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Grimms Märchen für Erwachsene
Grimms Märchen für Erwachsene
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eBook258 Seiten2 Stunden

Grimms Märchen für Erwachsene

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Über dieses E-Book

Grimms Märchen für Erwachsene wurden zusammengestellt von Peter und Susanne Ploog. Die Journalisten haben insgesamt 38 Märchen ausgesucht: Lustige, grimmige, vertrackte, unbekannte, in jedem Fall ziemlich unverhoffte Märchen. Geschichten, mit denen bei den Grimms eigentlich niemand rechnet, weil sie auch ziemlich frech sein können und immer spannend. Kein Wunder, in den Zeiten ihrer Entstehung waren die Märchen als Unterhaltungsfaktor mindestens so wichtig wie heute das Fernsehen. Aber wie Sie leicht nachprüfen können, viel lustiger und unterhaltsamer als jede TV-Sendung.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Okt. 2011
ISBN9783844211078
Grimms Märchen für Erwachsene
Autor

Peter Ploog

Peter Ploog war Journalist und viele Jahre Chefredakteur der Zeitschrift essen & trinken. Er arbeitete als freier Autor in Hamburg und Genua. Er starb 2019 in Berlin.

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    Buchvorschau

    Grimms Märchen für Erwachsene - Peter Ploog

    Edition Sapori

    GRIMMS

    MÄRCHEN

    für Erwachsene

    Zur allgemeinen Unterhaltung und Belehrung ausgewählt

    von Peter Ploog und Susanne Ploog

    Nach den Ausgaben von 1812 bis 1850 in der neuen deutschen Rechtschreibung überarbeitet.

    Impressum

    Grimms Märchen für Erwachsene

    Edition Sapori

    Peter Ploog und Susanne Ploog

    © 2011 Sapori GmbH

    published at epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-1107-8

    Layout: Sapori GmbH

    Die Journalisten Peter und Susanne Ploog leben und arbeiten in Hamburg und Genua.

    Inhalt

    VORWORT

    Besser als Fernsehen

    GRIMMS LUSTIGE MÄRCHEN

    Das Lumpengesindel

    Das kluge Gretel

    Doktor Allwissend

    Die faule Spinnerin

    Der faule Heinz

    Die klugen Leute

    GRIMMS GRIMMIGE MÄRCHEN

    Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst

    Der Fuchs und das Pferd

    Der undankbare Sohn

    Die Brautschau

    Die hagere Liese

    Liebe und Leid teilen

    Die Lebenszeit

    Meister Pfriem

    Die Geschenke des kleinen Volkes

    Das Unglück

    Der Hund und der Sperling

    GRIMMS TRÖSTLICHE MÄRCHEN

    Die treuen Tiere

    Der Wolf und der Fuchs

    Der Zaunkönig und der Bär

    Der Geist im Glas

    Das Waldhaus

    Die Nixe am Teich

    GRIMMS VERTRACKTE MÄRCHEN

    Der arme Müllerbursch und das Kätzchen

    Der Krautesel

    Der Zaunkönig

    Die Gänsehirtin am Brunnen

    Das Meerhäschen

    Die drei Schwestern

    Des Teufels rußiger Bruder

    GRIMMS UNBEKANNTE MÄRCHEN

    Der Froschkönig

    Aschenputtel

    Dornröschen

    Hänsel und Gretel

    Rotkäppchen

    Schneewittchen

    Rumpelstilzchen

    Strohhalm, Kohle und Bohne

    Vorwort

    Besser als Fernsehen

    So schlecht kann Fernsehen gar nicht sein, dass es nicht noch sein Gutes hätte – und sei es nur, uns zu zeigen, dass Besseres möglich ist.

    In einem Sommer des ganz besonderen TV-Grauens zogen wir gänzlich ohne Bedauern die Notbremse und verbannten die Fernbedienung, schließlich bringt Zappen den Schrott nur schneller und immer schneller auf den Schirm. Aber auch in rasanter Abfolge reichen geringste Dosen Degeto-Schnulze, Lindström-Schmalz und Kommissar-Routine, Überdruss und Unwohlsein hervorzurufen.

    Da rettete also nur der radikale Schnitt: Abschalten, auch bei Regen auf der überdachten Terrasse ein Glas Wein mehr trinken, früh ins Bett gehen. Wo aber blieb die Unterhaltung, Belehrung, Erbauung, Belustigung?

