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Die Kreuzritter. Band II: Die Gefangene. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Die Kreuzritter. Band II: Die Gefangene. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Die Kreuzritter. Band II: Die Gefangene. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
eBook316 Seiten

Die Kreuzritter. Band II: Die Gefangene. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt

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Über dieses E-Book

Kampf, Raub, Vergewaltigung: »Die Kreuzritter« spielt im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert im wilden Osten Europas. Polnische und litauische Krieger befinden sich im Konflikt mit den Kreuzrittern des Deutschen Ordens, die ihre Machtansprüche immer mehr ausweiten. Die missionarische Predigt des Kreuzes dient ihnen als willkommener Vorwand, um ihre Raublust und Mordgier zu befriedigen. Die Auseinandersetzungen eskalieren. Der Hass und die Feindschaft zwischen den Lagern sind unüberbrückbar. In der Schlacht bei Grunwald soll sich schließlich alles entscheiden… Inmitten der Kriegswirren versucht ein junger polnischer Ritter, unterstützt von seinem Onkel, einem erfahrenen Recken, die Liebe seines Lebens aus den Händen der verhassten Kreuzritter zu befreien. Doch diese sind grausam und erbarmungslos.

Es ist eine große, heroische Geschichte von edlen, tugendhaften Rittern im Kampf gegen skrupellose und unehrenhafte Feinde – und nicht zuletzt eine Geschichte von Tapferkeit aus Liebe, dramatischen Schicksalsschlägen und folgenschweren Entscheidungen.

Henryk Sienkiewicz ist einer der großen Erzähler der Belletristik. Für sein »Quo Vadis« erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Mit »Die Kreuzritter« ist ihm ein weiteres monumentales Meisterwerk gelungen. Der Historische Roman umfasst über 1000 Seiten und liegt hier in einer überarbeiteten Neuauflage als Tetralogie vor.

Dieses ist der zweite von vier illustrierten Bänden. Der Umfang des zweiten Bandes entspricht ca. 260 Buchseiten.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum26. Mai 2020
ISBN9783961302581
Die Kreuzritter. Band II: Die Gefangene. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Autor

Henryk Sienkiewicz

Henryk Adam Aleksander Pius Sienkiewicz also known by the pseudonym Litwos, was a Polish writer, novelist, journalist and Nobel Prize laureate. He is best remembered for his historical novels, especially for his internationally known best-seller Quo Vadis (1896). Born into an impoverished Polish noble family in Russian-ruled Congress Poland, in the late 1860s he began publishing journalistic and literary pieces. In the late 1870s he traveled to the United States, sending back travel essays that won him popularity with Polish readers. In the 1880s he began serializing novels that further increased his popularity. He soon became one of the most popular Polish writers of the turn of the 19th and 20th centuries, and numerous translations gained him international renown, culminating in his receipt of the 1905 Nobel Prize in Literature for his "outstanding merits as an epic writer." Many of his novels remain in print. In Poland he is best known for his "Trilogy" of historical novels, With Fire and Sword, The Deluge, and Sir Michael, set in the 17th-century Polish-Lithuanian Commonwealth; internationally he is best known for Quo Vadis, set in Nero's Rome. The Trilogy and Quo Vadis have been filmed, the latter several times, with Hollywood's 1951 version receiving the most international recognition.

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    Buchvorschau

    Die Kreuzritter. Band II - Henryk Sienkiewicz

    DIE KREUZRITTER

    HISTORISCHER ROMAN

    IN VIER BÄNDEN

    BAND II

    DIE GEFANGENE

    Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.

    BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.

    Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:

    www.apebook.de

    1. Auflage 2020

    V 1.1

    eBook: ISBN 978-3-96130-258-1

    Print: ISBN 978-3-96130-259-8

    Übersetzung von E. und R. Ettlinger

    Illustrationen im Buch von F. Schwormstädt

    Umschlagbild unter Verwendung eines Ausschnitts aus dem Gemälde »Schlacht bei Grunwald« (1878) von Jan Matejko (1838-1893)

    Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART

    www.skriptart.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    © BRUNNAKR/apebook 2020

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    DIE KREUZRITTER

    TETRALOGIE

    BAND I: Das Todesurteil

    BAND II: Die Gefangene

    BAND III: Die Folter

    BAND IV: Die Schlacht

    INHALTSVERZEICHNIS

    DIE KREUZRITTER. Band II

    Frontispiz

    Impressum

    Karte

    BAND II

    I.

