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Und über uns das Licht
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eBook353 Seiten

Und über uns das Licht

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Über dieses E-Book

"Ich kann dich einfach nicht in meinem Leben brauchen", flüsterte er an meinem Hals und ich hielt unwillkürlich die Luft an. "Aber …", fuhr er noch leiser fort, "ich will dich in meinem Leben."

Wir schreiben das Jahr 2684. Nach einer Klimakatastrophe lebt die Menschheit 10.000 Meter unter der Meeresoberfläche in einer riesigen Unterwasserstation, genannt "D.U. Atlantis".

Als sich Valea und Corvin das erste Mal begegnen, überkommt beide das seltsame Gefühl, sich schon zu kennen. Nach anfänglicher Skepsis und einer unerklärlichen Sehnsucht nach einander fangen sie an, den Dingen auf den Grund zu gehen. Gemeinsam kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, dessen Tragweite sie zu spät begreifen.

~ Es handelt sich um eine abgeschlossene Geschichte! ~
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Sept. 2019
ISBN9783748561262
Und über uns das Licht

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    Buchvorschau

    Und über uns das Licht - Alisha Mc Shaw

    Inhaltsverzeichnis

    Über das Buch:

    IMPRESSUM

    DAS STUFENSYSTEM IN ATLANTIS

    ANONYM

    19 Jahre später

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    ANONYM

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    ANONYM

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    ANONYM

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    Valea

    Corvin

    ANONYM

    Neubeginn

    Danksagung Alisha

    Danksagung Katharina

    Über Alisha Mc Shaw

    Über Katharina Groth

    Über das Buch:

    »Ich kann dich einfach nicht in meinem Leben brauchen«, flüsterte er an meinem Hals und ich hielt unwillkürlich die Luft an. »Aber ...«, fuhr er noch leiser fort, »ich will dich in meinem Leben.«

    Wir schreiben das Jahr 2684. Nach einer Klimakatastrophe lebt die Menschheit 10.000 Meter unter der Meeresoberfläche in einer riesigen Unterwasserstation, genannt »D.U. Atlantis«.

    Als sich Valea und Corvin das erste Mal begegnen, überkommt beide das seltsame Gefühl, sich schon zu kennen. Nach anfänglicher Skepsis und einer unerklärlichen Sehnsucht nach einander fangen sie an, den Dingen auf den Grund zu gehen. Gemeinsam kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, dessen Tragweite sie zu spät begreifen.

    IMPRESSUM

    Text © 2018 by

    Alisha Mc Shaw & Katharina Groth

    Alle Rechte vorbehalten.

    Alisha Mc Shaw

    Apostelstraße 8, 56567 Neuwied

    &

    Katharina Groth

    Marenholtzstrasse 3, 38118 Braunschweig

    Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autorinnen.

    Covergestaltung:

    Jaqueline Kropmanns / Jaqueline-kropmanns.de

    Buchsatz: Alisha Mc Shaw

    Bilder Cover & Buchsatz: © Depositphotos

    © oksana_b./ © iunewind / © chendongshan

    © fenkieandreas / © rabbit75_dep / © ersler

    © AntonMatyukha / © bloodua / © Vladi_mir

    © Angela_Harburn / © diversepixel / © eevl / © egal

    Dieses Buch ist Fiktion.

    Wir erlauben es uns, für euch Naturgesetze zu verdrehen, düster in die Zukunft zu schauen und eine fantastische Geschichte zu erzählen.

    Viel Spaß beim Lesen!

    Alisha & Katharina

    DAS STUFENSYSTEM IN ATLANTIS

    Stufe 1

    Leitung & Bürokratie

    kleidungsfarbe weiss

    Stufe 2

    Stationssicherheit

    Kleidungsfarbe schwarz

    Stufe 3

    Gesundheit & Forschung

    Kleidungsfarbe grün

    Stufe 4

    Essen & Trinken

    Kleidungsfarbe braun

    Stufe 5

    Instandhaltung

    Kleidungsfarbe grau

    Stufe 6

    Reinigung

    Kleidungsfarbe blau

    Stufe 7

    Pornomeile & Untergrund

    Kleidungsfarbe rot

    ANONYM

    – 6. Mai 2665 –

    Anonym 1: Station bereit. Daten werden übermittelt. Erwarte Instruktionen und Freigabe.

