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GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33: GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33: GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33: GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
eBook246 Seiten3 Stunden

GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33: GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.

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Über dieses E-Book

EMPIRE, die mächtige und geheimnisvolle Verbrecher-Organisation, manipuliert mit Zeit und Geschichte. Der Grund ist Hannibal Fortune, Spezialagent von TERRA: Durch raffinierte Praktiken und Eingriffe in die Geschichte versucht EMPIRE zu erreichen, dass Rom den Zweiten Punischen Krieg verliert - mit all seinen Folgen. Die Gangster wissen genau, dass Hannibal Fortune eingreifen muss, um dies zu verhindern. Und EMPIRE setzt alles daran, Hannibal Fortune endgültig auszuschalten. Die Falle, die sie ihm stellen, schnappt zu. Fortune ist in der Zeit gefangen, und das kann tödliche Folgen haben: Denn kein Mensch vermag zweimal in derselben Zeit zu existieren...

Der Roman Gefangener in Raum und Zeit des US-amerikanischen Schriftstellers Larry Maddock (eigentlich Jack Owen Jardine; geboren am 10. Oktober 1931 in Eaton Rapids, Eaton County, Michigan; gestorben am 14. April 2009 in Nordkalifornien) erschien erstmals im Jahr 1969; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1971.

Gefangener in Raum und Zeit erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum19. Nov. 2020
ISBN9783748765059
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33: GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.

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    Buchvorschau

    GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 33 - Larry Maddock

    Das Buch

    EMPIRE, die mächtige und geheimnisvolle Verbrecher-Organisation, manipuliert mit Zeit und Geschichte. Der Grund ist Hannibal Fortune, Spezialagent von TERRA: Durch raffinierte Praktiken und Eingriffe in die Geschichte versucht EMPIRE zu erreichen, dass Rom den Zweiten Punischen Krieg verliert - mit all seinen Folgen. Die Gangster wissen genau, dass Hannibal Fortune eingreifen muss, um dies zu verhindern. Und EMPIRE setzt alles daran, Hannibal Fortune endgültig auszuschalten. Die Falle, die sie ihm stellen, schnappt zu. Fortune ist in der Zeit gefangen, und das kann tödliche Folgen haben: Denn kein Mensch vermag zweimal in derselben Zeit zu existieren...

    Der Roman Gefangener in Raum und Zeit des US-amerikanischen Schriftstellers Larry Maddock (eigentlich Jack Owen Jardine; geboren am 10. Oktober 1931 in Eaton Rapids, Eaton County, Michigan; gestorben am 14. April 2009 in Nordkalifornien) erschien erstmals im Jahr 1969; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1971.

    Gefangener in Raum und Zeit erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

    GEFANGENER IN RAUM UND ZEIT

    Erstes Kapitel

    Die jetschwarzen Augen Pohl Tausigs, des rundlichen Einsatzleiters der Abteilung für Rekonstruktion und Sicherung der Zeitbalance, blickten über ein ebenso schwarzes Bartgestrüpp hinweg seinen gutaussehenden jungen Besucher an. »Der Fall ist auf Sie zugeschnitten, Fortune«, tönte Tausig mit einer Stimme, die an einen Tempelgong erinnerte.

    »Wieder auf der Erde?«, fragte der Sonderagent und ließ seine schlanke Gestalt in einen Sessel fallen.

    »Die Nordküste Afrikas«, sagte Tausig. »Unser dort ständig stationiertes Team meldet, dass ein Eroberungskrieg eine falsche Wendung nehmen will. Die rechtmäßigen Sieger treiben mit Windeseile auf eine Niederlage zu.«

    »Das klingt aber nicht so, als hätte Empire seine Hand dabei im Spiel«, wandte Hannibal Fortune ein. »Wer sind die kriegführenden Parteien?«

