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Time Restricted Feeding in der hausärztlichen Praxis: Veränderungen in gesundheitspsychologischen Parametern
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Time Restricted Feeding in der hausärztlichen Praxis: Veränderungen in gesundheitspsychologischen Parametern
eBook326 Seiten2 Stunden

Time Restricted Feeding in der hausärztlichen Praxis: Veränderungen in gesundheitspsychologischen Parametern

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Über dieses E-Book

Die Zahl adipöser Menschen steigt von Jahr zu Jahr an. daraus resultieren zahlreiche Folgeerkrankungen. Eine Möglichkeit der Gewichtsreduktion besteht im Time Restricted Feeding, dem 16:8 Fasten. An 35 Patienten wurde untersucht, welche Veränderungen sich während einer ärztlich begleiteten TRF-Intervention im Zeitraum von drei Monaten hinsichtlich kardiovaskulärer Risikofaktoren, der Health Related Quality of life, des Lebensglücks und der Selbstwirkamkeitserwartung ergaben. Gesundheitspsychologische Modell wie die sozial-kognitive Theorie von Bandura und das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns wurden angewandt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. März 2020
ISBN9783750450486
Time Restricted Feeding in der hausärztlichen Praxis: Veränderungen in gesundheitspsychologischen Parametern
Autor

Petra Cermak

Die Autorin, Frau Dr. med Petra Cermak ist Ärztin für Allgemeinmedizin in eigener Praxis in Illerkirchberg, seit April 2005. Die Approbation erlangte sie 1997 an der Universität Ulm. Zusätzlich erlangte sie den Master of Science an der SRH Fernhochschule im Studiengang Prävention und Gesundheitspsychologie mit der hier vorliegenden Masterthesis.

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    Buchvorschau

    Time Restricted Feeding in der hausärztlichen Praxis - Petra Cermak

    Gesundheitspsychologie

    1 Einleitung

    1.1 Problemstellung

    Die Zahl übergewichtiger oder adipöser Menschen steigt weltweit kontinuierlich an. Allein in Deutschland waren im Jahr 2005 41,5% der Frauen übergewichtig, 12,8% adipös. Im Jahr 2017 steigerte sich der Anteil der Übergewichtigen auf 43,1% und der der Adipösen auf 14,6%. Abbildung 1 stellt diese Zahlen und ihre Entwicklung in Form von Säulendiagrammen dar (Statistisches Bundesamt (2019 a)).

    Abbildung 1 Anteil der Frauen mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017. (Quelle: Statistisches Bundesamt (2019 a))

    Der Prozentsatz übergewichtiger Männer lag im Jahre 2005 bereits höher als der der Frauen und erreichte 57,9%, 14,4% der Männer waren adipös. Die Zahlen stiegen bis zum Jahre 2017 auf 62,1% übergewichtiger Männer und 18,1% adipöser Männer an (Statistisches Bundesamt (2019 b)). Dies ist in Abbildung 2 dargestellt.

    Abbildung 2: Anteil der Männer mit Übergewicht und Adipositas in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2017. (Quelle: Statistisches Bundesamt (2019 b))

