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MISSIONiert: Reflexionen zum Auftrag einer christlichen Gemeinschaft
MISSIONiert: Reflexionen zum Auftrag einer christlichen Gemeinschaft
MISSIONiert: Reflexionen zum Auftrag einer christlichen Gemeinschaft
eBook184 Seiten1 Stunde

MISSIONiert: Reflexionen zum Auftrag einer christlichen Gemeinschaft

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Über dieses E-Book

Für lange Zeit wurde in unserer Gesellschaft der Begriff "Mission" wie ein Unwort behandelt. Als gläubiger Mensch tat man gut daran, es im Zusammenhang mit Kirche und Christentum möglichst gar nicht zu verwenden. Aber die Atmosphäre ändert sich. Die Frage lautet nicht mehr "ob", sondern "wie" öffentlich über Glaubensfragen gesprochen wird. Und es geht um Inhalte. Was beinhaltet die "Gute Botschaft" des christlichen Glaubens und welche Art von Kirchen braucht es, um diese Botschaft glaubhaft und stimmig zu verkündigen?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum7. März 2019
ISBN9783748106432
MISSIONiert: Reflexionen zum Auftrag einer christlichen Gemeinschaft
Autor

Jens Stangenberg

Jens Stangenberg hat evangelische Theologie studiert und arbeitet seit 1991 als Pastor im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.. Seit 2005 engagiert er sich in der Zellgemeinde Bremen. Darüber hinaus ist er als Autor und Redner tätig und produziert Podcasts zu christlichen Themen: Radikale Reformation - Der "Linke Flügel" und seine Bedeutung für heute 3 Gesichter der Evangeliums - oder: Was ist das Gute an der Guten Nachricht? Fluide Kirche - Chancen und Gefahren einer verflüssigten Spiritualität Mehr im Internet unter: www.jensstangenberg.de

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    Buchvorschau

    MISSIONiert - Jens Stangenberg

    Inhaltsverzeichnis

    Mein Zugang

    Einleitung

    I. Grundlegende Weichenstellungen

    Der Zustand der Welt

    Der Ort des Besseren

    Die Richtung der Zeit

    Die Art des Weges

    Die Akteure des Geschehens

    Erste Konturen festhalten

    II. Ein Ziel vor Augen

    Unglückliche Engführungen

    Das missverstandene Reich

    Jesus und das Reich Gottes

    Das Reich Gottes als umfassender Schalom

    Gott, Mensch und Welt

    Die Welt als Kontext

    Was ist der Mensch?

    Kirche als Avantgarde

    III. Drei Kernaktivitäten von Kirche

    Kerygma - Schöner glauben

    Koinonia - Wahrer lieben

    Diakonia - Besser hoffen

    Das Zeitalter des Geistes

    Echo sein

    IV. Fünf elementare Praktiken

    Abendmahl - Nahrung für alle

    Taufe - eine neue Menschheit

    Fülle - Kooperation und Partizipation

    Redefreiheit - aufeinander hören

    Binden und Lösen - gemeinsame Werte

    Von klein zu groß denken

    Zum Wohle der Welt

    V. Weitere Denkrichtungen

    Gesund glauben

    Theologie des Weges

    Schwache Ontologie

    Vom Judentum lernen

    Komplexe Befreiung

    Friedensethik

    Dynamische Grenzen

    Öffentlicher Raum

    Urbanität, ja bitte

    Schwärmender Christus

    VI. Konkrete Herausforderungen

    Religiöse Entgiftung

    Praktizierter Glaube

    Dialogisch leben

    Mobile Aktionsteams

    Leitung ohne Amt

    Transparentes Lernen

    Am Vorne ausgerichtet

    Heilsame Verunsicherung

    Literaturverzeichnis

    Weitere Veröffentlichungen

    Mein Zugang

    Der Begriff „Mission löst bei mir sehr gemischte Gefühle aus. Das hat verschiedene Gründe. Ich bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen. Als Kind und auch noch als Teenager war ich sehr verschlossen. Die Vorstellung, anderen eine „gute Nachricht weitergeben zu sollen, hat mich gleichermaßen überfordert wie bedroht. Auch noch Jahre später gab ich mir alle Mühe, aber immer begleitete mich das Empfinden, der „Missionsauftrag gehöre eher zu den unangenehmen Seiten einer christlichen Existenz. Später im Theologiestudium und dann als junger Pastor beschäftigte ich mich ausgiebig mit verschiedenen Methoden der Verkündigung und des Gemeindeaufbaus. Mir schien, dass meine innere Abwehr gegenüber Missionstätigkeiten darin begründet lag, mit teilweise abstoßenden Formen und einem unangenehmen, aufdringlichen Auftreten in Berührung gekommen zu sein. Durch einen anderen Stil würde ich endlich Zugang zum Thema „Mission bekommen, so hoffte ich.

