Regelrecht verrückt: Die Benediktsregel für Optimisten. Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner
Von Anton Zuber und Ulrich Wörner
()
Über dieses E-Book
Ob Balance oder Lebenslust, Sinnfülle, Arbeit oder Gelassenheit - was die Benediktsregel zu diesen Themen zu sagen hat, ist auch heute hilfreich. Mit leichter Feder und tiefgründig zugleich erschließt Anton Zuber die alten Texte für Menschen von heute und zeigt: Benedikts Regel ist attraktiv und wer auf sie hört, ist nicht verrückt!
Ähnlich wie Regelrecht verrückt
Ähnliche E-Books
Benedikt für Anfänger: Lebensweisheiten aus dem Kloster. Mit Zeichnungen von Renato Compostella Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Macht der Geheimbünde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeneration Gleichschritt: Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCorona in Deutschland: Die Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchlaflos in Tel Aviv: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNo, warum nicht?: Der jüdische Witz als Quelle der Lebenskunst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommissar Kugelblitz 22. Vermisst am Mississippi: Kommissar Kugelblitz Ratekrimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschwiegene Worte - Abschied von dir: Sprüche für Todesanzeigen und Kondolenzschreiben zum Lesen, Nachdenken, Traurig sein und Mut schöpfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Raufbolden - Fürsten, Grafen und Rittern: Ein kurzweiliger Geschichtseinblick zum Ende des Mittelalters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGenossen, wir müssen alles wissen!: DDR-Alltag im Spiegel der Stasi-Akten. Ein Lesebuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mythen der Rechten: Was sie uns glauben machen wollen – und wie wir uns dagegen wehren können Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5MännerMutMacher: Hoffnungsvolle, emotionale Erlebnisse von Männern mit Ecken und Kanten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchluss mit der Sozialromantik!: Ein Jugendrichter zieht Bilanz Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Brief an meine Mutter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDürer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÖsterreich zum Totlachen: Geschichte in Witzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeherzte Freiheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeopold von Ranke: Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht: Star Wars und die Bibel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnsichten aus der Mitte Europas: Wie Sachsen die Welt sehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenObdachlos: Das Leben des Arno Kilian Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCharlie und die Schokoladenfabrik von Roald Dahl (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNotizen von unterwegs: 2007 - 2019 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOtto Dix: Der Krieg 1923/24 - 50 Radierungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpirituelle Essays: Geistige Gesetze und Die Über-Seele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Name der Rose Rezension Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZickensklaven: Wenn Männer zu sehr lieben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerfekte Ausreden für jede Gelegenheit: So retten Sie sich gekonnt aus schwierigen Situationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück kommt von Denken: Die Kunst, das eigene Leben in die Hand zu nehmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAllahs mutige Kritiker: Die unterdrückte Wahrheit über den Islam Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
Christentum für Sie
Die globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Bibel und der Quran: Eine thematische Gegenüberstellung der zwei heiligen Bücher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Bibel trifft Koran: Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bibel: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachfolge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen99 neue Weihnachtsgeschichten: Zum Vorlesen in Familie, Kindergarten, Schule und Gemeinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAmoris Laetitia - Freude der Liebe: Mit einer Hinführung von Christoph Kardinal Schönborn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCompendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Der Brief des Jakobus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom innersten Grunde - Mystische Schriften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüße, Fotos, Paprika: Kinder von 7 bis 12 Jahren machen biblische Geschichten. 