Tote machen nichts als Ärger: Ein Fall für Jahr & Nein - Kriminalroman
Von Lilly König
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Über dieses E-Book
Oh, wie schön ist Frickelbach: In diesem hessischen Dorf ist die Welt noch in Ordnung! Jedenfalls bis zu dem Tag, als der Kirchturm durch einen Erdrutsch bedrohlich in Schräglage gerät – und so ein lang vergessener Kellerraum freigelegt wird. In diesem finden sich zur allgemeinen Verwunderung zwei Leichen jüngeren Datums. Während die Polizei im Dunkeln tappt, beschließen Helene Jahr und Beate Nein, auf eigene Faust zu ermitteln. Schließlich sind sie Privatdetektivinnen. Da gibt es nur ein Problem: Sie sind auch Zwillingsschwestern … und einander in größter Abneigung verbunden. Und das ist nicht der einzige Grund, warum sich unaufhaltsam das Chaos in Frickelbach breitmacht!
Jetzt als eBook kaufen und genießen: Comedy meets Cosy Crime in "Tote machen nichts als Ärger" von Lilly König. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Lilly König
Lilly König ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Unter ihrem echten Namen veröffentlicht sie Romane, Jugend- und Sachbücher, während sie unter dem Pseudonym ihre Vorliebe für turbulente und bissige Spannungsromane auslebt.
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Tote machen nichts als Ärger - Lilly König
Über dieses Buch:
Oh, wie schön ist Frickelbach: In diesem hessischen Dorf ist die Welt noch in Ordnung! Jedenfalls bis zu dem Tag, als der Kirchturm durch einen Erdrutsch bedrohlich in Schräglage gerät – und so ein lang vergessener Kellerraum freigelegt wird. In diesem finden sich zur allgemeinen Verwunderung zwei Leichen jüngeren Datums. Während die Polizei im Dunkeln tappt, beschließen Helene Jahr und Beate Nein, auf eigene Faust zu ermitteln. Schließlich sind sie Privatdetektivinnen. Da gibt es nur ein Problem: Sie sind auch Zwillingsschwestern … und einander in größter Abneigung verbunden. Und das ist nicht der einzige Grund, warum sich unaufhaltsam das Chaos in Frickelbach breitmacht!
Über die Autorin:
Lilly König ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Unter ihrem echten Namen veröffentlicht sie Romane, Jugend- und Sachbücher, während sie unter dem Pseudonym ihre Vorliebe für turbulente und bissige Spannungsromane auslebt.
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eBook-Neuausgabe November 2017
Dieses Buch erschien bereits 2014 unter dem Titel »Jahr & Nein: Frickelbacher Kellergeister« bei Deutscher Taschenbuch Verlag, München.
Copyright © der Originalausgabe 2014 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
Copyright © der Neuausgabe 2017 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von shutterstock-Bildmotiven von Melina Favwer, stockphoto-Graf, Rodina Olena, Ruslan Grumble, khuruzero und Matt Gibson
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-96148-108-8
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Tote machen nichts als Ärger
Ein Fall für Jahr & Nein – Kriminalroman
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Was war das denn? Er beugte sich zu den Papieren hinunter. Das sah aus wie ein alter Grundriss. Nachdem er sich alles noch genauer angesehen hatte, wusste er, um welches Gebäude es sich handelte. Er war neugierig geworden. Gleich morgen würde er sich das mal in Ruhe anschauen. Wie aufregend! Vielleicht war seit mehreren hundert Jahren niemand mehr dort gewesen!
Kapitel 1
»Sag das bitte noch mal.« Helene sah ihre Tochter Sonja an und wartete. Sie hatte sich mit Sicherheit verhört. Und verflixt noch mal, sie hatte doch recht. Sie war jetzt 47 und hatte genügend Lebenserfahrung, um die Sache beurteilen zu können.
»Du hast mich ganz genau verstanden, Mama«, sagte Sonja so milde, als würde ihre Mutter wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus liegen und sie, Sonja, musste ihr nun beibringen, dass es sich nicht um einen harmlosen entzündeten Wurm handelte, sondern um irgendwas Außerirdisches, das sich in Helene eingenistet hatte. »Außerdem weiß Stephan noch nichts davon. Ich will aber unbedingt ein Kind. Und ich werde die Pille absetzen.«
»Aber doch nicht von ihm. Und schon gar nicht jetzt.« Helene schloss kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und drehte sich zu Sonja um. »Du schreibst doch gerade deine Magisterarbeit. Du bist gerade mal 25. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir.« Ja, ja, eine Binsenweisheit, aber das war ihr egal.