    Anonym 2: Sie erhalten Instruktionen und Freigabe für den Beginn nach Erhalt und Auswertung der Daten.

    Anonym 1: Bestätige.

    – 19 Jahre später –

    Valea

    »Du kannst nicht einfach nicht hingehen!«

    »Atlantis, starte die Morgenroutine.« Noch bevor mich der Bordcomputer um meine Identifizierung bitten konnte, positionierte ich mich bereits vor dem Netzhautscanner, der in der Wand neben der Tür eingelassen war. Ein leiser Signalton bestätigte, dass meine Retina erfolgreich gescannt worden war.

    »Verifiziert. Guten Morgen, Valea. Ich lade dir die heutigen Termine auf deinen persönlichen Screen.«

    Während um mich herum die Krankenstation langsam zum Leben erwachte, warf ich einen ersten Blick auf den kleinen Monitor, der in meinen Schreibtisch eingelassen war und stellte fest, dass nichts Ungewöhnliches auf mich wartete. Ein paar kleinere Verletzungen, zwei Operationen und – mir entwich ein leises Jauchzen – ein Erstgespräch zu einer Schwangerschaftsbegleitung.

    Die Freigabe, eine Schwangerschaft zu initiieren war selten und erforderte viele Vorabuntersuchungen. Pro Jahr wurde nicht mehr als zweihundertfünfzig Mal die Genehmigung dazu erteilt, und wenn man bedachte, das auf diese Zahl ungefähr zehntausend Pärchen eine solche Erlaubnis beantragten, war die Chance verschwindend gering. Eine Schwangerschaft begleiten zu dürfen war deshalb eine große Ehre und versprach, für mindestens die nächsten neun Monate eine grandiose Abwechslung in meinem Alltag zu werden.

    Ein leises Klopfen ließ mich aufsehen. Vor dem Sichtfenster der Sicherheitstür hüpfte meine beste Freundin Thera, die ebenfalls auf der Krankenstation arbeitete, wild winkend auf und ab. Ihre Locken flogen wild durch die Gegend und ich schmunzelte unwillkürlich. »Atlantis, öffne den Zugang.«

    »Zugang wird geöffnet.«

    Mit einem leisen Zischen glitt die Tür in die Wandverkleidung und keine Sekunde später hüpfte Thera mit einem ohrenquälenden Quietschen in mein Büro und packte mich an den Armen. Mit Schwung drehte sie mich einmal mit sich im Kreis. »Ist das nicht aufregend, Val?«, kreischte sie. Niemand außer ihr und Aaron nannte mich Val, aber das konnte daran liegen, dass niemand außer meinen beiden besten Freunden diesen Namen benutzen durfte, ohne dafür von mir bestraft zu werden.

    »Ähm, was genau soll aufregend sein?«, hakte ich nach und befreite mich stirnrunzelnd von meiner durchdrehenden Freundin.

    »Deine Einladung zu der Feier in Stufe 1. Steht doch im Newsletter!«

    Im Newsletter? Mein Blick glitt erneut zum Screen. Tatsächlich, der kleine blinkende Briefumschlag in der linken Ecke deutete darauf hin, dass ich neue Nachrichten erhalten hatte. »Ich kam noch nicht dazu, einen Blick reinzuwerfen. Irgendeine Verrückte hat an die Tür geklopft und mich davon abgehalten, meiner Arbeit nachzugehen.«

    »Oh Mann, Val. Ernsthaft jetzt! Du wirst eingeladen, einer Feier der Stufe 1 beizuwohnen, sollst eine Auszeichnung erhalten und du bekommst es nicht einmal mit?« Thera schnaufte. »Ich meine, hallo? Wir müssen uns überlegen, was du anziehen wirst und ... wer weiß, vielleicht darfst du ja sogar jemanden mitnehmen?«, plapperte sie ohne Punkt und Komma drauf los und mir drängte sich die Vermutung auf, dass ihre Körperbiologie sich ihrem Verhalten über die Jahre angepasst hatte und sie zusätzlichen Sauerstoff über die Haut konsumierte.

