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"Die Mall"
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eBook362 Seiten5 Stunden

"Die Mall"

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Über dieses E-Book

Samuel Miller, ein erfolgreicher Geschäftsmann baut im 19. Jahrhundert in der Nähe der Rocky Mountains eine überdimensionale Möbelfabrik. Er ist skrupellos und geht über Leichen. Irgendwann rächen sich seine Mitarbeiter. Sie massakrieren und verstümmeln seinen Körper und verschleppen ihn in ein altes Holzlager, in einen der zahlreichen Keller seiner Fabrik. Dass er überlebt und Rache schwört, ahnt niemand. Viele Jahre später wird an der Stelle der längst geschlossenen Möbelfabrik ein Einkaufszentrum errichtet. Der alte Kellerbereich bleibt als Fundament des Gebäudes bestehen. Bei einer Inventur wird eine längst vergessene Tür geöffnet und ein mordlüsternes Wesen befreit.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Juni 2014
ISBN9783847690542
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    Buchvorschau

    "Die Mall" - Oliver Bäuerle

    Kapitel 1

    Die Sonne ging auf im Clallam Country, ca. 300 Meilen von Seattle entfernt. Die ersten Vögel begannen ihre Lieder zu zwitschern, als die ersten Sonnenstrahlen die Dächer der Häuser in einem zarten Gelb erhellten.

    Steve und Clare lagen noch in ihrem Bett. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 5.25 Uhr an, fünf Minuten später würde er klingeln. Die Teenager waren erst vor Kurzem zusammengezogen und gingen auf dieselbe Highschool im Ort. Steve war kein besonders guter Schüler, nur durch seine überragenden Fähigkeiten im Football konnte er seine Zensuren in den anderen Fächern in den Hintergrund stellen. Er war eben ein Naturtalent. Clare war das totale Gegenteil. Sie war fleißig, eine der besten Schülerin auf der gesamten Schule und Mitglied in der Cheerleader Gruppe des Football Teams. Die beiden hatten sich auf dem Spielfeld kennengelernt, als die jungen Mädchen ihre Tanzkünste vorführten. Sie hatten sich sofort ineinander verliebt und konnten seitdem nicht mehr voneinander lassen. Sie waren sehr glücklich, bis der Cheftrainer der Footballmannschaft von ihrer Beziehung erfuhr. Er hatte etwas gegen solche Verbindungen in seinem Team, sie störten den Sport. Steve wurde von der Schulleitung vor die Wahl gestellt der Mannschaft zu dienen oder die Schule zu verlassen. Er und Clare zögerten nicht lange und gingen von der Schule ab, um von nun an zusammenzuleben. 5.30 Uhr. Ein schrilles Klingeln erfüllte das kleine Schlafzimmer. Steve streckte seinen Arm aus und drückte mit den Fingerspitzen den Knopf des Weckers, der sofort verstummte. Er rieb sich die Augen und atmete tief durch, dann drehte er sich zu Clare und weckte sie zärtlich.

    << Guten Morgen mein Engel, aufwachen es ist genau 5.30 Uhr wir müssen Arbeiten. <<

