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Bis zum letzten Flaggenschuß: Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten
Bis zum letzten Flaggenschuß: Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten
Bis zum letzten Flaggenschuß: Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten
eBook318 Seiten

Bis zum letzten Flaggenschuß: Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten

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Über dieses E-Book

Georg Ludwig Ritter von Trapp erlebt als U-Boots-Kommandant den Zerfall der ungarisch-österreichischen Monarchie. Trotz allem Widerstand werden für ihn die Auflösungserscheinungen seiner Heimat immer sichtbarer. Dennoch gibt es für den Kommandanten und seiner U-Boots-Besatzung keine Sekunde des Zweifelns oder Zögerns. Sie machen die Bekanntschaft mit einem Kamel auf dem U-Boot und erleben die ersten Wasserbomben der Geschichte. Das schicksalshafte Buch endet mit nichts Geringerem als dem Ende der Monarchie.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Okt. 2017
ISBN9783745036701
Bis zum letzten Flaggenschuß: Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten

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    Buchvorschau

    Bis zum letzten Flaggenschuß - Georg Ludwig von Trapp

    Bis zum letzten Flaggenschuss

    Erinnerungen eines österreichischen U-Boots-Kommandanten

    von

    Georg v. Trapp

    ______

    Erstmals erschienen bei:

    Anton Pustet, Salzburg-Leipzig, 1935

    __________

    Vollständig überarbeitete Ausgabe.

    Ungekürzte Fassung.

    © 2017 Klarwelt-Verlag

    ISBN:.978-3-96559-073-1

    www.klarweltverlag.de

    Gewidmet

    den Kameraden der U-Boots-Waffe

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Zwischen den Inseln

    U-Boote heraus!

    „Léon Gambetta"

    Briefe

    Neid

    Fahrt ins Hinterland

    Die Bombe ist geplatzt

    Arme Austriaci!

    „Giuseppe Garibaldi"

    „Nereide"

    Prise

    Benzinschwammer

    Amerika blufft

    Die ersten Wasserbomben

    Helden

    „Curie"

    Der Ölfleck

    Deckfarbe

    Mit Umgehung des Dienstweges

    Der unbeschränkte U-Boots-Krieg

    Umbau im Arsenal

    Die ersten Dampfer

    Befehlsübermittlung

    Nebel

    Die beiden Griechen

    Salut an Afrika

    Der eine kommt, der andere geht

    Gjenović

    Otranto

    Beute

    Unterhaltung an Bord

    U-Boots-Falle

    Wetterleuchten

    Bravo, Bim!

    Herbstfahrt

    Interner Dienst

    Intermezzo!

    Im Osten

    Das Feuer geht aus!

    Durazzo

    Bis zum letzten Flaggenschuss!

    Zwischen den Inseln

    . M. Torpedoboot „52" liegt in Sebenico am Molo inmitten der neun Kameraden seiner Torpedobootdivision.

    Sie waren alle die Nacht über draußen gewesen, haben nach feindlichen Schiffen gesucht, die von irgendeiner Nachrichtenstelle gemeldet, aber wieder einmal nicht gekommen waren.

    Weit hinaus in die Adria haben sie ihre Nasen gesteckt, haben sich die Augen ausgeschaut und sind wieder einmal enttäuscht zurückgekommen durch die Incoronate, die kahlen Felsensinseln, die dem Hafen von Sebenico vorgelagert sind. Sie könnten auch „Die tausend Inseln" heißen, wie sie da verstreut liegen. Die Leute erzählen sich: Da ist einmal ein Riese längs der Küste hinuntergewatet und hat einen großen Sack voller Steine getragen. Auf einmal hat er gemerkt, dass ihm unterwegs der Sack geplatzt war und er die Hälfte verloren hat. Da hat er den Rest zornig vor Sebenico hingeschmissen und ist davon. Große und kleine Steine waren es, solche, die ganz ordentliche Inseln wurden, mit Bergen, auf denen jetzt Signalstationen stehen, die weit in die freie See auslugen können. Aber auch so kleine, die kaum aus dem Wasser herausschauen, und solche, die bei Flut bedeckt sind und dann unsichtbare Riffe wurden. Das sind die, denen die Schiffe ausweichen müssen in den engen, geschlungenen Durchfahrten, wenn sie sich nicht die Seiten aufreißen wollen an dem scharfen, zackigen Gestein.

