Gewaltprävention und Gewaltintervention in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung: Schutzkonzepte, Mustertexte, Fallbeispiele
Von Liane Grewers
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Rezensionen für Gewaltprävention und Gewaltintervention in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung
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Buchvorschau
Gewaltprävention und Gewaltintervention in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung - Liane Grewers
Inhalt
Cover
Titelei
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Der besondere historische Hintergrund für die gegenwärtige Sichtweise
1.2 Gegenwärtige Wertschätzungs- und Gleichbehandlungsdefizite
1.3 Erhebungen sowie eigene Erfahrungen über tatsächliche Belastungen, Diskriminierungen und Gewalterfahrungen von Menschen mit Behinderung
2 Rechtsgrundlagen
2.1 Völkerrechtliche Regelungen
2.2 Regelungen im Grundgesetz
2.3 Regelungen in Bundesgesetzen
2.4 Regelungen in Landesgesetzen
2.5 Handlungsbedarf
3 Gewaltpräventions- und Gewaltinterventionskonzept
3.1 Konzept zum Umgang mit Sexualität und Behinderung – ein Leitfaden (in vereinfachter Sprache)
3.1.1 Information und Bildung
3.1.2 Aufklärung
3.1.3 Beratung
3.1.4 Weiterbildung
3.1.5 Elternarbeit
3.1.6 Intimsphäre und Grenzen
3.1.7 Grenzüberschreitungen und Gewalt
3.1.8 Konsequenzen
3.1.9 Prävention gegen sexuelle Übergriffe
3.1.10 Vorgehen bei Gewalt und in Verdachtsfällen
3.2 Beschwerderat – externe Beschwerdestelle (in vereinfachter Sprache)
Externe Beschwerdestelle
3.3 Geschäftsordnung für den Beschwerderat
3.4 Einrichtungsvereinbarung – zur Verhinderung von Übergriffen und (sexualisierter) Gewalt sowie zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen gegen Menschen mit Behinderungen (in vereinfachter Sprache)
3.4.1 Vorwort
3.4.2 Allgemeines
3.4.3 Umgang mit Verstößen
3.4.4 Rechte der Betroffenen
3.4.5 Prävention
3.5 Selbstverpflichtungserklärung – (aller Mitarbeiter/innen der Einrichtung) zur Gewaltprävention
3.6 Verhaltensregeln – für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bewohnerinnen/Bewohner und Beschäftigten zur Verhinderung von Gewalt (in vereinfachter Sprache)
4 Exemplarische Einzelfälle mit Lösungsansätzen
4.1 Fall 1: Eintreten in Bewohnerzimmer, ohne anzuklopfen
4.2 Fall 2: Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme (Adipositas)
4.3 Fall 3: Keine Erlaubnis für Bewohnerin, ihren Freund abends zu besuchen
4.4 Fall 4: Pflege im 2-Bett-Zimmer ohne Sichtschutzvorkehrungen
4.5 Fall 5: Gabe von starken Beruhigungsmitteln
4.6 Fall 6: Anbringen eines Sperrgitters vor Bewohnerzimmer
4.7 Fall 7: Vermuteter sexueller Missbrauch einer Mitbewohnerin in Behindertentoilette durch einen Mitbewohner
4.8 Fall 8: Vermuteter sexueller Missbrauch einer Bewohnerin durch »Freund« der Wohngruppe während Bettruhezeit
4.9 Fall 9: Vermeintliche Sexualassistenz
4.10 Fall 10: Vermuteter sexueller Missbrauch durch Busfahrer
5 Schlussbemerkungen
Literatur-/Quellenverzeichnis
emptyDie Autorin
Liane Grewers ist Juristin und war Referatsleiterin im Hessischen Sozialministerium.
Liane Grewers
Gewaltprävention und Gewaltintervention in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung
Schutzkonzepte – Mustertexte – Fallbeispiele
Verlag W. Kohlhammer
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1. Auflage 2024
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-044303-7
E-Book-Formate:
pdf:
ISBN 978-3-17-044304-4
epub:
ISBN 978-3-17-044305-1
Vorwort
Schon seit meinem ersten Praktikum in einem Kinderheim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche im frühen Erwachsenenalter beschäftigen mich die Rahmenbedingungen für ein menschenwürdiges Leben von beeinträchtigten bzw. sozial benachteiligten Menschen. Im Rahmen meiner langjährigen Tätigkeit als Referatsleiterin und Juristin im Hessischen Sozialministerium in unterschiedlichen Abteilungen und Referaten habe ich mich 14 Jahre mit Behindertenpolitik im Bereich der investiven Förderung von Behinderteneinrichtungen und Behindertenverbänden, der Politik zugunsten von Frauen mit Behinderung, der Heimaufsicht und der Teilhalbepolitik im Bereich des Arbeitsmarktes und des sozialen Lebens befasst.