    Er gab ihr einen sinnlichen Kuss auf die Wange und stand auf. Clare hasste frühes Aufstehen, vor allem weil heute auch noch Sonnabend war. Sie hatten sich freiwillig gemeldet. Sie arbeiteten beide in der Mall, die am Stadtrand in den Bergen lag. Nach ihrem plötzlichen Abgang von der Schule mussten die Zwei schnell eine Arbeit finden, um eine Wohnung beziehen zu können. Mr. Sulivan war so freundlich sie ohne langes Fragen einzustellen. Steve hatte einen Job in der Tischlerei bekommen und Clare arbeitete in einen der zahlreichen Diner in dem großen Einkaufszentrum. Der Verdienst war nicht überragend, aber es reichte aus um über die Runden zu kommen. Die Mall hatte Mr. Sulivan vor einigen Jahren gebaut, sie stand hoch gelegen an den ersten Ausläufern der Bergkette, die die Rocky Mountains bildeten. Er hatte sie damals unter zweifelhaften Bedingungen errichtet. Er war nicht als direkter Nachfahre des verstorbenen Samuel Miller in das Testament des Grundstückes eingetragen. Er war Herb Gates einer der Vorarbeiter, der in der Möbelfabrik arbeitete und außerdem ein begnadeter Urkundenfälscher. Er änderte seinen Namen in Mr. Rob Sulivan. Keiner ahnte, dass er nicht der echte Erbe des Vermögens von Samuel Miller war, der eigentlich keine Nachkommen hatte. Das Grundstück wäre mit Sicherheit an die Gemeinde übertragen worden. Als Spezialist die Fälschungen aller Art betrafen und dem nötigen Kleingeld musste er nicht alle Baugenehmigungen einholen und konnte das Einkaufszentrum an dem Platz der alten Möbelfabrik bauen. Er hatte zwar einige Auflagen bekommen, aber natürlich nicht alle erfüllt. So diente der gesamte Kellerbereich der alten Fabrik, der hätte abgerissen werden müssen als Lagerraum und jetzige Tischlerei. Die zwei alten Fabrikschornsteine waren als Wahrzeichen erhalten geblieben und ragten mitten aus der Mall in den Himmel. Schon von Weitem waren sie zu erkennen. Die Behörden hatten sich über die Jahre so einiges gefallen lassen. Mr. Sulivan hatte alle Aufforderungen der Behörden ignoriert und sie lapidar abgetan, jetzt hatte die Stadt richterlich eine Inventur des gesamten Gebäudes angeordnet. Mr. Sulivan war überhaupt nicht erfreut darüber und ignorierte auch diese Anordnung. Als die Zwangsschließung des Gebäudes angekündigt wurde, willigte er schließlich ein. Er wollte so wenig Zeit wie nötig damit vergeuden und plante einen Samstag und den darauffolgenden Sonntag für die Arbeiten ein, 48 Stunden sollten ausreichen, um die Inventur durchzuführen. Dreißig Leute brauchte er seiner Schätzung nach, vierundzwanzig Mitarbeiter aus der Mall und sechs von seinen, sagen wir es mal so, nicht zimperlichen Bodyguards. Sie sollten schlampiges Arbeiten im Ansatz ersticken und Ordnung in die Sache bringen. Vor allem sollten sie aufpassen, dass keiner der Mitarbeiter seine eigenen Taschen füllte. Ja, seine Liste war fertig und keiner seiner Mitarbeiter der auf ihr Stand wagte es sich zu weigern an dem 48-Stunden-Marathon teilzunehmen. Steve und Clare waren zwei davon, sie trauten sich nicht nein zu sagen, da sie erst eine kurze Zeit für Mr. Sulivan in der Mall arbeiteten.

    Kapitel 2

    1950. Der Handel blühte, in Clallam Country. Samuel Miller wollte eine Möbelfabrik bauen, um die überdimensionale Anfrage nach Möbeln in den gesamten USA abzudecken. Es dauerte nicht lange, bis er die notwendigen Papiere zusammenhatte, um mit dem Bau beginnen zu können. Wie heute regierte auch damals Geld die Welt. Samuel Miller war skrupellos, seine Geschäftspraktiken zweifelhaft und er ging über Leichen. Ihm war es egal, wer für seinen Reichtum leiden musste, alles, was zählte, war sein eigener Vorteil. Er hatte mehrere große Fabriken aufgebaut, in denen die Menschen unter katastrophalen Bedingungen arbeiten mussten. So auch im Frühjahr 1950. Der erste Baum viel einer Säge zum Opfer und bald wurde der erste Spatenstich getätigt. Ein Jahr später stand die Fabrik mit ihren monströsen Schornsteinen auf der Anhöhe und wirkte drohend über der kleinen Stadt. Samuel Miller hatte erreicht was er sich vorgenommen hatte, es hatte ihn viel Mühe und noch mehr Geld gekostet. Obendrein musste er einige Menschen beseitigen lassen, sie waren seiner Meinung nach zu gierig geworden. Zwei Mitarbeiter der Baubehörde waren ebenfalls darunter.

    Am Abend des 17.Juni.1950 besuchten sie Samuel Miller auf der Baustelle, wo gerade die Arbeiten für die Herstellung der Bodenplatte in vollem Gange waren.