    Kahl schauen sie aus, diese Inseln, und doch haben sich Menschen gefunden, die dort wohnen. Wo sich in einer Doline oder in einem der winzigen Täler ein kleiner Fleck der roten Erde zeigte, haben sie in langer mühsamer Arbeit jeden Stein aus dem Boden geklaubt. Ein Fleck, nicht größer als ein Zimmer, heißt schon „Feld".

    Die Steine haben sie zu kleinen Mauern aufgebaut rund um die Felder, zum Schutze gegen den Wind, der die kostbare Erde fortwehen, oder gegen den Regen, der sie fortspülen könnte. Schicht um Schicht wuchsen die Mauern, von jeder Generation weiter erhöht. In langen geraden und gezackten Linien ziehen sie sich über die größeren Inseln. Sie bilden zugleich die Weidegrenzen für die Ziegen und Schafe, die dort zwischen Wacholder- und Brombeergestrüpp, mitten im wilden Spargel und Ginster, ihre spärlichen Gräser suchen.

    Neben den Hütten, die in den Buchten verstreut umherstehen, wachsen immer ein paar Feigen- und Olivenbäume. Sie müssen ihre Wurzeln tief zwischen die Steine hinuntergebohrt haben, dort Nahrung und Wasser suchend, wenn die Gluthitze des Sommers den Boden ausgedörrt hat.

    Es ist ein armes Land — Stein, Stein, nichts als Stein. Ein Land ohne Farben. Für den Menschen aus dem Norden, der das maifrische Grün der jungen Buchen, das saftige Grün der Wiesen, das satte Grün der Sommerwälder gewöhnt ist, wirken die silbrig glänzenden Oliven und die nachtdunklen Zypressen gar nicht grün. Für ihn ist es ein ganz neuartiger Farbenakkord: blau — blau in allen Schattierungen, direkt ein Schwimmen im Blau, oben der Himmel, ringsum die weite See, und als einzige Abwechslung blendend weiße Sommerwolken oben und ebenso blendend weiße Felseninseln unten, das Weiß nur schwach gemildert vom Graugrün oder Schwarzgrün des Bosco. Es ist, als ob die Natur das, was sie dem Auge des Menschen hier versagt, ihm anderweitig reichlich ersetzen wollte: das ganze Land duftet, auf viele Meilen hinaus spürt man es: Wacholder, Thymian, Myrten, Rosmarin!

    Es ist ein herrliches Fahren dort zwischen den Inseln mit den vielen großen und kleinen Buchten, in denen es von Fischen wimmelt. Am schönsten ist es aber in den windstillen Nächten, die so eigenartig belebt sind.

    Da blitzt es immer wieder irgendwo auf, rote Lichter, weiße Lichter — das sind die Leuchtfeuer, die den Schiffen ihre Warnung zublitzen. Und aus den vielen Buchten tauchen jetzt ungezählte Fischerboote auf, die einen unter Segel, große Netze schleppend, die anderen, von schweren Stehrudern fast lautlos vorwärtsgeschoben, suchen mit starken Blendlaternen das Wasser ab. Ganz vorne im Boot steht ein Mann mit der Fossina, einer vielzinkigen Harpune, in der Hand und lauert auf Calamari¹, Dentali und was sonst noch an Fischen daherkommt. Beim Auslaufen singen die Leute immer ihre uralten Gesänge: Balladen mit unzählig vielen Strophen, leidenschaftliche wilde Kriegsrufe, weiche, sehnsüchtige Liebeslieder. In langgezogenen, weithallenden Tönen, in ungewohnten Melodien klingt hier das verborgene Lieben, Leiden und Sehnen eines stolzen, durch Jahrhunderte unfrei gewesenen Volkes an das Ohr des Nordländers. Und obwohl dieser auch die Worte nicht versteht — die traurige Sehnsucht dieser Menschen nach ihrer großen Vergangenheit versteht er auf einmal und es berührt ihm eigenartig das Herz. Wie eine leise Begleitung ertönt dazu das vielhundertstimmige Konzert der Zikaden und der leichte Abendwind trägt den Duft vom Land herüber — berauschend stark und süß.

    So werden die Nächte zwischen den Inseln für jeden zu einem reichen, unvergesslichen Erlebnis.

    In diese friedliche Welt ist jetzt der Krieg eingebrochen. Das Fahren zwischen den Inseln ist mit einem Male anders geworden! Wohl ist die weiche Nachtluft noch immer erfüllt vom Zirpen der Zikaden und vom schweren Duft des Landes, aber niemand hat mehr Zeit, darauf zu achten. Das Singen ist verstummt, denn das Fischen ist verboten und die Männer sind im Krieg.

