Wie aus dem Ei gepellt ...: Band 2
Von Sandy Penner
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Buchvorschau
Wie aus dem Ei gepellt ... - Sandy Penner
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Impressum:
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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info@papierfresserchen.de
© 2012 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Telefon: 08382/9090344
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Cover gestaltet mit Bildern von © Jan Engel / Fotolia lizenziert
ISBN: 978-3-86196-122-2 (2012 - Taschenbuch)
ISBN: 978-3-86196-967-9 (2019 - E-Book)
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de
*
Inhalt
Henne Henni streikt
Das schönste Osterei
Der Hasenaufstand
Die Osterhasenversammlung
Ostern mit Tante Almuth
Osterhäschens Heimweg
Wölkchen
Oster-Evolution
Osternacht
Hoppelchen und Moppelchen
Dorle und Morle
Windige Rache
Das Osterkonzert
Der geheime Osterplan
Keiner spielt mit mir
Das Osterschaf
Opa und die Osterglocken
Ostern im Schloss
Begegnungen am Osterbrunnen
Auf der Waldlichtung
Hasen hassen
Gibt es Osterhasen wirklich?
Hilfe, die Hühner haben die Grippe
Wie Pia Ostern rettete
Ostergeschenke
Das etwas andere Osterei
Oma ist die Beste
Der Zauberosterhase
Kiki sucht den Osterhasen
Hase und Henne
Oskar
Wie die Osterglocken ihren Klöppel verloren
Das kugelrunde Wunschei
Vom lachenden Hans, mutigen Bienchen und Ostern
Das Ostermädchen
Oma Herta und das Osterei
Osterhasenverstärkung
Das Osterkrokodil
Der Eierdieb
Hast du schon mal ein Ei versucht?
Michael von Marmeladenbrot
Osterzeit
Hilfe, die Hexe!
*
Die Autorinnen dieser Ausgabe
Ann-Kathrin Walz
Nadine Schiek
Charlie Hagist
Marena Stumpf
Jana Engels
Duglore Döbler
Britta Voß#
Boris Schneider
Antonia Kraus
Stefanie Schmidt
Elfriede Ewering
Gerda Winter
Nadine Messerschmidt
Sandy Mercier
Volker Liebelt
Ansgar Pfeiffer
Antje Steffen
Lore Buschjohann
Norbert Scheitacker
Heidemarie Opfinger
Regina Schleheck
Stephanie Polák
Sue Hiegemann
Vroni Kübelböck
Norbert J. Wiegelmann
Käthi Schneider
Cindy Paver
Dörte Müller
Jana Schmidt
Irmgard Mizani
Maren Grenner
Simon Käßheimer
Kathrin Hertle
Katarzyna Boy
Sandra Melcher
Doris Fürk-Hochradl
Silke Tappen
Susanne Böckle
Karin Hedig
Wilfried G. Beschorner
Schemajah Schuppmann
Johannes Hülstrung
Sandy Penner
*
Henne Henni streikt
Irgendwo, verborgen hinter Hügeln und Wäldern, umrahmt von Bächen und Feldern, lag ein Bauernhof. Von außen sah er ganz gewöhnlich aus. Kühe muhten auf der Wiese, Pferde galoppierten um die Wette und Schafe fraßen saftiges Gras. Was niemand wusste, war die Tatsache, dass es sich überhaupt nicht um einen normalen Bauernhof handelte. Es war nämlich der Osterhof. Es gab keinen Bauern, denn die Tiere versorgten und organisierten sich selbst. Und in den großen Scheunen standen keine Traktoren oder Anhänger, sondern aufwendige Maschinen, die zu einer Minifabrik gehörten.
Einen Monat vor dem Osterfest ging es hoch her. Die Hennen legten Eier, welche die Katzen bemalten. Die Kühe gaben Milch, aus der die Schafe und Lämmer Schokoladeneier herstellten. Damit die Überraschungen auch versteckt werden konnten, bauten die Vögel viele kleine Osternester. Überwacht wurde alles von Hahn Harald. Er thronte jeden Tag auf dem Misthaufen, hatte die Augen überall und stand zudem in engem Kontakt mit dem Osterhasen persönlich. Wenn alle Osternester fertig verpackt waren, spannten sich zwei Haflinger vor die Kutsche und brachten die Lieferung zu einer geheimen Höhle. Nur die beiden Pferde wussten, wo diese Höhle war, aber sie mussten stets sofort umkehren, nachdem sie abgeladen hatten. Denn den Osterhasen durfte niemand sehen.
