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Erfolgreich strategisch anlegen: Ihr unkomplizierter Weg zum Börsenerfolg
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eBook333 Seiten4 Stunden

Erfolgreich strategisch anlegen: Ihr unkomplizierter Weg zum Börsenerfolg

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Über dieses E-Book

Die Geldanlage in Aktien ist statistisch gesehen eine der sichersten Methoden, um über die Jahre Wohlstand aufzubauen. Wieso halten dann noch so viele Menschen die Börse für ein Casino und den Aktienkauf für wilde Zockerei? Börsenexperte Andreas Lipkow klärt auf. Er zeigt, wie man an der Börse tatsächlich erfolgreich anlegen kann – aber auch, welche Methoden und Strategien entweder nicht oder nicht mehr funktionieren. "Erfolgreich strategisch anlegen " ist das perfekte Buch für alle, die das Wissen erwerben wollen, ihr Geld an der Börse erfolgreich zu vermehren.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Jan. 2024
ISBN9783864709319
Erfolgreich strategisch anlegen: Ihr unkomplizierter Weg zum Börsenerfolg
Autor

Andreas Lipkow

Andreas Lipkow war unter anderem als Börsenmakler an der Frankfurter Wertpapierbörse tätig sowie in den Bereichen Investment­banking und Trading. Er ist gefragter Interviewpartner und Kommentator unter anderem für Bloomberg, Wirtschaftswoche, n-tv und N24. Seit Juli 2017 ist er als Markt­experte für comdirect tätig. Als Dozent referiert der zertifizierte Wertpapieranalyst schwerpunktmäßig über Wertpapieranlage, Trading und Blockchain-Technologie.

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    Buchvorschau

    Erfolgreich strategisch anlegen - Andreas Lipkow

    Trading und Investieren gehören zu den schwierigsten mentalen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Es gibt keine vorgefertigten Muster oder Formationen wie bei der Meteorologie, kein Ende wie bei geläufigen Spielen, keine richtigen Antworten auf Ihre Investment- und Trading-Fragen. Es gibt bei einer potenziellen Anlage- und Trading-Entscheidung immer Pro- und Kontra-Argumente. Mehrdeutigkeit und Unsicherheit werden Ihre ständigen Wegbegleiter sein, wenn Sie sich auf das rutschige Parkett des internationalen Wertpapierhandels wagen wollen. Wenn Sie das verinnerlichen und sich klarmachen, dass Sie der einsame alleinige Entscheider sind, dann haben Sie bereits den ersten Schritt in Richtung einer erfolgreichen Handelsstrategie unternommen. Weitere wichtige und entscheidende Schritte werde ich Ihnen in diesem Buch präsentieren.

    Nein, nicht noch ein Buch zum Thema Trading und Anlegen an den Finanzmärkten! Doch, gerade jetzt, denn der Handel ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, da immer mehr Menschen versuchen, ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen beziehungsweise nehmen müssen. Mit dem Aufkommen von neuen Online-Handelsplattformen, Non-Commission-Brokern und der fortschreitenden Digitalisierung der Finanzmärkte war es noch nie so einfach, in die Welt des Handels einzusteigen.

    Wo Licht ist, gibt es jedoch auch Schatten. Neben den ohnehin an den Finanzmärkten vorhandenen Risiken sind in den letzten Jahren viele weitere entstanden, die es in dem Ausmaß und der Häufigkeit vorher noch nie gegeben hatte. Wie sollen sich jetzt also angehende und professionelle Trader und Anleger aufstellen, wenn sie möglicherweise wissen, wie man Orders an die Handelsplätze gibt, aber keine Ahnung von Blow-offs, Short-Squeezes, Flash Crashs und anderen Risiken haben? Vielleicht haben sie auch noch nie etwas von FOMO, To the Moon, Krypto und HFT gehört? Abgesehen davon haben zusätzlich die Computer an den Börsen die Oberhand gewonnen und bestimmen derzeit einen Großteil der Transaktionen. Ist in dieser Umgebung überhaupt noch Platz für diskretionären Handel?

