Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom
Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom
Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom
eBook391 Seiten4 Stunden

Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Das Autismus-Spektrum ist häufiger anzutreffen, als allgemein angenommen wird. Im Prinzip sollte man bei jedem verschlossenen Kind, das auffallend intelligent wirkt, aber kein normales Gefühl für soziale Umgangsformen hat und eine besondere Einzelbegabung besitzt, an diese Diagnose denken.

Das bekannte amerikanische Autorenpaar Reichenberg-Ullman und ihr Praxiskollege Luepker haben sich solchen Kindern besonders gewidmet und zeigen, dass man diese Verhaltensstörungen erfolgreich homöopathisch
behandeln kann. Zuerst wird gezeigt, wie man eine Verhaltensstörung aus dem Autismus-Spektrum erkennt. Dann wird die neue homöopathische Methode Rajan Sankarans beschrieben, die eine „vitale Empfindung“ als zentrale Störung hervorhebt und weltweit Beachtung findet. Damit ist das Buch nicht nur für Eltern wertvoll, sondern allen zu empfehlen, die eine Einführung in diese neue Methode suchen.

„Die Autoren dringen in die Tiefen des Falles vor, um die innere Störung zu finden, die allen Symptomen zugrunde liegt. Sie behandeln vorwiegend Kindern mit Asperger-Syndrom und Autismus. Das ist besonders wertvoll, weil es sich hier um schwer therapierbare Krankheitszustände handelt. Anhand von Fällen veranschaulichen sie, wie sie sich an die vitale Empfindung, die tiefste Störung bei jedem Kind, herangetastet haben. Sie haben eine wunderbare Gabe, ihre Ideen in Worte zu fassen.“
Rajan Sankaran

„Mein eigener Sohn wurde durch Homöopathie vom Autismus geheilt. Mit diesem Buch hat das Ullman-Duo es wieder geschafft. ein unschätzbarer Patientenratgeber!“
Amy L. Lansky, PhD.

„Die Ärzte Ullman und Reichenberg-Ullman sind weithin als herausragende homöopathische Praktiker für schwierige Kinder anerkannt. Ihre sehr lesenswerten Bücher dokumentieren die dramatischen Wirkungen der Homöopathie bei diesen Kindern. Eine echte Inspiration!“
Roger Morrison, M.D.
SpracheDeutsch
HerausgeberNarayana
Erscheinungsdatum31. März 2014
ISBN9783955820572
Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom

Ähnlich wie Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom

Ähnliche E-Books

Medizin für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom - Judyth Reichenberg-Ullman

    Teil I

    Die homöopathische

    Behandlung des

    Asperger-Syndroms

    ohne Chemie

    Kapitel 1

    Fremde in einer fremden Welt

    Die Hauptmerkmale des Asperger-Syndroms

    Erwachsene und Kinder mit Asperger-Syndrom (AS) fühlen sich oft wie Valentine Michael Smith, die Hauptfigur in Robert Heinleins Science-Fiction-Klassiker „Fremder in einer fremden Welt". Als letzter Überlebender einer gescheiterten Mars-Expedition wird er von Marsmenschen aufgezogen. Smith verfügt zwar über eine hochentwickelte Intelligenz, jedoch über die Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit eines außerirdischen Krabbelkindes. Der folgende Auszug gibt einen kleinen Einblick in die Herausforderungen, mit denen Smith zu kämpfen hat, kurz, nachdem er als 25-jähriger auf den Planeten Erde zurückgekehrt ist.

    Seine Denkweise verfügte über keinerlei irdische Symbole. Erst vor kurzem hatte er gelernt, einfaches Englisch zu sprechen, allerdings fiel ihm dies weit weniger leicht als einem Hindu, der versucht, in Englisch mit einem Türken Handel zu treiben. Smith benutzte das Englische wie ein Codebuch, welches für die einzelnen Symbole nur umständliche und unvollkommene Übersetzungen anbot. Jetzt gingen seine Gedanken auf Reisen, rein marsianische Abstraktio-nen einer maßlos fremdartigen Kultur, die eine halbe Million Jahre alt war, menschlicher Erfahrung so fern, dass sie vollkommen unübersetzbar waren…. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, nahm alle Details, wichtige und unwichtige, wahr und schenkte allen ohne Unterschied seine Anerkennung. Er sah den Raum in der Tat zum ersten Mal, denn als er gestern hierher gebracht wurde, war er nicht in der Lage, ihn vollkommen wahrzunehmen. Dieses gewöhnliche Zimmer war für ihn nicht gewöhnlich. Nicht im Entferntesten hatte er so etwas auf dem Mars schon einmal gesehen.¹

    Sowohl für Valentine Michael Smith als auch für Menschen mit Asperger-Syndrom (AS), scheint die Welt unerklärlich zu sein, ein fremder Planet, auf dem sie gegen ihren Willen festgehalten werden, ohne Handbuch. (Wir gebrauchen in diesem Buch die Abkürzung AS für Autismus mit hohem Funktionsniveau und ASS für Autismus-Spektrum-Störung, eine Sammelbezeichnung, die ein weites Spektrum autistischer Störungen umfasst.)

