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Frauen ins Amt!: Männer der Kirche solidarisieren sich
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eBook333 Seiten4 Stunden

Frauen ins Amt!: Männer der Kirche solidarisieren sich

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Über dieses E-Book

Das Buch "… Weil Gott es so will - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin" ist innerhalb wie außerhalb der Kirche auf enorme Resonanz gestoßen und hat das Thema Ämter für Frauen in der Kirche erneut in den Fokus der Diskussion gerückt, auch im Synodalen Weg.

Das jetzige Buch macht den nächsten Schritt: 100 Männer der Kirche, darunter viele Prominente - Priester, Diakone und Ordensleute, auch eine Reihe Bischöfe - solidarisieren sich mit dem Anliegen der Frauen. In persönlichen Erfahrungsberichten schildern sie, wo sie das Gegenüber der Frauen in der Seelsorge und das gemeinsame Engagement der Geschlechter in der Pastoral vermissen. Die vielstimmigen Zeugnisse aus der Mitte der Kirche sind ein leidenschaftlicher Appell, die vielfältigen Charismen und Begabungen der Frauen endlich kirchlich anerzukennen. Sie geben eine kraftvolle Antwort auf die Zeugnisse der Frauen und zeigen: Frauen und Männer wollen auf den Geist hören und Gottes Willen tun, Frauen und Männer wollen Veränderung, Frauen und Männer wollen Gerechtigkeit.
Mit Beiträgen von Franz-Josef Bode, Daniel Bogner, Niklaus Brantschen, Max Cappabianca, Johannes zu Eltz, Gerhard Feige, Peter Frey, Gotthard Fuchs, Anselm Grün, Stefan Jürgens, Andreas Knapp, Erwin Kräutler, Reinhard Marx, Klaus Mertes, Franz Meurer, Bernd Mönkebüscher, Wunibald Müller, Peter Neher, Klaus Pfeffer, Matthias Remenyi, Thomas Sternberg, Martin Werlen, Heiner Wilmer, Ansgar Wucherpfennig u.v.m.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum31. Jan. 2022
ISBN9783451832536
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    Buchvorschau

    Frauen ins Amt! - Alois Albrecht

    EINFÜHRUNG DER HERAUSGEBER

    Weil Gerechtigkeit sein soll

    „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich, denn ihr alle seid eins in Christus Jesus." (Gal 3,27–28)

    EINBLICK

    Wohl kein Text des Neuen Testaments wird in der Diskussion um die Stellung der Frauen in der Kirche und ihre Zulassung zu den Weiheämtern öfter zitiert als diese Worte aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater. Auch in diesem Buch führen viele Autoren sie an: um ihrem Ruf nach Reformen und nach Anerkennung der Forderungen so vieler Frauen Nachdruck zu verleihen und um an die biblische Grundlage für das Thema Geschlechtergerechtigkeit zu erinnern. Denn „eins sein – daran besteht für sie kein Zweifel – muss als „gleichrangig verstanden werden, als Ausdruck der gleichen Würde und daraus resultierend der gleichen Rechte von Männern und Frauen: weil Gerechtigkeit sein soll. Es geht darum, die biblischen Texte und das Handeln Jesu in der Begegnung mit Frauen ernster zu nehmen und beides geradezu als Aufforderung zu verstehen, die Ämter in der Kirche für alle gleichermaßen zu öffnen.

    War nicht das Christentum von seinen Anfängen und seinem Wesen her eine Avantgarde? War nicht in ihm, konkret in Genesis 1, die gleiche Würde der Frau und damit die Gleichberechtigung der Frauen trotz und neben den historisch bedingten jeweiligen gesellschaftlichen Verengungen und Ausprägungen immer schon angelegt? Paulus lässt im Galaterbrief keinen Zweifel daran, dass er mit der Einebnung der gesellschaftlichen Rangunterschiede in der christlichen Gemeinde neue Maßstäbe setzt. Wäre angesichts der derzeitigen Rückschritte in Sachen politischer und sozialer Frauenemanzipation in verschiedensten Gesellschaften der Welt die Kirche also nicht gerade heute in besonderem Maße dazu aufgerufen, ein deutliches Zeichen zu setzen?

