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Die Kreuzritter. Band IV: Die Schlacht. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Die Kreuzritter. Band IV: Die Schlacht. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Die Kreuzritter. Band IV: Die Schlacht. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
eBook422 Seiten

Die Kreuzritter. Band IV: Die Schlacht. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt

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Über dieses E-Book

Kampf, Raub, Vergewaltigung: »Die Kreuzritter« spielt im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert im wilden Osten Europas. Polnische und litauische Krieger befinden sich im Konflikt mit den Kreuzrittern des Deutschen Ordens, die ihre Machtansprüche immer mehr ausweiten. Die missionarische Predigt des Kreuzes dient ihnen als willkommener Vorwand, um ihre Raublust und Mordgier zu befriedigen. Die Auseinandersetzungen eskalieren. Der Hass und die Feindschaft zwischen den Lagern sind unüberbrückbar. In der Schlacht bei Grunwald soll sich schließlich alles entscheiden… Inmitten der Kriegswirren versucht ein junger polnischer Ritter, unterstützt von seinem Onkel, einem erfahrenen Recken, die Liebe seines Lebens aus den Händen der verhassten Kreuzritter zu befreien. Doch diese sind grausam und erbarmungslos.

Es ist eine große, heroische Geschichte von edlen, tugendhaften Rittern im Kampf gegen skrupellose und unehrenhafte Feinde – und nicht zuletzt eine Geschichte von Tapferkeit aus Liebe, dramatischen Schicksalsschlägen und folgenschweren Entscheidungen.

Henryk Sienkiewicz ist einer der großen Erzähler der Belletristik. Für sein »Quo Vadis« erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Mit »Die Kreuzritter« ist ihm ein weiteres monumentales Meisterwerk gelungen. Der Historische Roman umfasst über 1000 Seiten und liegt hier in einer überarbeiteten Neuauflage als Tetralogie vor.

Dieses ist der vierte von vier illustrierten Bänden. Der Umfang des vierten Bandes entspricht ca. 340 Buchseiten.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum26. Mai 2020
ISBN9783961302628
Die Kreuzritter. Band IV: Die Schlacht. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Autor

Henryk Sienkiewicz

Henryk Adam Aleksander Pius Sienkiewicz also known by the pseudonym Litwos, was a Polish writer, novelist, journalist and Nobel Prize laureate. He is best remembered for his historical novels, especially for his internationally known best-seller Quo Vadis (1896). Born into an impoverished Polish noble family in Russian-ruled Congress Poland, in the late 1860s he began publishing journalistic and literary pieces. In the late 1870s he traveled to the United States, sending back travel essays that won him popularity with Polish readers. In the 1880s he began serializing novels that further increased his popularity. He soon became one of the most popular Polish writers of the turn of the 19th and 20th centuries, and numerous translations gained him international renown, culminating in his receipt of the 1905 Nobel Prize in Literature for his "outstanding merits as an epic writer." Many of his novels remain in print. In Poland he is best known for his "Trilogy" of historical novels, With Fire and Sword, The Deluge, and Sir Michael, set in the 17th-century Polish-Lithuanian Commonwealth; internationally he is best known for Quo Vadis, set in Nero's Rome. The Trilogy and Quo Vadis have been filmed, the latter several times, with Hollywood's 1951 version receiving the most international recognition.

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    Buchvorschau

    Die Kreuzritter. Band IV - Henryk Sienkiewicz

    DIE KREUZRITTER

    HISTORISCHER ROMAN

    IN VIER BÄNDEN

    BAND IV

    DIE SCHLACHT

    Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.

    BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.

    Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:

    www.apebook.de

    1. Auflage 2020

    V 1.1

    eBook: ISBN 978-3-96130-262-8

    Print: ISBN 978-3-96130-263-5

    Übersetzung von E. und R. Ettlinger

    Illustrationen im Buch von F. Schwormstädt

    Umschlagbild unter Verwendung eines Ausschnitts aus dem Gemälde »Schlacht bei Grunwald« (1878) von Jan Matejko (1838-1893)

    Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART

    www.skriptart.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    © BRUNNAKR/apebook 2020

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    DIE KREUZRITTER

    TETRALOGIE

    BAND I: Das Todesurteil

    BAND II: Die Gefangene

    BAND III: Die Folter

    BAND IV: Die Schlacht

    INHALTSVERZEICHNIS

    DIE KREUZRITTER. Band IV

    Frontispiz

    Impressum

    Karte

    BAND IV

    I.