Auch dieses Jahr war wieder viel los auf dem Hof. Kater Kimi, oberster Farbenmeister, maunzte schon das dritte Mal darüber, dass zu wenig rote Farbe im Lager sei.
„Dann müsst ihr eben neue herstellen!, krähte Hahn Harald ungnädig. „Ich kann mich darum gerade nicht kümmern.
Hektisch hüpfte er auf dem Misthaufen auf und ab.
Die Schlange hinter Kimi war lang. Es schien, als hätte jede Abteilung auf dem Hof ein Tier geschickt, das Harald ein Problem mitteilte. Beleidigt und mit hocherhobenem Schwanz verschwand der graugestreifte Kater wieder in der Farbwerkstatt.
Als Nächstes war Lamm Leander an der Reihe. „Alarmstufe eidottergelb!, blökte es mit heller Stimme. „Eine Maschine in der Schokoladenmanufaktur ist kaputt!
Harald vergrub stöhnend den Kopf unter den braun gefiederten Flügeln. „Frag mal Schäferhund Schorsch, der hat immer das passende Werkzeug parat, schlug Harald vor. „Der kann fast alles reparieren.
Das Lamm nickte dankbar und sprang flink davon.
„Der Nächste, bitte!", rief Harald erschöpft. So ging das schon den ganzen Tag. Seine Stimme wurde langsam heiser.
Henne Huberta trat vor. Sie flatterte ganz aufgeregt mit den Flügeln. „Harald!, rief sie ganz außer Atem. „Es ist etwas ganz Furchtbares passiert! Henne Henni streikt!
Harald blieb vor Überraschung der Schnabel offen stehen. „Was meinst du damit?", wollte er wissen.
„Stell dir vor, sie will keine Eier mehr legen!", gackerte Huberta. Ei, Ei, Ei! Das war eine Katastrophe! Henne Henni war das Superhuhn im Hühnerstall. Sie legte die schönsten und die weißesten Eier weit und breit. Wenn sie ausfiel … nicht auszudenken!
Unter lautstarkem Protest von Ziegen, Enten und Gänsen, die ebenfalls zu Harald wollten, sprang der Hahn auf die Erde und folge Huberta in die Eierlegezentrale. Die schneeweiße Henne saß in ihrer mit Stroh gepolsterten Holzbox und döste. Harald plusterte sich vor ihr auf. „Was geht hier vor?, rief er streng. Doch Henni sah nicht einmal auf. „Huberta hat erzählt, dass du streikst!
Nun sah die Henne den Hahn doch an und nickte. „Ja, ich streike. Ich habe keine Lust mehr", meinte sie hochnäsig.
„Aber warum nicht?", schrie Harald heiser.
„Weil wir ausgenutzt werden!" Henni sprang auf die Füße. Mit erhobenem Haupt stakste sie an Harald vorbei und verließ den Stall. Ein paar andere Hennen folgten ihrer Anführerin. Leichtfüßig erklomm diese den Misthaufen: Haralds unangefochtenes Revier.
Auch er eilte ihr nach, aber was folgte, konnte er nicht verhindern. Henni räusperte sich, warf den roten Kamm in Position und rief: „Hört alle her! Es wird Zeit, dass sich etwas ändert auf dem Osterhof!"
Neugierig näherten sich allerlei Zwei- und Vierbeiner. Schweine grunzten in der ersten Reihe, flauschige Küken hüpften in die Höhe, um auch etwas zu sehen.
„Wir schuften und schuften, aber der ganze Ruhm von Ostern wird vom Osterhasen eingeheimst!", setzte Henni ihre Rede fort.
Zustimmendes Gemurmel kam von allen Seiten.
„Jedes Kind kennt den Osterhasen, aber niemand kennt uns!", quakte Frosch Fenja.
Henni nickte anerkennend. „Richtig. Ich frage euch also: Wollt ihr weiter einem Phantom dienen? Wer sagt uns denn, dass es den Osterhasen überhaupt gibt? Niemand hat ihn je gesehen!"
Vogel Valentin landete auf dem Kopf von Schorsch. „Sie hat recht!, piepste er. „Harald ist der Einzige, der ihn kennt!
Alle drehten sich zu dem Hahn um.
Der begann, unruhig mit dem Fuß zu scharren. „Zweifelt ihr etwa an mir?"