15 kreative Methoden – 30 fertige Entwürfe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJesus, der Zenmeister: Eine spirituelle Entdeckungsreise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNein sagen ohne Schuldgefühle: Gesunde Grenzen setzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBasisBibel. Die Kompakte. eBook: Die Bibel lesen wie einen Roman. Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Leben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Jona und der unverschämt barmherzige Gott Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Heilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöpfung und Fall: Theologische Auslegung von Genesis 1 bis 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAugustinus: Die Bekenntnisse - Confessiones: Eine der einflussreichsten autobiographischen Texte der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenglauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Weiterglauben: Warum man einen großen Gott nicht klein denken kann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMissionale Theologie: Evangelikale auf dem Weg zur Weltverantwortung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gott oder nichts: Ein Gespräch über den Glauben Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Elberfelder Bibel - Altes und Neues Testament: Revision 2006 (Textstand 26) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Regelrecht verrückt
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Regelrecht verrückt - Anton Zuber
NAVIGATION
Buch lesen
Cover
Haupttitel
Inhalt
Über den Autor
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Anton Zuber
Regelrecht verrückt
Die Benediktsregel für Optimisten
Mit Zeichnungen von Ulrich Wörner
Patmos Verlag
Inhalt
Prolog »Regel-recht ver-rückt«
Verrückt … nach Lebenslust
Zeit
Arbeit
Freiheit
Begeisterung
Kreativität
Bodenhaftung
Verrückt … nach Balance
Achtsamkeit
Demut
Unterscheidung
Heitere Gelassenheit
Verrückt … nach Spiritualität
Spurensuche
Faszination
Spuren Gottes
Sehnsucht nach Heil
Schweigen und Reden
Verrückt … nach Orientierung
Ökologie und Konsum
Geld
Klausur
Beten
Freude und Humor
Verrückt … nach dem rechten Maß
Notwendiges und Überflüssiges
Festhalten und Loslassen
Geben und Nehmen
Essen und Trinken
Treue und Vertrauen
Verrückt … nach Sinn
Gesunde Einheit
Krise – Gefahr und Chance
Identität
Kraft tanken
Berufung
Epilog
|
Prolog »Regel-recht ver-rückt«
»Zum König reicht Abstammung, zum Narren gehört Talent« – Das mittelalterliche Zitat beschreibt die Stellung des Adels und des Hofnarren. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die durch Geburt oder Status eine herausragende Position im Leben erlangten. Diese Chance hatten nur wenige. Beziehungen, Glück oder Talent konnten zwar nützlich sein, sie waren aber kein Garant für eine außergewöhnliche Position.
Es müssen schon echte Narren gewesen sein, die auf Status, Güter und Reichtum bewusst verzichteten, um eines höheren Ideals willen. Man nannte sie die Narren Gottes. Es waren jene »Verrückten«, die ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang wählten, einer inneren Stimme folgend.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther, dass er »zu einem Narren um Christi willen geworden sei«. Im zweiten Korintherbrief benutzt er ebenfalls die Sprache und das Bild eines Narren. Ein Narr Gottes, ein Verrückter um Christi willen? Gehört so einer nicht in die Obhut eines Psychiaters?
Um das Jahr 500 lebte im umbrischen Nursia ein Mann namens Benedikt. Sein Vater zählte zum gehobenen und angesehenen Landadel. Mit 15 Jahren kam er zum Studium nach Rom mit dem Ziel, Staatsbeamter zu werden. Seine Lehrer erkannten bald sein außergewöhnliches Sprachtalent und Rechtsempfinden. Das dekadente Leben und der moralische Niedergang der Stadt widerten ihn an. Benedikt brach sein Studium ab und zog in die Einsamkeit. Dort schloss er sich kurz einer Asketengemeinschaft an, lebte dann drei Jahre lang in einer Höhle bei Subiaco. Bald fanden Menschen den Weg zu ihm, wollten seine Botschaft hören und sich von ihm führen lassen.
Während sich Benedikt zuvor radikal von der Welt abgewandt hatte, um den Einklang mit sich selbst zu finden, bekam er wohl so eine klare Blickrichtung. Im Gebirge des Monte Cassino sammelte Benedikt immer mehr gleichgesinnte Männer um sich, die nach seinem Beispiel als Mönchsgemeinschaft lebten. Für sie schrieb er die Regel, welche als tragfähige Lebens- und Glaubensgrundlage dienen sollte. Benedikt baute darin auf den Menschen, das Geschöpf Gottes.
Regelrecht verrückt muss er gewesen sein, dieser Benedikt von Nursia, der ehemalige wohlhabende Spross einer einflussreichen Familie, der sich selbst zum Narren machte, zum Ausgestoßenen. Er wählte einen Lebensstil, der selbst das Dasein der Armen übertraf. Benedikt setzte sich den Launen der Natur aus, blieb mittellos und ohne Status.
