Das Osterfest im Märchenland: Anthologie
Von Volker Liebelt, Christine Schär und Silke Vogt
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Über dieses E-Book
Ob bei Dornröschen oder Rotkäppchen alle Märchenfiguren möchten gern, dass der Osterhase pünktlich die Eier versteckt. Doch es gibt auch Hindernisse.
Tolle Geschichten rund um den Osterhasen für unsere Kleinsten.
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Buchvorschau
Das Osterfest im Märchenland - Volker Liebelt
Das Osterfest
im Märchenland
Anthologie
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Die Namen sind frei erfunden.
Evtl. Namensgleichheiten sind zufällig.
www.net-verlag.de
Erste Auflage 2017
© Coverbild: Jenny Schneider
Covergestaltung, Korrektorat
und Layout: net-Verlag
Auswahl der Geschichten:
Lysann Rößler & Leserteam
© Illustrationen:
Silke Vogt (S. 22)
Barbara Brosowski Utzinger (S. 32)
Lars O. Heintel (S. 96)
Heidemarie Opfinger (S. 188)
© net-Verlag, Tangerhütte
E-Book
-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-95720-199-7
Das Osterfest im Märchenland
Ostern wird auch in den Märchen gefeiert.
Ob bei Dornröschen oder Rotkäppchen -
alle Märchenfiguren möchten gern,
dass der Osterhase pünktlich die Eier
versteckt. Doch es gibt auch Hindernisse.
Tolle Geschichten rund um den Osterhasen für unsere Kleinsten.
Wir wünschen allen Lesern
einige unterhaltsame Stunden!
Ihr net-Verlag-Team
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Zum Buch
Autorenbiografien
Illustratorenbiografien
Buchempfehlungen
Silke Vogt
Ein ganz besonderer Osterhase
Kennst du das Märchenland? Hast du eine Idee, wie es aussehen könnte? Nein? Eigentlich kannst du es dir ganz ähnlich wie unsere Menschenwelt vorstellen. Auch dort gibt es genau die gleichen Länder, wie wir sie kennen, also Deutschland, unsere Nachbarn in Europa, aber natürlich auch die anderen Erdteile.
Für dich, mich und alle anderen Menschen ist das Märchenland unsichtbar. Ähnlich wie bei einer Zwiebel legt es sich wie eine zweite Hülle um die Erdoberfläche herum, allerdings mit einem Luftpolster dazwischen. Bei der Zwiebel liegt ja eine Schicht direkt über der nächsten, ohne Abstand. Das Märchenland hingegen kann die Entfernung zum Erdboden verändern.
Bei wolkigem Wetter zum Beispiel beginnt es direkt über der Wolkendecke, durch die hindurch du es gerade so eben nicht mehr sehen kannst. In ganz dichtem Nebel könntest du es beinahe mit den Händen greifen, wenn du nur zehn Zentimeter größer wärst.
Das gilt aber genauso für größere Kinder, auch die kommen selbst auf Zehenspitzen ganz knapp nicht dran.
Ist der Himmel klar und blau, schwebt das Märchenland leicht wie eine Seifenblase weiter nach oben. Dann beginnt es jenseits der Grenze, die du soeben noch mit deinen Augen wahrnimmst.
Aha, höre ich dich sagen, dann fliegt man einfach in einem Flugzeug in die Höhe, so weit es geht. An sich eine gute Idee, aber selbst von dort, weit über den Wolken, gelingt dir kein Blick auf das Märchenland, und wenn du dich noch so anstrengst, vielleicht sogar ein Fernglas dabei hast.
Du kennst das doch vom Regenbogen. Als ich noch ein Kind war, so alt wie du, wollte ich immer auf einen Regenbogen klettern. Aber wenn ich in seine Richtung marschierte, sogar rannte, so schnell ich konnte, wich er unaufhaltsam vor mir zurück. Der Abstand zwischen uns blieb immer gleich. Erreichen lässt sich so ein Regenbogen nie. Ebenso wenig das Märchenland. Wirklich schade.
Nun fragst du dich, besser mich, woher ich bitteschön wissen will, dass es dieses Märchenland tatsächlich gibt, wenn es doch für Menschen unsichtbar ist. Schließlich kann ich dir viel erzählen, oder? Obwohl es manchmal kaum zu glauben ist: Was hier geschrieben steht, musste ich mir nicht ausdenken. Märchen gibt es schließlich schon genug. Nein, ein lebendiger Märchenlandbewohner hat mir alles erzählt, und der sollte sich auskennen.
Genaugenommen ist es ein ehemaliger Bewohner, denn der fand es so schön bei mir daheim, dass er einfach hierblieb.
Wie es dazu kam? Eine wirklich ungewöhnliche Geschichte. Mach es dir auf dem Sofa gemütlich oder deinem Lieblingsplatz, wo auch immer, und hör’ gut zu.