    >> Mr. Miller wir möchte sie kurz sprechen, es ist sehr wichtig. <<

    Mit mürrischem Blick musterte er die beiden und verließ die Arbeiten an den Fundamenten.

    >> Was gibt es so Wichtiges ihr Trottel? Ich habe euch doch schon genug Geld in eure Taschen gesteckt, ihr seht doch, dass ich beschäftigt bin. <<

    >> Mr. Miller bleiben sie freundlich, wir sind es doch auch, aber wir können auch anders. Ich habe mit meinem Kollegen ein Schriftstück aufgesetzt, mit dem wir die Arbeiten sofort unterbrechen können. <<

    >> Was wollt ihr verdammt noch mal denn noch? <<

    >> Ein zusätzlichen Bonus würde ich sagen, jeder von uns braucht noch mal 10.000 Dollar für Spesen, sie verstehen das doch sicherlich? <<

    Samuel Miller wurde blass, seine Adern am Hals traten hervor, er platzte fast vor Wut.

    >> Kommt mit in mein Büro, wir regeln das dort. <<

    Die drei Männer verschwanden in einer der provisorischen Baubuden an der Baustelle.

    >> Setzt euch hin. <<

    Sprach er in einem rauen Ton.

    >> Ich besorge das Geld, wartet einen Augenblick. <<

    Samuel Miller verließ die Baubude. Nach einer viertel Stunde kam er mit einem Bündel Dollarnoten erneut in das Büro. Die Augen der beiden Mitarbeiter der Baubehörde leuchteten. Das schnelle Geld hatte sie gierig werden lassen.

    >> Hier ihr Geier. <<

    Mit einer kurzen Handbewegung warf er den beiden das Geld entgegen und verlangte im Gegenzug das Schreiben der Baubehörde.

    >> Mr. Miller, es ist uns wie immer eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen. <<

    Steve Nolting, so war der Name einer der beiden Mitarbeiter der Baubehörde. Er griff in seinen Anzug und holte ein Dokument hervor das er Samuel Miller überreichte. Der Griff hastig danach, öffnete es und überflog es flüchtig, dann steckte er es ein.

    >> So jetzt verschwindet ihr Geier und ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder! <<

    >> Wir werden sehen Mr. Miller, der Bau dauert ja noch einige Zeit. <<

    Sie verließen das Büro und gingen in Richtung ihres geparkten Wagens. Die beiden lachten, als sie das Auto erreichten. Sie öffneten die Türen und wollten gerade einsteigen, als sie hinterrücks von zwei kräftigen Männern mit Baseballschlägern niedergeschlagen wurden.

    Die zwei Männer waren sofort bewusstlos. Samuel Miller schaltete das Licht ein. Die dunkle Baracke in der Material gelagert wurde, füllte sich mit Licht.

    Überall waren Säcke mit Zement und verschiedene Werkzeuge gelagert. In der Mitte des Raumes waren zwei Männer gefesselt und geknebelt, an den Händen aufgehängt, die beiden Mitarbeiter der Baubehörde. Ein Eimer mit Wasser und beide wurden sofort aus ihrer tiefen Bewusstlosigkeit geholt und starten Samuel Miller mit großen Augen an, der lachte nur laut.

    << So ihr Narren, glaubt ihr wirklich ihr könnt mit mir machen was ihr wollt? Nun zeige ich euch was ich mit euch machen werde, ein Miller verarscht man nicht! <<

    Die Tür der Baracke öffnete sich und zwei dunkle Gestalten traten ein.

    >> Mr. Miller hier ist ihr Geld, wir haben es den beiden vorhin am Auto abgenommen! <<

    Samuel Miller steckte das Geld sofort ein und grinste zufrieden. Seinen zwei Bodyguards befahl er mit in der Baracke zu bleiben, er würde ihnen zeigen was man mit Dieben macht.

    Die Männer nickten und bauten sich hinter Samuel Miller auf. Der ergriff eine Schaufel, die bei den Werkzeugen stand und strich zärtlich über die glänzende Metallfläche.

