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Heute schon geliebt?
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eBook185 Seiten2 Stunden

Heute schon geliebt?

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SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Roesner
Erscheinungsdatum25. Apr. 2019
ISBN9783903059573
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    Buchvorschau

    Heute schon geliebt? - Rotraud A. Perner

    Shonagon

    Was wirklich nährt

    Gefühle als solche sind machtvoll.

    Lässt man sie für sich arbeiten,

    statt gegen sie anzukämpfen,

    werden sie einem Kraft verleihen.

    Claude Steiner1

    Wer wüsste nicht, wie sehr es uns gut geht und wie schön, gesund und stark wir uns fühlen, wenn wir im Zustand der Liebe sind! Aber was tun wir dazu, diesen Zustand zu erlangen, erhalten – und zu teilen?

    Heute sieht man überall, wie die einen – die nämlich, die viel zu viel arbeiten – nicht nur ihr Blickfeld zu dem zielgerichteten Tunnelblick verengen sondern auch ihr Herz, besonders ihre Herzkranzgefäße, und wie Maschinen funktionieren – bis sie selbst Maschinen brauchen, die ihre „Pumpe am Funktionieren halten. Die anderen hingegen arbeiten nicht, bekommen keine sinnstiftende oder auch Existenz sichernde Arbeit und verliegen sich, resigniert, depressiv, mit Alkohol oder anderen Drogen betäubt oder gewalttätig aus lauter Zorn über ihre Misere, jedenfalls auch wieder „zu – und bringen ihr Herz weder zum freudigen Schlagen noch in die Weitung, und auch so kann weder Liebe hinaus oder gar hinein.

    Manche ahnen tief in ihrem Herzen, wie es sich anfühlen würde, wenn sie „erfüllt wären und hoffen immer wieder aufs neue, dass ihnen diese Fülle zufallen würde, ohne dass sie etwas dazu tun müssten; andere wiederum haben diese Sehnsucht aufgegeben und äußern sich nur mehr zynisch über diese „Schwäche und verspotten die so genannten Schwachen. Die meisten aber taumeln ohne viel nachzudenken durchs Leben, wie sie es bei ihren Eltern oder auch von Filmstars abgeschaut haben und wundern sich über ausbleibende Glücksgefühle.

    Ganzheitliche Gesundheit

    Gesundheit besteht nach der Definition der Weltgesundheitsbehörde WHO2 nicht allein im frei sein von Krankheit bzw. Behinderungen, sondern in vollkommenem körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Wohlergehen. Mit dieser Formulierung werden Körper, Seele und Geist als „Puzzlestücke" der ganzheitlich verstandenen Gesundheit anerkannt; sie werden zwar meist getrennt von einander wahrgenommen und dann oft auch unterschiedlich – beispielsweise wenn jemand etwa über körperliche Beschwerden klagt und gleichzeitig behauptet, seelisch topfit zu sein; sie bilden aber stets eine Einheit und wirken aufeinander ein.

    Bei dieser Formulierung fehlt die Sexualität – wie so oft, wenn es um Gesundheit geht3. Denn auch wenn sich Sexualität körperlich, seelisch und auch geistig – hingegen zumindest in unserer westlichen Welt selten spirituell – ausdrückt, ist sie doch viel mehr als nur die Summe dieser Teile. Und eben dieses zwar Spürbare, dennoch Unfassbare und oft auch scheinbar Unkontrollierbare lässt viele Menschen vor einer genaueren Wahrnehmung zurückscheuen.

    Wahrnehmung – oder besser „Wahrgebung, denn wir geben, „verleihen quasi das Etikett „wahr4 – ist eigentlich ein sehr spannendes Erleben: Wer hat nicht schon einmal gemerkt, dass jemand trotz uneingeschränkter organischer Wahrnehmungsfähigkeit etwas nicht gesehen, gehört, gespürt, vielleicht sogar gerochen oder geschmeckt hat? Dass wir bei Schnupfen weniger riechen oder schmecken, als unter „normalen Bedingungen, wissen wir meist nach dem ersten Erleben, ebenso wie wir Sichtbehinderungen bei Nebel kennenlernen oder Hörverminderung unter Lärmbedingungen – was auch immer wir unter Lärm verstehen mögen. Aber dass manche Menschen – meist unbewusst, seltener bewusst – trotz vollständiger Funktionstüchtigkeit ihres Gehirns Wahrnehmungen ausblenden und was dafür die Ursachen und Motive sind, wissen nicht alle, ärgern sich daher oft unnötig über ihre Nächsten und schädigen so ihre Gesundheit.