Plötzlich brach ein kleiner Tumult los. Alle Tiere wieherten, meckerten und mähten durcheinander. Jeder wollte etwas sagen. Irgendwann ergriff Henne Henni wieder das Wort. „Freunde!, gackerte sie und hob die Flügel. „Ich bin dafür, dass wir alle solange streiken, bis wir endlich mehr Beachtung für unsere harte Arbeit bekommen. Ostern ist nichts ohne uns. Jawohl, es ist Zeit für eine Revolte!
Das Huhn erntete von allen Seiten lauten Beifall. Nur Harald schüttelte entgeistert den Kopf. Was setzte Henni den anderen bloß für Flausen in den Kopf? Doch ihre Rede hatte Anhänger gefunden. Bereits am nächsten Tag malten die Katzen Protestschilder. Die Schafe und ihre Lämmer lagen auf der Wiese und zählten Schäfchenwolken, die Kühe und Kälbchen tranken Milchshakes im Schatten, die Hühner badeten vergnügt im Teich und die Vögel komponierten ein Protestlied: „Wir wollen keinen Hohn, wir wollen einen Lohn! Will der Has uns nicht aufregen, soll er selber Eier legen!"
Hahn Harald hatte längst die Kontrolle über den Hof verloren. Mit gesenktem Kopf saß er auf dem Misthaufen und dachte an all die Kinder, die in diesem Jahr kein gefülltes Osternest finden würden. Dieser Gedanke machte ihn furchtbar traurig. In seiner Verzweiflung rupfte er sich eine Schanzfeder aus und schrieb einen Brief an den Osterhasen.
Henni schien das nicht zu interessieren. Sie lag am Teich und tratschte in aller Seelenruhe mit Henne Helga. Sie bereute ihre Entscheidung keine Minute.
Drei Tage später, der Streik war noch immer in vollem Gange, sorgte etwas anderes für Aufregung. Zwei Störche landeten mitten auf dem Hof. Und aus dem Korb, der an ihren langen Beinen hing, hoppelte ein Hase heraus. Er hatte dunkelbraunes Fell und trug einen goldenen Orden mit der Aufschrift „Osterhase".
Lamm Leander sah ihn zuerst. „Der Osterhase, der Osterhase!", blökte es ehrfürchtig.
Rasch hatten sich die Tiere um den Gast versammelt. Doch der Hase suchte ein ganz bestimmtes Tier. Er sprach kurz mit Harald und wurde dann zu Henni gebracht. Die war sehr überrascht und errötete. Der Osterhase sprach in aller Ruhe mit ihr.
Und nach dem Gespräch mit ihr hielt der Osterhase eine Ansprache auf Haralds Misthaufen: „Liebe Freude! Es tut mir leid, dass eure Verdienste bisher nicht richtig gewürdigt wurden. Das wird sich ab jetzt ändern. Ich werde euch lobend in einem Zeitungsartikel erwähnen und dafür sorgen, dass die Kinder über euch Bescheid wissen. Außerdem ernenne ich euch zu offiziellen Helfern des Osterhasen. Jedes Jahr darf eine Tiergruppe beim Verstecken mithelfen!"
Die Tiere jubelten.
„Aber wir Hennen dürfen anfangen!", rief Henni laut.
Der Osterhase war einverstanden. Damit war der Streik beendet und Ostern gerettet.
Ann-Kathrin Walz wurde im Januar 1992 geboren und lebt in der Rhododendronstadt Westerstede. Seit sie schreiben kann, denkt sie sich eigene Geschichten aus. Zu ihren Hobbys zählen Musik hören und machen, Disneyfilme, tanzen gehen und amerikanische Serien. „Henne Henni streikt" ist ihren Cousins Valentin, Kimi und Leander und ihrer Cousine Fenja gewidmet.
*
Das schönste Osterei
Da steht Anna mit strahlenden Augen vor ihren bunt bemalten, ausgepusteten Ostereiern.
„Puh! Geschafft!", denkt sie stolz und nimmt einen Riesenschluck Apfelsaftschorle.
Dieses Jahr sind ihre Kunstwerke besonders gut gelungen. Vor allem das rote Ei mit den lilafarbenen Streifen und den gelben Punkten. Ja, das ist ihr Lieblingsei!
Vorsichtig befestigt Mama die glitzernden Schnüre, die Anna zum Aufhängen ausgesucht hat. Und obwohl sie dabei wirklich gut aufpasst, fällt ein Ei mit einem unüberhörbaren Knacks auf den Küchenboden.
