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Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1
Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1
Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1
eBook681 Seiten9 Stunden

Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1

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Über dieses E-Book

In dem ersten Band von "Der gnostische Einfluss in der Reformation" behandelt der Autor das brisante Thema der willkürlichen Prädestination zum Heil.
Dieses Thema spaltet seit Jahrhunderten die christliche Welt, sodass man meinen könnte, dass es einfach stehengelassen werden muss. Der Autor jedoch versucht durch akribische Forschung in Gottes Wort und in der Kirchengeschichte aufzuzeigen, dass man sehr wohl Gewissheit in diesem Thema haben kann und es weder Streit- noch Spaltungsgründe unter bibeltreuen Christen diesbezüglich geben muss.

Das Buch wird in drei Teile gegliedert: Zunächst wird das grundsätzliche Problem der subjektiven Interpretation der Bibel tiefgründig analysiert. Es geht um "biblische Hermeneutik". Es wird der Frage nachgegangen, wie wir die Bibel auslegen sollen bzw. wie die Bibel ausgelegt werden will.

Im zweiten Teil wird das Thema "Prädestination" mit der herausgearbeiteten Hermeneutik untersucht. Es werden nahezu jeder Vers und jede Passage aus der Schrift, die dieses Thema betreffen vom Autor behandelt.

Zuletzt, im dritten Teil, wird die Dogmengeschichte (Lehrgeschichte) beleuchtet. Der Autor zeigt auf, welche Ansichten aus dem antiken Christentum, vor allem die ersten Christen über dieses Thema gelehrt haben. Dazu hat der Autor alle frühchristlichen Bibellehrer der ersten drei Jahrhunderte und einige Kirchenlehrer bis ins 8. Jahrhundert studiert. Es war ihm möglich, jede Aussage dieser Bibellehrer mit primären Quellen zu belegen, die man ohne Weiteres nachprüfen kann. Das Ergebnis dieser Forschung wird viele überraschen. Alle Christen in den ersten Jahrhunderten waren sich in diesem kontroversen Thema völlig einig, im Gegensatz zu der heutigen, christlichen Welt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Sept. 2021
ISBN9783753455037
Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1
Autor

Georgij Goletiani

Georgij Goletiani wurde am 03.03.1990 in Tiflis (Georgien) geboren. Er ist Bibellehrer in Deutschland (an der Bibel- und Missionsschule Ostfriesland) und in Äthiopien (in der Evangeliums-Mission Äthiopien e.V.). Georgij ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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    Buchvorschau

    Der gnostische Einfluss in der Reformation Band 1 - Georgij Goletiani

    Danksagungen

    Zuallererst möchte ich meinem Herrn Jesus danken, dass er mir in all meinem Tun zur Seite stand. Ohne ihn und seinen Segen hätte ich nichts bewerkstelligen können. Bei all dem vielen Studieren und Bücherwälzen der letzten Jahre war mir eine Sache besonders wichtig: Dieses Werk soll Jesus und seinem Reich dienen, damit man Wahrheit suchen und finden kann. Ich hoffe, dass der HERR mich als sein Werkzeug gebraucht und ich so meinen Geschwistern, allen, die dieses Buch lesen, Gewissheit und Ermutigung darbringen darf. Der HERR segne euch alle!

    Auch gilt mein besonderer Dank meiner Frau, die mich über Jahre hinweg unterstützt hat und mit mir gemeinsam diesen Weg gegangen ist. Sie hat mich da ermutigt, wo ich es gebraucht habe und mich da korrigiert, wo es nötig war. Allen meinen Schülern, alle Geschwister, die mich dazu ermutigt haben, dieses Buch zu schreiben, gilt auch mein herzlichstes Dankeschön. Für alle, die an diesem Werk mitgewirkt haben, sei es beim Lesen der Korrektur, beim Niederschreiben der Notizen, beim Finden der Quellen usw., euch allen wünsche ich, dass der HERR eure Arbeit und Hilfe reichlich in seinem Reich vergilt.

    Sinn und Zweck dieses Buches

    Mit diesem Buch versuche ich nach jahrelangem Forschen in Gottes Wort und in unserer Kirchengeschichte aufzuzeigen, dass gewisse Themen, die seit Jahrhunderten die christliche Welt spalten (wie die Frage der willkürlichen Prädestination zum Heil, was das Hauptthema dieses ersten Bandes ist), mit dem richtigen Werkzeug klar und deutlich herausgearbeitet und verstanden werden können, so wie die Bibel sie in ihrer Einfachheit behandelt. Es wurden schon so viele Bücher zum Thema „Vorherbestimmung geschrieben, dass man meinen könnte, dass dieses Buch einfach ein weiteres von den vielen ist, die lediglich persönliche Meinungen und subjektives Verständnis aufzeigen wollen. Dieses Denken ist verständlich. Ich habe in meinem Leben hinreichend Fachliteratur gelesen, um mich dem anschließen zu können. Je nach Konfession und Glaubensbekenntnis haben die Theologen die Bibel so oft subjektiv ausgelegt und ihre Ansicht als „Wahrheit hingestellt. Warum sollte dieses Buch anders sein? Nun, zuallererst möchte ich klarstellen, dass dieses Buch nicht den Anspruch erhebt, der Weisheit Anfang und Ende zu sein. Auch hier gilt selbstverständlich das Wort: „Prüfet alles, behaltet das Gute" (1 Thess. 5,21). Jedoch wird hier zu allen anderen Büchern, die die Prädestinationsfrage behandeln, ein gewisser Unterschied gemacht.

    In diesem Buch wird zunächst das Problem identifiziert und behandelt, warum Christen, die den Heiligen Geist (HG) besitzen, auf die unterschiedlichsten Schlüsse kommen, obwohl doch alle ein und dasselbe Buch auslegen!? Wie kommt das? Es ist doch derselbe Geist in uns. Wie kann es sein, dass wir als Christen allgemein in grundlegenden Fragen („Wann wird die Entrückung sein?, „Ist das Heil verlierbar? usw.) die unterschiedlichsten Ansichten haben? Es gilt, wie bei allem, zu Beginn die Erkenntnis zu gewinnen, dass der Fehler bei uns liegt. Ohne die Erkenntnis, dass bei uns etwas gehörig schiefläuft, wird sich dieser Fehler immer wieder einstellen. Wieso sollte man schließlich etwas ändern, wenn man meint, dass alles in Ordnung ist? Hat man den Fehler aber erkannt, muss man überlegen, wie man ihn korrigieren kann, sodass man ihn nicht wiederholt. Ist dieses große Werk getan, kann man nach dieser Vorbereitung alle Themen der Bibel erforschen und herausfinden:

    Was sagt die Bibel?

    Also wollen wir, bevor wir unser „Heißes-Eisen-Thema" behandeln, zuallererst den Grundstein legen.

    Zudem werden wir auch die gewonnene Erkenntnis mit der Geschichte unserer Gemeinde vergleichen. Was haben die Christen in den ersten Generationen über dieses und jenes Thema gedacht? War es schon damals so, dass es verschiedene Lager gab und ein jedes auf seine Meinung pochte, oder gab es noch eine große Übereinstimmung, wenn es um das Thema „Prädestination zum Heil" ging? Das wäre dann der Teil der Dogmengeschichte (Lehrgeschichte), der für unser Bibelverständnis im Laufe der Zeit leider an Wichtigkeit verloren hat. Das werden wir in dem 3. Teil näher beleuchten. Wir werden anhand antiker Autoren der ersten Jahrhunderte entdecken können, was die damalige christliche Welt über dieses Thema geglaubt und verstanden hat.

