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Mord mit Sahnetupfer: Ein Bayernkrimi mit Hauptkommissar Geissacher
Mord mit Sahnetupfer: Ein Bayernkrimi mit Hauptkommissar Geissacher
Mord mit Sahnetupfer: Ein Bayernkrimi mit Hauptkommissar Geissacher
eBook376 Seiten4 Stunden

Mord mit Sahnetupfer: Ein Bayernkrimi mit Hauptkommissar Geissacher

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Über dieses E-Book

Die Einwohner von Moosgau, ein Dorf gelegen zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen, werden erschüttert durch einen Mord. Der Konditor, manche nennen ihn auch bewundernd Patissier Joachim Finner, 61 Jahre alt, ist das Mordopfer.
Dass das Hauptmerkmal des Cafés jetzt schlagartig nicht mehr auf die großen, glänzenden Schokoladenwindbeutel, gefüllt mit frischer Sahne liegt, spricht für sich selbst. Obwohl dieses Gebäck über die Grenzen Moosgaus hinaus ein Wahrzeichen seines Cafés ist. Ja, es ist der Renner überhaupt.
Denn inmitten einer großen Pfütze mit Sahne und Blut findet Hauptkommissar Anton Geissacher den Feinbäcker liegend auf die SM, die Maschine, die für die Sahnebefüllung des Gebäcks konstruiert wurde. Mit einem Messer im Rücken.
Theo, der älteste Sohn Finners, übernimmt sofort das Szepter. Zu lange hat er schon kleine Brötchen backen müssen. Veronika Bartlhuber, seine Verlobte, ist eine feste Kraft im Café und steht Theo auch in dieser Situation zuverlässig zur Seite.
Joachim Finner war ja zeit seines Lebens ein echter Kotzbrocken. Nicht nur die geplante Hochzeit Veronikas mit Theo hat er verhindert, es gab auch noch andere Vorwürfe, die Veronika nur schwer verkraften konnte. Doch sie lässt sich nicht kleinkriegen, denn sie ist sich ihrer Position sicher. Schließlich weiß sie um ein Geheimnis bezüglich ihres toten Chefs .
Anton Geissachers Nichte Lisa arbeitet im Unfallkrankenhaus Murnau. Sie mischt sich sich gerne in die Mordermittlung. Sehr zum Ärgernis ihres Onkels.
Hauptkommissar Anton Geissacher weiß noch überhaupt nichts über Geheimnisse in dieser Familie, deshalb macht er sich auf der Suche, den Mörder zu finden. Jan, der jüngste seines Teams, hilft ihm mit erfrischende Bemerkungen und Sicht der Dinge.
In Moosgau blocken alle ab. Sein Weg führt ihn dann bald nach Garmisch. Ob er da die Lösung des Geheimnisses findet?

Hier erwartet Sie hervorragender Lese Spaß, garniert mit einer Prise Humor.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Mai 2021
ISBN9783754116616
Mord mit Sahnetupfer: Ein Bayernkrimi mit Hauptkommissar Geissacher
Autor

Lenie Heeren

Heleen Heeren-Fuhrmann ist in den Niederlanden geboren. Nach einige Stationen in der Schweiz und München als OP-Schwester hat sei sich mit ihrem Mann, einem waschechten Münchner, in den Süden Bayerns, am Ammersee, eingenistet. Viele Jahren wurden dann mit selbständiger Arbeit gefüllt. Das Bücherschreiben war ihr schon immer sehr wichtig. Die vollen Bücherregalen geben ihr immer wieder viel Freude, ebenso das Lesen von aktuellen Krimis. Das Ehepaar hat 2 Kinder.

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    Buchvorschau

    Mord mit Sahnetupfer - Lenie Heeren

    Mord_mit_Sahnetupfer_eBook.jpg

    LENIE HEEREN

    Mord mit Sahnetupfer

    Zum Buch mit dem Ti­tel

    »Mord mit Sah­ne­tup­fer«

    Die idyl­lisch ge­le­ge­ne Ca­féter­ras­se vor den Baye­ri­schen Al­pen ist weit und breit be­kannt und im­mer gut be­sucht. Be­son­ders die gro­ßen Wind­beu­tel mit her­vor­ra­gen­dem Scho­ko­la­den­über­zug sind im Café Fin­ner die Ren­ner. Wird wirk­lich gern ge­nom­men! Nur nicht, wenn Joa­chim, der Chef des Hau­ses tot in der Back­stu­be liegt. Noch dazu mit ei­nem Mes­ser im Rü­cken!

    Ganz Moos­gau ist im Auf­ruhr, so­gar im Nach­bar­ort Mur­nau wird wild spe­ku­liert, wer es denn ge­tan ha­ben könn­te. Von Frie­de, Freu­de, Ei­er­ku­chen kann nun wirk­lich nicht die Rede sein, ist je­der­manns Mei­nung.

    Wel­ches Ge­heim­nis ver­birgt sich hin­ter dem grau­sa­men Mord? Haupt­kom­mis­sar An­ton Geis­sa­cher hat die Auf­ga­be, den Mör­der zu fin­den. An Mo­ti­ven fehlt es nicht, denn Joa­chim Fin­ner ist zeit sei­nes Le­bens ein ech­ter Kotz­bro­cken ge­we­sen. Aber we­der das Per­so­nal ge­ben hilf­rei­che Aus­kunft, noch sei­ne Ehe­frau mit den 4 Söh­nen, die re­gel­recht ab­blo­cken. Das macht es für An­ton Geis­sa­cher nicht ge­ra­de ein­fach…

    Hier er­war­tet Sie her­vor­ra­gen­der Le­se­spaß, gar­niert mit ei­ner Pri­se Hu­mor.