So ein Leben zu führen klingt aus heutiger Sicht chaotisch und durchgedreht. Es als beispielhaft zu bezeichnen, wäre geradezu grotesk. Und doch liegt im geistigen Fundament des Benedikt von Nursia eine nachahmenswerte Faszination, die Menschen begeistert. Fragen tauchen auf, welches Geheimnis wohl das benediktinische Leben so attraktiv macht.
Wer sich mit der Regel befasst, ist erstaunt über deren schlichte Sprache. In einfachen und verständlichen Worten beschreibt Benedikt das tragfähige Konzept einer klösterlichen Lebensgemeinschaft. Seine Aussagen sind schnörkellos und direkt. Strenge Passagen wechseln sich ab mit Kapiteln von großer Güte und Nachsicht. Seine Ausführungen beschäftigen sich mit allen Ausprägungen und Besonderheiten menschlichen Zusammenlebens, lassen aber auch der individuellen Lebensgestaltung des Einzelnen genügend Freiraum. Trotz ihres Alters von 1500 Jahren hat sie nichts an Aktualität verloren.
Es geht darum, die tiefe Weisheit der Regel Benedikts immer wieder in den jeweiligen Lebenskreis der Menschen einzuordnen. Was würde Benedikt zu aktuellen gesellschaftlichen Situationen sagen? Wie kann die Regel in unsere Zeit umgesetzt und transparent werden? Bekommen Menschen von heute in Beruf und Familie von ihr die Wegweisung für ihr Leben?
Über Jahrhunderte hinweg wurde die Benediktsregel ausschließlich als Richtschnur für Mönche und Nonnen gesehen. Zweifellos war dies auch Benedikts Intention. Doch nur wenige Kapitel betreffen explizit das Kloster selbst. Der überwiegende Teil ist auch außerhalb von Klostermauern eine faszinierende und praktikable Anleitung für ein sinnvolles und erfülltes Leben. Sie gibt Menschen Anregungen und Übungen zum Finden der eigenen Kraft, Impulse für den Alltag und konkrete Hinweise zur Lebensgestaltung.
Es steht außer Frage, auch im Mikrokosmos Kloster »menschelt« es. Dort sind Tugenden und Untugenden ebenso gegenwärtig wie außerhalb der Klausur. Ordensleute wollen keine besseren Menschen oder gar Übermenschen sein. Ihnen wurde, wie jedem Mensch, eine besondere Berufung gegeben. Aber sie sind keine heiligen Spinner oder frustrierte Flüchtende aus der globalen Welt.
In der Benediktsregel geht es um Ordnung im menschlichen Leben. Um die tägliche Versorgung, den Tagesablauf, die Zeiten der Ruhe und der Arbeit. Benedikt plädiert für regelmäßige Mahlzeiten, die Verwendung regionaler Produkte und Speisen, die zur Jahreszeit passen. Es geht um das rechte Maß. Ein Konzept, das auch heutige Ernährungswissenschaftler vertreten.
Die Regel ordnet Reden und Schweigen. Worte sollen mit Bedacht gewählt werden. Schweigen muss nicht passiv, sondern kann konstruktiv sein. Im heutigen medialen Überangebot an Information und Reizüberflutung gewinnt Stille und Schweigen einen besonderen Wert.
Die Grundhaltungen von Demut und Gehorsam bezeichnet Benedikt als Werkzeuge geistlicher Kunst. In der Wettbewerbs- und Konkurrenzsituation bekommen Tugenden wie bewusste Genügsamkeit und Verzicht eine neue Dimension.
Die Benediktsregel steht für Ordnung im gemeinschaftlichen Leben. Im Umgang der Generationen: Wie können sich Alte und Junge austauschen, gegenseitig motivieren und von ihren spezifischen Fertigkeiten und Erfahrungen profitieren? Welche elementaren Verhaltensregeln gelten für den Umgang mit kranken und alten Menschen in einer von Überalterung und Einsamkeit bedrohten Gesellschaft?
Wo haben Gentechnik, Fortpflanzungsmedizin und humanes Sterben im göttlichen Heilsplan ihren Platz? Wie gehen wir mit der Natur, mit Integration und Migration um?
Ein wichtiges Thema der Regel sind die menschlichen Schwächen. Benedikt widmet sich intensiv den Verfehlungen und Strafen. Wie damit umzugehen ist, beschäftigt Gesellschaft und Justiz immer wieder neu.