»Entschuldige bitte, Mama, aber ich weiß wirklich nicht, was du gegen Stephan hast. Er ist total höflich dir gegenüber, er hat dir sogar schon Blumen mitgebracht, das haben meine Freunde vorher nie getan.«
»Das war doch nur, um sich einzuschleimen.«
»Das hat Stephan doch gar nicht nötig.«
»Komm du mal in mein Alter, dann hast du ein bisschen mehr Lebenserfahrung.« Helene bekam Kopfschmerzen. »Ich finde, er ist ein ... ein Schwachkopf. So, das ist meine Meinung.«
»Was ist bloß los, Mama? Du wirst ja richtig biestig.«
»Nein, ich bin ehrlich. Und nun hör auf.«
»Ja, ich hör auf, ich will ja nicht, dass du dich aufregst«, sagte Sonja milde. »Es ist der Klimawandel. Du wirst alt. Stephan hat gesagt, dass bei allen Frauen ...«
»Ach ja? Darüber weiß der Stephan also auch genauestens Bescheid?« Helene schwoll der Kamm. Sonja war seit einigen Monaten mit Stephan zusammen und Stephan war in Helenes Augen ein unfassbarer Klugscheißer. Er war acht Jahre älter als Sonja, also 33, und arbeitete als Coach und Rhetoriktrainer für angehende und schon existente Führungskräfte. Leider beschränkten sich seine guten Ratschläge und seine Überheblichkeit nicht auf seinen Beruf, immer wieder ließ er raushängen, dass er sich für was Besseres hielt.
»Ja, er weiß so einiges. Aber du bist ja so was von engstirnig.« Mit diesen Worten verließ ihre Tochter den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Helene setzte sich aufs Bett und schaute traurig auf ihre Beine, die in den Shorts, die sie momentan trug, noch besser zur Geltung kamen. Das Wasser in ihnen auch. Immer hatte sie gegen ihr Gewicht gekämpft und oft gewonnen, aber diesen Kampf schien sie zu verlieren. Das Wasser kam und blieb immer länger. Wenn es sich doch wenigstens an die Gezeiten halten würde. Alle sechs Stunden Ebbe, dann Flut, dann Ebbe, dann Flut. Aber das Wasser hielt sich an nichts.
Sie musste anfangen zu heulen. Ihr Make-up, ihre Wimperntusche, das Rouge verlief. Egal.
Sie schaute auf ihre Haarbürste, die auf der antiken Kommode lag, und musste feststellen, dass sich eine Menge Haare in der Bürste verfangen hatten. ›Meine Güte‹, dachte sie. ›Ich hatte mal so schöne Haare. So schöne leichte Locken. Dunkelbraun, mit einem rötlichen Schimmer.‹ Wenn es regnete so wie jetzt, waren sie durch die Feuchtigkeit noch lockiger geworden, und sie hatte ihre Locken geliebt. Und jetzt hatte sie jede Menge Haare in der Bürste. Und die Feuchtigkeit war nur noch Schweiß auf ihrer Stirn.
