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Der Untergang der Azteken. Band I: Die weißen Götter
Der Untergang der Azteken. Band I: Die weißen Götter
Der Untergang der Azteken. Band I: Die weißen Götter
eBook237 Seiten2 Stunden

Der Untergang der Azteken. Band I: Die weißen Götter

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Über dieses E-Book

Dies ist die Geschichte des Hernando Cortés und seiner Eroberung Mexicos im frühen 16. Jahrhundert. Und es ist die Geschichte des Untergangs einer der großen Kulturen der Weltgeschichte: das Reich der Azteken. Dem kleinen spanischen Heer von knapp 1.000 Soldaten des berühmten Entdeckers Cortés gelingt es, ein hochgerüstetes, kriegerisches Volk mit 100.000 Kämpfern zu unterwerfen.

Erleben Sie die Ankunft der Konquistadoren auf dem südamerikanischen Kontinent und das Aufeinanderprallen zweier absolut unterschiedlicher Zivilisationen. Betreten Sie das Hochland von Anahuac und tauchen Sie ein in eine fremde Welt, in der sich die spanischen Eroberer und die mächtigen Azteken gegenüberstehen, ohne jedes Verständnis füreinander. Während die Konquistadoren ihr Vorgehen strategisch planen und mit skrupelloser Kaltblütigkeit ausführen, sind die Azteken in ihrem Handeln gehemmt, lassen ihre Wahrsager Eingeweide befragen und ihre Priester Menschenopfer bringen, weil sie in dem Glauben verfangen sind, bei den Ankömmlingen aus der anderen Welt könne es sich um weiße Götter handeln. Nur allmählich lassen sie Zweifel an diesem Glauben zu, denn die Taten der weißen Menschen sprechen eine andere Sprache. Die Azteken entschließen sich letztlich zum Widerstand. Doch Cortés will die Goldschätze der Azteken nicht verloren geben und holt zum entscheidenden Schlag aus. Er zieht mit seinen Soldaten gen Tenochtitlan, der gewaltigen Hauptstadt des Aztekenreiches.

Stucken lässt das aztekische Reich aus den Jahren 1519-1521 wiederauferstehen und gibt den Leserinnen und Lesern ein überwältigendes Bild einer großartigen, aber grausamen Kultur. Er zeigt auf eindringliche Weise die menschenverachtenden Rituale dieses indigenen Volkes und tritt so dem Bild des vermeintlich »edlen Wilden« entgegen. Aber auch die spanischen Eroberer erscheinen nicht im heldenhaften Licht. Wegen ihrer Habgier und ihrem religiösen Fanatismus, der nichts Andersartiges gelten lassen kann, bringen sie der fremden, aber hochentwickelten Kultur auf schreckliche Weise den Untergang. – Wer die ungeschönte Darstellung ertragen kann, wird mit einem historischen Abenteuer in einer fremden Welt belohnt, das seinesgleichen sucht.

Auf insgesamt knapp 1800 Seiten entfaltet sich ein detailreiches und farbenprächtiges Bild des Aztekenreiches und seines Untergangs im frühen 16. Jahrhundert.

Dieses ist der erste von sechs Bänden des monumentalen Werkes. Der Umfang des ersten Bandes entspricht ca. 200 Buchseiten.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum24. Apr. 2020
ISBN9783961302383
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    Buchvorschau

    Der Untergang der Azteken. Band I - E. Stucken

    Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.

    BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.

    Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:

    www.apebook.de

    1. Auflage 2020

    V 1.0

    eBook: ISBN 978-3-96130-238-3

    Print: ISBN 978-3-96130-239-0

    Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART

    www.skriptart.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    © BRUNNAKR/apebook 2020

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    DER UNTERGANG

    DER AZTEKEN

    Band I: DIE WEISSEN GÖTTER

    Band II: MEXICO

    Band III: LAND DES GOLDES

    Band IV: MONTEZUMA

    Band V: SENGENDE SONNE

    Band VI: KAMPF UM TENOCHTITLAN

    LAGE VON TENOCHTITLAN

    KARTE VON TENOCHTITLAN

    INHALTSVERZEICHNIS

    DER UNTERGANG DER AZTEKEN. Band I: Die weißen Götter

    Frontispiz

    Impressum

    Karte

    Erstes Buch

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    Zweites Buch

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    IX

    Eine kleine Bitte

    Alle Bände im Überblick

    BRUNNAKR Edition

    Buchtipps für Dich

    A p e B o o k C l a s s i c s

    N e w s l e t t e r

    F l a t r a t e

    F o l l o w

    A p e C l u b

    L i n k s

    Zu guter Letzt

    ERSTES BUCH

    I

    Die Menschheit ist gefangen auf der Erde –: der blaue Äther ist ihre Kerkermauer.

