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In Trichtern und Wolken
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eBook261 Seiten

In Trichtern und Wolken

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Über dieses E-Book

Adolf Ritter von Tutschek war als Kompagnieführer an den Kämpfen von Verdun beteiligt. Beeindruckt durch die neue Luftwaffe, meldete er sich nach Genesung von einer Gasvergiftung bei der Fliegerstaffel. Zielstrebig wurde von Tutschek einer der erfolgreichsten Jagdflieger während des ersten Weltkrieges. Ein packender und berührender Tatsachenbericht über die Erlebnisse an den Fronten des 1. Weltkrieges.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum16. März 2017
ISBN9783745035339
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    Buchvorschau

    In Trichtern und Wolken - Adolf Ritter von Tutschek

    geb. am 16. Mai 1891, gefallen am 15. März 1918

    In Trichtern und Wolken

    von

    Adolf Ritter von Tutschek

    _______

    Erstmals erschienen bei:

    Georg Westermann, Braunschweig, 1934

    ____________

    Vollständig überarbeitete Ausgabe.

    Ungekürzte Fassung.

    © 2016 Klarwelt-Verlag

    ISBN: 978-3-96559-009-0

    www.klarweltverlag.de

    Die Persönlichkeit eines wertvollen Menschen übt stärksten Einfluss auf die Mitwelt. Ihr Wesen zu ergründen und zu offenbaren ist Dienst am Vaterlande. Die deutsche Jugend kann in der Erkenntnis solcher Vorbilder nicht genug gefördert werden. Charaktervolle Taten begeistern zur Nachfolge. Adolf Ritter v. Tutscheks Leben und Sterben ist die Auswirkung einer dem eigenen Innern gehorchenden heldischen Persönlichkeit.

    Waldhaus Falkenwalde, Stettin I, Land, 14.9. 34.

    Generalfeldmarschall

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Dem Andenken meines besten Leutnants

    Adolf von Tutschek - Von Thor Goote

    Adolf von Tutscheks Kriegsaufzeichnungen

    Dem Andenken meines besten Leutnants

    Leutnant Adolf Tutschek, im Jahr 1915/16 Kompanieführer im b. 3. Infanterie-Regiment, ist und bleibt für mich die Idealgestalt des jungen deutschen Offiziers.

    Sein Tatendrang, seine Verantwortungsfreudigkeit und seine Entschlusskraft kannten keine Grenzen; gewiss, er war ein Draufgänger, aber sein Draufgängertum war stets gepaart mit Kaltblütigkeit und mit der Fähigkeit, stets den entscheidenden Augenblick zum Handeln zu erfassen! Schon in der ersten Schlacht, die das 3. J.-R. unter meiner Führung durchkämpfte, beim Sturm auf den Zamezisco bei Gorlice am 2. 5. 15, riss Tutschek, obgleich selbst schon verwundet, seine herrliche Truppe, die 1. Kompanie, zum Sturm und Sieg vor.

    Von seiner Verwundung genesen, kam er wieder zu uns, als der russische Heeresleiter, erschreckt durch die staunenswerten Erfolge unserer 11. Armee unter Mackensen, verzweifelte Anstrengungen machte, diesen tödlichen Flankenstoß zum Stehen zu bringen.

    In den schweren Kämpfen des Juli und August 19 war es Tutschek, der innerhalb von 16 Tagen dreimal an der Spitze des 3. Inf.-Regiments, der 21. Inf.-Brigade, der 11. b. Inf.-Division und der ganzen 11. Armee buchstäblich zum Sieg voraneilte.

    Als er als erster am 9. 8. auch das beste russische Garderegiment Preobraschenski aus einer für uneinnehmbar geltenden Stellung bei Petrylow geworfen, veranlasste ich seinen Regimentskommandeur, die Gefechtsberichte vom 25. und 27. 7. sowie vom 9. 8. vorzulegen und Tutschek auf Grund dieser einzig dastehenden Leistungen zum Militär-Max-Joses-Orden vorzuschlagen.