    »Thera, vergiss das Luftholen nicht.« Ich lachte leise und beugte mich dann über meinen Screen, um den besagten Newsletter aufzurufen. Hastig überflog ich die Informationen, bis ich an der Stelle angelangt war, die für mich interessant war. Thera hatte also recht. Außer mir war noch ein Vertreter aus Stufe 4 eingeladen, und sowohl er als auch ich sollten eine Ehrung für besondere Verdienste erhalten.

    »Also? Was wirst du anziehen?«

    »Gar nichts.«

    Neben mir ertönte ein Keuchen. »Gar nichts? Das nenne ich mal mutig.«

    Ich rollte mit den Augen und seufzte. »Ich werde nichts dem Anlass entsprechendes anziehen, weil ich nicht hingehen werde.«

    »Wie bitte?« Thera ruckte zu mir herum und starrte mich fassungslos an. »Valea, das kann unmöglich dein Ernst sein«, stammelte sie. »Hast du nicht gesehen, wer die Ehrung vornehmen wird?« Sie pikste mit dem Finger so heftig gegen meinen Monitor, dass ich fürchtete, sie würde ihn zerbrechen. Vermutlich einer der Gründe, warum auch die Screens mit bruchsicherem Glas ausgestattet waren. »Mr. hotter als hot Corvin himself wird dort sein und du sogar an einem Tisch mit ihm sitzen!«

    »Wie mindestens zehn andere Menschen ebenfalls. Und soll ich dir noch was sagen? Vermutlich wird seine Verlobte Elizabeth neben ihm sitzen und er wird umgeben sein von zig Sicherheitsleuten. Du weißt doch ...« Bedeutungsschwer ließ ich den Satz unvollendet in der Luft hängen. Jeder auf D.U. Atlantis wusste, dass sein Vater Michael, der Leiter unserer Station, ziemlich übertriebene Maßnahmen zum Schutz seines Sohnes ergriffen hatte. Es musste etwa fünf Jahre her sein, dass die äußere Hülle einer der Kuppeln gebrochen und Corvins Mutter bei diesem Unglück ertrunken war. Seither durfte Corvin vermutlich nicht einmal allein aufs Klo gehen. Zugegeben, er war wirklich heiß. Aber was nutzte mir eine heiße Verpackung, wenn dahinter lediglich eine Marionette der Obrigkeit steckte?

    »Du kannst nicht einfach nicht hingehen!« Noch immer war Theras Fassungslosigkeit deutlich in ihrer Stimme zu hören.

    Als ob ich das nicht wüsste. Nur zu gut war mir noch im Gedächtnis, was dem Vorarbeiter Thierry aus Stufe 4 letzten Herbst widerfahren war. Auch er hatte eine solche Einladung bekommen, weil die Nahrungsabteilung in jenem Sommer besonders hohe Erträge erzielte und belobigt werden sollte. Leider war Thierrys Frau zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile krank gewesen und so hatte er die Feier ausfallen lassen. Wenige Wochen später degradierte man ihn zum einfachen Arbeiter, weil er angeblich eine komplette Monatsernte ruiniert hatte.

    »Aber nur, weil ich hingehen muss, heißt das noch lange nicht, dass es mir auch gefallen muss«, murmelte ich störrisch. Warum konnte man mich nicht einfach in Ruhe arbeiten lassen, anstatt mich mit Dingen zu belästigen, die mich einfach nur nervten? »Atlantis, wann habe ich meinen ersten Termin?«

    »Dein erster Termin ist um 8:30 Uhr. Du hast noch zehn Minuten.«

    »Was, so spät ist es schon?« Planlose Hektik ereilte Thera und sie zog mich hastig an sich. »Soll ich heute Abend bei dir Zuhause vorbeikommen und wir suchen gemeinsam etwas zum Anziehen raus? Ich bin zwar mit Mero verabredet, aber das kann ich auch absagen.«

    Amüsiert erwiderte ich die Umarmung. Thera war einfach Thera, und genau so liebte ich meine beste Freundin. Es rührte mich zwar, dass sie sogar das Date mit ihrem neuen Schwarm aus Stufe 4 absagen würde ... Aber mir von ihr bei der Kleiderwahl helfen lassen? Never ever!