    Gefesselt an die Erde, gebunden ist die Menschheit. Ihre Gedanken sind die Gedanken der Erde, sie ist die Trägerin der Gedanken der Erde. Und sie trägt sich mit ihnen, als wären es Girlanden, als wären es keine lastenden Sklavenketten.

    Oh, wenn wir die Ketten brechen könnten, das Gefängnis verlassen könnten! Jenseits der Kerkermauer – dem kristallenen Äther, der gewölbten Schädeldecke – sind andere Welten.

    In Sternennächten lugen wir durch das Gitterfenster, ahnen und ersehnen. Und wohl spüren wir dann unsere grausige Kerkereinsamkeit, – ein Schiffbrüchiger auf kahler Klippe im Ozean ist nicht einsamer.

    Seit uralters war es ein Menschheitstraum –: hinausfliegen ins All, den Fuß setzen auf einen anderen Planeten! Irdische Farben, Düfte, Klänge und Worte hinüberretten in die grenzenlose Welt! Außermenschliches schauen, miterleiden, miterleben! ... Überirdisch würde uns das Furchtbare dort sein, überirdisch auch das Schöne. (Unsere Blutsverwandten dort – sind sie vielleicht Schmetterlinge von betäubendem Schimmerglanz? onyxäugige Sphinxe vielleicht mit Luchsleibern und Mädchenantlitzen? buntschillernd gefiederte Harpyien vielleicht? oder sind sie übergroße, denkende, redende Blumen, ein zauberschönes, grausames Blumenvolk?) ...

    Einst war die eine Erdenhälfte der anderen fremd wie ein ferner Stern. Da setzte Columbus den Fuß auf eine Neue Welt.

    Doch er wußte es nicht. Stolz glaubte er, den Ostrand der Alten Welt erreicht zu haben.

    Er sah keine buntgefiederten Harpyien-Menschen, kein schönes grausames Blumenvolk. Denn nur den Außenbezirk des seltsamen Erdreiches berührten seine Karavellen. Von der Inkaherrlichkeit und von den Pyramiden Mexicos kam ihm keine Kunde.

    Auch nicht seinen Nachfolgern in der Statthalterschaft der Antillen. Ein Jahrzehnt lang hatten Vizekönige vollauf zu tun, die Insel Haiti zu pazifizieren – so nannte man die Ausrottung der armen Karaiben – und die zu vielen mißlebenden Abenteurer und Kolonisten vor Hunger zu bewahren. Entdeckungsfahrten aber und Freibeuterzüge nach dem Festland – im Norden und im Süden des Isthmus von Panama – scheiterten kläglich.

    Doch nahe genug lagen die Wunderstätten, so daß ihr Glanz herüberglitzerte über die steilen Anden und Kordilleren und den Beutesuchern zum Bewußtsein kam. Sagenhaft erst und gleichsam symbolisch kündigte sich ein Goldland an. Gen Sonnenuntergang, hieß es, in einem See, in dessen felsiges Ufer Treppenstufen gemeißelt seien, bade allabendlich ein vergoldeter König. Jeden Morgen aber werde der nackte Mann mit Harz beschmiert und über und über mit Goldstaub und kleinen Goldplättchen bedeckt, so daß er für Tagesfrist wieder zum vergoldeten König – el Dorado – werde.

    Unausrottbar setzte sich das Phantom des nackten vergoldeten Mannes fest in die Herzen aller Konquistadoren, schwebte ihnen vorauf, führte sie in Abgründe oder über Abgründe hinweg ...

    Ein zweites Jahrzehnt ging dahin. Franziskaner- und Dominikanermönche stritten, ob die Indianer Menschen oder Sklaven seien. Bald gab es keine Indianer mehr auf Haiti.