    Ich beschäftige mich jetzt bereits seit 1995 mit der Finanzanlage und seit 1997 intensiv mit dem Thema Trading. Die Idee zu einem Trading- und Anlagebuch reifte bereits seit 2016 in mir, und ich habe auch schon einen ersten Versuch unternommen. Ich wollte ein Fachbuch zum Thema Hochfrequenzhandel schreiben – dem Thema, das mich nicht zuletzt durch meine damalige Tätigkeit als CEO einer Eigenvermögensverwaltung mittels algorithmischer Handelsansätze in den Bann gezogen hatte. Wer jetzt bereits Schnappatmung wegen der vielen unbekannten Begriffe bekommen hat, wird verstehen, warum dieses Buch notwendig ist. Aber keine Angst, ich werde mich dem Thema nicht zu stark widmen und versuchen, sinnvolle und nachvollziehbare Ausführungen und Darlegungen zu den einzelnen Fachgebieten zu geben.

    Wie bei jedem anderen Unterfangen auch erfordert nachhaltiger Erfolg im Trading Wissen, Disziplin und einen gut durchdachten Plan. Es soll aber zugleich auch unterhaltsam sein und Spaß machen, sich mit dem Thema Trading und Geldanlage zu beschäftigen. Darum habe ich zu jedem Kapitel eine wahre Geschichte aus meinem Trader- und Investmentbanker-Dasein eingestreut. Mit einem Abstand von teilweise über 20 Jahren kann auch ich schon längst wieder über das Erlebte schmunzeln. Ich würde mich aber für Sie freuen, wenn Sie einige meiner Fehltritte auf dem rutschigen Börsenparkett nicht selbst erleben würden.

    Dieses Buch soll eine umfassende Einführung in die Welt des Tradings bieten. Es deckt ein breites Themenspektrum ab, von den Grundlagen der Marktstruktur und der Handelspsychologie bis hin zu fortgeschrittenen Konzepten wie der Technischen Analyse, dem Risiko- und Money-Management und dem algorithmischen Handel.

    Alle Ausführungen beruhen auf meinem Wissen, meinen Erfahrungen und eigenen Recherchen, die ich zu den einzelnen Themengebieten unternommen habe. Glauben Sie mir, dass nicht nur die monetär teuersten Erfahrungen direkt mit den Themenkomplexen Risiko- und Money-Management zu tun hatten. Darum ist es mir ein besonderes Anliegen, immer wieder auf die Wichtigkeit dieser für einen nachhaltigen Trading- und Anlageerfolg zentralen Themen hinzuweisen.

    Egal, ob Sie Anfänger oder erfahrener Trader sind, der seine Fähigkeiten auf die nächste Stufe heben möchte, Sie werden in diesem Buch wertvolle Informationen und Erkenntnisse finden. Nicht zuletzt können auch meine Erfahrungsberichte und Börsenstorys helfen, das Wissen tiefer zu verankern und Spaß beim Lesen zu haben.

    Ich werde die unterschiedlichen Marktarten wie Aktien-, Devisen- und Futures-Märkte vorstellen und die Vor- und Nachteile der einzelnen Märkte diskutieren. Ich behandele dabei auch die verschiedenen Arten von Handelsstrategien, wie zum Beispiel Day-Trading und Swing-Trading, gebe praktische Tipps und stelle Techniken für deren Umsetzung in die Praxis vor.

    Neben der Erörterung der Handelsmechanismen werde ich mich auch mit den psychologischen und emotionalen Aspekten des Handels befassen. Dabei untersuche ich häufige emotionale Fallstricke, mit denen Anleger und Trader nicht nur an den Finanzmärkten konfrontiert sind, und stelle Strategien für deren Bewältigung vor. Es fließen sehr viel eigene Erfahrung und die Beobachtungen meiner Kollegen ein, wobei natürlich keine Namen genannt werden und niemand bloßgestellt wird, aber sie werden schnell erkennen, dass ihnen diese Vorgänge sehr bekannt vorkommen.