    Mein Blick glitt vielsagend über das, was sie heute trug. Zu der grünen Bluse, die sie als Mitglied der Stufe 3 auswies, trug sie eine braune Hose, die sie sich bestimmt bei Aaron ausgeliehen, sprich geklaut hatte, sowie graue Schuhe, die das Ergebnis eines Tauschdeals mit einer Instandhaltungskraft aus Stufe 5 waren, soweit ich wusste. Thera scherte es nicht im Geringsten, dass das Farbsystem der Station jeder Stufe seine eigene Farbe zugeordnet hatte, um die Unterscheidung der Stufen einfacher zu machen. Erstaunlich genug, dass ihre Marotte geduldet wurde. »Danke, aber nein, danke. Ich werde vielleicht Aaron fragen. Hab du mal viel Vergnügen mit deinem Mero!« Ich zwinkerte ihr zu und rückte meine - einheitliche! - Kleidung zurecht.

    »Bis später, ich hab dich liehieb!« Ein letzter mir zugeworfener Luftkuss, und zack, war meine aufgedrehte Freundin aus meinem Büro verschwunden.

    Leise vor mich hin summend bereitete ich die letzten Dinge für meinen Arbeitstag vor, richtete Spritzen, stellte verschiedene medizinische Präparate zusammen und plante die beiden Operationen, die für heute anstanden. Gerade hatte ich eine Vitaminkur in den dafür vorgesehenen transportablen Kühlbehälter gepackt, als sich Atlantis erneut zu Wort meldete.

    »Deine erste Patientin befindet sich in Q1.«

    Ich sah auf und warf einen Blick in die Akte, die auf meinem Screen erschien. Q1? Eine Quarantänepatientin? Es handelte sich um eine Bewohnerin der Stufe 6, sie war für die Reinigung der Unterkünfte zuständig. Laut diesen Informationen hatte sie sich bei einem alle drei Monate stattfindenden Einsatz in Kuppel 4 ein schweres Influenzavirus eingefangen. Das automatische Filtersystem von D. U. Atlantis hatte die Erkrankung bemerkt, als sie die Kuppel wieder verlassen wollte und sie sofort unter Quarantäne gestellt. Seit nunmehr zehn Tagen hielt sich das junge Mädchen dort auf und war bislang von jemand anderem betreut worden.

    Ich trat an ein offenes Regal heran und nahm eine Schutzmaske mit integrierter Sauerstoffzufuhr für etwa sechzig Minuten heraus. Ich mochte diese Dinger nicht besonders, da meine Stimme durch den Filter nur gedämpft nach draußen drang und ich viel lauter sprechen musste, um verstanden zu werden. Aber es war nun einmal Vorschrift, so ein Gerät zu tragen, wenn man Q-Patienten besuchte. Aber vielleicht konnte ich heute ja gute Nachrichten überbringen. Hastig streifte ich mir noch ein Paar Handschuhe über und griff nach meinen Untersuchungsgeräten, bevor ich an die Tür trat, die zur Quarantänestation führte. »Atlantis, öffne die Schleuse«, wies ich den Bordcomputer an und schob mein Gesicht vor den Scanner.

    »Verifiziert. Schleuse wird geöffnet.«

    Der Raum, den ich nun betrat, war sparsam eingerichtet, was der Tatsache geschuldet war, dass so wenig Dinge wie möglich einer etwaigen Kontaminierung ausgesetzt werden sollten. Die Wände, in zartem Gelb gehalten, waren mit abwaschbarer Farbe versehen, der Boden einfach zu reinigen und außer einem Hocker zum Setzen und einer Liege befand sich nichts in diesem Zimmer.

