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Die Lilie in Kardinalrot
Die Lilie in Kardinalrot
Die Lilie in Kardinalrot
eBook394 Seiten5 Stunden

Die Lilie in Kardinalrot

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Über dieses E-Book

Paris 1640 - Einer für Alle und Alle für Einen!
Lang eilte den tapferen Musketieren ihr Ruhm voraus, doch als Hauptmann de Tréville in Ungnade fällt, wird die Kompanie aufgelöst. Ihr einstiger Leutnant d'Artagnan setzt alles daran, um die Musketiere zu retten - selbst, wenn er dafür der roten Garde des intriganten Kardinals Richelieu beitreten muss. Als Verräter verschrien, muss d'Artagnan in einem Gespinst aus höfischen Intrigen, gefährlichen Liebschaften und rachsüchtigen Feinden bestehen, um sein Ziel zu erreichen.

Alexandre Dumas veröffentlicht im Jahr 1844 sein berühmtes Werk "Die drei Musketiere" und 1845 die Fortsetzung "Zwanzig Jahre später". Doch was widerfuhr dem Protagonist beider Romane, dem bekannten Helden d'Artagnan, in der Zwischenzeit? "Die Lilie in Kardinalrot" erzählt eine alternative Geschichte über das, was hätte sein können...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Juni 2019
ISBN9783748554257
Die Lilie in Kardinalrot

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    Buchvorschau

    Die Lilie in Kardinalrot - Maren von Strom

    Die Lilie in Kardinalrot

    Die Lilie in Kardinalrot

    Dramatis personae

    Prolog

    I – Kriegsgefangen

    II – Abgedankt

    III - Rekrutiert

    IV – Degradiert

    V - Kameraden

    VI - Kriegsrat

    VII - Feindkontakt

    VIII – Dienstantritt

    IX – Frontlinie

    X – Konflikte

    XI - Nebenschauplatz

    XII – Patrouille

    XIII - Spähtrupp

    XIV – Kriegslist

    XV - Annäherung

    XVI – Ausrücken

    XVII - Scharmützel

    XVIII - Fahnenflucht

    XIX – Flankenangriff

    XX – Überläufer

    XXI – Nachrichtendienst

    XXII – Frauenregiment

    XXIII – Aufklärung

    XXIV – Schlachtfeld

    XXV – Lazarett

    XXVI - Lauerstellung

    XXVII – Hinterhalt

    XXVIII – Rückzug

    XXIX – Verrat

    XXX – Waffenbrüder

    Epilog

    Die Lilie in Kardinalrot

    by

    Maren von Strom

    Ein historischer Roman

    Buch

    Alexandre Dumas veröffentlicht im Jahr 1844 sein berühmtes Werk Die drei Musketiere und 1845 die Fortsetzung Zwanzig Jahre später. Doch was widerfuhr dem Protagonist beider Romane, dem berühmten Helden d'Artagnan, in der Zwischenzeit?

    Die Lilie in Kardinalrot erzählt eine alternative Geschichte über das, was hätte sein können...

    Paris 1640 - Einer für Alle und Alle für Einen!

    Lang eilte den tapferen Musketieren ihr Ruhm voraus, doch als Hauptmann de Tréville in Ungnade fällt, wird die Kompanie aufgelöst. Ihr einstiger Leutnant d'Artagnan setzt alles daran, um die Musketiere zu retten - selbst, wenn er dafür der roten Garde des intriganten Kardinals Richelieu beitreten muss. Als Verräter verschrien, muss d'Artagnan in einem Gespinst aus höfischen Intrigen, gefährlichen Liebschaften und rachsüchtigen Feinden bestehen, um sein Ziel zu erreichen.

    Autorin

    Maren von Strom, geb. 1983, ist studierte Historikerin und Magistra Artium der Literaturgeschichte und Mediävistik. Dumas' Die drei Musketiere faszinieren sie schon seit ihrer Kindheit. Früh schrieb sie eigene Geschichten und spann darin die Abenteuer der Helden weiter. Die Lilie in Kardinalrot ist ihr zweiter Roman.

    Dank

    Allen, die zur Entstehung mit ihrer Kritik und ihren Anregungen beigetragen haben. Insbesondere Peter, Silke, Michael und meinen Eltern.

    Impressum

    Texte: © Copyright by Maren von Strom

    Umschlag: © Copyright by Maren von Strom

    unter Verwendung einer Grafik von

    © Copyright Michael Stratmann

    Verlag: Maren von Strom

    Blumenstraße 20

    42119 Wuppertal

    MarenvS@gmx.de

    1. Auflage Juni 2019

    Dramatis personae

    Es folgt eine Aufstellung der handelnden Charaktere, wobei die mit * gekennzeichneten Personen historisch und/oder auf das Werk von Alexandre Dumas père zurückzuführen sind.

