Meine Kampfflüge: Selbsterlebt und selbsterzählt
Von Max Immelmann
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Über dieses E-Book
Glänzend und packend erzählte Erlebnisse eines ruhmreichen Kampffliegers während des 1. Weltkrieges. Es sind unverklärte Aufzeichnungen all seiner Fliegerstationen. Detailliert werden die ersten Flugversuche bis hin zu den aufregenden Luftkämpfen geschildert.
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Buchvorschau
Meine Kampfflüge - Max Immelmann
Meine Kampfflüge
Selbsterlebt und selbsterzählt
von
Oberleutnant
Max Immelmann †
______
Originalausgabe:
August Scherl G. m. b. H., Berlin, 1916
__________
Vollständig überarbeitete Ausgabe.
Ungekürzte Fassung, unveränderte Rechtschreibung.
Klarwelt-Verlag, 2016
© Alle Rechte vorbehalten.
www.klarweltverlag.de
kontakt@klarweltverlag.de
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Ausbildungszeit
Aus dem Flugpark
Von der Feldflieger-Abteilung
Von der Front
Immelmanns Lebenslauf
Oberleutnant Max Immelmann †Oberleutnant Max Immelmann †
Vorwort
Wenn wir im Nachstehenden die Briefe veröffentlichen, die Oberleutnant Max Immelmann während des Krieges an seine Mutter gerichtet hat, so erfüllen wir damit einen der letzten Wünsche des unvergesslichen Fliegeroffiziers.
Der Verfasser selbst gibt seiner Briefsammlung folgendes Geleitwort mit auf den Weg: „Täglich mehren sich von allen Seiten die Zuschriften, die mich dazu überreden wollen, meine Erlebnisse aus dem Kriegsschauplatz schriftlich niederzulegen.
Anfangs sagte mir der Gedanke jedoch wenig zu, denn in diesem Kriege ist nach meiner Meinung von berufenen und unberufenen Federn genug geschrieben worden, und was man den Lesern durchschnittlich als „Luftkämpfe und Fliegerbriefe" vorsetzte, war vielfach unverantwortlich und schien mir eher dazu geeignet, die Vorstellung über Fliegertätigkeit in Laienkreisen zu verwirren, als aufklärend zu wirken.
Schließlich war es gerade diese Tatsache, die mich veranlasste, den Versuch zu machen, eine möglichst wahrheitsgetreue Schilderung meiner Flieger-Erlebnisse zu geben.
So sollen denn in Folgendem die Briefe veröffentlicht werden, in denen ich meiner Mutter von meiner Tätigkeit erzähle. Um der Jugend Enttäuschungen zu ersparen, sei im Voraus gesagt, dass es die nüchternen Aufzeichnungen eines leidenschaftlichen Fliegers sind.
Nordfrankreich, im Mai 1916,
Max Immelmann
Oberleutnant."
Wir übergeben hiermit die uns von Frau Immelmann gütigst überlassenen Briefe, in denen der verwegene Fliegeroffizier ebenso lebendig wie wirkungsvoll seine Ausbildung wie seine Tätigkeit an der Front schildert, der Öffentlichkeit. Die Briefsammlung ist nicht nur das wertvolle Erbe eines der Besten, die Leib und Leben zu Ruhm und Ehre ihres deutschen Vaterlandes opferten, sie bleibt auch ein unvergängliches Denkmal, das sich einer unsrer kühnsten und erfolgreichsten Luftkämpfer selbst geschaffen hat,
Verlag August Scherl G. m. b. H.
Ausbildungszeit
. . . . , den 16. November 1914.
Was für eine große Freude Du mir mit dem letzten Paket gemacht hast, das ahnst Du gar nicht! Unter den vielen schönen Sachen, für die ich Dir herzlich danke, war auch die Beantwortung eines Gesuches dabei, das ich vor mehr als drei Monaten geschrieben hatte. Damit Du völlig im Bilde bist, muss ich auf die ersten Kriegstage zurückgreifen: In den aufgeregten Augusttagen war es mir schrecklich, noch als Zivilist herumlaufen zu müssen. Die Tatsache, in den nächsten Tagen von meinem alten Regiment einberufen zu werden, war für mich durchaus nicht feststehend, denn für eine „Betriebskompagnie war ich ohne weiteres ungeeignet, für eine „Baukompagnie
hatte ich nicht annähernd das Verständnis, das nötig ist, um erfolgreich tätig zu sein.
In dieser Lage befand ich mich, als ich am 10. August gelegentlich eines Spazierganges eine Bekanntmachung las, die von der I. d. Flieg. (Inspektion der Fliegertruppen) unterzeichnet war. In dieser Bekanntmachung war gesagt, dass junge Leute, die Lust haben, als Flugzeugführer ausgebildet zu werden, sich an der unterzeichneten Stelle melden, und technisch vorgebildete bevorzugt werden sollten. Sofort fasste ich, und ebenso auch Franz , ein entsprechendes Gesuch ab und schickte es an die I. d. Flieg. Leider blieb es unbeantwortet; soviel ich hörte, soll der Andrang zur Fliegertruppe ganz ungeheuer gewesen sein. Ich wurde dann am 20. 8. zu meinem alten Regiment befohlen und hörte nichts mehr von meinem Gesuch.
Da schicktest Du es mir bei Deiner letzten Sendung mit. Die Inspektion hatte darauf geschrieben: „Legt der Antragsteller noch Wert auf Ausbildung?" Ich ging mit diesem Gesuch sofort zum Adjutanten bei der Inspektion und sagte, dass ich auch jetzt nach drei Monaten auf nichts mehr Wert legte als darauf, Flieger zu werden.