    Anschließend erörtere ich die Bedeutung der Entwicklung eines Handelsplans und der Festlegung von Zielen und gebe Anleitungen für die Umsetzung. Ich werde mich auch mit den verschiedenen Arten von Risikomanagement- und Money-Management-Tools beschäftigen, die Händlern zur Verfügung stehen, und erörtern, wie Sie diese effektiv nutzen können, um Ihre Handelsergebnisse zu verbessern. An dieser Stelle sollte Ihnen spätestens bewusst geworden sein, wie wichtig ein systematisches Vorgehen an den Börsen ist, um nachhaltig erfolgreich sein zu können.

    Triggerwarnung: Dieses Buch ist keine Anleitung, mit der Sie schnell reich werden können, sondern eher ein umfassender Leitfaden, ein Buch voller Anekdoten aus dem Leben eines institutionellen Traders und eine solide Grundlage für jeden, der sich für den Börsenhandel interessiert.

    Wenn Sie die in diesem Buch dargelegten Grundsätze und Strategien befolgen, werden Sie auf dem besten Weg sein, ein erfolgreicher Trader oder Anleger zu werden. Dieser Weg lohnt sich auf jeden Fall, denn er ist mit vielen spannenden Augenblicken und Erfahrungen gepflastert. Ich würde ihn jederzeit wieder gehen.

    Viel Spaß bei der Lektüre und vielen Dank, dass Sie dieses Buch lesen.

    Ihr

    Andreas Lipkow

    1

    EINFÜHRUNG IN DEN KAPITALMARKT:

    I. Die Börse ist ein Haifischbecken

    In diesem Kapitel lernen Sie, wie und wo Sie erfolgreich in Aktien, Optionen und Futures investieren und sich im Haifischbecken der Börse behaupten können. Zudem bekommen Sie eine Checkliste an die Hand, mit der Sie herausfinden können, ob Sie eher ein Investor oder eher ein Trader sind. Und es gibt einige Richtlinien, deren Nichtbeachtung Ihren Börsenerfolg zunichtemachen kann. Um jedoch zu verstehen, wo Sie hinwollen, sollten Sie erst einmal verstehen, woher die Finanzmärkte eigentlich kommen.

    Die Börse ist ein Haifischbecken, in dem nur die besten, schnellsten und klügsten Schwimmer überleben. Wer beim Trading an den Finanzmärkten nicht aufpasst, wird schnell zum Futter der Wall-Street-Haie. Wie können Sie in dieser Umgebung trotzdem bestehen und eine positive Performance erzielen? Ich gebe Ihnen die passenden Antworten, wie Sie sich in den verschiedenen „Becken behaupten und erfolgreich investieren können. Von Aktien über Optionen bis hin zu Futures zeige ich Ihnen die verschiedenen Anlage- und Trading-Möglichkeiten und wie Sie diese gewinnbringend einsetzen. Im Haifischbecken „Börse werden nur diejenigen zum Alpha-Investor, die die Grundlagen verstehen und wichtige Regeln mit Disziplin und dem nötigen Wissen umsetzen können. Lassen Sie die anderen kleinen Fische im Börsenmeer der Unwissenheit bei den Wall-Street-Haien zurück.

    II. Geschichte und Grundlagen des Kapitalmarkts

    Dass Menschen miteinander Handel treiben und dafür organisierte Plätze benötigen, lässt sich Tausende Jahre zurückverfolgen. Schon vor über 140.000 Jahren wurden Handelsaktivitäten ausgeübt. Urgeschichtliche Ausgrabungen konnten belegen, dass der Handel mit Klingen, Steinbeilen, Kupfer, Zinn, Bronze, Eisen, Salz, Bernstein, Pelzen und Textilien über Hunderte von Kilometern betrieben wurde. Während er in frühen primitiven Gesellschaften in Form des Güteraustauschs von Ware gegen Ware stattfand, kennen die entwickelten modernen Volkswirtschaften praktisch nur noch das Handelsgeschäft in Form des Ankaufs und Verkaufs von Waren gegen Geld oder im Speziellen den Handel von Geld und Geldsurrogaten.