    II.

    III.

    IV.

    V.

    VI.

    VII.

    VIII.

    IX.

    X.

    XI.

    XII.

    XIII.

    XIV.

    XV.

    XVI.

    XVII.

    XVIII.

    XIX.

    XX.

    XXI.

    XXII.

    XXIII.

    XXIV.

    XXV.

    XXVI.

    XXVII.

    XXVIII.

    XXIX.

    XXX.

    Eine kleine Bitte

    Direktlinks zu den einzelnen Bänden

    Gesamtüberblick DAS ÖSTLICHE KÖNIGREICH

    BRUNNAKR Edition

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    N e w s l e t t e r

    F l a t r a t e

    F o l l o w

    A p e C l u b

    L i n k s

    Zu guter Letzt

    KARTE

    Besitzungen des Deutschen Ordens im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Schlacht bei Grunwald (1410)

    BAND IV

    DIE SCHLACHT

    I.

    Nichts half, weder Bitten, noch Klagen, noch Liebkosungen – Danusia erkannte niemand, erlangte ihre Sinne nicht wieder. Nur von einem Gefühle schien ihr ganzes Wesen durchdrungen zu sein, von dem Gefühle entsetzlicher Angst, wie sie der zitternde Vogel empfindet, der in Gefangenschaft gerät. Welche Nahrung ihr auch vorgesetzt ward, in Anwesenheit eines andern rührte sie keinen Bissen an, trotzdem ihr gieriger Blick es nur zu deutlich verriet, dass sie hungerte, ja, dass sie vielleicht schon seit lange Hunger litt. Ließ man sie allein, so warf sie sich gleich einem wilden Tiere auf die Speisen, trat indessen Zbyszko in die Hütte, dann rannte sie in einen Winkel, um sich hinter einem Bündel trockenen Hopfens zu verbergen. Und nichts brachte sie wieder daraus hervor. Wohl hätte sie bei dem Scheine des aufflammenden Feuers ihren Ehegemahl zu erkennen vermögen, allein umsonst öffnete er ihr seine Arme, umsonst streckte er ihr, die Tränen unterdrückend, bittend die Hände entgegen. Mit dem klaren Verstande schien ihr auch jede Erinnerung entschwunden zu sein. Immer wieder schaute Zbyszko auf ihre hageren, starren, angsterfüllten Gesichtszüge, auf ihre eingesunkenen Augen, auf das zerrissene, zerfetzte Gewand, in das sie gekleidet war, und sein Herz krampfte sich vor Wut und Schmerz zusammen bei dem Gedanken, in wessen Hände sie gewesen war, was man ihr angetan haben mochte. Schließlich übermannte ihn einmal dermaßen der Zorn, dass er sein Schwert ergriff, auf Zygfryd losstürzte und diesen erschlagen hätte, wenn nicht Macko ihm entgegengetreten wäre.

    Gleich Feinden rangen die Zwei miteinander. Der junge Ritter war jedoch durch den vorhergegangenen Kampf mit dem riesenhaften Arnold in solcher Weise geschwächt, dass der alte Ritter ihn bezwang. Wie zwischen eisernen Klammern preßte er Zbyszkos Hände in den seinen zusammen, während er rief: »Was soll das sein, bist Du toll geworden?«

    »Gebt mich frei!« antwortete Zbyszko zähneknirschend, »oder der Lebensfunken in mir wird erlöschen.«

    »Was auch geschehen mag, ich gebe Dich nicht frei! Weit besser ist es, Du zerschmetterst Dir Deinen Schädel an einem Baumstamm, als dass Du Dir und Deinem Geschlechte Unehre machst.«

    Und mit neuer Kraft Zbyszkos Hände umklammernd, fügte er drohend hinzu: »Suche Dich zu beherrschen! Die Rache wird Dir nicht entgehen, doch bedenke, dass Du ein gegürteter Ritter bist. Was willst Du beginnen? Einen gefesselten Gefangenen willst Du erschlagen? Kannst Du damit Danusia helfen, und was gewinnst Du dabei? Nichts, nur Schimpf und Schande. Wohl wirst Du mir einwenden, Könige und Fürsten hätten mehr als einmal Gefangene ermordet. Freilich ist dies der Fall, doch traun, nie und nimmer ist es in unsern Landen geschehen. Und zudem, was die Welt jenen vergeben hat, das wird sie Dir nicht vergeben. Jene sind die Besitzer von Königreichen, Städten und Burgen, was aber besitzest Du? Nichts wie Deine Ehre als Ritter. Wenn auch jenen alles vergeben worden ist, Dir speit man in das Gesicht. Bezwinge Dich! Bei Gott!«

    Diesen Worten folgte ein minutenlanges Schweigen.