    >> So meine Freunde jetzt zu euch. <<

    Die beiden Mitarbeiter der Baubehörde fingen an zu zappeln und sich zu winden, seltsame Laute drangen durch ihre Knebel nach außen, es war wohl ein flehen um Gnade. Aber Gnade gab es für die Zwei nicht.

    Samuel Miller holte aus. Steve Noltings Augen wurden starr, als das Eisen der Schaufel sein Knie traf. Es krachte als seine Kniescheibe zerbrach. Die Hose riss auf und Knochensplitter waren zu erkennen, dann färbte Blut seine Hose rot. Er holte erneut aus und traf den Kollegen von Steve mitten am Oberschenkel. Die Kante der Schaufel trat tief in sein Fleisch ein, sodass Samuel Miller Mühe hatte sie wieder herauszuziehen. Sehnen und weißes Fleisch waren zu erkennen, bevor sich auch hier alles mit Blut bedeckte. Die beiden zappelten wie wahnsinnige, die Stricke, mit denen sie am Dachsparren der Baracke gefesselt waren, gaben der Belastung fast nach, hielten aber dennoch dem starken Druck stand. Samuel Miller legte die Schaufel beiseite, in seinen Augen war die Gier nach Blut zu sehen. Seine Bodyguards standen ruhig an ihrem Platz und sahen dem Treiben zu. Sie waren hartgesotten, erschüttern konnte sie so schnell nichts. Samuel Miller griff erneut in die Werkzeugkiste und holte eine Spitzhacke heraus und musterte sie sorgfältig.

    >> Was meint ihr, die spitze Seite oder die Flache? Ach ihr antwortet nicht, dann muss ich wohl für euch entscheiden. <<

    Er baute sich erneut vor den beiden auf und drehte die Spitzhacke in der Hand und schlug plötzlich und unvermittelt auf Steve Nolting ein. Die spitze Seite traf den wimmernden Beamten genau zwischen dem Brustbein und drang tief in seinen Oberkörper ein. Die Augen von Steve wurden starr, als der Schmerz über ihn kam. Samuel Miller hängte sich danach mit seinem gesamten Gewicht an die Spitzhacke und zog die Klinge bis zum Hosenansatz des Beamten herunter. Dann riss das Seil, mit dem Steve Nolting an das Dach gefesselt war und krachte zu Boden. Eingeweide und Blut überschwemmten den Holzfußboden der Baracke. Beim Aufprall war seine gesamte Bauchhöhle aufgeplatzt und auseinandergespritzt. Samuel Miller war zufrieden, einer weniger. Er blickte an die Decke, einer war noch da, um den er sich kümmern musste. Er griff sich den Baseballschläger von einem seiner Bodyguards und schritt leger auf den zweiten Beamten zu. Er holte aus, als ob er einen Homerun schlagen wollte und drosch erbarmungslos zu. Immer wieder traf er mit dem Hartholzschläger die Beine des Beamten. Es dauerte nicht lange bis sie, wie schlaffe Würste, ohne jeglichen Halt herumbaumelten. Er hatte ihm sämtlich Knochen gebrochen, unzählige Knochenstücke hatten sich in einer riesen Blutlache auf dem Holzfußboden verteilt. Dann hielt er inne, ließ den Schläger fallen und ging hinaus. Seinen Leibwächtern befahl er, beide Beamte zu dem Betonfundament zu bringen und Ordnung zu machen. Die betonier Arbeiten waren in vollem Gange, die ersten Quadratmeter waren schon fertig gegossen, als Samuel Miller an der Baustelle auftauchte. Seine Leibwächter hatten die beiden Beamten schon in die Baugrube geworfen. Der Kollege von Steve Nolting lebte noch. Wie ein Wurm versuchte er mit seinen zerschmetterten Beinen über den Boden der Baugrube zu kriechen, da sie keinen Halt mehr boten, war sein Bemühen erfolglos. Dann kam der Beton, die erste Lage bedeckte die Männer halb, der Beamte, der noch lebte, schaffte es sich zu drehen und starte Samuel Miller entsetzt an.

    >> Beton Männer, mehr Beton. <<

    Die zweite Lage begrub Steve Nolting, nur der Kopf seines Kollegen schaute noch aus der Dicken, grauen Pampe heraus. Samuel Miller stapfte mit seinen Gummistiefeln zielstrebig durch den Beton auf den Kopf des Beamten zu und drückte mit seinem Hacken auf die Stirn des Mannes.