    Der letzte Statthalter Haitis pazifizierte daher Kuba, siedelte nach Kuba über. Nicht viele Indianer überlebten die Befriedung der Insel, und sie siechten in den Silberbergwerken dahin.

    Die Silberbergwerke fraßen zu viele Indianer.

    Sklavenraubzüge an den Küstenstrichen des Festlandes mußten Ersatz schaffen. Der Statthalter sandte drei Schiffe aus. Yucatan wurde entdeckt; doch mehr als die Hälfte der Schiffsbesatzung ging zugrunde, und die Ausbeute waren zwei armselige Sklaven.

    Mehr Erfolg hatte ein späterer Raubzug. Sklaven zwar wurden nicht heimgebracht, dafür einiges Gold und die erste Nachricht von Mexico.

    Freilich kaum mehr als der Name Mexico-Tenochtitlan war, aus unverständlichen Reden der Küstenbewohner, den Weißen ans Ohr geklungen. Hätten sie in Erfahrung gebracht, daß die Stadt, befestigt inmitten eines Schilfsees, im Hochtal Anahuac siebentausendvierhundert Fuß über dem Meeresspiegel lag und daß das Hochtal, durch viele himmelnahe Kordillerenketten eingemauert, zwanzig Tagereisen von der Küste entfernt war – das Entzücken der beutegierigen Abenteurer, die Begeisterung für das zauberhafte Mexico wäre im Keime erstickt, und manche, die bald darauf Cortes auf seinem waghalsigen Freibeuterzuge folgten, hätten es für ratsamer gehalten, dem Phantom des nackten vergoldeten Mannes nicht nachzujagen.

    So aber hatte man einen Namen erhascht und berauschte sich an seinem Wunderklang. Die Ahnungslosigkeit macht sieghaft. Ein Vierteljahrhundert nach des großen Admirals Entdeckung betraten Bewohner dieses alten Sternes ein Land, das sie fremdartig anmuten mußte wie ein anderer Stern im Weltenmeer.

    Und auch uns mutet es so an, wenn wir das dahingeschwundene Reich betreten, durch seine zerstörten Tempel, durch seine versunkenen Paläste und Schloßgärten wandeln. Särge toter Völker sind die alten Chroniken – sie bergen Moder, Juwelen und tiefe Traurigkeiten.

    Die gigantische Gestalt des Columbus hatte, über kleine Antilleninseln hinweg, auf den Horizont strahlender Kulturländer nördlich vom Isthmus, einen beängstigenden Schatten geworfen.

    Von Volk zu Volk war es geraunt worden. Bis in die vulkanumgrenzte Hochebene Anahuac war die dunkle Kunde von der Ankunft bleicher Männer gedrungen. Und aus östlichen Küstenstrichen brachten reisende Mexikaner die Nachricht heim, daß als Trophäe an einem Altare dort die weiße Menschenhaut eines Schiffbrüchigen hing ...

    Seit einem Vierteljahrhundert senkte sich der Schatten des weißen Mannes auf alle Freuden. In jedem Naturgeschehnis glaubten die Verängstigten ein Wahrzeichen des nahenden Weltumschwungs zu sehn. Zweifelhaft schien nur noch, ob Sintflutgewässer die Bergspitzen bedecken, ob die Erde in Flammen aufgehn, ob ein Orkan Paläste und Hütten gleich Blättern fortfegen werde.

    Es fehlte an Zeichen nicht und nicht an Zeichendeutern. War doch der See, aus dem die Lagunenstadt Mexico-Tenochtitlan sich erhob, jüngst siedend emporgeschäumt in brandenden Wogen. War doch das seltene Jubelfest Unsere-Jahre-umgürten-sich, bei welchem nach zweiundfünfzigjähriger Frist alles Feuer des Landes gelöscht und im Heiligtum des benachbarten Iztapalapan neu entzündet wurde – war es doch zum Trauerfest geworden durch den unerklärlichen Brand in den Türmen des großen Tempels. Hatte doch eine Luftspiegelung im Dunste der untergehenden Sonne gepanzerte, kämpfende Männer dem staunenden Volke gezeigt. Und hatten doch nächtliche Wanderer eine Stimme vernommen, schmerzlich wehklagend in den Lüften: »Weh, meine Töchter I Weh, meine Söhne! Die Stunde des Verderbens naht I«

    Am Nachthimmel aber schritt ein Komet seine Bahn in blauem Geloder.