    Wenn früher schon das Fahren in diesen Gewässern wegen der vielen Untiefen und Riffe nicht ungefährlich war, ist es jetzt in höchstem Grade ungemütlich geworden.

    Zwischen den Inseln liegen Minen, jeden Augenblick kann ein feindliches Periskop, ein Flieger mit Bomben auftauchen, und die Nächte sind besonders interessant geworden: es gibt keine Leuchtfeuer mehr! Der Krieg hat sie ausgelöscht. Jetzt muss der Seemann schauen, wie er sich ohne sie in dem Gewirr der Inseln und Scoglien² zurechtfindet, oftmals bei bedecktem Himmel und schwerer See.

    Und er findet eine Hilfe — die Eilande selbst bieten sie. Manche fallen schon von weitem durch ihre eigenartige Form auf, deren Silhouette nachts scharf von den anderen absticht, und sie ermöglichen es dem Seemann, sich zu orientieren.

    Es ist kaum glaublich, dass wirklich jede Insel, jedes Riff, jeder kleinste Scoglio einen eigenen Namen hat, und doch sind solche darunter, die keiner vergisst der sich dort je in finsteren Nächten oder bei schlechtem Wetter in der Gegend hat herumtreiben müssen. Da ist der Skulj, die Kurbavela und der Tetevišnjak, Inseln, vor denen man die Kappe abnimmt, um sie zu grüßen — denn oft haben nur sie es den Torpedobooten ermöglicht, den Weg zu finden, wenn der Scirocco oder die Bora blies und sie sich in der Nacht ohne Leuchtfeuer zurechtfinden mussten!

    So war es auch heute Nacht gewesen, als die Boote wieder einmal von einem ergebnislosen Streifzug durch die Inseln zurückkamen.


    ¹ Tintenfische

    ² Kleine Inseln

    U-Boote heraus!

    ie Torpedoboote haben Kohle ergänzt.

    Jetzt wird das Boot mit der Dampfpumpe gewaschen. Außenbord, Deck, Aufbauten, Geschütze und Lancierapparate. Zuerst das Boot, dann die Leute.

    Der Kohlenstaub ist überall hingedrungen, auch unter die Lider der übernächtigen Augen. Man möchte schlafen und kann die Augen vor lauter Brennen nicht geschlossen halten. Darum steht alles auf dem Molo und bespricht die letzte Fahrt.

    Von den Inseln kommen Segelboote herein. Schwere, massive Fahrzeuge, die den Verkehr vermitteln. Sie bringen Schafkäse, Fische und Schnaps und kaufen in der Stadt Zucker, Tabak und was sie sonst noch brauchen.

    Es ist wenig Wind und die Boote müssen gerudert werden. Der Mann sitzt am Steuer und raucht, die Frauen bedienen stehend die langen, schweren Ruder. Sie vertäuen auch das Boot und machen die Segel fest. Ganz ähnlich ist es in den „Schwarzen Bergen". Wenn die Montenegriner nach Cattaro zum Markte kommen, sitzt der Mann auf dem Esel, die Frau läuft neben her und trägt die Last.

    Einer der Offiziere geht auf den Mann zu, der sich auf einen Belegpöller gesetzt hat und zusieht, wie die Frauen das Boot ausladen.

    „Und du? Machst du gar nichts? Lässt du nur die Frauen arbeiten?"

    „Ništa? Spavam za zenú!"¹

    Aber es ist nicht so schlimm, wie es ausschaut. Alle sind prachtvolle Seeleute und Fischer und bearbeiten ihren Boden, an den sich kein Bauer vom Flachlande herantrauen würde. Ihr höchster Traum ist, nach Amerika auszuwandern, wo schon ihre Brüder und Onkel sind, mit einem Haufen Dollars zurückzukommen und ein Wirtshaus aufzumachen.

    Abends sitzen die Offiziere in einem der beiden Kaffeehäuser, die Sebenico besitzt. Es führt den hochtrabenden Namen „Hotel de la Ville. Schmierige Eleganz, der Fußboden immer schmutzig und voller Zigarettenstummeln, der Kellner in einem Smoking aus dritter Hand, Hemd und Kragen stehen diesem an Schwärze nicht nach. Und aus den von Herrschaften abgelegten Lackschuhen ragen die „Kavaliersdippeln durch ausgeschnittene Löcher heraus. Sie werden mit den Schuhen mitgewichst.

    Auch die Offiziere der Transportdampfer sind da. Sie müssen den Verkehr mit dem Golf von Cattaro besorgen.

    Die schmalspurige bosnische Bahn kann nicht alles bewältigen und die Schiffe, die dort seit Beginn des Krieges liegen, müssen ebenso wie die Forts beliefert werden.