    Sexualität und „Sexuelles werden oft absichtlich „übersehen (ebenso wie Aggression und Gewalt); es gibt aber auch Menschen, die überaus häufig nach Sexuellem Ausschau halten, es überall wahrnehmen – so ähnlich wie es in einem Sprichwort heißt: „Ein Dieb sieht auch bei einem Heiligen nur die Taschen. Aus der tiefenpsychologischen Forschung wissen wir, dass sie nach „Klärung suchen – Möglichkeiten, unverarbeitete Erfahrungen aus Kindheit und Jugend zu verdauen oder ein sexuelles Trauma zur Heilung zu bringen. Die Werbung der Sexindustrie hingegen propagiert den unermüdlich sexuell aktiven Menschen – und, weil dieser bald erschöpft wäre oder übersättigt, werden ihm immer neue, ausgefallenere und riskantere Stimulationen angeboten, denn: Nur wenn Bedürfnisse unbefriedigt bleiben, wächst die Nachfrage nach einschlägigen Produkten und Dienstleistungen, die Beglückung versprechen.

    Suche nach Balance

    In beiden Fällen wird Balance – das „goldene Mittelmaß" – verfehlt. Diese Balance zu finden und – mal auf, mal ab, mal mehr, mal weniger – zu erhalten, ist eine Lebensaufgabe. Eine andere ist es, den Sinn der eigenen Existenz zu finden: was wir in diesem Leben bewirken sollen und für wen – und auch: in welcher Form.

    Ich meine: voll der Liebe.

    Alles, was lebt, zeichnet sich durch Wechsel aus – denken wir nur an unseren Atem: einatmen, ausatmen. Oder an den Nahrungsstoffwechsel: oben rein, unten raus. Denken wir an den Wach-Schlaf-Rhythmus, an Muskelan- und –entspan­nung, an den Hunger nach Anregungen, Reizen, Erfahrungen und demgegenüber wiederum Signale von Übersättigung, Überreizung und dem Bedürfnis nach Rast und Auszeit. Zu viel von dem einen oder anderen führt zur Vergiftung – ganz im Sinne der Worte von Paracelsus, „Die Dosis macht das Gift" oder eben auch das Heilmittel. Je mehr man also ins Ungleichgewicht fällt, desto mehr kann man mit Verlusten von – zuerst noetischer5, dann seelischer und zuletzt körperlicher – Gesundheit rechnen.

    Der Schweizer Psychiater und Tiefenpsychologe C. G. Jung hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass wir vier Formen der Wahrnehmung und damit auch von Bewusstheit besitzen (können, nämlich wenn wir sie pflegen):

    wir können kognitiv „logisch denken – so wie wir es traditionell in der Schule lernen: Wissen erwerben, Glaubenssätze einspeichern und wiedergeben, sich „korrekt verhalten (was auch immer darunter zu verstehen ist),

    und im Gegensatz dazu können wir gefühlsmäßig denken – ein Gefühl für „stimmig oder „irgendetwas stimmt nicht entwickeln, merken, dass uns etwas „berührt, „betroffen macht, Kraft nimmt oder spendet … und meist haben unsere LehrmeisterInnen wenig Interesse daran, dass wir diese Kompetenz entwickeln. Wir würden sonst mehr über deren Motive „erfühlen", als ihnen lieb ist …

    Wir können aber auch körperlich wahrnehmen und „denken" – das weiß jedermensch, wenn er oder sie durch instinkthafte Bewegungen einem Unfall ausweichen konnte, oder wenn wir uns den Weg im Dunkeln ertasten … Angst beispielsweise kann körperlich erfahren werden – mit Schweißausbrüchen, Zittern, Harndrang – oder seelisch als Gefühl. Es gibt aber Menschen, die entweder das eine oder das andere Erleben aus ihrer Wahrnehmung ausblenden, ja sogar ärgerlich und wütend werden, wenn sie von BeobachterInnen darauf angesprochen werden.