    Da geschah im alten Schloß von Tlatelolco ein Wunder, das auch den Sorglosen die Brust beengen mußte.

    Tlatelolco, einst Schwesterstadt und Rivalin, war jetzt Mexico einverleibt und bildete, eine dreieckige, von Kanälen durchaderte Insel ausfüllend, den nördlichen Stadtteil der Lagunenstadt.

    Als in grauer Vorzeit die sieben Stämme der Azteken ihre Urheimat, das Reiherland, verlassen hatten, fanden sie unter einem geknickten Baum zwei Kästchen, die sie öffneten, in dem einen lag ein Smaragd, und alsbald begannen sechs Stämme Streit um ihn, – in dem anderen aber lagen Stäbe zum Feuerreiben, und nur der Stamm der Tenuchcas legte Wert auf deren Besitz. Entzweit, in zwei Haufen geteilt, setzten sie ihre Wanderung fort, durchzogen Culhuacan, Xalisco, Michuacan, kamen nach Tula, Tlacopan und Chapultepec, und bedrängt von mächtigen Nachbarn, suchten sie Schutz auf zwei Inseln inmitten eines Schilfsees, die sie besiedelten: die Besitzer der Feuerstäbe wurden die Gründer Mexico-Tenochtitlans, die Erbauer Tlatelolcos aber besaßen den Smaragd und nannten sich die Adligen.

    Jahrhundertelang hielt gemeinsam ertragene Not den aufzüngelnden Bruderhaß nieder. Als aber der kühne Bastard Obsidian-Schlange, der vierte König Mexicos, die Macht des Tyrannen Schambinde gebrochen, das Tepanekische Kaiserreich zerstört und mit den an der Lagune gelegenen Städten Tezcuco und Tlacopan den unüberwindlichen Drei-Städte-Bund geschlossen hatte, sahen sich die Könige von Tlatelolco zu Vasallen erniedrigt. Sie leisteten Kriegsgefolgschaft, planten jedoch im Herzen den Tod des Herrn der Welt. Obsidian-Schlange und sein Nachfolger Montezuma I., der Himmelspfeil, entgingen nur durch Zufall ihren Anschlägen. Unter dem Enkel der Obsidian-Schlange, dem grausamen König Wassergesicht, kam es zu blutiger Abrechnung. Wassergesicht hatte seine Schwester dem letzten Könige von Tlatelolco, dem Dornenreichen Baum, zum Weibe gegeben. Dennoch schmiedete der Dornenreiche Baum Ränke mit Mexicos Erbfeinden, den Staaten Chalco, Huexotzinco und Matlatzinco. Die Königin, der dies nicht verborgen blieb, wollte an seinem Verrat nicht teilhaben und flüchtete mit ihren vier Kindern zu Wassergesicht.

    Nun war das Los geworfen, und Wahnsinn ergriff die Stadt Tlatelolco. Frauen und Mädchen eilten nachts nach Mexico und durchliefen wie tollwütige Wölfinnen die Straßen, Wutschreie und Drohrufe ausstoßend. Der Schwarzbraune, ein Priester des Huitzilopochtli, wusch den Altar des Kriegsgottes und gab das mit Menschenblut gemischte Wasser dem König und dem Volk zu trinken, um sie zu entflammen. Bei Sonnenuntergang verkündete das Gedröhn der Schildkrötenpanzer-Trommel das Nahen der mexikanischen Standarten. Die Schlacht auf dem großen Marktplatze war bald entschieden. Der Dornenreiche Baum, der auf die oberste Terrasse des von ihm erbauten Tempels der Erdgöttin – der Frau mit dem Schlangen-Unterrock – hinaufgeflohen war, wurde ergriffen, nach Mexico geschleppt und in einen Holzkäfig gesperrt. Wassergesicht aber ließ in seinem Palaste ein glänzendes Festmahl rüsten, zu welchem er alle Großen des Reiches und den Adel Tenochtitlans einlud. Und während mit ihm seine Gäste von goldenen Schüsseln weiße Mais-Würmer aßen und aus goldenen Bechern kostbaren Honigwein und Kakaoblumenwein tranken, ließ er den Dornenreichen Baum hereinführen, gräßlich foltern und dem Kriegsgott schlachten – vor den Augen der Schwelgenden, um die Festfreude zu erhöhen und den Genuß der Speisen und Kräutertränke auf abgefeimte Art zu würzen.