    Stellen Sie sich vor, Sie sind zwar hochintelligent, interpretieren aber Mimik, Gesten sowie soziale Signale ständig fehl. Stellen Sie sich weiter vor, dass Sie nicht in der Lage sind, die feinen Nuancen der Kommunikation wahrzunehmen, die so wesentlich sind, um Humor, Sarkasmus, Verärgerung oder Sympathie auszudrücken. Sie sehen, wie Ihre Mitmenschen angesichts Ihrer Entscheidungen, die Ihnen völlig vernünftig erscheinen, verzweifelt die Hände ringen.

    Das ist das Elend von Kindern und Erwachsenen mit AS. Stellen Sie sich vor, welche Herausforderung es bedeuten würde, müssten Sie dieses Leben für einen Tag oder auch nur für eine Stunde führen, ohne dabei verwirrt, deprimiert, ängstlich, frustriert oder wütend zu werden.

    Menschen mit AS leben in dieser fremden Welt jeden Tag, Tag für Tag!

    Für sie hängt eine erfolgreiche Integration davon ab, dass sie eine effektive Form der Kommunikation sowie Sozialkompetenzen erwerben. Ferner müssen sie lernen, dass ihre Mitmenschen vollkommen anders denken und argumentieren und Gefühle zeigen, die ihrem Verständnis nach oft wenig Sinn ergeben.

    Wir wollen noch einmal einen Blick auf Valentine Michael Smiths Notlage in Fremder in einer fremden Welt werfen, die uns diesen Mangel an Verständnis und die sich daraus ergebende Frustration lebhaft vor Augen führt:

    In diesem Augenblick trat Dr. Archer Frame ein. „Guten Morgen, sagte er. „Wie fühlen Sie sich? Smith ließ sich die Frage gründlich durch den Kopf gehen. Den ersten Satz erkannte er als ein formales Geräusch, das keine Antwort erforderte. Man konnte ihn wiederholen oder es sein lassen. Für den zweiten Satz gab es eine Liste unterschiedlicher Übersetzungen in seinem Gedächtnis…Er fühlte das Entsetzen, welches ihn so oft überkam, wenn er versuchte, mit diesen Wesen zu kommunizieren. Es war ein beängstigendes Gefühl, das ihm bis zu dem Tag, an dem er den Menschen begegnete, unbekannt gewesen war. Aber er zwang seinen Körper, Ruhe zu bewahren, und riskierte eine Antwort. „Fühle gut."

    „Gut echote das Wesen. „Dr. Nelson wird in einer Minute hier sein. Fühlen Sie sich bereit zum Frühstück?

    Alle gesprochenen Symbole waren in Smiths Wortschatz vorhanden, aber es fiel ihm schwer zu glauben, dass er sie richtig verstanden hatte. Er wusste, dass er Nahrung war, aber er fühlte sich nicht wie Nahrung. Auch hatte er keinen Hinweis darauf erhalten, für solch eine Ehre auserwählt worden zu sein. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass es um die Lebensmittelversorgung derart schlecht bestellt war, dass eine Reduzierung der Gruppe notwendig war. Mildes Bedauern erfasste ihn, denn es gab noch so viele dieser neuen Ereignisse zu begreifen (wirklich zu verstehen).²

    Smith benutzt sein marsianisches Bezugssystem und interpretiert das Gehörte wörtlich, indem er eine einfache umgangssprachliche Erkundigung, ob er Frühstück wolle, so deutet, dass er zum Wohl der Gruppe als Opferspeise auserwählt wurde! Ein AS-Mensch könnte, wäre er in der gleichen Situation, Smiths Gedankengänge absolut plausibel finden.