    Wie so oft in vermeintlichen oder echten Notlagen half auch hier ein Hausmittel: Vorlesen, und zwar im Bett. Und selbstverständlich Grimms Märchen. Nicht nur weil sie sich als Einschlafhilfe seit Urzeiten bewährt haben, sie sind auch ungemein praktisch. Kurz und spannend. Aber auch so vertraut, dass man gemütlich zur Ruhe kommt, dachten wir. Irrtum. Was immer wir bei uns als bekannt voraussetzten, es war stets eine neue Welt. Die Sprache der alten Märchen ließ einen sofort aufmerken. Wo sonst findet, man einen Satz wie: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat... als Anfang einer Geschichte („Der Froschkönig).

    Und wir fanden nicht nur den Zauber der Grimmschen Sprache, wir fanden auch eine unbekannte Welt jenseits von Rotkäppchen, Aschenputtel und anderen Disney-Vorlagen. (Nichts gegen Rotkäppchen, beim Wiederlesen werden Sie reichlich Unerwartetes entdecken, warten Sie es nur ab). Dass die Märchen der Brüder Grimm an Grausamkeit und Blutrünstigkeit modernen Splattermovies in nichts nachstehen, war uns natürlich nicht ganz unbekannt. Darum ging es nicht bei unseren Entdeckungen. Unerwartet waren die Komik, die Frechheit, die Aufmüpfigkeit in manchen Geschichten. Natürlich findet hier auch der Holzhacker seine Prinzessin und der Prinz zu seiner lieblichen Magd – das ist aber immernoch hundertmal unterhaltsamer als sechs Stunden Fernsehen vom Prinzen, der seine Sportlerin heiratet oder von der Prinzessin und ihrem Bodybuilder. Der wahre Schatz für uns waren die bizarren Erzählungen von Hühnchen und Hähnchen, die mit Nähnadel und Stecknadel einen missmutigen Wirt veräppeln („Das Lumpengesindel). Oder das absurde Märchen „Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst, die in ihrer Wohngemeinschaft die Aufgaben neu verteilen und dabei hanebüchen scheitern.

    Ob im Märchen „Strohhalm, Kohle und Bohne (was für ein Titel!) die Evolution der Hülsenfrüchte neu erzählt oder in der Geschichte „Des Teufels rußiger Bruder Beelzebubs menschenfreundliche Seite geschildert wird, bei den Grimms gibt es hinter jeder Ecke etwas zu staunen, zu freuen und zu lachen. Das was uns am meisten die Nächte versüßt hat, haben wir zusammengestellt – ganz und gar willkürlich, mit dem einzigen Ziel, Sie an unserer Freude zu beteiligen. Wir haben lustige Märchen ausgesucht wie „Das kluge Gretel, die es sich als Köchin auf Kosten ihres Chefs richtig gut gehen lässt. Wir haben trostreiche Geschichten genommen wie „Die treuen Tiere und empörende wie „Der untreue Sohn, aber natürlich auch idyllische wie „Der arme Müllersbursch und das Kätzchen.

    „Märchen für Erwachsene haben wir unsere Auswahl genannt, weil sich hier die Fantasie noch nicht erschöpft in Phantasy, in Sauriern und Warcraft, weil in den Märchen die Fantasie die Wirklichkeit zwar nicht leugnet, mit ihr aber aufs Unterhaltsamste spielt. Und weil das so ist, sind die Märchen dieser Auswahl natürlich auch wunderbarer Vorlesestoff für Kinder. Wir haben es getestet, die Kinder haben sich bei „Hühnchen und Hähnchen weggeschmissen vor Lachen.

    GRIMMS

    LUSTIGE

    MÄRCHEN

    Das Schönste an den Geschichten der Brüder Grimm sind die Überraschungen, die sie uns bieten. Da rechnet man mit fast allem, mit dunklen bedrohlichen Wäldern, guten und bösen Feen, sprechenden Tieren, mit Königen und Prinzessinnen, Wölfen, Hexen und Zauberern, und was findet man? Eine richtig fröhliche Mär von der cleveren Magd, die ihrem Herrn den Wein wegtrinkt, die leckeren gebratenen Hühner wegputzt und die Schuld auch noch auf den Gast schiebt. Das ist ziemlich frech und ein bisschen bösartig und ganz und gar lustig. Da wird dann klar, dass Großmütter und Tanten, die Mütterchen und Muhmen, die den Grimms den Stoff lieferten, nicht literarischen Ruhm im Sinn hatten, sondern nur die Unterhaltung ihrer kleinen und großen Zuhörer. Und noch heute können Sie die Leute kichern und quietschen hören bei den nun folgenden lustigen Märchen der Brüder Grimm.