Benedikt nimmt sich auch der Führungsaufgaben an. Er beschreibt detailliert die Aufgaben und Pflichten von Vorgesetzten. Hierarchien, Motivation und Honorierung sind hochaktuelle Themen in Unternehmen und Behörden.
Persönlicher und gemeinsamer Besitz gehören zu den wesentlichen Aspekten der Regel: Was darf der Einzelne haben, was gehört der Allgemeinheit? Geben und Nehmen, Teilen und Verzichten, Sparen und Raffen. In Anbetracht der neuen Armut und der Verteilung von Gütern sind dies brennende Fragen, die Antworten verlangen.
Die Vielfalt des Lebens bildet sich in den zahlreichen menschlichen Lebensentwürfen ab. Was Benedikt seinen Mitbrüdern und Mitschwestern sagt, ist weder orts- noch zeitgebunden. In seiner Regel gibt er Denkanstöße und Vorschläge, die über den Tag hinaus Bedeutung haben. Sie zeugen von großer Menschenkenntnis. Deshalb bleibt Benedikts Regel zeitlos aktuell.
Benedikt ist alles andere als ein »Spinner«, auch kein heiliger Narr und erst recht kein Verrückter. Doch er hat mit seiner Regel das Leben verrückt, auf den Weg zu Gott hin. Er hat ein Muster geschaffen, wie Leben gelingen kann. Gleichzeitig betont er die Individualität des Menschen und stemmt sich gegen die uniformierte Gleichheit. Immer wird es Menschen geben, die nicht in eine Norm passen. Sie rücken von Konventionen ab, geben Denkanstöße, sind bisweilen unbequem, aber besitzen das Privileg, unverblümt die Wahrheit sagen zu dürfen. Verrückte sind sie, im positiven Sinne. Frauen und Männer gehören dazu, die Hinweise geben, dass Gott auf vielfältige Weise in ihr Leben eingreift und so scheinbar fest Gefügtes plötzlich verrückt und in eine andere Richtung gelenkt wird. Auf den zweiten Blick kann diese Art der Verrücktheit dabei helfen, dem eigenen Alltag gelassener zu begegnen.
Verrückt … nach Lebenslust
Zeit
Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib,
noch lässt das Licht des Lebens uns Zeit, all das zu erfüllen.
Benediktsregel Prolog 43 f
Immer weiter, immer schneller, immer hektischer – man hat weder Ruhe noch Gelegenheit, um in sich hineinzuhören. Der Alltag ist laut und hektisch. Die innere Stimme wahrzunehmen, gelassen zu werden, nicht auf die Uhr schauen zu müssen – danach sehnen sich viele Zeitgenossen.
Wo aber findet der Mensch Orte, an denen er zu Ruhe kommen und sich dem Zeitdruck entziehen kann? Für stressgeplagte, termingehetzte Frauen und Männer scheint es geradezu unvorstellbar, sich für einige Tage in ein Kloster zurückzuziehen, um intensiv zu spüren: lebe ich oder werde ich gelebt? Die Annahme, dass hinter Klostermauern generell Leute hausen, die allem Weltlichen entsagt haben und völlig vergeistigt sind, schreckt manchen von einem solchen Schritt ab.
Wer sich jedoch auf das Abenteuer Kloster einlässt, ist keinesfalls verrückt, sondern rückt vielmehr in eine besondere Atmosphäre ein. Vielleicht rümpfen manche die Nase: Ist ein solcher Ausstieg nicht gefährlich? Kann er möglicherweise der Karriere schaden? Tage ohne Terminkalender, ohne Handy, ohne Computer und Internet, Stunden ohne das Diktat der Zeit? Im Kloster scheinen die Uhren anders zu ticken. Für manchen klösterlichen Gast fällt es plötzlich wie Schuppen von seinen Augen: Mönche und Nonnen verschenken Zeit an andere, wenn sie stundenlang singen und beten. Sie teilen Zeit, wenn sie mit Gästen reden, ihnen zuhören, offen sind für ihre Anliegen.
Aber selbst in Klöstern gibt es Uhren. Der Faktor Zeit