    Musketiere und Königstreue

    Arnaud de Tréville*, Hauptmann in Verbannung

    Charles de Batz-Castelmore d'Artagnan*, ehem. Leutnant

    Pauger, ehem. Musketier

    Jumonville, ehem. Musketier

    Fernand de Grinchamps, Baron

    Herzog de la Nièvre, Vater von Odette

    Gardisten und Kardinalisten

    Armand-Jean du Plessis, Kardinal Richelieu*

    Charles-César de Rochefort*, Stallmeister Richelieus

    Luchaire, Hauptmann der Garden

    Auguste de Jussac*, Leutnant der Garden

    Grégoire de Sorel, Frohnatur

    Bernajoux*, Haudegen

    Biscarat*, Gelegenheitsspion

    Cahusac*, Dienstältester

    Zivilisten und Andere

    Odette de la Nièvre, Großnichte Richelieus

    Elise Perrault, Magd im Palais Cardinal

    Sarah Simon, Freundin Elises

    Gustave Moraut, Kammerdiener, verhaftet

    Raymond Nérat, Kammerdiener

    Gabrielle de Jussac, Mutter von Lucas und Mathilde

    Madeleine »Chevrette«*, Wirtin d'Artagnans

    Prolog

    Die Front des Hôtels ragte steinern und unbeugsam vor dem Besucher auf. Ein beeindruckender Prachtbau, der in Glanz und Größe seinesgleichen suchte. Die Torflügel waren geschlossen, ihre kupferfarbenen Beschläge schimmerten matt im Licht der untergehenden Sonne. Über dem Torbogen prangte ein edles Wappenschild; ein goldener Löwe reckte sich in rotem Feld, um ihn ein Band gewunden mit dem Wahlspruch: Fidelis et fortis.

    Der Haupteingang ins Hôtel de Tréville war des nachts stets verriegelt, wenn lange Schatten auf die Straße fielen und sich die anderen Häuser schutzsuchend aneinanderschmiegten. Paris mochte tagsüber ein blendend schönes Weib sein, verlockend und betörend in allen Facetten. In der Nacht war sie eine Hure, alt und verbraucht, immer ein Messer hinter dem Rücken bereit.

    Heute Morgen war das Haupttor nicht wieder geöffnet worden, um den täglichen, unendlichen Strom an Besuchern in das Hôtel passieren zu lassen. Jetzt neigte sich der Nachmittag schon dem Abend entgegen. Der Innenhof lag einsam und ausgestorben. Die Pferdeställe waren verwaist, die Wirtschaftsräume verlassen. Die weitläufige Aufgangstreppe war nicht länger Schauplatz einer ganz alltäglichen Belagerung und niemand bahnte sich einen Weg an den sonst zahlreichen Gästen und Musketieren vorbei nach oben zum Kabinett des Hauptmanns; die Tür war verschlossen und als eine Hand nun behutsam die Klinke drückte, öffnete sie sich nicht.

    Weniger verwundert als besorgt darüber, versuchte Leutnant d’Artagnan es erneut, indem er nachdrücklich anklopfte und lauschte. Nichts regte sich, ganz offenbar war niemand mehr in den Räumlichkeiten anzutreffen, die für viele Jahre den Musketieren Seiner Majestät als Hauptquartier gedient hatten.

    Die Kompanie war aufgelöst, ihre Offiziere entlassen. Zurück blieb ein ungewöhnlich leeres Haus und ein ehemaliger Leutnant der Musketiere, der sichtlich mit sich selbst rang, sich endlich abzuwenden und ins Ungewisse zu gehen.

    Schritte näherten sich d'Artagnan und eine vertraute Stimme stellte fest: »Es ist sehr still geworden.«

    Die Worte waren leise, beinahe flüsternd gesprochen, als würde der Sprecher das Echo fürchten, das von den kahlen Wänden ungebrochen widerhallen könnte. »Daran wird man sich in diesem Hôtel von nun an gewöhnen müssen.«

    D’Artagnan wandte sich um. »Das fällt nicht eben leicht, mon capitaine.« erwiderte er mit einem bitteren Zug um die Mundwinkel, den das Leben selbst dort hinterlassen hatte. Zehn Jahre unermüdlich im Dienst für König und Vaterland, zehn Jahre zwischen Leben und Tod auf den zahlreichen Schlachtfeldern dieser Zeit, waren nicht spurlos an dem Leutnant vorbeigezogen.

    Monsieur de Tréville, müder Miene und in nur einer Nacht scheinbar um Jahre gealtert, hob abwehrend eine Hand, als sich sein einstiger Untergebener respektvoll gegen ihn verneigte.