    In der Realität sind wir davon nach wie vor weit entfernt, vor allem seit Papst Johannes Paul II. seine Basta-Entscheidung fällte und der Frauenweihe und sogar jeder weiteren Diskussion darüber 1994 eine endgültige Absage erteilte: Die Kirche habe nicht die Vollmacht, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen (Ordinatio sacerdotalis Nr. 4). Die Rede von einer „wesenhaften Gleichberechtigung von Mann und Frau – wie in den Papst-Zitaten im Vorwort dieses Buches – hat demnach mit Gleichberechtigung, wie wir sie sonst verstehen, nichts zu tun; die kirchenrechtlich hierarchische Ordnung wird dadurch nicht angefochten. Sprache kann verführerisch sein, doppelbödig, irreführend. Auch da, wo bereits Papst Paul VI. und dann wieder Johannes Paul II. von der „Würde und Berufung der Frau im berüchtigten Singular schreiben und das Lehramt am Ende doch der Platzanweiser bleibt. Wie gerne würden wir doch die Päpste beim Wort nehmen, wenn nicht vieles das Gegenteil dessen bedeuten würde, was man/frau landläufig darunter versteht.

    Wie anders und wie befreiend klingt da, was Michael Wüstenberg in diesem Buch zum Thema Vollmacht schreibt: „Es war gerade die Vollmacht, das Unerwartete zu tun, mit der Jesus Menschen zum Staunen brachte und den Glauben als überzeugende, attraktive Alternative aufzeigte. Petrus und überhaupt den Nachfolgenden Jesu wurde unmissverständlich Vollmacht verliehen: Die Gewalt, nicht alles festzubinden, sondern unerwartete Lösungen für anstehende Fragen zu finden."

    Inzwischen gibt es eine breite Koalition von immer mehr Männern der Kirche, die deutlich Position zum Thema Geschlechtergerechtigkeit beziehen. Wie an jenem denkwürdigen Abend des 6. Juni 2021, an dem Kardinal Reinhard Marx dem Papst seinen Rücktritt anbot, um – wie er sagte – persönliche Verantwortung für das eigene und das systemische Versagen der Kirche im Umgang mit den vielen Fällen sexualisierter Gewalt zu übernehmen. Damals sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in zwei Interviews: „Wann endlich werden die Frauen Dienste und Ämter in der Kirche übernehmen? … Es geht um fundamentale Reformen, nicht um Schönheitsreparaturen (ZDF-Interview am 4.6.2021). Und eine Stunde später in der ARD: „Wir müssen in der Frage der Gleichberechtigung der Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens vorankommen. Und das wird nicht enden an der Grenze des sakramentalen Amtes.

    Solche Worte lassen aufhorchen und zeigen, wie viel sich gerade im letzten Jahr getan hat, wie vieles – nicht zuletzt auch durch den Synodalen Weg – in Bewegung gekommen ist, und wie sehr die Fragen nach Frauenberufungen und Frauenweihe derzeit neu ausgelotet werden. Aufhorchen lassen dabei auch Stimmen, die darauf hinweisen, dass es nicht allein um die Gerechtigkeit für Frauen, sondern um den gleichberechtigten Zugang zu den Ämtern für alle geht. Auch für jene Katholik*innen, die sich mit ihrer sexuellen Identität nicht in das überkommene binäre Mann-Frau-Geschlechtersystem einordnen lassen.

    RÜCKBLICK

    Vor einem Jahr, genauer am 1. Februar 2021, erschien das Buch „Weil Gott es so will – Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin; inzwischen liegt es bereits in fünfter Auflage vor. 150 authentische, bewegende, erschütternde und aufrüttelnde Lebenszeugnisse sind darin gesammelt. Leidensgeschichten von Frauen aus vier Generationen und aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Der rote Faden, der sich durch alle diese Berichte zieht: die Erfahrung von Diskriminierung und Ausgrenzung, von mangelnder Teilhabe und Mitverantwortung, von Ohnmacht, Ungerechtigkeit und Entwürdigung. Jahre-, zum Teil jahrzehntelanger Kampf, um die eigene Berufung leben zu können, um die Anerkennung der den Frauen geschenkten Charismen und Begabungen. „Daher muss heute der Beginn des Reiches Gottes durch eine Vielfalt von Charismen und Ämtern, durch Männer und Frauen, durch Verheiratete und Ehelose zeichenhaft realisiert werden, schreibt einer der Männer in diesem Buch. Und ein anderer fügt hinzu: „Wenn ich ein Amt ausübe, das Frauen verschlossen ist, diskriminiere auch ich Frauen strukturell … Es wird Zeit, dass wir die Fülle Gottes zulassen, wenn wir uns nicht weiter am Evangelium und den Frauen versündigen wollen."

