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Yallah Ni Mar: Ein Roman aus der Welt des Pendogmion
Yallah Ni Mar: Ein Roman aus der Welt des Pendogmion
Yallah Ni Mar: Ein Roman aus der Welt des Pendogmion
eBook844 Seiten13 Stunden

Yallah Ni Mar: Ein Roman aus der Welt des Pendogmion

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Über dieses E-Book

Nach der gewaltigen Schlacht um das Südmeer ist Kapitän Khales mit den letzten Überlebenden seiner Mannschaft auf der Flucht. Die feindliche Flotte des Königs S‘Anthor von Caldessea und seines gefürchteten Admirals Ferriatan war siegreich und der Verbund der Flotten der Nachbarreiche ist zerschlagen. Gleich drei feindliche Schiffe haben die Verfolgung aufgenommen und voller Verzweiflung steuert Khales sein beschädigtes Schiff in einen nahenden Sturm. Während ihm seine Feinde tatsächlich nicht folgen, kann der Kapitän in dem Unwetter nur mit großer Mühe sein Schiff vor dem Untergang bewahren. Doch um welchen Preis konnte er das Leben seiner Mannschaft retten? Es hatte den Göttern gefallen, sein Schiff vorbei an dem großen Strudel und auf die andere Seite des Großen Riffs zu bringen. Niemand kennt in diesen Zeiten mehr den Weg in diese Welt und niemand auf Khales Schiff kennt den Weg zurück.
In einer völlig unbekannten und fremdartigen Welt versucht die kleine Mannschaft zu überleben und den Weg zurück in die Heimat zu finden. Dies ist die Saga der Yallah Ni Mar, deren Ereignisse die Geschicke zweier Welten verändern werden.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum1. Feb. 2018
ISBN9783746054254
Yallah Ni Mar: Ein Roman aus der Welt des Pendogmion
Autor

Marcus Parschau

Marcus Parschau, 1966 in West-Berlin geboren und aufgewachsen, lebt in Berlin-Pankow.

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    Buchvorschau

    Yallah Ni Mar - Marcus Parschau

    FÜR

    SIBYLLE HELLER

    INHALT

    Daikans Mission

    Teil Fremde

    Passage

    Das Volk der Gegenwart

    Der alte Schiffbauer

    Kadash

    Cal´Ashar

    Die Dämoneninsel

    Die große Dürre

    Der Wasserläufer

    Die Seestadt der Einogs

    Schwerwetterfahrt

    Der Tod des Prinzen

    Erben der Vergangenheit

    Die Nebelwand

    M´ Estrede Combath

    Der Gefangene

    Der Aufstand

    Teil Widerstand

    S´Careks List

    Geschwister

    Ort der Freude

    Der Kaufmann

    Schatten

    Lare

    Das Schiff aus der neuen Welt

    Der Schatz der Sajieden

    Die Brücke zu den Ahnen

    Die Zöllner

    Der Fischmann

    Der Hinterhalt

    Bezwinger des Bösen

    Das Volk unter der Oberfläche

    Raubtier

    Der Strudel

    Teil Rückkehr

    Wahrheit

    Ferriatan

    Erwachen

    Finsternis

    Das Urteil des Admirals

    S´Anthors Plan

    Die Mission der Elf

    Die letzte Fahrt der Yallah Ni Mar

    Unbesiegt

    Sin Fhar

    Die Abbitte des Königs

    Kon

    Spitzhornfisch

    Orts- und Personenregister

    Lorcans Karte, fortgeführt von Kon

    Daikans Mission

    Das Meer war still und friedlich an diesem frühen Morgen im Hafen von Sverida. Wolkenlos war der Himmel und zeigte ein tiefes Blau, so wie man es zu dieser Jahreszeit im Süden Neldriens kannte. Während die Fischer von ihrem frühen Fang in den Hafen zurückkehrten, standen die schweren Handelsschiffe ruhig und behäbig an ihren Plätzen. Daikan atmete die noch kühle Seeluft tief ein, während er beobachtete, wie die weißen Tauchvögel scharenweise den Fischerbooten entgegenflogen und dabei ihr eigentümlich helles Geschrei ausstießen. Es würde ein heißer Hochsommertag werden und Daikan verwünschte das edle, aber schwere Amtsgewand eines fergardhonischen Würdenträgers, das er über seinem Fell tragen musste. Er spürte den frischen Seewind angenehm zwischen seinen dem Meer zugewandten hochgestellten Ohren. Fergardhonier gehören, wie auch die Bewohner Neldriens, zu den katzenartigen Wesen und weil auch Fergardhon ein warmes südliches Küstenland war, war dies eine Jahreszeit, in der dessen Bewohner sich lieber an kühle und ruhige Orte zurückzogen.

    Daikan war noch verhältnismäßig jung und dies war sein erster Auftrag als Gesandter des Königs von Fergardhon und in der Tat hatte er ihn vom König persönlich entgegengenommen. Mit Sicherheit würde dies kein ruhiger Tag für ihn werden, aber dies war ihm nun einerlei, während er mit seinen beiden Gehilfen langsam durch den Hafen in Richtung des Regierungssitzes des Herzogs von Neldrien lief. Es war eine große Aufgabe, die vor ihm lag. Daikan spürte deutlich in seiner Magengrube, dass er sich dessen voll bewusst war. Es waren außergewöhnliche Ereignisse, die sich in diesen Tagen ereigneten und man konnte wohl sagen, dass auch die Schriftgelehrten von vergleichbaren Ereignissen aus der Vergangenheit nichts zu berichten wussten. Es waren jetzt große Jahre für Fergardhon, denn das Reich blühte auf und war in der gesamten bekannten Welt an Reichtum und Einfluss unübertroffen. So kam es, dass sich inzwischen auch Nachbarvölker Fergardhon anschlossen und ohne jede Eroberung breitete sich das Herrschaftsgebiet seines Königs stetig aus. Auch Forcan, der Herzog von Neldrien, hatte in Cybolis vorsprechen lassen und es war seine Aufgabe als Gesandter seines Königs Konchobaar, das Anliegen des Herzogs zu prüfen und dessen Besuch in Fergardhon vorzubereiten.

    Es gab keinen Palast für den Herzog von Neldrien. Das große alte Haus, das Daikan vor sich sah, war einst für reiche Kaufleute oder als Ruhesitz für wohlhabende Seefahrer gedacht. Es gab große, dem Meer zugewandte Fenster und es schien über einen in dieser Region üblichen großen begrünten Innenhof und einen ausgedehnten Garten zu verfügen. Dicht am Hafen gelegen war es in weitem Umkreis das auffälligste Bauwerk. Es hieß, Vorfahren des Herzogs hätten dieses Haus einst bezogen und der Herzog behielt es als seinen Wohnsitz, als er in jungen Jahren sein Amt übernahm. Ein gewaltiger Rotfruchtbaum stand vor den Eingang und Daikan konnte zahlreiche der blauen Früchte erkennen, deren süßes rotes Fruchtfleisch dem Baum seinen Namen gab. Sie waren viel zu früh angekommen, denn Daikan hatte vorsorglich viel Zeit für den Weg von seiner Unterkunft bis zum Haus des Herzogs eingeplant.

    Während er mit seinen Gehilfen unschlüssig vor dem Eingangstor zu dem parkartigen Garten stand, bemerkte Daikan, dass auf einer Holzbank unweit des Eingangsportals ein alter Mann saß, der ihre Ankunft offenbar längst bemerkt hatte. Er sah ruhig zu ihnen hinüber und Daikan schien, als würde er in eigentümlicher Weise lächeln. Daikan hatte sich entschlossen. Er war der Gesandte des Königs von Fergardhon und auch, wenn er zu früh angekommen war, würde er nicht draußen auf dem Weg stehen bleiben und auf Einlass zur rechten Zeit warten. Energisch öffnete er das Eingangstor und schritt den Weg entlang auf das große Eingangsportal des Hauses zu. Offenbar war es nicht notwendig, den Eingang zu bewachen, denn außer dem alten Mann konnte Daikan niemanden erkennen. Während der sich anschickte anzuklopfen, öffnete sich vor ihm bereits die große schwere Holztür und er konnte sehen, dass auch zwei Kiris sein Eintreffen bereits bemerkt hatten und ihm wie selbstverständlich Einlass gewährten. So gab es also auch in Neldrien das Dienervolk, das in vielen Häusern, Palästen und auch Festungen der bekannten Welt zuhause war. Kiris waren sehr klein, sie hatten eine helle Haut und nur auf dem Kopf grauen Fellbewuchs. Entfernt erinnerten sie an umherhuschende kleine Vögel. Alles an ihnen war klein: Sie hatten kleine Ohren, kleine Augen und einen kleinen Mund, sie waren nicht wehrhaft und sie sprachen nicht. Wer ihnen und ihren Vögeln, die immer mit ihnen waren, Schutz, Nahrung und eine einfache Unterkunft bieten konnte, für den arbeiteten sie als seine Diener in großer Perfektion.