    »Ich bin nicht länger Euer Hauptmann und der höflichen, verlegenen Förmlichkeiten wurden schon genug gewechselt.«

    Tréville stützte sich gegen das Geländer der Aufgangstreppe und sah hinunter in die Halle seines Hauses. Er hatte im Laufe der Jahre viele Schlachten geschlagen, tapfer und treu, ganz wie der Wahlspruch seiner Familie über dem Torbogen verkündete. Wie die Musketiere ihn sich zu eigen gemacht hatten. Aber jetzt wirkte der Hauptmann mit einem Schlage aller Kräfte beraubt, erschöpft von der Politik und den Kriegen am Hof Ludwig XIII.

    Erst nach einer ganzen Weile, in der er in seinen eigenen Gedanken versunken blieb und darüber die Anwesenheit des anderen Mannes fast zu vergessen schien, fragte Tréville: »Was führt Euch hierher zurück?«

    D’Artagnan hob die Schultern und wusste keine rechte Antwort. War es Gewohnheit, die ihn einbestellt hatte? Nostalgie, die ihn schmerzlich heimsuchte? Oder wollte er die Niederlage längst nicht kampflos hinnehmen und suchte im Hôtel nach Waffenbrüdern?

    Aber Tréville, der Einzige, der in dieser Art von politischem Krieg einen Sieg hätte erringen können, schien endgültig geschlagen. Das erschreckte d’Artagnan, dem man bei Tod und Teufel nicht nachsagen konnte, er fürchte überhaupt irgendetwas oder irgendwen. »Es ist vorbei?«

    »Ja.«

    Ein sehr nüchternes, widerspruchsloses Wort. Es klang nicht so, als ob die Entscheidung eines Ersten Ministers und eines schwachen Königs jemals rückgängig zu machen wäre. Die Kompanie der Musketiere war und blieb einer höfischen Intrige zum Opfer gefallen.

    In einer spontanen Regung, tatsächlich alle Förmlichkeiten und Rangunterschiede für den Moment vergessend, lehnte sich d’Artagnan neben Tréville an das Geländer und ließ den Blick schweifen. Er kannte jedes Detail in der Eingangshalle, jede Kerbe im Parkett, jede Unreinheit im Fensterglas. Erst mit dem Verlust wurde ihm deutlich, wie sehr sich ihm dieses Bild eingeprägt hatte.

    »Werdet Ihr zurückkommen, mon capitaine?«

    Tréville entging nicht die besondere Betonung, mit der d'Artagnan seinen alten Rang aussprach und beinahe hätte er flüchtig geschmunzelt. »Ich bin verbannt, in Ungnade.«

    »Zu Unrecht!«

    »Findet Ihr?«

    D'Artagnan war zu aufgebracht, um auch nur kurz wegen der Frage in Zweifel zu geraten. »Ja! Mordieux, wer Euch als Verräter bezeichnet, ist selbst einer!«

    »Achtet auf Eure Worte!« tadelte Tréville. »Das Haus mag menschenleer erscheinen, aber Ratten finden sich noch immer genug.«

    »Sollen sie im Dreck wühlen und lauschen, ich fürchte sie nicht!«

    »Dann seid Ihr dumm.« Der Hauptmann stieß sich vom Geländer ab, um der Treppe nach unten zu folgen. D'Artagnan zögerte, aber er war noch nicht von gleicher Melancholie gepackt wie Tréville. Mit wenigen, entschlossenen Schritten war er darum wieder an der Seite des Hauptmanns und sagte fest: »Es muss einen Weg geben, das zu verhindern.«

    »Ihr werdet nichts unternehmen! Verstanden, monsieur le lieutenant? Das Wort des Königs ist Gesetz und Ihr habt noch immer eine glänzende Zukunft vor Euch.«

    Die beiden Männer erreichten eine Nebenpforte, eine schmucklose Tür auf die Straße hinaus, vorgesehen für das Gesinde. Wie ein Dieb sollte sich der Hausherr nun also davonstehlen, Paris verlassen und nie mehr zurückkehren.

    D'Artagnan wusste nichts mehr zu sagen. Alles wäre unangemessen und falsch gewesen, und so schwieg er bedrückt, während Tréville eine Kutsche bestieg. Eine Eskorte zu Pferd stand bereit. Sie würde sicherstellen, dass der Reisende sein fernes Ziel in der Gascogne erreichte.

    »Viel Glück.« grüßte Tréville zum Abschied.

    D'Artagnan murmelte der anfahrenden Kutsche ein: »Euch auch.« nach und blieb dann allein mit seiner glänzenden Zukunft zurück.

    I – Kriegsgefangen

    Der Herbst des Jahres 1640 hielt mit dunklen, trüben Aussichten seinen Einzug in Paris. Zäher Nebel kroch durch die Straßen, drang in jede Ritze, durch jeden Spalt und tastete mit klammen Fingern nach Mensch und Tier. Die Sonne hielt sich mit schweren Wolken bedeckt, kein Wind regte sich und so gesellte sich der ohnehin schon drückenden Stimmung noch der unausrottbare Gestank aus Pisspötten, Latrinen und dem Unrat auf den Straßen hinzu.

