alle Hände voll zu tun hatte, spüre ich meinen absoluten körperlich und geistigen Tiefpunkt überhaupt nicht. Schlimmer wird es, wenn ich bereits tief und fest geschlafen habe und vom Telefon oder dem Pieper, den ich immer bei mir trage, geweckt werde. Ich empfinde das Telefonklingeln als unwirklich und lästig, da ich gerade träumte, das Wollkleid von Brigitte Bardot aufzudribbeln.

    Aber das Klingeln bleibt hartnäckig und quält sich schließlich in mein Bewusstsein vor. Völlig schlaftrunken und gerädert wälze ich mich aus dem wohlig warmen Bett und erfummel den Knopf der Nachttischlampe, die neben dem Telefon steht, um das Licht anzuknipsen. Glück gehabt, ein halb geleertes Glas Wasser habe ich gerade noch verfehlt und nicht versehentlich vom Tisch gewischt. Ich schnappe mir den Hörer und vernehme die Botschaft, dass der diensthabende Kollege aus der Chirurgie mich zu einer Patientin ruft. Er erwartet mich in der Aufnahmeambulanz und verlangt von mir ein neurochirurgisches Konsil. Er versorgt eine junge Frau, die von ihrem Mann mit einem Brotmesser traktiert und mehrfach am Kopf getroffen worden ist. So ein Mist, denke ich. Können die sich denn nicht friedlicher auseinandersetzen? Ich bin noch schlafverschwitzt, das verflixte Hemd sträubt sich und lässt sich nur mit Mühe und Verrenkungen über den Kopf streifen, ganz zu schweigen von den Ärmeln, die irgendein Idiot zugenäht zu haben scheint. Torkelnd und schlaftrunken erreiche ich die Ambulanz und muss unwillkürlich blinzeln, weil sich das helle, kalte Neonlicht in den blau gekachelten Wänden der Ambulanz spiegelt. Der diensthabende Chirurg steht am Kopfende einer Liege. Er trägt eine blutverschmierte Plastikschürze wie ein Metzgergeselle kurz vor Feierabend. Er versorgt eine junge, regungslose Frau, dick und blutverschmiert. Ihr Gesicht weist viele zum Teil noch blutende Schnittwunden auf. Aus einer Arterie der Kopfschwarte schießt pulsierend hellrotes Blut, die Schnittränder klaffen, man schaut auf den bloßen Schädelknochen. Der Kollege versucht verzweifelt, diese kleine Schlagader zu unterbinden. Mit seinen blutverschmierten und glitschigen Handschuhen ist diese Näharbeit etwa so mühevoll, wie das Aufheben einer Stecknadel mit abgekauten Fingernägeln.

    Schnuppernd sauge ich die Luft ein. Neben dem typischen Desinfektionsmittelgeruch nehme ich etwas anderes wahr, es ist der Geruch von abgestandenem, verschaltem Bier. Bald stellt sich heraus, dass die junge Dame über zwei Promille im Blut hat. Der Chirurg bittet mich, einen Blick auf die Röntgenbilder vom Kopf der Frau zu werfen. Ihm sei dort eine helle Linie aufgefallen, die er nicht einordnen könne. An einem grell erleuchteten Lichtkasten an der Wand hängen zwei Röntgenaufnahmen vom Schädel. Der Kollege deutet mit seinen halb sterilen blutigen Handschuhen auf einen kurzen weißen Strich am Schläfenknochen, der so gar nicht zum übrigen Röntgenbild passen will. Diese Linie sieht aus wie zufällig eingekratzt, eine andere Idee fällt mir dazu nicht ein. Ohne die Bilder ausreichend zu analysieren, teile ich dem Kollegen daraufhin voreilig und lustlos mit, dass es sich bei diesem auffälligen Strich um ein Artefakt, also ein Kunstprodukt handelt. Verschmutzungen oder mechanische Einflüsse können gelegentlich in der Entwicklermaschine auf Röntgenfilmen eigenartige Muster hinterlassen. Wenn diese Struktur bedeutungsvoll wäre, dann hätte das sofort weitere Konsequenzen nach sich gezogen. Die rufbereite Mannschaft von der Computertomographie (CT) hätte aus dem Schlaf getrommelt werden müssen. Je nach Ergebnis der CT-Untersuchung vom Kopf hätte ich meinen Oberarzt wecken und informieren müssen, ob eventuell operative Konsequenzen anstünden, dann wäre die neurochirurgische OP-Mannschaft als nächstes fällig gewesen. Kurz, die ohnehin miese Nacht wäre vollends im Eimer und der nächste Tag versaut.

