Das 1x1 der direkten Immobilienanlage: Ein unabhängiges Praxishandbuch für die erfolgreiche Immobilienanlage
Von Stefan Kumschick und Martina Gessler
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Über dieses E-Book
Das Buch wurde im Lehrgang Master of Advanced Studies FHO in Real Estate Management an der FHS St. Gallen mit der Bestnote 5.7 des Jahrganges 2014 bewertet.
Stefan Kumschick
Stefan Kumschick (dipl. Immobilienökonom FH MAS in REM, dipl. Betriebswirtschafter HF) ist seit 1999 in verschiedenen Funktionen im Bank-Firmenkundengeschäft tätig. Aktuell arbeitet er als Senior Berater Firmenkunden im Kader der Thurgauer Kantonalbank in Frauenfeld. Dabei berät er Kunden hinsichtlich sämtlicher finanzieller Bedürfnisse und ist spezialisiert auf komplexere Immobilien-Finanzierungen. Seit der kaufmännischen Grundausbildung im Immobilien-Treuhand-Bereich, hat sich Stefan Kumschick durch seine täglichen Berührungspunkte mit Immobilien-Fragen fundierte Kenntnisse im Bereich Immobilien erarbeitet.
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Buchvorschau
Das 1x1 der direkten Immobilienanlage - Stefan Kumschick
sein.
1 Die Immobilienanlage
Immobilien bilden als langfristige Geldanlagen eine attraktive Alternative zu anderen Anlageklassen, wie zum Beispiel Aktien. Sie zeichnen sich durch eine hohe Wertbeständigkeit aus, bieten teilweise steuerliche Vorteile und, abhängig vom Standort, unter Umständen auch einen guten Inflationsschutz. Ihre eigentliche Stärke besteht jedoch im Generieren von regelmässigen, konstanten und kalkulierbaren Erträgen. Qualitativ gute Immobilien eignen sich somit sehr gut als langfristige Investitionsobjekte, sofern Lage, Preis, Finanzierung und Vermietbarkeit stimmen.
Mehrfamilienhaus im Kanton St. Gallen
1.1 Besonderheiten von Immobilienanlagen
Immobilien unterscheiden sich gegenüber anderen Anlageformen und weisen spezifische Charaktereigenschaften auf. Der Begriff «Immobilie» impliziert bereits die Immobilität respektive Standortgebundenheit von Immobilien und damit die Abhängigkeit von externen, nicht steuerbaren Einflussgrössen. Die Heterogenität bezeichnet die Einzigartigkeit einer jeden Immobilie. Selbst innerhalb bestimmter Kategorien gleicht kein Objekt in seiner Vielzahl von Eigenschaften genau einem anderen. Diese Heterogenität gibt jeweils spezifische Nutzungen vor, woraus eine bestimmte Nutzungsgebundenheit resultiert. Im Gegensatz zu anderen Anlagen weist eine Immobilie häufig eine sehr lange Nutzungsdauer von über 100 Jahren und einen hohen Kapitalbedarf, sowohl beim Erwerb als auch beim Betreiben, auf. (Lanz, 2014, Rating, S. 6)
Abbildung 1: Charaktereigenschaften von Immobilien (Lanz, 2014)
1.2 Gründe für Immobilienanlagen
Es gibt verschiedene Beweggründe für Investoren, in Immobilien zu investieren. Der Hauptfokus dieses Ratgebers liegt auf Mehrfamilienhäusern, welche als Renditeobjekte erworben werden. Dabei kann es sich um eine einzelne Liegenschaft oder aber um ein Immobilienportfolio handeln. Die Eigenkapital-Rendite zeigt dabei das prozentuale Verhältnis des Gewinns zum eingesetzten Kapital auf.
Einer der Hauptgründe für den Entscheid privater Anleger zugunsten einer Immobilienanlage sind die fehlenden Alternativen: Aktien erscheinen ihnen oftmals zu unsicher, die Renditen bei Wertpapieren zu niedrig. Zudem wirken sich die aktuell sehr tiefen Zinsen positiv auf die Liegenschaftsrechnung aus und stellen eine grosse Motivation für Investoren dar. In Kombination mit einer im Vergleich zu anderen Anlagen hohen Fremdfinanzierbarkeit entsteht so eine Hebelwirkung. (Bleisch, Experteninterview, 2014) Dieser sogenannte Leverage-Effekt wird in Kapitel 4.3.3 detailliert beschrieben.
Während die Verzinsung von BVG-Geldern sowie Renten- und Lebensversicherungen zunehmend an Attraktivität verlieren, werden Immobilien als Altersvorsorge immer beliebter. Ein grosser Vorteil ist dabei, dass das Vorsorgekapital für die Erben erhalten bleibt und nicht wie bei einer Rente nach dem Tod erlischt. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die Immobilie bei Renteneintritt moderat belehnt ist und genügend Rückstellungen für den laufenden Unterhalt und zukünftige Instandsetzungen vorhanden sind.