    Daikan war im Begriff einzutreten, als er unvermittelt angesprochen wurde. Der alte Mann hatte sich von seiner Bank erhoben und lief zügig, wenn auch ein wenig mühevoll einen kleinen Seitenweg herauf. Nun konnte Daikan erkennen, dass er offenbar nur noch über einen Arm verfügte und sich mit dem verbliebenen Arm auf eine Holzkrücke stützte. Er war in edles Tuch gekleidet und es war anzunehmen, dass er in irgendeiner Form der Herrscherfamilie angehören musste. Etwas außer Atem erreichte er Daikan und sein Gefolge, sprach einige Worte zur Begrüßung und erklärte dann mit brüchiger Stimme: „Hinter dem großen Strudel – auch ich war einst hinter dem großen Strudel. Ihr könnt mich alles darüber fragen. Nur den Weg, vorbei am Strudel in die große Passage, den weiß ich leider nicht." Völlig verständnislos sah Daikan den alten Mann an und überlegte verblüfft, was er ihm in angemessener Höflichkeit antworten sollte, als ein weiterer Diener des Herzogs am Portal erschien. Es war kein Kiri, sondern ein hoher Hausdiener, der die Gäste offiziell begrüßte und hereinbat.

    Im Haus konnte man unschwer erkennen, dass dies das Haus der Herrscher eines Seevolks war. Es gab aufwendige und kostbare Wandmalereien, die verschiedene mächtige Schiffe zeigten oder auch einfach nur das Meer in unterschiedlichen Lagen und Situationen. Viele fremdartige und kostbare Gegenstände waren ausgestellt, die aus fremden Ländern zu kommen schienen. Der Hausdiener erklärte Daikan, dass der Herzog und die Herzogin ihn sehr gerne im großen Gästesaal empfangen werden. Er soll aber zuvor die Räume besichtigen können, die ihm und seinem Gefolge während seines Aufenthalts in Sverida zugedacht hatte. Selbstverständlich würde er angemessen untergebracht sein und nicht in der Herberge am Hafen wohnen. Wenn er es erlaubte, würden die Kiris sofort seine Sachen holen.

    Nachdem Daikan sich in den sehr großzügigen Räumlichkeiten eingerichtet hatte und er erfahren hatte, dass die Unterredung mit dem Herrscherpaar stattfinden konnte, verließ er seine Räume, um von einem Kiri geleitet die Treppen hinunter bis zum großen Gästesaal geführt zu werden. Durch große Fenster drang helles Sonnenlicht ein und er konnte spüren, dass auch in dem Haus die Temperatur inzwischen deutlich zugenommen hatte. Daikan hatte die Treppe noch nicht erreicht, als abermals der alte Mann auf ihn zukam und ihn ansprach. „Hoher Herr, sagte er. „Auch ich war auf der anderen Seite des großen Riffs. Wir hatten den Strudel passiert und sind wieder zurückgekehrt. Daikan war unruhig kurz vor Beginn seiner ersten größeren Mission für seinen König und langsam ungehalten über den aufdringlichen Greis. Konnte er davon ausgehen, dass dessen Worte noch einen Sinn ergeben sollen? „Das ist sehr freundlich, vielen Dank, sagte er hastig und verbeugte sich leicht. „Aber ich muss zu einer sehr wichtigen Unterredung mit dem Herzog. Ihr versteht? Mit diesen Worten schob er sich an dem alten Mann vorbei, der keine Anstalten machte, zur Seite zu treten.

    Der Empfang beim Herzog war äußerst herzlich, aber es lag auch eine spürbare Anspannung in der Luft. In dem großen Gästesaal gab es einen großen runden Holztisch und Herzog Forcan und seine Frau, die Herzogin Seline, hatten alle Bediensteten und Würdenträge aus dem Raum geschickt, als sie sich zu der Unterredung niederließen. Der Herzog war ein erfahrener und gebildeter Herrscher mit sehr wachem und durchdringendem Blick. Daikan hatte bei der Begrüßung kurz ein Aufblitzen in seinem Blick sehen können – nur für einen ganz kurzen Augenblick – und er meinte einen gewissen Unmut darüber zu sehen, dass man ihm einen so jungen Mann geschickt hatte. „Mein sehr verehrter und hoher Gast, sagte der Herzog. „Ich habe Eurem König eine Bitte ausrichten lassen und nun berichtet man mir, dass er zuvor einige Fragen und Klärungen durch Euch wünscht. Ich möchte natürlich sehr gerne behilflich sein. Wie kann ich weiterhelfen? Daikan vermied es zunächst, den Herzog direkt anzusehen; er versuchte auch das eigenmächtige Wippen seines Fußes unter dem Tisch zu mindern und antwortete: „Mein König lässt zunächst fragen, warum Ihr den Beitritt Eures Reiches Neldrien zu Fergardhon wünscht. „Das ist sehr leicht zu beantworten, sagte Forcan. „Als ich das Amt des Herzogs von Neldrien von meinem Vater übernommen hatte, habe ich bei den Göttern geschworen, mein Volk und mein Land zu schützen und zu stärken. Wie alle südlichen Seevölker haben auch wir mit der immerwährenden Trockenheit zu kämpfen. Zwar können wir durch den Fischfang und unseren bescheidenen Handel das schlimmste Leid abwenden, dennoch wurden auch wir schon immer von regelmäßigen Hungersnöten heimgesucht. Nach dem letzten Seekrieg, mag er auch lange zurückliegen, konnten wir uns niemals vollständig erholen. Einzig Fergardhon hat unter der klugen Herrschaft Eures Königs all diese Nöte hinter sich gelassen. Nur Fergardhon schafft es mit neuen Pflanzen und neuen Methoden des Anbaus, einen Überfluss an Nahrung zu schaffen. Fergardhons Gelehrte wissen, an welchen Orten sie Brunnen bohren können. Das Heer ist stark und unüberwindbar und einzig Fergardhon kann blühenden Handel mit dem Völkern hinter dem Riff betreiben, denn seine Seeleute kennen alleine den Weg. Dieses Jahr ist schon weit vorangeschritten und ich weiß, dass wir auch dieses Jahr keine reiche Ernte aus den Hinterlanden erwarten können. Die Vorräte gehen zur Neige und es ist auch zu erwarten, dass wir wieder von einer Hungersnot heimgesucht werden. Wir werden das einfache Volk im Winter nicht genügend versorgen können. Als ich hörte, dass selbst unser Nachbar Caldessea bereits alle Macht an Fergardhon übergeben hat – wo doch ausgerechnet Caldessea Ausgangspunkt aller Kämpfe im letzten großen Seekrieg war –, war meine Entscheidung getroffen. Hier geht es nicht um persönliche Macht und Eitelkeit. Ich habe den Göttern geschworen, mein Volk zu schützen, und daran fühle ich mich gebunden, auch wenn ich dafür meine Herrschaft abgeben muss."

    „Das ist ehrenvoll und verdient Respekt, antwortete Daikan. „Wenn Ihr denn tatsächlich bereit seid, die Bedingungen des Königs von Fergardhon zu akzeptieren, dann müsst Ihr Eure Macht und Eure Herrschaft nicht vollends aufgeben. Ihr könnt weiter als Herzog von Neldrien Euer Land als neue Provinz Fergardhons regieren, allerdings mit folgenden Einschränkungen: Ihr schwört dem König Fergardhons unbedingte Treue und Gefolgschaft. Die oberste Befehlsgewalt über Euer Heer und Eure Streitkräfte müsst Ihr abgeben, wenngleich Ihr natürlich jeden Angriff auf Neldrien als Vertreter des Königs weiterhin abwehren könnt. Unser König schickt hohe Abgesandte für den Handel, für das bäuerliche Handwerk und die Ausbildung der Streitkräfte. Die Anordnungen der hohen Abgesandten sind vollständig umzusetzen. In allen großen Städten haben schnellstmöglich Wissenstempel zu entstehen, in denen alles Wissen verbreitet wird, das Fergardhon im Moment hervorbringen kann. Der König wird Gelehrte schicken, die dies vermögen. Seit Ihr dazu bereit, Herzog Forcan?

    Der Herzog verbeugte sich und sprach: „Mit großer Freude und Dankbarkeit bin ich bereit, jede dieser Forderungen zu erfüllen. Der König Fergardhons wird in mir einen treuen Vasallen haben. „Dann darf ich Euch sagen, dass Euer Volk in diesem Winter keine Hungersnot zu fürchten hat, erklärte Daikan. „Unsere Vorratskammern sind reich gefüllt und wir werden die neuen Untertanen versorgen. Es werden rasch neue Brunnen gebohrt und schon die Ernte des nächsten Jahres wird die der letzten Jahre weit übertreffen. Auch bin ich befugt, diesen Brief von unserem König zu übergeben." Daikan zog einen Brief hervor und übergab ihn an den Herzog. Der Brief trug das rote Siegel des Königs von Fergardhon mit der Abbildung des Spitzhornfisches und war mit der alten Runenschrift Neldriens beschrieben.

    Der Herzog verbeugte sich abermals, nahm den Brief entgegen und sah Daikan sogleich verwirrt an, nachdem er einen kurzen Blick auf die Schriftzeichen geworfen hatte. „Verzeiht mir hoher Herr, sagte Herzog Forcan, „aber dieser Brief ist nicht an mich gerichtet. Hier steht, dass er von meinem Vater zu öffnen ist. Daikan spürte, wie neben der Hitze des Tages auch augenblicklich Überraschung und Schrecken spürbar seinen Kopf entleerte und unerträgliche Wärme in seinem Körper verbreitete. „Dann ist es an mir, mich zu entschuldigen, stammelte er. „Im Gegensatz zu unserem König vermag ich es in der Tat nicht, die Schriftzeichen Eures Volkes zu lesen. Der König selbst hat den Brief beschriftet. Wenn er denn in der Tat an Euren Herren Vater gerichtet ist, dann soll er ihn lesen. Ist er denn in Eurem Haus zugegen? Der Herzog nickte, gab einem Kiri ein Zeichen und nach einiger Zeit öffnete sich die Tür zum großen Gästesaal.