    AS-Menschen sind anders „vernetzt" als neurotypische (NT) Gleichaltrige, und so können sich Beziehungen zwischen AS-Kindern und NT-Kindern als mühselig und verwirrend erweisen. Sie reden aneinander vorbei, verstehen die Gedankengänge des anderen nicht und haben diametrale Ansichten über das Leben und die Welt.

    Asperger-Syndrom:

    Die Revolution einer Diagnose

    Im Jahre 1944 beschrieb der Wiener Kinderarzt Hans Asperger vier Patienten, die trotz altersgemäßer Sprachentwicklung und kognitiver Intelligenz Probleme im sozialen Miteinander und in der Kommunikation hatten und eigenartige Interessen pflegten. Er verwendete ursprünglich den Begriff „Autistische Psychopathie", um diese Patienten zu charakterisieren. Viele der Beobachtungen, die Asperger im Wien der 30er Jahre machte, wurden in die heutige diagnostische Beschreibung des Asperger-Syndroms aufgenommen. Sie sind heute so aktuell wie vor siebzig Jahren.

    Lorna Wing prägte 1981 in einer ihrer Arbeiten den Begriff „Asperger-Syndrom", welcher seitdem allgemein benutzt wird, um eine bestimmte Form der Autismus-Spektrum-Störung (ASS), auch tiefgreifende Entwicklungsstörung (engl. PDD: Pervasive Developmental Disorder) genannt, zu bezeichnen. Im Laufe der nächsten zehn Jahre nahm die Zahl der Fallstudien und Forschungsberichte stetig zu. - 1993 schließlich wurde AS als offizielle Kategorie in die ICD-10 (zehnte Auflage der International Classification of Diseases der WHO) aufgenommen. Ein Jahr später wurde es auch im DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, vierte Auflage) aufgeführt.

    Auch mit heutigen Diagnose-Kriterien ist es eine Herausforderung, AS zu beschreiben, weil kein Fall dem anderen gleicht, nicht einmal innerhalb einer Familie. Trotzdem lassen sich gemeinsame Merkmale erkennen. Diese charakteristischen Eigenheiten können zumindest einen groben Hinweis darauf geben, wer in diese Diagnose-Kriterien passt. Im Folgenden haben wir einige der Hauptcharakteristika des Asperger-Syndroms aufgelistet. Viele der folgenden 13 Merkmale kommen Ihnen wahrscheinlich sehr bekannt vor.

    •  Blind für soziale Konventionen

    •  Kommunikationsprobleme

    •  Scheinbarer Mangel an Empathie

    •  Minimaler Augenkontakt

    •  Eingeschränkte Interessensgebiete

    •  Bedürfnis nach Struktur und Routine

    •  Anpassungsschwierigkeiten

    •  Fehlerquelle: „wörtliches" Sprachverständnis

    •  Wunderliche Verhaltensweisen

    •  Schwierigkeiten beim Sport

    •  Hochentwickelte Lesefertigkeit

    •  Körperliche Hypersensibilität

    •  Versagensängste und geringes Selbstwertgefühl

    Die Hauptcharakteristika des Asperger-Syndroms

    Blind für soziale Konventionen

    AS-Kinder erleben die Welt der Menschen und soziale Interaktionen oft als undurchsichtig und nicht greifbar. Ein Großteil unserer Kommunikation vollzieht sich nonverbal, z. B. über Mimik, Augenkontakt, Gesten und Körpersprache.

    AS-Menschen interpretieren sozialen Kontext, Mimik und Motiva-tion oft falsch oder verstehen sie gar nicht. In manchen Situationen spricht aber die nonverbale Kommunikation eine deutlichere Sprache als das gesprochene Wort.

    Nehmen wir an, Sie haben gerade einen sechswöchigen Intensiv-Kurs in Italienisch für Anfänger absolviert und befinden sich nun in Rom. Wahrscheinlich verstehen Sie die einzelnen Wörter, haben aber Schwierigkeiten, diese Einzelteile zu sinnvollen Sätzen zusammenzufügen. Bei Umgangssprache oder Dialekt wird die Sache noch schwieriger, und um die Verwirrung perfekt zu machen, wirken Gesten und Bewegungen eines Italieners so temperamentvoll und andersartig, dass Sie letztendlich nur einen Bruchteil der eigentlichen Botschaft verstehen. So können Sie zum Beispiel in aller Unschuld denken, dass der große Mann, der Ihnen seinen rechten Arm entgegenstreckt und dabei energisch auf seinen Bizeps klopft, Ihnen zeigen will, wie stark er ist, während er aber tatsächlich eine ausgesprochen obszöne und respektlose Geste ausführt.