    Anmerkungen

    Wenn nicht anders angegeben, werden die Verse der Bibel mit der Schlachter 2000 wiedergegeben.

    Dazu ist mir noch wichtig zu betonen, dass die christlichen Konfessionen, die im ersten Teil erwähnt werden, deutlich von ihrer Glaubenstreue unterschieden werden müssten, obwohl ich alle treuen und nicht treuen gleichzeitig erwähne. Ich persönlich vertrete die Glaubensüberzeugung der Frühmennoniten/Frühbaptisten, da diese den ersten Christen vor dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) am nächsten in der Lehre und im Wandel des Evangeliums waren. Jedoch sind auch andere bibeltreue/evangelikale Glaubensrichtungen Jesus treu und haben ihren Wert. Andere, wie die Zeugen Jehovas oder Mormonen, irren nach meinem Verständnis mehr als andere. Daher greife ich nicht die Konfessionen an sich an, sondern nur die Denkfehler, die unsere Konfessionen aufzeigen.

    Inhaltsverzeichnis

    1. Teil: Einheitliche biblische Hermeneutik

    KAPITEL 1: Das Problem erkennen

    KAPITEL 2: Die Konfrontation

    KAPITEL 3: Die Aussagen der Bibel über Hermeneutik und die Folgen daraus

    KAPITEL 4: Hermeneutik in der frühen Kirchengeschichte

    KAPITEL 5: Die hermeneutischen Regeln

    KAPITEL 6: Welche Einstellung haben wir bei der Wahrheitsfindung?

    KAPITEL 7: Von der Theorie zur Praxis

    1. Fallbeispiel: Das Schweigen der Frau in der Gemeinde

    2. Fallbeispiel: Das Wesen Jesu

    2. Teil: Ist die willkürliche Prädestination zum Heil eine biblische Lehre?

    KAPITEL 1: Meine Bekehrung und mein Suchen

    KAPITEL 2: Römer 9,14-22

    Exkurs: Die Gnosis und Augustinus

    Auslegung von Römer 9,14-22

    KAPITEL 3: Gründe, die für die reformierte Theologie zu sprechen scheinen

    KAPITEL 4: Gegen die reformierte Theologie

    Argumente gegen die reformierte Theologie

    Exkurs: Offener Theismus

    Gedanken der reformierten Theologie

    Gründe für die Vertretung der reformierten Theologie

    Exkurs: Was ist eine Irrlehre und was ist ein Irrtum?

    Ist die reformierte Theologie eine Irrlehre?

    3. Teil: Die Dogmengeschichte – Die frühe Kirche und ihre theologische Wichtigkeit für unser Bibelverständnis

    KAPITEL 1: Die Verfolgungen

    KAPITEL 2: Die Tradition der Väter als Schutzmaßnahme für die Wahrheit

    1. Die theologische Wende – Das Konzil von Nicäa 325 n. Chr.

    2. Die konstantinische Wende (Politische Wende)

    KAPITEL 3: Die Vorteile der frühen Kirche

    KAPITEL 4: Vinzenz von Lerins

    KAPITEL 5: Beurteilung der Väter

    KAPITEL 6: Die Einstellung der frühen Kirche

    KAPITEL 7: Kurzes persönliches Statement

    KAPITEL 8: Entstehung von Lehren nach Missachtung der frühen Kirche

    KAPITEL 9: Scheinargumente für einen Abfall der frühen Kirche

    KAPITEL 10: Relevanz der Dogmengeschichte für unsere Bibelauslegung

    Schlussgedanken

    Literaturverzeichnis

    1. TEIL: EINHEITLICHE BIBLISCHE HERMENEUTIK

    KAPITEL 1: Das Problem erkennen

    Was ist seit 2000 Jahren eines der größten Probleme der christlichen Welt? Was würden Sie sagen? Es gibt bestimmt viele Ecken und Kanten, die wir als Gemeinde haben; jedoch ist eines der größten Probleme seit 2000 Jahren vor unserer und aller Welt Augen: Es herrschen in der Gemeinde Jesu zigtausend verschiedene Meinungen über die Bibel und biblische Themen. Das christliche Medienmagazin Pro zählte im Jahr 2011 über 42.000 christliche Denominationen¹. 42.000 christliche Konfessionen, die sich alle auf Jesus Christus und die Bibel berufen. Man könnte sagen, 42.000 verschiedene Lehren und Ansichten, die man aus der Bibel entnehmen könnte, obwohl doch alle an einen Jesus durch die eine Bibel glauben! Bei diesen 42.000 verschiedenen Denominationen herrschen aber an und für sich noch zigtausend Untergruppierungen, die natürlich wieder von den Lehren der Oberkonfession abweichen. Es gibt auch weitere Richtungen, die hier keine Rolle spielen sollen, wie der Islam, der auch an „Jesus" glaubt oder manche buddhistische Richtungen, die Jesus loben. Wir wollen nur von denen reden, die sich auf den Jesus der Bibel berufen.

    Spinnen wir das Rad weiter und gehen wir zu jeder einzelnen Gemeinde der Baptisten, Zeugen Jehovas, Mennoniten usw., alle, die sich als „bibeltreue Christen" ausgeben. Wobei man schon bei gewissen Ansichten wahre Bibeltreue entdecken kann, wovon z.B. bei den Zeugen Jehovas und Mormonen in wichtigen Punkten nicht die Rede ist. Wir stellen fest, dass auch jede Gemeinde für sich selbst noch gewisse Ansichten hat, die andere Gemeinden in derselben Konfession nicht haben. Zum Schluss kommen wir nun zu jedem einzelnen Christen persönlich. Wir alle, die wir Jesus nachfolgen, interpretieren die Bibel auch entweder nach unserem kulturellen Hintergrund, unserer Gemeindeprägung, unseren Wünschen und kommen auch ganz persönlich schon zu mehreren Auslegungen, wenn es um gewisse Verse oder Themen in der Bibel geht. Objektiv betrachtet muss man eigentlich sagen, dass der Menge der verschiedenen Ansichten, Richtungen, Lehren usw. keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen. Das Schlimmste daran ist, dass man diese offensichtliche Fehlentwicklung einfach als „unlösbares Problem hinnimmt. Es stellt sich jetzt doch zurecht die Frage: Wie ist das möglich? Wie kann es sein, dass zigtausende Glaubensrichtungen sich auf ein und dasselbe Buch berufen, aber daraus wiederum zigtausend verschiedene Meinungen entstehen? Wie kann es auch sein, dass einzelne Gemeinden, oder wir ganz persönlich, unterschiedliche Resultate aus der Bibel herleiten? Wie kann es sein, dass man seine Meinung während der Zeit mit Jesus ändert? Wie oft passiert es uns, dass wir gewisse Verse, die wir vor Jahren auf eine bestimmte Art und Weise verstanden haben, plötzlich ganz anders verstehen? Wenn man in einem Punkt die Ansicht ändert, erklärt man einfach: „Naja, der HG hat mir das offenbart. Fragt ein anderer aber zurück: „Wer hat dir beim Bibellesen diese Stelle zuvor erklärt? War diese Erklärung nicht vom HG?" Dann ist man meistens schockiert und merkt, dass der HG nicht einfach seine Meinung ändert, sondern man diese Stelle früher falsch verstanden hat, trotz des HGs in uns! Man ist erschüttert und erklärt, dass man eben ein Sünder ist und man auf den HG hören sollte. Gut, einverstanden. Woher weiß ich aber, wann der HG mir die richtige Erklärung gibt und ich auf ihn hören soll? Woher weiß ich, dass meine sündige Natur die Auslegung der Bibel gerade beeinflusst? Gibt es da einen Knopf, den man einschalten kann, auf dem steht:

    „Wer die Wahrheit wissen will, bitte diesen Knopf drücken – bei Nichtwollen, bitte nicht berühren!"?