    »Rom und Karthago.«

    Der Agent stieß einen leisen Pfiff aus. »Jetzt verstehe ich, warum Sie glauben, dass der Fall auf mich zugeschnitten ist. Für ein Zusammentreffen mit meinem Namensvetter habe ich mir immer schon einen Vorwand gewünscht.«

    »General Hannibal ist bis jetzt noch nicht aufgetreten«, sagte Tausig. »Der Bericht stammt aus dem Jahr 2775.«

    Fortune rechnete im Geist schnell das Jahr in Erdzeit um und nickte. Seit er seine Arbeit über die Punischen Kriege verfasst hatte, waren mehr als sechzig Jahre verstrichen. Einige Einzelheiten waren ihm dabei schleierhaft geblieben. »Moment; also noch Scipio und Syphax gegen Hasdrubal. Habe ich recht?«

    Der beleibte und bärtige Mann schüttelte den Kopf. »Irrtum. Hasdrubal und Syphax gegen Scipio.«

    Der Agent zog die Stirn kraus. »So viel kann ich nicht vergessen haben, Pohl.«

    Tausig lächelte. »Ihr Gedächtnis ist tadellos. In acht Tagen wird Wi’in zur Einführung zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen Sie einsatzbereit sein.« Er schloss die vor ihm liegende Akte und schob sie beiseite.

    Der riesige künstliche Planet im Mittelpunkt der Galaxis stellte den wohl ehrgeizigsten Versuch dar, den Status quo der galaktischen Geschichte zu bewahren. Jeder einzelne seiner zehntausend Bewohner war sich darüber im Klaren, dass nicht nur die Zukunft, sondern die gegenwärtige Existenz davon abhing, die Vergangenheit so zu bewahren, wie sie sich zugetragen hatte.

    Auch jeder der zehntausend anderen Agenten – jener ständig einsatzbereiten Agenten von TERRA, die entlang der Zeitlinie der Planeten der Galaktischen Föderation stationiert waren – wusste, dass die Welt plötzlich zu bestehen aufhören könnte, wenn es nicht gelänge, wichtige Abweichungen eines bekannten Geschichtsverlaufes rechtzeitig festzustellen.

    Daher war es die Pflicht Vangos und seines symbiontischen Partners Arrik gewesen, die im alten Karthago auf dem Planeten 38 im Jahre 203 stationiert waren, Meldung zu erstatten, dass es Scipio nicht gelungen war, die benachbarte, viel ältere Stadt Utica zu dem Zeitpunkt zu erobern, den die Geschichte verzeichnete.

    Da Hannibal Fortune der einzige Sonderagent von TERRA war, der sich bei seiner akademischen Ausbildung der Geschichte des Planeten Erde gewidmet hatte, kannte er die grausame und wirkungsvolle Art, wie Publius Cornelius Scipio die Städte Utica und Karthago in die Knie gezwungen hatte. Die genaue Truppenstärke der beteiligten kriegführenden Parteien war ihm entfallen, doch wusste Hannibal noch, dass Scipios Legionäre und die barbarischen Krieger des Syphax den Verteidigungstruppen Uticas, einschließlich der – Armee Karthagos unter General Hasdrubal, zahlenmäßig erdrückend überlegen waren. Es hatte nur wenige Wochen gedauert, bis Utica gefallen war, wobei die Truppen Hasdrubals zerschlagen wurden. Scipio und Syphax waren gegen Karthago gezogen und hatten dann die ein Jahr dauernde Belagerung Karthagos begonnen, die die Vorherrschaft Karthagos in der Antike gebrochen und Roms Aufstieg gesichert hatte. Hannibal, der von Norden her Roms Heimatfront bedrängte, war es nicht möglich gewesen, rechtzeitig zur Rettung der Stadt heimzukehren.

