Das schwebende Schachbrett: Ein phantastischer Roman
Von Louis Couperus
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Über dieses E-Book
Dazumal war Logres ein seltsames Land; es hatte keine Städte, keine Dörfer: nur Wälder und Burgen; »Volk« gab es auch nicht: nur Ritter, die ihrem König Artur dienten, und diese Ritter hatten Schildknappen und Edelknaben. Und dann gab es Zauberer. Und die Ritter und die Zauberer bewohnten die Burgen - und in den Wäldern hausten Drachen und andere Ungeheuer. Nur hin und wieder ritt einmal eine Jungfrau auf einem weißen Zelter durch diese Wälder - ganz allein, ganz einsam -, und die wurde dann von einem Zauberer verzaubert - oder beinahe von einem Drachen verschlungen -, dann aber stets wieder von dem tapfersten dieser tapferen Ritter erlöst: so schickte es sich ganz von selber.
Und nun erst das starke Land Logres mit seinen Wäldern und Burgen vor uns aufgetaucht ist, nun sehen wir auch deutlicher, wie sich aus dem dunklen Nebel die Burg Camelot heraushebt, wo König Artur in Friedenszeiten weilt: und ob es schon keine Städte im Lande Logres gibt, so ist doch diese Burg selber beinahe so groß wie eine Stadt. Starke Mauern umschließen sie, und zwischen zweien ist immer ein tiefer Wassergraben. Und viele Türme recken sich weit ausschauend über die Ebene, um die Burg, heben sich aus dem Kranze der Zinnen, die so schön romantisch und so schön romanisch viereckig gegen den merkwürdig blauen Himmel stehen; - wie starke Zähne sehen sie aus. Der Himmel ist dunkelblau und hat einen feuerroten Saum - vielleicht kommt er vom Sonnenaufgang, vielleicht vom Sonnenuntergang, vielleicht auch vom Feueratem der Drachen. ...
Louis Couperus
Louis Marie Anne Couperus (geboren am 10. Juni 1863 in Den Haag; gestorben am 16. Juli 1923 in De Steeg) war ein niederländischer Autor. Er war das jüngste von elf Kindern von Jonkvrouwe Catharina Geertruida Reynst und Dr. John Ricus Couperus, pensionierter Gerichtsrat an den beiden Hohen Gerichtshöfen im damaligen Niederländisch-Indien (Indonesien). Louis Couperus verbrachte den Großteil seines Lebens im Ausland, als Schulkind in Batavia, als Erwachsener auf seinen ausgedehnten Reisen in Skandinavien, England, Deutschland, Frankreich, Spanien, Niederländisch-Indien, Japan und vor allem in dem von ihm so geliebten Italien, das ihn überaus faszinierte. Am 9. September 1891 heiratete er Elisabeth Wilhelmina Johanna Baud. Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges feierte er als Erlösung aus Erstarrtheit. Infolge des Krieges kehrte er 1915 nach Den Haag zurück, wo ihm von seinen Freunden ein Haus in De Steeg angeboten wurde, das er jedoch nur für kurze Zeit bewohnte. Er starb dort am 16. Juli 1923, wenige Wochen nach seinem 60. Geburtstag, vermutlich an einer Lungenfellentzündung und einer Blutvergiftung. Die stattliche Reihe der historischen und psychologischen Romane, Erzählungen, Reiseberichte, Essays, Feuilletons und Gedichte, die Couperus hinterließ, zeugen von einer erstaunlichen Vielfalt und nicht zuletzt von einem außergewöhnlich arbeitsamen Schriftsteller. Für sein literarisches Werk erhielt er 1897 den Offiziersorden von Oranien-Nassau und 1923, an seinem 60. Geburtstag, den Orden des Niederländischen Löwen. Ein großer Teil seiner Romane und Novellen spielt in den Kreisen des Haager Großbürgertum, dem Umfeld also, in dem Couperus aufwuchs. Andere Werke beschäftigen sich mit dem Orient, insbesondere (aber nicht ausschließlich) mit Niederländisch-Indien. Sein Werk wird oft der Stilgattung des Impressionismus zugerechnet.
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