    Woher weiß man also, wann der HG redet? Wäre es nicht möglich, dass man meint, jahrelang die Wahrheit zu glauben, aber sich doch irrt? Wer von diesen 42.000 Konfessionen sagt von sich selbst, dass sie die Bibel falsch verstehen? Alle behaupten doch, dass ihre Sichtweise, ihre Schlüsse, die sie der Bibel entnehmen „biblisch" sind. Wenn diese vielen Konfessionen das nicht glauben würden, könnten sie wohl kaum weiter ihre Ansichten vertreten, meinen Sie nicht? Sie merken schon, dass da etwas nicht richtig sein kann. Legt man zwei wiedergeborenen Christen einen Bibeltext vor und bittet um eine Auslegung zu diesem Vers/Abschnitt, entstehen nicht selten drei verschiedene Meinungen. Es gibt die weit verbreitete Ansicht, dass der HG die Gläubigen in alle Wahrheit leitet (Joh. 16,13). Und dennoch gibt es 42.000 verschiedene Denominationen, von denen alle behaupten, den HG zu besitzen. Es drängt sich die Frage auf, ob der HG geteilt ist oder ob er dem einen dies und dem anderen jenes übermittelt. Kennt die Bibel also die eine Wahrheit oder viele Wahrheiten? Ist das Gebot der Nächstenliebe für jeden gleich oder kann dieses Gebot für verschiedene Personen Unterschiedliches bedeuten? Wenn unsere beiden oben erwähnten Christen auf unterschiedliche Resultate kommen, können doch nicht beide wahr sein. Bei zwei verschiedenen Meinungen über einen Vers/Abschnitt oder ein biblisches Thema ist mindestens eine falsch.

    Wie ist nun Joh. 16,13 zu verstehen? Die Zeugen Jehovas, und die katholische Kirche, nebenbei erwähnt, erheben ebenfalls den Anspruch vom Heiligen Geist geleitet zu sein. Die evangelikalen Christen (ich zähle mich im weitesten Sinne dazu) hingegen sagen, dass die Zeugen Jehovas bestimmte Bibelstellen/Themen falsch auslegen. Nun behaupten die Zeugen Jehovas über uns doch das Gleiche. In ihren Augen legen wir gewisse Stellen falsch aus und wollen die Wahrheit nicht annehmen. Was machen wir jetzt? Sollen wir aufeinander losgehen und der, der am Ende noch steht, hat Recht? Einer meiner Schüler sagte mir einmal, dass er auch selbst oft im Zweifel bezüglich seines Glaubens ist. Er selbst ist in einer Mennoniten-Gemeinde großgeworden und vertritt natürlich die mennonitische Sichtweise in bestimmten Punkten, die auch das Heil betreffen. Er hat sich überlegt, was wäre, wenn er in einer katholischen oder in einer mormonischen Familie geboren wäre. In diesem Fall wäre er doch auch zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass seine Sichtweise der Bibel, die seine Ältesten und Eltern ihn gelehrt haben, voll und ganz der biblischen Wahrheit entspricht. Entsetzt meinte er:

    „Woher weiß ich denn, ob ich die Wahrheit glaube? Alle behaupten doch, dass sie die Weisheit vertreten. Wie oft habe ich zu Zeugen Jehovas gesagt, dass sie ihre Lehren, ihre Gemeinde und Älteste prüfen sollen, damit sie die Wahrheit erkennen? Ich selbst aber habe meine Gemeinde und meine Ältesten nie auf diesen Prüfstein gestellt, wie ich es aber von den Zeugen Jehovas verlange."

    Wissen Sie, was ich ihm antwortete? „Du hast Recht! Wenn du von den Zeugen Jehovas edle Charakterzüge verlangst und selbst nicht bereit bist, mit gutem Beispiel voranzugehen, bist du doch eigentlich kein Stück besser als die Sekten, oder?" Mit welchem Recht betiteln wir andere Gemeinden als Sekten und sehen ihre offensichtlichen Fehler; selbst jedoch die eigenen Fehler zu bereinigen und alles zu prüfen, dafür sind wir uns zu schade. Das kostet Zeit und Kraft und außerdem meinen wir, dass wir, die Guten, ganz bestimmt die Wahrheit vertreten. Alle christlichen Gruppen erheben für sich den Anspruch, die Bibel und ihre jeweiligen Themen korrekt auszulegen und vom Heiligen Geist geleitet zu sein. Jede Gruppe wiederrum wirft den anderen vor, falsche Lehren zu verbreiten und/oder fleischlich gesinnt zu sein. Dieses Dilemma sorgt für christliche Anarchie. Jeder beruft sich auf die Offenbarung Gottes und fordert deswegen Unterordnung. Wird diese nicht geleistet, kommt der Gemeindeausschluss oder der Abbruch der Zusammenarbeit. Ich denke, dass ich die Problematik nun verdeutlicht habe.

    Es ist eigentlich so, dass jeder, der Augen im Kopf hat, versteht, dass die christliche Welt nicht wirklich so ist, wie die Bibel es eigentlich vorschreibt:

    1 Kor. 1,10 „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, Kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung."

    Wenn man unsere 2000 Jahre Kirchengeschichte anschaut, müssen wir sagen, dass wir bezüglich des Befehls aus 1 Kor. 1,10 völlig versagt haben. Was ist da passiert? Wie können wir mit Sicherheit feststellen, ob wir die biblische Wahrheit erkennen und glauben? Gehen wir kurz auf Joh. 16,13 ein:

    Joh. 16,13a „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten"

    Normalerweise meint der heutige Bibelleser, dass diese Verheißung des HGs einfach so schon geschehen wird, allein weil man den HG hat. Ein Bruder, der eine ziemlich unbiblische Sicht vertreten hat, gab folgende Erklärung ab: „Ich bin ein Gläubiger, ich habe den HG in meinem Herzen, mein Herz sagt mir dies und jenes… also ist das so und so zu verstehen." Dazu entgegnet die Bibel unter anderem Folgendes:

    Spr. 28,26a „Wer sich auf sein eigenes Herz verlässt, ist ein Narr"

    Was nun? Sollen wir nun auf unser Herz hören, dem der HG innewohnt oder nicht? Das Herz kann richtig liegen, aber eben auch falsch. Des Weiteren müsste man sich fragen, warum wir als Christen alles prüfen sollen (1 Thess. 5,21), wenn doch der HG uns in alle Wahrheit leitet. Warum hat Jesus Lehrer in der Gemeinde eingesetzt zur Zurüstung für die Heiligen (Eph. 4,11ff), obwohl doch nach der Theorie jeder Gläubige, der den HG besitzt, sowieso in alle Wahrheit geleitet wird? Ist das nicht merkwürdig?