Aber jetzt musste sie erst mal die Geburtstagsfeier ihres Vaters hinter sich bringen, zu dem ihre Mutter auch noch diesen Stephan eingeladen hatte. Elsa bewunderte Sonjas Freund, für sie war er »ein Mann von Welt«, weil er ihr letztens gezeigt hatte, wie man Weinbergschnecken aus dem Gehäuse zuzelte. Außerdem fand Elsa es toll, dass Sonja ganz oft in Frickelbach war. Sie war gerade dabei, ihre Magisterarbeit zum Thema »Mordabläufe in der Gegenwart und in der Antike« zu schreiben und kam oft zum Lernen. »In Frickelbach habe ich so eine tolle Lernruhe«, sagte sie immer. »Und Oma kocht so lecker.« Elsa begluckte ihre Enkelin natürlich von vorn bis hinten. Seitdem Sonja mit Stephan zusammen war, den sie auf der Feier eines losen Bekannten kennengelernt hatte, war auch Stephan manchmal hier und in letzter Zeit leider immer öfter, weil er nicht so lange von Sonja getrennt sein wollte. Die beiden waren sehr verliebt, und Elsa erzählte in ganz Frickelbach herum, was Stephan für ein wundervoller junger Mann sei. Sie ließ sich gern von ihm die Welt und die Rhetorik erklären, und Stephan fühlte sich natürlich gebauchpinselt, weil Elsa ihn förmlich anbetete. Wenn sie beispielsweise sagte: »Heute könnte ich Frikadellen braten« und Stephan antwortete: »Da geh ich mit dir d’accord«, fühlte sich Elsa wie die Managerin einer Firma, die für 500 Leute verantwortlich ist. In ihren Augen war Stephan der richtige Mann für Sonja. Er war wohlerzogen und höflich. In Helenes Augen war er wie gesagt ein Klugscheißer. Und er führte sich schon so auf, als wäre er ihr Schwiegersohn, was sie unter allen Umständen verhindern musste. Er ging in Elsas und Roberts Haus aus und ein, verstand sich mit allen prächtig und verbrachte ganze Wochenenden in Frickelbach, in denen ihre Mutter von früh bis spät in der Küche stand, Linsensuppe kochte, weil der liebe Stephan die so mochte, Kuchen backte, der ihn begeisterte (»Nur du bekommst einen gedeckten Apfelkuchen so hin, dass man weinen muss vor Glück.«), und sich ausmalte, welche Menüfolge man für die Hochzeit von Sonja und Stephan wählen würde.
***
Er hatte die Tür gefunden, eigentlich war es ganz einfach gewesen. Und er hatte ja den Plan. Nun stand er da und schaute sich um. Wie gut, dass er an eine Taschenlampe und sogar an Ersatzbatterien gedacht hatte. Langsam ging er durch die verwinkelten Gänge und erwartete jeden Moment, dass ihn irgendein Vieh ansprang, aber nichts geschah. Dafür stand er plötzlich in einem Raum, der nicht leer war. Da lag etwas.
***
Helene stand auf und stellte sich vor den hohen Spiegel. Sie war nicht groß, mit 1,64 einen Zentimeter kleiner als ihre Zwillingsschwester Beate. Natürlich hatte sie schon einige Fältchen, na ja, vielleicht auch Falten, und sie war eine arbeitende Frau in den besten Jahren, wenn man es genau nahm. Helene hatte eine Detektei, was sich erst mal so anhörte, als würde sie hundert Leute beschäftigen, aber um ehrlich zu sein, sie hatte keine Angestellten. Wie ihre Schwester, die ebenfalls eine Detektei betrieb, arbeitete sie allein, und die Vorschläge von sämtlichen Freunden und Familienmitgliedern, man könne doch beide Detekteien zusammenlegen und gemeinsam arbeiten, wurden von den Zwillingen ignoriert.
Helene und Beate, das war so eine Sache für sich.
Beate, die eher sanfte und schusselige Zeitgenossin, und ihr Pendant Helene, zwei Minuten jünger und aufbrausend. Ihre einzige Schwäche war ihre Vorliebe für den europäischen Hochadel, aber das versuchte sie so gut es ging zu verbergen.
Am Samstagnachmittag kamen nach und nach alle Familienmitglieder und die geladenen Gäste in Frickelbach an. Helenes und Beates Vater Robert stand vor dem Gasthaus »Zum Goldenen Löwen«, in dem auch ein Hotel untergebracht war, erwartete die Gäste und war mürrisch. Große Feiern hatten ihn schon immer genervt, nur seiner Frau Elsa zuliebe machte er den Zirkus nun schon jahrzehntelang mit. Das war ja alles so teuer. Morgen würde er ein Dreivierteljahrhundert alt werden und man hatte 75 Leute eingeladen.