    Schon bald nach Erscheinen des Buches „Weil Gott es so will erreichte die Herausgeberin eine Flut von Zuschriften und Dankesbekundungen. Viele, sehr viele Frauen erkannten sich selbst und ihre Geschichte in den 150 Lebenszeugnissen wieder. Sie waren überwältigt davon, dass ihre Erfahrungen endlich aus der (kirchlichen) Tabuzone herausgeholt worden waren und sie es nun auch selbst wagen konnten, über ihre Berufung zur Diakonin oder Priesterin zu sprechen. Auch eine große Anzahl von (Kirchen-)Männern schrieb der Herausgeberin, solidarisierte sich mit den Frauen und gestand offen ein, dass auch sie an der ungeheuren Verschwendung an weiblichen Begabungen und Charismen leiden und die Frauen im Dienst der Verkündigung ebenso wie in der Sakramentenspendung schmerzlich vermissen. Am Juniatag 2021, dem 17. Mai, ertönte dann im Kloster Fahr ein vielstimmiger Chor geweihter und nicht-geweihter Männer: „Du fehlst uns Schwester, Du fehlst uns!

    Viele Männer gaben den Frauen nun spürbaren Rückenwind. Es entstand eine breite Koalition reformwilliger und reformbereiter Männer der Kirche. Manche – auch Bischöfe – bekannten, dass die Lektüre des „Frauenbuches" ihr Denken tiefgreifend verändert habe, dass sie sich künftig in der Frauenfrage stärker engagieren und erst dann darin nachlassen würden, wenn fundamentale Reformen angegangen und die strukturelle Diskriminierung der Frauen in der Kirche beseitigt sei.

    Im Sommer 2021 sprach Professorin Johanna Rahner anlässlich einer Frauenkonferenz des Bistums Rottenburg-Stuttgart dann das aus, was uns am Ende dazu motiviert hat, dieses Projekt „(Kirchen-)Männerbuch in Angriff zu nehmen. Johanna Rahner sagte: „Wir müssen über Diskriminierung von Frauen sprechen und es sind nicht die Frauen, die das ändern können.

    AUSBLICK

    So entstand dieses Buch als Pendant und als komplementäre Antwort auf „Weil Gott es so will". Die hier gesammelten Stimmen von mehr als 100 Männern mehrerer Generationen und unterschiedlicher Positionen – engagierter Laien, Lehrer und Hochschullehrer, Diakone, Ordensleute, Priester und Bischöfe – sind exemplarisch und stehen repräsentativ für das Ganze. Es sind leidenschaftliche und auch eher nüchterne Texte dabei, wohldurchdachte Plädoyers ebenso wie erfahrungsgesättigte Lebenszeugnisse, pragmatische Ansätze ebenso wie tief spirituelle Betrachtungen, deutschsprachige genauso wie internationale Blickwinkel und Perspektiven. Gerade diese Fülle und Vielfalt lässt erahnen, wie groß und weit das Katholische sein kann und wie der (Heilige) Geist und die Geistkraft wehen, wenn man/frau sich ihnen öffnet.