    Über die Au­to­rin

    Le­nie Hee­ren, in den Nie­der­lan­den ge­bo­ren, hat sich mit ih­rem Mann, ei­nem wasch­ech­ter Münch­ner, in dem schö­nen Süd­bay­ern, am Ammersee, ein­ge­ni­s­tet.

    Nach Sta­ti­o­nen in der Schweiz und Mün­chen als OP-Schwes­ter und ab­wechs­lungs­wei­se Über­set­zun­gen in Mün­chen, sind die Jah­re von Le­nie Hee­ren mit selb­stän­di­ger Ar­beit aus­ge­füllt, wo­bei in ih­rer Frei­zeit das Schrei­ben und die im­mer ge­füll­ten Bü­cher­re­ga­le im Haus un­ent­behr­lich für sie sind.

    Das Ehe­paar hat 2 Kin­der.

    Der Ort Moos­gau zwi­schen Mur­nau und Gar­misch so­wie Per­so­nen und Hand­lung sind frei er­fun­den. Ähn­lich­kei­ten mit le­ben­den oder to­ten Per­so­nen sind rein zu­fäl­lig und nicht be­ab­sich­tigt.

    Erst­aus­ga­be

    Alle Rech­te vor­be­hal­ten.

    Un­be­fug­te Nut­zun­gen, wie etwa Ver­viel­fäl­ti­gung, Ver­brei­tung, Spei­che­rung oder Über­tra­gung kön­nen zi­vil- oder straf­recht­lich ver­folgt wer­den.

    Im­pres­s­um

    Co­py­right © 2021 der vor­lie­gen­den Aus­ga­be: ­LENIE HEEREN

    Erst­aus­ga­be

    Co­ver­ge­stal­tung: Con­stan­ze Kra­mer, co­ver­bou­tique.de

    Bild­nach­wei­se: © pai­roj, © Mara Zem­ga­lie­te, © black­day, © Anna-Mari West – stock.ad­o­be.com

    © Ma­ra­Ze, © pter­wort, © Gu­d­run Mu­enz, © koya979 – shut­ter­stock.com

    © gi­na­san­ders – de­po­sit­pho­tos.com

    E-Book Kon­ver­tie­rung: Con­stan­ze Kra­mer, co­ver­bou­tique.de

    www.epu­bli.de

    Inhaltsverzeichnis

    1 – Moosgau

    2 – 6 Uhr morgens

    3 – Lisa in der Murnauer Unfallklinik

    4 – Murnau

    5 – Donnerstag

    6

    7

    8 – Moosgau

    9 – Lisa

    10 – Moosgauer Kommissariat

    11 – Moosgau, Hotel »zur Sonne«

    12 – Moosgau

    13

    14 – Moosgau München

    15 – Moosgau

    16 – Moosgau

    17 – Moosgau

    18 – Polizeirevier Moosgau

    19 – Moosgau Fliesskann im Polizeirevier

    20

    21 – Moosgau

    22 – Moosgau Lisa im Polizeirevier

    23 – Garmisch

    24 – Garmischer Spielbank

    25 – Nachfrage nach Testament Fahrt nach Garmisch

    26 – Garmisch-Partenkirchen Rückblick

    27 – Moosgau Lisa weiß Neuigkeiten

    28 – Moosgau Fahrt nach Garmisch ins Rathaus. Standesamt

    29 – München

    30 – München. Was Veronika sah

    31 – Sandra Mönchau.

    32 – Joachim Finner

    33 – Polizeirevier Moosgau Marlene erzählt zu Hause etwas

    34 – Anton Geissacher und Jan fahren nach Garmisch

    35 – Veronika Bartlhuber

    36 – Garmisch. Ehepaar Mönchau

    37 – Moosgau Joachim Finner

    38 – Moosgau Die Finanzen

    39 – Friedrich Mönchau

    40 – Moosgau Café Finner

    41 – RÜCKBLICK Maria Finner

    42 – In der Bäckerei

    43 – Moosgauer Polizeirevier

    44 – Marlene und ihr Freund

    45 – Sandra im Krankenhaus

    46 – MOOSGAU An dem Abend, an dem Joachim Finner ermordet wurde

    47 – Moosgauer Polizeirevier

    48 – Moosgau Die Ermittlungen ziehen sich

    1

    Moos­gau

    Haupt­kom­mis­sar An­ton Geis­sa­cher war durch sein iPho­ne ge­weckt ge­wor­den. Das ha­ben wir ger­ne, war sein ers­ter Ge­dan­ke ge­we­sen. Es be­deu­te­te meis­tens Ar­beit.

    Er setz­te sich auf den Bett­rand, bis sein Ge­hirn im­stan­de war, wei­te­re In­for­ma­ti­o­nen zu ver­a­r­bei­ten. Ein An­ruf, und das noch am frü­hen Mor­gen. Drei Uhr, sah er auf die Uhr.

    Er kam in Be­we­gung, einen Wisch mit dem nas­sen Wasch­lap­pen übers Ge­sicht, dann Rou­ti­ne, Klei­der an und wei­ter. Es war­te­te eine Lei­che auf ihn.

    Es reg­ne­te, sah er mit ei­nem Blick durchs Fens­ter. Er stieg ins Auto und fuhr bei sei­nem Kol­le­gen Se­ve­rin vor­bei, nicht weit von sei­ner ei­ge­nen Adres­se ent­fernt. Durch den böi­gen Wind ka­men die Trop­fen schräg da­her. Die Schei­ben­wi­scher am klei­nen Auto wisch­ten auf höchs­ter Stu­fe hef­tig hin und her, als sie durch die Mur­nau­er Stra­ßen in Rich­tung Moos­gau fuh­ren.