    Ich bin noch heute stolz darauf, dass Tutschek auf meine Veranlassung hin diesen höchsten b. Orden erhalten hat.

    Wie sehr er solcher Auszeichnung würdig war, hat er auch noch im weiteren Verlauf des Feldzuges ungezählte Male erwiesen.

    bayr. Generalltn. a. D.

    1915 Kommandeur der bayr. 21.I.-Brig.

    Adolf von Tutschek - Von Thor Goote

    „. . . Inmitten des ganzen Geschehens steht unser Hauptmann als leuchtendes Beispiel. Waren wir noch so verzagt und wussten wir gar nicht mehr, was nun, dann blickten wir aus zu unserem großen Führer, und immer wieder schlugen wir uns durch …", schreibt der treue Bursche Martin Fellner.

    Adolf v. Tutschek war immer Soldat, einfach immer nur Soldat. . .

    Seine ersten Worte waren: ,,Papa und „Mars (Marsch), und sobald er einigermaßen aufrecht stehen konnte, übte er Parademarsch. Später schlug er unermüdlich mit seinen Bleisoldaten Schlachten oder hielt große Paraden ab. — Mutter Tutschek hatte es wirklich nicht immer leicht dabei, denn selbst in Adolfs Bett stießen Patrouillen vor, und hinter Schrank- und Kommodenfüßen fanden sich immer wieder Offiziere bei ,,ernsten Besprechungen oder auf ,,gefährlichen Patrouillenritten.

    Vater Tutschek tat rührend mit. Seine schöne blaue Uniform genügte bald nicht mehr für seine Stellung eines „Oberstkommandierenden. In den phantastischsten Uniformen musste er auf dem „Feldherrnhügel stehen. Einmal erschien er sogar als türkischer General zur Besichtigung. Die musste klappen, sonst gab es eine Minute Arrest im Schilderhaus, und das war eine Bestrafung, die der kleine Soldat sehr ernst nahm.

    Ganz einfach war das nicht für die Eltern, denn wenn ,,Krieg" war, verloren Schularbeiten für den kleinen Adolf natürlich völlig an Wichtigkeit. Und Vater Tutschek hatte manche Mühe, alle kleinen Läden Münchens nach bunten Schlachtenbildern zu durchstöbern. Diese Bilder wurden dann nicht nur mit leuchtenden Augen bis ins Kleinste betrachtet, sondern mit staunenswerter Begabung nachgezeichnet. Auch was Vater vorlas, wurde mit Phantasie und Talent gemalt. Und später kam noch die Beherrschung der Geige hinzu, auch ein Erbgut des Vaters, und die Freude am Schreiben, wie Mutter Tutschek sie hatte.

    1899, als Adolf acht Jahre alt war, starb sein Vater, der zuletzt Oberstabsarzt und Chefarzt der Kgl. Bayerischen Militär-Bildungs-Anstalten war. Der Junge verlor damit keinen strengen Vorgesetzten, sondern einen lieben Kameraden, der immer froh und verständnisvoll auf all sein Denken und Fühlen eingegangen war, der ihm unentwegte Liebe zum Vaterland, seinen persönlichen Mut und die klare Sauberkeit all seiner Handlungen mit auf den Lebensweg gegeben hatte.

    Frau Julie Tutschek zog nun von München nach Augsburg. Hier war ihr Vater, Hauptmann Schmidbauer, 24 Jahre zuvor an den Wunden gestorben, die ihm französische Kugeln im Dezember 1870 bei Loigny-Poupry gerissen.

    . . . Soldatentochter . . . Soldatenfrau . . . Soldatenmutter . . .