Auch im Märchenland gibt es dieselben Jahreszeiten wie bei uns. Alles begann kurz vor Ostern. Ganz besonders geschäftig ging es dort bei den Hasen zu, längst aus ihrer langen Winterruhe erwacht. Sie bereiteten emsig alles vor, um dir und den anderen Kindern eine Freude zu bereiten. Ich kenne viele Bilderbücher, in denen niedliche Osterhasen kleine Pinsel in den Vorderpfötchen haben. Das ist natürlich ein Märchen. Wie sollten sie die auch festhalten? Sie haben doch gar keine Finger, nur Krallen. Schau mal bei einem Stallhasen nach, falls du einen kennst.
Das Bemalen der Eier geht ohne Hände und Pinsel sowieso viel einfacher. Bei Hasen oder Kaninchen, die auch schon mal mithelfen dürfen, sind die Malwerkzeuge sozusagen schon festgewachsen. Um ein Ei ganz einzufärben, nehmen sie die Hinterpfoten, damit geht das richtig flott, denn die sind lang und breit.
Dicke Streifen lassen sich prima mit den kleineren Vorderpfoten malen, mittlere Linien mit den Ohrspitzen. Sogar ganz dünne Striche sind kein Problem, dazu wird ein einzelnes Barthaar in die Farbe getaucht. Für wilde Kleckse oder schöne runde Punkte sind die Puschelschwänzchen zuständig. So hat jedes Körperteil seine eigene Aufgabe, wenn es um das Verschönern von Ostereiern geht.
Bestimmt hast du schon mit einem Tuschkasten gemalt. Dann weißt du, dass man immer wieder den Pinsel auswaschen muss, damit die anderen Farben in ihren Töpfchen nicht schmutzig werden. Das kann manchmal ganz schön nerven! Man darf nur mit einem sauberen Pinsel von einer Farbe in die andere gehen, sonst ist am Ende alles braun. Braune Ostereier wären aber sehr langweilig. Genaugenommen müssten die noch nicht mal angemalt werden, denn es gibt ja genug Hühner, die sowieso braune Eier legen.
Genau wie Kinder sollten also auch malende Hasen gut darauf achten, die Farben zu trennen, damit sie fröhlich bunte Eier zaubern, statt Matschepampe anzurichten. Müssten sie sich für jede neue Farbe, die auf ein Ei soll, immer wieder waschen, wären die Ostervorbereitungen wohl sogar zu Weihnachten noch nicht abgeschlossen. Sei mal ganz ehrlich: Würdest du dich im tiefsten Winter über Ostereier freuen, versteckt unter einer dicken Schneeschicht im Garten? Ich glaube, eher nicht.
Die Osterhäschen im Märchenland machten das ganz geschickt. Es war nicht so, dass ein Hase ein Ei in verschiedenen Farben bemalte, dann das nächste und immer so weiter. Nein, jeder Maler war nur für eine ganz bestimmte Farbe zuständig, mit der er dann jedes Ei verzierte, je nach Muster als Kleckse, Punkte, Striche in verschiedener Dicke oder auch als Grundfarbe für die gesamte Fläche.
Es gab also Rot-, Orange-, Gelb-, Grün-, Blau- und Lilahasen, das waren die häufigsten. Außerdem noch ein paar für Braun, Silber und Gold, die aber eher selten gebraucht wurden.
Damit alles seine Ordnung hatte, malten die Hasenkinder immer in genau der gleichen Farbe wie ihre Eltern. Es gab richtige Familienfarben, die weitervererbt wurden.
Die klugen Tiere arbeiteten sehr gut zusammen, indem sie sich die Aufgaben teilten. So kamen sie viel schneller voran, als wenn jeder ein ganzes Ei alleine bemalt hätte. In der Gruppe geht halt vieles leichter, probier’ es doch mal mit deinen Freunden und Freundinnen aus! Vielleicht beim Anmalen von Ostereiern?
Natürlich wuschen sich die fleißigen Malerhasen sehr gründlich, sobald alles fertig verziert war. Sie wollten schließlich nicht das ganze Jahr über farbig herumhoppeln. Da sie natürlich nur ungiftige Lebensmittelfarben nahmen, ließen die sich ganz gut wieder abwaschen. Aber bei genauem Hinsehen konnte man am Schwänzchen, den Ohrspitzen, Barthaaren und zwischen den Krallen doch noch ganz schwach erkennen, welcher Farbton benutzt worden war. An dieser leichten Tönung kann man Osterhasen von normalen unterscheiden.
Schwarz ließen sie ganz weg, das hätte zum fröhlichen Osterfest nicht gepasst. Hasen zum Auftragen weißer Farbe gab es leider auch nicht, da sich Deckweiß, genau wie bei deinem Tuschkasten, ganz schlecht wieder abwaschen lässt. Die meisten Eier hatten ja sowieso eine weiße Schale, da ließ man Stellen, die im Muster weiß bleiben sollten, einfach frei.