    »Gebt mich frei!« wiederholte dann Zbyszko finster. »Ich werde ihn nicht erschlagen.«

    »Komm mit zum Feuer, dort wollen wir uns beraten.«

    Macko geleitete seinen Bruderssohn zu einem Feuer, welches von den Kriegsleuten in der Nähe von den Teerhaufen angezündet worden war. Nachdem sich jene beiden dort niedergelassen hatten, bedachte sich der Ohm eine Weile und hub dann also an: »Vergiß auch nicht, dass Du Jurand versprochen hast, ihm diesen alten Hund auszuliefern. Jurand wird sich an ihm für all das rächen, was Danusia erlitten hat. Fürchte nichts, Jurand wird ihm alles heimzahlen! Ihm gehört der Gefangene an! Und zudem, was Dir nicht erlaubt ist, das steht Jurand frei. Er hat Zygfryd nicht zum Gefangenen gemacht, aus Deiner Hand wird er ihn empfangen. Ohne sich mit Unehre zu bedecken, darf er ihm bei lebendigem Leibe sogar die Haut abziehen – verstehst Du mich nun?«

    »Ich verstehe Euch!« entgegnete Zbyszko. »Ihr redet vernünftig.«

    »Augenscheinlich kehrt Dir Dein Verstand zurück. Sollte Dich aber der Teufel ein zweites Mal in Versuchung führen, dann denke an das, was ich Dir jetzt sage. Du hast gelobt, mit Lichtenstein und mit andern Rittern zu kämpfen. Erschlägst Du jedoch einen schutzlosen Gefangenen und die Tat wird durch die Kriegsleute ruchbar, dann wird sich Dir kein Ritter mehr stellen. Und mit vollem Rechte tut er dies nicht. Gott beschütze Dich davor. An Unglück gebricht es uns wahrlich nicht, laß nicht auch noch Schande über uns kommen. Am besten ist's, wir beraten jetzt, was uns zu tun gebührt, wie wir uns zu verhalten haben.«

    »Sprecht Euch aus!« warf Zbyszko ein.

    »Mein Rat ist folgender: Wohl müßte jene Natter, welche Danusias wartet, vom Erdboden vertilgt werden. Allein es ist eines Ritters nicht würdig, sich mit dem Blute eines Weibes zu beflecken, deshalb wollen wir das schändliche Weib dem Fürsten Janusz ausliefern. Unter den Augen des Fürstenpaares hat sie auf dem Jagdhofe ihre listigen Ränke gesponnen. In Masovien möge sie daher gerichtet werden, und wird sie nicht aufs Rad geflochten, dann sündigen die Ritter gegen Gottes Gerechtigkeit. Bis wir indessen ein anderes Weib zur Wartung Danusias gefunden haben, ist uns diese Schlange vonnöten. Späterhin mag man sie an den Schwanz eines Rosses binden. Uns liegt es aber nun vor allem ob, aufs schnellste in die masovischen Wälder zurückzukehren.«

    »Doch nicht in diesem Augenblicke, doch nicht zur Nachtzeit. Vielleicht wird Danusias Geist morgen klarer sein. Gott gebe dies! Aber auch die Pferde müssen rasten. Mit Tagesanbruch brechen wir auf.«

    Eine weitere Unterredung wurde durch Arnold von Baden unterbrochen, der, auf sein eigenes Schwert wie auf einen Pfahl gebunden, in einiger Entfernung auf dem Rücken lag und irgend etwas in seiner Muttersprache gerufen hatte. Der alte Macko erhob sich sofort und trat auf den Gefangenen zu, da er indessen unfähig war, dessen Worte zu verstehen, schaute er suchend nach Hlawa umher.

    Aber der Böhme konnte nicht sofort kommen, war er doch mit etwas anderem beschäftigt. Währenddem sich die beiden Ritter am Feuer unterredeten, hatte er sich dem Weibe genähert und es mit kräftiger Hand am Genick gepackt.