    Über die Dampfer und die von unten einlaufenden Torpedoboote kommen auch jeweilig direkte Nachrichten aus der Bocche². Schwere Kämpfe hatten sich da gleich zu Anfang des Krieges abgespielt.

    Auf dem 1760 Meter hohen Lovćen³ hatten die Montenegriner ihre Batterien eingebaut und konnten von dort bequem alle österreichischen Stellungen überblicken. Täglich haben sie diese unter schwerem Feuer gehalten. Dort haben die Artilleristen die wahre Hölle gehabt. Ununterbrochen haben die feindlichen Geschosse auf ihre Betondeckungen gehämmert und sie alle Tage frisch zertrümmert.

    Torpedoboots-Divison auf der Fahrt durch die Inseln

    Torpedoboots-Divison auf der Fahrt durch die Inseln

    Zerschossene französische Batterie auf dem Lovćen

    Zerschossene französische Batterie auf dem Lovćen

    Dann in der Nacht sind die Besatzungen herausgekommen und haben die zerschossenen Deckungen immer wieder notdürftig mit Beton geflickt. Tagaus, tagein ging es so — sie haben sich nicht niederkämpfen lassen! Sie waren es, die die Einnahme der Bocche verhindert haben.

    Der Feind hat es ja gleich gewusst: Die Bocche, der südlichste Hafen der Monarchie, ist die gegebene Ausfallspforte der österreichisch-ungarischen Schiffe gegen das Mittelmeer. Gelingt es ihm, diesen Hafen einzunehmen, dann ist Österreich in der Adria gefangen. Die Bocche ist aber groß genug, um alle Schiffe der vereinigten Entente aufzunehmen. Sie würde einen prächtigen Hafen für die französische Flotte abgeben, die von dort aus die ganze Adria in der Hand gehabt hätte.

    Deshalb war es für die Entente ja auch so ungeheuer wertvoll, dass das kleine Montenegro dem großen Österreich feindlich gesinnt war. Seine Lage, da oberhalb der Bocche in den Schwarzen Bergen, war geradezu ideal für sie. Darum haben die Franzosen auch ihr Möglichstes getan, um Montenegro zu unterstützen. Lebensmittel, Kleider und Munition wurden hingeschafft. Unter großer Machtentfaltung sind diese Transporte für Montenegro durchgeführt worden, denn ein großer Teil der französischen Flotte war jeweilig aufgeboten worden, um die Dampfer nach Antivari, Montenegros einzigem Hafen, zu begleiten. Bei diesen Gelegenheiten sind auch immer die Seeforts der Bocche beschossen worden. Geschehen ist nichts dabei, es glich eher einer militärischen Demonstration, die in keinem Verhältnis stand zu den aufgebotenen Machtmitteln.

    Beim ersten Erscheinen der feindlichen Flotten war der kleine österreichisch-ungarische Kreuzer „Zenta auf dem Rückweg in die Bocche vom Feind abgeschnitten worden. 17 große, schnelle und moderne Kriegsschiffe, Engländer und Franzosen, hatten jetzt ein billiges Scheibenschießen auf den alten kleinen Kreuzer. Die feindlichen Schiffe brauchten sich nur in entsprechender Entfernung zu halten, die Kanonen der „Zenta reichten nicht sehr weit. Ein einziger ihrer kleinen schnellen Zerstörer hätte genügt, uni das alte Schiff zu versenken.

    Obwohl die Lage für sie so aussichtslos war, hat sich die „Zenta" bis zum letzten Atemzug wütend verteidigt. Alles war schon zerschossen, das Schiff bereits im Sinken, das Deck schon vom Wasser bespült, da ließ der Kommandant, Fregattenkapitän Pachner, noch den letzten Schuss abfeuern. Erst als ihr Schiff buchstäblich unter ihren Füßen weggesunken war, dachten die Überlebenden an eine Möglichkeit ihrer Rettung. Aber von den siebzehn Schiffen war nur noch eine breite Rauchfahne zu sehen. Sie hatten den tapferen Feind sich selbst überlassen, ohne an Hilfe zu denken. So mussten die Schiffbrüchigen trachten, die viele Meilen entfernte montenegrinische Küste durch Schwimmen zu erreichen. Feindliche Gewehre lichteten dort die Reihen der zu Tode Erschöpften — und als der Kommandant mit den letzten Übriggebliebenen nach stundenlanger, äußerster Anstrengung endlich das Ufer erreicht hatte, wusste er, dass eine harte Gefangenschaft sie erwartete . . .