    Nun lebte sie nur noch für ihren Jungen. Die Gymnasialzeit war keine frohe Felddienstübung. Mathematik war trocken. Und was waren schon Latein und Griechisch gegenüber einer anständigen Parade? Aber Mutter Tutschek verbot die Soldatengedanken nicht, beaufsichtigte auch nicht einfach streng die Schularbeiten — nein, sie lernte tapfer Latein und Griechisch mit, und für Fehler musste sie Strafe zahlen. Neue Sprachen gingen am besten, für Geschichte aber hatte der Junge die größte Vorliebe. Onkel Ludwig Tutschek, später Generalleutnant und Führer des Alpenkorps, immer verehrter und bereiteter Kamerad, schenkte dem Jungen kriegsgeschichtliche Bücher, die mit leuchtenden Augen gelesen wurden und so beeindruckten, dass aus den nächtlichen Träumen des Tertianers oft scharfe Kommandos schallten.

    Schule wurde heruntergeschluckt. Adolf Tutschek hatte das Zeug zum Künstler, aber über allem stand für ihn das Soldatentum. Und doch saß Mutter Tutschek manchmal mit klopfendem Herzen am Bett des Einzigen. Viermal Lungenentzündung, einmal Pleuritis, machten seinem zarten Körper schwer zu schaffen. Aber aus eigener Willenskraft arbeitete er sich immer wieder heraus, durch folgerichtige Abhärtung und unentwegte Ablehnung jeder Verhätschelung. Denn unverwüstlicher Humor und glücklicher Optimismus ließen ihn schon damals nicht verzagen. Er führte schon als Junge alles durch, was er sich einmal wirklich in den Kopf gesetzt hatte. Und diese Ziele waren nicht immer Mutters Ziele oder die der Schule. Aber der gewinnende Zauber seiner Art machte damals schon, wie später auch, schnell alles wieder gut. Was tat er nicht für seine Mutter — und was tat seine Mutter nicht für ihn? Sie nahm drei Vettern ins Haus, damit er nicht so einsam aufwüchse, sie gab für den Primaner Tanzkränzchen und half ihm dann, in das gleiche Regiment aufgenommen zu werden, unter dessen Fahnen ihr Vater die tödliche Kugel empfangen hatte. Ohne Zögern gab sie auch den Sohn dem Vaterland.

    Am 23. Juli 1910 trat Adolf Tutschek in das Kgl. Bayer. 3. Infanterie-Regiment „Prinz Karl von Bayern" in Augsburg ein. Unter Major Doehla und Leutnant Hauer, beide gefallen, wurde der Fahnenjunker streng, aber gerecht zum Offizier erzogen. Kein Dienst machte ihn müde. Immer wieder berichtete er seiner Mutter begeistert über den Eindruck, den ihm das wunderbare Ineinanderfügen der Disziplin machte. Auch jetzt, im langersehnten bunten Rock, blieb ihm die Mutter innigster Kamerad und ist es geblieben bis zu dem Tage, an dem sie ihn in die frühlingswarme Erde betteten.

    Er schrieb ihr fast jeden Tag im Kriege — und wenn ihm vor Müdigkeit die Augen zufielen — bei tropfender Kerze im faulenden galizischen Stroh — unter dem Pauken der Einschläge in den Trichtern vor Verdun — und er schrieb ihr zwischen aufreibenden Luftkämpfen und Dienstreisen. Nur manchmal ging es nicht, mitten im Großkampf, denn wer hätte dann seine Karten und Briefe durch das Sperrfeuer nach hinten tragen sollen? Aber damit Mutter sich nicht ängstige, hatte er im Voraus für diese Fälle schon ein Päckchen Karten geschrieben, die der Feldwebel täglich pünktlich abschicken musste.

    Und diese Kriegsbriefe des jungen Soldaten an seine Mutter sind die Grundlagen dieses Buches. „Mein liebes Mamachen! heißt es da immer wieder — und dann ermahnt er sie, sich gut zu pflegen — an Heizmaterial nicht zu sparen — sich nicht aufzuregen. Jedes Mal berichtet er auch, wie es seinem Burschen geht. Und schreibt in Stichworten alles, was ihn bewegt. Schreibt, wie wir alle wohl damals schrieben: Müde und doch erregt — ohne Abstand — und nichts vor Augen, als neue Schlachten — und in uns den Drang, alles zu sagen . . . Denn wer sollte es verstehen, wenn sie es nicht verstand? Und doch dabei das Bild vor Augen, wie sie daheim sich bangte und wie sie zitterte von Brief zu Brief Da konnte man doch nicht alles schreiben —da schwieg man über manches. Wozu auch darüber reden? Und man schrieb wie er; schnell und leicht: ,,Kuss! Dein dankbarer Filius!