    »Wer kommt denn auf die Idee, um 3 Uhr in der Nacht je­man­den um­zu­brin­gen! Da­für hat man doch von 8 Uhr mor­gens bis 6 Uhr abends Zeit ge­nug«, grum­mel­te Geis­sa­cher, zog sei­ne Ja­cke dich­ter um sich. Dann kor­ri­gier­te er noch den Sitz sei­ner Klei­dung, da er, wie fast als fes­tes Ri­tu­al, am Abend zu­vor Pul­li und Ober­hemd als eine Ein­heit aus­ge­zo­gen und heu­te wie­der ge­nau­so an­ge­zo­gen hat­te.

    Se­ve­rin ver­zog sei­nen Mund, ein zu­stim­men­des Lä­cheln ge­lang ihm noch nicht.

    »Das ist doch das Fin­ner Café, wo wir hin müs­sen, wenn ich mich nicht irre?«, frag­te er sei­nen Chef.

    »Moos­gau, ziem­lich am Ende, da wo die Fuß­gän­ger­zo­ne auf­hört und man nor­ma­le­r­wei­se einen frei­en Blick auf die Al­pen hat. Das ist der Rin­der­markt, kennst du si­cher.« Und nach ei­ner klei­nen Pau­se: »Eine Lei­che. Männ­lich.«

    An­ton Geis­sa­cher zog einen Zet­tel aus sei­ner Jack­en­ta­sche. Mit stän­di­gem Blick auf die Stra­ße reich­te er sei­nem Kri­mi­nal­kol­le­gen der Moos­gau­er Ab­tei­lung »Ver­bre­chen und Mord« das Pa­pier mit den schnell hin­ge­krit­zel­ten In­for­ma­ti­o­nen.

    Se­ve­rin ver­such­te den Text zu ent­zif­fern. »Ja, Café am Rin­der­markt.«

    Sie ras­ten wei­ter durchs schla­fen­de Dorf. Es war ru­hig in Moos­gau, nur ei­ni­ge Gäs­te, die es Zeit fan­den wie­der mal nach Hau­se zu­rück­zu­keh­ren, stol­per­ten oder wank­ten durch die Stra­ßen. Wäh­rend An­ton Geis­sa­cher ver­such­te, das Quiet­schen der Schei­ben­wi­scher zu igno­rie­ren, ver­such­te er zwi­schen den Be­we­gun­gen der hin und her schwin­gen­den Schei­ben­wi­scher einen Blick auf die Al­pen zu wer­fen. Die, wie er fast si­cher wuss­te, um die­se Zeit mit der Nacht ver­schmol­zen. Aber es war schon fast zu ei­ner Ge­wohn­heit ge­wor­den, hin­zu­schau­en.

    Moos­gau und Al­pen, er lieb­te bei­des. Vom Dorf, etwa fünf­zehn Ki­lo­me­ter von Mur­nau ent­fernt kann­te er alle Stra­ßen noch nicht. Als man ihm, so an­dert­halb Jah­re wa­ren es her, an­ge­bo­ten hat­te nach Moos­gau zu wech­seln, hat­te er ei­gent­lich nichts da­ge­gen ge­habt mal et­was Neu­es zu wa­gen. Ob­wohl er sich in Mur­nau wohl­ge­fühlt hat­te und mit den Kol­le­gen dort auch im­mer gut zu­recht­ge­kom­men war.

    Mit der Be­för­de­rung »Ers­ter Haupt­kom­mis­sar« hat­te man ihn nach Moos­gau ge­lockt. Und ja, er hat­te zu­ge­sagt. Nach der Ver­set­zung muss­te er sich zu­erst mal be­wei­sen, das war die ers­te Zeit sei­ne wich­tigs­te Sor­ge ge­we­sen.

    Jetzt ein Mord, Herr­schafts­zei­ten, und das in dem idyl­li­schen Moos­gau!

    An­ton Geis­sa­cher park­te ein.

    Ein Po­li­zei­au­to war schon da, Frit­zen und Schin­del­beck wa­ren ge­ra­de da­bei, mit Ab­sperr­band be­waff­net, den Tat­ort groß­zü­gig ab­zu­sper­ren.

    »Mor­gen, die Her­ren, was gibt’s?«, grüß­te An­ton Geis­sa­cher.

    »Männ­li­che Lei­che, hier rein und dann die ers­te Tür rechts. An­schei­nend ist es der Chef«. Er zeig­te mit sei­ner Hand die Rich­tung an.

    »Dan­ke, und die zwei Män­ner da?« Zwei jun­ge Män­ner hat­ten sich einen tro­ckenen Ter­ras­sen­stuhl ge­nom­men und woll­ten zö­gernd wie­der auf­ste­hen, als sie sa­hen, dass die Ge­sich­ter der Po­li­zei­be­am­ten sich den zwei Män­nern zu­wand­ten. Der dun­kel­häu­ti­ge Mann des Duos lief hin­ter Geis­sa­cher her und mach­te An­stal­ten, mit in den Flur hin­ein­zu­lau­fen.

    »Blei­ben Sie hier drau­ßen. Und nichts an­fas­sen bit­te!«, sag­te Geis­sa­cher freund­lich zu dem ma­ge­ren jun­gen Mann, der ne­ben sei­nem Bä­cker­kol­le­gen stand und ihn ver­ständ­nis­los an­schau­te.

    Geis­sa­cher ver­such­te welt­män­nisch sei­ne Kennt­nis­se der eng­li­schen Spra­che her­vor­zu­kra­men, um ihm zu er­klä­ren, wo er war­ten soll­te. »Weett serr«. Er sah den Mann an, ob sein Ver­such Früch­te ge­tra­gen hat­te. »Plies«, hät­te er nach der Auf­for­de­rung zu war­ten, noch hin­fü­gen müs­sen, fiel es ihm ein. Se­ve­rin schau­te sei­nen Chef von der Sei­te an. Ox­ford Eng­lisch ging an­ders.