    >> Gute Nacht mein Freund. <<

    Dann war auch er verschwunden.

    Einige Luftblasen stiegen noch aus der grauen Masse auf, dann war alles still. Samuel Miller drehte sich um und sah zehn Mitarbeiter in die Augen, die fassungslos am Rand der Baugrube standen.

    >> Leute jetzt wisst ihr was mit Verbrechern passiert. Ich rate jedem von euch die heutigen Geschehnisse für sich zu behalten, sonst wird jeder von euch ein ähnliches Schicksal erfahren, haben wir uns verstanden? <<

    Alle nickten und gingen wieder ihrer Arbeit nach. Die Leibwächter setzten sich in das Auto der beiden Beamten und entsorgten auch die letzten Spuren ihrer Anwesenheit auf der Baustelle. Samuel Miller hatte sich seit dieser Zeit verändert, er wurde noch härter zu seinen Mitarbeitern, als ob der Teufel in ihn gefahren war.

    Kapitel 3

    Es war fast 7.00 Uhr. Steve und Clare erreichten gerade noch pünktlich den Parkplatz der großen Mall. Einige andere Autos parkten bereits auf dem riesigen Gelände des Einkaufzentrums. Sie schlossen ihren Wagen ab und gingen Hand in Hand zum Personaleingang auf der Rückseite des Gebäudes. Vor dem Eingang warteten etliche Personen darauf, dass endlich die Tür aufging.

    Auf einmal waren Motorengeräusche zu hören. Ein silberfarbener Bentley, der in der Sonne funkelte wie ein geschliffener Diamant, bog in einem Affentempo um die Ecke des Gebäudes und kam schließlich vor der Menge zum Stehen. Die Türen wurden aufgerissen und dunkel gekleidete Männer verließen den Wagen. Sie bauten sich an der Fahrertür auf, einer von ihnen öffnete sie.

    Wie in einer Show, wenn der Stargast die Bühne betritt, stieg Mr. Sulivan aus dem Bentley aus.

    >> Hey Leute, 7.00 Uhr gerade noch rechtzeitig.

    Freut mich, euch alle pünktlich anzutreffen.

    Rick und Kyle werden die Anwesenheitsliste abhacken und dann jedem von Euch Schlüssel für die Geschäfte und eine Mappe mit den Listen der Waren, die kontrolliert werden müssen geben. Ich erwarte von euch ein sauberes und schnelles Arbeiten. Rick, Kyle und vier andere meiner Mitarbeiter werden die Arbeiten beaufsichtigen, also lasst euch nicht einfallen irgendetwas Dummes zu tun, ihr würdet es bereuen. >>

    Die Ansprache von Mr. Sulivan dauerte ewig, alle waren der prallen Sonne schutzlos ausgesetzt und fingen an gewaltig zu schwitzen. Aber irgendwann war auch die langweiligste Rede zu Ende, die Tür der Mall öffnete sich und alle konnten hineingehen. Es war dunkel und kalt im Flur des Personaleinganges des Einkaufszentrums, wo es nicht notwendig war, sparte Mr. Sulivan, sei es am Strom oder an der Heizung. Eine Schlange von Mitarbeitern, geführt von Rick und Kyle bahnte sich ihren Weg in die Verkaufsbereiche der Mall. Eine letzte Tür ging es zu durchqueren, dann standen sie alle in dem riesigen Flur im Erdgeschoss des Ladens. Licht ging an und die schummrige Notbeleuchtung wurde von einem etwas helleren Putzlicht abgelöst, das ein wenig mehr von der Kostbarkeit und des Schicks des Einkaufszentrums erkennen ließ. Rick hatte allen Leuten die passenden Schlüssel und Akten mit den Unterlagen über das was abgearbeitet werden musste übergeben.

    Mr. Sulivan war zufrieden.