    Die Seine führte nach einem heißen Sommer wenig Wasser, der Fluss war braun verschlammt und träge, Unaussprechliches trieb unter den Brücken dahin. Die ganze Stadt schien auf ein erlösendes Unwetter zu warten, das den Dreck, den Abfall und die Ratten endlich fortspülen würde.

    Während die Wolkendecke über Paris grau drohte, ohne tatsächlich Regen zu bringen, ertrank der Kammerdiener Gustave Moraut in einem Trog. Mit den Händen suchte er Halt, rutschte ab, bäumte sich auf und wurde noch tiefer mit dem Gesicht ins Wasser gedrückt. Luftblasen stiegen auf, als er instinktiv in Panik schrie und sein Leben damit um wertvolle Sekunden verkürzte.

    Plötzlich wurde er am Schopf zurückgerissen, spuckte Wasser und rang nach Luft. Auf den Knien liegend, den Kopf brutal in den Nacken gezogen, konnte er seine Peiniger nicht sehen. Nur kalte, dunkle Steinmauern, feucht, bemoost; seit Wochen sein Gefängnis.

    Man herrschte ihn an: »Wo ist sie?!«

    Er hustete, nässte sich ein und weinte. Wieder wurde sein Kopf in den Trog gedrückt. Dieses Mal dauerte es länger, denn jetzt schrie er nicht und sparte die Luft. Das machte es schlimmer, denn sie warteten, bis seine Lungen brannten und er Wasser atmete. Er starb, wurde gnadenlos ins Leben zurückgezerrt und erbrach sich.

    Wieder ins Wasser, ohne eine Frage vorher. Morauts Körper wehrte sich noch immer, wollte um sich schlagen und sich befreien, wollte in Todesangst überleben. Der Schmerz stach bis tief in seine Brust, als man ihn zum unzähligen Mal kurz vor dem Ertrinken aus der Hölle riss.

    »Ich weiß es nicht!« schrie er zur Kerkerdecke hinauf und man schlug ihn zu Boden. Vor den Stiefeln der Wachen, der Folterer, rollte er sich zusammen, spuckte Wasser, keuchte und wimmerte: »Weißesnicht, weißesnicht...«

    *~*~*~*~*

    »Gustave Moraut.«

    Der Name stand in der ersten Zeile des Berichts. Rochefort kannte den Inhalt auswendig und fasste ihn jetzt für seinen Dienstherrn zusammen. »Bis vor wenigen Wochen einer der Diener hier im Palais Cardinal, jetzt im Gefängnis.«

    »Ich erinnere mich, Graf.« Die Stimme des Ersten Ministers von Frankreich hatte etwas schneidendes, ungeduldiges. Einen Unterton, den sein Stallmeister selten bei Richelieu gehört hatte und der ihn hieß, sofort zum Kern des Berichts zu kommen.

    »Auch nach der peinlichen Befragung weiß er nicht, wo sie ist.«

    Der Kardinal zeigte mit keiner Regung, was er davon hielt. Ob ihn der Bericht überraschte oder ob er damit gerechnet hatte. Richelieu behielt seine Gedanken für sich, während er vom Fenster seines Arbeitszimmers aus hinunter auf den Cour d'Honneur, den Innenhof, blickte. Seine Miene war angespannt und bleich, die Wangen eingefallen und von Krankheit gezeichnet. Doch sein Blick war wach und durchdringend, der Geist trotzte dem geschwächten Körper. Er hatte die Hände hinter dem Rücken ineinander gelegt.

    Als geübter Beobachter von Details bemerkte Rochefort die Tintenflecken an den Fingerspitzen des Kardinals. Auf dem Schreibtisch lag das Manuskript vom Politischen Testament. Klar verfasste Überlegungen, kein Wort, kein einziger Satz war durchgestrichen und von einer anderen Formulierung in der Entstehung ersetzt worden. Die letzten Federstriche trockneten noch, Richelieu hatte daran gearbeitet, als der Stallmeister das Kabinett betreten hatte.

    Rochefort hatte die Denkschrift in den letzten Tagen oft dort liegen gesehen; wahrlich ein Testament, denn auch wenn der Erste Minister sich nichts anmerken ließ, sich nicht schonte, war es dieser Tage um seine Gesundheit nicht gut bestellt. Die Vernunft erhob er zur obersten Disziplin für einen Fürsten, vielleicht wuchs das Manuskript jetzt schneller auch unter dem Eindruck der letzten Wochen.

    »Ihr werdet ihren Aufenthaltsort ausfindig machen, Rochefort! Junge Frauen verschwinden nicht spurlos, auch diese nicht. Nicht aus diesem Palais, direkt unter meinen Augen! Nicht ohne-« Plötzlich fasste sich Richelieu an die Brust, gequälter Miene. »Nicht-«

    Ein Hustenanfall schüttelte den Ersten Minister, er wankte und weigerte sich zugleich, sich am Fensterbrett abzustützen.