    Dieses Beispiel lässt sich gut auf die Situation von AS-Kindern übertragen, die nicht nur Schwierigkeiten haben, verbale Kommunikation zu verstehen, sondern mit Gesten, Mimik und Körpersprache des Gesprächspartners einfach überfordert sind.

    Ein AS-Kind, dem Fotos von Gesichtern gezeigt werden, die jedes NT-Kind mit Leichtigkeit interpretieren könnte, kann völlig aufgeschmissen sein, wenn es sagen soll, welches der Gesichter auf den Fotos Fröhlichkeit, Traurigkeit, Wut oder Angst ausdrückt.³

    Es bedarf sehr viel Übung und Schulung, bis es ein AS-Kind auch nur ansatzweise schafft, Gesichtsausdrücke im wirklichen Leben zu lesen. Komplexere Gesten und Körpersprache sind schwer zu verstehen. Kombiniert man diese nun noch mit bekannten Gesichtsausdrücken, wird die Sache noch schwieriger.

    Eine Mutter, die wütend ausschaut, laut spricht und mit dem Zeigefinger fuchtelt, kann ein AS-Kind ziemlich unbeeindruckt lassen. Als Antwort auf dieses Schauspiel wird es sein Verhalten nicht ändern, weil es die Bedeutung nicht versteht. Die verwirrte Mutter kann nun einen lauteren Ton anschlagen oder heftiger gestikulieren und verwirrt nun ihrerseits ihr Kind noch mehr, welches die Botschaft, von der die Mutter denkt, sie wäre so offensichtlich, immer noch nicht versteht.

    Kommunikationsprobleme

    AS-Kinder kämpfen mit der Kommunikation, und ihre Sprechweise scheint oft ausgesprochen verschroben. Ihr Wortschatz kann dem von Gleichaltrigen weit überlegen sein, aber der korrekte Gebrauch von Sprache in einer spontanen Unterhaltung oder eine angemessene Kommunikation innerhalb eines bestimmten sozialen Kontextes können problematisch sein.

    Ihre Konversation ist typischerweise einseitig, eher ein Monolog als ein Dialog, und kreist oft um ein einziges, sich niemals erschöpfendes und ständig wiederholendes Thema. AS-Kinder haben die Neigung, eine Konversation einseitig zu dominieren und dadurch mit dem üblichen Geben und Nehmen einer zweiseitigen Unterhaltung zu brechen. Ihr Erinnerungsvermögen für Fakten und Details ist erstaunlich und anfangs fesselnd. Aber diese Faszination lässt schnell nach, wird erst einmal die Einseitigkeit dieser Interaktion offenbar.

    Wenn der Zuhörer kein Familienmitglied oder anderweitig gesell-schaftlich dazu verpflichtet ist, diese Unterhaltung zu führen, kann es passieren, dass er nach dem nächsten Ausgang Ausschau hält und den Kleinen bei der erstbesten Gelegenheit stehen lässt. Während Erwachsene noch gewillt sind, diesen Monolog für eine Weile zu ertragen, haben Kinder oft weniger Geduld und verlieren schnell das Interesse. Dies ist einer der Gründe, warum AS-Kinder sich eher an Erwachsene als an Gleichaltrige halten. Auch wenn ihr Lieblingsthema altersgemäß ist, z. B. Harry Potter oder GameBoy, führt die Detailfülle und die aufdringliche Art oft zu Frustrationen und Ausrufen wie „Genug ist genug oder „Kannst du auch mal über etwas anderes reden?

    Die Pragmatik (Verwendung von Sprache im Kontext) ist einem AS-Kind schwer zugänglich.

    Zum Beispiel kann das Kind eine Unterhaltung mit einem völlig irrelevanten und unpassenden Kommentar beginnen, indem es einen Fremden unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes fragt, ob er sich mit dem Sechszylinder, 200 PS-Motor des 66er Ford Mustang auskennt. Der Gottesdienst beginnt, und nun holt der Junge weit aus, liefert eine weitschweifende Beschreibung seines Lieblingsmotors, und ist sich der sozialen Codes während eines Gottesdienstes in keiner Weise bewusst.

    Ein weiteres gängiges Muster ist das Einstreuen beziehungsloser Kommentare in eine laufende Unterhaltung, vielleicht in Form von Wortassoziationen oder Bruchstücken aus der Erinnerung des Kindes, z. B. aus einem vergangenen Dialog, aus der Lieblingsgeschichte oder einem Lieblingsfilm. Diese Art der Unterbrechung kann den arglosen Gesprächspartner frustrieren und trägt dazu bei, dass das Kind sich sozial immer mehr isoliert.