    Bei adipösen Menschen liegt eine verminderte Lebenserwartung vor. Außerdem bedingt Übergewicht, ebenso wie Adipositas eine Reihe von Folgeerkrankungen. Diese sind einerseits Folgen einer mechanischen Überbelastung und zeigen sich in Form von Gonarthrose, Coxarthrose, Lendenwirbelsäulensyndrom, Senk- und Spreizfüßen. Auch Beinvarikosis wird deutlich häufiger bei übergewichtigen Patienten diagnostiziert. Diese leiden unter verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit, sowie unter Dyspnoe bis hin zur Ateminsuffizienz, einer Hyperhidrosis und Pruritus. Aufgrund der Hyperhidrosis entstehen nässende Ekzeme zwischen den Fettwülsten. Häufig haben diese Patienten1 Ventilationsstörungen wie zum Beispiel eine Schlafapnoe und benötigen deshalb ein mobiles Beatmungsgerät, um die Sauerstoffzufuhr nachts zu gewährleisten. Durch die Stoffwechselveränderungen bei zu hohem Körpergewicht besteht ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Kardiovaskuläre Erkrankungen stehen an erster Stelle der häufigsten Todesursachen in Deutschland in den Jahren 2014-2016 (Statistisches Bundesamt (2019c). Weitere Begleiterkrankungen sind Hypertonie, Diabetes mellitus und Hyperurikämie, die in ihrer Kombination zum metabolischen Syndrom führen. Hypertriglyceridämie, Fettleber, Cholesteringallensteine und eine koronare Herzerkrankung sind ebenfalls Komorbiditäten. Es besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Colorectale Tumore, Endometrium-, Mamma- oder Prostatacarzinome. Sie treten verstärkt bei übergewichtigen Menschen auf. Eine vermehrte Androgenbildung kann bei Frauen resultieren und ein Hirsutismus sowie das Syndrom polyzystischer Ovarien. Zudem kommen psychische Symptome wie soziale Isolation, Potenz- und Libidostörungen, soziale Diskriminierung und reaktive Depression hinzu (Gesenhues & Zische‘ (2006), S.997). All diese Erkrankungen verursachen hohe Kosten im Gesundheitssystem und persönliches Leid bei den betroffenen Menschen, sowie in ihrem persönlichen Umfeld. Übergewicht und Adipositas hängen mit einem Lebensstil zusammen, der „westlich genannt wird. Durch einen Rückgang an körperlicher Aktivität, der Zunahme sitzender Tätigkeiten und einer „ungesunden Ernährung, basierend auf einem hohen Zucker- und Salzanteil, sowie dem Verzehr gesättigter Fettsäuren in Fast-Food oder Fertigprodukten steigt das Körpergewicht unweigerlich an. (Gesenhues & Zische‘ (2006), S. 996-1005). Zu all dem kommt das Trinken gesüßter Getränke, sowie die Nahrungsaufnahme, ohne bewusst Essenspausen einzulegen. Nahrung ist heutzutage überall und rund um die Uhr verfügbar, was die Menschen dazu verführt, zu viele Kalorien zu sich zu nehmen, über zu lange Zeit täglich zu essen und kaum mehr selbst frisch und gesund zu kochen. Evolutionär ist der menschliche Körper eher auf Fasten eingestellt. Die entsprechenden Gene haben sich im Laufe der Evolution kaum verändert (Lechler (2001), S.19). Eine konsequente Lebensstiländerung scheint die einzige Möglichkeit zu sein, Gewicht zu reduzieren und die Gesundheit der Patienten zu verbessern. Eine Verringerung des Bauchumfanges von mindestens drei cm verbesserte bei adipösen japanischen Männern das metabolische Syndrom (Miyatake, Matsumoto, Fujii & Numata (2008), S.191-195). Viele Patienten haben mehrere Diäten zur Gewichtsreduktion durchgeführt und diese teilweise oder auch vollständig bewältigt. In der nachfolgenden Zeit, als sie mit ihrer gewohnten Nahrungsaufnahme erneut begonnen hatten, stieg das Körpergewicht wieder an. Dies wird als Diät-induzierte Adipositas oder Diet induced obesity (DIO) bezeichnet (Chaix (2015), S.319-324). Derartige Erfahrungen