    Ich glaube auch, dass der HG in alle Wahrheit leitet, wie es auch 1 Joh. 2,20 bestätigt, nur ist dies etwas komplizierter als wir es gerne hätten. Wir wissen, dass die Bibel vom HG inspiriert ist. Das bedeutet, dass, wenn wir die Bibel lesen, der HG auch zu uns durch sein Wort spricht. Jetzt sagt die Bibel:

    Hebr. 3,7-8 „Darum, wie der Heilige Geist spricht: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht, wie in der Auflehnung, am Tag der Versuchung in der Wüste"

    Die Bibel warnt, dass wir auf den HG hören sollen, dass wir unsere Herzen bei seinem Reden nicht verstocken. Was bedeutet das? Der HG leitet uns in alle Wahrheit, wenn wir uns auch von ihm leiten lassen. Wir meinen, dass wir automatisch alles richtig verstehen können, weil wir den HG haben. Die Realität und die Bibel zeigen uns jedoch, dass man auch das Wirken Gottes missachten kann. Wir müssen auch in der Lehre bleiben (2 Joh. 9). Also ist das kein Automatismus, dass, wenn der HG uns in alle Wahrheit leiten will, wir uns auch immer leiten lassen wollen. Es ist überhaupt einer der fehlgeleiteten Auslegungen in der Gemeinde Jesu, dass man behauptet, dass der HG uns alle lehrt, ohne jegliche Verantwortung unsererseits. Wenn das so wäre, müssten wir nicht prüfen, weil doch der HG uns ohnehin alles lehrt. Man bräuchte, wie gesagt, keine Lehrer und Älteste. Basnar hat das sehr gut ausgedrückt:

    „Unter Evangelikalen herrscht teilweise die Meinung vor, dass jeder, der wiedergeboren ist, die Heilige Schrift automatisch verstehen könne. Dementsprechend gibt man unreifen ‚Einsichten‘ oft gleiches Gewicht wie der gesunden Lehre, wodurch es zu einem Tohuwabohu unterschiedlichster Auslegungen und Meinungen kommt."²

    Das ist wirklich der allgemeine Konsens. Anstatt vom HG zu lernen, wie man mit der Bibel umgehen soll, meinen wir, dass wir das schon so irgendwie hinbekommen. Wenn man 42.000 christliche Denominationen vor Augen hat, merkt man schnell, dass das in der Praxis irgendwie nicht funktioniert. Dazu habe ich eine Frage: Wie hören wir auf den HG? Jeder behauptet, dass der HG ihm dies oder jenes offenbart hat. Wie können wir also prüfen, wann der HG uns die Auslegung gibt und wann nicht? Wann lässt man sich in der Auslegung der Heiligen Schrift vom HG leiten und wann ist es meine sündige Natur, die die Wahrheit der Bibel nicht akzeptieren will? Zudem lehrt die Bibel etwas komplett anderes zum Thema Auslegung der Heiligen Schrift:

    2 Petr. 1,20 „indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist." (Elbf.)

    Die Bibel widerspricht hier also komplett der heutigen Meinung. Man darf die Bibel nicht nach seinem eigenen Gutdünken auslegen. Weissagungen sind nicht nur prophetischer Natur. Im Kontext von 2 Petr. 1,20 geht es um das Zeugnis des Vaters über seinen Sohn am Berg der Verklärung. Also eine biblische Wahrheit. Weissagungen dienen auch zur Erbauung, Ermahnung und zum Trost (1 Kor. 14,3). Das sind also auch Botschaften, die von der Bibel ausgehen. Botschaften, die man aber zuerst korrekt verstehen und auslegen muss. Wenn die Propheten prophezeiten, ging es nicht nur um Zukünftiges. Sie lehrten von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Keiner ihrer Aussprüche, die inspiriert sind, sind eine Sache der eigenmächtigen Auslegung.

    Wie sind nun Joh. 16,13 und 2 Petr. 1,20 in Einklang zu bringen? Brauchen wir etwa einen Papst, der uns die Bibel auslegt? Die katholische Kirche nimmt gerne solche Verse wie 2 Petr. 1,20 als Legitimation um ihre Auffassung als „Wahrheit" darzustellen. Die Geschichte der katholischen Kirche und der evangelikalen Welt zeigen uns, dass man ohne eine obere Instanz nicht selbst die Bibel auslegen sollte. Wenn jeder persönlich die Meinung hat, die Bibel korrekt verstehen zu können, entstehen zigtausende Lehren und Ansichten, wie es bis heute geschehen ist. Nun hat die katholische Kirche vielleicht das Problem richtig erkannt, jedoch kommt sie zu einem falschen Ergebnis. Wer garantiert denn, dass der Papst oder das Lehramt die Bibel richtig auslegen? Wir irren uns doch alle im Wort (Jak. 3,2). Wir haben in unserer Geschichte gesehen, wie sehr die Kirche als höhere Instanz sich irren konnte. Auch die Kirchen müssten geprüft werden, wie wir alle! Somit ist auch die „Lösung" der Kirche nicht hilfreich.

    Die Bibel redet von Gewissheit und das in so vielen Passagen. So müsste die Bibel doch auch in diesem Dilemma für uns eine solide Antwort oder Hilfe parat haben. Und das hat sie auch! Packen wir nun den Stier bei den Hörnern.

    Was ist der große Fehler der Gemeinde Jesu seit 2000 Jahren?

    Wenn wir unsere Geschichte und unsere heutige Zeit betrachten, stellen wir fest, dass eine gewisse Sache unser absolutes Fundament sein muss. Das ist die Bibel! Wenn die Bibel nicht wäre, wüssten wir weder, wer Gott ist, noch wie Gott ist. Wir wüssten nicht, was unser Heil bzw. unser Los in Ewigkeit sein wird usw. Ohne die Bibel können wir nicht prüfen (1 Thess. 5,21); ohne sie, um es auf den Punkt zu bringen, sind wir hoffnungslos verloren. Jeder, absolut jeder, kann seine Meinung über Gott und die Welt äußern. Wie kann man aber diese Ansichten prüfen? Bereits die Christen in den ersten Jahrhunderten haben verstanden, dass die Bibel die einzige Autorität bezüglich unseres Glaubens sein muss! Die Schreiber der Bibel sagen uns:

    1 Kor. 4,6 „Das aber, meine Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen um euretwillen, damit ihr an uns lernt, in eurem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht, damit ihr euch nicht für den einen auf Kosten des anderen aufbläht."

    Paulus erklärt uns, dass wir nicht einmal in unserem Denken über das hinausgehen sollen, was geschrieben steht. Die Bibel warnt uns oft, dass wir ihr nichts hinzutun oder wegnehmen sollen (Spr. 30,6; 5 Mo. 4,2; Offb. 22, 18-19 usw.). Die Bibel erklärt auch, dass wenn man dies tun sollte, man harte und ewige Konsequenzen zu spüren bekommen wird. Das ist alles richtig. In 1 Kor. 4,6 geht es aber noch viel weiter: Nicht einmal in unserem Denken sollen wir über das hinausgehen, was die Bibel sagt. Jegliche Vernunftschlüsse sollen in der biblischen Wahrheit gefangen sein (2 Kor. 10,5), damit die Wahrheit, so wie sie ist, aufrecht bleibt. Die bibeltreuen Christen der ersten Jahrhunderte haben schon früh verstanden, dass die Bibel für alle Fragen des Glaubens und des Lebens völlige und einzige Autorität bei den Gläubigen haben muss. Was geschah, als man die Bibel nicht als einzige Autorität nahm? Absolute Subjektivität. Falsche Propheten kamen und kommen seit 2000 Jahren und meinen „Gott hat mir gesagt…" und berufen sich somit auf die höchste Autorität. Jeder kann doch kommen und meinen, dass Gott ihm dies, dem anderen jenes offenbart hat, und dass man sich demnach diesen Menschen fügen und ihnen gehorchen muss. Bis heute kommen Propheten in ihrer eigenen Autorität und meinen von Gott gesandt zu sein. Kann man sich darauf verlassen?