    Alles, was eventuell während der Untersuchung benötigt wurde, bekam der behandelnde Arzt erst nach Anweisung an den Computer über die Schleuse, um den nachträglichen Arbeitsaufwand so gering wie möglich zu halten. Alles in allem eine einfache und sterile Lösung.

    »Guten Morgen, Denissa«, begrüßte ich die in blau gekleidete junge Frau, die mit baumelnden Füssen auf der Liege saß und mich abwartend ansah. Ich legte Wert darauf, meine Patienten mit dem Namen anzusprechen, gleich welcher Stufe sie angehörten. »Wie geht es dir?«

    »Guten Morgen, Med-Op.« Denissa lächelte, und nur ihre leicht kratzige Stimme deutete noch darauf hin, dass sie vor kurzem noch ziemlich erkältet gewesen war. »Mir geht es gut.«

    »Einen Finger bitte«, wies ich sie an und zückte das mobile Labor-Blutwerte-Messgerät, das ich einfach nur Laboretti nannte, weil mir sein eigentlicher Name viel zu lang war. »Jetzt pikst es einmal kurz«, erklärte ich, obwohl ich mir sicher war, dass die junge Frau wusste, was auf sie zukam. Sie hielt mir den Finger ihrer rechten Hand hin. Ich positionierte Laboretti und löste die Nadel aus.

    Ein kurzer Signalton verriet die erfolgreiche Blutentnahme und ich blickte auf das kleine Display. Dort erschien ein Wert nach dem anderen, und nach einigen Sekunden wusste ich, dass ich wirklich gute Nachrichten weitergeben konnte.

    »Atlantis, die Werte der Q1-Patientin sind wieder im Normbereich. Bitte mach einen Vermerk in der Akte, dass ich sie mit dem heutigen Tag als gesund entlasse. Des Weiteren erteile ich der Patientin die einmalige, nur heute gültige Erlaubnis, die Schleuse selbstständig zu öffnen, um die Quarantänestation nach erfolgter Desinfizierung zu verlassen.«

    Neben mir erklang ein freudiges Jauchzen.

    »Verifiziert. Ich vermerke, dass du die Q1-Patientin als gesund entlässt und eine einmalige, nur für heute geltende Erlaubnis erteilt hast, die Schleuse durch die Patientin zu öffnen.«

    Warum musste dieser Computer eigentlich immer alles wiederholen? Kopfschüttelnd wandte ich mich Denissa zu. »Wenn du gleich wieder im Zimmer angekommen bist, ziehst du dich bitte vollständig aus und wirfst alles, was du anhast, in den dafür vorgesehenen Behälter. Ich werde veranlassen, dass man dir im Schleusenzimmer frische Kleidung bereitlegen wird. Weiterhin stelle ich dir einige Vitamine zusammen, welche du bitte für die Dauer von weiteren sieben Tagen einnimmst, um dein Immunsystem wieder zu stärken«, erklärte ich ihr.

    Ein glückliches Lächeln zierte das Gesicht der jungen Frau. »Danke«, flüsterte sie.

    Die letzten Tage mussten ziemlich langweilig für sie gewesen sein, da sie vermutlich außer einem Arzt niemanden zu Gesicht bekommen hatte. Q-Patienten erhielten alles über eine automatisierte Schleuse, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Die Ausbreitung eines solchen Virus konnte fatale Folgen für die gesamte Station haben. »Nicht dafür.« Ich nickte ihr ein letztes Mal zu, bevor ich mich wieder der Schleuse und dem Scanner zuwandte. »Atlantis, öffne den Durchgang zu meinem Büro.«

    »Verifiziert. Schleusentor zu deinem Arbeitsbereich wird geöffnet.«

    Nachdem auch ich die Desinfektionsdusche hinter mich gebracht hatte und frische Kleidung trug, warf ich die alte in den dafür vorgesehenen Entsorgungsbehälter und betrat mein Büro. »Atlantis, wie viel Zeit habe ich noch, bis mein nächster Patient kommt?«

    »Fünfzehn Minuten. Soll ich dir einen Pausensnack bereitstellen?«

    »Bestätigt.« Manchmal war der Computer ja doch ganz brauchbar. Der Snack, den der Bordcomputer mir bereitstellte, bestand aus kleinen runden Oblaten, die zwar nach nichts schmeckten, aber äußerst nahrhaft und sättigend waren. Dazu gab es ein Glas Wasser.