    Wie sind die Finanzmarkt-Gewässer entstanden und wie tief können sie sein?

    Der Begriff „Handel" fand bereits im frühen 15. Jahrhundert Verwendung und hat sich in den letzten Jahren stark verändert. In der Antike war florierender Handel maßgeblich für den Ausbau des römischen Reiches und des Erfolgs der chinesischen Seidenstraße. Imperien wurden durch erfolgreichen Handel gefestigt, und Handelsbeziehungen trugen oft zu einem friedlichen Nebeneinander von Staaten und Völkern bei.

    Vor 500 Jahren, im 16. Jahrhundert, sah der Handel an den Finanzmärkten ganz anders aus als heute. Zu dieser Zeit entwickelten sich in Europa die ersten Börsen, die als zentrale Handelsplätze für den Austausch von Waren, Rohstoffen und Währungen dienten. Diese frühen Börsen entstanden, um den Bedarf an Kapital für die Finanzierung von Handelsreisen und Unternehmungen zu decken.

    Ein wichtiger und zugleich bedeutender Wendepunkt in der Geschichte des Handels war die Gründung der Amsterdamer Börse im Jahr 1612. Sie war die erste offizielle Aktienbörse der Welt und wurde von der Niederländischen Ostindien-Kompanie gegründet, um Investoren für ihre Unternehmungen zu gewinnen. Durch den Verkauf von Aktienanteilen konnten Investoren am Erfolg oder Misserfolg der Handelsreisen teilhaben und davon profitieren.

    Im 17. Jahrhundert begann sich der Handel mit Wertpapieren weiter auszubreiten und auch in anderen europäischen Ländern entstanden Börsen, darunter 1724 die Pariser Börse und 1801 die Börse in London. Der Handel beschränkte sich damals hauptsächlich auf Aktien und Anleihen von Unternehmen und Staaten.

    Im 19. Jahrhundert wurden die Finanzmärkte durch technologische Fortschritte revolutioniert. Die Einführung der Telegrafie ermöglichte es, Nachrichten und Kursinformationen nahezu in Echtzeit zu übermitteln, was den Handel stark beschleunigte und den Zugang zu relevanten Informationen in Bezug auf den Finanzmarkt erleichterte. Gleichzeitig führte die industrielle Revolution zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und einer Zunahme der Handelsaktivitäten. Immer mehr Unternehmen beschafften sich durch einen Gang an die Börse Kapital für ihre unternehmerischen Tätigkeiten.

    Das 20. Jahrhundert brachte weitere bedeutende Veränderungen für die Finanzmärkte mit sich. Die 1792 in den USA gegründete New York Stock Exchange stand bis dahin eher im Schatten der Finanzmärkte in Europa. Zum Zentrum des globalen Finanzsystems wurde sie erst in den 1930er-Jahren durch die Weltwirtschaftskrise, die zur Einführung strengerer Regulierungen und Sicherheitsmaßnahmen führte.

    In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der Handel immer weiter. Die Erfindung des Computers und des Internets ermöglichte den elektronischen Handel, was zu einem erheblichen Anstieg der Handelsvolumina und einer gleichzeitigen Globalisierung der Finanzmärkte führte. Der Aktienhandel war nicht mehr auf bestimmte Börsenplätze beschränkt, sondern wurde über elektronische Handelsplattformen an vielen Orten der Welt abgewickelt.

    In den letzten Jahrzehnten ist der Handel an den Finanzmärkten noch komplexer geworden. Der Aufstieg von Hedgefonds, Derivaten, Rohstoff- und Devisenmärkten sowie der Hochfrequenzhandel haben die Märkte weiter diversifiziert und in manchen Fällen auch volatiler gemacht.