    >> So Leute ich verlasse mich auf euch, wir sehen uns Montagmorgen um 7.00 Uhr, ich werde mich dann persönlich davon überzeugen, dass alles erledigt ist. <<

    Dann drehte er sich um und verschwand in dem dunklen Gang, aus dem sie gekommen waren. In seiner hoch erhobenen Hand den Schlüssel des Personaleinganges baumelnd. Mr. Sulivan verließ gegen 7.30 Uhr die Mall, verschloss sorgfältig die Tür, stieg in seinen Bentley und raste mit Vollgas davon.

    Kapitel 4

    1953. Die Möbelfabrik von Samuel Miller lief wie geschmiert, die letzten Arbeiten des Baues der fast drei Jahre gedauerte hatte, waren so gut wie abgeschlossen. In seiner Fabrik arbeiten mittlerweile 300 Menschen aus verschiedenen Schichten,vom Vorarbeiter bis zur billigen Hilfskraft. Die meisten von ihnen waren illegal beschäftigt und lebten auf dem Grundstück der Tischlerei in kleinen verkommenen Baracken. Es gab dort kein fließendes Wasser und kein Strom, in den kalten Wintermonaten mussten sie Abfallholz des Betriebes kaufen, um ihre spärlich ausgestatteten Hütten zu beheizen. Zu dieser Zeit gab es nicht viel Arbeit, deshalb waren sie froh überhaupt einen Job zu haben, egal wie hart er war. Den Vorarbeitern ging es besser, sie wohnten in Häusern im Ort, hatten Autos und verdienten nicht schlecht.

    Allerdings mussten sie alles tun, was Samuel Miller ihnen befahl und das war nicht immer einfach.

    Immer wieder waren Unfälle an der Tagesordnung. Meist waren es kleinere Fleischwunden, aber es kam auch vor, dass ganze Körperteile einer Säge oder einer Richtbank zum Opfer fielen. In der Fabrik gab es ein kleines Lazarett. Es war spärlich ausgestattet, aber immerhin waren dort zwei Leute mit weißen Kitteln beschäftigt, die irgendwie nach Sanitätern aussahen. Das beruhigte die Arbeiter in der Fabrik und trieb sie an ihrer Arbeit weiter nachzugehen. Am 16.02.1953 durchdrang ein Schrei die Halle der Sägerei in der Fabrik. Ein Helfer wurde beim Holzzuschnitt in die Kette des Antriebes gezogen und kam langsam der Säge näher. Sein Fuß hatte sich verfangen und er versuchte mit aller Kraft irgendwie freizukommen. Vergeblich bemühte er sich von der öligen Kette losgelassen zu werden, die ihn unerbittlich immer dichter den scharfen Zähnen der Säge zuführte. Andere Mitarbeiter versuchten ihn zu befreien und die Säge abzuschalten, vergeblich. Der Produktionsablauf war zu lang, das Band brauchte einige Minuten, um vollständig zum Stillstand zu kommen.

    Da war es auch schon geschehen, die ersten Zähne der riesigen Säge erreichten seinen Schuh, der wie Styropor auseinander gefetzt wurde und trafen Sekunden später auf das Fleisch seines Fußes. Immer noch bewegte er sich wie wild und versuchte der Säge zu entkommen, da spritzte das erste Blut. Die Zacken der Klinge durchtrennten alles, was ihnen in den Weg kam. Knochen, Sehnen und Muskeln wurden so schnell zerschnitten, das es fast wie eine Wurstscheibe ausgesehen hätte wäre da nicht das viele Blut gewesen. In der Mitte der Wade trat das erste Blatt der Säge aus, das Zweite hatte aber schon seinen Oberschenkel erreicht und fetzte den Stoff der Hose auseinander. Wahnsinnige schreie durchdrangen die gesamte Fabrik, überall drehten die Arbeiter voller schrecken ihre Köpfe in die Richtung aus der die Laute kamen. Stan, so nannten ihn seine Freunde, verlor nicht nur seinen linken Fuß, sondern auch sein rechtes Bein. Oberhalb des Knies rumpelte die Säge durch seinen Oberschenkelknochen und kam irgendwann zum Stillstand. Kollegen liefen zu ihm, konnten ihn aber nicht befreien, das Sägeblatt steckte genau in seinem Bein. Das viele Blut ließ nicht erkennen, wie weit es durchtrennt war. Die Sanitäter kamen. Stan war bereits bewusstlos, der große Blutverlust hatte dafür gesorgt. Harry, einer der Sanitäter, erkannte sofort die Notwendigkeit ihn aus der lebensbedrohlichen Lage zu befreien. Er zog sein Messer und begann sofort, das restliche Fleisch, das im Sägeblatt fest hing zu durchtrennen. Schwer arbeitete sich das Messer durch die Sehnen und Muskelstränge. Plötzlich gab der Druck nach und der Körper von Stan war frei. Freiwillige Helfer trugen ihn in das Lazarett, andere brachten seine in Tücher eingewickelten Körperteile. Harry und Lloyd banden die schweren Verletzungen von Stan ab um die Blutung zu stoppen, da wurde die Tür geöffnet.