    Ich widme ich mich der dicken Frau, um sie neurologisch zu untersuchen. Ihre Augäpfel wandern hin und her, die Pupillen sind klein. Ich kneife sie in die Innenseite der Oberarme, um ihre Schmerzreaktion festzustellen. Das tut höllisch weh, und fast jeder noch einigermaßen Lebendige reagiert auf dieses Kneifen mit Abwehrbewegungen. Diese Frau nicht. Ich kitzle ihre Fußsohlen, um den sogenannten Babinski Reflex zu prüfen, aber eine nennenswerte Reaktion der Großzehen ist nicht zu registrieren. Ihre Arme und Beine hebe ich von der Unterlage und lasse sie fallen. Sie plumpsen schlaff auf die Liege. Mir erscheint das in Anbetracht des Alkoholspiegels im Blut der Frau durchaus verständlich. Wie oft bin ich nachts gerufen worden, um dieselben Reaktionen bei unzähligen nicht mehr ansprechbaren Alkoholikern feststellen zu müssen. Viele sind mit Stoff so abgefüllt, dass nichts sie aus ihrem Dämmerzustand herauszuholen vermag. Immer wieder reißt man dich nachts aus dem Schlaf, um Besoffene untersuchen zu müssen, die in ihrem Suff in Kellerlöcher stürzen, über Bordsteinkanten stolpern, gegen Autos laufen, oder die sich einfach hemmungslos aufs Pflaster stürzen. Als Untersucher ist man nicht in der Lage sicher zu unterscheiden, ob die Leute nur stinkbesoffen sind, oder möglicherweise halbtot, wegen einer Blutung im Kopf. Gott sei Dank sind sogar bei einer gesicherten Blutung viele Alkoholiker nicht akut gefährdet. Aufgrund des langjährigen Alkoholkonsums erleiden sie häufig einen Gehirnschwund, der so ausgeprägt sein kann, dass sogar eine größere Blutung innerhalb der fest geschlossenen Schädelkapsel keine lebensbedrohende Wirkung entfalten kann. Ich fange an, die Alkoholiker zu hassen.

    Eine sinnvolle Untersuchung ist nicht möglich. Manchmal sträuben sie sich derart gegen erforderliche diagnostische Maßnahmen, dass sogar fünf oder sechs Helfer nicht ausreichen, die Tobenden zu bändigen. Da geht es gelegentlich durchaus handfest zu. Sie teilen gezielte Fausthiebe aus, oder rammen die Knie gegen die Köpfe der Pfleger oder Ärzte, die ihnen beim Untersuchen zu nahekommen. Wenn ich eine Röntgenaufnahme vom Kopf anfertigen lassen will, um dieses edle Teil ohne Verwackelungen auf das schöne Röntgenbild zu bannen, sei achtsam! Unverhofft schlägt dich einer und reflexhaft schlage ich derbe zurück. Das führt häufig zum zweiten blauen Auge, oder zum dritten, wenn man selbst nicht schnell genug der gegnerischen Faust ausweichen konnte. Manche kotzen einen regelrecht an und bringen es dabei auf eine beachtliche Treffergenauigkeit. Es ist nicht möglich, diese Leute nach Hause zu schicken; denn ein Zuhause haben sie oft nicht und wenn doch, dann verdient es den Namen nicht. Auf die Straße zurück geht auch nicht, also ab in die Ausnüchterungszelle. Vorher aber muss eine ärztliche Untersuchung erfolgen, an die sich gegebenenfalls diagnostische und therapeutische Maßnahmen anschließen. Es hat früher mehrfach großen Ärger gegeben, weil zwei Alkoholiker in dieser Klinik in der Ausnüchterungszelle an ihrem eigenen Erbrochenem erstickt sind. Jetzt hat die bis unter die Decke gekachelte Zelle eigens eine Videoüberwachung. Ohnehin ist der Raum sehr wohnlich ausgestattet, mit einem Abfluss in der Mitte, einer offenen Kloschüssel – Modell unverwüstlich - und einer bequemen großen Gummimatratze, wie man sie vom Schulsport kennt. Einen Big Brother, der ständig überwachen kann, gibt es dennoch nicht, weil in der Notaufnahmeambulanz durchweg soviel zu tun ist, dass keine Zeit bleibt, ständig ein wachsames Auge auf die zusammengekrümmte Gestalt in der Zelle zu werfen. Ein gelegentlicher flüchtiger Blick muss genügen.