    Nicht wenige der Autoren bewundern die Frauen dafür, dass sie überhaupt noch kämpfen und nicht schon längst resigniert haben. Sie sprechen von ihrer unerfüllten Sehnsucht nach Geschlechtergerechtigkeit und von ihrem eigenen Leiden daran, dass Frauen in der Kirche noch immer diskriminiert und ausgegrenzt werden. Sie setzen sich ganz offen für einen kritischen Umgang mit ihren eigenen männlichen Privilegien ein, bekennen sich zu eigenem lange Zeit allzu klerikalen und hierarchischen Denken und schildern dann ihre persönlich so bereichernden Erfahrungen im Miteinander der Geschlechter in ihrem pastoralen Alltag. Sie plädieren dafür, dass Frauenberufungen vorurteils- und angstfrei geprüft und anerkannt werden, anstatt sie unzulässiger Subjektivität zu verdächtigen und achtlos zur Seite zu legen.

    Viele Beiträge zeugen auch von einem neuen „kritischen Mannsein in der Kirche. Ähnlich wie in der aktuellen Rassismusforschung die Haltung des „Critical Whiteness (Kritisches Weißsein) zuerst die eigenen Privilegien aufspürt und zum Thema macht, beschreiben Autoren Momente in ihrer Biografie, in denen ihnen die strukturelle Bevorzugung als Mann bewusstwurde. So schreibt ein Autor über seine privilegierte Position in einem Gottesdienst: „Ich fühlte, ich würde einen Platz okkupieren, der mir nicht zustand." Es sind vor allem diese Momente, in denen für die Männer neben der theologischen Reflexion konkret und biografisch spürbar wird, dass sie mit ihrem Mannsein eine Rolle im System Kirche zugewiesen bekommen, die sie so nicht mehr länger einnehmen wollen. Sie wollen eben nicht nur, dass sich etwas für die benachteiligten Frauen ändert, sondern sie wollen auch, dass sich damit ihre privilegierte Rolle als Mann verändert. Ihre Solidarität mit den Frauen endet gerade nicht an der Stelle, wo Gleichberechtigung bedeutet, auf eigene Privilegien verzichten zu müssen. Damit unterscheiden sie sich von wohlmeinenden männlichen Beteuerungen, die viel Nettes über Frauen in der Kirche zu sagen wissen, dabei aber nicht über sich selbst und die eigene Rolle als Mann sprechen.

    Nicht wenige der Autoren stellen schließlich ebenso nüchtern wie zornig fest, wie sehr sich die Kirche selbst schade, wie sehr sie sich selbst amputiere und ihre vielleicht letzte Glaubwürdigkeit verspiele, wenn sie die Frauen weiterhin ihrer Gleich-Würdigkeit beraube. Und sie stellen angesichts des immer bedrohlicher werdenden Priestermangels die Frage, ob die sakramentale Struktur der Kirche und der ungehinderte Zugang der Menschen zu den Sakramenten nicht ungleich wichtiger ist als die Frage nach der Zugangsberechtigung zu den Weiheämtern. Mithin ob die Zukunftsfähigkeit der Kirche nicht ganz entscheidend von der Zulassung der Frauen zu den Weiheämtern und der verstärkten Einbeziehung alle Getauften und Gefirmten in die Grundvollzüge der Kirche abhängt.

    Eine Fülle von Texten argumentiert auf hohem theologischen Niveau und bekennt sich zu einer lebendigen, fortschreitenden Dynamik der Tradition, setzt sich kritisch mit der sog. Unveränderbarkeit der Lehre auseinander und plädiert für eine stets neue Verankerung der Botschaft Jesu im Heute. „Ist die Kirche nicht auch deshalb aus der Zeit gefallen, fern aller Sensibilität des heutigen demokratischen Menschen, weil die Stimme der Frauen zu schwach in ihr ausgeprägt war?", fragt einer der Autoren.

    Vielfach bedacht wird in diesem Buch auch das Thema Einheit in Verschiedenheit. „Einheit ist keine Gleichförmigkeit, sondern eine facettenreiche Harmonie", betonte Papst Franziskus in einer Videobotschaft an die Teilnehmer eines Kongresses zum Ordensleben in Lateinamerika am 13. August 2021. Dem würden die Autoren dieses Buches sicher freudig zustimmen, setzen sie sich doch an vielen Stellen dafür ein, Universalität nicht mit Uniformität zu verwechseln und dankbar anzuerkennen, dass Teilkirchen innerhalb der katholischen Welt unterschiedliche Wege gehen, in verschiedenen Tempi unterwegs sein können, mithin die historisch gegebene Vielfältigkeit in der Weltkirche neu entdecken und leben sollten.