    Hinzu kommt, dass AS-Kinder mit der Verslehre, ungewöhnlichen Satzrhythmen, Betonungen, Mustern und Tonlagen zu kämpfen haben. Sie sprechen in einer monotonen, hohen Sing-Sang-Stimme oder mechanisch wie ein Roboter. So kommt es, dass der Tonfall nicht mit dem übereinstimmt, was das Kind übermitteln will. Ebenso kann es in Betonung und Rhythmus bei der Aussprache einzelner Wörter so danebenliegen, dass der Eindruck entsteht, die Muttersprache Englisch wäre für das Kind eine Fremdsprache.

    Vermeintlicher Empathiemangel

    Aufgrund ihrer Defizite in der sozialen Kommunikation werden AS-Kinder oft für hochmütig und wenig mitfühlend gehalten. Im Kontakt können Sie hölzern und linkisch erscheinen. Zeigt der Gesprächspartner Gefühle, schaffen sie es nicht, mit der zu erwartenden Mimik und Körpersprache zu antworten. Dies darf aber nicht so interpretiert werden, dass sie nicht in der Lage wären, sich um andere zu sorgen oder selber Gefühle zu erleben. Der Eindruck entsteht eher dadurch, dass die Gefühle ihrer Mitmenschen als irritierend erlebt werden, und sie nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Ebenso kann ihr eigener Gefühlsausdruck sich sehr von dem der NT- Menschen unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass AS-Kinder von ihren Gefühlen oft geradezu überwältigt werden, auch von positiven Gefühlen. Sie können vor Gefühlen überfließen und verschließen sich dann, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.

    Minimaler Augenkontakt

    Der fehlende Augenkontakt ist eine der offensichtlichsten Schwierigkeiten von AS-Kindern. Sie fühlen sich höchst unbehaglich, geraten sogar in Panik, wenn sie anderen Aug in Aug begegnen müssen, und so versuchen sie diesen direkten Kontakt, so gut es geht, zu vermeiden. Auch wenn NT-Menschen sich dessen im Allgemeinen nicht bewusst sind, steuert der Augenkontakt während des sozialen Austauschs eine beträchtliche Menge an Informationen bei. Diese zusätzliche Stimulation bedeutet für AS-Kinder eine Ablenkung. Ihre Konzentration bricht zusammen, wenn sie sich bemühen die verbale Information richtig zu verstehen und gleichzeitig Augenkontakt zu halten. Einige AS-Erwachsene vergleichen dieses Gefühl mit der Situation, hundert Fernsehprogramme auf einmal ansehen zu müssen! Also sieht ein AS-Kind während einer Unterhaltung lieber weg oder schließt sogar seine Augen, was beim Gesprächspartner oft Verwirrung oder Bestürzung hervorruft.

    Eingeschränkte Interessen

    Die Neigung, vollkommen in einem bestimmten Thema aufzugehen, welches sowohl die Zeit als auch den Gesprächsstoff desjenigen völlig in Beschlag nimmt, ist bei AS-Kindern ganz besonders ausgeprägt. Sie widmen sich ihren Leidenschaften mit einer Intensität, Exklusivität und ungeteilten Aufmerksamkeit, die von der üblichen Beschäftigung mit Hobbys oder Steckenpferden von NT-Kindern stark abweicht. Ihre Interessen betreffen häufig Außenseiterthemen und sind oft ziemlich mysteriös. Die exzessive Beschäftigung mit diesem einen Thema stellt für Eltern und Lehrer gleichermaßen eine Herausforderung dar. Der Fokus ihrer Obsessionen kann sich über Monate oder Jahre periodisch ändern.

    Kleinere Kinder können ihre ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, spezielle Dinge zu sammeln, so wie Flaschenöffner, Schlüssel, Limo-Dosen oder grüne Stifte. Diese Kinder können meist durch nichts daran gehindert werden, das Objekt ihrer Begierde zu ergattern. Mit ihrem hochentwickelten Radarsystem orten sie auf unheimliche Weise die Dinge an den ausgefallensten Orten und zu den unpassendsten Zeiten.