    Im Gegensatz zu diesem körperlichen Bewusstwerdungsvorgang gibt es aber noch den intuitiven. Intuition – lange als „sechster Sinn verspottet – ist heute ein Forschungsgegenstand, etwa in der Krankenpflege6 oder in der Kriminalprävention7. Ich denke, dass diese Fähigkeiten in unserem „Riechhirn beheimatet sind – immerhin verweist ja auch der Volksmund darauf, wenn Hochintuitiven zugeschrieben wird, der bzw. die habe „eine Nase – oder in unserem Gehör, denn auch da weiß der Volksmund, jemand „höre das Gras wachsen. Ich beobachte immer wieder bei meinen KlientInnen, wie sie empfindsamer, achtsamer und auch intuitiver werden, wenn sie im Verlauf einer Psychotherapie ruhiger werden, sich entspannen, langsamer und tiefer atmen und damit auch mehr „aufnehmen" – nicht immer zur Freude ihrer Nächsten, die von ihnen nur erwarten, dass sie funktionieren, nicht aber, dass sie fühlen und empfinden oder gar voraus ahnen.

    Der ganzheitlich gesunde Mensch hat diese vier Erlebensweisen weitgehend in der Waage. Verliert er kurzfristig seine Balance, weiß er sie „auszugleichen". Und wenn ihm das nicht gelingt – etwa infolge eines scho­ckie­renden Erlebnisses – sucht er kompetente Hilfe bei Fachleuten aus den Gebieten der Lebensberatung, Supervision, des Coachings bzw. auch der Psychotherapie, wenn in der Folge Krankheitssymptome auftreten.

    Verschlossenheit

    Ungleichgewichte können aber auch lange andauern: Wenn jemand etwa von heftigen Gefühlen überflutet wird, setzt häufig die Vernunft aus. Wir verwenden dann oft das Wort „blind um zu verdeutlichen, dass der Überblick über das eigene Erleben verloren gegangen ist: blind verliebt, blind vor Wut, blind vor Trauer … Man fühlt sich dann oft „wie vernagelt, hat „ein Brett vor dem Kopf oder, in milderen Fällen, „Scheuklappen auf. Erfreulicherweise kommen immer mehr Menschen mit aktuellen Gefühlsstürmen zu professionellen HelferInnen, präventiv, um keine Kurzschlusshandlungen zu setzen – und dort sind sie auch richtig am Platz – so, wie man auch bei andauernder Erkältung ärztliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen sollte „damit es nicht ärger wird".

    Umgekehrt gibt es wiederum Menschen, die sich – meist nach vielfältigen Gewalterlebnissen – das Fühlen abgewöhnt haben. Sie selbst finden sich ganz in Ordnung, halten sich sogar oft anderen überlegen (weil sie stolz darauf sind, nicht durch Gefühle behindert zu werden) und merken nicht, dass sie ihre Menschlichkeit – und ihr leibseelischgeistiges Gleichgewicht – verloren haben. Denn: Gefühle zu unterdrücken hat Begleiterscheinungen, beispielsweise den Atem anzuhalten (und damit den Lebensfluss zu stoppen), Muskelverspannungen (besonders im Nackenbereich) und, als Folge des Zähne zusammen Beißens, Verbissenheit. Sie sind emotional „zu. Der Fachausdruck lautet „alexithym: Man spürt die eigenen Gefühle nicht mehr und schon gar nicht die von anderen. Skandinavische Studien ergaben eine Häufigkeit von 10 % bei Frauen und 17 % bei Männern – Tendenz steigend.

    Leider wird dieser Biss in der Berufswelt oft als besonderer Arbeitseinsatz gewertet und der gesundheitliche Schaden für den „Beißer wie auch seine Nächsten ignoriert. Von selbst fragen diese Computermenschen erst dann um Hilfe nach, wenn sie von ihren PartnerInnen ob der „seelischen Vernachlässigung verlassen wurden oder ihren Arbeitsplatz verloren haben, weil sie den jungen Anforderungen nach sozialer Kompetenz nicht entsprechen, und dann wollen sie meist nur Tipps und Tricks, wie sie – ohne sich ändern zu müssen – andere dazu bringen können, so zu sein, wie sie es wollen.

