Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Hetzjäger und Schmusekissen: Wie man es mit einem Whippet überlebt
Hetzjäger und Schmusekissen: Wie man es mit einem Whippet überlebt
Hetzjäger und Schmusekissen: Wie man es mit einem Whippet überlebt
eBook221 Seiten2 Stunden

Hetzjäger und Schmusekissen: Wie man es mit einem Whippet überlebt

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Können wir es nachvollziehen, wie toll es ist, sich die Pfoten blutig zu rennen, weil das Stoppelfeld noch nicht umgeackert wurde, nur um dann unsere Zähne in den vermutlich stinkenden und mit Zecken besetzten Popo eines Rehs zu schlagen?
Höchst wahrscheinlich nicht!
Aber eine realistische Sicht auf das Thema "Leben mit hetzenden Knutsch-Kugeln" kann uns sehr gut helfen, nicht verrückt zu werden, wenn man mit ebendiesen zusammenlebt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Juni 2020
ISBN9783751945790
Autor

Melissa Simeoni

Melissa Simeoni ist in Wien geboren und aufgewachsen. Heute lebt sie in Niederösterreich und züchtet gemeinsam mit ihrem Mann Whippets. Es entstehen so manche erzählenswerte Anekdoten, die schon 2020 im Buch "Hetzjäger und Schmusekissen" vermerkt wurden, dem nun ein eine weitere Erzählung über die eigenwillige Rasse der englischen Windhunde folgt.

Ähnlich wie Hetzjäger und Schmusekissen

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Hetzjäger und Schmusekissen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Hetzjäger und Schmusekissen - Melissa Simeoni

    Inhaltsverzeichnis

    Eine Geschichte

    Erste Erkenntnisse

    Das Whippet

    Der Standard

    Welpenalarm

    Alles Neu

    Backrezept für Wunderwhippets

    Wichtige Besorgungen für Mensch und Whippet

    Wenn aus Welpen Monster werden

    Das Leben mit erwachsenen Whippets

    Spaß, Spaß, Spaß

    Das Alter

    Geschichten, die das Leben schreibt

    Eine Bitte…

    Eine Geschichte

    Immer noch sehr aufgekratzt, aber schon etwas ruhiger, schließe ich endlich das riesige Eisentor. Sicherheitshalber sperre ich es auch zu. Ich habe Angst, sie könnten das von mir so geliebte Tor öffnen und entwischen, aus dem Hof ausbrechen und noch mehr Schaden anrichten. Ein Schaden, der sich vor allem in meinem großen Herzen für Hunde abzeichnen würde. Ich lehn––e mich an das Tor und atme hörbar. Mein Blutdruck ist sicher immer noch in ungesunder Höhe und mein Herz schlägt viel zu schnell. Langsam öffne ich die Augen. Zuerst sehe ich nur die Dampfwolken meines Atems. Mir kommt es vor, als könnte ich jedes kleine Wassertröpfchen einzeln erkennen.

    Nach solch einem Schockerlebnis sieht man die Welt viel klarer und alles wirkt irgendwie intensiver als vorher. So ergeht es wohl auch einer Fliege, die es gerade noch geschafft hat, dem Schnabel der Schwalbe zu entkommen. Ich fühle mich gerade wie eine Fliege, aber eine, die es nicht geschafft hat, der Schwalbe auszuweichen, eher wie eine, die gegen eine Windschutzscheibe geflogen und als kleiner gelber Fleck endete.

    Es ist Winter. Der Tag brachte viel Schneefall und schlechte Sicht. Ein Wetter, das man irgendwie lieber vom Fenster aus beobachtet. Vielleicht hätte ich es auch so machen sollen, einfach drinnen bleiben und aus dem Fenster schauen!

    Was die eingeschränkte Sicht im Freien betrifft, gilt das natürlich nur für Menschen und nicht für Hunde. Hunde sehen sogar bei diesem Wetter sehr gut, vor allem Windhunde. Diese Tierchen jagen auf Sicht. Ihnen entgeht kein noch so gut getarnter Hase. Sie kommen selbst an einem solch kalten Tag so schnell in den Jagdmodus, dass man sich das Kommando „zu mir" auch gleich schenken kann, wenn man nicht genauso gut sieht wie sie. Also quasi immer, außer man hat einmal Glück und seine Hasenpfote dabei oder vor dem Losgehen auf Holz geklopft oder der Rauchfangkehrer war da und man hat sein vierblättriges Kleeblatt in der Hosentasche oder man hat das Hufeisen noch schnell vor dem Hinausgehen umgedreht.

