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Das Nibelungenlied: Ein Roman für Jung und Alt
Das Nibelungenlied: Ein Roman für Jung und Alt
Das Nibelungenlied: Ein Roman für Jung und Alt
eBook295 Seiten6 Stunden

Das Nibelungenlied: Ein Roman für Jung und Alt

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Über dieses E-Book

*Illustrierte Schmuckausgabe mit 46 Bildern der berühmten Nibelungen-Holzschnitte

Siegfried und Kriemhild, Gunther und Brünhild, Hagen und Etzel ... all diese Namen sind über die Jahrhunderte ebenso unsterblich geworden wie das mittelalterliche Heldenepos selbst, dem sie entstammen ...

Falls Sie dieses herrliche, um 1200 n. Chr. geschriebene Kleinod deutscher Literatur gerne einmal als Roman lesen würden, sind Sie am Ziel Ihrer Suche angekommen, denn Karl Wilhelm Osterwald verstand es wie kein Zweiter, aus den Versen mittelalterlicher Heldenepik spannende Romane zu erschaffen, die Jung und Alt gleichermaßen zu begeistern wussten.

Nehmen Sie teil an rauschenden Festen und heroischen Schlachten, und begleiten Sie den stolzen Königssohn Siegfried auf seinen gefahrvollen Abenteuern. Begegnen Sie dem sagenumwobenen Schatz der Nibelungen, der unsichtbar machenden Tarnkappe und dem mächtigen Schwert Balmung, Siegfrieds treuem Begleiter.

Und natürlich werden Sie auch erfahren, warum in aller Welt der große Burgundenkönig Gunther seine Hochzeitsnacht gut verschnürt an einem Nagel hängend verbringen muss.


„Quality Books“ hat die Originalausgabe des Romans umfassend modernisiert, mit 46 Illustrationen versehen und diverse Begriffserklärungen hinzugefügt, die gerade jüngeren Lesern von einigem Nutzen sein werden.

Prof. Dr. Karl Wilhelm Osterwald (1820 - 1887), ab 1865 Direktor des Gymnasiums im thüringischen Mühlhausen, war ein engagierter Pädagoge und vielseitiger Schriftsteller, der eine Vielzahl von Dichtungen und Dramen, aber auch wissenschaftliche Arbeiten zur komparativen Mythologie schuf. Besonders lag es ihm am Herzen, der Jugend die Schätze des klassischen Altertums und des deutschen Mittelalters durch Prosaübertragungen nahezubringen. Zeitgenossen Osterwalds schätzten seine hohen Geistesgaben, seine vielseitige Bildung und das eindrucksvolle Wesen seiner Persönlichkeit.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Mai 2018
ISBN9783946469032
Das Nibelungenlied: Ein Roman für Jung und Alt
Autor

Karl Wilhelm Osterwald

Prof. Dr. Karl Wilhelm Osterwald (1820 - 1887), ab 1865 Direktor des Gymnasiums im thüringischen Mühlhausen, war ein engagierter Pädagoge und vielseitiger Schriftsteller, der eine Vielzahl von Dichtungen und Dramen, aber auch wissenschaftliche Arbeiten zur komparativen Mythologie schuf. Besonders lag es ihm am Herzen, der Jugend die Schätze des klassischen Altertums und des deutschen Mittelalters durch Prosaübertragungen nahezubringen. Zeitgenossen Osterwalds schätzten seine hohen Geistesgaben, seine vielseitige Bildung und das eindrucksvolle Wesen seiner Persönlichkeit.

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    Buchvorschau

    Das Nibelungenlied - Karl Wilhelm Osterwald

    Das Nibelungenlied

    In Prosa übertragen

    von

    Karl Wilhelm Osterwald

    Quality Books

    2018

    * * * *

    Quality Books

    Klassiker in neuem Glanz

    Textgrundlage:

    Erzählungen aus der alten deutschen Welt für Jung und Alt,

    Zweiter Teil: Siegfried und Kriemhilde.

