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Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner
Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner
Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner
eBook173 Seiten1 Stunde

Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner

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Über dieses E-Book

Muss man nicht ziemlich verrückt sein, wenn man sich heute mit einer uralten und verstaubten Ordensregel befasst? Doch wer hätte gedacht, dass sich Benedikt von Nursia in seiner Regel schon vor 1500 Jahren mit Lebensfragen beschäftigt hat, die noch heute aktuell sind?
Ob Balance oder Lebenslust, Sinnfülle, Arbeit oder Gelassenheit - was die Benediktsregel zu diesen Themen zu sagen hat, ist auch heute hilfreich. Mit leichter Feder und tiefgründig zugleich erschließt Anton Zuber die alten Texte für Menschen von heute und zeigt: Benedikts Regel ist attraktiv und wer auf sie hört, ist nicht verrückt!
SpracheDeutsch
HerausgeberPatmos Verlag
Erscheinungsdatum18. Feb. 2014
ISBN9783843605106
Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner

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    Buchvorschau

    Regelrecht verrückt - Anton Zuber

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    Inhalt

    Über den Autor

    Über das Buch

    Impressum

    Hinweise des Verlags

    Anton Zuber

    Regelrecht verrückt

    Die Benediktsregel für Optimisten

    Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner

    Patmos Verlag

    Inhalt

    Prolog »Regel-recht ver-rückt«

    Verrückt … nach Lebenslust

    Zeit

    Arbeit

    Freiheit

    Begeisterung

    Kreativität

    Bodenhaftung

    Verrückt … nach Balance

    Achtsamkeit

    Demut

    Unterscheidung

    Heitere Gelassenheit

    Verrückt … nach Spiritualität

    Spurensuche

    Faszination

    Spuren Gottes

    Sehnsucht nach Heil

    Schweigen und Reden

    Verrückt … nach Orientierung

    Ökologie und Konsum

    Geld

    Klausur

    Beten

    Freude und Humor

    Verrückt … nach dem rechten Maß

    Notwendiges und Überflüssiges

    Festhalten und Loslassen

    Geben und Nehmen

    Essen und Trinken

    Treue und Vertrauen

    Verrückt … nach Sinn

    Gesunde Einheit

    Krise – Gefahr und Chance

    Identität

    Kraft tanken

    Berufung

    Epilog

    |

    Prolog »Regel-recht ver-rückt«

    »Zum König reicht Abstammung, zum Narren gehört Talent« – Das mittelalterliche Zitat beschreibt die Stellung des Adels und des Hofnarren. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die durch Geburt oder Status eine herausragende Position im Leben erlangten. Diese Chance hatten nur wenige. Beziehungen, Glück oder Talent konnten zwar nützlich sein, sie waren aber kein Garant für eine außergewöhnliche Position.

    Es müssen schon echte Narren gewesen sein, die auf Status, Güter und Reichtum bewusst verzichteten, um eines höheren Ideals willen. Man nannte sie die Narren Gottes. Es waren jene »Verrückten«, die ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang wählten, einer inneren Stimme folgend.

    Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther, dass er »zu einem Narren um Christi willen geworden sei«. Im zweiten Korintherbrief benutzt er ebenfalls die Sprache und das Bild eines Narren. Ein Narr Gottes, ein Verrückter um Christi willen? Gehört so einer nicht in die Obhut eines Psy­chiaters?

    Um das Jahr 500 lebte im umbrischen Nursia ein Mann namens Benedikt. Sein Vater zählte zum gehobenen und angesehenen Landadel. Mit 15 Jahren kam er zum Studium nach Rom mit dem Ziel, Staatsbeamter zu werden. Seine Lehrer erkannten bald sein außergewöhnliches Sprachtalent und Rechtsempfinden. Das dekadente Leben und der moralische Niedergang der Stadt widerten ihn an. Benedikt brach sein Studium ab und zog in die Einsamkeit. Dort schloss er sich kurz einer Asketengemeinschaft an, lebte dann drei Jahre lang in einer Höhle bei Subiaco. Bald fanden Menschen den Weg zu ihm, wollten seine Botschaft hören und sich von ihm führen lassen.

    Während sich Benedikt zuvor radikal von der Welt abgewandt hatte, um den Einklang mit sich selbst zu finden, bekam er wohl so eine klare Blickrichtung. Im Gebirge des Monte Cassino sammelte Benedikt immer mehr gleichgesinnte Männer um sich, die nach seinem Beispiel als Mönchsgemeinschaft lebten. Für sie schrieb er die Regel, welche als tragfähige Lebens- und Glaubensgrundlage dienen sollte. Benedikt baute darin auf den Menschen, das Geschöpf Gottes.