    Ich stellte die Plastikschüssel und den Becher auf dem Schreibtisch ab und warf einen Blick auf meinen Screen. Der blinkende Briefumschlag markierte den Eingang einer neuen Nachricht, die ich mit einem Fingertippen aufrief. Sie war von Aaron.

    Val, habe gehört, du brauchst heute Abend Stilberatung? Treffen uns um 19 Uhr in deinem Zimmer.

    Thera, dieser Judas! Wer sonst konnte Aaron davon erzählt haben? Wie ich meine Freundin kannte, war sie, anstatt ihren Arbeitsplatz aufzusuchen, gleich zu ihm gerannt und hatte brühwarm erzählt, dass ich eine Einladung erhalten hatte, damit ich mich nicht doch noch drücken konnte. Wer brauchte noch Feinde, wenn er solche Freunde hatte?

    Geht klar, werde da sein. Gleich, nachdem ich Thera ermordet habe.

    antwortete ich, ehe ich grinsend in meine Oblate biss.

    Corvin

    »Er hat einen Hochzeitstermin festgelegt.«

    Ich lag flach auf dem Rücken und atmete aus. Undurchdringliche Schwärze. Es war kaum zu glauben, dass irgendwo da oben eine Welt existierte, die noch viel größer war als die der D.U. Atlantis. So voller Licht, während es hier unten nur die künstliche Helligkeit gab, die die Stadt in die Weiten des Meeres strahlte. Beinahe zumindest.

    Angespannt starrte ich durch die durchsichtige Kuppeldecke nach draußen und wartete. Ich befand mich am höchsten Punkt innerhalb dieses Abschnittes, auf dem Dach von Wohngebäude 2. Von hier aus musste ich nur die Hand ausstrecken, um die Hülle berühren zu können. Das Haus war so hoch, dass zwischen Außenwand und Gebäudedach nicht einmal ausreichend Platz war, um aufrecht sitzen zu können. Unruhig suchte ich die Schwärze über mir ab. Normalerweise dauerte es nicht lange, daher sollte mein Freizeitabschnitt ausreichen.

    Musste ausreichen. Gerade heute wäre es bitter, wenn ich es verpasst haben sollte.

    Als das erste Leuchten am rechten Rand meines Blickfeldes auftauchte, fühlte es sich an, als würde sich das imaginäre Korsett um meinen Brustkorb weiten und ich atmete aus. Grellblau hob sich der fluoreszierende Schwarm Quallen von der Dunkelheit des Meeres ab. Sie schienen von innen heraus zu strahlen, als wäre jede ihrer Zellen mit einer Leuchtdiode ausgestattet. Umgeben von ihrem gespenstischen Schein bewegten sich die feinen Ärmchen wie in Zeitlupe und schwebten schwerelos über Kuppel 1 hinweg.

    Ein Knattern kündigte an, dass der Generator in dem Raum unter mir wieder ansprang und kurz darauf begannen die Rohre, die über das Flachdach verliefen, zu rattern. Ich streckte die Hand aus, um sie auf die Festibulum-Plastik zu legen. Das Material, das die einzige Barriere zwischen Tonnen von Meerwasser und uns bildete. Überflüssiger Raum, der mit Versorgungsleitungen gefüllt war und eigentlich nur dem Wartungspersonal zugänglich war. Der scharfe Geruch von Tresibonol stieg mir in die Nase, als er sich durch die Abluftgitter einen Weg außerhalb des Gebäudes bahnte. Das störte mich jedoch nicht, denn irgendwie gehörten das Röhren der Maschinen und auch der Gestank zu diesen kurzen Auszeiten. Und in den Räumen unter mir befanden sich nun einmal jene Chemietanks, die dafür sorgten, dass Salz- zu Trinkwasser wurde.