    Au­to­ma­tisch hat­te Geis­sa­cher sei­nen Satz mit all­ge­mein ver­ständ­li­chen Ge­bär­den un­ter­malt. Sei­ne Hän­de, Kopf und Zei­ge­fin­ger hat­te der Kom­mis­sar meh­re­re Male von links nach rechts hin und her be­wegt. Das Wort »Nein« und »No« wie­der­hol­te er auch noch­mals. Ge­dan­ken­los war er da­von aus­ge­gan­gen, dass der Dun­kel­häu­ti­ge kein Deutsch ver­stand, ob­wohl er noch kei­nen Ton von ihm ge­hört hat­te. Ge­nau­so gut hät­te der Mann ein Uni­ver­si­täts­di­plom in sei­ner Ta­sche ha­ben und mehr Spra­chen spre­chen kön­nen als er sel­ber, ging es An­ton Geis­sa­cher durch den Kopf.

    »Ar­bei­tet ihr hier? Habt ihr was an­ge­fasst?« Der zwei­te jun­ge Mann, der aus Moos­gau stamm­te, starr­te Haupt­kom­mis­sar Geis­sa­cher nur mit sei­nen gro­ßen, ängst­li­chen Au­gen an und ant­wor­te­te: »Ich habe nichts an­ge­fasst, das Licht war schon an. Dann ha­ben wir ihn schon lie­gen se­hen.«

    »Die ha­ben die Lei­che ge­ra­de ge­fun­den«, wuss­te Frit­zen, Po­li­zist im ers­ten Lehr­jahr. »Joa­chim Fin­ner heißt der Chef an­schei­nend.«

    »Schau bit­te, dass die bei­den und auch kein an­de­rer hier et­was an­langt oder über­haupt rein­kommt.« Frit­zen nick­te.

    »Se­ve­rin, bit­te ruf’ Jan an, und über­haupt Ma­thi­as, Ma­r­le­ne und auch Ig­naz, denn gleich wer­den die An­ge­stell­ten hier ihre Ar­beit be­gin­nen wol­len. Die sol­len alle war­ten, bis wir so weit sind. Und das wird dau­ern.« Sei­ne Toch­ter Ma­r­le­ne ar­bei­te­te zeit­wei­se in sei­nem Team mit, wenn Not am Mann war. Da die Ab­tei­lung ’Sit­te’ zur­zeit kei­nen Be­da­rf an wei­te­ren Ar­beits­kräf­ten hat­te, war sie ihm sehr will­kom­men ge­we­sen. Die Kor­re­spon­denz muss­te ja auch er­le­digt wer­den; auch wenn bei den Be­fra­gun­gen eine Kraft fehl­te, wur­de sie mit ein­ge­bun­den.

    »Se­ve­rin, sag ihm auch noch, er soll dar­auf ach­ten, dass kei­ner hier her­ein­schau­en kann. Neu­gie­ri­ge Gaf­fer stö­ren hier nur. Fens­ter und Tü­ren ab­de­cken.«

    Es dau­er­te nicht lan­ge, bis das gan­ze Moos­gau­er Mor­d­er­mitt­lungs­team an­we­send war.

    An­ton Geis­sa­cher und Se­ve­rin be­tra­ten das Café durch den Hin­ter­ein­gang.

    An­ton Geis­sa­cher ging durch den Raum auf und ab.

    Nach vi­ta­len Re­ak­ti­o­nen beim To­ten zu su­chen war ver­ge­bens, das hat­te er schon von Wei­tem ge­se­hen.

    Im Hin­ter­grund war stän­dig ein un­be­stimm­tes durch­drin­gen­des, nicht nä­her zu be­zeich­nen­des Ge­räusch zu hö­ren.

    Se­ve­rin stand in Tür­nä­he und war­te­te lie­ber, bis sein Chef die Si­tua­ti­on so­weit ab­ge­checkt hat­te. So ein Mord kam ja in Moos­gau nicht alle Tage vor. Ge­ra­de als er mein­te, er kön­ne sich wie­der in Rich­tung Lei­che in Be­we­gung set­zen, rief der Kom­mis­sar laut:

    »Er­mor­det! Mit ei­nem Mes­ser! Wer tut so was!«

    Sein frie­si­scher Mit­a­r­bei­ter konn­te dar­auf kei­ne be­frie­di­gen­de Ant­wort ge­ben, da sie erst vor zwei Mi­nu­ten am Tat­ort ein­ge­trof­fen wa­ren. Des­halb hielt er den Mund.

    Die Ge­sich­ter der Kri­po­be­am­ten wa­ren durch das Licht der Leucht­stoff­röh­ren jetzt fast so blass, wie die wei­ßen Ni­tril Ein­weg­hand­schu­he, die sie sich an­ge­zo­gen hat­ten. Al­ler­dings sa­hen sie alle mit­ein­an­der um 3 Uhr mor­gens nicht tau­frisch aus. An­ton Geis­sa­chers Blick kam aus der Fer­ne zu­rück, wäh­rend er ver­är­gert an je­dem ein­zel­nen Fin­ger der un­hand­li­chen Plas­tik­hand­schu­he zog und rub­bel­te, bis sie ge­nau pass­ten. Die Plas­tik­füß­lin­ge hat­ten sie schon über die Schu­he ge­zo­gen.

    Se­ve­rin schau­te sich kurz im Raum um. Hier im klei­nen Ne­ben­raum der Back­stu­be war es zwar sau­ber und or­dent­lich, aber doch so ganz an­ders als in den hoch­glän­zen­den, von vie­len Lich­tern hell er­leuch­te­ten Ver­kaufs­räu­men, die er von ei­nem Ca­fé­be­such her kann­te. Er sah durch die schwe­re Ein­gang­s­tü­re hin­durch zum an­gren­zen­den Café, wo ge­müt­li­che Sitz­grup­pen stan­den. Der gro­ße Raum war durch üp­pi­ge, teils tro­pi­schen Pflan­zen­grup­pen un­ter­bro­chen, die die Räu­me zwi­schen den Ti­schen teil­ten, um da­durch eine in­ti­me­re At­mo­sphä­re zu schaf­fen.