    Nach Vangos Bericht zu schließen, hatte jedoch König Syphax die Seiten gewechselt, Utica war nicht gefallen, und weitere Verzögerungen konnten bewirken, dass Scipio – und Rom selbst – anstelle Karthagos ausgelöscht wurde. Die möglichen Folgen einer solchen Geschichtsabweichung durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Entlang einer gegebenen Zeitlinie gab es nur wenige Ereignisse, die bedeutsam genug waren, um die Grundlagen der Basiszeit zu erschüttern – die Vernichtung einer Zivilisation war ein solches Ereignis. Die Geschichte verlangte, dass Rom Karthago dem Erdboden gleichmachte. Alles, was den Ausgang dieses Konfliktes bedrohte, gefährdete gleichzeitig den Bestand der Galaktischen Föderation.

    Vangos und Arriks Stationierung in Karthago hatte denselben Grund wie die Errichtung des wabenförmigen Hauptquartiers der TERRA-Zentrale: Um die Unternehmungen eines verbrecherischen Genies namens Gregor Malik zu vereiteln, der sich zum Tyrannen des Planeten Borius aufgeschwungen hatte, gerade als Rimaud Rudnl und Linz Lipnig die erste funktionierende Zeitmaschine konstruierten – im Jahre 2552 irdischer Zeitrechnung. Die zu diesem Zeitpunkt 68 Jahre alte Galaktische Föderation hatte die Erfindung sofort mit Acht und Bann belegt, weil sie eine ernste Bedrohung der vielen tausend Zeitlinien darstellte, auf denen die Realität der Basiszeit beruhte. Rudnl, den dieses Vorgehen gegen sein Lebenswerk verstimmt hatte, lieferte die Erfindung Gregor Malik aus. Da Malik die Erfindung als ein Mittel zur Unterwerfung des ganzen erforschten Universums erkannte, war er überglücklich, den Gönner Rudnls spielen zu können. Im Jahre 72 galaktischer Zeitrechnung hatte sich die Galaktische Föderation sodann gezwungen gesehen, die Organisation TERRA zu gründen und sie mit der gleichen Erfindung auszurüsten, die sie sechs Jahre vorher für verboten erklärt hatte. In den folgenden fünfzehn Jahren hatte TERRA einen erbarmungslosen Krieg geführt, um die Bestrebungen Empires, sich in die Zeitlinien der siebenundvierzig Mitglieder der Föderation einzumischen, aufzudecken und zu vereiteln. Obwohl sich Malik selbst nach außen hin von Empire distanziert hatte, unterstützten seine Anhänger Empire weiterhin in seinen Bemühungen, die Geschichte der Planeten durcheinanderzubringen.

    Die Doppelaufgabe – erstens, herauszufinden, auf welche Art Empire aus dem Zweiten Punischen Krieg Nutzen zu ziehen suchte und zweitens, wieder alles ins rechte Lot zu bringen – ruhte ausschließlich auf den Schultern eines einzigen: auf den Schultern Hannibal Fortunes und seines symbiontischen Partners Webley.

      Zweites Kapitel

    Der drahtige, weißbärtige Experte für Kampftechnik begrüßte Fortune lächelnd. »Ich habe gehört, man hat Sie dazu ausersehen, sich mit einem meiner Lieblingsfeldzüge zu befassen«, bemerkte er. »Hätte ich mir doch gleich denken können, dass der Punische Krieg Ihr Steckenpferd ist, d’Kaamp«, erwiderte Fortune.

    »Wissen Sie bereits, auf welcher Seite Sie mitmachen werden?«

    »Diese Entscheidung muss ich verschieben, bis ich die gegenwärtige Situation überblicken kann. Sie bereiten mich daher am besten auf beide Möglichkeiten vor.«

    »Beide?«, konterte der Ausbilder. »Es sind fünf verschiedene Armeen beteiligt. Scipios Truppen, römische Soldaten herkömmlicher Art; Hasdrubals Armee, die ebenso herkömmlich karthagisch ist; Hannibals Armee, der mit Karthagern, Galliern und Numidiern auszog, aber während der jahrelangen Feldzüge rund um Rom eine beträchtliche Anzahl von Italikern um sich geschart hat; die Barbaren unter Syphax, aus allen Stämmen Nordafrikas stammend, eine stattliche Anzahl numidischer Reiter miteingeschlossen; und – bis zu einem gewissen Grade wenigstens – Masinissas numidische Reiter. Wie ich mich erinnere, sind Sie ein erfahrener Reiter.«

    »Es geht«, gab Fortune bescheiden zurück.