    »Höre, Du Hündin!« sagte er zu ihr, indem er sie wie einen Baum hin und her schüttelte, »Du begiebst Dich sofort in die Hütte und bereitest Deiner Herrin ein Lager aus Fellen. Vor allem aber kleidest Du sie wieder in ihre Gewänder und legst selbst die Lumpen an, welche Ihr der Beklagenswerten aufgezwungen habt. Verflucht seien Eure Mütter!«

    Von einer steigenden Erregung fortgerissen, schüttelte er die Frau nun mit solcher Gewalt, dass deren Augen aus den Höhlen traten. Fast hätte er ihr das Genick gebrochen, doch er bezwang sich noch rechtzeitig. Für Danusia war sie jetzt noch nötig, deshalb ließ er sie frei, indem er erklärte: »Zur geeigneten Zeit werden wir den rechten Ast für Dich finden.«

    Voll Schrecken umfaßte sie seine Knie, als er sie aber von sich stieß, rannte sie in die Hütte und warf sich Danusia zu Füßen.

    »Schütze mich, verlaß mich nicht!« schrie sie auf.

    Doch Danusia schloß langsam die Augen, während sich ihren Lippen wieder die kaum hörbaren, klagenden Worte entrangen: »Ich fürchte mich, ich fürchte mich, ich fürchte mich!«

    Und wie stets, wenn sich ihr die Ordensdienerin näherte, überfiel sie auch jetzt eine Art von Erstarrung. Willenlos ließ sie sich aus- und ankleiden. Gleich einer Wachsfigur ward sie von der Dienerin auf das Lager gebettet, welche, nicht wagend, die Hütte zu verlassen, am Feuer Platz nahm.

    Doch schon nach kurzer Zeit trat Hlawa ein, wandte sich zu Danusia und sagte: »Ihr seid unter Freunden, o Herrin! Deshalb schlaft ruhig im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!«

    Das Zeichen des Kreuzes machend, wandte er sich hierauf, ohne die Stimme zu erheben, damit er Danusia nicht erschrecke, zu dem Weibe.

    »In Fesseln geschlagen sollst Du auf der Schwelle der Hütte liegen,« erklärte er. »Rühre Dich aber nicht, versuche nicht, Deine Herrin zu erschrecken, sonst breche ich Dir das Genick. Auf mit Dir, hinaus!«

    Nach diesen Worten trieb er das Weib über die Schwelle und knebelte sie, dann erst begab er sich zu Zbyszko.

    »Ich erteilte den Befehl, die Herrin mit den Gewändern zu bekleiden, welche jene Schlange sich angeeignet hat,« begann er. »Auch ein Lager ließ ich bereiten, auf dem die Herrin nun ruhig schläft. Ihr tut besser daran, fern zu bleiben, o Herr, damit die Schlafende nicht gestört wird, die Gott nach wohltätiger Ruhe zu völligem Bewußtsein erwachen lassen möge. Doch denkt nun auch an Euch selbst, o Herr; erquickt Euch mit Speise und Trank und legt Euch dann nieder.«

    »Ich lege mich auf die Schwelle der Hütte,« entgegnete Zbyszko.

    »Dann bringe ich das verfluchte Weib in die Nähe des Leichnams mit den roten zottigen Haaren. Doch Ihr müßt Euch stärken, o Herr, denn Ihr habt eine lange Fahrt, eine schwere Aufgabe vor Euch.«

    Unverweilt eilte er davon, um gleich darauf wieder mit kleinen Säckchen voll geräuchertem Fleisch und gedörrten Rüben zurückzukehren, die man aus dem Lager der Samogitier mit auf die Fahrt genommen hatte. Kaum kam indessen Hlawa damit zu stande, die Vorräte vor Zbyszko auszubreiten, weil ihn Macko unverzüglich zu Arnold schickte.

    »Suche sorgsam auszufinden, was dieser Riese will,« gebot der alte Ritter dem Böhmen, »denn obgleich ich etliche deutsche Worte kenne, vermag ich doch nicht zu verstehen, was er sagt.«

    »Ich werde ihn hierher an das Feuer bringen, o Herr, dann könnt Ihr durch mich mit ihm reden,« ließ sich nun Hlawa vernehmen.

    Und seinen Gurt abnehmend, zog er diesen zwischen den Armen Arnolds hindurch und lud sich daran den Gefesselten auf den Rücken. Wohl schwankte er unter dem Gewichte des gewaltigen Ritters, doch da auch er außergewöhnliche Kraft besaß, trug er seine Last bis an das Feuer, wo er Arnold gleich einem Sack Erbsen neben Zbyszko abwarf.