    Nein — diese Briefe sind nicht für eine Veröffentlichung geschrieben worden. Der Maßstab des in ihnen enthaltenen Geschehens ist nicht immer richtig. Wenn da steht, dass dieser oder jener fiel und gleich daraus, dass Quartier und Essen gut seien, dann lese man nicht Herzlosigkeit heraus. Es waren Briefe an eine sorgende Mutter! Und wer von uns hätte ihr schreiben mögen, wie es wirklich war, als der Kamerad neben uns zerrissen wurde? Dem Tagebuch hätten wir es vielleicht anvertraut, aber sein Tagebuch wurde im Wald von Avocourt von einer französischen Steilfeuergranate zerstampft.

    Was wir nachstehend bringen, sind daher nur Auszüge aus Briefen Adolf von Tutscheks an seine Mutter, vermehrt um wenige hinterlassene Papiere. An Hand dieser Aufzeichnungen sind im Herbst 1917 in den Wochen der Genesung nach schwerer Verwundung bis wenige Tage vor seinem Tod ausführlichere Schilderungen einiger Begebenheiten entstanden, um in einem kleinen Kriegsbuch zusammengefasst zu werden. Auch diese Schilderungen sind hier aufgenommen. Wie Adolf v. Tutschek sie gewertet haben wollte, hat er selbst gesagt: ,,Im Kreise lieber Kameraden kramte ich in alten Erinnerungen, erzählte von Stürmen, die ich an der Spitze meiner Kompanie, von Luftkämpfen, die ich als Führer meiner Jagdstaffel mitgemacht. Auf vielfaches Drängen entschloss ich mich, meine Erinnerungen, soweit sie nicht schon in Briefen und Tagebuchblättern schriftlich niedergelegt waren, aufzuschreiben und weiteren Kreisen zugänglich zu machen. — Die Blätter bieten keine vollständige und fortlaufende Schilderung meiner Kriegserlebnisse als Adjutant und Kompanieführer. Sie geben auch keine lückenlose Darstellung meiner Flüge und Kämpfe als Feld- und Jagdflieger. Sie wollen nicht mehr sein als Augenblicksbilder, aber ungefärbte und mir aus irgendwelchen Gründen besonders unvergessliche Augenblicksbilder aus einem Kriegsleben, wie es ähnlich zahllose andere durchkämpft, durchjubelt und durchlitten haben."

    Über dreieinhalb Jahre umfassen diese Briefe. Zweiundvierzig Monate voll unerhörter Strapazen und fast ununterbrochener Lebensgefahr. Grund genug, auch nur ein einziges Mal zu klagen! Aber Adolf v. Tutschek hat nie geklagt. Er hat, wenn‘s sein musste, die Zähne zusammengebissen und gehandelt. Und was er tat, war jedes Mal deshalb ein ganzer Erfolg, weil er nicht einmal — nicht ein einziges Mal — vom kleinsten seiner Leute mehr verlangte als von sich selbst. Er brauchte seine Mutter nicht mit Zweifeln zu belasten, denn er hatte in sich keine Zweifel, sondern nur Zuversicht. Nicht die Zuversicht, dass er gefeit wäre, wie Kameraden es oft meinten! Nicht das Gefühl, dass Schmerz und Tod ihm gleichgültig wären! Der Soldat ohne Angst ist ja nur eine Phantasiefigur von Nichtkämpfern—nein —, was ihn zu allem befähigte, war die tiefe innere Gewissheit, dass es nichts gäbe, das ihn abhalten könnte, seine Pflicht zu tun. Und er wusste, dass Pflichttun nicht nur heißt Befehle auszuführen, sondern sie ganz und gar und ohne Bedingung innerlich freudig zu erfüllen, einerlei, ob man zu den Überlebenden gehören wird oder nicht. —