    II.

    III.

    IV.

    V.

    VI.

    VII.

    VIII.

    IX.

    X.

    XI.

    XII.

    XIII.

    XIV.

    XV.

    XVI.

    Eine kleine Bitte

    Direktlinks zu den einzelnen Bänden

    Gesamtüberblick DAS ÖSTLICHE KÖNIGREICH

    BRUNNAKR Edition

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    A p e B o o k C l a s s i c s

    N e w s l e t t e r

    F l a t r a t e

    F o l l o w

    A p e C l u b

    L i n k s

    Zu guter Letzt

    KARTE

    Besitzungen des Deutschen Ordens im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Schlacht bei Grunwald (1410)

    BAND II

    DIE GEFANGENE

    I.

    Einige Tage wartete Macko geduldig auf Nachricht aus Zgorzelic, vornehmlich darüber, ob der Abt sich wieder beruhigt habe, bis er schließlich dieser Ungewißheit überdrüssig ward und beschloß, sich zu Zych zu begeben. Alles, was geschehen war, war ohne seine Schuld geschehen, indessen wollte er wissen, ob Zych auch gegen ihn Groll hege, denn was den Abt anbelangte, so zweifelte er nicht daran, dass dessen Zorn von nun an schwer auf Zbyszko und auf ihm lasten werde. Gleichwohl wollte er alles tun, was in seiner Macht stand, um seinen Verwandten zu besänftigen und den gestörten Frieden wieder herzustellen. So überlegte er denn schon unterwegs, was er in Zgorzelic sagen wolle, um das Mißverständnis aufzuklären und die alten nachbarlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten. Doch seine Gedanken schweiften immer ab, und er war froh, als er anlangte und Jagienka allein traf.

    Sie empfing ihn ebenso freundschaftlich wie sonst, verneigte sich und küßte ihm die Hand, sah aber ein wenig traurig aus.

    »Ist Dein Vater zu Hause?« fragte er.

    »Er ist mit dem Abte auf die Jagd gegangen. Wann sie zurückkehren, weiß ich nicht.«

    So sprechend, führte sie ihn in die Stube, wo sie schweigend einige Zeit beisammen saßen. Dann nahm sie zuerst wieder das Wort: »Ihr langweilt Euch wohl, seitdem Ihr allein in Bogdaniec seid?«

    »Ja,« erwiderte Macko. »Und Du weißt also schon, dass Zbyszko wieder in die Ferne gezogen ist?«

    Jagienka seufzte leise.

    »Ich weiß es,« sagte sie. »Ich wußte es schon am nämlichen Tage, und ich glaubte, er werde bei uns eintreten, um noch ein Abschiedswort zu sagen, aber er ist nicht gekommen.«

    »Wie hätte er anders handeln können?« entgegnete Macko, »der Abt hätte ihn ja dann in Stücke zerrissen, und auch Dein Vater würde ihn nicht freundlich aufgenommen haben.«

    Sie aber schüttelte den Kopf und sagte: »O ich hätte es nicht zugelassen, dass er von jemand gekränkt worden wäre.«

    Obwohl nun Macko nicht weichherzig war, rührte ihn dies tief; er zog Jagienka zu sich heran und rief: »Gott sei mit Dir, Mädchen! Deine Kümmernisse sind auch die meinen, denn ich sage Dir nur das eine, dass weder der Abt noch Dein leiblicher Vater Dich mehr lieben kann, als ich Dich liebe. Wie gerne würde ich an der Wunde sterben, welche Du geheilt hast, wenn er Dich nähme und keine andere.«

    Für Jagienka aber war jener Augenblick gekommen, da man Kummer und Leid nicht länger in sich zu verschließen vermag, und sie antwortete: »Ich werde ihn niemals wiedersehen, und wenn ich ihn wiedersehe, wird er Jurands Tochter an seiner Seite haben, zuvor aber werde ich mir die Augen ausweinen.«

    Und sie verhüllte ihr Gesicht mit der Schürze, in ihren Augen standen helle Tränen.