    Bei älteren Kindern verlagert sich das Interesse oft auf ein spezielles Thema oder eine bestimmte Beschäftigung. Unabhängig davon, ob es sich um Spinnen, Modelleisenbahnen, Sterne, Planeten, Feuerwehrautos, Dinosaurier, Busfahrpläne oder Landkarten handelt, sammeln diese Kindern außergewöhnliche Mengen von Rohmaterial, Fakten und Statistiken. Sie können ein enzyklopädisches Wissen über ihr Lieblingsthema erlangen, jedes verfügbare Buch zu diesem Thema in der Bücherei lesen, und alle nur erdenklichen Informationsquellen ausschöpfen.

    Spezialinteressen wie diese scheinen dem AS-Kind in mehrerlei Hinsicht einen Nutzen zu bringen. Weil diese Interessen oft Daten, Fakten und geordnete Statistiken beinhalten, sind sie verlässlich und vorhersehbar. Diese Art von Information kann ein sicherer Hort sein, der vor den heftigen Attacken einer verwirrenden und wechselhaften Welt schützt.

    Konversation ist nicht leicht für sie, und ein einfacher Smalltalk ist meist überhaupt nicht möglich, aber dank ihres enormen Wissens können sie über Stunden flüssig und verständlich über ihr Lieblingsthema dozieren.

    Bedürfnis nach Struktur und Routine

    Routine und Struktur sind immens wichtig, um einem AS-Kind den Eindruck zu vermitteln, dass es eine gewisse Kontrolle über sein Leben hat. Dieses verzweifelte Bedürfnis nach Struktur ist nach einschneidenden Veränderungen wie Schulwechsel, Umzug in eine neue Wohnung oder Familienzuwachs besonders groß. Wiederholung und Routine können Angst reduzierend, beruhigend und angenehm wirken. Eine Veränderung der Routine, Unterbrechungen oder sich plötzliche ändernde Situationen können dagegen unerträglich sein.

    Ihre einfache Aufforderung, jetzt endlich den König der Löwen auszuschalten, den ihr Kind bereits 34 Mal gesehen hat, oder die Yu-GI-OH!-Karten wegzulegen und zum Abendessen zu kommen, kann ganz schnell in eine explosive Szene ausarten.

    Eine Änderung im Stundenplan oder die Rückkehr vom Pausenhof in den Kunstunterricht kann heftige Abwehr hervorrufen und sich zum Supergau steigern. Ihr Kind kann sich an einer bestimmten Sache so festbeißen, dass es einer unlösbaren Aufgabe gleichkommt, es davon wieder abzubringen – oder zumindest den folgenden Mord und Totschlag nicht wert scheint. Konsequenzen werden, unabhängig von ihrer Schwere, meist ignoriert.

    Dieses Bedürfnis nach Gleichheit und Routine wird innerhalb einer sozialen Gruppe ebenfalls ausgereizt, besonders wenn es um Regeln und Vorschriften geht. Sind die Regeln einmal festgelegt, kann Ihr Kind unbeugsam auf ihrer Einhaltung beharren. Es spielt sich als Klassen- oder Familienpolizei auf und reagiert ausgesprochen unwirsch, wenn jemand die Regeln verletzt. Dieser selbsternannte „Polizisten-Status" trägt wenig dazu bei, sich in der Gruppe Gleichaltriger zu integrieren, sondern festigt nur seine Position als Außenseiter.

    Anpassungsschwierigkeiten

    AS-Kinder werden von gleichaltrigen Kindern, die soziale Situationen leichter einschätzen können, oft als seltsam und unbeholfen wahrgenommen. Sie können exzentrisch und emotional unreif wirken, und haben Schwierigkeiten, sich an komplexe und veränderliche soziale Situationen anzupassen. Ihre tollpatschige Körpersprache, die reduzierte Mimik und Gestik sowie ihr sonderbares Starren machen sie unübersehbar zu Außenseitern, fernab der sozialen Norm. Versuche, soziale Kontakte herzustellen, verlaufen oft erfolglos. Sie verzichten z. B. auf Standardfloskeln wie „Hallo, mein Name ist…" und stellen sich gleich mit einer langatmigen und umständlichen Tirade über die zehn schnellsten Züge der Welt vor. Dass sie nicht wirklich in der Lage sind, Freundschaften zu schließen bzw. aufrechtzuerhalten, verwirrt sie. Übrig bleiben Einsamkeit und das Gefühl der Niederlage.