„Oh nein!, schreit Anna. „Das war mein schönstes Osterei. Du hast es kaputt gemacht!
Anna ist wütend und traurig. Sie rennt in ihr Zimmer und lässt die Tür mit Schwung zu knallen. RUMPS!
Mama steht nun allein in der Küche und fühlt sich gar nicht wohl. Sie hat sogar ein wenig Bauchweh, weil sie Anna etwas zerbrochen hat. Das tut ihr leid. Jetzt überlegt sie, wie sie dieses Missgeschick wieder gut machen kann.
„Hmmm", murmelt Mama leise und hebt die Bruchstücke vom Boden auf. In fast zwei gleichgroße Teile ist das Ei zersprungen. Sie dreht und wendet die Schalen in ihrer Hand und runzelt die Stirn. Dann hat sie plötzlich eine Idee! Eine wirklich gute Idee!
Sie fädelt die beiden Eierhälften nacheinander auf. In die untere Schale setzt sie ein winziges gelbes Küken aus der Osterbastelkiste. Wirklich putzig schaut das kleine Kuschelküken aus dem zackigen Spalt heraus.
„Puh!, stöhnt Mama. „Geschafft!
Sie ist sehr zufrieden mit ihrer Bastelei. Fröhlich und ohne Bauchweh läuft sie zu Annas Zimmer. Die Türe ist immer noch fest verschlossen.
Mama klopft sachte an: „Anna, komm mal bitte. Ich möchte dir etwas zeigen."
Und tatsächlich tippelt Anna mit kleinen Schritten zu ihrer Türe und öffnet sie einen klitzekleinen Spalt. Gerade nur so weit, dass ihr brauner Lockenkopf hindurchpasst. Zuerst schaut sie Mama an und danach das Kunstwerk in Mamas Hand. Nach einer langen, sehr langen Pause sagt Anna: „Das ist nicht mein schönstes Osterei."
Mama guckt enttäuscht. Sie hat sich doch solche Mühe gegeben.
Eine Sekunde später muss Anna lachen. „Mama, weißt du was? Das ist unser schönstes Osterei!", prustet sie glücklich heraus und fällt ihr dabei um den Hals.
Endlich kann Mama auch wieder lachen und gibt Anna einen dicken Schmatzer. Und dann suchen sie gemeinsam einen Platz für das tolle Anna-Mama-Kükenei mit den lilafarbenen Streifen und den gelben Punkten.
Nadine Schiek wurde 1976 in Mainz geboren. Seit 2004 lebt sie in Korb im Remstal. In ihrem Kopf stecken viele kleine und große Geschichten, die sie mit ihren beiden Kindern tagtäglich erlebt, aber auch Erinnerungen an ihre eigene kunterbunte Kindheit. Und wenn sie neben ihrer großen Leidenschaft, der Acrylmalerei, noch etwas Zeit findet, schreibt sie die schönsten Erlebnisse und Träumereien einfach auf.
*
Der Hasenaufstand
In der Osterzeit ist es seit ein paar Jahren schon wie in der Weihnachtszeit. Die Leute kaufen ein wie verrückt. In den Geschäften und auf den Straßen schieben sich die Menschen und hetzen umher, als wenn es gelte, alles, was noch verfügbar ist, zu kaufen. Da ist besonders in den Lebensmittelabteilungen der Kaufhäuser kaum noch Platz.
Melanie, von ihrem Bruder Alexander nur kurz Melli genannt, und Alexander, von Melli einfach nur Alex genannt, gingen am Samstag mit ihren Eltern auch in ein Geschäft, in dem auf zwei Etagen Lebensmittel, Obst und Gemüse verkauft wurden. Mama schob den Einkaufswagen, Papa hatte Alex an der Hand, Melli lief allein. Mama packte Zeitungen und Brot in den Wagen. Dann stellte sich die Familie an der Käsetheke an.
„Ich geh mal eben zu den Süßigkeiten", sagte Melli, und ehe Mama oder Papa etwas sagen konnten, war sie auch schon um die Ecke gehuscht.
Doch was war das? Plötzlich hörte Melli ein eigenartiges Klopfen. Oder war es ein Stampfen? Sie blieb stehen und lauschte. Da: klopf, klopf, klopf. Pause. Und dann wieder: klopf, klopf, klopf. Als wenn irgendjemand mit