    Rochefort tat einen Schritt vor, zögerte dann aber, trotz seiner Besorgnis, selbst Stütze anzubieten. Richelieu hätte die Hilfe ausgeschlagen und keine Schwäche eingestanden. Also nahm Rochefort stattdessen den Becher mit angewärmten Wein vom Schreibtisch und reichte ihn an. Er hielt den Becher weiterhin fest, als Richelieu ihn mit zittrigen Fingern umschloss. Mit rasselndem Atem führte der Kardinal den Wein an die Lippen und trank, bis sich seine angegriffene Lunge beruhigt hatte.

    Rochefort stellte den Becher zurück und nahm den Faden wieder auf, als sei nichts geschehen. »Sie muss noch einen oder mehrere Verbündete haben. Dieser Lakai, Moraut, ist es nicht.«

    »Verbündete, Vertraute, Verehrer.« Richelieus Stimme klang noch brüchig und belegt. Aber seine rote Soutane war glücklicherweise nicht von gehusteten Blutflecken beschmutzt worden. »Was ist mit Fernand de Grinchamps?«

    »Untergetaucht, wahrscheinlich noch in Paris.«

    »Wahrscheinlich?«

    »Ich werde es in Kürze genau wissen.«

    Richelieu maß seinen Stallmeister lang und Rochefort hielt stand. Zu viele Jahre diente er schon dem Kardinal, hatte sich dabei mehr als eine Narbe eingefangen, mehr als eine Wunde davongetragen, um sich von einem abschätzenden Blick verunsichern zu lassen. Rochefort hatte seinen Verstand an den undurchsichtigen Ränkespielen des Hofs geschärft, aber die Gedanken des Ersten Ministers vermochte er dennoch selten zu lesen. Auch jetzt scheiterte er.

    Richelieu wandte sich wieder dem Fenster zu. »Unser Interesse gilt vorwiegend Odette de la Nièvre.«

    »Sie wird sich in den vergangenen Monaten in Eurer Obhut einige Freunde und Freundinnen im Palais gemacht haben. Irgendwer wird weiterhin in Kontakt mit ihr stehen und könnte uns einen entscheidenden Hinweis auf ihren Aufenthaltsort geben.« Rochefort hob die Schultern. »Mit mir wird niemand offen reden.«

    »Meine übrigen Spione?«

    »Zu bekannt in der Dienerschaft. Einige sind die Dienerschaft, Monseigneur.«

    »In meinem eigenen Haus misstraut in dieser Angelegenheit also jeder einem jeden.«

    Rochefort schwieg darauf. Das hier war von einer familiären Zwistigkeit zu einer politischen Intrige geworden und er wusste keinen Rat für seinen Dienstherrn. Der Vater der eigensinnigen Mademoiselle de la Nièvre verlöre sicherlich bald die Geduld und würde, wie angedroht, einige schmutzige Wäsche auspacken, die selbst einen mächtigen Ersten Minister ins Wanken bringen konnte. Dann bliebe es nicht bei einem willkommenen Opfer wie dem Hauptmann der Musketiere, der sich dieses Mal in die falschen Angelegenheiten eingemischt hatte.

    Richelieu ließ einige Momente in Gedanken versunken verstreichen, dann schien er einen Entschluss zu fassen. »Ich muss also einen neuen, unbescholtenen und nützlichen Mann in meine Dienste aufnehmen.«

    »Zweifelsohne schweben Monseigneur schon ein bestimmter Mann vor?« Rochefort dachte sich seinen Teil. 'Unbescholten' und 'nützlich' bedeuteten in diesem Zusammenhang 'leicht zu lenken' und 'mit Geld zu kaufen'.

    Der Kardinal neigte den Kopf und überraschte Rochefort mit der nächsten Frage, denn sie sprach ein ganz anderes Thema an.

    »Sagt mir, nach Auflösung des Korps der königlichen Musketiere, was ist mit den Soldaten und ihren Offizieren geschehen?«

    »Sie wurden überwiegend anderen Kompanien zugeteilt. Ein Teil der Musketiere steht im Feld gegen Spanien bei Arras. Die Offiziere haben entweder den Dienst quittiert und sich auf ihre Güter zurückgezogen oder neue Posten in den Haustruppen des Königs erhalten.«

    Noch während er den letzten Satz aussprach, verstand Rochefort das plötzliche Interesse an den einstigen Musketieren des Königs. Es war brillant.

    Richelieu gab sich nachdenklich, abwägend, als er sagte: »Sicher wird einer unter diesen Offizieren sein, der unzufrieden mit seinem Schicksal ist. Der die Musketiere neu eingesetzt sehen will. Vielleicht sogar als ihr nächster Hauptmann.«

    Rochefort schmunzelte wissend. Einer dieser Offiziere hatte sich derart widerspenstig nach der Auflösung der Kompanie gebärdet, dass er vorerst ein Leutnantspatent ohne Posten sein Eigen nannte. »Ich werde diesen Einen sofort aufsuchen und ihm ein Angebot machen.«

    Eine mahnende Geste mit erhobener Hand folgte.