    Fehlerquelle: „Wörtliches" Sprachverständnis

    Da sie weder über Taktgefühl verfügen noch die Raffinesse der gesellschaftlich akzeptierten „Notlügen beherrschen, um verletzte Gefühle zu vermeiden, wirken sie oft übermäßig plump. Sehen sie zum Beispiel einen übergewichtigen oder unförmigen Menschen, können sie lauthals verkünden, wie fett oder hässlich diese Person ist, legen ihm oder ihr vielleicht noch Strategien zur Gewichtsreduzierung ans Herz oder versorgen sie mit Schönheitstipps. Einer unserer Patienten korrigierte einmal in aller Öffentlichkeit die Grammatik einer Klassenkameradin, während diese gerade einen Auftritt in der Schulaula hatte. Obwohl diese Kinder ihren sozialen „Fauxpas einsehen, wenn man ihnen diesen erklärt, haben sie dennoch Schwierigkeiten, die neu erworbene Erkenntnis auf zukünftige Situationen zu übertragen. Sie deuten die Welt wörtlich und konkret und nicht metaphorisch oder abstrakt. Somit sind die Dinge für AS-Kinder (und Erwachsene!) oft nur schwarz oder weiß. Sie haben nicht die Möglichkeit, die Graustufen dazwischen zu sehen. Diese begrenzte Weltsicht kann AS-Kindern Sicherheit und Trost geben, weil sie ihnen hilft, das Unverständliche greifbarer zu machen. Eine übermäßig wörtliche Auffassung von Sprichwörtern oder gängigen Ausdrücken, wie z. B. „Hast du deine Zunge verschluckt?" können unerwartete und sozial abweichende Reaktionen provozieren. Ein Kind kann Ihnen zum Beispiel alles Erkennbare über die braungescheckte Kuh auf der Wiese erzählen, aber absolut gar nichts über die sprichwörtliche lilafarbene Kuh, die man nur im übertragenen Sinn verstehen kann. Ihr Erinnerungsvermögen für Dinge, die sie gesehen haben, kann erstaunlich, sogar eidetisch sein, mit einer sehr feinen Aufmerksamkeit fürs Detail, aber mit einigen Schwierigkeiten, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen (was natürlich wieder eine Redewendung ist, die viele AS-Menschen verwirren könnte!).

    Wunderliche Verhaltensweisen

    Hierzu gehören Verhaltensweisen wie Zupfen, Stupsen, mit den Armen herumfuchteln, mit den Fingern schnipsen, auf Zehenspitzen laufen, Gegenstände nur von der Seite ansehen oder sich im Kreis drehen. Auch wenn diese Handlungen unfreiwillig ausgeführt und vom Kind nicht bemerkt werden, welches darin gerade so vertieft ist, ist die bloße, sich ständig wiederholende Qualität dieser wunderlichen Verhaltensweisen oft ein weiteres Hindernis für die Integration in die Gruppe von NT-Gleichaltrigen.

    Schwierigkeiten beim Sport

    In Kindheit und Jugend sind Gruppenaktivitäten wie Mannschaftssport eine gute Gelegenheit, um Freunde zu finden. AS-Kinder haben oft weder Interesse noch Talent für Sport und Wettkämpfe. Diese sind aber oft der Schlüssel für soziale Akzeptanz auf dem Spiel- oder Bolzplatz. Diese Kinder bewegen sich tollpatschig. Ihre Muskulatur sowie die Hand-Augen-Koordination können unterentwickelt sein. Ihre grob- und feinmotorischen Fähigkeiten sind oft begrenzt. Bälle werfen, schießen oder fangen kann schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein. Wenn alle anderen Kinder auf den Pausenhof rennen, um Fußball zu spielen oder Seil zu springen, läuft das AS-Kind vielleicht versunken in die Kompliziertheiten seiner eigenen Gedanken am Rande des Pausenhofs herum.

    Überdurchschnittlich entwickelte Lesefertigkeiten

    AS-Kinder können über eine überdurchschnittliche Lesefertigkeit verfügen, die der raschen Entwicklung ihres Wortschatzes entspricht. Dies nennt man Hyperlexie. Dennoch haben sie Schwierigkeiten mit dem Verständnis und dem Erfassen des Kontextes. So kann ein Fünfjähriger zum Beispiel das Wall Street Journal nehmen und laut einen Artikel über den aktuellen Zinskurs vorlesen, sein Verständnis für die Bedeutung dieses Artikels hinkt jedoch gewaltig hinterher. Hyperlexie bedeutet, dass eine große Kluft besteht zwischen der Fähigkeit, Wörter zu lesen, und den interdisziplinären Fähigkeiten, die nötig sind, um die Bedeutung der Worte in einem Kontext sinnvoll zu interpretieren.