    Regelrecht verrückt muss er gewesen sein, dieser Benedikt von Nursia, der ehemalige wohlhabende Spross einer einflussreichen Familie, der sich selbst zum Narren machte, zum Ausgestoßenen. Er wählte einen Lebensstil, der selbst das Dasein der Armen übertraf. Benedikt setzte sich den Launen der Natur aus, blieb mittellos und ohne Status.

    So ein Leben zu führen klingt aus heutiger Sicht chaotisch und durchgedreht. Es als beispielhaft zu bezeichnen, wäre geradezu grotesk. Und doch liegt im geistigen Fundament des Benedikt von Nursia eine nachahmenswerte Faszination, die Menschen begeistert. Fragen tauchen auf, welches Geheimnis wohl das benediktinische Leben so attraktiv macht.

    Wer sich mit der Regel befasst, ist erstaunt über deren schlichte Sprache. In einfachen und verständlichen Worten beschreibt Benedikt das tragfähige Konzept einer klösterlichen Lebensgemeinschaft. Seine Aussagen sind schnörkellos und direkt. Strenge Passagen wechseln sich ab mit Kapiteln von großer Güte und Nachsicht. Seine Ausführungen beschäftigen sich mit allen Ausprägungen und Besonderheiten menschlichen Zusammenlebens, lassen aber auch der individuellen Lebensgestaltung des Einzelnen genügend Freiraum. Trotz ihres Alters von 1500 Jahren hat sie nichts an Aktualität verloren.

    Es geht darum, die tiefe Weisheit der Regel Benedikts immer wieder in den jeweiligen Lebenskreis der Menschen einzuordnen. Was würde Benedikt zu aktuellen gesellschaftlichen Situationen sagen? Wie kann die Regel in unsere Zeit umgesetzt und transparent werden? Bekommen Menschen von heute in Beruf und Familie von ihr die Wegweisung für ihr Leben?

    Über Jahrhunderte hinweg wurde die Benediktsregel ausschließlich als Richtschnur für Mönche und Nonnen gesehen. Zweifellos war dies auch Benedikts Intention. Doch nur wenige Kapitel betreffen explizit das Kloster selbst. Der überwiegende Teil ist auch außerhalb von Klostermauern eine faszinierende und praktikable Anleitung für ein sinnvolles und erfülltes Leben. Sie gibt Menschen Anregungen und Übungen zum Finden der eigenen Kraft, Impulse für den Alltag und konkrete Hinweise zur Lebensgestaltung.

    Es steht außer Frage, auch im Mikrokosmos Kloster »menschelt« es. Dort sind Tugenden und Untugenden ebenso gegenwärtig wie außerhalb der Klausur. Ordensleute wollen keine besseren Menschen oder gar Übermenschen sein. Ihnen wurde, wie jedem Mensch, eine besondere Berufung gegeben. Aber sie sind keine heiligen Spinner oder frustrierte Flüchtende aus der globalen Welt.

    In der Benediktsregel geht es um Ordnung im menschlichen Leben. Um die tägliche Versorgung, den Tagesablauf, die Zeiten der Ruhe und der Arbeit. Benedikt plädiert für regelmäßige Mahlzeiten, die Verwendung regionaler Produkte und Speisen, die zur Jahreszeit passen. Es geht um das rechte Maß. Ein Konzept, das auch heutige Ernährungswissenschaftler vertreten.

    Die Regel ordnet Reden und Schweigen. Worte sollen mit Bedacht gewählt werden. Schweigen muss nicht passiv, sondern kann konstruktiv sein. Im heutigen medialen Überangebot an Information und Reizüberflutung gewinnt Stille und Schweigen einen besonderen Wert.

    Die Grundhaltungen von Demut und Gehorsam bezeichnet Benedikt als Werkzeuge geistlicher Kunst. In der Wettbewerbs- und Konkurrenzsituation bekommen Tugenden wie bewusste Genügsamkeit und Verzicht eine neue Dimension.

    Die Benediktsregel steht für Ordnung im gemeinschaftlichen Leben. Im Umgang der Generationen: Wie können sich Alte und Junge austauschen, gegenseitig motivieren und von ihren spezifischen Fertigkeiten und Erfahrungen profitieren? Welche elementaren Verhaltensregeln gelten für den Umgang mit kranken und alten Menschen in einer von Überalterung und Einsamkeit bedrohten Gesellschaft?