    Jahre später wurde mir klar, dass es nicht allein der Stil, sondern in noch stärkerem Maße die Inhalte waren, die mir Mühe machten. Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich häufig wie ein religiöser Vertreter, der ein nicht wirklich funktionsfähiges Produkt verkaufen sollte: Es ging um einen liebenden und gerechten Gott, eine Beziehung zu ihm, um Sünde, die uns von ihm trennt, um Jesus, der uns vergibt und erlöst, und um einen Weg der beständigen Lebensveränderung. So weit so gut. Alles nicht falsch. Aber immer betraf es nur das Heil des Einzelnen. Das Ganze hatte einen Beigeschmack von frommen Egoismus. Wichtige Fragen blieben unbeantwortet: Weshalb wurden „erlöste Einzelpersonen" nicht zwingend zu gesellschaftlichen Akteuren, die sich für eine heilere und gerechtere Welt engagierten? Warum entstanden durch diese Botschaft nicht automatisch vitale, innovative und kulturintegrierte christliche Gemeinschaften, die das Gemeinwesen zum Guten prägten? Langsam dämmerte mir, dass es mit den Inhalten zusammen hing.

    Die nun folgenden Ausführungen sind eine Zwischenbilanz nach einer gut zehnjährigen theologischen Reise. Auf der Suche nach einem komplexeren Evangelium - der guten Nachricht Gottes an uns Menschen - begann für mich die Botschaft der Bibel in einer nie vorher gekannten Weise zu leuchten. Heute scheint es mir so: Sich inmitten der großen Missionsgeschichte Gottes zu befinden, ist das Beste, was einem passieren kann.

    Bremen, September 2016

    Jens Stangenberg

    Einleitung

    Für lange Zeit wurde in unserer Gesellschaft der Begriff „Mission wie ein Unwort behandelt. Als gläubiger Mensch tat man gut daran, es im Zusammenhang mit Kirche und Christentum möglichst gar nicht zu verwenden. Man wollte nicht zu der Art von Religionsanhängern gehören, die übergriffig agieren und andere aufdringlich missionieren. Durchaus zu Recht haben Kritiker darauf hingewiesen, dass Religionen mit ihrem jeweiligen Absolutheitsanspruch zu Machtmissbrauch und Manipulation neigen. Mir ist bewusst: Wenn ich dennoch das Wort „Mission verwenden möchte, setzte ich mich erneut dem Verdacht aus, anderen „die Wahrheit" aufdrängen zu wollen. Versuchen wir es trotzdem.

    Um einen neuen Zugang zum Begriff „Mission zu bekommen, hilft mir folgende Überlegung: Mission meint vom Wortsinn „ziehen lassen, abschicken. Wenn jemand missioniert wird, bedeutet dieses also, dass er oder sie gesandt wird. Nun kann man fragen: Wer ist der Sender und wer der Gesandte? Antwort: Zu Beginn wird Christus in die Welt gesandt. Dieser überträgt die Sendung auf seine ersten Schüler, die Apostel. Das Ergebnis: Gott sendet, und die Kirche ist die Gesandte. Letztendlich heißt das: Nicht „die Welt, sondern „die Kirche wird missioniert. „Die Welt ist nicht der Adressat, sondern die Begünstigte aufgrund der Missionierung der Kirche. So verstanden geht es nicht darum, „Ungläubige zu missionieren, sondern sich selbst als Jesus-Nachfolger senden zu lassen, damit andere dadurch gesegnet und gefördert werden. Was aber ist der Inhalt der Sendung? Was ist „drin im Paket und in welcher Haltung soll es „der Welt überbracht werden?

    Bei den weiteren Überlegungen geht es um eine inhaltliche Verortung. Alle praktischen Anwendungsfragen wie Struktur, Methodik oder kirchliche Programme werden nicht oder nur am Rande thematisiert. Sie sollen an dieser Stelle zweitrangig sein. Wir konzentrieren uns ganz auf die Frage nach dem Was: Was sind inhaltliche Ankerpunkte? Was ist sinnvoll, öffentlich vertreten zu werden? Letztendlich: Was verstehen Christinnen und Christen als ihre Botschaft? Der klassische theologische Begriff für dieses Themenfeld ist „Mission".

    I. Grundlegende Weichenstellungen

    Beginnen wir mit dem Versuch, uns inmitten von verschiedenen Weltverständnissen zu orientieren. Dabei geht es nicht allein um Unterschiede zu anderen Religionen, sondern auch um Klärungen innerhalb der christlichen Strömungen. Kurz gesagt: Nicht in allem, wo „christlich" drauf steht, ist auch Christliches drin. Genau diese Behauptung muss genauer ausgeführt werden.

    In einem ersten Gedankengang verschaffen wir uns einen Überblick über zentrale Weichenstellungen: Wie wird der Zustand der Welt beurteilt? Wo wird eine bessere Welt vermutet und wie können wir dorthin gelangen? Wer sind die Akteure in der Dramaturgie? Je nachdem, wie wir jede dieser Fragen beantworten, kommen wir zu grundverschiedenen Ergebnissen.