    »Geht klug vor, Graf! Ich will einen Soldaten für meine Garde. Jemanden, der bislang nicht zu diesem Haus gehörte, aber der von nun an täglich im Palais verkehren wird. Der die ihm entgegenschlagende Verachtung alter und neuer Kameraden aushalten muss und der sich mit Ehrgeiz für eine andere Sache genug Vertrauen erwirbt, um für uns die Mademoiselle zu finden.«

    Der Kardinal fasste Rochefort scharf ins Auge. »Kein Musketier, und sicher nicht dieser Leutnant, wird auf ein solches Angebot eingehen. Monsieur d'Artagnan hat unsere Großzügigkeit einige Jahre zuvor schon einmal ausgeschlagen, als seine Situation nicht weniger schwierig war.«

    Der Stallmeister neigte den Kopf. »Ich werde den richtigen Anreiz finden. Ich kenne ihn.«

    »Gut.« Die lange Rede hatte Richelieu sichtlich erschöpft, sodass er sich an seinen Schreibtisch setzte. Dort nahm er die Feder zur Hand und zog das Manuskript heran.

    »Erstattet alsbald wieder Bericht.«

    »Sehr wohl, Monseigneur.«

    Nach einem letzten Zögern, als Richelieu erneut einen aufkeimenden Hustenreiz zu unterdrücken schien, verließ Rochefort das Arbeitszimmer und machte sich auf die Suche nach einem alten Freund.

    II – Abgedankt

    Der Fausthieb kam von rechts. D'Artagnan ging sofort zu Boden und blieb benommen liegen. Er blinzelte orientierungslos und mit verschleiertem Blick, nicht sicher, wie er auf dem Tavernenboden gelandet war. Erst sein schmerzendes Kinn, an dem ihn der Schlag erwischt hatte, und das Hämmern in seinem Kopf ließen ihn instinktiv nach Luft schnappen. Gerade rechtzeitig sah er den Angreifer zu einem Tritt ausholen.

    Bevor seine Rippen Bekanntschaft mit einem schweren Arbeitsstiefel machen konnten, fing d'Artagnan den Tritt mit den Händen ab. Für den Bruchteil eines Augenblicks stand seinem Kontrahenten ein verdutzter Ausdruck im Gesicht, bevor eine Rolle zur Seite ihn von den Füßen holte. In derselben Bewegung sprang d'Artagnan auf und sah sich den beiden Kumpanen des Landarbeiters gegenüber. Zwei kräftige Männer, jeder einen halben Kopf größer als der Leutnant und mit ihren schlichten Gemütern verdammt wütend auf ihn. Sie hatten Nacken wie Ochsen und Oberarme wie Dachbalken. Offenbar verdienten sie ihr Geld mit ehrlicher, harter Arbeit und wollten eigentlich nur ihren Lohn im Gasthaus Drei Kronen versaufen.

    Ein selbst schon recht angetrunkener, ehemaliger Musketier hatten ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er von seinem Platz an einem der hinteren Tische aufgestanden, aber dabei kurz nicht mehr Herr über seine Füße gewesen war und deswegen einen dieser braven Männer angerempelt hatte.

    Ein empörtes Wort gab das nächste und dann sprach eine rohe Rechte.

    Dass d'Artagnan ihren Freund für den Moment überrumpelt hatte, schien sie davon abzuhalten, sich sofort auf ihn zu stürzen und ihn mit ihren Fäusten, groß wie Findlinge, zu bearbeiten. Vielleicht steckte auch noch eine Unze Verstand in ihren Köpfen, sich besser nicht mit einem voll bewaffneten Offizier anzulegen. D'Artagnan durfte zwar den Musketierskasack nicht mehr tragen, aber das Standesrecht auf Degen und Dolch hatte er nicht zusammen mit dem Uniformrock abgelegt. Seine Pistole trug er vom Mantel verborgen bei sich.

    Die anderen Gäste sahen interessiert an dem Schauspiel herüber und hatten sich noch nicht für eine Partei entschieden. Eine Schankmagd hingegen war schon auf die Straße gelaufen, man hörte sie draußen nach der Stadtwache rufen. Der Wirt hatte nach einem Schürhaken bei der Feuerstelle gegriffen. Seiner ängstlichen Miene nach zu urteilen, diente die Geste mehr der eigenen Verteidigung als der Schlichtung.

    Es wäre von allen Seiten nun klug gewesen, halbherzige Entschuldigungen zu murmeln und die Sache dabei bewenden zu lassen. Aber der letzte Becher Wein schmeckte d'Artagnan noch auf der Zunge und er war verflucht nochmal zu stolz, um den Rückzug anzutreten.