    Der Kollege hat unterdessen die Schlagader unterbunden, die zahlreichen Schnittwunden vernäht und vorschriftsmäßig den Schädelknochen auf einen Bruch hin abgetastet. Er hat nichts Auffälliges bemerkt. Seine Bemerkung, vielleicht doch noch ein CT zu veranlassen, wische ich souverän zur Seite. Dabei käme sowieso nichts heraus, meine ich selbstgefällig und freue mich schon auf mein vielleicht noch warmes Bett. Der Kollege widerspricht nicht, hat vielleicht auch keine Lust zu diskutieren und entlässt mich mit einem kollegialen Dankeschön. Beim Herausgehen frage ich noch, warum sich diese Messerstecherei denn eigentlich ergeben hat.

    Die Geschichte ist kurz erzählt. Die Frau ist verheiratet. Ihr Mann ist Alkoholiker und arbeitslos. Auch sie ist bekanntermaßen dem Alkohol nicht abgeneigt, hatte aber von ihrem Mann endgültig die Nase voll, weil er sie immer wieder im volltrunkenen Zustand verprügelt hat. Sie hat sich durchgerungen und war an diesem Tag beim Anwalt, um die Scheidung zu beantragen. Vielleicht erhofft sie sich von dieser Entscheidung, dass sie und ihre kleine Tochter ein gewaltfreies Leben führen können, wenn sie sich von ihrem Mann trennt. Abends sagt sie es ihrem Mann. Sie stehen sich in der Küche der gemeinsamen Wohnung gegenüber. Sie hat ihre kleine Tochter an der Hand. Glaubt sie, dass ihr das Stärke verleiht? Er packt sich ein Brotmesser vom Küchentisch und drischt auf ihr Gesicht, ihren Kopf ein. Es wird wohl sehr laut in der Wohnung gewesen sein und die Kleine hat sehr geweint. Die Nachbarn haben die Polizei alarmiert. Jetzt ist die junge dicke Frau in der Klinik, die Tochter bei den Nachbarn, der Mann festgenommen. Ich komme in mein Bereitschaftszimmer zurück, kuschel mich wohlig ins noch warme Bett und schlafe die wenigen, noch verbleibenden Stunden bis zum regulären Dienstbeginn störungsfrei.

    Am nächsten Tag eile ich zur Röntgenbesprechung, die wie üblich am frühen Nachmittag stattfindet. Meine Stationsarbeit habe ich rechtzeitig erledigt und alle dreißig Patienten sind gut versorgt und auch in der Ambulanz hat es keine nennenswerten Probleme gegeben. Der Radiologe demonstriert eine überaus eindrucksvolle Computertomographie vom Kopf einer jungen Frau, die vormittags auf der chirurgischen Intensivstation verstorben ist. Irgendein Kollege dort hatte diese Untersuchung noch am frühen Vormittag veranlasst. Ich werde blass. Diese Röntgenuntersuchung beweist es. Der Mann der jungen dicken Frau hat es doch tatsächlich geschafft, ihr das Brotmesser seitlich durch den Schläfenknochen zu rammen. Das war die auffällige Stelle auf dem Röntgenbild der letzten Nacht, auf die der Kollege hingewiesen hatte. Die Klinge ist quer durch das Gehirn gefahren, an die gegenüberliegende Innenseite des Schädelknochens geprallt, und muss, ohne abzubrechen, wieder herausgezogen worden sein. All das war auf dem CT anhand einer eindrucksvollen Blutspur quer durch das Gehirn hervorragend zu sehen. Mir blieb die wenig tröstliche Gewissheit, ein noch in der Nacht angefertigtes CT hätte zwar die korrekte Diagnose erbracht, aber zugleich die infauste Prognose offenbart. Diese Messerverletzung war so schwerwiegend, dass die Frau selbst bei einer Operation keinesfalls überlebt hätte.

    In Flagranti

    Die Indikationen zur Röntgenuntersuchung des Kopfes mittels der Computertomographie sind vielfältig, angefangen von Kopfschmerzen bis hin zur Tumordiagnostik oder Schädel-Hirn-Verletzungen. Da die Anforderungsscheine für diese Röntgenuntersuchung fast immer unzureichend ausgefüllt sind - die Bilder werden es ja schon zeigen – ist man genötigt, die Patienten, die am CT untersucht werden sollen, persönlich zu befragen. Dabei erfährt man doch eine Menge interessanter Dinge, die das Leben so würzig machen.

