Batterien
Von Mario Perniola, Peter Trawny, Jeremy Bentham und
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Über diese Serie
flüchtet sich die Wissenschaft, selbst die Philosophie, ins Fachspezialistentum
und in Einzelstudien. Dabei bedarf gerade unsere
verworrene Zeit einer Theorie, die ihren inneren Zusammenhang
aufklärt. Peter Trawny stellt sich diesem intellektuellen Wagnis: In
einer dichten, intensiven und unbedingten Denkanstrengung tastet
er die Topografie der von ihm Technik.Kapital.Medium (TKM)
genannten Weltform ab. Technik – hervorbringendes Vermögen, das
alles, was erfunden werden kann, schon erfunden hat –, Kapital – Bewegung
selbstverwertenden Wertes – und Medium – soghafte Repräsentation
aller Dinge – bilden eine absolute, ineinander verschränkte
Einheit selbstbezogener Immanenz, die alles integriert und keine
Freiheit in ihr, keine Alternative neben ihr mehr kennt: Unsere
Lebensziele konzentrieren sich in einem übersichtlichen Katalog.
Dieser bietet Biografien an, die sich aus den Möglichkeiten des
Universals TKM ergeben. Entgegen aller revolutionären Emphase
früherer Zeiten besteht die süße Tragik jedoch darin, dass TKM eine
Welt bildet, in der das Leben möglich ist. Von der Apokalypse sind
wir so weit entfernt wie vom Paradies. Doch etwas entzieht sich.
Die Philosophie als unmögliche und spurenlose Wissenschaft kann
der Verlusterfahrung in der perfekten Einheit von TKM nachgehen.
Doch sie erkennt, dass der Ausbruch – das Andere – unmöglich ist.
Titel in dieser Serie (6)
- Der Traum, oder: Mond-Astronomie: Somnium sive astronomia lunaris. Mit einem Leitfaden für Mondreisende von Beatrix Langner
4
Wie im Rausch schrieb Johannes Kepler 1609 in zwei Nächten diese geheimnisvolle Traumerzählung einer Reise zum Mond. In seinen letzten Lebensjahren ergänzte er sie um einen umfangreichen astronomisch-mathematischen Anmerkungsteil, erst nach seinem Tod konnte diese Schrift veröffentlicht werden. Von zeitgenössischen Astronomen als "bizarr" und "seltsam" abgelehnt, steckt in ihr mehr als eine mutige Verteidigung des kopernikanischen Weltbilds. Zum ersten Mal erscheint nun diese Traumerzählung voll blühender Phantasie in einer textkritischen Übersetzung nach der Originalausgabe von 1634 vollständig auf Deutsch mit einem Essay von Beatrix Langner, in dem sie die Träumereien dieses äußerst ungewöhnlichen Mathematikers, Astronoms und Denkers des deutschen Humanismus vor dem Hintergrund der religions- und naturphilosophischen Debatten seiner Zeit nachzeichnet und deren Spur bis heute verfolgt.
- Starke Augenblicke: Physiognomie der Mystik
11
Was ist Mystik? László F. Földényi untersucht in diesem klassischen Essay jene Augenblicke, die in der abendländischen Tradition als mystisch, kathartisch, erschütternd oder ekstatisch beschrieben werden. Die kulturgeschichtliche, religiöse und mythische Tradition dieser Erlebnisse im Blick, versucht er ihre Rolle von der Antike bis in unsere Zeit zu beschreiben. Földényi deckt auf, dass gerade diese scheinbaren zeit- und raumlosen Augenblicke den wahren Charakter des immer zeit- und raumgebundenen Lebens erleuchten. Dabei versucht er jenen Augenblick, von dem auch sein eigenes Schreiben durchdrungen ist, lebhaft zu machen und nicht als neutralen Gegenstand zu behandeln.