    »Dann lassen Sie sich eines gesagt sein: Numidier reiten ohne Geschirr – kein Sattel, kein Zaumzeug, Zügel oder dergleichen.«

    »Wenn ich diese Rolle übernehmen müsste, würde mein Partner das Pferd in der Gewalt haben. Ich glaube kaum, dass sich in dieser Hinsicht Schwierigkeiten ergeben werden.«

    »Gut. Sollen wir Sie also zunächst als römischen Legionär ausbilden? Auf der Bank hier sehen Sie zwei Schwerter. Das erste ist das typische römische Kurzschwert für den Kampfgebrauch. Daneben ein Trainingsschwert mit doppelt so schwerer Klinge. Die Legionäre trainieren mindestens eine Stunde täglich damit, um den Arm zu stählen. Werfen Sie sich in Ihr Kampfgewand. Ich werde Ihnen zeigen, wie sich ein gut trainierter Legionär im Kampf verhält!«

    Der weißbärtige Ausbilder lächelte und wartete, bis sich Hannibal umgezogen hatte. »Zielen Sie auf mein Gesicht. Los! Los!«, sagte er dann.

    Grinsend schnellte Fortune vor und versetzte dem Gegner einen Durchzieher von unten. Mit dieser Finte wollte er ihn aus der Schilddeckung locken. Der Rhythmus dieses Schwertspieles nach römischer Art glich einem Tanz: eins, zwei, drei, vier – und dann wieder Ausgangsposition für Hieb und Stoß. Er hatte die schwere Klinge bereits zurückgezogen und das Gewicht bei drei nach vorn verlagert, als er merkte, dass d’Kaamp den Schild noch immer hochhielt, ihn immer höher hob und dabei eine leichte Rechtswendung machte. Er versetzte Fortune unter dessen erhobener Waffe einen Stoß, wobei er dessen Schwert mit seinem Schild noch mehr in die Höhe zwang. Jetzt war Fortunes rechte Seite zur Gänze ungedeckt, und d’Kaamps Klinge stieß von unten her zu.

    Wumm.

    Fortune versuchte eine Seitwärtsdrehung, doch der dadurch bedingte Schwung wirkte sich nachteilig aus. Der Ausbilder erwischte ihn mit der Schwertspitze an den Rippen.

    »Sie sind tot«, sagte d’Kaamp.

    »Ich weiß«, musste der Agent kläglich zugeben.

    »Die präzise Kampfweise der römischen Armee ist ihre größte Stärke, lässt aber wenig Raum für Flexibilität – die höchsten Spitzen ausgenommen. Ein römischer Fußsoldat ist allem gewachsen – nur keinem unkonventionellen Gegner.«

    »Ich will’s mir merken.«

    »Merken allein genügt nicht, wenn Sie am Leben bleiben wollen«, meinte d’Kaamp berichtigend. »Am klügsten ist es, wenn Sie sich aus Kampfsituationen überhaupt heraushalten. Wenn Sie sich aber auf einen Schwertkampf einlassen müssen, denken Sie daran, dass die Römer die einzigen sind, bei denen Sie sich auf eine bestimmte Kampftaktik einstellen können. Die anderen sind ein kunterbunt zusammengewürfelter Haufen. Doch auch unter denen gibt es erstaunlich talentierte Krieger. Morgen werden wir uns mit der Philosophie der Kriegsführung jenes Mannes befassen, den Sie wahrscheinlich werden manipulieren müssen.«