    Heute sind die Finanzmärkte hochgradig vernetzt, und weltweit werden jeden Tag Milliarden von Transaktionen abgewickelt. Institutionelle Anleger wie Investmentbanken und Kapitalsammelstellen wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften spielen bedeutende Rollen im Handel an den Finanzmärkten. Gleichzeitig haben auch immer mehr Privatanleger, dank Online-Brokerage und Handelsplattformen, leichteren Zugang zu den Märkten erhalten und stellen wichtige Marktteilnehmer dar.

    Um die Stabilität und Integrität der Märkte zu gewährleisten, existieren umfangreiche Regulierungen und Aufsichtsbehörden, die den Handel überwachen und Missbrauch verhindern sollen. Trotzdem sind die Finanzmärkte immer noch anfällig für Schwankungen und unvorhersehbare Ereignisse, wie die Finanzkrise von 2008 und die folgende Eurokrise im Jahr 2011 gezeigt haben.

    Insgesamt hat sich der Handel an den Finanzmärkten von dem einfachen Warenaustausch vor 500 Jahren zu einem komplexen und globalen Finanzsystem entwickelt, das eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft spielt. Auch in Zukunft wird der Handel vor neuen Herausforderungen stehen und Innovationen hervorbringen.

    Die Entwicklung des modernen Kapitalmarkts

    Alles fing einmal an, und im Nachhinein ist kaum mehr erklärbar, was oder wer den ausschlaggebenden Impuls zur Trendverstärkung der Digitalisierung gegeben hat. So ist es auch an den Finanzmärkten und mit dem Trend zum algorithmischen Handel. Insgesamt hat sich dieses Thema eher verstärkt, denn präsent war es eigentlich schon immer an den Finanzmärkten.

    Dieser hochkompetitive Sektor ist davon geprägt, dass immer wieder neue Technologien und Wissensquellen bei einigen Marktteilnehmern dafür gesorgt haben, dass sie dadurch einen geldwerten Vorteil erlangt haben. Manches davon war legal, anderes wiederum verstieß in weiten Teilen gegen geltendes Recht. Bereits in den frühen 1980er- Jahren haben die ersten Marktteilnehmer in den USA versucht, den Computer für ihr Agieren an den Finanzmärkten zu nutzen. Oft ging es dabei um Arbeitserleichterungen im Zuge der Automatisierung von nachgelagerten klassischen Backoffice-Tätigkeiten. Ausgeführte Geschäfte mussten zu diesem Zeitpunkt von Mitarbeitern erfasst und buchhalterisch aufgearbeitet werden. Dies führte zu einem relativ großen Tross an Zuarbeitern, die nichts mit dem eigentlichen Handel zu tun hatten, sondern für die Abwicklung der abgeschlossenen Geschäfte zuständig waren. Bereits zu dieser Zeit gab es sehr technikaffine Handelsteilnehmer, die die klotzigen und klobigen Gerätschaften mit der Rechnerleistung eines heutigen Taschenrechners für ihre Handelssignale nutzten. So wurden Kursreihen und andere Handelsparameter in den Computer eingegeben, worauf dieser eigentlich eher korrelative Zusammenhänge beziehungsweise Darstellungen von über- und untertriebenen Optionspreisen erstellte. Die ersten Arbitragemodelle auf Tagesbasis waren geboren. Probleme gab es zu dieser Zeit auf vielen Ebenen. Zum einen konnte die Datenmenge von den damaligen Computern nicht verarbeitet werden, und zum anderen waren die Anschluss- und Eingabemöglichkeiten für diese Daten nicht wie in der heutigen Zeit gegeben. Oftmals mussten die Daten von Hand in die Systeme eingegeben werden, und das bedeutete für viele Handelssystementwickler eine zusätzliche Fehlerquelle, da Vertipper und Doppeleingaben nicht ausgeschlossen werden konnten. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurden die Handelszeitintervalle zumeist auf Tages-, wenn nicht sogar auf Wochen- oder Monatsbasis verlagert.