    Die Bä­cke­rei war ent­ge­gen sei­ner Er­war­tun­gen enorm groß. An­ton Geis­sa­cher schau­te sich al­les ge­nau an.

    Es stell­te sich her­aus, dass die »Back­stu­be« das Wort »Stu­be« nicht ganz ge­recht wur­de, han­del­te es sich ei­gent­lich um ein Ge­bäu­de aus meh­re­ren rie­si­gen Räu­men, in de­nen sich chrom­glän­zen­de, tech­ni­sche Ge­rä­te, zahl­rei­che Roll­con­tai­ner, dann wie­der ge­wal­ti­ge Misch­ma­schi­nen mit arm­di­cken Quirl-Ei­sen drin. Die Funk­ti­on der ein­zel­nen Ge­rä­te war für die Er­mitt­ler nicht im­mer er­sicht­lich.

    Der Raum, wo der Tote ge­fun­den wor­den war, war der kleins­te Raum in dem sehr gro­ßen Bä­cke­rei­kom­plex, aber im­mer­hin be­stimmt 20 Qua­drat­me­ter groß. Der Tote, Ei­gen­tü­mer der Kon­di­to­rei Fin­ner in Moos­gau, das größ­te Café weit und breit.

    Haupt­kom­mis­sar An­ton Geis­sa­cher such­te, wo das nerv­tö­ten­de, im­mer wie­der­keh­ren­de Ge­räusch her­kam.

    »Ab­stel­len könn­ten wir es so­wie­so auch nicht, denn die Spu­ren­si­che­rung mit ih­ren Pin­seln und Pu­der­chen ist noch nicht da.«

    »So ist es«, stimm­te er Se­ve­rin zu, »ich habe sie schon her­be­stellt. Wer­den gleich da sein.« Nach­dem er mit sei­ner Nase in der Luft meh­re­re Male wie ein Such­hund ge­schnup­pert hat­te, nä­her­te er sich noch­mals der Lei­che.

    »Hier kommt der ko­mi­sche Ge­ruch her. Ich mei­ne jetzt nicht die sonst üb­li­chen Ge­rü­che bei ei­ner Lei­che, aber jetzt mischt sich hier auch noch ein säu­er­li­cher Ge­ruch mit ein, lie­ge ich da rich­tig?«

    Er si­gna­li­sier­te sei­nem As­sis­ten­ten nä­her zu kom­men.

    Der tote Kör­per, der auf ei­ner Art För­der­band lag, wur­de an­dau­ernd mit ei­nem leich­ten Stoß vor­wärts in ei­ner Rich­tung ge­sto­ßen. Da­hin, wo sich eine gro­ße ei­ser­ne Tül­le und da­ne­ben noch eine Klei­ne­re be­fan­den.

    Durch die stän­di­ge mi­ni­ma­le Fort­be­we­gung des Lauf­bands, hat­te sich der Kör­per schräg vor den Tül­len po­si­tio­niert und war dort hän­gen ge­blie­ben. Der Schä­del des Op­fers war durch die ste­ti­ge me­cha­ni­sche Druck­aus­übung auf den Kno­chen und durch die scha­rf­kan­ti­gen Edel­stahl­tül­len an­schei­nend ver­letzt wor­den. Al­ler­dings kam es dem Kom­mis­sar so vor, dass der Mör­der vor­her den Schä­del des Op­fers schon schwer zu­ge­setzt hat­te, denn so eine Ver­let­zung schaff­ten die Ein­füll­tül­len al­lei­ne be­stimmt nicht. Er sah ge­nau hin.

    »So was habe ich auch noch nicht ge­se­hen«, stell­te er fest. »Gehe ich recht in der An­nah­me, dass das hier Sah­ne ist?« Er zeig­te auf die ziem­lich flüs­si­ge, teils wei­ße, teils rosa Mas­se, in der Kopf und Rumpf der Lei­che la­gen. Es tropf­te. Vom Fließ­band, wor­auf der Tote lag, tropf­te es un­auf­hör­lich auf den Bo­den.

    Der Tote lag halb auf dem Bauch, halb weg­ge­dreht. Ein Arm war vom För­der­band ge­rutscht und hing seit­lich run­ter. Ge­ron­ne­nes Blut ver­misch­te sich mit halb­fes­ter und größ­ten­teils flüs­si­ger Sah­ne. Das Blut stamm­te teils von ei­ner star­ken Kopf­ver­let­zung; au­ßer­dem wa­ren Rü­cken und Klei­dung des Man­nes vol­ler Blut. Im Rü­cken steck­te ein Mes­ser.

    Auf ein­mal war der Raum vol­ler in wei­ßen Over­alls ge­klei­de­ten Spu­ren­si­che­rer mit­samt ih­rer Aus­rüs­tung, die sich einen Mund­schutz um­ban­den. Sie nah­men ihre Werk­zeu­ge in der Hand und be­gan­nen, die Lei­che, den Raum und die Ma­schi­nen nach Fin­ger­ab­drü­cken, ver­däch­ti­gen Fa­sern und Sons­ti­gem ab­zu­su­chen. Der Arzt war auch mit­samt sei­nem Alu­kof­fer da­bei und tat sei­ne Ar­beit.

    Es war eine fet­ti­ge und ekel­er­re­gen­de An­ge­le­gen­heit, was man da vor­fand.

    »Von so ei­nem Stich in den Rü­cken, noch dazu Rich­tung Her­z­ge­gend, stirbt ein je­der«, stell­te der Arzt fest. Kom­mis­sar Geis­sa­cher hielt die Be­mer­kung ge­ra­de noch zu­rück, dass so­gar er, ohne me­di­zi­ni­sche Vor­kennt­nis­se, das ge­nau­so hät­te fest­stel­len kön­nen.