    Auch das Thema Frauenweihe und Frauenordination im Zusammenhang mit der Ökumene wird mehrfach angesprochen. Wer dachte und denkt, dass die Diakoninnenund Priesterinnenweihe von Frauen ein Hindernis auf dem Weg zur Einheit der christlichen Konfessionen sein könnte, wird von Peter Neuner eines Besseren belehrt: „In München widersetzte sich einst der evangelische Landesbischof Hermann Dietzfelbinger aus Gewissensgründen der Ordination von Frauen. In dieser Kontroverse zwischen Synode und Landesbischof bat Martin Bogdahn, der spätere evangelische Regionalbischof in München, Karl Rahner um eine Stellungnahme darüber, ob die Einführung der Frauenordination tatsächlich ein Hindernis für die Ökumene darstellen würde. Rahner bezeichnete in seiner Antwort von 1974 eine eventuelle Entscheidung für die Frauenordination als kirchenrechtliche und pastorale Differenz zur katholischen Kirche, die aber den dogmatischen Dissens nicht tangiere. In der Praxis, ausschließlich Männer zu ordinieren, sah er ‚einen bloß menschlich geschichtlichen … Reflex der profanen kulturellen und gesellschaftlichen Situation der Frau, einer Situation, die heute sich sehr schnell wandelt.‘ Und so fügt der Autor am Ende hinzu: „Die christlichen Kirchen haben einen reichen Erfahrungsschatz in der Öffnung zur Frauenordination gesammelt. In ökumenischer Verpflichtung sollte man ihn auch in der katholischen Kirche fruchtbar werden lassen.

    Am Ende dieses Buches sind – parallel zu den drei abschließenden Männerstimmen im Frauenbuch – noch einmal drei weibliche Stimmen zu hören. Alle drei sind hochengagierte Frauen und setzen sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche ein: die eine im Rahmen des Synodalen Weges und der Orden, die zweite im Rahmen der theologischen Wissenschaft und die dritte in politischem und kirchenpolitischem Kontext. Wir danken den Autorinnen für ihre anerkennenden und motivierenden Statements.

    An dieser Stelle nun aber sei endlich den 105 Autoren und Autorinnen dieses Buches selbst gedankt. Sie sind unserem Ansinnen gefolgt und haben sich mutig und klar positioniert. Sie haben sich in das vorgegebene Korsett einer Textsammlung einspannen lassen und manchmal auch mit den Herausgebern gerungen. Uns hat die Zusammenarbeit Freude gemacht und eine Fülle von Anregungen gegeben. Dasselbe wünschen wir den Leserinnen und Lesern dieses Buches.

    Unser Dank gilt auch Herrn Clemens Carl und dem Verlag Herder, die die Idee zu dieser Textsammlung offen aufgenommen und das Projekt wie gewohnt sorgfältig betreut haben.

    Das Schlusswort soll nun aber John Henry Newman haben, jener heilige Kirchenvater, der schon vor 150 Jahren ein leidenschaftliches Plädoyer für die Wandelbarkeit der Kirche ablegte, in dem er zu Protokoll gab:

    „To live is to change, and to have lived well is to have changed often."

    In diesem Sinne müssen wir künftig unseren Denkhorizont noch einmal weiten und uns dafür einsetzen, dass die Weiheämter in der Kirche nicht nur Männern und Frauen, sondern ausnahmslos allen Menschen aller Geschlechter offenstehen.

    Philippa Rath / Burkhard Hose

    am Fest des heiligen Martin, dem 11. November 2021

    DIE ERFAHRUNGSBERICHTE DER MÄNNER

    Von A–Z

    1 „Ohne Frauen gibt’s halt kein Leben" Bevor ich – 1962 zum Priester geweiht – 1987 Domkapitular und 1990 Generalvikar wurde, arbeitete ich 25 Jahre in der aktiven Seelsorge, zuletzt als Pfarrer und Dekan. Geprägt haben mich in diesen Jahren die gesellschaftlichen Umbrüche der 1968er Jahre, sowie die kirchlichen Aufbrüche des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland.