    Die großen Banken und Brokerhäuser hatten zu dieser Zeit ihre Schwerpunkte noch auf ganz andere Interessen gelegt. Das klassische Wertpapiergeschäft war ein langweiliges und wenig beliebtes Segment. Es wurde eher als notwendiges Übel angesehen, da der Kommissionshandel Geld für die Banken brachte und zusätzliche Möglichkeiten zur Geschäftsanbahnung zum Beispiel im Firmenkundenbereich eröffnete. Eigenhandel oder gar Trading wurde nur in einem verhältnismäßig kleinen Rahmen betrieben und passte bei den meisten Instituten überhaupt nicht in das selbst definierte Geschäftsbild einer Bank. Überhaupt war der Beruf des Traders eher in der Ecke von Spekulanten und zwielichtigen Personen angesiedelt. Ein Zusammenkommen von Börsenhandel und Technik war damals genauso selten anzutreffen wie eine Pferdedroschke auf heutigen Straßen. Für einige wenige Marktteilnehmer stellte sich dies bereits damals als äußerst lukrativ heraus, für das Gros der Marktteilnehmer war es aber einfach undenkbar.

    Erst zu Beginn der 1990er-Jahre, also gut zehn Jahre später, kamen Computer in der Breite an den Finanzmärkten verstärkt zum Einsatz. In den USA wurde die Nasdaq (National Association of Securities Dealers Automated Quotations) zwar bereits 1971, also gut 20 Jahre früher, gegründet, hatte aber bis dahin eher ein Schattendasein als verrufene Zockerbörse mit oft kleinen und undurchsichtigen Unternehmen geführt. Die Nasdaq hatte das elektronische Handelssystem etabliert, das sich aus dem Nasdaq National Market, dem Nasdaq Small Cap Market und dem OTC Bulletin Board zusammensetzte. Damit gab man den Marktteilnehmern die Möglichkeit, am Handel mittels des Electronic Communication Network (ECN) teilnehmen zu können. Diese ECNs spielten im weiteren Verlauf der Börsenentwicklung gerade in den Jahren nach 2005 eine wichtige Rolle.

    Durch ständige Neuerungen wie zum Beispiel das 1984 eingeführte „Small Order Execution"-System wurde die Möglichkeit zur besseren Handelsteilnahme und Orderabwicklung ausgebaut. Die Priorität lag damals auf der handelsunterstützenden Funktion des dominierenden Parketthandels mittels eines autarken elektronischen Handelssystems, um auch bei höherem Handelsaufkommen die Ausführung aller Aufträge sicherstellen zu können. Keiner hätte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass der Open Outcry, also der klassische Parketthandel, einmal vollends verschwinden und die Funktionalität der vollelektronischen Börsen das Handelsgeschehen bestimmen würde. Selbst in den Anfängen der Dotcom-Ära in den USA beziehungsweise des Neuen Marktes in Deutschland lag das Interesse der Börsenbetreiber weiterhin in der Stützung des klassischen Parketthandels und der Unterstützung des Handels mittels der elektronischen Börsen.

    Die elektronischen Handelsplätze, die es schon vor dem großen Durchbruch in den Jahren ab 2003 gab, waren eher ein direkte Handelsabwicklungsplätze für große institutionelle Marktteilnehmer. So konnten beispielsweise an dem damaligen IBIS-Handelssystem lediglich sogenannte Round Lots von Aktien in 100er- oder 1.000er-Größenordnung gehandelt werden. Unter einem Round Lot versteht man einen Wertpapierhandelsauftrag über genau 100 Aktien oder ein entsprechendes Vielfaches. Das machte es für die meisten Privatanleger quasi unmöglich, am Handel mit den institutionellen Marktteilnehmern teilzunehmen. Es darf nicht vergessen werden, dass die Aktien von Allianz, Daimler und Co damals Börsenpreise von 300 bis 1.200 D-Mark aufwiesen. Entsprechend machten die damals kleinsten handelbaren Einheiten an den deutschen elektronischen Handelsplätzen gleich eine Million D-Mark aus.