    Wo haben Gentechnik, Fortpflanzungsmedizin und humanes Sterben im göttlichen Heilsplan ihren Platz? Wie gehen wir mit der Natur, mit Integration und Migration um?

    Ein wichtiges Thema der Regel sind die menschlichen Schwächen. Benedikt widmet sich intensiv den Verfehlungen und ­Strafen. Wie damit umzugehen ist, beschäftigt Gesellschaft und Justiz immer wieder neu.

    Benedikt nimmt sich auch der Führungsaufgaben an. Er beschreibt detailliert die Aufgaben und Pflichten von Vorgesetzten. Hierarchien, Motivation und Honorierung sind hochaktuelle Themen in Unternehmen und Behörden.

    Persönlicher und gemeinsamer Besitz gehören zu den wesentlichen Aspekten der Regel: Was darf der Einzelne haben, was gehört der Allgemeinheit? Geben und Nehmen, Teilen und Verzichten, Sparen und Raffen. In Anbetracht der neuen Armut und der Verteilung von Gütern sind dies brennende Fragen, die Antworten verlangen.

    Die Vielfalt des Lebens bildet sich in den zahlreichen menschlichen Lebensentwürfen ab. Was Benedikt seinen Mitbrüdern und Mitschwestern sagt, ist weder orts- noch zeitgebunden. In seiner Regel gibt er Denkanstöße und Vorschläge, die über den Tag hinaus Bedeutung haben. Sie zeugen von großer Menschenkenntnis. Deshalb bleibt Benedikts Regel zeitlos aktuell.

    Benedikt ist alles andere als ein »Spinner«, auch kein heiliger Narr und erst recht kein Verrückter. Doch er hat mit seiner Regel das Leben verrückt, auf den Weg zu Gott hin. Er hat ein Muster geschaffen, wie Leben gelingen kann. Gleichzeitig betont er die Individualität des Menschen und stemmt sich gegen die uniformierte Gleichheit. Immer wird es Menschen geben, die nicht in eine Norm passen. Sie rücken von Konventionen ab, geben Denkanstöße, sind bisweilen unbequem, aber besitzen das Privileg, unverblümt die Wahrheit sagen zu dürfen. Verrückte sind sie, im positiven Sinne. Frauen und Männer gehören dazu, die Hinweise geben, dass Gott auf vielfältige Weise in ihr Leben eingreift und so scheinbar fest Gefügtes plötzlich verrückt und in eine andere Richtung gelenkt wird. Auf den zweiten Blick kann diese Art der Verrücktheit dabei helfen, dem eigenen Alltag gelassener zu begegnen.

    Verrückt … nach Lebenslust

    Zeit

    Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib,

    noch lässt das Licht des Lebens uns Zeit, all das zu erfüllen.

    Benediktsregel Prolog 43 f

    Immer weiter, immer schneller, immer hektischer – man hat weder Ruhe noch Gelegenheit, um in sich hineinzuhören. Der Alltag ist laut und hektisch. Die innere Stimme wahrzunehmen, gelassen zu werden, nicht auf die Uhr schauen zu müssen – danach sehnen sich viele Zeitgenossen.

    Wo aber findet der Mensch Orte, an denen er zu Ruhe kommen und sich dem Zeitdruck entziehen kann? Für stressgeplagte, termingehetzte Frauen und Männer scheint es geradezu unvorstellbar, sich für einige Tage in ein Kloster zurückzuziehen, um intensiv zu spüren: lebe ich oder werde ich gelebt? Die Annahme, dass hinter Klostermauern generell Leute hausen, die allem Weltlichen entsagt haben und völlig vergeistigt sind, schreckt manchen von einem solchen Schritt ab.

    Wer sich jedoch auf das Abenteuer Kloster einlässt, ist keinesfalls verrückt, sondern rückt vielmehr in eine besondere Atmosphäre ein. Vielleicht rümpfen manche die Nase: Ist ein solcher Ausstieg nicht gefährlich? Kann er möglicherweise der Karriere schaden? Tage ohne Terminkalender, ohne Handy, ohne Computer und Internet, Stunden ohne das Diktat der Zeit? Im Kloster scheinen die Uhren anders zu ticken. Für manchen klösterlichen Gast fällt es plötzlich wie Schuppen von seinen Augen: Mönche und Nonnen verschenken Zeit an andere, wenn sie stundenlang singen und beten. Sie teilen Zeit, wenn sie mit Gästen reden, ihnen zuhören, offen sind für ihre Anliegen.

    Aber selbst in Klöstern gibt es Uhren. Der Faktor Zeit

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