    Da konnte Daikan sehen, dass es in der Tat ebendieser alte Mann war, der ihn schon mehrfach angesprochen hatte, der nun den Saal betrat, sich fragend umsah und sich zu ihnen an den Tisch setzte. Der Herzog zerbrach das königliche Siegel, öffnete den Umschlag und überreichte seinem Vater den darin enthaltenen Brief. „Vater, du weißt, warum unsere Gäste bei uns im Haus sind. Der hohe Herr mir gegenüber hat uns soeben diesen Brief übergeben. Konchobaar, der König Fergardhons, sendet dir dieses Schreiben. Der alte Mann nickte und breitete das Schreiben umständlich mit der ihm verbliebenen Hand auf dem Tisch aus. Von einem Kiri wurde ihm sogleich ein kostbares kristallenes Leseglas übergeben, durch die der alte Mann das Schreiben betrachtete. Es war lang und er benötigte einige Zeit, bis er es vollständig gelesen hatte. Mit großem Ernst schaute er auf und sagte zu seinem Sohn: „Dann hat er mich nach all der langen Zeit tatsächlich nicht vergessen. Er kann sich noch an alles erinnern, was wir zusammen erlebt haben. Er ist noch immer der, den ich einst gekannt habe. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Dann ist es gut so, mein Sohn. Es ist alles richtig. Meinen Segen hast du, es soll so sein. Verwirrt konnte Daikan erkennen, dass sich der alte Mann zurücklehnte und Tränen in den Augen hatte. Der Herzog sah Daikan mit seinen durchdringenden Augen ernst an und sprach: „Ihr könnt dem König sagen, dass ich jederzeit gerne zu ihm nach Cybolis komme. Ich bin gerne bereit, alle genannten Forderungen anzunehmen und mich seiner klugen Herrschaft zu beugen. Nun würdet Ihr mir eine große Freude erweisen, wenn Ihr heute Abend als unser Gast an einem Fest zu Ehren unserer heutigen Übereinkunft teilnehmen würdet.

    Es war eine für einen Gast aus Fergardhon einerseits angemessen förmliche, andererseits auch ausgelassene Feier, wie man sie im Süden feiert. Es gab viel Musik und Gesang und der Herzog hatte auserlesene Speisen aus Meeresfrüchten zubereiten lassen. Viel von dem vergorenem roten Nektar der Beeren des Honigstrauchs wurde gereicht und die Herzen und die Zungen der Gäste lösten sich im Laufe des Abends von den Festlegungen und Verpflichtungen des Tages. Es war getan. Die Worte waren gesprochen und die Erleichterung auf allen Seiten war groß. Es war ein guter und fröhlicher Abend und durch die weit geöffneten Fenster drang die kühle und salzige Luft des nahen Meers in das Haus. Daikan machte viele interessante Bekanntschaften an diesem Abend und schließlich fand er sich mit dem Vater des Herzogs an einem Tisch wieder. „Es ist mir unangenehm, dass ich bisher so wenig Zeit für Euch hatte, eröffnete er das Gespräch. „Es waren, wie Ihr wisst, ernste und wichtige Gespräche, die ich mit Eurem Sohn zu führen hatte und diese erforderten zunächst meine ganze Aufmerksamkeit. Was ist es, was Ihr mir die ganze Zeit berichten wolltet? Ihr wart also vor langer Zeit auf der anderen Seite des Riffs?

    Der alte Mann sah ihn mit wachem Blick an und seine Augen blitzten, als er antwortete: „In der Tat habe ich Euren König gekannt vor langer Zeit und ich war damals mit ihm hinter dem Riff. Es ist gut, dass er sich noch an alles erinnert, denn ich weiß nun, dass mein Sohn das Schicksal unseres Landes in sehr erfahrene Hände legt. Er ist immer noch der, den ich kannte und das erfüllt mich mit großer Freude. Daikan fragte zögernd: „Dann habt ihr unseren König demnach vor sehr langer Zeit gekannt? Zu einer Zeit, als er noch nicht in Cybolis weilte? Es ist sehr wenig bekannt über diese Zeit. Der König verheimlicht grundsätzlich nichts, aber er hat wohl auch wenig Anlass, um über diese alten Zeiten zu sprechen. „Genau aus dieser Zeit kenne ich ihn, sagte der Alte. „Habt Ihr jemals von der Saga der Yallah Ni Mar gehört? Denn dies ist Ihre Geschichte. „Yallah Ni Mar, wiederholte Daikan. „Das ist ein Name in der Sprache eines Volkes, das jenseits des Riffs lebt. Nein, eine solche Saga habe ich bisher noch nicht gehört. Worum geht es? „Es geht um das Überleben der Totgeglaubten, antwortete der Alte. „Es geht um den Eintritt in eine neue Welt und um die Lehrjahre eines großen Herrschers. Dies ist nichts, was man auf einem ausgelassenen Fest zwischen zwei Getränken erzählen kann, mein Junge. Wenn Ihr aber wirkliches Interesse daran habt, dann könnt Ihr mir in meine Gemächer folgen. Ich kann Euch Bericht darüber erstatten, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Ihr werdet vieles verstehen und Eure Welt mit andere Augen betrachten, wenn Ihr davon gehört habt.

    Daikan hatte ursprünglich vor, das Fest bald zu verlassen und in seine Gemächer zurückzukehren. Er hatte einen guten, aber anstrengenden Tag hinter sich. Doch die Worte des Alten hatten den jungen Mann in seinen Bann gezogen und so folgte er ihm in seine privaten Räume. Der alte Mann entzündete zunächst mehrere Wandleuchter. Hier schwebte der Geruch eines reichen Lebens und Daikan konnte erkennen, dass diese Räume einst als Herrscherräume erdacht waren. Die Räume waren voll von Regalen, die wiederum übervoll mit Büchern waren. Wo immer man aber eine freie Wandfläche erkennen konnte, gab es eingerahmte Landkarten und Pläne und man sah sogleich, dass dies nicht Abbildungen der bekannten Welt waren. Was sogleich Daikans Aufmerksamkeit erregte, war eine Schnitzarbeit, wie man sie vor langer Zeit häufig als Glückssymbol am Bug eines Schiffes befestigte. Diese Skulptur lag auf einem Tisch, dem man einen zentralen Platz in dem Raum zugedacht hatte. Es war die sehr fein gearbeitete, hölzerne Skulptur eines springenden Spitzhornfisches und es war ebendiese Darstellung, die der König auf seinem Siegel und auf allen offiziellen Dokumenten Fergardhons als sein königliches Zeichen verwandte.

    Der alte Mann hatte sich auf einem behaglichen Lehnstuhl gesetzt, während Daikan eine neldrienische Liegebank zur Verfügung hatte, auf die er sich jedoch setzte. Die beiden Männer tranken zunächst ein Glas von dem starken fergardhonischen Bohnendestillat, ehe der Alte das Wort ergriff. „Es waren die dunklen Jahre des letzten großen Seekrieges, begann er seine Erzählung. „Caldessea unter der furchtbaren Herrschaft seines Königs S´Anthor hatte bereits Teile Fergardhons besetzt und mit dem großen Seekrieg verfestigte es seine Vorherrschaft im Südmeer. Durch die überlegene Führung seines Admirals Ferriatan wurden die Streitkräfte Fergardhons, Neldriens und aller umliegenden Seereiche vernichtend geschlagen. Der Seeraum des Südmeeres war nun vollständig in der Hand Caldesseas. Neldrien hatte mit einer Söldnerarmee gekämpft und nach der verlorenen großen Schlacht in der Bucht von Neldrien floh die Cega nach starken Verlusten unter der Führung ihres Kapitäns Khales vor drei angreifenden caldesseanischen Kriegsschiffen, die die Verfolgung aufgenommen und Kurs auf die Cega gesetzt hatten. Der alte Mann hielt inne. „Es ist schon so lange her, sagte er mit brüchiger Stimme. „Aber sei es drum. Das, was nun geschah, veränderte die Geschicke der bekannten Welt und dies ist die Saga der Yallah Ni Mar.

    TEIL 1 FREMDE

    1 Passage

    Der Wind hatte stetig zugenommen und seit Stunden ging ein feiner leichter Regen sachte, aber unaufhörlich auf dem Deck des Söldnerschiffes Cega nieder. Mehr als die Hälfte der Mannschaft war bereits verloren und die, die die Schlacht in der Bucht von Neldrien überlebt hatten, wussten, dass das Bündnis der Flotten von Fergardhon, Neldrien und Ushanti vernichtend geschlagen war. Dies war der Triumph Caldesseas, und König S´Anthor war seitdem der Herr des Südmeeres. Gleich drei Schiffe des Feindes hatten Kurs auf sie genommen und die Cega war nach einem Ausweichmanöver nahezu zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Kapitän Khales hatte soeben den Befehl gegeben, die Fahrt zu verringern. Mit glühenden Augen stand er am Steuerrad der Cega und sein Fell war von Regenwasser durchtränkt.