    Zudem hatten die damaligen elektronischen Handelsplätze noch nicht die Handelsfunktionalitäten, die heute kaum mehr wegzudenken sind. Für institutionelle Kunden war es teilweise nicht möglich, ihre Orderabsichten zu kaschieren. So war es mittels des offenen Orderbuchs möglich, das Kauf- und Verkaufsinteresse direkt zu erkennen. Handelslogiken waren stark beschränkt, und die Marktteilnehmer schrien ihre Handelsinteressen förmlich in den Markt hinaus. Es war wesentlich bequemer und sicherer, den Auftrag durch einen Makler abwickeln zu lassen, der den Auftrag mit großer Diskretion ausführte. Die Handelsbücher der Makler an den Parkettbörsen, die Skontros, waren nur für die Makler einsehbar, und der menschliche Handelsteilnehmer und die etablierten Usancen schützten sowohl die Käufer als auch die Verkäufer vor größeren Indiskretionen. Für die Makler war das Geschäft lukrativ, da sie den Spread der einzelnen Handelsbücher für sich verbuchen konnten oder im risikoaversen Fall von der zu bezahlenden Maklercourtage leben konnten. Dabei war auch schon das Verhältnis zwischen Handelsvolumen und Ausführungsgeschwindigkeit essenziell. Je mehr Aufträge der Makler in den Büchern hatte, desto liquider und umsatzgetriebener war der Handel in den einzelnen Gattungen und umso kleiner der im Markt angezeigte Spread zwischen der Ankauf- und Verkaufsseite. Je weniger Handelsaufträge dem Makler im Buch vorlagen, desto mehr Risiko musste der Marketmaker zur Aufrechterhaltung eines liquiden Handels eingehen und desto größer waren die Spreads zwischen den Ankauf- und Verkaufspreisen.

    Doch bereits in diesem Umfeld gab es erste technikaffine Handelsteilnehmer, die anfingen, den Computer und seine Rechnerleistung für das Agieren an den internationalen Finanzplätzen zu nutzen. Es waren zuerst insbesondere die Terminhandelsmärkte, die diesen Einsatz zu spüren bekamen. Arbitrageansätze zwischen den einzelnen Handelsplätzen waren zu jener Zeit sehr beliebt, und so wurden die semiautomatischen Handelssysteme darauf getrimmt, Preisunterschiede zwischen den einzelnen Börsen zu lokalisieren und Signale an die Arbitragehändler zu senden. Diese nutzten die Informationen für den eigenen Handel aus, um die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Börsenplätzen zur Gewinnerzielung arbitrieren zu können. Dabei war aber meist noch der Faktor Mensch mit von der Partie und musste zumindest am Ende der Handelskette als Handelspartner gegenüber den Marketmakern auftreten. Die Börsenbetreiber hatten damals noch nicht erkannt, wie wichtig es für die sogenannten Algo-Trader war, dass die Handelsausführung ebenfalls elektronisch übermittelt werden konnte.

    Das zweite gängige Handelsmodell war zu dieser Zeit das Auslesen des elektronischen Orderbuchs der institutionellen Handelsplätze. Dabei wurde die Orderbuchlage der elektronischen Handelsplätze, auf denen sich aufgrund der Regeln und Vorgaben nur Großanleger tummelten, elektronisch erfasst, und die jeweiligen Überhänge der Kaufund Verkaufsseiten wurden genutzt, um eine Vorhersage treffen zu können, ob der Kauf- oder Verkaufsdruck in der entsprechenden Gattung jeweils größer war. Die kurzfristigen Überschneidungen der jeweiligen Orderbuchsituation wurden dann für eine Zeitarbitrage genutzt. Die Algo-Trader gingen davon aus, dass die institutionellen Marktteilnehmer wesentlich besser informiert waren und daher den klassischen Retailorder-Flow und die Marktteilnehmer an den Parkettbörsen einfach überrollen würden. In manchen Fällen wurde dann auch einfach der entsprechende Block auf dem elektronischen Handelssystem bedient und die jeweilige Gegenseite auf den Parkettbörsen abgearbeitet. Dies war eher eine Art elektronisch getriebener Blockhandel als reine Arbitrage.