    Lu­kas hat­te, auf Geis­sa­chers Bit­te hin, das Ge­räusch ab­ge­stellt. Der Schal­ter, der das Pie­pen in Gang setz­te, war als al­le­r­ers­te mit ei­nem Pin­sel mit schwa­r­zem Pul­ver un­ter­sucht und fo­to­gra­fiert wor­den. Gleich er­schien dann auch ne­ben dem Schal­ter eine klei­ne LED An­zei­ge mit dem Wort »leer« dar­auf. Über­rascht sa­hen die bei­den Be­am­ten, dass auch die Vor­wärts­be­we­gung des För­der­ban­des auf­hör­te. Geis­sa­cher at­me­te auf.

    »Vor­sicht, hier liegt ein Han­dy am Bo­den«, warn­te der Fo­ren­si­ker die an­we­sen­den Per­so­nen und stell­te ein Plas­tik­schild­chen mit ei­ner Num­mer drauf hin.

    Er nahm das Mo­bil­ge­rät vor­sich­tig auf und de­po­nier­te es in ei­nem Plas­tik­beu­tel­chen, nach­dem vor­her ein an­de­rer die Stel­le mit ei­ner Di­gi­tal­ka­me­ra fest­ge­hal­ten hat­te. Dann kam noch eine Num­mer drauf.

    »Er muss noch ver­sucht ha­ben, Hil­fe zu ho­len, neh­me ich an. Wahr­schein­lich ist es ihm aus der Hand ge­fal­len, beim Ver­such, je­man­den zu er­rei­chen. Se­ve­rin, über­prü­fe das bit­te spä­ter, wenn die Spu­ren­si­che­rung es frei­ge­ge­ben hat«, sag­te der Kom­mis­sar.

    »Ja, er wird also noch nicht ganz tot ge­we­sen sein, als er auf das För­der­band ge­schmis­sen wur­de. Denn von al­lei­ne legt man sich nicht dar­auf.«

    »Weißt du was ich den­ke?« Se­ve­rin schau­te sei­nen Chef an. Der schau­te mit über­trie­ben un­wis­sen­der Mi­mik zu­rück.

    »Durch die Vor­wärts­be­we­gung des Lauf­bands wer­den die Ge­bäck­stü­cke Rich­tung Ein­füll­tül­len ge­scho­ben, wo das Ge­bäck­stück dann ei­ner nach dem an­de­ren mit Sah­ne ge­füllt wird. Das ist ganz ge­nau von Se­kun­de zu Se­kun­de so pro­gram­miert. Und wenn sie ge­füllt sind, geht’s wie­der wei­ter. Raf­fi­niert!« Der frie­si­sche Be­am­te be­trach­te­te nach­denk­lich das Trans­port­band.

    »Und jetzt wird der Tote vor­wärts ge­scho­ben«, kon­sta­tier­te der Kom­mis­sar.

    »Hier ist ein Schal­ter, ich ver­su­che mal das Ding zum Stop­pen zu brin­gen.« »Ei­gen­ar­tig«, fand Va­len­tin und stol­per­te fast über die Num­mern­ta­feln, die be­reits am Bo­den auf­ge­stellt wor­den wa­ren. Jetzt erst, als der Spu­ren­si­che­rer die Ma­schi­ne ab­ge­stellt hat­te, lag der Kör­per still da.

    In den hell er­leuch­te­ten Räu­men setz­ten die Kri­mi­nal­tech­ni­ker, ohne viel zu re­den ihre Ar­beit fort.

    Jan war ein­ge­trof­fen. Er be­rich­te­te, dass er ge­ra­de noch ein nas­ser Wasch­lap­pen über sein Ge­sicht hat­te zie­hen kön­nen, be­vor er her­kam. Haupt­kom­mis­sar Geis­sa­cher hob sei­ne Hand kurz zur Be­grü­ßung hoch.

    »Jan, bit­te schau auf die bei­den Zeu­gen drau­ßen im Auto und ver­su­che, et­was aus de­nen her­aus­zu­be­kom­men. Sie ha­ben den To­ten hier vor­hin ge­fun­den. Und wenn der eine kein Deutsch spricht, müs­sen wir Fin­ger­ab­drü­cke von ihm neh­men und sei­ne Pa­pie­re an­schau­en. Vom an­de­ren na­tür­lich auch. Die zwei­te Per­son wird si­cher wis­sen, wie der Kol­le­ge heißt. Geis­sa­cher schau­te Se­ve­rin an.

    »Und ist schon je­mand von der Fa­mi­lie Fin­ner ar­ri­viert? Da muss auch mal je­mand kom­men.« Jan mur­mel­te et­was Un­ver­ständ­li­ches und warf ganz kurz einen Blick auf das Op­fer auf dem Trans­port­band. Dann trot­te­te er zu den bei­den Män­nern hin, die ängst­lich und zit­ternd an­ge­lau­fen ka­men. Es tropf­te noch ein we­nig drau­ßen, sie stell­ten sich un­ter.