    Samuel Miller betrat den Raum.

    >> Was ist hier los, was hat dieser Idiot schon wieder angestellt? <<

    >> Er ist in die große Säge gekommen Boss, aber er wird überleben! <<

    >> Ihr wisst doch genau was passiert, wenn wir ihn ins Krankenhaus fahren, nicht nur ich verliere meine Arbeit, sondern auch ihr. <<

    Samuel Miller knallte die Tür zu und schritt entschlossen zu der Sägeanlage in Halle drei. Dort angekommen trieb er seine Vorarbeiter an mit den Arbeiten fortzufahren, das Blut an der Säge mit Sägemehl abzustreuen und die Stelle von Stan anderweitig zu besetzen.

    Auf die Fragen der Kollegen, was mit Stan geschehen wird, antwortete er lässig.

    >> Leute, wir haben ihn sofort ins Krankenhaus gebracht. Er wird dort versorgt, ich hoffe, er schafft es, er ist ein guter Kerl. <<

    Die Arbeiter klopften Samuel Miller auf die Schulter, als er die Halle verließ, ihr harter Boss war doch ein guter Mann.

    Im Lazarett waren Harry und Lloyd am Diskutieren.

    >> Harry doch nicht noch einen, wie weit soll das noch gehen? <<

    >> Ich weiß es doch auch nicht, aber was sollen wir tun, wir verlieren unsere Arbeit, wenn wir nicht machen, was Mr. Miller von uns verlangt.

    Was hat Stan denn noch von seinem Leben, wenn er das hier überlebt, ewig als Krüppel rumzulaufen? <<

    >> Vielleicht hast du recht, also los, bevor Mr. Miller zurückkommt. <<

    Die beiden Sanitäter näherten sich der Trage, auf der Stan immer noch bewusstlos lag. Harry hatte wieder sein Messer in der Hand und setzte es am Hals von Stan an. Gerade als er es durchziehen wollte, öffnete Stan hustend die Augen.

    >> Harry, Lloyd was ist passiert? <<

    Schnell steckte Harry das Messer ein und lächelte Stan liebevoll an.

    >> Du hattest einen Unfall, wir werden alles Erdenkliche tun, damit es dir bald wieder besser geht. <<

    In dem Augenblick schlug Lloyd von hinten mit einer Eisenstange auf Stan ein, immer wieder und wieder traf er den Kopf des Mannes. Die ersten Teile des Schädels fielen zu Boden, Blut bespritzte die weißen Wände. Der halbe Schädel war weggeplatzt und der Blick auf das Gehirn offenbarte sich den beiden. Zur Sicherheit stach Harry noch einige Male mit seinem Messer auf den leblosen Körper von Stan ein, bevor er abließ und sich beide sicher waren, dass er tot war. Dann schauten sie sich an, tränen liefen aus ihren Augen, als sie den leblosen Körper ansahen. Sie wickelten ihn in ein Tuch und legten den Körper in einen Nebenraum ab und warteten, bis die arbeiten in der Fabrik beendet waren.