»Für jedes Lebensjahr eine Person«, hatte Elsa gesagt und die Einwände der Familie, dass man das nur bei Kindergeburtstagen so handhabte, ignoriert. Der große Festsaal des Goldenen Löwen war gemietet und Elsa schon fix und fertig, bevor die Feier angefangen hatte. Seit Monaten war es nur um diesen Geburtstag gegangen und natürlich wurde die komplette Familie involviert. Beate hatte ungefähr dreißigmal mit ihrer Mutter wegen der Vorspeisen telefoniert (»Meinst du, die Leute denken, wir können uns keine gebundene Suppe leisten, wenn wir eine klare bestellen?« »Nein, Mama. Die Leute freuen sich auch über eine klare Suppe. Außerdem kann eine klare Suppe auch durchaus teurer sein als eine gebundene.« »Das wissen die Leute aber nicht. Aber wenn eine klare, dann mit Markklößchen, sonst ist es zu fade, oder?« »Ja.« »Wie? Du sagst nur ja, mehr nicht?« »Was soll ich denn sonst noch sagen? Ich finde eine Suppe mit Markklößchen völlig in Ordnung.« »Da siehst du mal, wie wenig du deine eigenen Eltern kennst. In Markklößchen sind Semmelbrösel drin und gegen Weißmehl ist Papa doch allergisch. Da kriegt er keine Luft mehr, kippt um und erstickt fast. Willst du uns eigentlich umbringen?«).
Beates Schwester Helene hatte auch ungefähr dreißigmal telefoniert, aber mit dem Vater (»Lutz lade ich nicht ein. Eher trinke ich mit bin Laden ein Bier.« »Erstens mal ist bin Laden tot, und zweitens ist Lutz dein bester Freund.« »Er war mein bester Freund. Er hat meine Rosen zerstört, weil er neidisch war.« »So ein Unfug. Er wollte dir mit dem Dünger eine Freude machen.« »Nein, er hat die Rosen extra überdüngt. Er wollte, dass sie eingehen. Mit mir nicht. Das ist doch kein Freund.« »Wenn das so weitergeht, kommt gar niemand zu deinem Geburtstag.« »Na und. Dann feiern wir eben alleine. Nur Familie ist ja auch schön. Finde ich viel besser als das ganze Gedöns, das deine Mutter immer will. Wenn du dich wenigstens ein Mal mit deiner Schwester nicht streiten könntest, das wäre das schönste Geschenk. Versprich es mir.« »Ach Papa.«).
Es war schwierig mit Helene und Beate. Schon immer gewesen. Das große Problem war, dass sie sich nicht sonderlich mochten und einfach nichts miteinander anfangen konnten. Schon als kleine Kinder hatten sie sich bei sämtlichen Gelegenheiten gegenseitig beleidigt, in der Pubertät wurde es noch schlimmer und dann, als sie erwachsen wurden und alle hofften, dass das Verhältnis der Zwillinge sich jetzt einigermaßen normalisieren würde, hatte Beate auf Helenes Hochzeit in der Kirche einfach »Ja, ich!« gerufen und gelacht, nachdem der Pfarrer gefragt hatte, ob irgendjemand irgendwas gegen diese Ehe einzuwenden hätte. Natürlich herrschte dann großer Aufruhr, nur weil Beate sagte, der zukünftige Ehemann solle sich das noch mal gut überlegen. Später hatte sie behauptet, nur einen Spaß gemacht zu haben. Helene war auf ihre Schwester losgegangen und die beiden hatten sich verhalten wie zänkische alte Weiber, was natürlich von vielen Leuten fotografiert und gefilmt worden war.
Es war nicht so, dass Beate und Helene sich hassten. Sie waren einfach nur und scheinbar grundlos so dermaßen genervt voneinander und lehnten sich so vehement ab, dass ihre komplette Umwelt anfangs total ratlos war, bei den Eltern angefangen. Später kamen die Ehemänner dazu, dann die Kinder. Alle verstanden sich ganz hervorragend, nur die beiden Schwestern versuchten alles, um nichts miteinander zu tun haben zu müssen.
»Helene macht mich einfach aggressiv«, sagte Beate schlicht, wenn ihr Mann oder die Kinder sie immer mal wieder fragten, was sie denn eigentlich im Detail gegen ihre Schwester hatte.
»Beate macht mich einfach wahnsinnig«, sagte Helene giftig, wenn ihre Familie sie das fragte. Und irgendwann hatten alle resigniert. Dann war es nun mal so.
Helenes Mann Gerhard, der Internist war und eine eigene Praxis hatte, sagte grundsätzlich resigniert, wenn er darauf angesprochen wurde, das sei doch wenigstens mal was anderes – man nahm an, er machte sich Sorgen um sein Herz und wollte jede Aufregung vermeiden. Beates Mann Heiko, ein Professor für Molekulare Biowissenschaften, der an der Uni Frankfurt dozierte und wie sein Schwager das komplette Gegenteil seiner Frau war, was das Temperament betraf, zuckte nur mit den Schultern und las dann in einem seiner Fachmagazine, deren Inhalt nur er selbst verstand.