    »Publius Cornelius Scipio...«

    »S-c-i-p-i-o«, gab der Ältere mit einem Kopfnicken zurück. »Wenn Sie Latein sprechen wollen, müssen Sie es zumindest korrekt aussprechen.«

    Von den verschiedenen Lebensformen, die Schulter an Thorax in den vierzehn Abteilungen arbeiteten, die von TERRA unterhalten wurden, war keine so ungewöhnlich wie die Spezies der Webleys und Ronels. Zu welchem Zeitpunkt im Ablauf des Kalenders der Entwicklung ihre Vorfahren das Denken gelernt hatten, war ein Geheimnis, doch hatte jenes Ereignis die anpassungsfähigsten Lebewesen hervorgebracht, die man bis jetzt in der Galaxis entdeckt hatte. Es war die einzige Lebensform, deren tägliche Betätigung darin bestand, Wunschdenken in die Tat umzusetzen. Nicht genug damit, dass diese merkwürdige Gattung (die sich selbst Torg nannte, was ganz einfach Volk hieß) nach Belieben die Gestalt wechseln konnte; sie war darüber hinaus telepathisch begabt. Einer der nahen Verwandten der Torgs – evolutionär gesehen – besaß weder deren extreme Plastizität, noch die Fähigkeit des Gedankenlesens. Das waren Beschränkungen, die auf die Entwicklung eines ziemlich starren Nervensystems zurückzuführen waren, während die Torgs ihre völlig unspezifizierten Zellen beibehalten hatten. Das Fehlen eines Nervensystems herkömmlicher Art bewirkte einen Bewusstseinszustand, wie er bei keiner anderen Gattung zu finden war. Viele Biologen der Galaktischen Föderation hielten das auch für die Ursache der gestaltverändernden und telepathischen Fähigkeiten der Torgs. Vor langer Zeit hatten die Torgs ihre bewusstseinsdurchdringenden Talente in die Gewalt bekommen, für ihre eigenen Fähigkeiten Normen entwickelt und sich auf gewisse Regeln telepathischen Verhaltens geeinigt, um den Grad geistiger Vertrautheit zwischen einzelnen Torgs zu regeln. Meist war es so, dass ein Torg sich in einer symbiontischen Partnerschaft mit einem Angehörigen einer anderen Gattung weitaus wohler fühlte – so wie Webley mit Hannibal Fortune und Ronel mit Luise Little – als in einer Beziehung mit einem Bruder-Torg.

    Erstaunlicherweise hatten diese zwei Symbionten – ganz uncharakteristisch – aneinander Gefallen gefunden, eine Parallele zu der Beziehung ihrer menschlichen Partner. Was zwischen Fortune und Luise vorgefallen war, hatte Webley nicht sonderlich gekümmert, denn der intelligente Symbiont wusste aus Erfahrung, dass es müßig war, Fortunes komplizierte Denkvorgänge verstehen zu wollen. Am klügsten war es, Hannibals Begeisterung für weibliche menschliche Wesen einfach amüsant zu finden und nicht laut darüber zu lachen. Fortune und das Mädchen hatten ihren Jahresurlaub redlich verdient, und da Luise ihren Symbionten Ronel mitgebracht hatte, war für Webley die Zeit wie im Flug vergangen.

    Doch jetzt war der Urlaub vorbei, und Webley fing an, sich den Kopf über Fortunes Reaktion auf die bevorstehende Trennung von Luise zu zerbrechen.

    In seiner üblichen Lage auf den Schultern seines Partners spürte er Fortunes inneren Aufruhr, als dieser sich mit Luise zum Essen traf. Der Symbiont merkte sogar einen Anflug von Wehmut, der dem Mann, mit dem er in den vergangenen sechzig Jahren gemeinsam Aufträge ausgeführt hatte, sonst völlig fremd war. Das bedurfte der Beobachtung, entschied Webley. Sollte es ärger werden, dann blieb ihm keine andere Wahl, als es Pohl Tausig zu melden.