    Karl Wilhelm Osterwald.

    Dritte Auflage. 1865, Halle a. S., Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses.

    Modernisierte, kommentierte und erweiterte Neufassung

    Herausgeber: Marcus Galle

    Umschlaggestaltung + Grafik: Michael Sauer, Marcus Galle

    Illustrationen: E. Bendemann, A. Rethel, J. Hübner, H. Stilke

    © 2016 by Quality Books, Hameln

    E-Mail: info@qualitybooks-hameln.de

    ISBN 978-3-946469-03-2

    2., überarbeitete Auflage: Mai 2018

    Für die vollständige Anschrift klicken Sie bitte auf den nachfolgenden Link:

    Anschrift

    Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Herausgebers nicht vervielfältigt, wiederverkauft oder weitergegeben werden.

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Impressum

    Das Nibelungenlied - Erster Teil -

    I. Kriemhild und Siegfried

    II. Der Sachsenkrieg

    III. Brünhild

    IV. Doppelhochzeit

    V. Brünhilds Groll

    VI. Der Streit der Königinnen

    VII. Verrat und Mord

    VIII. Die Witwe

    IX. Rüdigers Werbung

    Das Nibelungenlied - Zweiter Teil -

    X. Die Einladung

    XI. Die Fahrt ins Hunnenland

    XII. Treue Warnung und erste Feindseligkeiten

    XIII. Der Kampf bricht aus

    XIV. Das Blutbad im Saal

    XV. Rüdigers Tod

    XVI. Dietrich von Bern

    Über den Autor

    In eigener Sache

    Impressum (Anschrift)

    Das

    Nibelungenlied

    - Erster Teil -

    I.

    KRIEMHILD UND SIEGFRIED

    Im Land der Burgunden, auf der alten Königsfeste zu Worms am Rhein, verwalteten drei junge Könige das Reich und Erbe ihres früh verstorbenen Vaters Dankrat. Sie hießen Gunther, Gernot und Giselher und waren ebenso stark an Kräften wie edel von Gesinnung, auf nichts eifriger bedacht, als ihres hohen Vaters würdig zu leben, nach Kräften des Reiches alte Ehre zu wahren und so ihre edle Mutter Ute in ihrem schweren Witwenleid zu trösten. Daher sammelten sie um sich einen Hof der tapfersten und edelsten Helden: den kühnen Hagen von Tronje und seinen Bruder Dankwart, den sie zum Marschall des Reiches machten, wie seinen Neffen Ortwin von Metz zum Truchsess; ferner die beiden Markgrafen Gere und Eckewart und den mutigen Volker von Alzeie, der weithin berühmt war durch seine Kunst, die Geige zu spielen; die Helden Rumolt, Sindolt und Hunold, an welche die Würden des Küchenmeisters, des Schenken und des Kämmerers verteilt waren, und viele andre stattliche Ritter, deren Namen aufzuzählen zu lange dauern würde. Da alle auf den Ruhm und die Ehre ihrer Herren achteten, wo und wie sie nur konnten, so war es kein Wunder, dass ringsumher in allen Landen viel Redens und Rühmens war von dem Glanz des Hofes zu Worms und von der herrlichen Ritterschaft der drei Könige.

    Als die schönste Zierde dieses Hofes galt jedoch weit und breit Kriemhild, die Schwester der jungen Könige. Und mit Recht, denn sie war schöner als irgendeine Jungfrau, die von der Sonne beschienen worden ist, und mit der Schönheit des Leibes verband sie das kostbare Gut eines edlen, tugendsamen Herzens. Daher wurde sie in gleicher Weise von den Frauen geehrt, wie von den Rittern bewundert, ohne dass sie es wusste oder auch nur wissen wollte. Denn sie war in stiller Unschuld herangewachsen und zur lieblichen Jungfrau erblüht, gleichwie die Rose, die ja auch nicht weiß, wie viele sie mit der Pracht und dem Duft ihrer Blüte entzückt; und indem sie voll seligen Friedens sich ihres schönen Lebens freute, dachte sie nicht daran, irgendjemand zu gefallen, es sei denn ihrer Mutter oder ihren Brüdern, die sie von ganzem Herzen liebte.