    „Mit Verlaub, mein Kapitän, rief Lorcan außer sich vor Wut. „Der Feind rückt näher. Wir müssen nun fliehen oder kämpfen, aber es ist nicht die Zeit, einen Schiffbrüchigen an Bord zu nehmen. „Der Kapitän bin ich, junger Seemann, antwortete Khales mit großer Ruhe und sah Lorcan mit seinen tiefgrünen Augen an. „Die Rettung eines Schiffbrüchigen ist eine Tätigkeit allerhöchster Ehre für einen Seefahrer Neldriens und solange ich Kapitän bin, sind die Gesetze Neldriens auszuführen. Lorcan atmete schwer, während er zusah, wie Khales den Isben Kher Tin Las schickte, um den Schiffbrüchigen zu retten. Der Isbe wurde mit einem Seil gesichert und leeseits am Schiff heruntergelassen. Kher Tin Las verfügte über gewaltige Kräfte und über die Leidensfähigkeit und Schmerzunempfindlichkeit eines Isben. Behände ließ er sich bis in das eiskalte und wild schäumende Wasser hinabgleiten und dann packte er den Körper des Schiffbrüchigen mit seinen starken Händen und hielt ihn gepackt, bis man ihn wieder an Bord gezogen hatte. Silc hatte den Schiffbrüchigen leeseits im Meer treiben sehen. Vom Aussehen her war es ein besonders großer Fergardhonier. Er hatte sich offenbar an einen Holzbalken geklammert und hatte nur deshalb bisher den immer heftiger wütenden Wellen standhalten können. Der Schiffbrüchige war am Ende seiner Kräfte und hatte offenbar eine Kopfverletzung zugezogen. Auf den Planken des Schiffes liegend verlor er sogleich das Bewusstsein. Silc brachte ihn rasch unter Deck, aber es war keine Zeit, ihn zu versorgen, denn die Mannschaft war klein und Khales befahl sofort, wieder volle Fahrt aufzunehmen.

    Der Feind näherte sich mit großer Geschwindigkeit und durch die Bergung des Schiffbrüchigen war bereits wertvolle Zeit verstrichen. Ein weiteres Wendemanöver war nicht mehr möglich, denn die drei Schiffe hatten sich hinter der Cega verteilt und sie kontrollierten den freien Raum hinter ihnen. Das Ufer war weit und der Rückweg in den Hafen war abgeschnitten. Khales nahm zunächst Kurs auf das offene Meer, doch auch dieser Weg war begrenzt, denn das Südmeer war vollständig vom Großen Riff umschlossen. Das Große Riff bestand aus schroffem Gestein, das teilweise bis dicht unter die Wasseroberfläche reichte, teilweise auch aus dem Wasser herausragte, sodass es den Seevögeln als Nistplatz diente. Es war aber auf keinen Fall passierbar und bildete von jeher eine Barriere, die es unmöglich machte, dass Südmeer zu verlassen und das weite offene Meer, das hinter dem Riff liegen musste, zu erreichen. Es gab zahlreiche Legenden, die sich um eine sagenhafte Passage rankten, durch die man auf die andere Seite des Riffs gelangen soll, aber gefunden wurde sie zu keiner Zeit. Viele Seefahrer hatten versucht, die Passage zu finden, und nicht wenige sind von ihrer Reise nicht zurückgekehrt, denn ein Schiff, das dem scharfkantigen Gestein des Riffs zu nahekommt, ist verloren, hieß es in den Legenden.

    Khales wusste, dass es keinen Sinn haben würde, dem Riff noch dichter zu kommen und so steuerte er nach Nordosten, um erneut etwas Zeit zu gewinnen. Dies war das Gebiet, durch das man zu dem großen Strudel gelangte, doch dieser war noch ein beträchtliches Stück entfernt. Der große Strudel war ein Bereich, in dem sehr kalte Wassermassen, die über eine etwas tiefere Stelle des Riffs von außen kommen mussten, auf die wärmeren Wassermassen des Südmeeres trafen. Die Gelehrten sagten, dass dieser Unterschied beträchtlich war und durch dieses Zusammentreffen der große Strudel gebildet wurde. Unzählige Schiffe wurden durch den großen Strudel bereits erfasst und ein Schiff, das von seiner gewaltigen Kraft angezogen wurde, wurde gemeinsam mit den kalten Wassermassen mit heftigem Sog für immer in die Tiefe gerissen. Für das Volk von Ushanti war der große Strudel ein zorniger Gott, den sie durch Opfergaben zu besänftigen versuchten. Für Khales war er eine unnachgiebige Gefahr, der er auf keinen Fall zu nah kommen durfte.

    Immer dichter schlossen die feindlichen Schiffe auf und die Mannschaft der Cega konnte sehen, dass es große Caldessea-Schiffe waren und die Mannschaften jedes einzelnen der Schiffe ihnen weit überlegen waren. Khales ließ eine in Öl getränkte Holzfaserkugel auf das Katapult legen und anzünden. Wie ein heller Feuerball flog auf seinen Befehl hin das Geschoss von dem Katapult der Cega auf das vordere Schiff der Feinde zu, versank dann aber doch noch weit abseits im Meer. Dies war eine Warnung der Cega, zu mehr war man nicht in der Lage. Der Feind näherte sich immer noch mit unverminderter Geschwindigkeit, als Khales die ersten der schweren schwarzen Wolken in der Ferne sah und schon bald konnte er deutlicher erkennen, was dort vor ihnen lag,. Noch weit vor dem Strudel hatte sich ein gewaltiger Sturm zusammengezogen und Khales sah, dass es ein Mithril-Sturm war und diese Stürme zählten zu den Todesstürmen. Zu jeder anderen Zeit hätte Kahles, ohne zu zögern, sofort beigedreht, doch da sich hinter ihnen die Schiffe des Feindes befanden, hatte er eine Entscheidung zu fällen.

    Es dauerte nicht lange und mit lauter Stimme gab er den Befehl, die Sturmvorbereitungen zu treffen und direkt Kurs auf den Mithril zu nehmen. Wieder war es Lorcan, der junge und mit Abstand begabteste und kundigste seiner Seeleute, der ihm entschieden widersprach: „Das ist der sichere Tod, Kapitän, das wisst Ihr. Ich werde nicht akzeptieren, wie ein verirrter Fischer im Mithril umzukommen. Es ist Zeit, beizudrehen und ehrenvoll mit den Schwert in der Hand durch den Feind zu sterben. Khales hielt das Steuerruder fest in den Händen und steuerte direkt in Richtung des Mithrils, während er Lorcan kurz mit lodernden grünen Augen ansah und ruhig antwortete: „Es sind genug von uns verloren gegangen und durch den Feind umgekommen. Ich werde meine Mannschaft in Sicherheit bringen und du, junger Mann, wirst an deinen Platz gehen und meine Befehle ausführen. Es war nur ein unbedachter Impuls, dem Lorcan in seiner Wut folgte, als er zu seinem Schwert griff. Was er damit tatsächlich vorhatte, hätte er in diesem Moment wahrscheinlich selbst nicht sagen können. Doch bevor er es tatsächlich gezogen hatte, war Kher Tin Las auf ihn zugetreten und Lorcan spürte dessen Klinge an seinem Hals. Während Khales weiterhin auf den Sturm zusteuerte, wurden mit großer Geschwindigkeit alle eingeübten Sturmvorbereitungen getroffen. Die meisten Luken und alle Bullaugen wurden mit schweren Metallplatten vernagelt, Öffnungen und Rillen mit Werg verschmiert, alle Truhen, Kisten und loses Gut wurden festgebunden oder angenagelt, alle Lampen wurden randvoll mit Brennöl befüllt und quer über das Schiff wurden Leinen gespannt, damit man sich auch bei schwerem Sturm an Deck leidlich bewegen konnte. Die beiden Beiboote wurden zusätzlich durch weitere Leinen gesichert und unter Deck wurden zahlreiche Eimer ausgeteilt, denn es war sicher, dass bei einem Mithril die See auch unter Deck gelangen würde. Lorcan half bei diesen Vorbereitungen längst schon wieder mit und der gewaltige Isbe behielt ihn im Auge.

    Khales hatte den Befehl gegeben, nach und nach die Segel einzuholen. Inzwischen hatte der Regen beträchtlich zugenommen und die Cega hatte eine gewaltige Nebelwand erreicht, als Khales sehen konnte, dass die drei Caldessea-Schiffe beidrehten. Dies war es, mit dem Khales gerechnet hatte. Der Krieg war gewonnen und sie würden diesem kleinen neldrienischen Schiff mit seiner Restmannschaft nicht in einen Mithril folgen. Aber die Cega war nun in dem Mithril, als sich der Nebel um das Schiff gelegt hatte und der Regen nahezu einem Wasserfall gleich auf das Deck prasselte. Khales konnte nicht weit sehen, aber er wusste genau, auf was er zu achten hatte. Zwar war er bisher nicht in einem Mithril gefahren, doch hatte er in manchen geringeren Sturm gekämpft und verfügte darin über beträchtliche Erfahrungen. Es war nicht vorherzusagen, ob die Cega und ihre Mannschaft dies überstehen würde, doch ein Angriff der drei feindlichen Schiffe wäre mit Sicherheit ihr Ende gewesen. Es gab noch Hoffnung und Khales war dazu entschlossen, einen Ausweg zu finden. Schon bei weit weniger starken Stürmen konnten sich gewaltige Wellen herausbilden, die sich noch weit draußen auf der See brachen. Es kam nun darauf an, die Cega auf der rückwärtigen Seite der Wellen zu halten, denn wenn sich eine derartige Welle über ihnen brach, hätte das Schiff nur schwer standhalten können. Auch sollte verhindert werden, das Schiff auf den Wellenkamm aufsteigen zu lassen, denn dort wütete der Sturm mit aller Macht und die Sturzfahrt zurück in das Wellental barg unberechenbare Gefahren. Das Schiff fuhr nun unter baren Masten und Khales hatte sich gegenüber dem Steuerrad festbinden lassen. Nur Kher Tin Las war in diesen Stunden noch bei ihm an Bord und auch er band sich bei seinen Arbeiten zumeist fest. Immer wieder wurden ihm aus dem Schiffsraum Eimer mit Wasser nach oben gereicht, aber auch dies genügte längst nicht, das Schiff unter Deck frei von Wasser zu halten. Die Mannschaft unter Deck stand knietief im Wasser und versuchte das Schlimmste zu verhindern. Der Regen fiel dicht und gewaltig an Deck, sodass Khales und Kher Tin Las mitunter kaum einige Handbreit sehen konnten. Und immer wieder schlug die See über das Schiff.