    1 Joh. 4,1b „Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen."

    Diese Propheten muss man prüfen können, sonst kann man die echten schlecht von den falschen unterscheiden. Was ist die Folge, wenn man über die Bibel hinausgeht? Absolute Anarchie und Subjektivität! Das Gleiche gilt auch, wenn man die Bibel kürzt. Wenn man behauptet, dass diese oder jene Passage nicht von Gott inspiriert/richtig sei, obwohl doch die Bibel sagt:

    2 Tim. 3,16a „Alle Schrift ist von Gott eingegeben"

    Was passiert, wenn man nicht alles in der Bibel als inspiriert oder eingegeben betrachtet? Auch hier herrscht dann Anarchie und Subjektivität. Wer entscheidet denn, was in der Bibel inspiriert ist und was nicht inspiriert ist? Jemandem gefallen die Aussagen in 1. Mose nicht, der andere lehnt den Hebräerbrief ab. So entscheidet der Mensch, was nun in der Bibel wahr und inspiriert und was nicht wahr und inspiriert ist. Viele Bibelkritiker, die einiges aus der Bibel akzeptieren und einiges nicht, meinen oft: „Aber das ist doch klar, dass das falsch bzw. ein Irrtum ist, was die Bibel hier sagt." Wer entscheidet bitte, was klar und was nicht klar ist? Wer entscheidet was falsch und richtig ist?

    Spr. 8,8 „Alle Reden meines Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Verdrehtes darin."

    Für jeden einzelnen sind seine Schlüsse und Ansichten richtig, für den anderen jedoch nicht. Auch hier heißt es, wenn man keine Autorität über sich hat:

    Richter 17,5 „Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen."

    Auf die Bibel angewandt bedeutet das: Wenn man keinen König als höchste Instanz hat und akzeptiert, tut wirklich jeder und glaubt auch jeder, was in seinen Augen recht ist. Viele „Christen haben die Bibel nicht als einzige Autorität. Diese Christen werden als „nicht bibeltreu bezeichnet, weil sie entweder der Bibel Fehler unterjubeln, über sie hinausgehen oder gewisse Bücher oder Passagen weglassen. All das hat nicht nur eine ewige Konsequenz (Hölle), sondern auch eine zeitliche: Reine Subjektivität. Überall, wo der Mensch Freiheit bekommt, kann jeder tun, was er will. Daher haben wir in unserem normalen Leben Gesetze, die uns und unsere Gesellschaft schützen. Warum? Weil es auch Menschen gibt, die Unrecht tun. Da wir alle keine Engel sind und wir alle subjektiv denken, braucht man eine objektive, vertrauenswürdige höhere Instanz, an die man sich halten kann. Genauso ist es mit dem Glauben an Gott. Die Bibel ist also unser Gesetz. Dies ist mein Ausgangspunkt. Wird die Bibel nicht als einzige Autorität in allen ihren Aussagen genommen, tritt der Mensch in den Mittelpunkt und „korrigiert" die Bibel, anstatt sich selbst anhand der Bibel korrigieren zu lassen. Den meisten bibeltreuen Christen ist das auch bewusst und es gehört bei jedem guten Glaubenskurs dazu, dass die Bibel die einzige Autorität für die Gemeinde Jesu sein muss! Es ist nur so, dass viele Sekten, wie die Zeugen Jehovas z.B., das alles doch auch unterscheiben würden. Bis jetzt würden mir doch alle bibeltreuen christlichen Denominationen recht geben. Und vergessen Sie nicht: Alle behaupten, dass sie die Bibel richtig und die anderen sie jedoch falsch verstehen. Es ist zwar essentiell, dass die Bibel als einzige Autorität akzeptiert wird, nur reicht das offensichtlich nicht. Das ist schlimm. Obwohl doch die Bibel genügen sollte, merken wir, dass nicht nur wir selbst, nicht nur unsere Gemeinde, sondern auch alle anderen Konfessionen mit der Bibel allein nicht zurechtkommen. Sollen wir also doch der Bibel etwas hinzufügen? Und wenn ja, was? Die Schrift sagt doch selbst, dass man nicht einmal in seinem persönlichen Denken über sie hinausgehen soll. Sollen wir uns auf den HG verlassen? Ich frage nochmals: Behaupten nicht alle, dass der HG ihnen selbst diese und jene Erklärung geliefert hat? Was fehlt also, damit die wir die biblische Wahrheit objektiv erkennen können und Gewissheit haben dürfen?

    Es fehlt eine einheitliche bibeltreue Hermeneutik! Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Was ist das, Hermeneutik? Hermeneutik bedeutet nichts anderes als „die Lehre von der Auslegung und Erklärung eines Textes. Vereinfacht gesagt „die Theorie der Schriftauslegung". Nicht zu verwechseln mit Homiletik, was die Predigtlehre ist. Bei Homiletik geht es darum zu lernen, wie man Botschaften richtig und verständlich rüberbringt. Bei Hermeneutik geht es darum, das Gelesene zu verstehen. Maier erklärt, dass Hermeneutik einfaches Dolmetschen sein kann. Bei einer solchen Vermittlung sind stets zwei Komponenten vorhanden:

    Das richtige Auffassen.

    Das richtige Darlegen dessen, was vermittelt werden muss.³

    Der vielleicht erste, der sich um die Frage der Hermeneutik Gedanken gemacht hat, war Plato. Wir finden bei ihm eine Formulierung, in der er erklärt, dass Hermeneutik die Kunst ist, ein Gegebenes richtig aufzufassen.⁴ Kurz um, Hermeneutik ist die Lehre vom Textverständnis. Der Ausleger fragt sich: Wie ist das gemeint? Was steht hier? Was bedeutet dieses Wort, dieser Satz, dieser Abschnitt? Was sagt mir die Bibel zu diesem Thema usw. Es gibt viele gute christliche Autoren, die bereits über Hermeneutik geschrieben haben. Viele weisen darauf hin, dass eine biblische Hermeneutik wichtig für unser Bibelverständnis ist. Das Problem ist nur, dass diese vielen guten Bücher nicht klar und deutlich genug das Problem beim Namen nennen, weil die meisten sich entweder dem großen Problem nicht bewusst sind oder man keine Lösung für das Problem anbieten kann. Der heutige evangelikale Christ beschäftigt sich zurecht so wenig mit Hermeneutik, weil unsere Bibellehrer und Theologen dieses Grundproblem nicht glasklar verkündigen und auch keine Lösung kennen, geschweige denn darbieten. Dabei ist den meisten überhaupt nicht bewusst, dass jeder, absolut jeder, seine eigene Hermeneutik hat und sie anwendet, völlig egal, ob diese richtig ist oder nicht. Die vielen guten Hermeneutik-Bücher sagen im Grunde, dass die Gläubigen die Bibel mit einer guten Herangehensweise (Hermeneutik) lesen sollten. Ich sage, dass die Gläubigen eine gute einheitliche Herangehensweise haben müssen! Diese Herangehensweise sollte, wie gesagt, einheitlich und bindend für jeden sein, der biblische Themen für sich selbst, mit seinem Diskussionspartner, mit seiner Gemeinde usw. abhandeln möchte. Hat man nämlich keine bibeltreue und einheitliche Hermeneutik, legt jeder die Bibel nach seinem Gutdünken aus, wie wir es in unseren letzten 2000 Jahren erlebt haben.