    Aber nicht allzu lange sollte sie des schönen Friedens genießen. Schon nahten die Vorboten des künftigen Leides, schon wurde das Herz der lieblichen Jungfrau von bangen Träumen beunruhigt. So träumte sie einst, dass sie einen edlen Falken erzogen und lange Zeit mit liebevoller Sorgfalt gepflegt habe, da stürzten plötzlich zwei wilde Adler aus der Luft herab und zerrissen mit ihren grimmigen Krallen vor ihren Augen das geliebte Tier. Ängstlich erzählte sie am anderen Morgen den Traum ihrer Mutter. Die aber wiegte bedenklich das greise Haupt, und das liebliche Mädchen in ihre Arme schließend, sagte sie: »Möge Gott mit dir sein, liebe Tochter, wie auch mit dem Manne, der dir dereinst bestimmt ist, denn ich weiß den edlen Falken deines Traumes nicht anders zu deuten als auf einen Gatten.«

    Als Kriemhild das hörte, schüttelte sie ungläubig den Kopf und erwiderte lächelnd, dass dann der Traum nichts Ängstliches verkünden könne, denn sie wolle von keinem Mann wissen, sondern bis an den Tod unvermählt bleiben. Da sprach mit freundlichem Ernst die ehrwürdige Mutter: »Liebes Kind, verachte mir nicht die Liebe eines wackeren Mannes und stemme dich nicht in unbesonnenen Worten gegen sie, denn von ihr kommt dem Weibe alle Lust und Freude dieses Lebens.«

    »Wie könnte das wohl sein, liebe Mutter«, antwortete Kriemhild, »da ja das Leben so vieler Frauen den Beweis liefert, dass aus der Liebe am Ende das bitterste Leid erwächst. Darum will ich mich lieber fernhalten von ihr und ihrem schlimmen Lohn, auf dass ich glücklich bleiben möge.«

    So sprach das liebliche Mädchen und wollte sich selbst die trübe Ahnung wegreden, aber noch lange stand ihr im Geiste das blutige Traumbild vor Augen, und die trübe Deutung ihrer Mutter bewegte sie im sinnenden Herzen, obgleich sie keinen Mann auf Erden wusste, dem sie ihre Liebe hätte schenken mögen.

    Zu derselben Zeit lebte im Niederland zu Xanten am Rhein ein herrlicher Königssohn mit Namen Siegfried, der Sohn Siegmunds und Siegelindes, der mit dem Ruhm seiner Taten schon in früher Jugend die Herzen seiner Mitmenschen mit Staunen und Bewunderung erfüllt und in manchem Land eine bleibende Spur seiner Stärke zurückgelassen hatte. Als er aber zum Mann herangewachsen war und die Kunde durch das Land ging, dass der alte König dem jungen Helden die Ritterehre erteilen wollte, da freuten sich alle, die zu dem glänzenden Hofgelage geladen waren, dass sie den herrlichen Helden sehen sollten, von dem keiner zu sagen wusste, ob er die Herzen der Menschen mehr durch seine Schönheit oder durch seine Kraft und Kühnheit oder durch seine feinen und anmutigen Sitten gewinne, genug, dass ihm alle in gleicher Weise zugetan waren. Bevor aber der Tag heranrückte, an dem Siegfried die höchste Ehre aus der Hand seines königlichen Vaters empfangen sollte, war manches schöne Mädchen geschäftig und legte kostbare Edelsteine in das Gold, um sie in die Gewänder der jungen Helden zu wirken, die mit Siegfried zugleich Ritter werden sollten. Siegmund aber ließ herrliche Sitze für die geladenen Gäste bauen und alles aufs Schönste und Prachtvollste für die Festlichkeit herrichten.