    »Wir ha­ben noch nicht al­les ge­sich­tet, Se­ve­rin. Das Schlaf­zim­mer des Op­fers und das Büro zum Bei­spiel. Da möch­te ich schon noch einen Blick hin­ein­wer­fen«, sag­te An­ton Geis­sa­cher zu Se­ve­rin und deu­te­te auf die um­lie­gen­den Räu­me. »Ob da die Schlös­ser alle in Ord­nung sind und so wei­ter. Könn­te ja ein­ge­bro­chen wor­den sein, ob­wohl der eine von den bei­den Män­nern ge­sagt hat, die Ein­gang­s­tü­re hier stand of­fen. Ist die Spu­ren­si­che­rung da schon fer­tig?« Wäh­rend von drau­ßen schon An­zei­chen von ein­tru­deln­den Au­tos und Stim­men zu hö­ren wa­ren, sämt­li­che Au­totü­ren zu­ge­wor­fen wur­den, mach­ten die Er­mitt­ler sich noch ein Bild von der üb­ri­gen Bä­cke­rei. Die Kü­che, wo die klei­nen Ge­rich­te die auf der Spei­se­kar­te zu fin­den wa­ren, zu­be­rei­tet wur­den, war auch bes­tens aus­ge­stat­tet. Dort schwang Ste­fan, der jüngs­te Sohn der Fin­ners das Kü­chen­zep­ter, hat­te je­mand ge­sagt. An­ton Geis­sa­cher sah Ge­rä­te und glän­zen­de Ap­pa­ra­ten ste­hen, die er we­der schon mal ge­se­hen noch be­dient hat­te.

    Bald wür­den auch die Bä­cker und Kon­di­tor­meis­ter ihre Ar­beit be­gin­nen wol­len.

    Mit fröh­li­chen Ge­sich­tern wa­ren zwei flin­ke jun­ge Män­ner aus ei­nem Auto ge­stie­gen. Ei­ner woll­te drau­ßen schon über das von den Uni­for­mier­ten an­ge­brach­te Flat­ter­band stei­gen, wur­de je­doch durch Jan dar­an ge­hin­dert.

    »Ein­tritt ver­bo­ten. Bit­te blei­ben Sie, wo Sie sind!«, ord­ne­te er an. »Es hat einen To­des­fall ge­ge­ben.«

    Die Män­ner, die nor­ma­le­r­wei­se an­ge­fan­gen hät­ten, fri­sche Tei­ge zu­sam­men­zu­stel­len, stan­den oder sa­ßen alle mit rat­lo­sen, teil­wei­se ent­setz­ten Ge­sich­tern da. Alle Mit­a­r­bei­ter wa­ren im Café ver­sam­melt.

    Theo­dor, Fin­ners äl­tes­ter Sohn, war in­zwi­schen ge­hetzt und mit hoch­ro­tem Kopf ein­ge­trof­fen und schau­te wild um sich, was da al­les los war. Er wur­de von Jan in­for­miert.

    Es dau­er­te et­was, bis er sich wie­der ge­fan­gen hat­te, nach­dem es zu ihm durch­ge­drun­gen war, was in der Nacht al­les pas­siert war. »Papa, der Papa ist tot«, mur­mel­te er im­mer vor sich hin. »Kann ich ihn se­hen? Ich möch­te ihn se­hen.«

    Jan er­klär­te ihm die Si­tua­ti­on, dass es so­fort nicht mög­lich war, in der Nähe des Ta­t­orts zu kom­men.

    Als Theo die Si­tua­ti­on so­weit ver­a­r­bei­tet hat­te, rief er alle sei­nen Mit­a­r­bei­tern bei­sam­men und lots­te sie zu den an­de­ren ins Café. Mit Er­laub­nis der Spu­ren­si­che­rer hat­te er das Café ge­wählt, das nicht zum Tat­ort ge­hör­te, da das Café spä­tes­tens abends ab 20.00 Uhr im­mer zu­ge­sperrt wur­de. Von den Fo­ren­si­kern war dort nichts Re­le­van­tes ge­fun­den wor­den, so­dass Theo die Er­laub­nis be­kom­men hat­te, das Per­so­nal dort in Ruhe zu be­fra­gen, ei­ner nach dem an­de­ren.

    Be­vor Theo sei­ne Mann­schaft zu­sam­men­trom­mel­te, woll­te Geis­sa­cher dann doch noch eine ers­te Fra­ge an ihn los­wer­den: »Hat­te nur der Papa einen Schlüs­sel von der Bä­cke­rei und vom Café oder hat er die auch mal aus­ge­lie­hen?«

    Theo schau­te ihn ver­wirrt an. »Nein, die Schlüs­sel aus­ge­lie­hen? Wirk­lich nicht. Die hat er nicht aus der Hand ge­ge­ben! Wir, die nächs­te Fa­mi­lie, also Mama und mei­ne Brü­der ha­ben na­tür­lich auch Schlüs­sel. Aber die lie­gen bei den meis­ten wahr­schein­lich nur zu Hau­se. Ge­braucht ha­ben wir die nie, weil der Papa im­mer al­les zu- und auf­ge­sperrt hat.«

    Al­les war auf ein­mal an­ders für die An­ge­stell­ten des Ca­fés. Ge­ra­de auf­ge­stan­den und dann ein Mord, das ging noch gar nicht in den Köp­fen der jun­gen Leu­te hin­ein.

    An an­de­ren Ta­gen hing hier der an­ge­neh­me Ge­ruch nach fri­schen Sem­meln, He­fe­teig, Nuss­brot oder Ap­fel­stru­del in der Luft, statt­des­sen war heu­te ein un­be­kann­ter, un­an­ge­neh­mer Ge­ruch zu be­mer­ken.

    Sonst wuss­te je­der, wie eine gut ein­ge­spiel­te Mann­schaft, fast aus­wen­dig was sei­ne Auf­ga­be war und wo sich al­les be­fand, was man brauch­te. Heu­te wa­ren sie zur Un­tä­tig­keit ge­zwun­gen.

    Die Män­ner und auch Ve­ro­ni­ka Bartl­hu­ber, die Ver­lob­te vom äl­tes­ten Fin­ner Sohn Theo­dor, die sonst auch sehr tüch­tig im Café tä­tig war, stan­den trau­rig und un­sch­lüs­sig her­um. Kei­ner konn­te auch nur einen Grund nen­nen, war­um der Mord ge­sche­hen sein könn­te. Ein paar Mit­a­r­bei­ter wisch­ten oder tipp­ten schon eif­rig auf ih­ren Han­dys her­um.