    Ich habe mal ein politisches Interview angeschaut, in dem ein Atheist erklärte, warum Religion keinen Sinn ergebe. Jede Religion, sagen wir das Christentum, hat sein heiliges Buch bzw. seine Bücher. Jeder „Gläubige interpretiert dieses nach eigenem Maßstab, sodass man auf verschiedenste Ergebnisse kommen kann, egal wie unsinnig seine Herangehensweise ist, mit der er die „heiligen Texte auslegt. Keiner kann ihm sagen: „Was tust du da? Und wenn er auch viel Gegenwind bekommen sollte, werden sich doch einige finden, die sich ihm anschließen. Diese Gruppe bezeichnet sich dann nicht zu selten als „einzig wahre Glaubensrichtung. Daher ergeben für diesen Mann Glaube und Religion keinen Sinn, weil ohnehin jeder die Texte und deren Lehren so interpretiert, wie es ihm gefällt.

    Klingt furchtbar, nicht wahr? Aber der Mann hatte recht. Für die Welt, die wir vom Evangelium überzeugen wollen, sind wir mit unseren vielen Meinungen und Spaltungen eine Witzfigur. Lassen Sie uns ein paar Schritte zurückgehen und diese ganze Sache mit Abstand betrachten. Jeder Gläubige oder jede Gemeinde oder Konfession legt nach ihrem eigenen Verständnis, nach ihrem eigenen Wollen und Wünschen die Bibel aus und behauptet, es richtig zu machen. Machen Sie mal einen Test. Geben Sie mal einem achtjährigen Kind Römer 1 zum Lesen und fragen Sie das Kind, was es aus diesem Kapitel verstanden hat. Das Kind wird Ihnen erklären oder auslegen, wie es Römer 1 versteht. Ob die Erklärung richtig ist oder nicht, sei zunächst dahingestellt. Es geht nur darum, dass wir uns bewusst werden müssen, dass jeder, ob gläubig oder nicht gläubig, seine eigene Herangehensweise/Hermeneutik beim Bibellesen und Bibelverstehen hat.

    Jetzt nehmen wir mal an, dass unser achtjähriges Kind sich ein Jahr später bekehrt hat. Legen sie ihm nochmal Römer 1 hin. Wird es etwas komplett anderes daraus verstehen? Vielleicht, jedoch meistens nicht. Was wenn nicht? Was sagt uns das, wenn das Kind trotz HGs etwas aus Römer 1 offensichtlich falsch versteht? Dieses Problem bedarf einer Klärung.

    Wenn wir uns mit Hermeneutik beschäftigen, vor allem mit hermeneutischen Regeln, müssen wir uns natürlich fragen, was die Bibel davon hält, dass wir ihren Inhalt mit „Regeln verstehen wollen. Als heutiger Otto-Normal-Evangelikaler ist man der Ansicht, dass man den „Geist bei der Auslegung wirken und Raum lassen soll, damit keine menschlichen Vernunftschlüsse die Auslegung eingrenzen. Denen müsste man entgegenhalten, wie wenig das in den letzten 2000 Jahren funktioniert hat.

    Wie können wir den großen Fehler überwinden?

    Der Grundfehler, den man in der Gemeinde Jesu machen kann, ist, dass man die Bibel weder als einzige Autorität nimmt, noch sie akzeptiert oder sich ihr unterordnet. Dies steht für bibeltreue Christen außer Frage. Diesen Fehler vermeiden sie, weil sie die Bibel als einzige Autorität nehmen. Was ist nun aber der große Fehler, den auch die bibeltreuen Christen seit 2000 Jahren begehen? Der Fehler ist, dass man keine biblisch-objektiven Auslegungsregeln (Hermeneutik) als Richtschnur festlegt hat und diese konsequent anwendet. Es gibt keine allgemeinen Regeln zur Anwendung und Auslegung von Bibeltexten und darum legt jeder die Bibel aus, wie immer es einem schmeckt. Hierbei geht es nicht nur um einzelne Passagen wie Römer 1. Es geht, wie so oft, um fundamentale Glaubensgrundsätze. Nicht nur in den Fragen, wo man sich stehen lassen könnte (wobei wir auch da fragen müssten, was stehengelassen werden kann und was nicht und wer das entscheidet), sondern was die Kernaussagen der Bibel sind, die das Evangelium beinhalten. Ob das Heil verlierbar ist oder nicht, ist heilsentscheidend, weil es um das Heil geht. Ob nur Auserwählten die Gnade gilt oder doch allen Menschen, ist heilsentscheidend, weil es um das Heil geht. In allen solchen Fragen spalten sich die Christen in verschiedene Lager. Zum Teil verurteilt man den einen, der nicht der gleichen Meinung ist, als Irrlehrer, weil er einige „offensichtliche Aussagen der Bibel nicht akzeptieren will. Bei den Versen jedoch, die der eigenen Auffassung widersprechen, erklärt man von vornherein: „Das ist nicht so gemeint. Egal, wie „offensichtlich diese Verse sein mögen, die der eigenen Meinung widersprechen. Jeder meint, dass seine Verse doch so klar und eindeutig sind. Die anderen Verse, die der eigenen Meinung widersprechen, sind eben nicht so gemeint, wie sie dastehen. Da muss man sich fragen: „Wenn diese nicht so gemeint sind, warum stehen die dann so? Vielleicht sind auch die eigenen „offensichtlichen" Verse nicht so gemeint.

    Schauen Sie, dasselbe Problem haben auch andere Religionen. Im Islam werden auch Alewiten, Schiiten, Sunniten usw. unterteilt. Unter diesen großen werden auch noch weitere Gruppen unterteilt. Auch bei ihnen gibt es dieses Problem. Die einen akzeptieren nur den Koran. Wieder andere zusätzlich noch die Hadithe⁵. Und wenn sie alles akzeptieren würden, unterscheiden sich die Muslime dann doch in der Auslegung. Die Alewiten legen den Koran in der Regel liberaler aus, die Sunniten eher wörtlich. Der IS wird in den Medien oft als falsch dargestellt, weil er den Koran auf eine „strenge Art auslegt. Diese „strenge Art bedeutet einfach im Klartext, dass die IS den Koran und die Hadithe wörtlich nimmt. Auch bei den Juden gibt es etliche verschiedene Richtungen, weil sie unterschiedlich mit dem AT umgehen. Viele schreiben den Mose-Büchern höhere Wichtigkeit zu als den Propheten. Andere Gruppen sehen das ganze AT als gleichwertig. Bei diesen vorentschiedenen Herangehensweisen ist schon von vornherein klar, dass die Gläubigen auf unterschiedliche Ergebnisse kommen werden. Schließlich haben manche Bücher in der Bibel mehr Gewicht als z.B. Jesaja. Wie will man da noch einstimmige Ergebnisse erwarten, wenn schon die Grundlagen unterschiedlich sind?

    Das alles ist Hermeneutik. Wie gehen wir mit Büchern, bzw. wie gehen wir Christen mit der Bibel um? Das muss man festlegen. Jeder, absolut jeder, hat seine eigene Hermeneutik, seine eigene Art und Weise, wie er die Bibel auslegt oder auch jedes einzelne Buch in dieser Welt liest. Ob wir wollen oder nicht, jeder hat seine Prägung, seine Brille, sei es durch den kulturellen Hintergrund, durch die Gemeindeprägung oder durch die Eltern usw. Diesem Problem gilt es entgegenzuwirken. Man muss einem Bibelleser nicht sagen, dass er eine Herangehensweise/Hermeneutik haben soll. Er hat eine, auch wenn er sich dessen gar nicht bewusst ist und sich nie darüber Gedanken gemacht hat. Wir müssen uns vielmehr auf eine solide, bibeltreue Herangehensweise/Hermeneutik einigen und diese in der Bibel konsequent umsetzen. Uns selbst müssen wir sagen, dass wir eine objektive Messlatte, eine bibeltreue Herangehensweise brauchen, damit nicht jeder mit der Bibel tun und lassen kann, was auch immer man will. Jetzt stellt sich natürlich für uns die berechtigte Frage: Wer entscheidet, ob eine Hermeneutik, auf die man sich geeinigt hat, biblisch korrekt ist oder nicht? Soll es ein bestimmtes Konzil geben, das in seiner eigenen Autorität beschließt, wie der einzelne Gläubige/die Gemeinde/die Konfession die Bibel auslegen soll? Und wenn ja, wie sollen wir das praktisch umsetzen? Berufen wir alle hohen Ältesten ein (dazu noch Bischöfe und den Papst), damit wir der individuellen Subjektivität entgegenwirken können?