    In der kommenden Nacht brachten sie den Leichnam und die Leichenteile in einen Lagerraum unterhalb der Fabrik. In einen Raum, in dem das wertvolle Holz gelagert wurde. Am Ende des Lagerraumes, in dem Eichenstämme und Edelholz lag, war seitlich noch eine kleine Tür, die mit einem schweren Schloss gesichert wurde. Nur sie und Mr. Miller hatten jeweils einen Schlüssel für diesen Raum. Mit zittrigen Händen öffnete Harry das alte Schloss der Tür, quietschend gab sie dem Druck von ihm nach und öffnete sich langsam. Es war dunkel in dem Raum, Lloyd zündete eine verrostete Petroleumlampe an, die einen kleinen gemütlichen Lichtschein ausstrahlte und den Raum erhellte. Harry und Lloyd traten vor, hinter sich zogen sie die Überreste von Stan in den Raum. In der hinteren Ecke des Raumes stoppten sie und legten den leblosen Körper von Stan ab. Die kleine Laterne erhellte den Bereich und mit schaudern sahen sie die Überreste der anderen Leichen, die sie in den letzten Jahren hier heruntergebracht hatten. Die anderen Leichen, die hier lagen, waren stark verwest und ihre Körper von den Ratten aufgefressen worden. Überall saßen sie mit ihren rot glühenden Augen und warteten auf Nachschub.

    Harry und Lloyd hatten Mühe die vielen Tiere mit ihren Füßen zur Seite zu schieben, um in die Ecke des Raumes zu gelangen. Sobald sie den Körper abgelegt hatten, machten sich die Ratten daran die ersten Fleischstücke aus Stans Körper zu reißen. Wie hungrige Wölfe warteten sie auf ihre Fütterung. Obwohl hier mehr als fünf Leichen lagen, war kein Verwesungsgeruch zu riechen.

    Der Raum lag am Außenbereich nahe an den Felsen, kleine Öffnungen und Spalten ließen genügend Luft zirkulieren, sodass der Geruch der Toten nach draußen zog. Lediglich ein großer Schwarm Krähen zog regelmäßig an den Felsen vorbei und versuchten vergeblich in das Innere zu gelangen. Da der Raum auf der abgewandten Seite des Berges lag, nahm kein Mensch Notiz vom Schauspiel, das hier immer wieder stattfand.

    Kapitel 5

    7.35 Uhr. Die Aufgaben in der Mall waren klar verteilt. Rick und Kyle ermahnten nochmals alle, ihre Arbeiten sorgfältig und gewissenhaft durchzuführen. Fünf Minuten später verließen alle 24 Teilnehmer der freiwilligen Inventur den Eingangsbereich, um mit den Arbeiten zu beginnen. Rick und Kyle gingen in die Zentrale des Kaufhauses, um mit der Überwachung der Arbeiten zu beginnen. Die Zentrale in der Mall war mit allerhand Technik ausgestattet, Kameraanlagen konnten in fast jeden Winkel des Einkaufszentrums schauen und jede Bewegung überwachen. Rick war die rechte Hand von Mr. Sulivan und somit der Wortführer. Kyle war sein bester Freund und stand somit direkt unter ihm. Bill, Bob, Ray und Fin waren für ihn Schwächlinge. Rick hätte sie niemals ausgewählt die Arbeiten zu begleiten, aber Mr. Sulivan wollte es, daher war es ihm egal, er teilte sie so ein, wie er wollte. Er und Kyle machten es sich in der Zentrale gemütlich, schalteten alle Monitore und Kameras ein und schickten die anderen vier auf den ersten Rundgang durch die Mall. Inzwischen hatten sich die Freiwilligen verteilt und gingen ihren ersten Arbeiten in den Geschäften nach. Clare nahm Steve in den Arm und verabschiedete sich von ihm. Ein inniger Zungenkuss und ein Griff zwischen die Beine sollten ihn spüren lassen, wohin er gehörte.

    >> Ich liebe Dich mein Schatz, vergiss mich nicht. <<

    >> Niemals meine Süße, ich weiß doch, was du alles für uns tust. <<

    Sie sahen sich noch einmal tief in die Augen und gingen auseinander.

    Clare steuerte eine kleine Boutique im Erdgeschoss an. Hier war Mode für fülligere Frauen zu finden, ab und zu musste Clare als Vertretung in dem Laden arbeiten. Sie tat es gerne weil die Frauen, die hier her zum Einkaufen kamen, ausnahmslos nett waren und viele von ihnen Wert auf Clares Meinung legten. Steve machte sich auf in das Treppenhaus, er war auf

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