Beate und Helene waren zufällig zeitgleich auf die Idee gekommen, Detekteien aufzumachen, warum, wusste eigentlich kein Mensch. Wahrscheinlich weil sie Zwillinge waren und manchmal dieselben Ideen hatten, gleichzeitig krank wurden und es spürten, wenn der Zwilling gerade beim Friseur war.
Helene und Beate sahen eher bieder aus und so, als würden sie den ganzen Tag Marmelade einkochen, im Garten herumpusseln und um die Familie herumscharwenzeln. Sie waren recht hübsch, aber nicht schön, sie sahen einfach ganz normal aus, und bei einem heiteren Beruferaten wäre niemand darauf gekommen, das Wort »Privatdetektivin« auszusprechen. Beate war eigentlich Arzthelferin und Helene Zahnarzthelferin, aber beide hatten sich in ihren Berufen nicht besonders glücklich gefühlt, was daran lag, dass Beate ungern Blut sah und Helene die Angst der Menschen auf dem Zahnarztstuhl mental nicht ertragen konnte. Dann, nachdem sie ihre Männer kennengelernt hatten und die Kinder kamen, hörten sie auf zu arbeiten und hatten es eigentlich seitdem finanziell auch gar nicht mehr nötig. Aber sie wollten ihr eigenes Geld verdienen. Dann hatten sie zufällig im Fernsehen eine Sendung über den Beruf des Detektivs gesehen, und beide hatten, ohne dass die andere davon wusste, entsprechende Lehrgänge absolviert, bei einigen Firmen gearbeitet und sich dann selbstständig gemacht. Eine Zeit lang liefen beide Detekteien gut, aber im Augenblick ließen die Kunden leider bei beiden auf sich warten. Aber sie gaben nicht auf. Helene und Beate waren ehrgeizig, auch weil ihre Männer gesagt hatten, das sei doch eine schwachsinnige Idee und das würde doch sowieso nicht funktionieren, aber bitte, wenn sie es so wollten, sollten sie es tun.
Natürlich erfuhren beide, dass die andere denselben Gedanken gehabt hatte, und daraufhin entwickelte sich ein ziemliches Konkurrenzdenken, das anstrengender war als die Arbeit selbst. Oft waren sie abends so erschöpft davon, der anderen einen Auftrag vor der Nase wegzuschnappen, dass man meinen könnte, sie hätten den ganzen Tag bei Eis und Schnee in einem Graben gelegen und einen Yeti observiert.
Und nun waren sie hier in Frickelbach, einem kleinen Ort in Hessen, zwischen Bad Nauheim und Oberursel, also irgendwo zwischen Wetterau und Taunus. Hier war Papa Robert geboren und aufgewachsen und hier waren auch Helene und Beate geboren und aufgewachsen und hier wohnte Robert mit Elsa, die aus einem Nachbarort stammte, immer noch. Es war undenkbar für Robert, einen Schritt aus Frickelbach heraus zu tun, von einigen Urlaubsreisen mal abgesehen.
Robert hoffte trotz aller Grummelei, dass es ein schönes Fest würde. Wenn bloß die Zwillinge ihm nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machten! Am besten, er trank schon mal ein Bier. Oder auch zwei oder drei. So würde er das alles besser verkraften. Vielleicht würden es auch vier Bier werden. Bei diesen Kindern konnte man ja nie wissen.
Die Zwillinge waren unberechenbar wie hungrige Eisbären.
***
»Ich weiß noch nicht, wann es am besten passt. Warte einfach an der Straße und pass auf, dass dich niemand sieht.«
»Na, ich weiß nicht. Wenn mich jemand erkennt.«
»Herrje! Deswegen sollst du ja aufpassen.«
»Meinst du wirklich, heute ist ein guter Tag dafür?«
»Es gibt keinen guten oder schlechten Tag. Es muss jetzt einfach mal erledigt werden. Mir dauert das alles schon viel zu lange. Also, mach, was ich dir gesagt hab.«
»Ist ja gut.« Er atmete tief durch und fragte sich zum tausendsten Mal, ob es wohl richtig gewesen war, dem anderen von seinem Fund zu erzählen. Aber er hatte nun mal diesen Beitrag im Fernsehen gesehen und war fast vom Stuhl gefallen. Hallo? Tausend Euro für eine ... unglaublich! Er hatte das einfach nicht für sich behalten können. Der andere, der Mitwisser, war ja auch völlig okay. Eigentlich. Wenn man ihn nicht reizte. Das hatte er vorher nicht bedacht. Damals war er so aufgeregt gewesen, dass er ihn mit in den Keller genommen hatte. Und der Typ war genauso fassungslos gewesen wie er. Er hatte gesagt, dass man damit bestimmt gutes Geld verdienen könne. Er würde was von der »Ware« mitnehmen und einem Freund zeigen, der sich mit so was auskenne.