    So langsam kamen die Algo-Trader immer mehr ins Spiel, wobei der Definition nach ein Algo-Trader jemand ist, der algorithmischen Handel mit Finanzinstrumenten betreibt, bei denen ein Computeralgorithmus automatisch über die Ausführung und die Parameter des Auftrags entscheidet. Ausgenommen davon sind ausdrücklich Systeme, die Aufträge nur bestätigen oder an andere Handelsplätze weiterleiten. Damit war die damalige Handelssystematik eher eine Mischform aus den beiden beschriebenen Ansätzen. Für die Regulierer waren die Algo-Trader noch kein Grund, in diesem Bereich restriktive gesetzliche Maßnahmen zu erlassen. Zu exotisch war das Vorgehen und zu gering der Handelsanteil dieser noch kleinen Gruppe.

    Die meisten Handelsteilnehmer interessierten sich ohnehin nicht für diese kleine Randgruppe. Das große Geld wurde in Form von Gebühren auf der Börsenseite, durch Courtage bei den Makler- und Marketmaker-Häusern und durch Transaktionskosten bei den Brokern/Dealern verdient. Zudem befand sich die Börse in den Jahren 1997 bis 2001 in einer Art Ausnahmezustand und ermöglichte es vielen Handelsteilnehmern, durch den starken vorherrschenden Trend viel Geld mit aktivem, diskretionärem Trading zu verdienen. Wer kümmert sich in solch einer heilen Börsenwelt schon gern um die Wadenbeißer, die sich nur um die Kuchenkrümel schlagen und eigentlich nicht an den wirklich großen Börsenkuchen heranwollen? Doch diese überhebliche Einstellung sollte sich bald als falsch erweisen und in den späteren Jahren zu einer drastischen Veränderung der Börsenlandschaft führen. Diese Veränderung kehrte so ziemlich alles um, was den damaligen Verhältnissen und Vorstellungen eines modernen Börsenhandels entsprochen hatte. In den vergangenen Jahren wurde der Handel wesentlich schneller, und das Handelsvolumen explodierte förmlich. Dabei entstanden netto nicht mehr Aktionäre oder größere Depots, sondern die Aktien und gehandelten Basiswerte wurden lediglich öfter umgeschlagen. Die Spreads wurden dadurch kleiner, und die Annahme der Wirtschaftswissenschaft eines vollkommenen Marktes kam der Realität nie näher. Für die volkswirtschaftliche Betrachtung hat der algorithmische Hochfrequenzhandel keine wirkliche Bedeutung. Die Unternehmen kommen weder schneller an frisches Kapital noch führen die engeren Spreads tatsächlich zu einer Entlastung der Kostenseite bei den institutionellen Investoren. Darauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer eingehen.

    Es ist somit an der Zeit, sich mit den Veränderungen und Gegebenheiten an den internationalen Finanzmärkten auseinanderzusetzen. Wer sich am Trading versucht und sich selbst als Einsteiger bezeichnet, sollte verstehen, wie der moderne Wertpapierhandel funktioniert. Wer bereits seit einiger Zeit im Handel aktiv ist und sich wundert, warum sich die Märkte so gravierend verändert haben, wird in diesem Buch einige Begründungen dafür finden. Wer sich selbst als professioneller Trader und Investor bezeichnet oder sogar Kundengelder verwaltet und mit Drittgeldern tradet, der muss dieses Buch lesen. Die von mir zuletzt erwähnte potenzielle

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