    »...hatte ich endlich die Möglichkeit, dich für eine Beförderung zur Sonderagentin vorzuschlagen«, sagte Fortune eben.

    »Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich das schaffen würde«, erwiderte Luise.

    »Ich schon. Und Pohl wird mir recht geben. Er möchte sich mit dir unterhalten.«

    »Wann?« Sie zupfte nervös an einer Strähne ihres goldblonden Haares.

    »Sehr bald, glaube ich. Er wird dich verständigen.«

    »Du hast mir noch immer nicht gesagt, wohin du gehst«, erinnerte sie ihn.

    »Karthago, 203 nach Christus. Zweiter Punischer Krieg.«

    »Damals, als das römische Kaiserreich noch jung war«, sagte sie.

    »Das römische Imperium kam erst ein Jahrhundert später. Im Jahre 203 war Rom noch Republik«, sagte er. »Was mich daran so fasziniert, ist die Möglichkeit, meinem Namensvetter zu begegnen – Hannibal von Karthago.«

    Luise lächelte. »Jener Hannibal, der mit Elefanten über die Alpen gezogen ist. Dem bin ich nie begegnet. Ich ziehe einen anderen Hannibal vor. Wann brichst du auf?«

    Fortunes Gesicht wurde ernst. »In acht Tagen«, sagte er leise. »Uns bleibt nicht viel Zeit.«

    »Das Jetzt ist das einzige, was uns bleibt«, gab sie zurück. »Das sollte genügen.«

    »Menschen«, sagte Webley verächtlich zu sich selbst.

      Drittes Kapitel

    »Wenn man einmal weiß, woran er glaubt«, betonte d’Kaamp zum vielleicht fünfzigsten Mal, seitdem Fortune sich, mit ihm getroffen hatte, »hat man auch den Weg gefunden, ihn in die Gewalt zu bekommen. Scipio ist kein typischer Römer. Geistig steht er in der Avantgarde. Er verachtet die alten Götter und Traditionen, obwohl ihn seine gesellschaftliche Stellung dazu zwingt, die im Volke beliebte Abgötterei mitzumachen.«

    »Dann ist es vielleicht besser, ich komme nicht als Abgesandter der Götter zu ihm«, sagte Fortune.

    »Genau. In der Öffentlichkeit nimmt er Jupiter als seinen göttlichen Schutzpatron in Anspruch – Jupiter Optimus Maximus.«

    »Der Beste und Größte.«

    Der Weißbart nickte nachdrücklich. »Alles, was wir über ihn wissen, spiegelt das gewaltige Bestreben wider, der Beste und Größte zu sein. Weil seine Familie, die Gens Cornelii, die mächtigste Adelsfamilie ist, legt er an sich selbst einen sehr strengen Maßstab an. Seine eigene Meinung über sich und seine Bestrebungen bestimmen sein Verhalten als Mensch und Heerführer.«

    »Sie haben öffentliche Abgötterei erwähnt«, warf Fortune ein.

    »Ja. Der Kult der Magna Mater ist Ihnen doch ein Begriff?«

    »Cybele, die Göttin des Kornes?«

    »Scipios Kampagne für das Amt des Konsuls steht teilweise mit der Magna Mater in Zusammenhang«, berichtete d’Kaamp. »Hannibal stand vor den Toren der Stadt, die Bevölkerung war in Panik geraten. Also beschloss der Senat eine religiöse Schaustellung, um die Ängste des Volkes einzuschläfern. Der König von Pergamon wurde veranlasst, den schwarzen Stein, der die große Mutter Roms sein soll, per Schiff herbeizuschaffen. Als der Stein eintraf, wurde er von Scipio – so berichtet die Überlieferung – und einer Schar tugendhafter verheirateter Frauen mit einer eindrucksvollen Zeremonie empfangen. Ich kann mir vorstellen, dass Scipio sich im Nachhinein vor Lachen ausgeschüttet hat, besonders, als der Senat entdeckte, dass selbstentmannte Priester der Göttin

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