    In den zurückliegenden Kämpfen hatte die Cega unter dem Beschuss der feindlichen Schiffe gestanden und mehrfach war sie von den Feldbrocken getroffen worden, die die Schiffskatapulte der Großschiffe zu ihnen geschleudert hatten. Zwar war kein ernsthaftes Leck geschlagen worden, doch die gewaltige Macht des Sturms riss und zerrte an allen Teilen und Holz und Gebälk knirschten und krachten ein ums andere Mal. Die Götter mussten der Cega wohlgesonnen gewesen sein, denn was Khales sah, hatte er so noch von keinem anderen Seemann gehört. Er kannte niemanden, der Derartiges gesehen und überlebt hatte. Unter gewaltigem Krachen und gleichzeitig in erschreckender Geschwindigkeit war der Großmast aus seiner Befestigung gebrochen. Er fiel nicht zur Seite, sodass er fort von dem Schiff über Bord gehen konnte. Er fiel längs in Richtung des Hecks und sein Sturz hätte sowohl den Besanmast als auch das Steuerruder zerschmettern und gewaltigen Schaden anrichten können. Vollends manövrierunfähig wäre das Schiff in dieser Situation früher oder später verloren gewesen. Doch der Mithril war von gewaltiger Stärke und fassungslos sah Khales, wie sein Großmast nicht nur brach, sondern auch mit gewaltiger Kraft empor in die Luft geworfen und weit über ihre Köpfe außer Reichweite des Schiffs geschleudert wurde. Sich noch mehrmals überschlagend landete er weit hinter ihnen im Meer. Khales hatte keine Zeit, über das Geschehene allzu erstaunt zu sein, denn sofort benötigte das Geschehen wieder seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

    Später hätte Khales nicht sagen können, wie lange der Kampf mit der See gedauert hatte. Unter Aufbietung all seiner Kräfte und mit all seiner Erfahrung hatte er sein Schiff über lange Strecken gut im Griff. Er wusste, dass der Strudel nah war und sie verloren waren, wenn sie auch von seiner Kraft erfasst wurden. Doch immer wieder siegte der Mithril und Khales wusste, dass er mit dem Schiff nicht gegen die Kräfte des Sturms kämpfen konnte. Wenn es nicht mehr möglich war, diese Kräfte für sich zu nutzen, dann konnte er dem Sturm nur für einige Zeit den Körper des Schiffs überlassen, denn jedes Gegensteuern gegen dessen gewaltige Kräfte hätte das Schiff zerrissen. In diesen Momenten wusste Khales nicht mehr, ob er noch die Kräfte des Mithril spürte oder ob der Strudel bereits an dem Schiff zog. Mitunter hatte er auch den Eindruck, als ob für einige Zeit zwei Kräfte um das Schiff ringen würden. Eine schier endlose Zeit fuhr die Cega durch die Dunkelheit und als sich der Nebel mehr und mehr zu lichten begann und Khales für den Moment die Gewalt über das Schiff zurückerhielt, da konnte er sehen, dass sie dem Riff inzwischen gefährlich nah gekommen waren. Khales steuerte nicht mehr nur allein gegen die Wellen, er musste auch berücksichtigen, dass das Riff nah war und er einen gebührenden Abstand halten musste.

    Als der Sturm sich schließlich abschwächte, war Khales am Ende seiner Kräfte. Dennoch war er auch jetzt noch unter keinen Umständen dazu bereit, das Ruder aus der Hand zu geben. Inzwischen hatten sie das Focksegel, das Spinnakersegel und das Rücksegel wieder gesetzt. Lorcan, Silc und auch Sebio waren wieder mit an Deck. Doch die Sicht war immer noch schlecht, der Sturm noch wild und das Riff war immer noch gefährlich nah. Die Sonne war im Begriff, im Meer zu versinken, als sie die letzten Ausläufer des Riffs passiert hatten und die Cega durch unruhige, aber sichere See fuhr. Hier übergab er das Steuer schließlich an Silc und bald stand der Kapitän der Cega in eine Decke gehüllt an der Reling des Schiffs und sah nachdenklich zu den letzten Ausläufern des Riffs hinüber, während hinter ihm die Sonne im Meer versank. Er hatte sein Schiff vor dem weit überlegenen Feind in Sicherheit gebracht, dem Mithril, dem Strudel und dem Riff getrotzt. Nun, als er auch einzelne Sterne entdecken konnte, sagte er: „Hier stimmt etwas nicht. Bei all dem, was wir hier sehen können, müssten wir hinter dem Riff sein. Aber dies ist unmöglich und muss bis morgen warten. Ich muss das vermessen und neu berechnen. Halte weiter Kurs in Richtung Osten, Silc. Morgen werde ich einen Kurs bestimmen, der uns sicher zurückführen wird." Als Khales an diesem Abend unter Deck ging, war er kaum noch in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Silc fuhr die Cega nun mit sicherer Hand in die immer ruhiger werdenden Gewässer und auch der Regen hatte vollständig aufgehört.

    Als Khales noch vor dem Morgengrauen seine Kabine wieder verließ, hörte er zweierlei. Der Koch hatte einen blinden Passagier entdeckt, der die Fahrt durch den Sturm offenbar in einem der Beiboote unter einer schweren Decke überstanden hatte und nach Vorräten suchte. Auch hörte er, dass Lorcan zuverlässig die Koordinaten der Gestirne aufgezeichnet hatte und für gemeinsame Berechnungen des Standorts zur Verfügung stand. Khales ließ sich von dem Koch einen Becher Pattai, einem heißen Aufguss gemahlener Gelbnuss, und ein Stück Hartbrot geben, und gab den Befehl, die gesamte Mannschaft und alle Passagiere an Deck zu versammeln. Wie viele waren sie nach all dem noch? Er musste wissen, über wen er an Bord noch verfügte. Es hatte inzwischen vollständig aufgehört zu regnen, der Himmel hatte sich aufgeklart – sie waren dem Sturm entronnen.

    Als die Sonne langsam den Horizont überschritt, ließ Khales seinen Blick über die Mannschaft streifen und wie er befürchtet hatte, waren es weniger als die Hälfte seiner Söldnermannschaft, die die Schlacht überstanden hatten. Da waren Kher Tin Las, der Isbe, der ihm mit seiner gewaltigen Körperkraft während der Fahrt durch den Sturm zur Seite gestanden hatte. Das Aussehen der Isben war erschreckend derb und plump und dazu geeignet, bei anderen Völkern Abscheu und Furcht hervorzurufen. Sein Hinterkopf überragte leicht den vorderen Teil des Kopfs, seine wenigen dunklen Haare hingen lang und strähnig vom Hinterkopf herab. Die Gesichtsknochen wirkten leicht verschoben und es schien, als sei sein linker Wangenknochen wesentlich ausgeprägter als der rechte. Wie bei allen Isben war er nicht in der Lage, seinen Mund zu schließen, denn die zahlreichen Zähne ragten in alle Richtungen. Die Haut war unrein und von zahlreichen Warzen und bläulichen Adern durchsetzt. Auch wenn Isben nicht zu den Reptilien gehörten, wirkten ihre Augen kalt und gefühllos, wenn sie auch im Zorn eine erschreckende Boshaftigkeit erkennen ließen. Auch ihr Geruch war von ausgeprägter Heftigkeit. Isben waren groß und verfügten über eine gewaltige Körperkraft und Unempfindlichkeit gegen Kälte und Schmerzen. Kher Tin Las war die ideale Person, um mit Khales den Sturm an Deck zu verbringen und ihn mit zahlreichen Handgriffen und Arbeiten zu unterstützen.

    Auch Silc hatte überlebt. Silc war ein Leshan und Khales hatte von dieser Art, die weit aus dem Westen kam, noch nichts gehört, bis Silc an Bord kam. Silc war zunächst sehr skeptisch, denn die Leshan waren weder Mann noch Frau, sie waren vollständig beides, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Silc war offenbar in Geist und Seele mehr eine Frau, doch hatte er den sehr starken Körper eines Mannes und konnte es an Stärke nahezu mit Kher Tin Las aufnehmen. Auch war er ein ausgezeichneter Seemann und Steuermann und vielen Seeleuten anderer Völker überlegen. Silc hatte die schmalen aufrecht stehenden Ohren der pferdeartigen Rassen, die jedoch je nach Gemütsverfassung auch waagerecht abstehen und Richtung Boden gehalten werden konnten – meist ohne sein Zutun. Das Gesicht war jedoch rund, ähnlich dem der Katzenartigen, und seine Augen wie bei einigen ziegenähnlichen Arten gespalten. Mit Ausnahme der lederartigen Handflächen hatte er ein flaumartig kurzes braunes Fell ohne besondere Kopfbehaarung. Wie alle Mitglieder der Mannschaft trug er Kleidung aus einem dunkelbraunen derben Stoff sowie ein Kettenhemd.