    Die Lösung

    Nehmen wir einen Vergleich, die Bibel. Wer hat festgelegt, was der biblische Kanon ist? Die Bibel ist schließlich nicht einfach vom Himmel gefallen. Es gab auch, nebenbei erwähnt, nie ein ökumenisches Konzil im ersten Jahrtausend, dass je beschlossen haben soll, was das AT ist und was das NT ist. Oft versucht man Athanasius und seinen 39. Osterbrief mit dem Konzil von Laodicea (4. Jhd.) als „Konzil zur Klärung für den Kanon des NT" unter einen Hut zu bringen. Erstens ist das Konzil von Laodicea kein ökumenisches Konzil gewesen, sondern eher eine Synode, auf der einige Bischöfe bezüglich der Apokryphen diskutierten. Deren Ergebnisse hatten auch keine neuen Erkenntnisse oder bindende Entschlüsse für alle Rechtgläubigen festgesetzt. Zweitens hat Athanasius nie am Konzil bzw. der Synode von Laodicea teilgenommen. Drittens war sein 39. Osterbrief weder das Ergebnis eines ökumenischen Konzils noch ein Beschluss, dass die 27 Bücher des NT unser Kanon sein sollen. Man kann seinen Brief, der knapp zwei Seiten lang ist, gerne selbst lesen.⁶ Bis heute kenne ich persönlich kaum eine Handvoll Christen, die den 39. Festbrief von Athanasius selbst gelesen haben. Die meisten berufen sich auf etwas und stellen irgendwelche Behauptungen als Gewissheit da, ohne selbst nachzuforschen. Das ist aber ein anderes Problem. Wichtig ist mir hierbei, dass die christliche Welt sich einig wurde, was nun unser Kanon (Richtschnur) sein sollte. Viele Bücher in der Bibel waren schon in den ersten Generationen nach den Aposteln als inspiriert anerkannt, andere wiederum wurden eher mit Vorsicht betrachtet. Man wollte nicht zu schnell etwas als „heilig bzw. inspiriert erklären oder als „unheilig bzw. nicht kanonisch abstempeln. Allein schon, weil die Bibel eine ernste Drohung dazu gibt, wenn man ihr etwas hinzutut oder von ihr hinwegnimmt (Offb. 22, 18-19). Das bedeutet, dass die Christen Prüfkriterien hatten, mit denen sie erkennen konnten, was nun kanonisch war und was nicht. Ich werde nun einige Kriterien aufzählen, die man am häufigsten in der christlichen Welt zitiert. Ein bis zwei wichtige sind den meisten unbekannt, daher werde diese weglassen. Die meistbekannten Kriterien zur Klärung des Kanons waren unter anderem:

    Buch/Brief muss von einem Apostel (oder engen Mitarbeiter der 1. Generation stammen, wobei dieses Kriterium eher schwach ist). Dieses Kriterium konnte man klären, wenn man durch das römische Reich reiste und die Gemeinden besuchte, die einen Brief/Buch von z.B. Paulus empfingen. So wäre schon einmal sicher, dass dieser oder jener Brief von einer inspirierten Autorität stammte.

    Buch/Brief musste von der großen Allgemeinheit als inspiriert anerkannt sein. Auch hier musste man von Gemeinde zu Gemeinde durchgehen. Man hat dadurch schnell feststellen können, dass z.B. der Römerbrief von allen Christen als Autorität anerkannt wurde.

    Buch/Brief musste der gesunden Lehre entsprechen. Auch hier konnte man die Gemeinden besuchen und fragen, was sie für ein Evangelium gehört bzw. empfangen haben. Stimmte die Lehre mit der Allgemeinheit überein, musste man die Briefe/Bücher hinzuziehen und prüfen, was nun der gesunden Lehre entsprach und was nicht. Hatten die in Spanien dieselbe Lehre wie die Römer oder die Christen in Jerusalem, wusste man, dass die Spanier zurecht die Paulusbriefe als Autorität anerkannten, weil sie auch die gesunde Lehre vertreten haben.

    Kurz zur Erklärung. Am Anfang der ersten Jahrhunderte war die mündliche Überlieferung die Autorität in den Gemeinden. Die Briefe/Bücher galten zwar als Autorität, jedoch nicht in Willkür. Diese Auswahlkriterien zogen sich über Jahrhunderte hinweg, weil man bei bestimmten Büchern/Briefen vorsichtig war. Jedoch konnte man aufgrund der Lehren und Zeugnisse der Gemeinden feststellen, was die Grundauffassung der Gemeinde Jesu im damaligen römischen Reich über den Kanon war. So, kurzum, entstand unser inspirierter Kanon. Was haben also die bibeltreuen Christen gemacht? Sie haben gemeinsam biblische bzw. vernünftige Argumente miteinander abgewogen, um herauszufinden, was nun die Wahrheit ist und was nicht. Es hat sich eine Richtschnur (Kanon) herauskristallisiert, an dem sich die bibeltreuen Christen halten sollen. Genauso muss ein Kanon (Richtschnur) für eine biblische Hermeneutik festgelegt werden, die bindend für alle wahrheitssuchenden Christen gelten sollte.

    Wichtig: Wir können die Menschen nicht zwingen, dass sie gewisse Regeln einhalten sollen. Das können wir übrigens auch nicht mit unserem biblischen Kanon. Man kann die Mormonen nicht zwingen, dass sie nur die Bibel als Maßstab nehmen und nicht noch dazu das Buch Mormon. Das muss der Mensch selbst wollen und sich selbst entscheiden. Das, was wir begreifen müssen, ist, dass wir für uns selbst und alle anderen bibeltreuen Christen bindende objektive Regeln brauchen, damit wir nicht mit der Bibel unseren Mutwillen treiben können. Es folgen nun Überlegungen zu Joh. 16,13a und 2 Petr. 1,20.

    Die Bibel sagt, dass der HG die Gläubigen in alle Wahrheit leitet, die Auslegung der Bibel jedoch nicht nach der Willkür eines jeden selbst überlassen ist. Wie können wir also uns als Gläubige vom HG leiten lassen, gleichzeitig aber die Gewissheit haben, dass wir die Bibel bibeltreu auslegen? Die Antwort ist Apg. 15.

    In Apg. 15 steht das bekannte Apostelkonzil, bei dem sich die Christen zusammensetzten, um die Frage zu klären, ob Heiden sich beschneiden lassen und das Gesetz Mose halten sollten (Apg. 15,5). Nun kann man sich doch fragen, warum überhaupt diskutiert wurde. Die Apostel und Ältesten hätten doch sagen können: „Die Gläubigen haben alle den HG, der sie in alle Wahrheit leiten wird. Also lasst die Heiden selbst entscheiden, ob sie das Gesetz halten sollen oder nicht." Wir wissen aber, dass das nicht der Fall war. Diese Gläubigen im Besitz des HG haben sich Zeit genommen, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Und was ist nun das Ergebnis gewesen?