    »Ich wusste, dass ich dich hier finde.«

    Ich hatte das Knarren der Bodenluke über das Rauschen hinweg nicht gehört. Cas grinste mich breit an und sah seltsam aus unter der bläulichen Beleuchtung der Quallen. Seine sonst roten Haare wirkten dunkel. Einzig sein Overall, so schwarz wie das Meer um die Station, hatte immer dieselbe Farbe.

    »Ich habe noch zehn Minuten«, grollte ich genervt.

    »Mag sein.« Cas zog sich auf das Dach und legte sich mit einem Keuchen neben mich. »Es ist ja nicht so, dass man die leuchtenden Biester von überall sehen könnte.« Cas schnaubte und deutete diffus auf den Schwarm Quallen. »Es muss ja unbedingt dieser schmale stinkende Spalt zwischen Kuppeldecke und Hochhaus sein. Du bist wohl der einzige Mensch in Atlantis, der das hier nicht als absolute Fehlkonstruktion bezeichnen würde.«

    »Zwingt dich ja keiner, hier zu sein.«

    »Blendende Laune anscheinend. Wie wäre es stattdessen mit einem: Entschuldige, Cas, dass ich mich schon wieder einfach verpisst habe, ohne dir Bescheid zu sagen. Ich weiß, dass dir das echt Probleme einbringen kann und du eigentlich nicht von meiner Seite weichen darfst.« Er äffte mich mit seltsam tiefer Stimme nach und ich hob schweigend eine Augenbraue.

    »Kann ich dich wenigstens fragen, wie du das Sicherheitssystem umgangen hast? Das Dach ist code- und irisgesichert«, fragte er leicht genervt, als ich es weiterhin vorzog, nichts zu sagen. »Ich musste einen riesigen Aufstand zaubern und letzten Endes sogar einen der Wartungstypen bitten, mir die Luke aufzumachen. Jetzt darf ich nachher in meinem Protokoll erklären, warum ich mir hier die Zeit vertrieben habe, statt mich um den zukünftigen Leiter der Station zu kümmern. Denn wenn dein Vater erfährt, dass du ausgerechnet hier bist ...« Er klopfte gegen das massive Rohr neben sich, dass leise vor sich hin blubberte. »Ich schätze, ich muss dir nicht sagen, dass Tresibonol dir ein hübsches Loch in deinen Menschenpelz brennt, falls es hier irgendwelche Undichtigkeiten gibt?«

    »Ich habe die Wartungsprotokolle gecheckt. Alles in Ordnung«, erwiderte ich. Natürlich hatte ich das im System geprüft, bevor ich hergekommen war. Zwar war ich bei Weitem nicht so ängstlich wie mein Vater seit dem Hüllenbruch damals, aber eben einfach vorsichtiger geworden.

    »Dein Glück. Ich werde sagen, dass du deine Sporteinheit vorgezogen und Sit-ups gemacht hast.« Obwohl mir nicht danach war, zerrte ein Grinsen an meinen Mundwinkeln. Einmal mehr stand es für ihn außer Frage, mich zu decken. Cas war nicht einfach nur mein persönlicher Wachmann. Ich konnte kaum zählen, wie oft er schon den Kopf für mich hingehalten hatte.

    »Also? Details? Wie hast du den Schließmechanismus umgangen?« Natürlich wusste ich von seinem technischen Interesse, vielleicht war es letzten Endes sogar das gewesen, was uns beide zusammengeschweißt hatte. Doch heute war mir nicht danach zu fachsimpeln, also hob ich nur meinen Arm, an dessen Handgelenk ein Sicherheitsarmband baumelte, das gelb leuchtete.

    »Ach. Du. Scheiße«, stieß Cas hervor, klang aber eher begeistert als wirklich schockiert. »Wo hast du das denn her?«

    »Im Bürotrakt meines Vaters gibt es ein Lager, in dem die Dinger herumliegen«, gab ich wortkarg zurück.