    »Löst mir die Bande!« rief nun der Kreuzritter.

    »Das will ich tun,« antwortete Macko durch Vermittlung des Böhmen. »Allein zuerst musst Du bei Deiner ritterlichen Ehre schwören, Dich als Gefangenen zu betrachten. Doch selbst wenn Du Dich dessen weigerst, sollst Du von dem Schwerte losgebunden, sollen die Bande von Deinen Armen genommen werden, damit Du bei uns zu sitzen vermagst. Die Fesseln an Deinen Füßen lasse ich jedoch nicht lösen, bevor wir zu Ende gesprochen haben.«

    Nach diesen Worten gab Macko dem Böhmen ein Zeichen, auf das hin der Knappe sofort den Körper und die Arme des Deutschen von den Stricken befreite und ihm dann half, sich aufzurichten. Voll Hoffart blickte nun Arnold auf Macko und Zbyszko, indem er fragte: »Was seid Ihr für Leute?«

    »Das wagst Du zu fragen? Was kümmert das Dich? Suche es selbst zu ergründen.«

    »Viel ist mir daran gelegen, denn nur Rittern kann ich einen Eid auf meine ritterliche Ehre ablegen.«

    »So schau her!« rief jetzt Macko, indem er den Mantel zurückschlug und auf seinen Rittergürtel wies.

    Aufs höchste überrascht, versank der Kreuzritter in Schweigen und hub erst nach einigen Minuten wieder an: »Was soll das heißen? Und doch geht Ihr in den Wäldern auf Raub aus, und doch steht Ihr den Heiden gegen Christen bei!«

    »Du lügst!« schrie Macko auf.

    In den hochmütigsten, feindseligsten Ausdrücken spann sich das Gespräch weiter, ja, oftmals drohte es in Streit auszuarten. Als jedoch Macko leidenschaftlich beteuerte, der Orden selbst trage die Schuld, dass nicht ganz Litauen sich zum Christentum bekehrt habe, als er zahllose Beweise dafür vorbrachte, da verstummte Arnold abermals vor Staunen, denn die Wahrheit trat sonnenklar zu Tage, nichts ließ sich dagegen einwenden. Ganz besonders betroffen ward der Deutsche durch die Worte Mackos, welcher, das Zeichen des Kreuzes machend, ausrief: »Wer weiß, wem Ihr tatsächlich dient, wenn auch nicht alle, so doch etliche von Euch!« – hegte man doch sogar im Orden selbst den Verdacht, dass gewisse Komture mit dem Satan im Bunde seien. Keine Klage ward zwar gegen diese anhängig gemacht, wäre doch dadurch die Schande auf alle Kreuzritter gefallen, allein Arnold wußte genau, was sich die Brüder zuflüsterten, welches Gerede unter ihnen ging. Der schlicht denkende Deutsche beunruhigte sich mehr und mehr, denn schließlich ließ sich auch Macko rückhaltlos über das seltsame Gebaren Zygfryds aus, von dem ihm durch Sanderus berichtet worden war.

    »Und jener Zygfryd, mit welchem Du in den Krieg gezogen bist,« fragte der alte Kämpe, »ist er vielleicht ein Diener Gottes, dient er vielleicht unserm Herrn Jesus? Hast Du nie gehört, wie er mit bösen Geistern spricht, wie er mit ihnen flüstert und zähnefletschend mit ihnen lacht?«

    »Das ist wahr!« murmelte Arnold.

    Da mit einem Male rief Zbyszko, in dessen Herz Zorn und Kummer wieder die Oberhand gewannen, in heftigem Tone: »Und Du sprichst von ritterlicher Ehre! Schande über Dich, der Du einem Henker, einem Sohn der Hölle Hilfe geleistet hast! Schande über Dich, der Du ruhig mit ansahst, wie man ein schutzloses Weib, die Tochter eines Ritters, gefoltert hat! Schande über Dich, der Du die Bejammernswerte vielleicht selbst gemartert hast! Schmach und Schande über Dich!«

    Starr vor Staunen machte Arnold das Zeichen des Kreuzes und sagte: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Was soll dies heißen? Sprecht Ihr von jener Besessenen, in deren Kopf siebenundzwanzig Teufel nisten? Ich –«

    »Wehe! Wehe!« schrie jetzt Zbyszko mit heiserer Stimme auf, indem er abermals nach dem »Misericordia« griff und drohende Blicke auf Zygfryd warf, der ganz in der Nähe im Dunkeln lag.