    Als sich endlich der Tag der Sonnenwende einstellte, an dem die Feier anberaumt war, zogen von allen Seiten die Freunde und Mannen des Königs und viele edle Fremde auf die Burg zu Xanten, und zu Siegfried gesellten sich voll freudiger Erwartung vierhundert edle Rittersöhne, in die schönen Gewänder ihres Königs und Herrn gekleidet, um das Schwert zu empfangen und so, an einem Tag mit dem jungen König, Ritter zu werden. Nach der frommen Sitte der Alten eröffnete eine kirchliche Feier die Reihe der Festlichkeiten, und erst nachdem zu Gottes Ehre die Messe gesungen war, wurden die jungen Helden, dem Ritterbrauch gemäß, zu Rittern geschlagen. Freudig schwangen sie sich nun auf die wohlgezäumten Rosse und sprengten mutig auf den Hof, wo sich nun ein so lautes Ritterspiel erhob, dass der Palast von den mutigen Schwertschlägen dröhnte, welche die hochbeherzten Degen einander austeilten. Zu den Jungen mischten sich die Alten, in denen beim Anblick der kraftvollen Jugend die alte Kampfeslust wieder erwachte, und so wurde mancher Schaft zerschmettert, dass die Splitter hoch in die Lüfte flogen, und manch leuchtender Edelstein aus den glänzenden Schildspangen gebrochen, bis der Wirt, der edle Siegmund, seine Gäste ermahnte, von dem Streit abzustehen und die Freuden der Tafel zu genießen.

    Gerne folgten sie der freundlichen Einladung des Wirtes und aßen kostbare Speisen und tranken guten Wein, während fahrende Spielleute sie mit Gesang und Saitenklang ergötzten. König Siegmund übertrug nun auf seinen Sohn auch das königliche Recht, die Ritter mit Land und Burgen zu belehnen. Siegfried tat es mit würdigem Anstand, bedachte dabei reichlich seine jungen Schwertgenossen, die mit ihm zu gleicher Zeit die Ritterwürde empfangen hatten, und zeigte sich während der ganzen Dauer der Festlichkeiten so edel und freigebig, dass, als endlich am siebenten Tag die Gäste Abschied nahmen, es so manchen gab, der den jungen König noch lieber auf dem Thron gesehen hätte als den alten.

    Siegfried aber war anders gesonnen, und obgleich er wusste, dass ihm sein Vater Siegmund gern alle Macht abtreten würde, sofern er selbst es wünschte, wollte er doch um keinen Preis die Krone tragen, solange seine Eltern noch lebten. Vielmehr wollte er sich noch der Stärke und Kraft seiner Jugend freuen und ringsumher alle Gefahr, die er für sein Land fürchtete, in ritterlicher Kühnheit zuschanden machen. Darum zog er umher und bewahrte Mut und Macht, sodass der Ruf seiner Taten weithin gefeiert wurde.

    Da erreichte den mutigen Helden die Kunde von der lieblichen Jungfrau zu Worms im Land der Burgunden, wie sie so schön sei und zugleich so jungfräulich stolz, dass aus der großen Zahl der Ritter, die um sie zu werben gekommen wären, noch nicht ein Einziger sich ihrer Liebe rühmen dürfte. Als Siegfried das hörte, stellte er seinen Sinn auf hohe Dinge und beschloss in seinem Herzen, die Liebe der schönen Königstochter zum Preis seiner Taten zu machen, und als seine Freunde ihn erinnerten, dass es Zeit sei, sich nach einer würdigen Gefährtin umzusehen, und als sie ihn fragten, ob er vielleicht schon gewählt habe, rief er mit rascher Entschlossenheit: »Ich will Kriemhild nehmen, die schöne Jungfrau von Burgundenland! Denn wahrlich, der mächtigste Kaiser könnte stolz sein, wenn sie ihn ihrer Liebe würdigte!«