    Sebio gehörte wie Khales zu den katzenartigen Bewohnern der Südländer. In der Hauptsache waren sie in Fergardhon anzutreffen und bildeten in allen anderen Südländern inzwischen den Großteil der jeweiligen Bevölkerung. Aber Sebio gehörte auch zu den Besonderheiten neldrienischer Mannschaften, denn Sebio war ein in Sverida ausgebildeter Dolda: ein blinder Seemann. Die Dolda gab es nur auf den neldrienischen Schiffen. Es waren seit der Geburt blinde Katzenartige, die einige derer besonderen Sinne noch einmal außergewöhnlich herausragend ausgeprägt hatten. Zunächst konnte er sich in dem abgeschlossenen System seines Schiffes problemlos frei bewegen und Fremde hätten nicht vermutet, dass er über keine Sehkraft verfügt. Er konnte aber auch bei völliger Dunkelheit oder Nebel mit großer Geschwindigkeit alle erforderlichen Segel bedienen oder aber früh herannahenden Regen, einen als Proviant benötigten Fischschwarm oder das Land riechen. Ein Dolda war ein gleichwertiger Seemann mit besonderen Fähigkeiten.

    Auch Cis der Ardese hatte überlebt. Ardesen waren kein Seevolk und Cis war für diese Arbeiten auch nur wenig zu gebrauchen. Er war als Krieger an Bord gekommen, denn in dem bevorstehenden Kampf benötigte Neldrien jeden Mann und jedes Schwert. Dennoch war Cis nur sehr klein, geradezu zart; dafür war er aber flink und mit seinem Schwert erstaunlich behände. Ardesen waren ein kriegerisches und schlagkräftiges Volk aus dem Norden. Niemand hätte sagen können, warum Cis sein Volk verlassen hatte, um im Süden als Söldner zu dienen – es hatte aber auch niemand gefragt. Ardesen hatten eine sehr helle Haut, die für die See nicht geeignet war, ein flaches Gesicht, langes dunkle Haupthaar und rote Augen.

    Das männliche Hundswesen Lorcan hatte ein schwarzes, kurzes Fell und war in Sverida umfassend ausgebildet worden. Er verfügte über ein ausgezeichnetes Wissen über die Navigation und hatte einen unbändigen Ehrgeiz und ein großes Talent für die Seefahrt. Obwohl er noch sehr jung war, wusste Khales, dass er mit der nötigen Erfahrung einmal ein herausragender Kapitän sein könnte und Lorcan wusste dies auch.

    Schließlich gab es noch Sol´Eyar, den Koch, der von allen nur kurz Sol genannt wurde. Auch er war ein Hundswesen, wenn auch beträchtlich älter, beleibter und entspannter als Lorcan. Sol war für seine Fröhlichkeit und für sein unterhaltsames Talent bekannt und äußerst beliebt an Bord. Einst war er von einer weit entfernten Region im Südwesten gekommen, um Hofkoch zu werden. Doch dies war, wie er erzählte, viel zu langweilig und zu eintönig und so beschloss er, als Schiffskoch die Welt zu sehen. Bei ihm war die Flugechse Zilla, das Maskottchen der Cega, die sich Sol als ihren Herren ausgesucht hatte, was dieser schließlich widerstrebend hinnehmen musste. Dies war eine sehr eigene und sehr spezielle Freundschaft.

    So waren von seiner Mannschaft, außer Khales selbst, nur sechs Personen übrig geblieben. Das waren im Grunde viel zu wenig für ein Schiff von der Größe der Cega. Dann waren da noch der Schiffbrüchige und der blinde Passagier. Während der Schiffbrüchige, wahrscheinlich ein Fergardhonier, inzwischen wieder bei Bewusstsein war und sichtlich unsicher und verwirrt neben Silc stand, wurde der blinde Passagier soeben an Deck gebracht. Kher Tin Las warf ihn Khales buchstäblich zu Füßen und da konnte er sehen, dass es ein fergardhonischer oder neldrienischer Junge war.

    „Sol hat ihn ertappt, als er sich im Vorratsraum über einigen Proviant hermachen wollte, sagte Lorcan. „Er muss bereits seit unserem Aufbruch aus Sverida an Bord gewesen sein. Das ist ein unnützer Esser. Wir benötigen alle unseren verbliebenen Proviant und vor allem das wenige Wasser. Ich schlage vor, dass Kher Tin Las ihn über Bord wirft. Der Junge lag auf den Planken und Khales konnte sehen, dass er auffallend dünn und schwach war. Seine Kleidung bestand überwiegend aus Lumpen und konnte ihn während des Sturms unmöglich warm gehalten haben. Er mochte gerade dem Kindesalter entwachsen sein und am Beginn des Jünglingsalters stehen. Seine Furcht war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Khales stand groß und von stämmiger Statur über ihm, sah ihn mit seinen grünen Augen durchdringend an und fragte ruhig. „Wer bist du, Junge? Der junge Fergardhonier setzte sich auf und konnte dem Blick des Kapitäns kaum standhalten. „Mein Name ist Kon, antwortete er schließlich. „Herr, ich bitte Euch, verschont mich. Ich bin bereit, jede Arbeit zu erlernen und auszuführen. „Warum bist du hier auf dem Schiff?, fragte Khales eindringlich. „Ich bin auf dem Schiff, weil ich weg wollte, Herr, antwortete Kon. Khales schwieg für einen Augenblick und sagte dann: „Lorcan hat recht, wenn er sagt, dass Wasser und Proviant knapp sind. Aber es sind auch helfende Hände für all die Aufgaben an Bord knapp. Kon, ich werde dir eine Chance geben. Ich gebe dich zu Sol, damit du ihm zunächst unter Deck und in der Küche helfen kannst. Er wird dir zunächst eine Mahlzeit geben und irgendwo müsste noch geeignete Kleidung für dich vorhanden sein. Danach wird sich zeigen, ob du in der Lage bist, hier an Bord zu helfen. Du bekommst zunächst ein Viertel der Nahrung eines normalen Seemanns, wenn du gut gearbeitet hast. Sol wird mir Bericht erstatten. Wenn das nicht gelingt, werde ich noch einmal über Lorcans Vorschlag nachdenken. Kon stand zögernd auf und verbeugte sich. „Ich danke Euch, Herr, sagte er hastig. „Ich werde Euch nicht enttäuschen.

    Dann trat Khales auf den Schiffbrüchigen zu, der immer noch neben Silc stand, und gab ihm die Hand. Der Schiffbrüchige war wie Khales ein Katzenartiger, hatte aber einen auffallend kräftigen Körperbau und überragte Khales deutlich. Khales konnte sehen, dass er schwankte und äußerst geschwächt war. „Ich begrüße Euch an Bord der Cega, sagte Khales. „Wir sind ein Schiff des Herzogs von Neldrien. Ich bin Khales der Kapitän dieses Schiffes. Würdet Ihr uns verraten, wer Ihr seid? Der Fremde sah Khales gerade an und antwortete mit leiser Stimme: „Man sagte mir, dass Ihr in schwieriger Lage den Befehl gegeben habt, mich aus dem Meer an Bord zu holen. Dafür möchte ich Euch zunächst danken, Herr. Ich würde Euch auch sehr gerne meinen Namen und meine Herkunft mitteilen. Ich fürchte nur, dass ich sie selbst nicht weiß. All das ist sehr verwirrend für mich. Ich habe große Schmerzen in meinem Kopf und alles, an das ich mich erinnere, ist, dass ich einen Holzstamm umklammernd im Meer schwimme. Es war sehr kalt und ich hatte große Schmerzen. Irgendetwas muss mit meinem Kopf geschehen sein. Aber auch ich möchte mich selbstverständlich an Bord nützlich machen. Ich meine zu wissen, dass ich ein Seemann bin, denn vieles ist mir hier sehr vertraut. Aber bitte gebt mir noch einen Tag, denn die Schmerzen in meinem Kopf sind beträchtlich. „Ihr werdet die Zeit bekommen, um zu genesen, sagte Khales. „Ich bin sicher, dass dann auch die Erinnerung wieder zurückkehren wird. Danach sehen wir weiter. Ich freue mich über jeden Helfer an Bord."

