VORSCHAU
Ganze 23 Jahre nach dem Release der RPG-Klassiker Diablo 2 und Baldurs Gate 2 erscheinen erneut zwei Ableger der beliebten Reihen im selben Jahr. Obwohl es sich bei beiden Titeln technisch gesehen um Rollenspiele handelt, stehen sie doch exemplarisch für zwei komplett unterschiedliche Subformen des Genres. Wo Baldurs Gate wie Planescape Torment, Icewind Dale und The Temple of Elemental Evil zu den klassischen RPGs zählt, die versuchen, die Spielerfahrung einer Pen&Paper-Kampagne so elegant wie möglich auf den PC zu übertragen, ist Diablo ein gänzlich anderes Biest. Diablo ist ungefähr so sehr ein RPG wie Lethal Weapon die Geschichte einer Männerfreundschaft. Elemente wie Klassen, Level, Loot, Fähigkeiten und eine Geschichte sind zwar vorhanden, stehen aber vor allem im Dienst der suchterzeugenden Action.
Daran hat sich bis heutesich isometrische Action-RPGs und CRPGs voneinander entfernt, anstatt zusammenzuwachsen. Das neue Baldur’s Gate wirbt mit einer massiven Story, vielen unterschiedlichen Lösungswegen für Quests und komplexer Charakterentwicklung, während sich die Diablo-Reihe in Richtung MMO entwickelt hat. Massenweise Loot, Prestige-Stufen, Multiplayer-Fokus und Live-Service-Modell sollen das Publikum über Monate und Jahre mit immer neuem Endgame-Kram versorgen. Die Story ist nur der Anfang, für viele Fans beginnt das eigentliche Spiel danach. Auch Genrekollegen wie Lost Ark oder Path of Exile haben diesen Anspruch.