Und er hatte zugestimmt. Er hatte einfach nicht gewusst, was er alleine mit seinem Fund anfangen konnte. Dazu war er viel zu durcheinander.
***
»Was soll das, Mama?«, fragte Beate halb gutmütig, halb genervt. »Ich habe dir tausendmal gesagt, dass ich nicht neben meiner Schwester sitzen will. Ich möchte mich amüsieren.«
»Ach Kind, ach Kind.« Elsa schlug beide Hände über dem Kopf zusammen. »Könnt ihr euch nicht ein Mal zusammenreißen? Immerhin wird Papa morgen 75. Das ist doch ein großer Tag. Und heute wollen wir doch schön feiern und einen wunderbaren Abend haben und um Mitternacht alle jubelnd auf die nächsten 75 Jahre anstoßen. Ich habe extra einen ganz besonderen Champagner bestellt, weißt du, was der gekostet hat?«
»Ja, wir wollen einen schönen Abend haben, deswegen ist es besser, wenn ich nicht mit Helene zusammensitze. Sie geht mir auf die Nerven. Allein wie sie aussieht. Dieses Kleid! Wir sind ja keine 20 mehr.«
»Wisch du dir mal den Mund ab, Beate. Dein Lippenstift ist ganz verschmiert. Wie sieht das denn aus?« Schon hatte Elsa einen Daumen mit Spucke befeuchtet und wischte ihrer Tochter im Gesicht herum, was die aus Gewohnheit einfach zuließ. Für Elsa würden sie immer die Kinder bleiben. Daran gab es nichts zu rütteln.
»Was hast du denn gegen Helenes Kleid? Ich finde es sehr schön. Wir haben ja Sommer, da kann man doch ein langes, luftiges Kleid anziehen.«
»Ärmellos. Lächerlich, und dann noch mit Orchideen bedruckt«, ereiferte sich Beate, die einen Hosenanzug trug, der etwas zu eng war, was sie leider erst festgestellt hatte, nachdem sie ihn angezogen hatte. Sie musste schon wieder zugenommen haben. Eigentlich war das ja gar nicht möglich. Oder der Anzug war in der Reinigung zu heiß behandelt worden und geschrumpft. Sie schwitzte. Ursprünglich hatte man an diesem Juliabend draußen im Garten feiern wollen, aber es schüttete ja seit Wochen wie aus Eimern, deswegen waren die Feierlichkeiten kurzfristig in den Festsaal verlegt worden. Hier stand die Luft, auf Beates Oberlippe bildeten sich Schweißperlen und der Champagner schmeckte schal und war warm. Sie beneidete die Schwester um ihr luftiges Sommerkleid und hätte es ihr am liebsten vom Leib gerissen und selbst angezogen.
Die Schwestern hatten sich noch gar nicht begrüßt und gingen sich aus dem Weg, so weit sie konnten.
»Nun sag Helene doch wenigstens guten Tag«, flehte Elsa, die bei dieser Hitze allen Ernstes Nylonstrümpfe trug, die sich unten am Bein bereits verdreht hatten und Falten warfen. Sie trug ein rosa Kostüm im Chanel-Stil, weil sie sich auch mal »wie die reichen Frauen in der Frankfurter Goethestraße« fühlen wollte. Die Goethestraße in Frankfurt war so was wie die Fifth Avenue in New York oder die Champs-Élysées in Paris, was das Angebot an Geschäften mit Designermode betraf.
Da kam Helene schon angeschwebt und lächelte ihrer Schwester gequält zu.
»Hallo, Beate. Nicht schön, dich zu sehen.«
»Helene! Du machst also immer noch auf Lady Di.« Sie deutete auf das Kleid der Schwester. Helene mit ihrem Hang zu den europäischen Königshäusern verfolgte jede Hochzeit am Fernseher. Beate