    »Heute lässt du dir alles aus der Nase ziehen, oder?« Cas stieß mich an. »Du hast dir eins genommen und auf die höchsten Freigaben programmiert?«

    Er fragte, obwohl er natürlich längst wusste, was ich getan hatte. Als ich den Kopf in seine Richtung drehte, hielt er sich sein eigenes Armband unmittelbar vor das Gesicht. Seines leuchtete orange, keine besonders hohe Freigabe, was wohl auch daran lag, dass mein Vater sich auf diese Weise erhoffte, auch meinen Lebensraum einzuschränken. Ein sinnloses Unterfangen, da ich in den letzten Jahren meinen eigenen Weg gefunden hatte, mich frei auf der Station zu bewegen. Und diese Armbänder sorgten mit der richtigen Freigabe immerhin dafür, dass weder ein Irisscan noch eine Codeeingabe nötig wurde.

    »Kannst du meins nicht auch umschreiben?«, fragte Cas.

    »Damit es eine Warnung im System gibt und du deinen Job loswirst? Sicher nicht.«

    »Du hängst halt an mir. Ich bin gerührt«, sagte er feixend.

    Jeder Sicherheitsbeamte trug eines dieser Armbänder. Es war durchsichtig, fingerdick und umlief das Handgelenk. Anhand der Farbe, in der es leuchtete, konnten die Bewohner der D.U. Atlantis ausmachen, welche Freigabeberechtigung die Sicherheitsleute besaßen. Außerdem erkannte das System, welchen Zugang man hatte. Gelb war die höchste Freigabestufe. Man durfte überall hin und niemand zeichnete auf, wo man sich herumtrieb. Keine Rechenschaft. Freiheit.

    »Aber trotzdem. Das ist ... es ist einfach genial«, stieß Cas aus und lachte auf. »Warum sind wir da nicht eher drauf gekommen?«

    »Es wird nicht lange funktionieren«, erwiderte ich. »Das System wird bald erkennen, dass ich einen Account doppelt angelegt habe und den hier löschen.« Als hätte das Armband meine Worte vernommen, begann es mehrfach zu blinken - ein Warnzeichen - ehe es schließlich erlosch.

    Cas seufzte. »Hach, wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.«

    »Hm.«

    Stille. Der Quallenschwarm hatte sich von der Kuppel beinahe entfernt, sodass nur noch ein wenig Helligkeit zu uns hereinfiel. In den Wartungsbereichen gab es keinen schönen Schein, sondern nur kaltes Metall, Rohre und Leitungen. Ich mochte das. Orte wie dieser versteckten sich nicht hinter einer hübschen Fassade, sondern zeigten unmittelbar, was in ihnen steckte. Als würde man einen Blick in das Innere der D.U. Atlantis werfen dürfen.

    »Alter. Dein Schweigen geht mir auf die Nerven. Was ist los?«

    »Er hat einen Hochzeitstermin festgelegt«, sagte ich kühl.

    Cas sog scharf Luft ein. »Scheiße.«

    »Ja«, erwiderte ich nur, denn das traf es ziemlich genau.

    »Wann?«

    »Er gibt mir zwei Monate.«

    Cas lachte nervös auf. Ich musste ihm nicht erklären, dass ich mit er meinen Vater meinte. Derjenige, der sich von einem entspannten Stationsleiter in einen peniblen Kontrollfreak verwandelt hatte. Er bestimmte, was ich aß, wann und wie viel ich trainierte, wo ich mich aufhielt, legte meinen Lehrplan fest und nun entschied er auch noch, mit wem ich den Rest meines Lebens verbringen sollte. Eine Weile lagen wir so da, während die fluoreszierende Helligkeit wieder der Dunkelheit der Meerestiefe Platz machte.

    »Vielleicht wird es besser?«, fragte Cas.

    »Was?«

    »Na, mit Elizabeth.«

    Ich lachte freudlos auf. »Sicher.«

    Elizabeth war nicht nur übernervös, sondern auch laut und schrill. Allein, wenn ich ihre Stimme hörte, bekam ich Kopfschmerzen. Um das ein Leben lang ertragen zu können, müsste man sie schon auf stumm schalten können. Doch das allein war es nicht. Ihre letzte Intelligenz- und Lernbereitsschaftsstudie wies sie entweder als faul oder als nicht besonders heller Strahler unter

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