Erkenntnis: Zwölf Predigten aus dem Havelberger Dom
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Buchvorschau
Erkenntnis - Evangelische Verlagsanstalt
Die Publikation wird gefördert von
Frank Städler (Hrsg.)
Erkenntnis
Zwölf Predigten aus dem
Havelberger Dom
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2016 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Gestaltung: Formenorm · Friederike Arndt, Thomas Puschmann · Leipzig
E-Book-Herstellung:
Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-374-04654-6
www.eva-leipzig.de
Vorwort
Liebe Leser,
anlässlich der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion, die unter dem Motto »Von Dom zu Dom« stand (von Brandenburg nach Havelberg), veranstaltete die evangelische Kirchengemeinde Havelberg eine Predigtreihe. Das Schlagwort »Erkenntnis«, das die Idee des Buga-Zweckverbandes war, der die fünf Standorte mit je einem Wort zur Geschichte und Gegenwart verbinden wollte, sollte nun mit aktueller Predigt gefüllt werden. Der biblische Bezug lag ja auf der Hand. Bischöfe, Pater, Superintendenten und Minister wurden eingeladen, suchten einen Text aus dem Alten bzw. Neuen Testament und kamen in die 1170 geweihte Bischofskirche nach Havelberg und predigten. Für mich und für unsere kleine Kirchengemeinde war dies eine sehr bereichernde Erfahrung, so viele bekannte Persönlichkeiten zu einem Thema predigen zu hören, miteinander Gottesdienst zu feiern und anschließend ins Gespräch zu kommen.
Es gibt viele Predigtbücher in Vergangenheit und Gegenwart, die dem Bedürfnis nachkommen, lesen zu können, was gehört wurde. Dabei kenne ich mehrheitlich solche Bücher, die von einem Prediger stammen und Texte des Kirchenjahres auslegen. Im Folgenden lesen Sie – verehrte Leser und Leserinnen – das gesprochene Predigtwort aus Havelberg, das ich in Gedanken mit der jeweiligen Person verbinden darf.
Ich danke allen Predigern dieser Reihe für die Überlassung ihrer Predigt zur Veröffentlichung und wünsche allen Lesern stärkende, erhellende Momente.
Ihr Frank Städler
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Markus Dröge
Die Erkenntnis der Liebe Gottes soll uns leiten
Predigt zu Röm 8,18–23
Heilgard Asmus
Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten
Predigt zum 2Kor 4,6
Wolfgang Huber
… der morgige Tag wird für das Seine sorgen
Predigt zu Mt 6,28–34
Maria Jepsen
Gott gibt seine Schöpfung nicht auf
Predigt zu Lk 15,1–3.11b–32
Sigurd Rink
Drei Schritte zur Versöhnung
Predigt zu Gen 32
Gerhard Ulrich
Da gedachte Gott an Noah …
Predigt zu Gen 8,1–12
Andreas Struck
Im Hause unseres Vaters
Predigt zu Ps 122 und Joh 2,13–16
Ilse Junkermann
Mensch sein im Frieden mit der Schöpfung
Predigt zu Gen 2,4b–10.15–17
Margot Käßmann
Taufe ist Gottvertrauen
Predigt zu Joh 3,1–16
Daniel Feldmann
Denn unser Wissen ist Stückwerk
Predigt zu 1Kor 13,1–12
Frank Städler
Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat
Predigt zu Lk 12,15–21
Stephan Dorgerloh
Ein Stück heile Welt
Predigt zu Gen 2,8
Verzeichnis der Predigerinnen und Prediger
Fußnoten
Markus Dröge
Die Erkenntnis der Liebe Gottes soll uns leiten
Predigt zu Röm 8,18-23
17. Mai 2015
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
I.
Auf der Bundesgartenschau – hier in Havelberg und an den anderen Standorten – erstrahlt etwas von der wunderbaren, oft geheimnisvollen Schöpfung. Auf einer solchen Gartenschau zeigt sich etwas von der Erkenntnis, dass der Mensch eingebettet ist in die Natur, in das Werden und Vergehen, das Wachsen und Verwelken des Lebens. Wir erkennen, dass der Mensch selbst Teil eines größeren Ganzen ist – etwas, das er nie ganz durchblickt, sondern dem er staunend gegenübersteht. Gegenüber – und doch auch als ein Teil des Ganzen.
»Wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.« So drückt die Bibel dieses Staunen aus, voll des Lobes und der Freude über Gottes Schöpfung. In der Schönheit und der Ordnung der Welt kann der Mensch etwas von der Güte Gottes erahnen.
II.
Die Frühlingszeit und insbesondere der Monat Mai haben dabei viele Liederdichter und Prediger gereizt, das Lob des Werdens und Wachsens herauszustellen und Gottes Glanz zu verkündigen.
Einer von ihnen war Martin Behm, Pfarrer zu Lauban in der Oberlausitz. Im Jahr 1580 hat er einen Predigtband herausgegeben, in dem er zu jedem Monat des Jahres eine Predigt veröffentlicht hat. Der Untertitel des Buches lautet: »Das ist des Jahres und der zwölf Monaten natürliche und geistliche Erklärung.«
In der Predigt über den Monat Mai heißt es:
»Der Mai ist eine solche liebliche schöne Zeit, dergleichen man das Jahr über nicht hat, dass alles im besten grünen Wachsen, Flor und Blüte stehet. […] da siehet man, wie alles grünet, dadurch die Augen erfrischet werden; da riecht man die allerlieblichsten Blümlein und Kräuterlein; da schmecket man die lieblichen ersten Sommerfrüchte; da höret man das sanfte Maienwindlein und mit den Händen greift man, was künftig zu erwarten ist.«
Der Prediger Martin Behm verbindet in überschwänglicher Freude und mit staunendem Blick den Monat Mai mit dem Wachstum und der Frische des Neuanfangs. Er schaut dabei genau hin. Die Predigt ist fast eine Art Pflanzenkunde, allerdings in geistlicher Gestalt.
So predigt Behm über die leuchtende Sonne der Gerechtigkeit. Über die Dreifaltigkeitsblume, die uns an die rechte Gotteserkenntnis im Herzen erinnern solle. Der Christwurz bedeute, so sagt er, »dass der Herr Christus in dein Herz gewurzelt und gegründet ist durch die Liebe«. Die Heilig-Geist-Wurzel, dass der Geist in uns wohnt. Behm erwähnt das Vergiss-mein-nicht, den Fenchel, den Augentrost, den Beifuß, den Himmelsschlüssel, die Hirschenzunge, die Kreuzblumen, den Wermut, den Majoran, das Fünffingerkraut und noch einiges mehr. Immer verbindet er die Pflanze mit einem geistlichen Sinn. Die Pflanzen dienen als Zeichen, die über sich hinausweisen. Behm regt uns an, sorgfältig hinzuschauen, denn jede Pflanze, jedes Blatt ist so einzigartig und wunderbar, dass es sich lohnt, sie ganz genau wahrzunehmen. Und zwar nicht wie ein wissenschaftlicher Biologe das täte, der Gattungen und Arten unterscheidet, der Zellproben nimmt und den Aufbau studiert. Auch nicht wie ein Betriebswirt, der vielleicht den Geldwert des Holzes oder einer seltenen Pflanze taxieren würde. Behm regt uns an, in der Natur die Schöpfung Gottes zu erkennen. Sich also auf die Suche zu machen und in der Natur die verborgenen Geheimnisse und die verborgene Ordnung Gottes zu erkennen.
III.
Gotteserkenntnis in diesem Sinne heißt aber nicht, dass der Mensch Gott in der Natur wirklich fassen kann. Die Natur an sich ist weder göttlich noch heilig. Die Natur kann nur zeichenhaft auf die Nähe Gottes verweisen. Die Pflanzen und Tierwelt sind nur ein Teil der Schöpfung Gottes. Sie steht Gott gegenüber. Auch das schreibt Behm schon in seiner Predigt: »Solches alles giebet die Natur nicht von sich selbst heraus, sondern Gott im Himmel, der da ist gut und übergut. […] Gott ist der Schöpfer, die Natur ist das Geschöpf, die muss man unterscheiden, so man nicht dahin gerathen will, dass man von Gott