Emotional sehr bewegend und nachhaltig waren für mich die intensiven Einblicke, die ich im Rahmen meiner Heimaufsichtstätigkeit im Bereich von Behinderteneinrichtungen durch Begehungen und Berichte gewonnen habe. Nach meiner Pensionierung habe ich ein Jahr lang bei einem großen Einrichtungsträger als Auftragsarbeit ein Gewaltpräventionskonzept für Menschen mit Behinderung entwickelt.
Mit dem vorliegenden Buch möchte ich den Versuch unternehmen, Einrichtungen der Behindertenhilfe anzuregen, sich dem wichtigen Thema zu widmen, sich transparent damit auseinanderzusetzen, um die Rahmenbedingungen für ein teilhabegerechtes und menschenwürdiges Leben von Menschen mit Behinderung zu verbessern.
Damit die Mustertexte leichter direkt Verwendung finden können, habe ich weitgehend die vereinfachte Sprache verwendet. Nicht zuletzt können so auch von Anfang an Menschen mit Behinderung besser eingebunden werden.
Die vorgelegten Mustertexte helfen dabei, der gesetzlichen Verpflichtung zur Erstellung eines Gewaltpräventionskonzeptes nachzukommen. Der Umfang der inhaltlichen Regelungen sollte sich nach der Größe und dem Charakter der jeweiligen Einrichtung richten sowie danach, wieviel Personen konkret betreut werden und welchen Pflege- und Unterstützungsbedarf die zu betreuenden und zu pflegenden Personen haben.
Schwerpunkt der vorgeschlagenen Regelungen sind Maßnahmen im Bereich des Gewaltschutzes, da hier die einschneidendsten Menschenrechtsverletzungen stattfinden, die die Würde und die Achtung der Persönlichkeit betreffen. Darüber hinaus werden Regelungen empfohlen, die generell Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben für Menschen mit Behinderung darstellen und vorhandene Defizite in der gegenwärtigen Behindertenhilfe zu beseitigen helfen.
1 Einleitung
1.1 Der besondere historische Hintergrund für die gegenwärtige Sichtweise
»Doch man sieht nur die im Lichte – Die im Dunklen sieht man nicht.«
Bertolt Brecht: Dreigroschenoper – Mackie Messer
Menschen mit Behinderung sieht man zwar immer mehr auch im Licht: in der Öffentlichkeit, in allgemeinen Kinderbetreuungseinrichtungen, in den allgemeinen Schulen, in der allgemeinen Arbeitswelt oder in normalen Wohnverhältnissen, aber viele sind leider immer noch auf »Sonder«-Einrichtungen wie Förderschulen, Werkstätten oder Tagesförderstätten für behinderte Menschen sowie Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung oder sogar auf allgemeine Pflegeheime angewiesen. Sie stehen damit tatsächlich häufiger noch im Dunklen, abseits vom gewöhnlichen und für alle zugänglichen Bereich.
Umso mehr die Lebens- und Wohnwelten abgeschirmt und an besonderen Orten platziert sind, umso weniger findet eine soziale Kontrolle statt, umso mehr können sich Strukturen entwickeln, in denen Übergriffe und Machtmissbrauch nicht so leicht für außenstehende Dritte erkennbar sind.
In Deutschland hat die vorhandene Stellung der Menschen mit Behinderung einen besonderen geschichtlichen Hintergrund, der durch die nationalsozialistischen Verbrechen einen Höhepunkt gefunden hat.
Nach bisherigen Untersuchungen geht man davon aus, dass bis zu 250.000 Menschen mit Behinderungen, die in Einrichtungen untergebracht waren, in der NS-Zeit getötet wurden (United States Holocaust Memorial Museum, 2019).
Die Tötungsaktionen können in vier Phasen eingeteilt werden:
•
Tötung geistig oder körperlich behinderter Kinder; 1939 begonnen und bis Kriegsende fortgesetzt, sogenannte »Kindereuthanasie«;
•
Tötung von Patienten der Heil- und Pflegeanstalten, 1939 bis 1944, im engeren Sinne als »Aktion T4« bekannt;
•
»Wilde Euthanasie«, nachdem die »Aktion T4« eingestellt war; 1941 bis Kriegsende;
•
Tötung der psychisch kranken