    Wenn das alles nicht zutrifft, hat man die Erlaubnis, sich sofort wimmernd und schluchzend einzugraben und zu warten, dass das Biest wieder an die Stelle zurückkommt, an der es abgehauen ist. Das ist aber wieder Interpretationssache. Ist die Stelle aus der Sicht des Menschen oder der des Hundes gemeint? Und wenn es mehrere Hunde waren? Von welchem wird dann die Stelle genommen, wo er den Menschen zuletzt bemerkt hat? Fragen über Fragen!

    Im Hof steht eine Chesterfield-Couch, ein echtes englisches Ledersofa. Was auch sonst, schließlich teilt man sich doch das Haus mit noblem englischem Getier! Als ich mich darauf fallen lasse und immer noch in meine innere Fragestunde versunken bin, merke ich, dass sich zwei graue, ziemlich spitze Öhrchen in mein Blickfeld schieben. Unweigerlich folge ich den Öhrchen, die zwar gemäß Standard eigentlich nicht stehen sollten, es aber trotzdem tun, da sie sich wenig aus menschlichen Schönheitsidealen machen, nach unten und starre nun in das Gesicht von Farka. Die gute Dame heißt nicht ohne Grund so. „Farkas" ist das ungarische Wort für Wolf.

    Normalerweise tauschen wir gerne zufriedene Blicke aus und versinken ganz verliebt in den Augen des Gegenübers. Jetzt aber muss ich fassungslos feststellen, dass Farka tatsächlich unheimlich glücklich und zufrieden aussieht, während ich das mit meinen verheulten Augen sicher nicht tue. Axis, das zweite Whippetbiest, drängelt sich nun neben Farka und schaut wie immer zuerst sie und dann mich sehr aufmerksam an. Auch ihr Gesicht wirkt völlig zufrieden und entspannt. Denkt man sich das Blut um die Fänge der beiden weg, haben die Gesichtszüge der beiden Hunde irgendwie Ähnlichkeit mit meinen, wenn ich ein Geschenk in den Händen halte und beginne, es auszupacken.

    Offensichtlich haben die zwei entschieden, dass Rot ihre neue Lieblingsfarbe wird. Ich bin, wie man sich vorstellen kann, weniger davon überzeugt. Ich würde liebend gerne noch etwas sitzen bleiben und diese Verräter vor mir frieren lassen. Eine Stimme in meinem Kopf überredet mich jedoch dazu, ins Haus zu gehen. Ich bin letztendlich eine gute Hundemami und meine Kinderleins sollen nicht krank werden. Außerdem verkrampfen sich sonst vielleicht ihre Muskeln und ich muss sie wieder massieren. Also, hinein mit uns!

    Drinnen werden wir aufgeregt vom alten „Ehepaar des Hauses", Eny und Goethe, natürlich ebenfalls Whippets, begrüßt. Ich bekomme einen freundlichen Blick zugeworfen, während die Verräter überschwänglich umkreist werden, bevor man ihre Gesichter akribisch untersucht.

    Vor diesem Spaziergang hatte ich wie so oft Selbstzweifel. Würden mich Eny und Goethe mehr oder weniger lieben, wenn ich sie hinaus in den Schnee schleife? Aber jetzt, nach alldem, sind mir die Zweifel völlig egal und ich bin einfach nur noch froh, dass ich nur die zwei Mädels dabeihatte. Die Horrorszenarien und Schreckensbilder von Autos, die meine Hunde über den Haufen fahren, oder einer Horde wild gewordener Jäger, die heute auf Hundejagd gehen, wären dann nur noch schlimmer gewesen. Ich werde sowieso jetzt wieder eine Zeit lang mit meinen Verlustängsten zu kämpfen haben.

    So viel Glück wie die beiden Damen mit den roten Mündern ausstrahlen, hat eine Menschenfrau mit rotem Lippenstift bestimmt noch nie empfunden. Ich auf alle Fälle nicht, vor allem nicht, wenn ich Lippenstift trug!

    Ich kann das Glück einfach nicht mit ihnen teilen und ziehe mich in die warme Küche zurück, um mein Handy aufzuwärmen. Wenn man diese Dinger nämlich braucht, fallen sie einfach aus. Da habe ich einmal brav auf die guten Ratschläge gehört und das dumme Ding mitgenommen („falls was passiert"), und dann ist es erst recht ausgefallen. Wahrscheinlich wegen der Kälte oder vor Angst, als es meine Schreie nach den Hunden hörte.