    Aber Macko entgegnete: »Sei nur ruhig! Wohl ist er in die Ferne gezogen, weil er nicht anders konnte, doch Gott in seiner Gnade wird uns beistehen, so dass er nicht mit Jurands Tochter zurückkehrt.«

    »Weshalb sollte er ohne sie zurückkehren?« fragte Jagienka unter ihrer Schürze hervor.

    »Weil ihm Jurand die Tochter nicht geben will.«

    Nun zeigte Jagienka plötzlich ihr Gesicht wieder und sagte lebhaft: »Er erzählte es mir! Aber ist es auch wahr?«

    »So wahr wie Gott im Himmel ist!«

    »Und warum?«

    »Kein Mensch weiß es! Vielleicht ist er durch irgend etwas gebunden, vielleicht durch ein Gelübde, und dem ist nicht abzuhelfen. Zbyszko gefiel ihm, zumal er sich anheischig gemacht hatte, mit Jurand Rache an dessen Feinden zu nehmen, aber auch dies half nichts. Umsonst war auch die Brautwerbung der Fürstin Anna. Weder auf Bitten, noch auf Vorstellungen, noch auf Befehle wollte Jurand hören. Er sagte, er könne nicht anders. Nun, offenbar ist ein Grund vorhanden, dass er nicht anders kann, auch ist er ein starrsinniger Mensch, welcher das, was er einmal gesagt hat, aufrecht erhält. Also verliere Du nicht den Mut, Mädchen, und bleibe standhaft. Um seine Pflicht zu erfüllen, musste der Knabe in die Ferne ziehen, denn die Pfauenbüsche hat er jener andern in der Kirche eidlich versprochen. Sie hat ihn mit ihrem Schleier bedeckt, zum Zeichen, dass sie ihn zum Gatten nehmen wolle, sonst hätte sein Haupt fallen müssen – dafür ist er ihr Dank schuldig – das ist nicht zu leugnen. Wenn es Gottes Wille ist, wird sie nicht die Seine werden, aber tatsächlich hat sie ein Recht auf ihn. Zych ist ihm nun gram, der Abt wird sich gewiß auf furchtbare Art rächen und ich selbst bin unwillig über den Burschen, aber alles in allem genommen, was sollte er machen? Da er jenem Mädchen verpflichtet ist, musste er sich auf die Fahrt begeben. Er ist doch ein Edelmann. Und ich sage Dir nur dies: Wenn ihn die Deutschen nicht tüchtig durchhauen, so kommt er wieder zurück, wie er ausgezogen ist, und nicht allein zu mir, seinem alten Oheim, nicht nur nach Bogdaniec kehrt er zurück, sondern auch zu Dir, weil Du ihm lieb geworden bist.«

    »Ich ihm lieb geworden?« wiederholte Jagienka. Zugleich aber trat sie dicht zu Macko heran, und ihn mit dem Ellbogen anstoßend fragte sie: »Woher wißt Ihr das? Nun? Es ist gewiß nicht wahr!«

    »Woher ich es weiß?« antwortete Macko. »Ich sah ja, wie schwer es ihm ward, in die Ferne zu ziehen. Und es war so. Als beschlossen wurde, dass er ziehen solle, und ich ihn fragte: ›Ist es Dir nicht leid um Jagienkas willen‹? sprach er: ›Möge Gott ihr Gesundheit verleihen und alles Gute zu teil werden lassen!‹ Und dann begann er zu seufzen und zu ächzen wie der Blasebalg eines Schmiedes!«

    »Das ist gewiß nicht wahr!« sagte Jagienka ganz leise – »doch erzählt mir weiter.«

    »Es ist wahr, so gewiß ich Gott liebe! Da er Dich jetzt kennt, wird ihm die andere nicht mehr so gut gefallen, denn Du weißt ja selbst, dass auf der ganzen Welt kein so kraftstrotzendes, schönes Mädchen mehr zu finden ist wie Du. Fürchte nichts – durch den Willen Gottes fühlt er sich zu Dir hingezogen – vielleicht mehr als Du zu ihm.«

    »O wenn es doch so wäre!« rief Jagienka aus.