sind frustrierend und führen dazu, dass die Patienten oft nicht mehr motiviert sind, eine erneute Gewichtsreduktion anzustreben. Viele Diäten sind einseitig und wenig hilfreich, um eine dauerhafte Gewichtsreduktion zu erreichen. Mangelerscheinungen können daraus resultieren. Kalorienreduktion oder Punkte zählen erfordert viel Disziplin, ein Auseinandersetzen mit den Regeln der jeweiligen Methode der Diät und ist schwierig in der langfristigen Umsetzung, besonders in Zeiten mit familiären Aktivitäten außer Haus, im Urlaub oder bei Festen, in denen Familienmitglieder andere Formen der Ernährung pflegen. Eine ärztliche Begleitung zur Überprüfung des Gesundheitszustandes der Patienten während einer Gewichtsabnahme und zur weiteren Motivation ist ratsam. Oft kommen auch Patienten von selbst zum Arzt und fragen nach Möglichkeiten zur Unterstützung bei der Gewichtsabnahme. Die Beratungszeiten in den Arztpraxen sind oft kurz bemessen. Aus diesem Grund sollte überlegt werden, welche Methode geeignet erscheint. Sie sollte sowohl in der Arztpraxis als auch beim Patienten einfach durchzuführen sein, um eine langfristige Gewichtsreduktion zu erreichen. Studienergebnisse zeigen, dass medizinisch betreutes, modifiziertes Fasten, therapeutisches Fasten oder Heilfasten genannt, mit einer Nahrungsaufnahme von 200–500 kcal pro Tag, in einem Zeitraum von 7–21 Tagen in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, chronischen Schmerzsyndromen, Bluthochdruck und des metabolischen Syndroms wirksam ist (Michalsen & Li (2013), S.444-450). In der Medizin ist das Intervallfasten schon länger bekannt. Edward Dewey, der Fastenpionier, der 1839 in Pennsylvania geboren wurde, hat bereits im 19. Jahrhundert das verlängerte Nacht- oder Morgenfasten als Heilmittel empfohlen. Er selbst ließ das Frühstück ausfallen, trank nur einen Kaffee und beschrieb in seinem Buch „Fastenkur und Morgenfasten" seine bessere Stimmung und eine vitalere Verfassung. Lediglich ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag seien, langsam verzehrt, ein Heilmittel für chronische Erkrankungen. Durch das Morgenfasten nehme man an Gewicht ab und an Muskelkraft zu (Dewey (1900)), zitiert nach Michalsen (2019), S. 247). Seine Beobachtungen sind beeindruckend, weil sie 150 Jahre später durch die Forschung bestätigt wurden. Bis vor einigen Jahren wusste man lediglich, dass durch Fasten eine Gewichtsreduktion stattfindet. Diese Erkenntnisse wandelten sich. Durch Zufall bekam die heutige Fastenforschung einen neuen Aufschwung. Roy Walford, ein US-amerikanischer Arzt und Mentor des Valter Longo, wollte in Arizona (USA) mit dem Projekt Biosphäre 2 beweisen, dass sich ein künstlich geschaffenes Ökosystem, das völlig geschlossen ist, unabhängig von der Außenwelt erhalten kann. Der Versuch missglückte. Der Sauerstoff wurde knapp und musste von außen zugeführt werden. Ungeziefer machte sich breit und die Ernten der selbst angebauten Obst- und Gemüsesorten sowie des Getreides fielen zu gering aus. Jedoch wollten die teilnehmenden Wissenschaftler nicht aufgeben. Deshalb aßen sie fast zwei Jahre lang sehr wenig. Als die acht Forscher den Kuppelbau in der Wüste Arizonas verließen, war Valter Longo vor Ort und sah, wie extrem abgemagert sie waren. Deren ärztliche Untersuchung ergab eine große Überraschung. Ihr Gesundheitszustand war extrem gut mit optimalen Blutwerten. Auffällig waren die sehr niedrigen Cholesterinwerte. Seitdem widmet sich Valter Longo der Altersforschung (Bracht 2019), S. 20-21) und entdeckte viele weitere positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier beim Fasten (Longo & Mattson (2014), S. 181-189).