Ein weiterer Grund für den Entscheid vieler Anleger zugunsten einer Immobilienanlage ist der vergleichsweise gute Inflationsschutz. Es ist richtig, dass Immobilien einen relativ sicheren Werterhalt bieten. Zudem ist eine bedingte Anpassung der nominellen Mieten an die Inflation möglich, was deren negativen Effekt auf den Wert reduziert. Allerdings können die Mieten erfahrungsgemäss zumindest kurz- bis mittelfristig kaum vollständig an die Inflation angepasst werden. Von den langfristig, das heisst über mehrere Zyklen durchaus stabilen Immobilienpreisen können demzufolge auch nur langfristig orientierte Investoren profitieren. Der Inflationsschutz ist ausserdem stark abhängig vom Standort der Immobilie. Der Wert einer Liegenschaft reduziert sich kontinuierlich durch ihre Alterung. Durch bauliche Massnahmen kann dies korrigiert werden, was aber zu zusätzlichen Kosten führt. Das bedeutet, dass Liegenschaften mit einem grossen Landanteil einen besseren Inflationsschutz bieten: Unbebautes Bauland erfährt keine Entwertung durch Alterung. Da der prozentuale Landanteil am Verkehrswert an guten Lagen höher ist, hat der Standort folglich Auswirkungen auf den Inflationsschutz: Bessere Lage – besserer Inflationsschutz, vereinfacht gesagt. (Gantenbein, 2012)
Bei grösseren Vermögen kann die Immobilienanlage auch ein Bestandteil der sogenannten Asset Allocation (deutsch: Anlageaufteilung) sein. Ziel ist die Diversifikation, also die Aufteilung eines Vermögens auf verschiedene Anlageklassen wie zum Beispiel Anleihen, Aktien, Immobilien und Edelmetalle. Durch eine Aufteilung des Anlagekapitals in sichere und in riskantere Anlagen wird versucht, das für den jeweiligen Investor ideale Verhältnis zwischen Risiko und Rendite zu erreichen. (Börsenlexikon FAZ, 2014)
Manche Immobilieninvestitionen werden auch aus Prestigegründen getätigt, etwa weil es «en vogue» ist, an einem bestimmten Standort eine Liegenschaft sein Eigen zu nennen. Nicht zuletzt gibt es aber vor allem bei privaten Immobilienanlegern auch emotionale Gründe, in Immobilien zu investieren. Im Gegensatz zu Finanzbeteiligungen mittels Wertpapieren, kann man ein Gebäude anfassen. Der reale, physische, sicht- und greifbare Wert vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht eine Beziehung zum Objekt. (Bleisch, Experteninterview, 2014) Diese emotionale Komponente ist nicht zu unterschätzen. Nicht wenige Eigentümer betreiben ihre Immobilie mit viel Herzblut. Bei «anonymen» Aktien ist dies wohl kaum vorstellbar!
1.3 Varianten der Immobilienanlagen
Es gibt unterschiedliche Varianten von Immobilienanlagen. Welche Art der Anlage für den jeweiligen Investor die richtige ist, hängt nicht zuletzt vom verfügbaren Kapital sowie von seiner Risikobereitschaft ab.
1.3.1 Direkte Immobilienanlagen
Bei einer direkten Immobilienanlage erwirbt ein Anleger eine oder mehrere Immobilien in eigenem Namen. Er trifft also selbst einen objektbezogenen Investitionsentscheid und erwirbt, betreibt, verwaltet und veräussert Immobilien direkt, in eigenem Namen und auf eigene Rechnung. Dabei kann es sich um Selbstnutzer, private Kapitalanleger aber auch um professionelle Immobilienunternehmen und institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen handeln. (Bürgi Nägeli Rechtsanwälte, 2014)
Weil eine erfolgreiche Investition mit Direktanlagen genügend Eigenmittel für geeignete Objektgrössen und eine angemessene Risikodiversifikation voraussetzt, eignet sich diese nicht für alle privaten Anleger. Zudem ist der direkte Erwerb von Immobilien aufwendig, setzt Erfahrung voraus und verursacht vergleichsweise hohe Transaktionskosten wie etwa für die Suche, die Immobilienbewertung, die Investitionsanalyse und die Kaufabwicklung. Ein Teil dieser Kosten fällt auch für die Unterbreitung von Kaufangeboten an, die keinen Zuschlag erhalten.
Trotzdem erfreuen sich auch direkte Immobilienanlagen bei privaten Investoren einer hohen Beliebtheit und es existieren in der Praxis zahlreiche Beispiele von erfolgreichen Investitionen. Neben der bereits erwähnten langfristigen Kalkulierbarkeit und dem Inflationsschutz besteht ein wesentlicher Vorteil in der Entscheidungshoheit, auch gegenüber indirekten Immobilienanlagen: Der Investor besitzt die vollständige Handlungs- und Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Verwaltung seines Eigentums und kann dessen Wertentwicklung durch wertsteigernde Investitionen selber beeinflussen. Ein Steuervorteil kann sich bei Direktanlagen ergeben, weil werterhaltende Sanierungsmassnahmen in der Regel von der Einkommenssteuer abzugsfähig sind. Zusammengefasst lassen sich hinsichtlich einer Investition in direkte Immobilienanlagen folgende Vor- und Nachteile festhalten:
Abbildung 2: Vor- und Nachteile direkter Immobilienanlagen (basierend auf UBS-Mehrfamilienhaus-Ratgeber, 2008, S. 14)
1.3.2 Indirekte Immobilienanlagen
Die relativ hohen Vorlaufkosten und der hohe Kapitalbedarf, der mit dem direkten Erwerb einer Immobilie einhergeht, sind Gründe für die ebenfalls hohe Nachfrage nach indirekten Immobilienanlagen. Ausserdem werden beim Kauf einer Immobilie aufgrund des Fremdkapitalanteiles häufig deutlich mehr als 100 % des Vermögens eines Investors in einer einzigen Investition gebunden, was im Hinblick