    Mit eiserner Hand packte Macko seinen Bruderssohn, um diesen wieder zur Besinnung zu bringen. Dann wandte er sich zu Arnold mit den Worten: »Jenes junge Weib – es ist die Tochter Jurands, es ist das Ehegemahl dieses jungen Ritters. Jetzt wirst Du begreifen, weshalb wir Euch überfielen, weshalb Ihr unsere Gefangenen seid.«

    »Allbarmherziger Gott! Wie ist dies möglich? Der Geist jenes Weibes ist ja gestört.«

    »Weil sie die Kreuzritter raubten, wie man ein unschuldiges Lamm raubt, weil sie durch fortgesetzte Pein und Marter zu dem gemacht ward, was sie jetzt ist.«

    Als Zbyszko die Worte »unschuldiges Lamm« vernahm, preßte er von Schmerz überwältigt beide Fäuste au die Lippen, während ihm große Tränen unaufhaltsam über die Wangen rollten. In tiefes Sinnen versunken, saß Arnold am Feuer, der Böhme aber schilderte ihm in kurzen Worten die Verräterei Danvelds, die Entführung Danusias, die von Jurand erlittenen Folterqualen, den Kampf mit Rotgier. Als er geendigt hatte, herrschte langes Schweigen. Nichts war zu hören als ein zeitweises Rauschen im Walde und das Knistern der Funken im Feuer.

    Schließlich jedoch fuhr Arnold aus seinem Sinnen empor.

    »Ich schwöre, nicht nur auf meine ritterliche Ehre, sondern auch auf das Kreuz Christi, dass ich die Entführte kaum gesehen habe, dass ich nicht wußte, wer sie ist, und dass ich niemals die Hand dazu geliehen habe, wenn ihr ein Leid angetan ward.«

    »Schwöre, freiwillig mit uns zu ziehen, ohne einen Fluchtversuch zu unternehmen, dann will ich Dich von Deinen letzten Banden lösen lassen,« erklärte nun Macko.

    »Es sei, wie Du sagst; ich schwöre! Wohin willst Du mich bringen?«

    »Nach Masovien, zu Jurand aus Spychow.«

    So sprechend, schnitt Macko selbst die Stricke, mit denen Arnolds Füße gebunden waren, entzwei und deutete auf das Fleisch, auf die Rüben. Bald darauf erhob sich Zbyszko, um sich auf die Schwelle der Hütte niederzulegen. Die Ordensdienerin befand sich nicht mehr daselbst, war sie doch von dem Gefolge mit zu dessen Platz bei den Pferden geschleppt worden. Ein von Hlawa ausgebreitetes Fell diente dem jungen Ritter zum Lager, der indessen sehnsüchtig und ohne Schlaf zu finden, auf den anbrechenden Tag harrte, hoffte er doch, dass die Ruhe eine wohltätige Wirkung auf Danusia ausüben werde.

    Der Böhme kehrte unverweilt zu dem Feuer zurück, denn ihm lastete etwas auf der Seele, worüber er mit dem alten Ritter aus Bogdaniec sprechen wollte. Nachdenklich saß dieser noch immer auf der gleichen Stelle, ohne den schnarchenden Arnold zu beachten, welcher, durch tüchtige Nahrung gestärkt, nun so fest wie ein Stein schlief.

    »So seid Ihr noch immer wach, o Herr!« hub Hlawa an.

    »Der Schlaf flieht mich,« antwortete Macko. »Gott schenke uns morgen einen glücklichen Tag. Der große Bär steht am Himmel,« fuhr er fort, zu den Sternen aufschauend, »und ich sinne und sinne, wie sich alles wenden wird.«

    »Auch ich kann kein Auge schließen, denn die Herrin aus Zgorzelic kommt mir nicht aus den Gedanken.«

    »Hei, wahrlich, ein weiteres Ungemach. Doch, sie ist ja jetzt in Spychow.«

    »Gewiß ist sie in Spychow. Wir haben sie aus Zgorzelic hinweggeführt, ohne zu wissen, weshalb.«

    »Sie selbst bestand darauf, mit uns zu ziehen,« lautete die ungeduldige Antwort Mackos, der nur ungern über Jagienka sprach, weil er sich ihr gegenüber schuldbewußt fühlte.