    1) Der Zustand der Welt

    Wie wird die aktuelle Verfassung unserer Welt eingeschätzt? Ist die Welt - trotz aller Krisen - prinzipiell gut, so wie sie ist, oder gibt es eine Differenz in Hinblick auf einen möglichen besseren Zustand? Dieser kleine Unterschied hat weitreichende Konsequenzen:

    Wenn wir davon ausgehen, dass die Welt um uns herum, so wie wir sie vorfinden, an sich gut ist, besteht unsere Aufgabe wesentlich darin, diese Ansicht anzunehmen und uns darauf einzustellen. Krisen werden dann derart gedeutet, dass wir asynchron, also unstimmig in einer an sich guten Welt leben.

    Wenn wir dagegen davon überzeugt sind, dass sich die Welt um uns herum nicht in einem Idealzustand befindet, haben wir eine Differenz vor Augen. Diese Abweichung in Bezug auf einen besseren Zustand kann entweder ein passives, resigniertes oder gar zynisches Verhalten hervorbringen oder aber anspornen, sich für Veränderung zu engagieren.

    Möglich wäre auch, unsere Außenwelt als Illusion oder als Erscheinung zu verstehen. In diesem Fall müsste man „außen eher in Anführungsstrichen schreiben, weil es kein wirkliches Außen ist. Bei der sichtbaren Welt hat man es dann nie mit „dem Realen zu tun.

    Mit diesen drei Varianten befinden wir uns in grundlegend unterschiedlichen religiösen Ansichten und Handlungsempfehlungen in Bezug auf unsere Welt. Im Fall (a) wird die Welt als etwas eigenständig Gutes, Ewiges und dem Menschen Vorgeordnetes verstanden, das wir verehren und in das wir uns bestmöglich einfügen sollten. Bei (b) geht man davon aus, dass die Welt einen Defekt hat, der nicht als gegeben hingenommen werden muss, sondern durch Engagement verändert werden kann. Bei (c) dagegen strebt man danach, die Welt in Gelassenheit zu ertragen und sich nicht von ihrer Begrenztheit gefangen nehmen zu lassen. Je nach Grundannahme entsteht Anbetung, Aktion oder eine Art von Vermeidung.

    Nach christlichem Verständnis ist unsere Welt aktuell nicht so, wie sie ursprünglich von Gott gedacht war. Es gibt einen Schaden, eine Abweichung, einen Riss - wie auch immer man das nennen mag. Die klassisch theologische Sprache nennt es „gefallen, gewissermaßen ist die Welt vom „Tisch gerollt, auf den Boden gefallen und hat Risse bekommen.

    Gleich zu Beginn der Bibel wird die Natur als „Schöpfung" dargestellt. Sie ist demnach in sich nicht göttlich (Variante a), aber auch nicht bloß eine flüchtige Erscheinung (Variante c). Wir leben in einem realen Kosmos, der als Ganzes aus dem Gleichgewicht geraten ist (Variante b). Nach biblischer Offenbarung gelten die ersten Menschen als Ursache für diese verhängnisvolle Entwicklung. Seitdem taumelt die Welt und alle Lebewesen sind unentrinnbar davon betroffen.

    All das soll nicht zu Passivität und Apathie führen. Im Gegenteil: Die Aufgabe von uns Menschen besteht darin, sich als Betroffene von Gott zurecht bringen zu lassen und sich gegen den entstandenen Schaden und für eine bessere Welt zu engagieren. Auch wenn daraus viele Anschlussfragen entstehen, gilt es zunächst einmal festzuhalten:

    Christinnen und Christen verstehen die sichtbare Welt als eine geschaffene, endliche und vom Ursprung her schöne Welt. Sie ist weder göttlich unantastbar noch eine Sinnestäuschung. Es ist wert, sie zu erforschen, von ihr zu lernen und sie zu gestalten. Als einzelner Mensch sind wir jeden Tag aktiv an diesem Prozess beteiligt.

    2) Der Ort des Besseren

    Wenn wir davon ausgehen, dass die bestehende Welt nicht ihrer ursprünglichen Version entspricht, schließt sich die Frage an, wo der „bessere Zustand" zu finden ist. Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Varianten:

    Man könnte „das Bessere im verloren gegangenen Paradies vermuten. Demnach würden wir aufgrund des Glaubens an die Erlösung in Christus den „Sündenfall rückgängig machen können. Eine solche Rückwärtsorientiertheit wird gespeist von einer Sehnsucht nach der anfänglichen Harmonie der Schöpfung. Der gegenwärtige Weltzustand erscheint dann als ein „Nichtmehr" oder als ein Abfall vom Ursprünglichen. Alles Neue entfremdet uns demnach noch weiter von unseren Wurzeln.

    Auf der anderen Seite wäre es möglich, in der Zukunft nach „dem Besseren Ausschau zu halten. Alle Energie konzentriert sich dann darauf, Zukunftsvisionen zu entwerfen. Ist die bessere Welt eine Art „Utopia? Dieses Verständnis bringt uns in ein Grundgefühl des „Noch-nicht". Jeder Tag würde uns demnach einer

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