    Longo und Mattson (2014) fanden heraus, dass beim Fasten eine Gewichtsreduktion stattfindet, dass sich Alterungsprozesse verzögern lassen und die Gesundheit insgesamt verbessert wird (S.181). Es existieren verschiedene Arten des Fastens. Valter Longo, ein Zellbiologe und Altersforscher, unterscheidet zwischen periodischem und Intervallfasten. Periodisches Fasten bedeutet das Fasten über 3 Tage oder länger, alle 2 Wochen oder in größeren Abständen. Das Intervallfasten beinhaltet tageweises Fasten, beispielsweise an zwei Tagen pro Woche oder das verlängerte Nachtfasten für 12-16 Stunden täglich (Longo & Mattson (2014), S.181).

    In den letzten Jahren ist Intervallfasten in den Medien zunehmend in Mode gekommen. Wissenschaftlich untersucht wurden bereits das 2:5 Fasten und das tägliche Intervallfasten. Beim 2:5 Fasten wird 2 Tage gefastet, was bedeutet, dass die Kalorienaufnahme deutlich eingeschränkt wird und 5 Tage wird normal gegessen. Beim täglichen Intervallfasten werden Essenspausen von 12,14 oder 16 Stunden eingelegt. Diese Form des Fastens gilt als sicher und effektiv (Patterson & Sears (2017), S.371-393). Von Eckard von Hirschhausen wurde die 16:8 Methode in den Medien propagiert. Das 2:5 Fasten brachte ähnliche Ergebnisse wie herkömmliche Diäten. Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums wirkt das 2:5 Fasten kurzfristig in der Gewichtsabnahme besser, langfristig jedoch weniger nachhaltig als gewöhnliche Reduktionsdiäten. Mit einer erfolgten Ernährungsberatung und im Hinblick auf den Glucose-Stoffwechsel waren die Ergebnisse beim 2:5 Fasten schlechter (Deutsches Ärzteblatt (2018), S.1-3). Bessere Langzeitergebnisse zeigten sich bei der 16:8 Methode aufgrund der Berücksichtigung des circadianen Rhythmus (Eckert (2019), S.A206-A209) und dem Aufbau des Mikrobioms (Schmidt & Lang (2007), S.903-905). Die Regeln sind einfach. Es gibt eine Tageszeit von 8 Stunden, in der alles gegessen werden darf, was der Patient möchte und eine Tageszeit, in der gefastet wird und lediglich Wasser getrunken werden darf. Für die Durchführung sind außer dem Achten auf die Uhrzeit keine weiteren Maßnahmen nötig. In Arztpraxen muss zur Initiierung der Intervention nicht viel erklärt werden, die Zeit, die dafür aufgewendet wird, ist kurz. Der Patient kann während der Durchführung des Intervallfastens einbestellt werden, um auftretende Probleme zu besprechen oder um seinen Gesundheitszustand überprüfen zu lassen. Diese zeitweise Kalorienreduktion kann von manchen Menschen besser durchgehalten werden als herkömmliche Reduktionsdiäten (Eckert (2019), S. A206-A209). DIO tritt beim TRF nicht auf (Chaix (2015), S.319-324). Im Rahmen dieser Studie entschied sich die Autorin deshalb für Time Restricted Feeding (TRF). Die Zeit der Nahrungsaufnahme wird auf acht bis neun Stunden begrenzt und die anschließende Nahrungsrestriktion auf 15-16 Stunden ausgedehnt. Die Essenszeit von acht Stunden ist eingebettet in eine Zeit von 12 Stunden, in der andere Getränke als Wasser erlaubt sind. Außerhalb dieser Zeit ist lediglich das Trinken von Wasser möglich (Chaix (2014), S.991-1005). Zum TRF liegen derzeit wenige Studien am Menschen vor. In Tierversuchen zeigten sich positive Effekte bezüglich Insulinresistenz, Steatosis Hepatis (Fettleber) (Chaix (2015), S. 319-324), metabolischem Syndrom, Typ II Diabetes und Adipositas bei übergewichtigen Mäusen (Chaix (2014), S.991-1005). Die aktuelle Studienlage zu TRF beim Menschen ist derzeit noch sehr begrenzt.

    Bemerkenswert sind die psychischen Veränderungen, die sich durch Fasten ergeben. Viele Menschen berichten von einer sogenannten „Fasteneuphorie. Die Stimmung wird verbessert und es stellt sich ein Wohl- beziehungsweise ein Glücksgefühl beim Fastenden ein. Leichte bis mittelschwere Depressionen können auf diese Weise unterstützend behandelt werden. Fond, Macgregor, Leboyer und Michalsen (2013) zeigten, dass Fasten zu einer höheren Vigilanz, besserem subjektivem Wohlbefinden, einer Stimmungsverbesserung, einer Euphorie, verbesserter Gehirnfunktion und besserer Schlafqualität beiträgt (S. 253-258). Verma et al. (2016) stellten fest, dass beim Fasten negative Erfahrungen und Ängste „vergessen werden und die Fastenden positiv in die Zukunft blicken (S.431-439). Kontraindiziert ist Fasten bei Patienten mit Essstörungen, wie der Anorexia nervosa, da die Nahrungsrestriktion als spezifischer Auslöser der Erkrankung zu betrachten ist und als wichtiger Faktor zur Aufrechterhaltung des Fehlverhaltens im kognitiv-verhaltenstherapeutischen Störungsmodell angesehen wird (Wittchen & Hoyer (2011), S.1066). Zu bedenken ist, dass Fasten zudem eine Kontraindikation für Typ-1 Diabetiker, Schwangere und Patienten, die unter einer Hyperthyreose leiden, darstellt.