    »Und wenn dem auch so ist, was soll jetzt geschehen?«

    »Hei, was geschehen soll? Ich bringe sie in ihre Heimat zurück, und dann möge Gottes Wille geschehen! ... Ja, Gottes Wille geschehe!« fügte er nach kurzer Pause hinzu. »Gott der Herr gebe, dass Danusia ihre Gesundheit wieder erlange, und dass wir uns, wie andre Leute auch, endlich klar darüber werden, was uns zu tun obliegt. Doch jetzt weiß dies der Teufel allein. Wie, wenn Danusia ihre Sinne nicht wieder erlangt – und wenn sie auch nicht stirbt? – Möge es der Herr Jesus zu dem einen oder zu dem andern wenden.«

    Doch der Knappe dachte in diesem Augenblick nur an Jagienka.

    »Seht Ihr, allergnädigster Herr,« warf er abermals ein, »als ich Spychow verließ, als ich Abschied von meiner Herrin nahm, da sprach diese also: ›Im Falle sich irgend etwas ereignen sollte, eilst Du rascher als Zbyszko, rascher als Macko hierher, denn (so sagte sie) irgend jemand müssen jene doch mit der Kunde senden, weshalb sollten sie daher Dich nicht damit betrauen? Du aber wirst mich dann nach Zgorzelic geleiten‹.«

    »Hei! Das ist richtig!« entgegnete Macko. »Unerträglich wäre es für Jagienka, in Spychow zu bleiben, wenn Danusia dort eintrifft. Besser, weit besser ist's für sie, wenn sie sofort nach Zgorzelic zurückkehrt. Tief schmerzt mich das Schicksal der Waise, schweres Leid trage ich um sie, läßt es sich aber gegen den Willen Gottes ankämpfen? Was ist zu tun? Doch höre ... Du sagst, sie habe Dir befohlen, ohne auf uns zu warten, so rasch wie möglich mit der Kunde zu ihr zurück zu eilen und sie nach Zgorzelic zu geleiten?«

    »Getreulich habe ich Euch berichtet, was sie mir zu tun befahl.«

    »Wohlan, mache Dich vor uns auf den Weg. Dem alten Jurand muss auch die Nachricht behutsam beigebracht werden, dass seine Tochter gefunden worden ist – eine plötzliche Freude könnte ihn töten. So wahr ich Gott liebe, das muss geschehen! Begieb Dich nach Spychow, verkünde, dass wir Danusia zurückbringen und bald mit ihr eintreffen werden. Dann aber geleite Jagienka in ihre Heimat.«

    Der alte Ritter seufzte tief auf. Ihm war es wehe ums Herz, doch nicht nur Jagienkas wegen, sondern auch seiner gescheiterten Pläne wegen. Allein schon nach wenigen Minuten begann er aufs neue: »Du bist ein kluger, tatkräftiger Bursche, das weiß ich, doch wirst Du im stande sein, die Waise gegen Überfälle, gegen Beschimpfung zu schützen? Gar leicht kann ihr auf der Fahrt allerlei zustoßen.«

    »Meinen Kopf setze ich dafür zum Pfande, dass ich dazu im stande bin. Wenn etliche tüchtige Kriegsleute mit mir ziehen –und der Gebieter von Spychow wird mir sicherlich eine Anzahl zur Verfügung stellen – kann ich meine Herrin, wenn nötig, ungefährdet bis ans Ende der Welt geleiten.«

    »Potz Wetter, überhebe Dich nicht in Deinem Selbstvertrauen. Vergiß auch nicht, dass Du allerorts, vornehmlich aber in Zgorzelic, ein wachsames Auge auf Wilk aus Brzozowa und auf Cztan aus Rogow haben musst. Traun, darüber zu reden, ist ja jetzt nicht mehr von nöten. Früher mussten wir das Mägdlein bewachen, solange man noch an etwas anderes denken konnte. Jetzt aber ist keine Hoffnung vorhanden, dass jemals etwas daraus werden wird.«

    »Trotzdem will ich die Herrin auch vor jenen beiden Rittern bewachen, denn das beklagenswerte Eheweib des Herrn Zbyszko atmet ja kaum noch. Das arme Wesen ist dem Tode nahe.«

    »So wahr ich Gott liebe, das hat seine Richtigkeit. Das unglückliche Geschöpf hat kaum noch Leben in sich – just wie eine Tote sieht es aus.«

    »Gottes Wille geschehe! Jetzt aber müssen wir vor allem an die Herrin von Zgorzelic denken.«