    Nachdem Khales sich mit Lorcan unter Deck zurückgezogen hatte, sah er die Messungen und Aufzeichnungen durch, die Lorcan in der Nacht angefertigt hatte. Lorcan war sehr präzise vorgegangen und sie sichteten die Seekarten und stellten Berechnungen anhand der Sternkonstellationen an. Mehrmals rechneten sie alles durch, um schließlich alle Zweifel auszuräumen. Dann rief Khales am späten Nachmittag erneut die komplette Mannschaft an Deck zusammen. „Gemeinsam mit Lorcan habe ich unseren Aufenthaltsort berechnet. Es sind seltsame und eher ungute Nachrichten, die wir haben, aber es gibt keinen Zweifel. Der Mithril hat uns an dem Strudel vorbei und hinter das Riff gezogen. Wir haben die bekannte Welt verlassen. „Wie kann das sein?, fragte Sol. „Wir standen dicht vor dem Strudel. Niemand nähert sich dem Strudel und übersteht das. Und wie sollen wir an den Ausläufern des Riffs vorbeigekommen sein? „Wir erklären uns das so, antwortete Lorcan. „Die Passage, die hinter das Riff führt, nach der alle gesucht haben, befindet sich unmittelbar hinter dem Strudel. Entweder gibt es eine sehr schmale Stelle, an der die Kraft des Strudels noch gering ist und die Ausläufer des Riffs nicht zu dicht, sodass man in die Passage vordringen kann. Oder der Sturm hat mit aller Stärke den Kräften des Strudels entgegengewirkt, sodass wir am Rande des Strudels eine Stelle passieren konnten, an der wir sonst hinabgerissen worden wären. Wie dem auch sei – der Kapitän konnte dies so nicht vorausberechnen und wir alle haben großes Glück, dass wir noch am Leben sind. Allgemeine Unruhe erfasste die Mannschaft und es wurde sichtlich aufgeregt durcheinandergeredet. Khales ließ dies geschehen und schließlich fragte Cis der Ardese: „Wir müssen doch wieder in die bekannte Welt zurückkehren. Wann kann dies geschehen?

    Khales sah zunächst unschlüssig auf die Planken und ließ dann seinen Blick über seine Mannschaft schweifen. Schließlich sagte er mit ruhiger Stimme: „Das, was uns geschehen ist, ist noch keinem Schiff und keiner Mannschaft der bekannten Welt geschehen. Es gibt keine Berichte und keine Aufzeichnungen, in denen vergleichbares verzeichnet ist. Es gibt auch keine Karten der Gebiete hinter dem Riff. Wir sind die Ersten, die hier sind. Ich kann nicht vorhersagen, wann wir wieder in unsere Heimat zurückkehren können und was wir dort vorfinden werden. Caldessea hat uns geschlagen und ich hoffe, dass die Macht König S´Anthors noch nicht bis nach Neldrien vorgedrungen ist. Wir können uns nur Ziele setzen und unser erstes Ziel soll sein, dass wir in unsere Welt auf die andere Seite des Riffs zurückkehren, wann auch immer dies sein wird. Bis dahin müssen wir lernen, uns in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Sicherlich wird es auch hier Inseln und Land geben und es wird andere Völker und Reiche geben. Wenn wir eines Tages zurückkehren, werden wir über Wissen verfügen, das niemand außer uns haben wird. Lorcan hatte sich die Rede des Kapitäns bis zu diesem Punkt mit sichtbaren Unmut angehört und äußerte sich: „Wir sind hier in dieser misslichen Lage, weil es die Entscheidung des Kapitäns war, in den Mithril zu fahren. Alles sprach gegen diese Entscheidung. Wir hören nun, dass der Kapitän keine Antwort auf die Frage hat, wie wir in unsere Heimat zurückkehren können. Ich kann nicht verhehlen, dass mich dieser Umstand mehr als unzufrieden macht. Obwohl einige von uns davon abgeraten haben, hat uns der Kapitän in eine Lage gebracht, die er nicht mehr beherrscht. Ich möchte den Kapitän fragen, was er dazu zu sagen hat. Es war Silc, der sich ungefragt zu Wort meldete: „Es war die Entscheidung unseres Kapitäns, der du es zu verdanken hast, dass deine Eingeweide inzwischen nicht als Fischfutter im Südmeer treiben, junger Mann. Ich finde, es wäre an der Zeit, ihm dafür zu danken. „Es ist uns nicht geholfen, hier die Frage nach richtigen Entscheidungen zu klären, sagte Sebio mit beruhigender Stimmlage. „Der Kapitän hat uns gesagt, was von nun an unser Ziel zu sein hat. Es wird unser aller Ziel sein, in die Heimat zurückzukehren. Dies wird uns dann gelingen, wenn wir mit all unseren Kräften und Fähigkeiten zusammenstehen. Dies alleine sollten wir nun angehen. „Ich danke dir, Sebio, sagte Khales. „Dies soll für heute auch mein Schlusswort und Befehl sein. Lasst uns die Rückkehr in die bekannte Welt vorbereiten und dabei die neue Welt hinter dem Riff kennenlernen."

    Am Abend des ersten Tages hinter dem Riff stand Khales an der Reling und sah zu den letzten Ausläufern des Riffs hinüber, die er in der Dämmerung nur unscharf ausmachen konnte. Lorcan steuerte das Schiff und Sol hatte an diesem Abend aus den wenigen Vorräten, die noch an Bord vorhanden waren, ein gutes Essen bereitet, das die Stimmung an Bord wieder etwas gehoben hatte. Khales starrte in die nahende Dunkelheit. Das Wasser und der Proviant würden nicht mehr ewig reichen. Schon sehr bald mussten sie Land finden und die Vorräte wieder auffüllen. Sie hatten noch einige Tage Zeit, aber dann musste eine Lösung gefunden werden. Khales sah hinunter in die vor seinem Schiff zurückweichende See. Heute hatte ihm Sebio sehr geholfen, die Mannschaft beieinander zu halten. Was würde geschehen, wenn sie nicht rechtzeitig Nahrung oder Wasser finden würden? Diese Region der Welt war ihm gänzlich unbekannt. Aber selbst wenn sie rechtzeitig alle Vorräte auffüllen würden … Was wäre, wenn eine Rückkehr für eine sehr lange Zeit nicht möglich wäre? Was wäre, wenn eine Rückkehr für immer unmöglich wäre?

    2 Das Volk der Gegenwart

    Der Himmel war völlig wolkenlos und die Sonne hatte fast den höchsten Punkt dieses Tages am strahlend blauen Himmel erreicht. Seevögel begleiteten sie kreischend, seit Sol am Morgen einige Abfälle aus der Küche über Bord geworfen hatte. Der Schiffbrüchige stand an der Reling und sah hinaus auf das ruhige Meer und den schier endlosen Horizont, wenn er nicht gelegentlich zu Kon hinüberschaute. Kon war damit beschäftigt, mit sehr großem Eifer die Schiffsplanken zu reinigen. Was er mit dem Wischstab nicht hinbekam, das besserte er mit dem Borstenschwamm nach. Der Schiffbrüchige war immer noch nicht frei von Schmerzen und hatte sich mit dem Kapitän geeinigt, wenigstens den halben Tag mitarbeiten zu können. Im Moment hatte er das Gefühl unnützer zu sein als der Junge und auch wenn er sich immer noch nicht erinnern konnte, wer er war, war dies ein fremdes und äußerst unbefriedigendes Gefühl.

    Seit zehn Tagen waren sie auf der anderen Seite des Riffs und seit vier Tagen hatte Kon damit begonnen, mitzuarbeiten. Was war das nur? Warum konnte er sich nicht erinnern, was vor dem Sturz in das Meer geschehen war, den er offenbar erlebt hatte? Er wusste nur, dass ihn eine unbestimmte Angst befiel, wenn er versuchte weiter zurückzudenken und nachts, wenn er schlief, suchten ihn grausame Träume heim, an die er sich bei Tag ebenfalls nicht mehr zu erinnern vermochte. Inzwischen hatte er die Mannschaft leidlich kennengelernt. Khales, der Kapitän, hielt sich vom Rest der Mannschaft weitgehend abgesondert. Er verhielt sich verbindlich und korrekt und es war eine selbstverständliche Autorität, die er ausstrahlte und die er auch nicht durch demonstrative Handlungen einfordern musste. So etwas hatte er nicht nötig. Einzig Sol, der Koch, hatte offenbar sein unbedingtes Vertrauen und es schien, als ob sich die beiden schon sehr lange kannten. Wenn man mit dem Koch sprach, so hatte man das Gefühl, dass die Welt stets heiter und sorgenfrei war. Sol war es auch, der dem Schiffbrüchigen einen Namen gegeben hatte oder wie er sagte: „So lange, bis ihm sein richtiger Name wieder einfallen würde, als Ersatz. Jeder braucht doch einen Namen." Er hatte ihn S´Carek genannt und das bedeutete in der Sprache seiner südwestlichen Heimat Glückskind. Dies war nach Sols Ansicht zweifellos so, denn schließlich hatte er sehr viel Glück gehabt, denn er war nicht in den Fluten umgekommen. Nun gut, dann war er also vorerst S´Carek, das Glückskind, denn selbst die anderen Mitglieder der Mannschaft hatten bereits begonnen, ihn so anzusprechen. Vor allem Silc tat dies, der kräftige Seemann, dessen Volk er bisher nicht kannte und der ihn nach seiner Ankunft an Bord sogleich unter Deck gebracht hat. Täglich kam er, um nach ihm zu sehen und um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Das war außerordentlich freundlich von diesem kräftigen Kerl und er war nur noch nicht dahintergekommen, warum die anderen verhalten lächelten, wenn sie dies bemerkten. Irgendetwas hatte es mit Silc auf sich, er wusste nur noch nicht, was es war. Alle anderen Mannschaftsmitglieder wussten offenbar noch nicht, was sie von ihm, dem neuen Mitglied der Mannschaft ohne Vergangenheit, zu halten hatten und hielten sich fern von ihm. Insbesondere der junge Lorcan tat dies und es schien, als habe er aus der Ferne dennoch ein wachsames Auge auf ihn geworfen. Dies traf auch auf den Ardesen Cis zu, der sich ständig in Lorcans Nähe aufhielt, wenn es ihm nicht möglich war, die Gesellschaft von Khales zu suchen.