    Physische Hypersensibilität

    Überempfindlichkeit auf die unterschiedlichsten Reize wie Berührungen, Gewebetextur, Druck, Licht, Geruch und Geschmack kommt bei AS-Kindern sehr häufig vor. Polizeisirenen, die Schulglocke, Verkehrslärm, Schreien und Kreischen oder auch nur das Summen fluoreszierenden Lichts kann von einfach nervig bis schmerzhaft empfunden werden und extreme Reaktionen hervorrufen - zum Unverständnis ihrer Mitmenschen, die sich fragen: „Was ist denn jetzt passiert?. Grelles oder blinkendes Licht, kratzende Etiketten im T-Shirt, enge Kleidung oder Nähte in den Socken - Dinge, die von NT-Kindern einfach übersehen werden, es sei denn, sie sind ausgesprochen empfindlich, können buchstäblich unerträglich sein. Umgekehrt zeigen einige AS-Menschen eine verminderte Reizsensibilität oder auch fehlende Reizwahrnehmung und bleiben ungerührt von Sinneseindrücken, welche die meisten NT-Menschen als übermäßig empfinden würden. Ein AS-Kind kann also sowohl hyper- als auch hyposensibel sein. Zum Beispiel können sie es unerträglich finden, Socken oder enge Kleidung zu tragen, während sie sich andererseits im widerlichsten Gestank pudelwohl fühlen, weil sie ihn gar nicht wahrnehmen. Das Gleiche gilt z. B. für extreme Temperaturunterschiede. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Reizwahrnehmung werden AS-Kinder z. B. in Bezug auf Essen, Trinken, Kleidung, ihre Umgebung, Dinge oder ihre Mitmenschen oft als wählerisch oder pingelig beschrieben. Ihr „erlesener Geschmack stellt Eltern, Lehrer und Erzieher gleichermaßen auf eine harte Probe, die ihre Mäkelkinder scheinbar nie zufrieden stellen können, was immer sie auch anstellen mögen.

    Manche Kinder zum Beispiel essen nur Lebensmittel einer speziellen Kategorie, etwa nur weißes Essen, weiches Essen, knuspriges Essen oder trockenes Essen. Andere lehnen es ab, vermischtes Essen, schleimiges Essen oder Essen zu sich zu nehmen, welches durch bestimmtes Kochwerkzeug „kontaminiert wurde oder auch nur geringfügig in Berührung mit „unfeinen Lebensmitteln gekommen ist, die sie als nicht essbar einstufen. Dann gibt es solche, die nur Milch, Brause oder einen ganz bestimmten Saft trinken. Stellen Sie sich nur vor, was es heißt, diesem Kind seine täglichen Mahlzeiten zuzubereiten. Alle Eltern werden diese Art von Kämpfen hin und wieder ausfechten müssen, aber die Sturheit von AS-Kindern ist legendär. Viele Eltern geben einfach auf und lassen ihr Kind – um seines Überlebens willen – essen, was es will. Vielleicht schaffen sie es noch irgendwie, ein paar Vitamin- oder Mineralstoffpillen unter diese wenigen „akzeptablen" Lebensmittel zu schmuggeln.

    Versagensangst und geringes Selbstwertgefühl

    Negatives Feedback ist wohl für jeden unangenehm, aber für ein Kind, das sich selbst als Bewohner einer unverständlichen Welt sieht, deren meist unausgesprochene Regeln es nicht beherrscht, ist es besonders schmerzvoll. Die Fähigkeit, Neues zu lernen und das Gelernte zu verallgemeinern, sich an neue und veränderliche Situationen anzupassen und aus seinen Fehlern zu lernen, ist oft entscheidend für den Erfolg im gesellschaftlichen Leben oder im Schulalltag. Wegen ihrer geistigen Unbeweglichkeit werden AS-Kinder immer wieder scheitern. Die Unfähigkeit, sich anzupassen und flexibel zu reagieren, ist oft der Auslöser für fortwährende Kritik.

    Ein alternativer Weg hilft dem Fremden, nach Hause zu finden

    Wir hoffen, dass wir mit der obigen Beschreibung der Hauptmerkmale Ihr Interesse an AS wecken konnten. Vielleicht fühlen Sie sich an Erfahrungen erinnert, die Sie selbst als Lehrer, Eltern oder Erzieher mit einem solchen Kind gemacht haben. Vielleicht passen Sie aber auch selbst gut in dieses

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1