    »Ich hätte die Verpflichtung,« warf jetzt Macko ein, »die Waise in ihre Heimat zu geleiten. Allein ich weiß mir keinen Rat. Zbyszko darf ich aus mannigfachen Gründen nicht verlassen. Du selbst hast es mitangesehen, wie er zähneknirschend auf den alten Komtur losstürzen und ihn gleich einem wilden Eber erschlagen wollte. Und wenn es so weit kommt, wie Du behauptest, wenn Danusia auf der Fahrt ihren Atem aushaucht, dann freilich kann auch ich meinen Bruderssohn nicht von einer Gewalttat abhalten. Sicherlich wird er sich aber nicht im Zaume halten können, so ich jetzt von ihm gehe, und Schimpf und Schande wird er auf sich, auf unser ganzes Geschlecht für immer laden, was Gott verhüten möge, Amen!«

    »Traun, gegen dies alles gibt es ein einfaches Mittel,« antwortete der Böhme. »Liefert mir den grausamen Henkersknecht aus, aus meinen Händen wird er nicht entkommen, vor Herrn Jurands Füße will ich ihn in Spychow werfen.«

    »Gott schenke Dir Gesundheit! Hei, Du hast Verstand!« rief Macko hocherfreut. »Eine ganz einfache Sache! Eine ganz einfache Sache. Nimm Zygfryd mit Dir, und wenn Du ihn lebend nach Spychow bringst, verfahre mit ihm, wie es Dir gut dünkt.«

    »Überlaßt mir auch jene Hündin aus Szczytno! Wenn sie sich unterwegs nicht widerspenstig erweist, nehme ich sie auch mit nach Spychow, zeigt sie sich indessen widerspenstig, dann an irgend einen Ast mit ihr.«

    »Voraussichtlich wird Danusia ihre entsetzliche Angst verlieren und rascher wieder zu sich selbst kommen, wenn jene beiden ihr nicht mehr nahe sind. Doch wenn Du die Dienerin hinwegführst, was sollen wir ohne die Hilfe eines Weibes beginnen?«

    »Ihr werdet doch sicherlich auf Euerem Wege durch die Wälder auf Leute stoßen, oder Flüchtlinge mit ihren Weibern antreffen. Selbst wenn Ihr der ersten besten dieser Frauen die Pflege anvertraut, wird sie sich besser dazu eignen, als diese Schlange. Mittlerweile genügt es, wenn der junge Ritter für die Kranke sorgt.«

    »Heute sprichst Du noch verständiger als sonst. Auch das ist wahr. Danusia wird weit eher wieder ihre Sinne erlangen, wenn Zbyszko beständig um sie ist. Ein Vater, eine Mutter kann er für sie sein. Wir sind einig. Wann brichst Du auf?«

    »Vor Tagesanbruch. Jetzt aber will ich mich zur Ruhe legen. Mitternacht wird es wohl noch nicht sein.«

    »Der große Bär steht, wie ich sagte, schon am Himmel, allein das Dreieck ist noch nicht sichtbar.«

    »Gott sei gepriesen, dass endlich ein Entschluß gefaßt ist, denn gar peinlich ist mir die Lage gewesen.«

    So sprechend, legte sich Hlawa an das erlöschende Feuer, bedeckte sich mit einem zottigen Felle und schlief gleich darauf fest ein. Tiefe Dunkelheit herrschte noch, als er wieder erwachte, unter dem Felle hervorkroch, nach den Sternen blickte, sich tüchtig streckte und schließlich Macko weckte.

    »Es ist Zeit für mich zum Aufbruch,« sagte er.

    »Wohin denn, wohin denn?« fragte der alte Ritter noch halb im Schlafe, indem er die Augen mit den Fäusten rieb.

    »Nach Spychow.«

    »Bei meiner Treu, es ist ja wahr! Wer schnarcht denn so laut neben uns? Ein Toter könnte ja davon erwachen.«

    »Der Ritter Arnold. Ich will nur einige Zweige auf die glimmenden Kohlen werfen und mich dann zu den Mannen begeben.«

    Kaum hatte Hlawa sich indessen entfernt, so kehrte er raschen Schrittes wieder zurück, indem er schon von weitem so leise wie möglich rief: »Ich bringe Euch schlimme Kunde, o Herr – schlimme Kunde!«

    »Was ist geschehen?« fragte Macko aufspringend.

    »Die Ordensdienerin ist entflohen. Die

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