    Ziemlich abgefahren, dieses Märchen, voll fröhlicher Bosheit und einem sehr überraschenden Personal: Biertrinkende Nadeln, fahrende Hühner und sprechende Enten: der reine Surrealismus im deutschen Märchengut.

    Das Lumpengesindel

    Hähnchen sprach zu Hühnchen: „Jetzt ist die Zeit, wo die Nüsse reif werden, da wollen wir zusammen auf den Berg gehen und uns einmal recht satt essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt. „Ja, antwortete das Hühnchen, „komm, wir wollen uns eine Lust miteinander machen. Da gingen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht, ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie übermütig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Hähnchen musste einen kleinen Wagen von Nussschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Hühnchen hinein und sagte zum Hähnchen, „du kannst dich nur immer vorspannen. „Du kommst mir recht, sagte das Hähnchen, „lieber geh ich zu Fuß nach Haus, als dass ich mich vorspannen lasse. Nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will ich wohl sein und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das tu ich nicht.

    Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher: „Ihr Diebesvolk, wer hat euch geheißen, in meinen Nussberg gehen? Wartet, das soll euch schlecht bekommen! Ging also mit aufgesperrtem Schnabel auf das Hähnchen los. Aber Hähnchen war auch nicht faul und stieg der Ente tüchtig zu Leib, endlich hackte es mit seinen Sporn so gewaltig auf sie los, dass sie um Gnade bat und sich gern zur Strafe vor den Wagen spannen ließ. Hähnchen setzte sich nun auf den Bock und war Kutscher, und darauf ging es in einem Jagen: „Ente, lauf zu, was du kannst! Als sie ein Stück Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgängern, einer Stecknadel und einer Nähnadel. Sie riefen, „halt halt! und sagten, es würde gleich stichdunkel werden, da könnten sie keinen Schritt weiter, auch wäre es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen könnten, sie wären auf der Schneiderherberge vor dem Tore gewesen und hätten sich beim Bier verspätet. Hähnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mussten sie versprechen, ihm und seinem Hühnchen nicht auf die Füße zu treten. Spät abends kamen sie zu einem Wirtshaus, und weil sie die Nacht nicht weiterfahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite auf die andere fiel, so kehrten sie ein. Der Wirt machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus wäre schon voll, gedachte auch wohl, es möchte keine vornehme Herrschaft sein, endlich aber, da sie süße Reden führten, er solle das Ei haben, welches das Hühnchen unterwegs gelegt hatte, auch die Ente behalten, die alle Tage eins legte, so sagte er endlich, sie möchten die Nacht über bleiben. Nun ließen sie sich wieder frisch auftragen und lebten in Saus und Braus. Frühmorgens, als es dämmerte und noch alles schlief, weckte Hähnchen das Hühnchen, holte das Ei, pickte es auf, und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerherd. Dann gingen sie zu der Nähnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckten sie in das Sesselkissen des Wirts, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts, dir nichts, über die Heide voran. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter und fand einen Bach, auf dem sie hinabschwamm; und das ging geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden später machte sich erst der Wirt aus den Federn, wusch sich und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht und machte ihm einen roten Strich von einem Ohr zum andern. Dann ging er in die Küche und wollte sich eine Pfeife anstecken. Wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. „Heute morgen will mir alles an meinen Kopf, sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber geschwind fuhr er wieder in die Höhe und schrie, „auweh!" Denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollends böse und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern Abend gekommen waren. Und wie er ging und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da tat er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt und zum Dank noch obendrein Schabernack treibt.

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    Das Dienstpersonal muss auch im Märchen nicht immer nur Erbsen sortieren oder Kamine auskehren. Im Gegenteil: Das Gretel probt auf subtile Weise den Aufstand und bringt uns damit zum Lachen.

    Das kluge Gretel

    Es war eine Köchin, die hieß Gretel, die trug Schuhe mit roten Absätzen, und wenn sie damit ausging, so drehte sie sich hin und her, war ganz fröhlich und dachte, „du bist doch ein schönes Mädel. Und wenn sie nach Hause kam, so trank sie aus Fröhlichkeit einen Schluck Wein, und weil der Wein auch Lust zum Essen macht, so versuchte sie das beste, was sie kochte, so lang, bis sie satt war, und sprach, „die Köchin muss wissen, wies Essen schmeckt.