    Als „Letztes Aufgebot zur Eroberung der Bocche hatten die Franzosen Batterien nach Montenegro geschafft. Sie setzten ihre größten Hoffnungen auf sie. Die k. u. k. Flotte wartete, bis sie auf dem Lovćen eingebaut waren, und schickte dann S. M. S. „Radetzky hinunter. Im Vereine mit den alten Schiffen, die bereits im Golfe von Cattaro lagen, wurden die neuen Batterien beschossen und gänzlich demoliert.

    Damit war die Bocche gerettet und blieb weiterhin verschont.

    Mit dem Erscheinen der französischen Flotte waren die vier österreichisch-ungarischen Unterseeboote, denen man die Fahrt noch zutrauen konnte, hinunterbeordert worden, mehr war nicht da. Später kam noch ein fünftes U-Boot dazu, das unter dem Namen U „12 bei Valona das französische Großkampfschiff „Jean Bart anlanciert und schwer havariert hat.

    So standen die Dinge, als an jenem Frühlingsabend die Offiziere im „Hotel de la Ville" in Sebenico beisammensaßen. Sie besprachen diese und andere Kriegsereignisse.

    Im April 1915 ist nicht viel los an den Fronten. Man erwartet etwas ganz Besonderes, etwas Entscheidendes Irgendeiner hat einen Onkel im Kriegsministerium, der sehr geheimnisvoll geschrieben hat . . .

    Man glaubt ja noch alles, was aus dem Hinterland kommt.

    Die Aufgaben der Flottillen sind undankbar und langweilig. Dampfer begleiten, Minen suchen und sprengen. Ab und zu müssen sie schnell anheizen, dann lässt man die Feuer wieder abbrennen, weil irgendeine Meldung über den heranziehenden Feind doch nicht gestimmt hat. Oder sie werden hinausgejagt und kommen wie diesmal ergebnislos zurück.

    „Warum bist du denn nicht auf einem U-Boot, du bist doch ein alter U-Boots-Mann gewesen? wird der Kommandant Von Tb „52 gefragt.

    „Ja, ich hab’ mir den Krieg auch anders vorgestellt! Hab’ geglaubt, am zweiten Tag nach der Kriegserklärung werden wir uns schon mit den Franzosen in der Otrantostraße schlagen. Da war ich froh, dass ich ein Torpedoboot erwischt hab‘. Was hat man denn damals auch von einem U-Boot erwartet, als im Hafen liegen und den Feind nur angehen, wenn er kommt. Das war mir zu aussichtslos, als sie mir ein U-Boot antrugen. Jetzt allerdings, jetzt tät‘ ich gern tauschen."

    „Was ist denn das überhaupt für ein Krieg! schimpft ein anderer. „Alle Flotten liegen im Hafen. Die Engländer sind überhaupt verschwunden. Kein Mensch weiß, wo ihre Flotte steckt. Nur das Kleinzeug ist draußen.

    „Ja, was glaubt ihr denn", mischt sich ein Dritter drein, „was soll denn unsere und die deutsche Flotte draußen machen? Um was geht denn der Krieg zur See eigentlich? Doch nicht nur um eine lustige, frisch-fröhliche Seeschlacht, damit man sich gegenseitig Schiffe zusammenschießt und dann doch nichts davon hat!

    Um die Seeherrschaft geht es. Um die Sicherheit der eigenen Dampfer, damit man sich von überall aus der ganzen Welt das holen kann, was man im eigenen Lande braucht. Und das — das können wir Mittelmächte nie haben, dazu sind wir zu schwach."

    Jetzt sind alle am Gespräche beteiligt, man merkt, über dieses Thema wird heute nicht zum ersten Mal debattiert.

    „Glaubt ihr denn, dass Deutschland in einer Seeschlacht die englische Flotte so dezimieren kann, dass es die Seeherrschaft erringt? Nein! Und wenn sie noch so viele versenken, werden die Deutschen so geschwächt herauskommen, dass England immer noch die See beherrschen wird.

    Das hat also keinen Zweck.

    Und wir gegen die französische Flotte? Ist gar nicht daran zu denken. Jetzt sagt mir nur, warum die Flotte auslaufen soll und wohin! Sie findet doch keinen Gegner draußen. Lauft höchstens den U-Booten in die Arme!"

    „Ja, die U-Boote! Die sind jetzt Trumpf! Nur mit ihnen können wir der Entente die Seeherrschaft streitig machen. Erringen können wir sie nie!"

    Dalmatinischer Frachtensegler (Trabakel)
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