    Aber auch in den beiden anderen Erlebensformen kann das Gleichgewicht leicht verloren gehen: Wer kennt nicht das Phänomen, dass man unter großen Schmerzen den Zukunftsblick verliert und sich gar nicht vorstellen kann, dass der Zustand wieder aufhört (und deswegen wieder einen kundigen Beistand braucht, der einem „aus Erfahrung sagen kann, wie der weitere Verlauf sein wird)? Umgekehrt wissen wir, dass Yogis oder Märtyrer in ihrem ekstatischen Zustand keinen Schmerz fühlen, und manche üben sich im Feuerlauf, Extrembergsteigen oder auch Sado-Maso-Sexual­prak­tiken, um der menschlichen Schmerzempfindlichkeit zu entkommen … und auch der beziehungslosen Verlorenheit des „es ist ohnedies niemand da, den mein Leiden rührt. Ein Vorurteil. Denn ein großer Teil der Ratsuchenden in der Paar- oder Sexualberatung sind Frauen, denen es nicht gelingt, ihren Partner zum emotionalen Aufmachen, zu menschlichen Reaktionen zu „bewegen. „Wie bringe ich ihn dazu, sich zu öffnen? lautet ihre Frage, und dann antworte ich: „gar nicht – denn das wäre dann gewalttätig!" Man kann diese Verschlossenheit nur als das So-Sein des anderen respektieren – und mehr Information über die eigene Befindlichkeit, die eigenen Wünsche geben.

    Ich habe einmal einem Freund mit ähnlichen Charakterzügen oder auch nur Verhaltensweisen eine Postkarte gesendet, auf der ein Schmetterling einem riesigen sitzenden Adler um die Nase flattert und dabei seufzt, „Du wirkst auf mich so hart!, worauf der so Angesprochene antwortet: „Wir Steinadler sind eben so!

    Alltagsmythen

    Heute gehen wir davon aus, dass wir alle immer mehr oder weniger gesund oder krank sind. Deswegen sprechen wir in der Salutologie – der Lehre von der Gesundheitsförderung – von einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum.

    Die wissenschaftliche Sicht auf Gesundheit bzw. Krankheit hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Das hängt davon ab, dass Quantenphysik, Quantenpsychologie und Neurobiologie gezeigt haben, wie sehr wir selbst unsere „Wirklichkeit gestalten: Das, was wir denken – wie wir uns Interpretationen der Welt zurechtlegen – bewirkt auch weitgehend unsere Erlebensmöglichkeiten. Wenn wir also beispielsweise im Gefolge von Wilhelm Reich, einem Schüler Sigmund Freuds, „glauben, es wäre krankmachend, wenn wir nicht regelmäßig Sex hätten, dann wird das schon früher oder später eintreten – einfach, weil das erstens eine Autosuggestion ist und zweitens kein gesundheitsfördernder, sprich entspannender Gedanke, sondern ein frustrierender, verbitternder, neidisch oder ärgerlich machender; wenn wir hingegen entsprechend traditioneller ostasiatischer Gesundheitslehren glauben, mit unserer Sexualkraft sparsam umgehen zu sollen, weil dies das Leben verlängert und die Vitalkraft potenziert, wird dieser Glauben gute Gefühle hervorrufen und somit eine gesundheitsfördernde Wirkung erzielen können.

    Was rund um die menschliche Sexualität und ihre Äußerungsformen als gesund oder krank angesehen wird, hängt von Raum und Zeit und der jeweils vorherrschenden Kultur ab; in den gleichzeitig bestehenden Subkulturen kann aber auch eine völlig konträre „Mode gebildet werden, und manchmal gelingt es ihr sogar, sich auffallend in den „Zeitgeist einzuschleichen (so wie eben beispielsweise die Sexindustrie mittels aggressivem Marketing in den

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