    Nach etwa ei­ner hal­b­en Stun­de schau­te Ma­thi­as noch­mals in die Back­stu­be hin­ein und frag­te An­ton Geis­sa­cher, ob Theo­dor, der be­reits be­fragt wor­den war und nun als »Chef« im Café galt, über alle De­tails des Ab­le­bens sei­nes Va­ters in­for­miert wer­den konn­te oder ob er den To­ten iden­ti­fi­zie­ren müs­se.

    »Spä­ter, voll­stän­dig kön­nen wir ihn noch nicht in­for­mie­ren, Ma­thi­as, die Be­weis­auf­nah­me ist noch nicht ab­ge­schlos­sen. So bru­tal, wie das jetzt aus­schaut, kön­nen wir ihm das nicht zu­mu­ten. Er soll ein­fach war­ten. Er wird schon wis­sen, dass er sei­ne Ar­beit heu­te nicht wie ge­wohnt ver­rich­ten kann, er muss ein­fach um­dis­po­nie­ren. Und so viel Ner­ven hat meis­tens kei­ner, dass er zur Ta­ges­ord­nung über­geht, wenn je­mand, noch dazu sein Va­ter, er­mor­det wor­den ist. Üb­ri­gens, soll­ten sie es noch nicht ka­piert ha­ben, dass alle Leu­te, die jetzt hier ein­ge­trof­fen sind, hier nicht ar­bei­ten kön­nen, muss er das de­nen deut­lich ma­chen. Das Café, über­haupt al­les hier bleibt bis auf Wei­te­res ge­schlos­sen. Sie sol­len sich aber der Spu­ren­si­che­rung zur Ver­fü­gung stel­len, du weißt schon was zu tun ist. Schild an der Tür hin­hän­gen las­sen und Tü­ren schlie­ßen.«

    Ma­thi­as sa­lu­tier­te und ging wie­der hin­aus.

    Haupt­kom­mis­sar An­ton Geis­sa­cher hielt einen Mo­ment inne.

    »Jan soll gleich ein paar Fo­tos ma­chen. Er weiß, wo mein Ap­pa­rat ist.« Wie im­mer schau­te der­je­ni­ge der Spu­ren­si­che­rungs­trup­pe, des­sen Auf­ga­be es war, Fo­tos vom Tat­ort zu ma­chen, ein we­nig ge­nervt bei die­ser Aus­sa­ge, aber das stör­te dem Kom­mis­sar nicht im Ge­rings­ten. An­ton Geis­sa­cher hat­te es sich zur Ge­wohn­heit ge­macht, sel­ber mit sei­nem ei­ge­nen Ap­pa­rat, ei­nem Ge­burts­tags­ge­schenk sei­ner Frau, ei­ni­ge Fo­tos zu ma­chen, die er im Büro je­der­zeit zur Hand neh­men konn­te. In der Pra­xis über­ließ er das Fo­to­gra­fie­ren Jan, der sich mit dem Hight­ech Ap­pa­rat bes­ser aus­kann­te als er sel­ber.

    Ei­ni­ge zu­sätz­li­che Strei­fen­wa­gen wa­ren schon ein­ge­trof­fen. Der Not­a­rzt­wa­gen da­ne­ben hat­te, trotz der frü­hen Stun­de, schon eine Men­ge Neu­gie­ri­ger um sich ver­sam­melt, die das Ge­sche­he­ne be­ob­ach­te­ten.

    Jan, der den Ap­pa­rat sei­nes Chefs aus dem Auto ge­holt hat­te, konn­te es nicht las­sen, den sich trotz al­ler Frü­he ver­sam­mel­ten Gaf­fern zu sa­gen: »Pu­blic View­ing gibt’s jetzt nicht.«

    Wor­auf die Schau­lus­ti­gen et­was be­schämt schau­ten oder sich ab­wen­de­ten.

    »Voll krass, die gan­ze Sah­ne wird ihm di­rekt ins Hirn nei­ge­spritzt!« Jan be­trach­te­te den To­ten auf dem Lauf­band, nahm wie im­mer kein Blatt vor den Mund. Ein Blick von sei­nem Chef und er hielt den Mund. Als er die Staub­kap­pe vom Ob­jek­tiv ent­fernt hat­te, fing er an, die ge­wünsch­ten Ein­stel­lun­gen am Ap­pa­rat vor­zu­neh­men.

    Jan war der Jüngs­te in An­ton Geis­sa­chers Team, der Kom­mis­sar ar­bei­te­te ger­ne mit ihm. Es er­in­ner­te ihn an sei­ne ei­ge­ne An­fangs­zeit. Jan hat­te sei­ne ju­gend­li­che Un­be­son­nen­heit größ­ten­teils be­wah­ren kön­nen. Das zu än­dern hat­te der Po­li­zei­ap­pa­rat noch nicht ge­schafft. Zu­wei­len amü­sier­te der Kom­mis­sar sich über sei­ne Kom­men­ta­re, dann wie­der ver­such­te er mit Bli­cken oder de­zen­tem Räus­pern Jans Spon­ta­ni­tät ein we­nig zu zü­geln.

    Jan nahm den Fo­to­ap­pa­rat zur Hand und är­ger­te sich so­fort. Sein Chef hat­te wie­der ein­mal un­pro­fes­si­o­nell an den Ein­stel­lun­gen her­um­ge­fum­melt, sah er und stell­te al­les wie­der her. Man sah, dass Jan ger­ne fo­to­gra­fier­te, er knips­te von oben bis un­ten jede Klei­nig­keit: Von der Sei­te, von oben her­ab, von un­ten her ge­nau­so wie in ei­ner sehr un­be­que­men Po­si­ti­on halb ne­ben dem För­der­band lie­gend, hielt er al­les

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