Dieser mein größter Wunsch erfüllte sich: am 12. Nov. 14 wurde ich zur F. E. A. . . . kommandiert. Tags darauf, an einem Freitag, traf ich dort ein: und nun sitze ich hier als Flugschüler Ich weiß genau, dass Du mit meinem Schritt nicht einverstanden bist, dass ich nicht in Deinem Sinne gehandelt habe, wenn ich für ein wenig gefahrloses ein Leben voller Gefahren gewählt habe. Aber schließlich überlebe ich als Flieger den Krieg ebenso gut wie als Eisenbahner, wenn ich einmal von der Vorsehung dazu bestimmt bin. Außerdem hat dieser Unterschied in den Ansichten einer Mutter und eines Sohnes schon immer bestanden, wie die Sage über den alten Achilles berichtet. Also am Freitag erhielt ich Deinen Brief, und schon am Donnerstag darauf war ich Flieger. Ich war wie trunken vor Freude, endlich mein Ziel erreicht zu haben. Am Freitag meldete ich mich bei der F. E. A und wurde überall außerordentlich freundlich aufgenommen. Leider wird die Ausbildung ziemlich lange dauern, da erfahrungsgemäß die Monate November bis Februar für Schulflüge ungünstig sind.
Hier bei der Fea findet ein Kursus für Beobachtungsoffiziere und einer für Flugzeugführer statt. An Flugzeugführern kommen jedoch nur solche in Frage, die bereits die erste und zweite Prüfung hinter sich haben.
Gegenüber der Fea liegt die Militärfliegerschule. Die Schüler sind hier auf die Fabriken L. V. G., Albatros, Rumpler und Jeanin verteilt. L. V. G. und Albatros stehen an erster Stelle.
Ich bin der L. V. G.-Schule zugeteilt und bin sehr froh darüber, L. V. G. baut sehr schöne Doppeldecker, die wohl z. Z. das Beste leisten, was Tragfähigkeit, Schnelligkeit und Steigfähigkeit betrifft.
Die zwei Tage, die ich hier bin, habe ich zwar immer beim Schulfliegen zugesehen, bin aber selbst noch nicht mitgeflogen. Herr Kempter, mein Lehrer, meint, es müsste zum ersten Schulflug noch ruhiger sein.
Heute überschlug sich ein Flugschüler beim Landen, so dass die Maschine mit den Rädern nach oben zeigte. Ich war entsetzt ob des Anblicks; kurz darauf stieg der Führer unverletzt unter der bös mitgenommenen „Kiste" hervor. Ältere Flugschüler sagten, das käme fast täglich vor.
Also werde ich es Dir in Zukunft nicht jedes Mal als besonderes Ereignis berichten. Scheinbar ist eine derartige Bruchlandung nicht annähernd so gefährlich wie sie aussieht.
Der ganze Ton, die Stimmung, die mich hier umgeben, erfüllen mich mit Befriedigung. Unablässig das Surren und Knattern der Motore; wo man hinsieht, nur Motore, Autos, Krafträder, Flugzeuge aller Systeme, Luftschiffe — kurz man steht richtig im Betrieb drin.
Ich wohne in einem prächtigen Privatquartier bei einem jungen Ehepaar.
Die Frau ist außerordentlich lieb mit Tyras, meinem großen Schoßhündchen. Ist eigentlich Franzens kleines Auto in Ordnung? Das könnte ich hier gut gebrauchen, weil ich täglich weit zu laufen habe, denn zum Flugdienst muss ich nach . . . Allen andern Unterricht: Motorbau, Flugzeugbau, Kompensieren und Wetterkunde erhalte ich in . . .
Die Ausbildung wird nach Aussagen meines Lehrers in etwa drei Monaten beendet sein. Also ein Vierteljahr lebe ich noch in tiefstem Frieden! Bis dahin ist der ganze Krieg vielleicht schon aus, und ich komme zu spät!
. . ., 20. November 1914.
Heute habe ich meine Aufstiege mit Lehrer gemacht. Es waren vier an der Zahl. Das Fliegen ist doch eine eigenartige Sache. Der schönste Augenblick ist, glaube ich, der, in dem man sich vom Boden abhebt.
Da hört plötzlich jede Erschütterung auf: weniger schön ist das Ansetzen zum Gleitflug: wie im Fahrstuhl, Hoch fliegt der Lehrer beim Schulen nicht. Etwa 50 bis 80 Meter.
Es war heute ein herrlicher Herbsttag und deshalb ein sehr lebhafter Betrieb. Plötzlich durfte kein Flugzeug mehr starten.
Der Zeppelin wurde aus der Halle gezogen und stieg nach etwa zwanzig Minuten auf. Noch nie sah ich ein Z-Schiff in solcher Nähe.
Es herrscht hier immer tüchtiges Leben dem Flugplatz; manchmal sind 10 oder mehr Apparate in der Luft, dazu noch der Schütte-Lanz und ein Zeppelin. Man sieht kaum noch nach den Dingern hin. –
* * *
. . ., 2. Dezember 1914.
Ist es ein Wunder, wenn mir als Flieger die Zeit wie im Fluge vergeht? Oder ist es noch gar nicht so lange her, seit Du mir zum letzten Mal? Geschrieben hast? Mir scheint es eine Ewigkeit zu sein.
Und in der Tat sind es neun Tage her; und wenn das gesetzte Alter neun Tage lang nicht schreibt, so ist das mindestens ebenso schlimm, als wenn die leichtfertige Jugend neun Wochen lang nicht zur Feder greift. Übrigens,