    In meiner Zeit als Generalvikar (1990–2006) war ich auch 14 Jahre Personalchef der Priester. Dabei musste ich mit den Jahren den immer stärker werdenden Priestermangel erleben, der dazu führte, dass wir eine Pfarrei und Seelsorgestelle nach der anderen nicht mehr besetzen konnten und viele Pfarrer eine zweite und dritte Pfarrei mitübernehmen mussten. Hinzu kam: In den 14 Jahren meines Dienstes als Personalchef der Priester haben 22 Mitbrüder ihren Dienst aufgegeben. Ich stelle mir heute die Frage, ob ich seinerzeit immer die richtigen Worte gefunden habe, ob ich diesen jungen Männern geholfen habe, ob ich richtig reagiert habe. Es ging ja bei diesen Gesprächen um die Zukunft und die Identität eines Menschen. Und ich frage mich nachträglich: Musste das alles sein? Ist das nicht Missbrauch an Berufungen? Kann unsere Kirche sich nicht endlich dazu entschließen, Berufungen, die Gott gibt, Charismen, die er schenkt, in aller Freiheit zuzulassen, und ihm dafür sogar danken?

    Dem immer bedrängender werdenden Priestermangel versuchten wir auf verschiedenen Wegen entgegenzusteuern. Wir versuchten – wie auch andere Diözesen –, die Lücken durch ausländische Priester zu füllen. Das war und ist nicht ganz unproblematisch. Priester sind nicht einfach von Land zu Land verschiebbar. Am Beginn meiner Dienstzeit im Ordinariat bekam ich den Auftrag, den Ständigen Diakonat in unserem Erzbistum wiederzubeleben. Die Diakone sollten an der Seite der Priester in der Pastoral und vor allem in der kategorialen Seelsorge wirken. Nach einem dreijährigen Kurs konnten damals 12 verheiratete Männer geweiht und in Dienst genommen werden. Seitdem gibt es immer wieder Weihen zum Ständigen Diakonat. Aber schon im ersten Kurs tauchte die Frage auf, ob deren Aufgaben bezüglich der Sakramentenspendung nicht zu begrenzt und zu eng seien. Sollten sie nicht, gerade wenn sie an kategorialen Stellen eingesetzt werden, auch die Krankensalbung und das Bußsakrament spenden können. Fragen, die bis heute unbeantwortet geblieben sind.

    Schließlich setzten wir in der pfarrlichen und kategorialen Seelsorge immer mehr Pastoralreferent/innen und Gemeindereferent/innen ein. Deren Dienst ist immer unverzichtbarer geworden. Aber die bisherige Zuordnung der Sakramente an Priester und Diakone lässt ihr Wirken in der Pastoral immer ein wenig amputiert erscheinen, vor allem in der kategorialen Seelsorge, in der sie hauptsächlich eingesetzt sind. Es ist doch seltsam, dass wir theologisch ausgebildete Mitarbeiter/innen in die Pastoral senden, ohne ihnen die wertvollsten Gaben der Kirche dorthin mitzugeben: die Sakramente. Das bewirkt auch, dass die Nachfrage nach den Sakramenten immer geringer wird, weil es immer schwieriger wird, einen Seelsorger zu finden, der das Sakrament der Eucharistie, der Versöhnung und der Krankensalbung spenden kann. Damit wird ein wichtiges Zeichen unserer Kirche als Ur-Sakrament in der Bevölkerung immer undeutlicher. Die Frage ist: Warum sind diese Seelsorger/innen nur beauftragt und nicht – zumindest für einige Sakramente – geweiht?

    Eine der Antworten darauf ist sicher: Weil die Weihe in unserer Kirche den zölibatären Männern vorbehalten ist und damit auch alle Leitung und Letztverantwortung. Weltweit war dazu in den 1980/90er Jahren durch engagierte Ordensfrauen, vor allem aus Amerika, eine Diskussion über die Weihe von Frauen in Gang gebracht worden. Johannes Paul II. hat dann in seinem Schreiben Ordinatio sacerdotalis 1994 bekräftigt: „Die Kirche hat keine Vollmacht …" Er hat dies so absolut und energisch für seine Kirche zum Ausdruck gebracht, dass dies erst recht die heutige Diskussion um das Weiheamt für Frauen angefacht hat.