    Es war drei Tage her, dass Khales verkündete, dass die Proviantrationen vorerst um die Hälfte herabgesetzt werden müssten. Es war ihnen bisher noch nicht gelungen, Land zu finden, und auch beim Fischen hatten sie noch keinen Erfolg. Völlig unklar war, wie lange die Wasservorräte noch reichen würden. Dazu wurde nichts gesagt. Selbstverständlich hielt sich auch der Kapitän an den verringerten Proviant, einzig Kon wurde ausgenommen, denn seine Rationen konnten nicht noch einmal gekürzt werden. Dies war ein Umstand, der nicht bei allen Mitgliedern der Mannschaft auf Wohlwollen stieß und auch ihm gegenüber wurden das Schweigen und die Art, wie man ihn ansah, vielsagender.

    S´Carek hatte eine Weile schweigend auf das Meer hinausgesehen, als ein Ruf quer über das Schiff hallte. Es war der, auf den seit Tagen alle gewartet hatten. Der Ardese war auf den Rückmast des Schiffes gestiegen und hatte dort seit Stunden Ausschau gehalten. Offenbar hatte er Land entdeckt. Nun ging alles sehr schnell. Cis stieg den Mast hinunter und beschrieb Khales, wo genau er etwas entdeckt hatte. Offenbar waren es einige Inseln, die er in der Ferne gesehen hatte. Khales änderte den Kurs und ließ das Spinnakersegel setzen. Die gesamte Mannschaft befand sich an Deck und versuchte etwas in der Ferne zu erspähen. In der Tat wurde es früher Nachmittag, bis man auch von der Reling aus am Horizont eine Gruppe von drei Inseln auftauchen sah. Die Unruhe an Bord war förmlich spürbar, doch es würde noch wenigstens einen halben Tag dauern, bis die Cega die Inseln erreichen würde.

    Khales steuerte die Cega die Nacht hindurch und da es eine ruhige Nacht war, war nur Sebio, der blinde Dolda, bei ihm. Er führte in nahezu völliger Dunkelheit an Bord kleine Korrekturen an den Segeln durch. Es war der späte Vormittag des nächsten Tages, als sie in Sichtweite der Inseln angelangt waren und Khales befahl, vor der größten der drei Inseln vor Anker zu gehen. Man konnte aus der Ferne sehen, dass die Insel bewaldet war und so war davon auszugehen, dass auch Nahrung und Süßwasser vorhanden waren. Zunächst sollte ein erster Erkundungstrupp zur Insel fahren und in Erfahrung bringen, was von dort auf das Schiff geschafft werden konnte und ob die Insel bewohnt war. Auch S´Carek würde zu dem Erkundungstrupp gehören. Kher Tin Las würde an Bord bleiben, da Khales befürchtete, dass er mögliche Einwohner erschrecken könnte. Khales selbst würde hinüber zur Insel fahren und er hatte Silc, Cis und ihn ausgesucht, ihn zu begleiten. Lorcan würde Khales in seiner Abwesenheit auf dem Schiff vertreten.

    Die Sonne stand hoch am Himmel, als eines der beiden Beiboote ins Wasser gelassen wurde und der Erkundungstrupp von Bord ging. Khales hatte vorsichtshalber Bewaffnung mit Langbögen und dem Schwert angeordnet. Silc hatte die Ruder, als sie sich der größeren Insel mehr und mehr näherten. Bald konnten sie erkennen, dass sie die Art der großen südländischen Bäume, die gleich hinter dem weißen Sandstrand wuchs, niemals zuvor gesehen hatten. Es war offenbar ein artenreicher Wald mit vielen verschiedenen Pflanzen, aber sie erschienen ihnen alle fremdartig. Als sie dem Strand noch näher gekommen waren, sahen sie, dass auf einem Felsen eine Person in sehr ungewöhnlicher Weise mit gekreuzten Beinen saß und ruhig zu ihnen herübersah. Ihr Kommen schien diese Person nicht sehr zu beunruhigen. Sie saß dort und blickte ruhig und interessiert zu ihnen hinüber. Nachdem sie ins Wasser gesprungen und das Boot an Land gezogen hatten, liefen sie auf die Person zu, die ihre Position in der Zwischenzeit nicht verändert hatte und immer noch ruhig zu ihnen hinübersah. Inzwischen konnten sie sehen, dass es ein Echsenwesen war, etwa von der Größe eines Fergardhoniers. Das Wesen hatte weder Ohren noch Nase und war mit kleinen Schuppen bedeckt. Es trug eine kurze sandfarbene Hose und war ansonsten nicht bekleidet. Das Wesen war schmal und äußerst feingliedrig und sah so aus, als könne es kurzentschlossen flink und behände flüchten oder möglicherweise angreifen. Allerdings war es völlig unbewaffnet. Nach Art der Reptilien sah es ihnen mit starrem und nicht zu deutendem Gesichtsausdruck unbewegt entgegen.

    Khales trat ruhig auf den Fremden zu und sagte: „Wir grüßen Euch in aller Form im Namen des Herzogs von Neldrien. Wir sind Reisende auf der Durchfahrt und kommen in Frieden. Mein Name ist Khales und ich bin der Kapitän des Schiffes, das Ihr dort in der Bucht seht. Dies sind Silc, Cis und S´Carek von meiner Mannschaft. Wir kommen aus einer anderen Welt von jenseits des Riffs. Könnt Ihr denn unsere Sprache überhaupt verstehen? Der Fremde hatte seine Position immer noch nicht verändert, sich nicht bewegt und bisher keine Regung gezeigt. Nach einem schier endlos erscheinenden Augenblick des Schweigens begann er mit ruhiger und freundlicher Stimme zu sprechen: „Ich grüße Euch, Kapitän Khales. Ich bin Ric von den Kryph, den Bewohnern dieser Inseln. Ja, ich verstehe Eure Sprache. Es ist seltsam zu hören, dass Ihr von jenseits des Riffs kommt, denn Ihr sprecht die Sprache der Carthanen, die hier sehr weit verbreitet ist. Wie es scheint, seid Ihr aber keine Carthanen, denn Ihr seid völlig anders gekleidet und einige von Euch sehen völlig anders aus. Ich glaube Euch, dass Ihr in friedlicher Absicht kommt, denn ich sehe auch, dass Ihr nicht zu Cal´Ashar, dem Dunklen Herrscher, gehört, denn die Schiffe seiner Flotte sehen anders aus und Ihr habt keine Ähnlichkeit mit den Völkern, über die er herrscht. Seid also willkommen im Dreiinselreich.

    „Ich merke schon, sagte Khales, „wir haben noch sehr viel über diese Region und diese Gewässer zu lernen. In der Tat kennen wir weder die Carthanen noch einen dunklen Herrscher. Wir wären sehr dankbar, Ric, wenn wir darüber mehr erfahren könnten. Wichtiger ist allerdings für uns Folgendes. Wir wollen wirklich nicht zur Last fallen und auf keinen Fall wollen wir gegen die Bestimmungen des Herren dieser Insel verstoßen. Aber wir haben einen langen Weg hinter uns und noch einen langen Weg vor uns. Wir benötigen sehr dringend Wasser und Proviant. Dieses würden wir uns auf Eurer Insel gerne selber beschaffen. Aber wir möchten dies in einer Form tun, die von Eurem Volk und Eurem Herrscher gebilligt wird. Was können wir tun, um keinen Unwillen zu erregen? Wieder verging einige Zeit. S´Carek erschien es, als müssten die Wort des Kapitäns erst in das Bewusstsein des Fremden eindringen. Vielleicht benötigte er aber auch Zeit zum Übersetzen. Schließlich antwortete Ric. „Selbstverständlich werden wir Euch helfen, Kapitän. Die Kryph freuen sich immer über Besucher und unsere Gastfreundschaft ist allgemein bekannt. Dennoch wird es der richtige Weg sein, wenn ich Euch zunächst zu unserem Herrscher, den Qmuer, bringe. Qmuer Peric wird sich über Eure Ankunft freuen, denn er ist immer wissbegierig, wenn es um Neuigkeiten aus fremden Regionen geht." Mit diesen Worten war Ric blitzschnell von dem Felsen geglitten und lief selbstverständlich und wortlos in Richtung Waldrand. Kahles folgte ihm sogleich, ebenso Silc und Cis. S´Carek folgte der Gruppe als Letzter.

    Sie liefen einen kurzen Waldweg entlang, hinüber zu einer Lichtung, die zu einem großen Teil mit den Häusern eines Dorfes bedeckt war. Es waren kleine Häuser, die aus hellen, aufeinandergesetzten glatten runden Steinen erbaut worden waren. Die Steine waren gänzlich unbehandelt, so wie sie die Erbauer wahrscheinlich am Strand gefunden hatten. Sie wurden von einem getrockneten lehmartigen Material zusammengehalten. Die Dächer bestanden aus einer Vielzahl miteinander verflochtener dunkler Zweigen und schienen fest und regendicht zu sein. Die Häuser hatten runde Fenster und von der Außenmauer ausgehend erhob sich jeweils ein Schornstein in die Höhe. Zwischen den Häusern waren mit Kies verfestigte Pfade angelegt worden. Es gab viele im Freien gelegene Holztische und Bänke und man schien sich eine besondere Art fluguntüchtiger zahmer Seevögel zu halten. Ric lief auf das vierte an

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