    Ich muss mich einfach dringend jemandem anvertrauen und meinen Seelenschmerz teilen. Zum Glück braucht weder mein Handy lange, um wieder hochzufahren, noch mein Mann, um nachhause zu kommen.

    Als er wenig später erscheint, ist er sehr verwundert über die „Gesichtsbemalung unserer Hunde. In Selbstmitleid versunken, schien es mir bis dahin auch nicht essenziell, unsere „Kinder zu säubern.

    Lang und breit erzähle ich ihm von unserem Spaziergang, der einfach wundervoll begonnen hatte. Die Mädchen waren super motiviert und aufmerksam. Sie haben sich ständig nach mir ausgerichtet und sind nicht weiter als fünf Meter von mir weggegangen. Wir haben zu dritt kleine Wettrennen gemacht, die natürlich sie gewonnen haben. Wer kann denn schon in einem dicken Ledermantel laufen?! Ich sicher nicht.

    Ich fand das Wetter eigentlich auch ganz toll, weil es durch den Schnee irgendwie so still war. Alles rund um uns war weiß und kalt, bis auf ein kleines braunes Etwas, das da mitten am Feld saß. Das kleine Dinge wäre leicht mit einem Erdhaufen zu verwechseln gewesen, doch als es sich zu bewegen begann, war klar, dass es kein Erdhaufen war. In diesem Moment hätte ich allerdings einen sich bewegenden Erdhaufen bevorzugt.

    Das braune Etwas flitzte übers Feld. Zugegeben, der Wicht war noch nicht in seinem vollen Hasengalopp. Offensichtlich war er noch nicht motiviert genug, um sein Leben zu laufen. Als er jedoch die zwei Weiber hinter sich bemerkte, wusste er, dass es ernst war, und schlug einen tollen Haken, um sie abzuhängen. Tja, das war wohl nichts! Nachdem er den ersten Haken gemeistert hatte, legte er an Geschwindigkeit zu. Die Mädels direkt hinter ihm taten es ihm gleich.

    An dieser Stelle muss ich kurz einwerfen, dass es wirklich wenig gibt, das toller aussieht als zwei Whippets, die in vollem Galopp hinter ihrem Mittagessen her sind. Es ist einfach ein wundervoller Anblick. Ich kann gut verstehen, warum Menschen, die gerne mit ihren Hunden auf die Rennbahn gehen, immer so verträumt aussehen. Ja, es ist fast wie ein Traum oder wie Magie. Diese verpufft allerdings, wenn einem bewusst wird, dass man nicht auf der geschützten Rennbahn steht, sondern auf einem eingeschneiten Feld mitten im Nirgendwo.

    Als ich die Mädels hinter der nahegelegenen Hügelkuppe verschwinden sah, war der Zauber so etwas von vorbei, dass ich unter Tränen zu laufen und gleichzeitig zu beten begann. „Keine sonderliche gute Idee!", schrie meine Lunge.

    Die Richtung war mir erst nicht klar. Ja, ich weiß, dass es am vernünftigsten ist, dort zu bleiben, wo sie weggesprintet sind. Aber jeder, der schon einmal in der gleichen Lage war, wird verstehen, dass es fast unmöglich ist, still stehen zu bleiben, vor allem im Winter, wenn es schneit, die Kinder nur leicht bekleidet sind und keine Sicht mehr besteht.

    Ich versuchte also, den Spuren der beiden zu folgen. Weil ich nicht sonderlich gut Spuren lesen kann, irrte ich so geschätzte 20 Minuten über die Felder. Es war eher ein Verzweiflungsakt, denn durch die Tränen hätte vermutlich niemand eine Hundespur von einer Bärenspur unterscheiden können.

    Da hörte ich plötzlich ein Auto, das hupend bremste. Mein Herz war schockgefroren und drohte zu zerspringen, nicht nur durch die Geräusche, sondern auch durch die ziemliche Anstrengung beim Schluchzen, Wimmern, Heulen und Aufziehen der Nase, weil ich kein Taschentuch hatte und zu atmen versuchte.

    Immer wieder redete ich mir ein, dass das nicht wegen meiner Mädels sei, aber irgendwie waren meine Überredungsversuche nicht so gut. Nachdem ich weitere 20 Minuten abwechselnd gerufen und gesucht hatte, drehte ich mich um und machte mich auf den Heimweg. Ich musste telefonieren und eine Suchanzeige aufgeben, mich dann betrinken und mit Schokolade vollstopfen! Unbedingt! Da fiel mir der Haselnussschnaps im Kasten ein, den sonst keiner mag. Er würde daran glauben müssen!