    Und das in einer Kirche mit einer Geschichte, die mit der Apostelin Maria Magdalena begann und die von großen Frauen wesentlich geprägt wurde: Hildegard von Bingen, Katharina von Siena, Elisabeth von Thüringen, Teresa von Ávila, Mary Ward und vielen Ordensgründerinnen der Neuzeit. Und das in einer Zeit, in der langsam der katastrophale Umfang des sexuellen Missbrauchs durch Zölibatäre in den USA und Europa öffentlich bekannt wurde. Und das in einer Zeit, aus der heute zahlreiche Fälle sexueller und spiritueller Gewalt an Frauen, vor allem an Ordensfrauen, durch Priester und sogar Bischöfe bekannt sind, von denen Rom schon damals wissen musste. Und das zu einer Zeit, in der auch schon unter dem Pontifikat Johannes Pauls II. auf der ganzen Welt tausende Frauen, weil keine Priester zur Verfügung standen, nicht nur die Kirche putzten und die Kelchtücher wuschen, sondern auch Gemeinden leiteten, Gottesdienste feierten, Lektorendienste leisteten, Kommunion austeilten, Gebets- und Bibelkreise führten, Jugend für die Sakramente vorbereiteten, Kranke und Alte besuchten und trösteten usw. Seither wird über die Weihe von Frauen debattiert und geredet, die Argumente „Für und „Wider werden hochwissenschaftlich ausgetauscht. Dabei geht es doch nicht um die „Lehre, sondern um das „Leben, um das Leben der Kirchen vor Ort, um deren sakramentales, heilswirksames Wirken, ihre evangeliumsgemäße Verkündigung und ihr sichtbares Zeugnis für Gott.

    Und was ist gar, wenn sich Frauen zum Priesterinnenoder Diakoninnenamt berufen fühlen? Gott und sein Evangelium braucht auch heute Menschen. Er braucht sie als Menschenfischer/innen für sein Reich. Geht unsere Kirche mit den Berufungen von Frauen und Männern richtig um? Ist sie nicht selbst mit schuld an ihrer Personalmisere und an der Austrittswelle, weil sie sich aufgrund von Gesetzen, die sie sich selbst gegeben hat – von denen einige unablässig behaupten, sie seien göttlich –, ständig selbst blockiert?

    Wenn ich im Jahr 2021 nach zwei Organisationsphasen in unserem Erzbistum die großen Seelsorgeeinheiten mit ihren Leitenden Pfarrern und den ihnen zugeordneten pastoralen Mitarbeiterteams sehe, dann kann ich erkennen, dass zwar Sakramente gefeiert und Seelsorge notdürftig besorgt wird; das funktioniert. Aber die Kirchen vor Ort, die Gemeinden um die Kirchen herum leiden. Glaube, Hoffnung und Liebe, das Ziel und der Sinn des Evangeliums wachsen aus Gemeinschaft, aus persönlicher Begegnung, aus Beziehung, aus Nähe, aus Dasein, aus Dabeisein, aus Zeit füreinander, aus Gespräch, aus Mitleben, aus gemeinsamen Festen und Feiern, aus Mitleiden und miteinander Weinen, aus Leben miteinander. Das alles scheint mir in diesen Seelsorgeeinheiten zu kurz zu kommen. Frauen nehmen das intuitiv noch schmerzlicher wahr. Die Kirche braucht in ihrer Pastoral mehr denn je das weibliche Element. Sie braucht geweihte Frauen sowohl für die Spendung der Sakramente als auch für die Verkündigung und auch für Leitung und Verantwortung vor Ort. Ohne Frauen gibt’s halt kein Leben. Die Kirche selbst ist ja weiblich. Und Gott ist Vater und Mutter.