    »Kommt doch!«

    Die Aufforderung genügte und drei verbitterte Leben prallten aufeinander. D'Artagnan war dieses Mal vorbereitet und wich dem ersten Hieb aus, um dann selbst zuzuschlagen. Bis auf ein Schnauben zeigte sich sein Gegner gänzlich unbeeindruckt. Sein Kumpan sprang ihm bei und nutzte die Gelegenheit für einen weiteren Tritt. Am Knie getroffen, knickte d'Artagnan ein und hatte außerdem völlig den dritten Mann am Boden vergessen. Der war inzwischen wieder auf den Füßen und packte den Leutnant mit beiden Armen von hinten. Der Griff war unerbittlich. Die anderen Beiden grinsten hämisch.

    In die übrigen Gäste kam Bewegung. Einige sprangen auf und feuerten die Kontrahenten an, ihnen ein ordentliches Schauspiel zu bieten. Andere brachten sich in Sicherheit, bevor sie selbst unverhofft Teil der Balgerei werden würden. Erste Krüge und Stühle wurden umgeworfen, Beschimpfungen flogen durch die Schenke. Der Wirt sah flehentlich zur Tür, ob seine Magd endlich die Wache alarmiert hatte, doch noch brüllte niemand nach Einhalt und Verhaftung.

    D'Artagnan steckte den ersten Schlag mit angespannten Muskeln ein, trotzdem trieb es ihm fast die Luft aus den Lungen. Rein instinktiv wand er sich in der Umklammerung - und kam frei. Es überraschte nicht nur ihn selbst. Das gesamte Drei Kronen hielt den Atem an, als der Tagelöhner ächzend zusammensackte und mit einer blutenden Wunde am Hinterkopf liegenblieb.

    »Habt Ihr die Lektion damals in Meung noch immer nicht gelernt?«

    Rochefort stellte einen Bierkrug ab und machte einen großen Schritt über den Bewusstlosen am Boden, um sich neben d'Artagnan zu gesellen. Tadelnd maß er ihn, wie ein Lehrer den Schüler. »Kneipenschlägereien solltet Ihr nur mit einem Freund im Rücken anzetteln.«

    D'Artagnan schnaubte abfällig, ohne die beiden übrigen Raufbolde aus dem Blick zu lassen. »Dann bleibt besser hinter meinem Rücken, bevor Ihr Euch dieses Mal selbst ein Veilchen holt.«

    »Ein Veilchen? Die Meute will Blut sehen.«

    D'Artagnan riss gerade rechtzeitig schützend einen Arm hoch, als ein Becher knapp an seinem Ohr vorbeiflog. Das war das allgemeine Signal und wo eben noch die Zuschauer einen Halbkreis gebildet hatten, wogte plötzlich eine prügelnde Menge vor und zurück. Der Leutnant verlor Rochefort aus den Augen, als er sich im Durcheinander der Schlacht unter einem Schwinger mit einem abgebrochenen Stuhlbein wegducken musste. Rückzug war plötzlich eine erstrebenswerte Option geworden.

    Vielleicht sprach es während der nächsten Augenblicke für den Ruf des Drei Kronen, dass keine Waffen gezogen wurden; und da dieser Tage jedermann das Allzweckwerkzeug 'Messer' mit sich führte, hätte nur allzu schnell aus einer Schlägerei ein Krieg werden können. Der Kampf war trotzdem lärmend und heftig und griff sogar auf die Straße vor dem Wirtshaus über; eben noch neugierig durch die Fenster spähende Passanten waren auf einmal in Faustkämpfe miteinander verwickelt, bei denen jeder auf jeden einschlug, ohne recht den Grund dafür zu wissen. Der Wirt drückte sich kreidebleich in eine Ecke und jemand musste entdeckt haben, dass sich nicht nur Krüge und Becher, sondern auch Weinflaschen trefflich werfen ließen.

    Glas splitterte knapp über d’Artagnans Kopf und Scherben gingen auf seinen Federhut nieder. Er hatte zu lange an einem Ort verweilt und darum ein lohnenswertes Ziel abgegeben. Fluchend gab er auf, weiter nach Rochefort Ausschau zu halten und bahnte sich geduckt einen Weg an umgestürzten Tischen und Stühlen vorbei. Zwei Fronten kämpften miteinander; links gegen rechts, vielleicht auch vorn gegen hinten. Sobald eine von beiden Parteien besiegt wäre, würde die verbliebene den Konflikt gegen sich selbst richten, bis die Stadtwache einschritt.

    D'Artagnan stand nicht der Sinn nach Arrest und damit dem Verlust der kümmerlichen Reste seiner Reputation und Ehre, die er sich noch bewahrt hatte. Er stellte einem Kerl ein Bein, der mit gehobenen Fäusten auf ihn zugerannt kam und sah sich in einer Atempause um. Im hinteren Teil des Schankraums führte eine Tür in den Innenhof hinaus; und da war auch Rochefort.