    Und sich plötzlich bewußt werdend, was ihren Lippen unwillkürlich entflohen war, bedeckte Sie ihr wie in Glut getauchtes Gesicht mit ihren Händen, Macko aber lächelte, strich seinen Schnurrbart und sagte: »Ei, dass ich doch jung wäre! Aber bleibe Du nur stark, denn ich sehe schon, wie es kommen wird. Er macht sich auf die Fahrt, um sich die Sporen am masovischen Hofe zu verdienen, da von dort die Grenze nicht weit ist und ein Zusammentreffen mit einem Kreuzritter leicht herbeigeführt werden kann. Wohl weiß ich, dass es auch unter den Deutschen tapfere Ritter gibt, daher wird er wohl nicht mit heiler Haut aus dem Kampfe hervorgehen, aber ich denke mir, dass mancher ihm gegenüber den Kürzeren zieht, weil der Schelm im Kampfe sehr gewandt ist. Du weißt ja, wie er sich mit Cztan aus Rogow und Wilk aus Brzozowa gerauft hat, obgleich man sagt, dass es tüchtige Burschen sind und so wild wie Bären. Die Pfauenbüsche wird er wohl bringen, aber Jurands Tochter wird er mir nicht zuführen, denn auch ich habe mit diesem gesprochen und weiß, wie die Sache sich verhält. Nun, und was wird dann geschehen? Dann kehrt er hierher zurück, denn wohin sollte er sich wenden?«

    »Ach, ob er wohl je zurückkehrt?«

    »Na, harrst Du nur aus, so wirst Du gut dabei fahren. Und erzähle Deinem Vater und dem Abte das, was ich Dir sage, damit ihr Zorn über Zbyszko etwas nachläßt.«

    »Aber was soll ich denn sagen? Das Väterchen ist eher betrübt als ärgerlich, aber in der Gegenwart des Abtes ist es gefährlich, auch nur von Zbyszko zu reden. Wie hat er mir und dem Vater zugesetzt, weil wir einen unserer Mannen zu Zbyszko geschickt haben.«

    »Einen Euerer Mannen habt Ihr zu ihm gesandt?«

    »Ja, wißt Ihr, bei uns lebt ein Böhme, welchen der Vater bei Boleslawicz gefangen nahm, ein guter und treuer Knecht. Hlawa wird er genannt. Väterchen überließ mir ihn zur Bedienung, weil er sagt, er sei ein Edelmann, und ich habe ihn jetzt passend ausgerüstet und zu Zbyszko gesandt, damit er ihm treu diene, ihn bei unglücklichen Zufällen beschütze, und damit er es verkünde, wenn geschehen würde, was Gott verhüten möge. Ich habe ihm auch eine Geldkatze mit auf den Weg gegeben, und er schwur mir bei seinem ewigen Heil, er werde Zbyszko bis zum Tode treu dienen.«

    »Mein liebes Mägdlein! Gott lohne Dir dafür! Und hatte Dein Vater nichts dagegen einzuwenden?«

    »Was hatte er nicht alles dagegen einzuwenden! Anfangs wollte er es nicht gestatten, aber als ich ihn kniefällig darum bat, ließ er mich gewähren. Mit dem Väterchen hat man niemals einen schweren Stand, doch als der Abt davon erfuhr, schimpfte und wetterte er, und wir verlebten einen trüben Tag. Erst am Abend erbarmte sich der Abt meiner Tränen, und er schenkte mir sogar einen Rosenkranz. Aber ich leide gern, wenn ich nur Zbyszko ein größeres Gefolge verschaffen kann.«

    »So wahr ich Gott liebe, ich weiß nicht, ob ich ihm mehr zugetan bin oder Dir, aber er wird ohnedies ein ansehnliches Gefolge mit sich führen – und Geld habe ich ihm auch gegeben, obgleich er es nicht zugeben wollte. Nun, Masovien liegt ja nicht hinter den Bergen.«

    Das Gespräch wurde durch Hundegebell, laute Rufe und Hörnerschall unterbrochen. Als sie dies hörte, sagte Jagienka: »Da kommt der Abt mit meinem Vater von der Jagd zurück. Gehen wir in die Vorhalle, denn es ist besser, wenn Euch der Abt zuerst von weitem als ganz unvermutet im Zimmer sieht.«

    So sprechend geleitete sie Macko in die Vorhalle, von der aus sie dann im Hofe einen Troß von Menschen, auch viele Pferde und Hunde erblickten und die auf der Jagd erlegten Elentiere und Wölfe auf dem Schnee liegen sahen. Der Abt, welcher Macko schon erschaut hatte, bevor er noch vom Pferde gestiegen war, faßte nach dem Jagdspieß an seiner Seite, aber nicht um Gebrauch von dieser Waffe zu machen, sondern um auf diese Weise unverhohlen seinem Haß gegen die Bewohner von Bogdaniec an den Tag zu legen. Doch Macko schwenkte seine Mütze, wie wenn er gar nichts wahrnehme, und Jagienka bemerkte in der Tat nichts, da sie voll Verwunderung ihre beiden Freier unter dem Gefolge gewahrte.