- Wir Untote: Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction
13
Die untote Gesellschaft Klon, Transhumanismus, Enhanced Humanity, Hikikomori, Kinect, Cyborg, Epigenetik, Designer-Baby - Begriffe einer neuen Welt, in die wir bereits stärker verstrickt sind, als wir glauben. In das Blickfeld ernsthaften Nachdenkens über die Zukunft des Menschlichen rückt somit die Figur des "Untoten", des "Zombie", mit der nicht nur der eine oder andere Menschen (ob Botox-Monster oder hirntot gefesselt an eine Herz-Lungen-Maschine), sondern auch unsere Gesellschaft analysiert werden kann. Neue Konzepte des menschlichen Körpers, neue Formen der Gesellschaft - mit den Fortschritten in der Wissenschaft und Technik verschwimmen die Grenzen zwischen Leben und Tod, Kultur und Technik. Neue Fragestellungen geraten ins Zentrum ethischer und ästhetischer Überlegungen. Die Frage nach der Grenze des Machbaren wurde schon immer von der Realität als fiktiv und nicht relevant entlarvt. Stellen wir uns also der Frage nach dem Menschenpark. Wohin geht die Reise?
- Das Panoptikum
14
Überwachen und Strafen Im Panoptikum, Jeremy Benthams idealem Gefängnis- und Erziehungsbau, werden die Delinquenten permanenter Überwachung durch einen Aufseher unterzogen, der im Mittelpunkt eines kreisförmigen Gebäudes sitzt. Aber zu welchem Zweck? Michel Foucault interpretierte in seinem Werk Überwachen und Strafen (1975) Benthams Bau als Prototyp für die latente Perversion bürgerlicher Aufklärung, die Schizophrenie eines Liberalismus, der stets das Gute will und stets das Böse schafft. Aber stimmt das wirklich? Die erste deutsche Übersetzung von Panoptikum offenbart die Aktualität von Benthams Gedankenwelt. Als Begründer des Utilitarismus und Anhänger des Wirtschaftsliberalismus war er davon überzeugt, dass der Kapitalismus der wahre Schlüssel zum Glück des Menschen ist - und nichts anderes als den Weg zum Glück wollte er mit dem Panoptikum jedem Menschen ebnen. Ebook-Version ohne Interview mit Michel Foucault.
- Vom katholischen Fühlen
19
Der italienische Philosoph Mario Perniola konstatiert in dieser tiefgreifenden Studie, die nun endlich auf Deutsch erscheint, dass sich das Wesen des Katholizismus nicht in Lehre und Dogma ausdrückt, sondern in einer bestimmten Art zu fühlen. Bezugnehmend u. a. auf Ignatius de Loyola definiert er einen autonomen kulturellen Katholizismus, der geprägt ist von einem objektiven, rituellen, in der antiken römischen Welt wurzelnden äußerlichen Fühlen. Perniola macht dabei auch einen traditionellen Formalismus stark und geht so weit, darin die Möglichkeit zur Rettung einer Welt zu sehen, die sich durch ihren sentimentalen Subjektivismus selbst zersetzt.
- Technik.Kapital.Medium: Das Universale und die Freiheit
26
Angesichts der neuen Unübersichtlichkeit globaler Entwicklungen flüchtet sich die Wissenschaft, selbst die Philosophie, ins Fachspezialistentum und in Einzelstudien. Dabei bedarf gerade unsere verworrene Zeit einer Theorie, die ihren inneren Zusammenhang aufklärt. Peter Trawny stellt sich diesem intellektuellen Wagnis: In einer dichten, intensiven und unbedingten Denkanstrengung tastet er die Topografie der von ihm Technik.Kapital.Medium (TKM) genannten Weltform ab. Technik – hervorbringendes Vermögen, das alles, was erfunden werden kann, schon erfunden hat –, Kapital – Bewegung selbstverwertenden Wertes – und Medium – soghafte Repräsentation aller Dinge – bilden eine absolute, ineinander verschränkte Einheit selbstbezogener Immanenz, die alles integriert und keine Freiheit in ihr, keine Alternative neben ihr mehr kennt: Unsere Lebensziele konzentrieren sich in einem übersichtlichen Katalog. Dieser bietet Biografien an, die sich aus den Möglichkeiten des Universals TKM ergeben. Entgegen aller revolutionären Emphase früherer Zeiten besteht die süße Tragik jedoch darin, dass TKM eine Welt bildet, in der das Leben möglich ist. Von der Apokalypse sind wir so weit entfernt wie vom Paradies. Doch etwas entzieht sich. Die Philosophie als unmögliche und spurenlose Wissenschaft kann der Verlusterfahrung in der perfekten Einheit von TKM nachgehen. Doch sie erkennt, dass der Ausbruch – das Andere – unmöglich ist.
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