    Der Stallmeister schien nicht einen Kratzer abbekommen zu haben, allenfalls sein Mantel war etwas in Unordnung geraten. Er wartete an der Tür, bis d'Artagnan mit weiterem Ducken, Ausweichen und im Vorbeilaufen einen Fausthieb austeilend einen Weg zu ihm gefunden hatte. Ein kurzer Blickwechsel, dann folgte er Rochefort sofort hinaus auf den Innenhof. Aber kaum hatte d'Artagnan die Tür hinter sich gelassen, riss ihn jemand an der Schulter herum und schlug zu. Wieder sah er Sterne und taumelte zurück, wieder war es Rochefort in seinem Rücken, der ihn vorm Fall bewahrte.

    Mit einem wütenden Brüllen schüttelte d'Artagnan die helfende Hand ab und zog seine Pistole. Der Angriff des Landarbeiters endete abrupt, als er in die Mündung der Waffe starrte. Kalter Schweiß tropfte ihm von der Stirn, Todesangst in den Augen. Für einen endlos scheinenden Augenblick geschah nichts. Dann krümmte d'Artagnan den Finger am Abzug.

    »D'Artagnan!«

    Der Befehlston ließ den ehemaligen Musketier innehalten. Sein Finger verharrte weiterhin kurz vorm Auslösen am Abzug, als Rochefort neben ihn trat und gelassen meinte: »Schießt, und Ihr seid binnen einer Stunde in der Bastille.«

    »Ihr würdet mich da wieder herausholen, Freund

    »Ja.« Rochefort nickte knapp und ohne Mitleid für den unglücklichen Raufbold, der schielend noch immer die Pistole anstarrte und einen wimmernden Laut von sich gab.

    D'Artagnan brachte mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor: »Also?«

    »Also werdet Ihr mir Euer Leben und mehr als einen Gefallen schulden. Das vereinfacht mir natürlich eine gewisse Angelegenheit.« Rochefort machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nur zu, erschießt diesen Tölpel. Ob er die Schuld wert ist? Noch vermute ich einen Funken Verstand in Euch.«

    »Ah, vermutet Ihr?«

    »Selbstachtung steht offenbar nicht zur Debatte.«

    Der Pistolengriff verfehlte Rochefort nur deshalb, weil er rechtzeitig das Handgelenk d'Artagnans zu fassen bekam und den Schlag ablenkte. Ein Schuss löste sich und verlor sich irgendwo im Himmel über Paris. Der Landarbeiter schrie in Panik und stolperte auf der Flucht über seine eigenen Füße, während hinter ihm Leutnant und Stallmeister verbissen um die Oberhand rangen.

    Im Wirtshaus hatte man den Schuss gehört und jetzt versuchte jeder nur noch davonzukommen. Der Kampflärm veränderte sich, zeugte jetzt von nackter Angst ums eigene Leben und Flucht. Endlich stolperte der Landarbeiter wieder zurück in den Schrankraum, zu seinen Freunden. Die Tür zum Innenhof fiel zu.

    Als das Klacken im Schloss zu hören war, entließ Rochefort den Leutnant aus dem Schwitzkasten und klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr lasst nach.«

    D'Artagnan schenkte ihm einen finsteren Blick und hob seine Pistole auf, die er während des Gerangels verloren hatte. »Wollt Ihr Euch doch noch ein Veilchen einfangen? Der nächste Hieb ist kein Schauspiel, um einen Dummkopf zu erschrecken.«

    »Ich verzichte, Ihr habt schon genug Federn für uns beide gelassen.« stellte Rochefort trocken fest, während d'Artagnan mit saurer Miene die Blutspur auf seinem Hemdsärmel betrachtete, nachdem er sich übers Gesicht gewischt hatte. Der Musketier sagte nichts mehr dazu, rückte seinen Hut zurecht und erfasste zum ersten Mal richtig den Innenhof. Eine Sackgasse, eingerahmt von efeuumrankten Häuserfronten. Sein Blick blieb schließlich an einem offenen Fenster in einem höher gelegenen Stockwerk des Nachbarhauses hängen. Er seufzte.

    »Exakt.« Rochefort wandte sich zu schnell ab, als dass d'Artagnan ihm tatsächlich ein wölfisches Grinsen hätte unterstellen können. Der Stallmeister ging voraus und kletterte an einem stabilen Rosenspalier zum Fenster hinauf. Nach einem prüfenden Blick zog er sich an den Fensterläden ins Haus hinein.

    D'Artagnan wartete eine Weile auf entsetztes Kreischen oder zornige Rufe der Bewohner. Als das ausblieb, machte auch er sich an den Aufstieg.

    Es gelang dem Leutnant einigermaßen zügig, trotz seines schmerzenden Knies, es Rochefort gleichzutun und in das Haus zu klettern. Gerade rechtzeitig, kaum hatte er den Fuß vom Fensterbrett

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