    So endete der letzte König von Tlatelolco.

    Im verwaisten Königsschlosse residierten seitdem Statthalter. Als dann – nach einem Menschenalter – Montezuma der Jüngere als neunter König über Mexico-Tenochtitlan herrschte, verlieh er das Schloß und die Statthalterschaft seinem Schwager, dem Steinigen Feld. Wenige Jahre darauf starb das Steinige Feld. Seine junge Witwe aber, Papan, des Montezuma Schwester, blieb im alten Schlosse von Tlatelolco wohnen, und betreut von einigen Palastdamen und einem alten Haushofmeister, mit Namen die Stechende Ameise, brachte sie ihre Tage in den verödeten Prunksälen und unter Fächerpalmen des am Schilfsee gelegenen Gartens hin.

    Sie war ungewöhnlich schön und von weicher Gemütsart. Von Kind an hatte sie den Trieb, Balsam zu träufeln in Wunden, die Mexicos Größe und Glanz geschlagen. Doch es waren zu viel der Wunden, und sie war allein.

    Die jahrhundertelang getriebene Inzucht der chichimekischen Fürsten hatte einen Spätling am alten Stamm, eine fast krankhaft verfeinerte Blüte hervorgebracht. Unterrichtet von den besten Lehrern, berühmten Philosophen, Rhetoren und Künstlern der jüngst errichteten Akademien in Tenochtitlan und Tezcuco, hatte Papan ihre Begabung für Musik und Poesie bis zur höchsten Vollendung entwickelt. Ihre Reden wurden bewundert in diesem Lande der feinhörigen Redner, ihre sinnschweren Verse trugen ihr den Ruhm einer Dichterin ein. Doch ihr Herz blieb unbefriedigt. Ihr selbst erst unbewußt, hatte sich ein heimlicher Haß in sie eingeschlichen gegen die eigene überfeinerte, berückende Kultur, die aus Sklavenhekatomben emporgewachsen war wie ein leuchtender Scharlachpilz aus Morästen. Zu teuer erkauft mit Blut und Tränen erschien ihr das Kolibrifeder-Mosaik ihres Stirndiadems und der Wohllaut ihrer kleinen Flöte aus geschliffenem Kristall.

    Der Tod des Steinigen Feldes hatte sie zutiefst erschüttert, so daß sie, Freuden und Festen entsagend, in ihrem einsamen Palaste das Leben einer Heiligen zu leben begann. Damals hatte ihr Oheim, der Herr des Fastens, König von Tezcuco und Mitregent Montezumas, ein Hospital für Blinde erbaut. Zur feierlichen Entzündung des Herdfeuers war auch Papan erschienen, und seither wurde es ihr eine liebe Beschäftigung, die Blinden zu besuchen und zu trösten. Fast täglich ließ sie sich an die östliche Küste der Lagune hinüberrudern. Doch nicht nur die Blinden lockten sie nach Tezcuco. Das Hospital unterstand einem Kloster, welches Quaquiles bewohnten, fanatische Asketen und Anhänger des Heilbringers Quetzalcoatl, und diese hatten es unternommen, die mexikanische Prinzessin in die Mysterien ihrer Geheimlehre einzuweihen. Nicht ohne Hintergedanken taten sie es. Denn Mexico diente fast nur noch den blutdürstenden Göttern Tezcatlipoca und Huitzilopochtli, und im großen Tempel des Kriegsgottes war bereits ein Gefängnis für andere Götter errichtet. Die Mönche des Quetzalcoatl hatten das Ziel, die Menschenopfer abzuschaffen. Und Tezcucos König der Herr des Fastens unterstützte diese Bestrebungen.

    II

    Wundersam schwermütig klangen die heiligen Lieder, die von Quetzalcoatl, der Grüngefiederten Schlange, erzählten. Als noch das verschollene Volk der Tolteken das Hochtal Anahuac bewohnte, war er unter ihnen erschienen, geboren von der jungfräulichen Mutter, dem Mädchen von Tula, welche geschwängert worden war durch einen grünen Edelstein,

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