    Ich war schon fast zuhause, da kam plötzlich Farka, wohl gemerkt am Bauch robbend, auf mich zu. Sie war aus einem kleinen Wäldchen gekommen und obwohl ich ihr nie etwas getan hatte, bewegte sie sich in dieser äußerst unterwürfigen Art. Nicht nur das erstaunte mich zutiefst, auch die Farbe ihres Gesichtes. Es war definitiv nicht grau. Die ersten scheuen Blicke von mir an unsere Umgebung, um zu überprüfen, ob das irgendwer gesehen hatte, wurden zum Glück von niemandem erwidert.

    In einer Mischung aus Verwunderung, Frustration, Freude und purer Wut nahm ich Farka einfach an die Leine und ließ meinen Blick wieder zum Wäldchen wandern. Das zweite Wesen der Finsternis kam ebenfalls aus der Baumgruppe, nur befand es Frau Axis nicht für nötigt, zu mir zu kommen, obwohl ich so ziemlich das auffälligste Ding in der schneeweißen Landschaft war. Nein, sie war einfach an mir vorbei, in Richtung nachhause unterwegs, ihr Gesicht ebenfalls in schönsten Rottönen. Nun sah ich mich noch etwas genauer um. Vielleicht würde aus dem Gebüsch gleich ein Jäger hüpfen und mich anzeigen wollen! Tief in mir drinnen war mir das schon egal. Er hätte mich auch steinigen können, so elendiglich fühlte ich mich!

    Ich lief ihr hinterher und in dem Moment, als ich sie an die Leine nahm, drehte sie ihren Kopf zu mir und ihre Augen sagten so viel wie: „Wenn ich schon an die Leine muss, kannst du dich wenigstens schneller bewegen. Ich bin echt müde und will nachhause. Außerdem könnte ich nach der Anstrengung echt ein Stück Käse aus deiner Manteltasche vertragen!"

    Mein Mann sitzt mir grinsend gegenüber. Ich starre ihn an und wische mir erneut die Tränen aus dem Gesicht. Er gibt mir ein Taschentuch und als ich mir die Nase putze, sage ich: „Weißt du, ich glaube, sie hassen mich. Sie wollen nicht bei mir bleiben. Warum haben sie mich nicht lieb? Ich liebe sie so sehr und habe mir solche Sorgen gemacht."

    Er steht auf und nimmt mich in den Arm. Eigentlich sollte mich das etwas trösten, doch dann sagt er: „Ach, Baby das sind Windhunde, also Jagdhunde. Die wollen jagen und so. Das hat nichts mit dir zu tun."

    In diesem Moment könnte ich ihm dafür den Hals umdrehen. Ich bräuchte jetzt Liebe und etwas Trost, doch und er wirft mit Fakten um sich, die ich nicht von ihm erwarte. Ich bin doch sonst der Hundeklugscheißer. Also weine ich jetzt aus Zorn einfach weiter, weil es eigentlich eh schon egal ist, warum die Tränen fließen!

    Tief in meinem Inneren weiß ich, dass er recht hat, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis ich es nicht als persönlichen Angriff sehe, wenn die Kinder machen, wofür sie nun einmal da sind.

    Erste Erkenntnisse

    Bevor ich hier meine Gedanken noch weiter ausbaue, möchte ich gesagt haben, dass ich meine Hunde sehr liebe. Sie sind meine Kinder, aber ich nenne die Dinge gerne beim Namen. Wenn sich eines meiner Kinder wie ein stinkendes Warzenschwein auf Koks benimmt, weil ein anderer Hund ihm gerade sein nach Verwesung stinkendes Kuhohr stehlen will, rede ich es nicht schön. In diesem Augenblick ist er oder sie nun einmal ein doofer Proll ohne Manieren und nicht mein liebes Schnuffiwuffi, das nie jemandem etwas antun würde. Aber was soll man machen? Hunde sprechen untereinander Klartext und erwarten nicht, dass das Gegenüber die momentane Gefühlslage erschnüffelt oder erahnt. Nein, in dieser Situation zeigt sich nun einmal mehr, dass man die Verwandtschaft nicht leugnen kann. Der Wolf bleibt das schwarze Schaf im Stammbaum!

    Gerade die realistische Sicht auf

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1