    Medizinisches Wissen allein reicht nicht aus, um die Menschen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Gesundheitspsychologische Interventionen sind notwendig, um sie bei einer Verhaltensänderung zu unterstützen und währenddessen zu begleiten. In der Gesundheitspsychologie existieren zahlreiche Modelle zur Initiierung, Aufrechterhaltung und zur Rückfallprophylaxe von Verhaltensänderungen. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt die Orientierung an der sozial-kognitiven Theorie (SKT) von Bandura (2001) (S.1-26) und dem sozial-kognitiven Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA) (Brinkmann (2014), S.104-111). Für die Gewichtskontrolle und für eine gesunde Ernährung erweist sich die Selbstwirksamkeitserwartung als bedeutender Prädiktor. Sie drückt sich in einem globalen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aus, um mit ungewohnten, neuen und schwierigen Situationen umgehen zu können. Eine hohe SWE alleine reicht für eine Verhaltensänderung nicht aus, sie wirkt vor allem mit anderen wichtigen Faktoren, wie Intention, Planung und anderen selbstregulatorischen Fähigkeiten. Ein selbstwirksamer Mensch führt Erfolg auf sich selbst zurück. Selbstwirksamkeit kann durch geeignete Interventionen aufgebaut werden. Mittels Kausalattribuierung (Brinkmann (2014), S.87) versucht der Mensch Ereignisse besser zu verstehen, vorherzusagen und zu beeinflussen. Attributionen vermitteln das Gefühl der subjektiv erlebbaren Kontrolle. Attributionen der Patienten hinsichtlich eines Erfolgs oder Misserfolgs sind ebenfalls beeinflussbar. An diesen Punkten kann während einer Verhaltensänderung angesetzt werden, um den Patienten zu helfen Intervallfasten in ihren Alltag zu integrieren und die Verhaltensänderung trotz aufkommender Schwierigkeiten aufrechtzuhalten. Der Studienlage zufolge zeigen sich zahlreiche positive Effekte des TRF. Ist es sinnvoll, TRF in der hausärztlichen Praxis anzubieten? Welche Vorteile bringt diese Intervention den Patienten? Wie hoch ist der tatsächliche Aufwand in der hausärztlichen Praxis für die Initiierung und Aufrechterhaltung der Verhaltensänderung? Diese Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang im praktischen Kontext und führen zu den folgenden Überlegungen.

    1.2 Ausgangslage und Zielsetzung

    Die Forschungsfrage lautet: Kann eine dreimonatige TRF-Intervention im hausärztlichen Kontext die körperlichen und psychologischen Parameter signifikant verbessern?

    Folgende Hypothesen sollen geprüft werden:

    H1: Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen verändern sich während einer dreimonatigen, ärztlich begleiteten Fastenzeit signifikant.

    H1a: Der Bauchumfang verändert sich signifikant während einer dreimonatigen, ärztlich begleiteten Fastenzeit.

    H1b: Die Langzeitblutzuckerwerte (HbA1c) verändern sich signifikant während einer ärztlich begleiteten, dreimonatigen Fastenzeit.

    H1c: Der Gesamtcholesterinwert verändert sich signifikant während einer dreimonatigen, ärztlich begleiteten Fastenzeit.

    H2: Ärztlich begleitetes Intervallfasten über die Zeitdauer von drei Monate geht mit einer Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) einher.

    H3: Das Lebensglück verändert sich signifikant während einer dreimonatigen, ärztlich begleiteten Fastenzeit.

    H4: Es besteht eine positive Korrelation zwischen Lebensglück und Selbstwirksamkeitserwartung im Rahmen einer dreimonatigen Fastenperiode im hausärztlichen Kontext.

    1.3 Aufbau der Arbeit

    In der Einleitung wird auf die zunehmende Zahl übergewichtiger und adipöser Menschen eingegangen und auf deren Folgeerkrankungen. Die Ursachen und Auswirkungen von Übergewicht und Adipositas, die eine Verhaltensänderung notwendig machen, werden beschrieben. Unterschiedliche Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion werden verglichen und die Meilensteine der Fastenforschung beleuchtet. Auf die psychischen Effekte des Fastens sowie auf Kontraindikationen des TRF wird ein Augenmerk gelegt. Im Anschluss werden gesundheitspsychologische Theorien und Modelle erwähnt, die bei Verhaltensänderungen zum Tragen kommen und es werden die Begriffe Selbstwirksamkeitserwartung und Kontrollattributionen eingeführt. Es erfolgt eine Überleitung zur Forschungsfrage und die Hypothesengenerierung.

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