    Seit zwei Jahren Leutnant, rückte der Dreiundzwanzigjährige am ersten Mobilmachungstage, dem 2.August 1914, abends, aus, da das 3. Inf.-Regt. als Teil der verstärkten 3. bayer. Infanterie-Brigade zum Grenzschutz bestimmt war. Am 10.August 1914 hatte das Regiment den ersten Toten im Gefecht bei Badonvillers. 5320 Kreuze stehen bei Kriegsende in der 16256 Namen umfassenden Verlustliste des Regiments. Vom ersten Mobilmachungstag an machte er bis zum 2. Mai 1915 alle Gefechte des Regiments im Westen und Osten mit. Im November 1914 erhielt er das Eiserne Kreuz und den Militär-Verdienstorden mit Schwertern. Seine Verwundung am 2. Mai 1915 hielt ihn bis zum 16. Juli 1915 von der Front fern. Neun Tage nach seiner Rückkehr erhielt er das Eiserne Kreuz 1.Klasse. Wie wohlverdient dieses war, geht aus dem Brief seines Brigadekommandeurs an seinen Onkel hervor: „In meiner Herzensfreude muss ich Dir schnell mitteilen, dass Adolf gestern früh 4 Uhr ohne Befehl und allein ein befestigtes Dorf stürmte und hielt. Noch am Abend durfte ich ihm das reich verdiente Eiserne Kreuz 1. Klasse übersenden. Ich gratuliere Dir zu solchem Neffen. Hätt‘ ich nur mehr solche Kerle!"

    Am 9. August 1915 verdiente er sich das Ritterkreuz des Bayerischen Militär-Max-Josef-Ordens, der höchsten bayerischen Kriegsauszeichnung, mit welcher der persönliche Adel verbunden ist. Sein Regimentskommandeur, Generalmajor a. D. Frhr. v. Stengel, sagt hierzu:

    „Wir Kriegsdreier sind ganz besonders stolz darauf, dass der Held des Luftkampfes, Hauptmann Adolf Ritter v. Tutschek, aus unseren Reihen hervorgegangen ist. Nicht weniger heldenhaft als seine Fliegerlaufbahn war schon sein Soldatentum als Infanterist. Die höchste bayer. Kriegsauszeichnung, den Militär-Max-Josef-Orden, hat er sich im k. b. 3. Inf.-Rgt. erworben.

    Unser unvergesslicher Tutschek war ein frischer, schmucker junger Offizier, dem alle Herzen zuflogen. Sein großer Optimismus und Ehrgeiz haben viel zu seinem Heldentum beigetragen, da aber trotz seinem stürmischen Temperament auf Pflichttreue und Selbstachtung begründet und mit klarem Blick für den günstigen Augenblick verbunden war. Der Stellungskampf entsprach weniger seiner Natur. Aber als das bay. 3. I.-R. am 2. 5. 1915 zum Durchbruch bei Gorlice angesetzt, den Zamerzysko stürmte und die Russen in frischem Vorwärts von Stellung zu Stellung durch Galizien, Polen und Wolhynien jagte, da war Tutschek in seinem Element. Es waren außer dem Heldenmut, das der pflichttreue Infanterie-Kompanieführer in jedem Gefecht an den Tag legen muss, besonders zwei Einbrüche in feindliche Stellungen, die Tutschek den Max-Josef-Orden brachten. Tutscheks letzter Sturm als Infanterist war der Sturm durch den Wald von Avocourt am 20.März 1916 in der fürchterlichen Hölle vor Verdun.

    Am Tage darauf musste er für den gefallenen Bat-Kommandeur das Bataillon übernehmen, das er aber nur einen Tag führen konnte, da eine schwere Gasvergiftung seine Überführung in ein Lazarett erforderte. Leider verloren wir Dreier unseren Helden dann aus unseren Reihen, da nach seiner Wiederherstellung seine neue Siegeslaufbahn als Flieger begann.