    »Cztan und Wilk!« rief sie aus. »Sie müssen mit dem Vater im Walde zusammengetroffen sein.«

    Bei ihrem Anblick war es Macko, als ob die alte Wunde von neuem schmerze. Der Gedanke schoß ihm plötzlich durch den Kopf, einer von ihnen könne Jagienka, und als ihre Morgengabe Moczydoly, sowie des Abtes Gut, Wälder und Geld erhalten. Kummer und Ärger überkamen ihn, zumal jetzt etwas Neues seine Aufmerksamkeit fesselte. Obwohl Wilks Vater erst vor kurzem von dem Abte zum Kampfe herausgefordert worden war, sprang der junge Kämpe jetzt herbei, um letzterem vom Pferde zu helfen und der Abt stützte sich mit sichtlichem Wohlgefallen auf Wilks Schulter.

    »Vielleicht hat sich der Abt mit dem alten Wilk dadurch ausgesöhnt, dass er dem Mädchen die Wälder und sein Gut als Brautschatz mitgibt,« dachte Macko.

    Aus diesen unangenehmen Gedanken riß ihn die Stimme Jagienkas, welche in demselben Augenblick sagte: »Die Wunden, welche Zbyszko ihnen schlug, sind jetzt wieder geheilt, aber wenn sie auch jeden Tag hierherkommen, für mich sind sie nicht vorhanden!«

    Macko blickte sie an – das Gesicht des jungen Mädchens war von Zorn gerötet, und ihre blauen Augen funkelten vor Unwillen, obschon ihr wohl bekannt war, dass Wilk und Cztan nur um ihretwillen jenen Angriff in der Schenke gemacht hatten und um ihretwillen verwundet worden waren.

    Doch Macko sagte: »Du wirst tun, was der Abt Dich heißt!«

    Und sie entgegnete: »Der Abt tut, was ich will.«

    »Lieber Gott,« dachte Macko, »und solch ein Mädchen wird von dem dummen Zbyszko verschmäht!«

    II.

    Der dumme Zbyszko hatte Bogdaniec in der Tat mit schwerem Herzen verlassen. Zuvörderst war ihm nicht wohl zu Mute ohne den Oheim, von dem er seit Jahren nicht getrennt gewesen und an den er so gewöhnt war, dass er jetzt gar nicht wußte, wie er sich auf seiner Kriegsfahrt ohne ihn behelfen solle. Dann ging ihm auch die Trennung von Jagienka nahe, denn obgleich er sich selbst sagte, dass er nun zu Danusia kommen werde, die er von ganzer Seele liebte, hatte er sich doch immer so glücklich bei Jagienka gefühlt, dass er jetzt erst empfand, welchen Frohsinn sie um sich her verbreitete, wie öde und leer ihm alles vorkam ohne sie. Er wunderte sich selbst über seinen Kummer, er fühlte sich sogar deshalb beunruhigt. Wenn er sich nach Jagienka gesehnt hatte, wie ein Bruder nach seiner Schwester, wäre es kein Unrecht gewesen. Er fühlte jedoch, dass ihn darnach verlangte, sie zu umfassen und auf das Pferd zu heben oder sie vom Sattel herabzunehmen, um sie durch den Bach zu tragen, dass ihn darnach verlangte, ihr das Wasser aus den Zöpfen zu winden, mit ihr durch die Wälder zu streifen, sie anzuschauen und mit ihr zu plaudern. Die Gewohnheit wirkte dabei so mächtig, und all diese Erlebnisse waren ihm eine solche Wonne gewesen, dass er sich jetzt vollständig in der Erinnerung verlor. Auch vergaß er ganz, dass er sich auf dem Weg nach Masovien befand, dagegen stand ihm fortwährend der Moment vor Augen. da Jagienka ihm im Walde zu Hilfe gekommen war, als er mit dem Bären gerungen hatte. Ihn dünkte, dies sei erst gestern gewesen, und erst gestern sei es gewesen, dass sie zur Biberjagd an den Ostapange-See gingen, damals hatte er ja nicht bemerkt, wie sie sich des Bibers wegen mutwillig in Gefahr begab, jetzt aber dünkte ihn, dass er sie vor sich sehe – und wieder überkam ihn ein Zittern, gerade wie vor einigen Wochen, als Jagienkas Gewand im Winde flatterte. Dann gedachte er auch des Tages, da sie sich prächtig gekleidet zur Kirche nach Krzesnia begeben hatte, er erinnerte sich, wie er sich gewundert hatte, dass solch ein Mädchen, das ihm anfangs so einfach erschienen war, jetzt gleich einem Hoffräulein aus vornehmem Geschlechte daherritt. All dies bewirkte, dass ein eigentümlicher Schwindel ihn erfaßte, dass ein seliges Wonnegefühl, Trauer und Verlangen sein Herz erfüllten, und während er noch darüber nachsann, dass sie vollständig in seiner Gewalt gewesen war, während er darüber nachsann, wie sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, wie sie ihm in die Augen geblickt hatte, und wie sie ihm vollständig zu eigen gewesen war, konnte er kaum auf dem Pferde bleiben. »Wenn ich sie jetzt irgendwo träfe und wenigstens Abschied nehmen und sie mit meinen Armen umfassen könnte, würde mir leichter ums Herz werden,« sagte er sich, aber alsbald empfand er auch, dass er sich täusche, denn schon bei dem Gedanken an einen derartigen Abschied lief es wie Feuer durch seine Adern, obwohl die Nacht kalt war.