    Es trug sich zu, dass der Herr einmal zu ihr sagte, „Gretel, heut Abend kommt ein Gast, richte mir zwei Hühner fein wohl zu. „Wills schon machen, Herr, antwortete Gretel. Nun stach’s die Hühner ab, brühte sie, rupfte sie, steckte sie an den Spieß, und brachte sie, wies gegen Abend ging, zum Feuer, damit sie braten sollten. Die Hühner fingen an, braun und gar zu werden, aber der Gast war noch nicht gekommen. Da rief Gretel dem Herrn, „kommt der Gast nicht, so muss ich die Hühner vom Feuer tun, ist aber Jammer und Schade, wenn sie nicht bald gegessen werden, wo sie am besten im Saft sind. Sprach der Herr, „so will ich nur selbst laufen und den Gast holen. Als der Herr den Rücken gekehrt hatte, legte Gretel den Spieß mit den Hühnern beiseite und dachte, „so lange da beim Feuer stehen macht schwitzen und durstig, wer weiß, wann die kommen! Derweil spring ich in den Keller und tue einen Schluck. Lief hinab, setzte einen Krug an, sprach, „Gott gesegnes dir, Gretel, und tat einen guten Zug. „Der Wein hängt aneinander, sprachs weiter, „und ist nicht gut abbrechen, und tat noch einen ernsthaften Zug. Nun ging es und stellte die Hühner wieder übers Feuer, strich sie mit Butter und trieb den Spieß lustig herum. Weil aber der Braten so gut roch, dachte Gretel, „es könnte etwas fehlen, versucht muss er werden! Schleckte mit dem Finger und sprach, „ei, was sind die Hühner so gut! Ist ja Sünd und Schand, dass man sie nicht gleich isst! Lief zum Fenster, ob der Herr mit dem Gast noch nicht käm, aber es sah niemand; stellte sich wieder zu den Hühnern, dachte, „der eine Flügel verbrennt, besser ist’s, ich ess ihn weg. Also schnitt es ihn ab und aß ihn auf, und er schmeckte ihm: und wie es damit fertig war, dachte es, „der andere muss auch herab, sonst merkt der Herr, dass etwas fehlt. Wie die zwei Flügel verzehrt waren, ging es wieder und schaute nach dem Herrn und sah ihn nicht. „Wer weiß, fiel ihm ein, „sie kommen wohl gar nicht und sind wo eingekehrt. Da sprachs, „hei, Gretel, sei guter Dinge, das eine ist doch angegriffen, tu noch einen frischen Trunk, und iss es vollends auf, wenns all ist, hast du Ruhe; warum soll die gute Gottesgabe umkommen? Also lief es noch einmal in den Keller, tat einen ehrbaren Trunk, und aß das eine Huhn in aller Freudigkeit auf. Wie das eine Huhn hinunter war und der Herr noch immer nicht kam, sah Gretel das andere an und sprach, „wo das eine ist, muss das andere auch sein, die zwei gehören zusammen: was dem einen recht ist, das ist dem andern billig; ich glaube, wenn ich noch einen Trunk tue, so sollte mirs nicht schaden. Also tat es noch einen herzhaften Trunk, und ließ das zweite Huhn wieder zum andern laufen.

    Wie es so im besten Essen war, kam der Herr dahergegangen und rief, „eil dich, Gretel, der Gast kommt gleich nach. „Ja, Herr, wills schon zurichten, antwortete Gretel. Der Herr sah indessen, ob der Tisch wohl gedeckt war, nahm das große Messer, womit er die Hühner zerschneiden wollte, und wetzte es auf dem Gang. Indem kam der Gast, klopfte sittig und höflich an der Haustüre. Gretel lief und schaute, wer da war, und als es den Gast sah, hielt es den Finger an den Mund und sprach, „still, still! Macht geschwind, dass ihr wieder fortkommt, wenn euch mein Herr erwischt, so seid ihr unglücklich; er hat euch zwar zum Nachtessen eingeladen, aber er hat nichts anders im Sinn, als euch die beiden Ohren abzuschneiden. Hört nur, wie er das Messer dazu wetzt. Der Gast hörte das Wetzen und eilte, was er konnte, die Stiegen wieder hinab. Gretel war nicht faul, lief schreiend zu dem Herrn und rief, „da habt ihr einen schönen Gast eingeladen! „Ei, warum, Gretel? Was meinst du damit? „Ja, sagte es, „der hat mir beide Hühner, die ich eben auftragen wollte, von der Schüssel genommen

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