    2022 werde ich 60 Jahre Priester sein. Ich liebe die Kirche seit meiner Buben- und Ministrantenzeit. Kirche ist meine Heimat bis heute. Ich liebe sie als pilgerndes Volk Gottes im Jetzt unterwegs, die Feuersäule Jesus Christus voran. Aber ich leide auch an ihr. Was ich jahrelang unbewusst und wohl auch aus blinder Liebe verdrängt habe: dass sie reformbedürftig ist und menschen- und lebensnäher werden muss. Das ahnte und spürte ich zwar. Das ging mir aber erst endgültig und bestürzend auf, als der Skandal des Missbrauchs offenbar wurde. Da ging mir auf: Das mit der Kirche kann doch so nicht stimmen, mit ihrer Verfasstheit, ihren Gesetzen und Vorschriften. Das bedarf der Erneuerung in den Spannungsbereichen Institution – Evangelium, Hierarchie – Volk Gottes, Frau – Mann, Lehre – Leben, Macht – Dienst. Sie muss sich wieder durch Christus verwandeln lassen in eine Kirche der Frohbotschaft und des Gebotes Jesu „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe."

    2 „Eigentlich könnte Kirche Pionierin und Vorkämpferin sein" Ein intensiver Lernort ist für mich in diesen Tagen das Nürnberger Klimacamp. Weniger, weil es dort um Klima geht – das versteht sich von selbst. Sondern weil es auch um soziale und Gendergerechtigkeit geht, den Kampf gegen jegliche Diskriminierung und inklusive Sprache. Was auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun hat, hängt doch zusammen: Wer wenig sensibel mit der Schöpfung umgeht, geht auch wenig sensibel mit seinen Mitmenschen um. Und genauso, wie beispielsweise Investitionen in Frauen bessere Wege zur Armutsbekämpfung eröffnen, scheinen mir Frauen jene zu sein, die uns schneller, besser und energischer den Weg zu mehr Klimagerechtigkeit eröffnen können. Zugleich ist mir wichtig zu betonen: Sprachsensibilität allein eröffnet noch keine herrschaftsfreien Räume. Es braucht auch eine Auseinandersetzung mit Strukturen, damit das, was in den Köpfen beginnt, in der Welt durchgesetzt werden kann. Und so ergänzen sich die „Aktivisti und „Strukturisti im Nürnberger Klimacamp dann doch ganz gut. Dabei ist für mich überraschend, wie viele Menschen mit christlichem Hintergrund sich im Klimacamp engagieren, weil sie in der Kirche keinen Ort mehr für ihre Anliegen sehen. Zunehmend scheint mir, dass im Klimacamp mehr zum Schutz „Unseres Gemeinsamen Hauses" geschieht als in der Kirche, deren Papst Laudato Si geschrieben hat. Schade, finde ich, denn eigentlich könnte und sollte Kirche hier Pionierin und Modell sein.

    Aber dafür bedarf es mehr als guter Enzykliken. Es reicht nicht mehr, in Nr. 121 von Fratelli (!) tutti festzustellen, dass „es inakzeptabel ist, dass eine Person weniger Rechte hat, weil sie eine Frau ist, ohne diesbezüglich und hinsichtlich der Kirche auch nur einen Diskussionsbedarf zuzugeben. Es reicht nicht mehr, Maria Magdalena als „Apostelin der Apostel auf den Altären noch ein Stückchen höher zu rücken. Wenn es dabei bleibt, dann wenden sich Menschen zunehmend alternativen Handlungskontexten zu.

    Werte, kulturelle Normen und Traditionen sind nicht statisch. Sonst hätten wir heute noch Sklaverei, Kinderarbeit oder den Ausschluss der Frauen vom Wahlrecht. Aber: Jeder bahnbrechenden Werterevolution geht stets das Engagement einer kleinen Minderheit für diesen Wandel voraus, während sich die Mehrheit dagegen sperrt. Irgendwann wird dann ein „sozialer Kipppunkt" überschritten, und rückblickend wundern sich alle, dass es solche Zustände überhaupt einmal gab.

    Warum sollte es also ausgeschlossen sein, dass wir erneut vor einem solchen Wandel stehen? Könnten die überall aufbrechenden Bewegungen für die gleichen Rechte und die gleiche Würde von Menschen innerhalb und außerhalb der Kirchen nicht ein „Zeichen der Zeit"

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