Alles wäre also eigentlich in bester Ordnung gewesen. Allerdings vermalten sich junge Osterhäschen, die erst wenig Übung hatten, ziemlich oft. Das passiert dir sicher auch manchmal. Diese sehr klecksigen Eier sahen so hässlich aus, dass sie weggeworfen werden mussten. Mit Weiß hätte man die meisten Fehler übermalen und die geretteten Eier doch noch an Kinder verteilen können. Eigentlich ist es sehr schade, etwas nur deshalb wegzuschmeißen, weil man gerade nicht die nötigen Werkzeuge oder Sachen hat, um es zu reparieren. Das fanden auch die Märchenlandhasen, wussten aber keine Lösung für ihr Problem, so sehr sie auch überlegten.
Bis letztes Jahr kurz vorm Osterfest eine Art Wunder geschah, mit dem niemand gerechnet hatte.
Dazu müssen wir uns nun ganz weit weg von den märchenhaften Osterhasen an den Nordpol begeben, den es ebenso im Märchenland gibt – die Heimat des Weihnachtsmanns. Wie du sicher weißt, hält er jedes Jahr bis weit in den Herbst hinein seinen Sommerschlaf, sobald alle Geschenke an die richtige Adresse verteilt sind. Zusammen mit ihm begeben sich auch seine Rentiere zur Ruhe und ebenso alle Wichtel, die ihm immer so schön beim Verpacken der milden Gaben helfen. Ohne seine vielen fleißigen Freunde würde er solche Mengen an Päckchen ja niemals schaffen können. Überleg doch bloß, wie viele Kinder es auf der Welt gibt, die zudem noch überall verstreut leben!
Wer gute Ohren hat, kann das laute Schnarchen all der vielen Schläfer sogar bis auf die Erde hören, egal, wie weit der Nordpol entfernt ist. Sei ganz still und lausch mal!
Jetzt erzähl mir nicht, das sei bloß dein Opa bei seinem Mittagsschläfchen …
Bevor der Weihnachtsmann letztes Jahr in den Sommerschlaf fiel, sagte er sehr zufrieden: »Ach, was hab ich es jetzt gut. Kann mich einfach hinlegen und lange, lange ausruhen. Zur gleichen Zeit müssen anderswo im Märchenland, weit von hier entfernt, unsere lieben Osterhäschen hart arbeiten. Sie bemalen Unmengen von Eiern ganz wunderschön, um sie als Geschenke für die Kinder in den Gärten zu verstecken. Dann dauert auch die Warterei bis zum nächsten Weihnachtsfest nicht ganz so lange.« Das hatte er, schon nicht mehr richtig wach, einfach so dahingesagt, nur zu sich selbst.
Neugierig gespitzte Lauscher schnappten jedoch auf, was der Weihnachtsmann da erzählte. Diese Löffel gehörten einem jungen Schneehasen. Seit wann kann man denn mit Löffeln hören? Die sind doch zum Suppe essen da. Weil Hasenohren aber so geformt sind, dass man damit prima Suppe löffeln könnte, heißen sie eben Löffel. Hast du überhaupt schon mal etwas von Schneehasen gehört? Nun, die sehen ganz genauso aus wie die braunen Hasen hier bei uns, nur sind sie, das sagt der Name ja schon, schneeweiß. So weiß wie bei unseren Hasen nur das Schwänzchen.
Diese besondere Fellfarbe ist oft ihre Rettung, denn sie werden von anderen Tieren, meist Eisbären und Polarfüchsen, gejagt. Das ist am Märchenlandnordpol genau wie bei uns. Der weiße Schnee macht sie aber fast unsichtbar, wenn sie sich nicht bewegen. So können sich Schneehasen gut verstecken und ihre Feinde an der Nase herumführen.
Nun wird weder am Nordpol noch in seiner Nähe Ostern gefeiert, und bei den Weihnachtsvorbereitungen haben Hasen schon mal gar nichts zu suchen. Würden sie beim Einpacken der Weihnachtsgeschenke mithelfen, käme die ganze schöne Märchenlandordnung völlig durcheinander. Kein Wunder, dass diesem kleinen Schneehasen oft langweilig war. Er kam sich irgendwie nutzlos und überflüssig vor.
Außerdem war sein Fell, weshalb auch immer, besonders dünn, für den Nordpol natürlich sehr unpraktisch. Immerzu fror er erbärmlich. Daher kam auch sein Name: Flocki, war doch sein Fell so flockig weiß wie frisch gefallener Schnee. Und, als wollte ihm die Natur noch einen Streich spielen, hatte er ein dunkelbraunes Schwänzchen. Vielleicht war früher mal ein brauner Hase unter seinen Vorfahren gewesen. Durch diesen auffälligen Puschel lebte er weitaus gefährlicher als Schneehasen, die ganz weiß und damit viel besser getarnt waren. Schon manchmal war er einem Jäger nur mit