    Schließlich erschrak er über seine eigenen verwegenen Gedanken, und er suchte sie von sich abzuschütteln, wie man Schneeflocken vom Mantel schüttelt. »Zu Danusia begebe ich mich ja, zu meiner geliebten Herrin!« sagte er sich.

    Und zugleich erkannte er, dass dies eine andere Liebe war, eine ruhigere Liebe, die weniger sein ganzes Sein und Wesen durchdrang. Allmählich, je mehr seine Füße in den Steigbügeln erstarrten und der rauhe Wind ihm das Blut kühlte, wendeten sich seine Gedanken Danusia zu, ihr – ja ihr war er in der Tat Dank schuldig. Wäre sie nicht gewesen, so hätte ja sein Haupt auf dem Markte zu Krakau fallen müssen, da sie in Gegenwart der Ritter und Bürger ausrief: »Mein bist Du!« entriß sie ihn den Händen des Henkers, und seitdem gehörte er ihr an, wie der Sklave seinem Herrn. Nicht er hatte sie erwählt, sondern sie hatte ihn erkoren, daran konnte selbst Jurand nichts ändern. Sie allein hätte ihn verabschieden können, wie die Herrin den Diener verabschieden kann, gleichwohl hätte er sie aber auch dann nicht verlassen, weil ihn sein eigenes Gelübde band. Auch wußte er, sie werde ihn nicht von sich scheuchen, sondern eher den masovischen Hof verlassen und ihm folgen bis ans Ende der Welt. Und während er darüber nachsann, verherrlichte er sie unwillkürlich in seinem Innern, Jagienkas Bild hingegen ward in den Hintergrund gedrängt, als ob es ausschließlich ihre Schuld gewesen wäre, dass ihn zuweilen ein süßes Verlangen nach ihr überkam, und dass sein Herz sich im Zwiespalt befand. Dass Jagienka den alten Macko geheilt hatte, dass ohne ihr Dazwischenkommen der Bär ihm selbst in jener Nacht vielleicht die Haut vom Leibe gerissen hätte, kam ihm jetzt gar nicht in den Sinn. Absichtlich redete er sich in einen gewissen Zorn gegen Jagienka hinein, weil er meinte, dass er sich auf diese Weise Danusia gegenüber verdient mache, und weil er sich in seinen eigenen Augen rechtfertigen wollte.

    Ein Reitersmann, der ein zweites, reichbeladenes Pferd am Zügel führte, weckte ihn aus seinen Gedanken. Es war der Böhme Hlawa.

    »Gelobt sei Jesus Christus!« sagte er, sich tief verneigend.

    Zwar hatte ihn Zbyszko schon in Zgorzelic gesehen, doch er erkannte ihn jetzt

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