    Apg. 15,28a „Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen…"

    Dass muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen. Bibeltreue Christen haben sich gemeinsam hingesetzt, um herauszufinden, was die Bibel über ein gewisses Thema sagt und wollten es gründlich erforschen. Das Resultat ist, dass nicht nur den Gläubigen, sondern auch dem HG dieses Resultat gefallen hat. Der HG hätte doch gleich vom Himmel aus sagen können, dass die Heiden sich nicht beschneiden lassen müssen. Gott hätte doch auch so handeln können, oder nicht? Ja, jedoch hat Gott seinen Geist den Gläubigen gegeben, damit diese forschen und suchen, was die Bibel über dies und jenes sagt. Das Ergebnis, wie gesagt, hat allen Parteien gefallen. Nun lesen wir nochmal Joh. 16,13a:

    „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten"

    Hier steht nicht: „Der HG wird dich in die ganze Wahrheit leiten oder einen jeden", als ginge es individuell um den einzelnen Christen, sondern er wird „euch in die ganze Wahrheit leiten". Auch in der Parallele 1 Joh. 2,20 steht, dass ihr die Salbung habt und euch die Salbung alles lehrt. Das bedeutet, dass die Meinung oder Ansicht von einem Gläubigen überhaupt kein Gewicht hat. Wenn im Apostelkonzil einer aufgestanden wäre und den Gläubigen seine persönliche Erkenntnis vermitteln wollte, wäre das fatal gewesen. Darum heißt es: „dem HG und uns hat es gefallen"! Die Lehre bzw. Ansicht muss also in Übereinstimmung mit allen anderen Gläubigen, die auch alle ein und denselben HG besitzen, überprüft werden.

    Eph. 4,4a „Ein Leib und ein Geist"

    Das Apostelkonzil ist die Erfüllung von Joh. 16,13a, wonach der HG die bibeltreuen Gläubigen in alle Wahrheit leitet, wenn sie sich gemeinsam der Bibel widmen und Wahrheit finden wollen. Es wird gesagt, dass der HG die Gläubigen und nicht den Gläubigen in alle Wahrheit leiten wird. Das sehen wir in Apg. 15, als den Gläubigen das Resultat gefallen hat und nicht dem Petrus oder dem Paulus. Die Bibel erklärt also, wie die Salbung/der HG uns in alle Wahrheit leiten will, indem wir uns gemeinsam auf eine Autorität einigen (die Bibel) und mit dieser Autorität alle geistlichen Themen erforschen.

    Nun kommen wir zum Thema Hermeneutik, das auch in der Bibel beschrieben wird.

    1 Petr. 1,20 „indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist" (Elbf.)

    Wichtig: Petrus schreibt „ihr", also die Gläubigen. Wir sollen wissen, dass Auslegung eine Gemeinschaftssache ist. Gut, aber wie sollen wir Schritt für Schritt an das Thema „Hermeneutik" herangehen? Genauso wie die Apostel es uns als Vorbild mit dem Konzil hinterlassen haben.

    Als bibeltreue Gläubige sollten wir uns zusammensetzen und uns zuallererst auf die Bibel als einzige Autorität einigen. Die Bibel selbst hat eigene Regeln bzw. Herangehensweisen, wie man mit ihr umgehen soll. Diese werden wir zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Also nehmen wir auch die Bibel wieder als Grundstein, um zu sehen, dass sie nicht nur Hermeneutik kennt, sondern auch Hermeneutik befürwortet, sonst würden die Schreiber der Bibel nicht hermeneutische Regeln anwenden. Zunächst sollten wir in der Bibel prüfen, wie sie selbst ausgelegt werden möchte. Um weitere Subjektivität zu vermeiden, sollten auch wir „Konzile einberufen, die eine einheitliche bibeltreue Hermeneutik gewährleisten können. Diese „Konzile sind von kleinen bis zu großen Kreisen möglich und notwendig. Haben sich in diesen Konzilien gute hermeneutische Regeln herauskristallisiert, sollten diese bei einer Zusammenarbeit bindend und konsequent durchgeführt werden. Haben sich die Gläubigen geeinigt, kann man ab da biblische Themen miteinander erforschen und ergründen. Apg. 15 zeigt uns, wie wir biblische Themen erforschen sollen.

    Sich gemeinsam auf eine Grundlage festlegen (die Bibel) und mit den anderen Gläubigen, die denselben HG besitzen, die Wahrheit herausfinden. In unserem Fall wäre es das Thema „Wie sollte die Gemeinde Jesu die Bibel auslegen?" Mit dieser Frage setzt man sich als bibeltreue Geschwister zusammen und erforscht, was die Bibel dazu sagt, welche Konsequenzen durch diese und jene Regel entstehen.

    Wichtig: Diese Ergebnisse müssen aber auch darauf geprüft werden, ob sie Subjektivität vermeiden und biblisch vertretbar sind. Auch hier gilt 1 Thess. 5,21, wo auch wieder gesagt wird, dass „wir alles prüfen sollen und nicht nur „du, als einziger Gläubiger. Man selbst soll natürlich auch prüfen, jedoch auch in Gemeinschaft. Wurden auch diese Regeln gut überprüft, kommt es darauf an, sie konsequent anzuwenden. Wie sehen diese Schritte aus? Wie soll nun eine einheitliche bibeltreue Hermeneutik praktisch umgesetzt werden?

    Schritt Nr.1 – Selbsterkenntnis:

    Zuerst muss man sich als Christ selbst im Klaren sein, dass man eine eigene Hermeneutik hat, ob bewusst oder unbewusst. Dann muss man feststellen, ob einige hermeneutische Prinzipien, wie man selbst die Bibel auslegt oder ausgelegt hat, vielleicht nicht ganz so korrekt sind und eher falschen Freiraum bzw. Subjektivität ermöglichen. Wir alle sind zudem voreingenommen und vorgeprägt. Nur wenige haben das Privileg genießen können, völlig konfessionslos die Bibel zu lesen. Und wenn die Bibel so gelesen wurde, garantiert dies noch lange nicht, dass diese Leser alles auf Anhieb korrekt verstanden haben. Also muss der wahrheitssuchende Bibelleser am Anfang für sich selbst festlegen, mit welcher Motivation, mit welcher Einstellung er mit der Bibel umgehen will. Ist sich der Christ dieser Problematik bewusst, kann er mit Hilfe seiner Glaubensgenossen/Büchern/Vorträgen usw. feststellen, welche Herangehensweisen ehrfürchtig und welche fatal sind. Bei all dem sollen Geschwister eingebunden sein. Hat der Christ nach vielem Forschen mit Büchern und Vorträgen und vor allem mit seiner Gemeinde gute biblische Regeln herausgearbeitet, kann er natürlich selbst Exegese (Auslegung) betreiben. Mein Rat ist, dass man auch bei der Auslegung aus Gründen der Korrektur und Schutz immer mit Geschwistern zusammenarbeitet.

    Ganz wichtig ist hierbei nochmals zu erwähnen, dass der einzelne Christ selbst die Einstellung hat, die Wahrheit wissen zu wollen. Wir alle behaupten schließlich, dass wir die Wahrheit wissen wollen. Das ist aber nicht wahr. Wir finden zwar immer Wahrheit, wenn wir die Bibel lesen, doch gibt es Verse und Themen in der Bibel, die unserem Denken, unserem Hoffen und Wünschen entgegenstehen. Mir geht es nicht anders.

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