    Mit Stolz verfolgten wir seine Erfolge. Tief ergriffen trauerte daher das ganze Regiment, als es kurz vor seinem Einsatz in die Schlacht bei Armenfiéres und am Kemmel 1918 erfuhr, dass Tutschek nach seiner Wiedergenesung von einer schweren Verwundung und weiteren Luftsiegen als Jagdgeschwaderführer gefallen war."

    „Am 22. 7. 19 war die Division etwa 40 km südöstlich Cholm vor einer neuen, lange vorbereiteten, stark ausgebauten und stark besetzten Stellung angelangt. Das III./3. I.-R. hatte am 24. 7. die Brennerei südlich Stepankowice weggenommen.

    Die russische Stellung war aber stark nach der Tiefe gestaffelt, und als die Kompanie Tutschek in der Nacht zum 25.7. in die vordere Linie vorgeschoben worden war, nützte Tutschek gleich im Morgengrauen einen Augenblick der Sorglosigkeit der Russen aus und eroberte das befestigte Dorf und Stellungsteile hinter diesem.

    In der schweren Aufgabe, die eroberten Stellungsteile gegen die sofort einsetzenden Gegenangriffe festzuhalten, wurde die Kompanie dann durch das selbständige Vorgehen der Nebenkompanie (3./3.I.-R.: Leo Mayr) kräftig unterstützt."

    Vater und Sohn Tutschek, August 1893

    Vater und Sohn Tutschek, August 1893

    Mutter und Sohn, 1916

    Mutter und Sohn, 1916

    Mit Onkel Ludwig (General von Tutschek, Führer des Alpenkorps), 1917

    Mit Onkel Ludwig (General von Tutschek, Führer des Alpenkorps), 1917

    Im Schützengraben vor Verdun, März 1916

    Im Schützengraben vor Verdun, März 1916

    Tutscheks zweite Heldentat mit seiner 1. Kompanie war die Wegnahme des Werkes VII b) bei Petrylow (etwa 20 Kilometer nördlich Cholm) am 9. 8. 15, in der sogenannten Schlacht an der Ucherka.

    Hier nun war der Erfolg neben seinem Draufgängertum besonders auch der klugen Ausnützung einer durch seine Beobachtung mit herbeigeführten Wirkung unserer Mörser zuzuschreiben. Tutschek ließ sich nicht mehr halten, als die Granaten gut lagen, und stürmte das Werk noch vor der befohlenen Zeit. Der Divisionskommandeur, Generalleutnant Ritter v. Kneußl, schrieb dazu: ,,Soweit der Division bekannt, gelang es keinem der anderen, gegen die Stellung angesetzten Truppenteile, entscheidend an irgendeiner Stelle in die feindliche Hauptstellung einzudringen.

    Der Erfolg von Leutnant Tutschek ist umso höher einzuschätzen, als er bei Petrylow die feindliche Stellung in der Flanke traf und damit wohl wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Russen die gesamte Stellung aufgaben."

    General der Artillerie v. Leeb, Oberbefehlshaber der Gruppe 2, Kassel, zu dieser Zeit Generalstabsoffizier der 11. b. Inf.-Division, sagt zu diesen Leistungen Tutscheks:

    „Es gibt im Rahmen einer Division nur wenige Auserlesene von den vielen Tausenden der tapfersten Männer, die über ihren engeren Truppenteil hinaus in der ganzen Division bekannt und genannt werden. Es können nur solche sein, die dauernd weit aus ihrer Umgebung hervorragen und sich durch ihre Taten und ihre Leistungen besonders auszeichnen.

    Und zu diesen wenigen gehört im 3. bayr. Inf.-Regt. neben dem Ltn. Kardel und dem Ltn. d. R. Steiner der jugendliche Führer der 1. Komp. dieses Regimentes, der Ltn. Adolf Tutschek. Seine Tapferkeit, seine Unerschrockenheit, sein Draufgängertum sind fast sprichwörtlich in der ganzen Division geworden. Der inzwischen verstorbene General v. Kneußl war stets von der besten Zuversicht

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