    Zurück zum Alltag: Vor mir sitzt ein verschmitzt lächelnder junger Mann, trotz seines turbanartigen Kopfverbandes, der an einigen Stellen Blut durchtränkt ist. Ich kann nicht so recht verstehen, warum er noch lächeln kann, so als ob er einer schönen Erinnerung nachhängen würde. Auf der Anforderung zur CT-Untersuchung steht: frische Fraktur der Schädelkalotte. Ausschluss einer Blutung. Der junge Mann gibt bereitwillig Auskunft. Er sei gerade mit einer drallen Blondine in höchstem missionarischem Eifer beschäftigt gewesen, als seine Frau überraschend in der Wohnung aufgetaucht sei. Der Anblick, der sich ihr bot, habe sie wohl so wütend und rasend gemacht, dass sie den nächstbesten greifbaren Gegenstand auf seinen Kopf gedonnert habe. Und das sei nun mal ein schwerer Glasaschenbecher gewesen. Die Röntgenuntersuchung bestätigte den Bruch im Schädelknochen und eine kleine Blutung im benachbarten Gehirnteil. Er wurde für einige Tage stationär aufgenommen und beobachtet. Da sich sein Befinden nicht verschlimmerte, war eine Operation nicht erforderlich und er konnte nach Hause gehen. Einige Wochen später kam ich zufällig in der Ambulanz vorbei. Im Flur saßen Patienten, allein oder mit Angehörigen. Ein verschmitzt lächelnder junger Mann saß auch da, mit einem frischen turbanartigen Kopfverband, der an einigen Stellen Blut durchtränkt war. Ich stutzte und dachte: Das kann doch wohl nicht wahr sein! Aber er war es. Ich muss wohl arg verdutzt ausgeschaut haben, denn er meinte sofort: Nein! Nein! Herr Doktor, nicht das, was Sie denken! Er gab wieder bereitwillig Auskunft: Es war Zahltag und er war vom Betrieb mit seiner Lohntüte direkt auf eine Bar losgesteuert. An der Theke hatten wohl einige üble Gestalten mitbekommen, dass er seinen Wochenlohn dabei hatte. Beim Verlassen der Bar hatten diese Ganoven ihm aufgelauert, ihn mit einem Totschläger bewusstlos geschlagen und dann mit seinem vollen Portemonnaie unerkannt das Weite gesucht.

    Das EKG

    Das Elektrokardiogramm, kurz EKG, ist eine unverzichtbare diagnostische Hilfe. Das Ableiten der Ströme, die bei der Kontraktion des Herzmuskels auftreten, und die Interpretation der auf Papier aufgezeichneten Linien und Zacken, ermöglichen die weitgehende Abklärung von Erkrankungen des Herzens. Das EKG wird auch auf der Intensivstation intensiv genutzt. Die sorgfältig auf der Brust des Patienten verklebten Kabel leiten die Herzaktionen an einen Fernsehmonitor weiter, der ein beständiges, gut sichtbares Bild liefert. Häufig ist sogar eine Fernleitung zur Zentrale der Intensivstation gelegt, so dass auch ohne Anwesenheit im Intensivkrankenzimmer jederzeit ein rasches Eingreifen beim Versagen des Herzmuskels möglich ist. Zusätzlich zu dem zackigen Fernsehbild ertönt ein akustisches Signal, das die Herzaktionen in Form eines Pieptons wiedergibt. Versagt die Pumpe, dann ertönt ein akustisches Warnsignal. Eine lückenlose Überwachung ist also durchgehend gewährleistet. Sollte der Ernstfall eintreten - ein Dauerpiepton und eine durchgezogene, unbewegte Linie auf dem Monitor - löst das beim Pflegepersonal und den Ärzten einen bedingten Reflex aus, der sofortiges, rasches und richtiges Verhalten erfordert. Eines der effektiven Verfahren, die Herzaktion bei Stillstand wieder in Gang zu setzen, ist ein kräftiger Faustschlag auf das Brustbein. Ein beherztes Zuschlagen ist dabei wesentliche Voraussetzung für den möglichen Erfolg. Nichts für Schwächlinge also!

    Aber was schief gehen kann, geht auch schief. Während einer Oberarztvisite auf der Intensivstation ertönt der Alarm. Wir alle rennen in das Zimmer eines alten, lieben Mütterchens. Sie liegt leblos im Bett, die Zeitung, die sie noch gelesen hatte, war ihr auf die Brust gesunken, der rechte Arm, die Handfläche nach oben, hing aus dem Bett. Der Monitor zeigte eine Nulllinie, es ertönte ein Dauerpiepton. Der Oberarzt muss ein beherzter Mann sein - sonst wäre er nicht Oberarzt - und schlägt der alten Frau die Faust aufs Brustbein, dass die Zeitung halb zerfleddert. „Aber Herr Doktor, was machen Sie denn da mit mir?" Erschrocken fährt die Frau im Bett hoch. Sie war beim Zeitungslesen eingeschlafen und hatte dabei mit der herabsinkenden rechten Hand aus Versehen ein Elektrodenkabel von ihrer Brust gelöst. Diese alte Überwachungstechnik war wohl nicht ausgereift genug. Heutzutage wird natürlich ein solcher Fehlalarm von der Technik erkannt und als solcher gemeldet. Aber

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