    Als der alte Siegmund den Entschluss seines Sohnes vernommen hatte, erschrak er in seinem Herzen und vereinigte sich mit seiner Gattin, der edlen Königin Siegelinde, um ihn durch Bitten und Einwände von seinem Vorhaben abzubringen. Denn sie kannten den König Gunther und sein stolzes Gefolge und bangten um das Leben des geliebten Sohnes, wenn sie daran dachten, dass er mit ihnen in Unfrieden geraten könnte. Aber ihre Bedenken fanden keinen Eingang in das Herz des edelmütigen Helden, und was sie auch reden oder bitten mochten, er blieb bei seinem Wort und erklärte mit männlicher Entschiedenheit, dass er die Liebe jeder Frau verschmähen werde, wenn ihm nicht gestattet sei, dem Zug seines Herzens zu folgen.

    Als Siegmund die Festigkeit seines Sohnes sah, ehrte er sie und fügte sich seinem Willen und versprach ihm beizustehen, wie er nur immer könnte, damit er in voller Würdigkeit die Reise nach Worms unternehmen möge. Doch konnte er nicht ganz die bangen Sorgen überwinden, die ihm das Vorhaben einflößte. »Denn«, sagte er, »König Gunther hat an seinem Hof manchen hochfährtigen Mann; und wenn auch niemand anders da wäre als der furchtbare Hagen, er allein wäre Manns genug, um uns in ernste Sorge deinetwegen zu versetzen. Wenn uns nur diese Brautfahrt, die du so lustig zu bestehen gewillt bist, nicht bald schon Trauer und Herzeleid bringt!«

    »Lieber Vater«, antwortete Siegfried, »was gibt es da zu befürchten? Denn ihr könnt versichert sein, was ich mir nicht im Guten erbitten kann, das werde ich mir mit meiner Stärke zu erzwingen wissen und, wenn es sein muss, dem stolzen König Land und Leute abgewinnen.«

    Als Siegmund diese kecken Worte hörte, erschrak er erst recht und versuchte von Neuem, den hochfliegenden Sinn des Sohnes zu mäßigen. »Bedenke«, sagte er, »dass du schwerlich jemals Gunthers Reich betreten dürftest, wenn diese deine Rede dort am Rhein bekannt würde. Bedenke auch die Macht Gunthers und Gernots und dass es ein Unding ist, sich die schöne Jungfrau, ihre Schwester, mit Gewalt zu nehmen.«

    Da antwortete ihm Siegfried, dass er durchaus nicht die Absicht habe, mit gewaltiger Heerfahrt die herrliche Kriemhild zu erzwingen, seiner eigenen Hand wolle er sie einzig zu danken haben, und nicht mehr als zwölf Genossen sollten ihn nach Worms begleiten.

    Darauf ging er auch zu seiner Mutter und tröstete sie wegen der Tränen, die sie vergoss, weil sie bangte, den herrlichen Sohn zu verlieren. Sein Mut und seine Stärke, sagte er, würden ihn gegen alle Feinde schützen. Sie aber möge dafür sorgen, dass er mitsamt seinen Genossen mit schöner Kleidung für die Reise versehen würde.

    Gerne sagte Siegelinde das zu, als sie sah, dass er sich von seinem Vorhaben nicht abraten ließ, und nun mussten auf ihren Befehl die schönen Frauen ihres Hofes Tag und Nacht sitzen und durften nicht ruhen, bis der Staat Siegfrieds und seiner Genossen aufs Köstlichste bereitet war. Sein Vater Siegmund aber ließ ihm inzwischen die Ritterrüstung zieren: leuchtende Panzer, fest geschmiedete Helme und breite schöne Schilde.

    Als nun alles instand gesetzt und die schönen Rosse mit goldrotem Reitzeug gezäumt waren, da bat Siegfried für sich und seine Begleiter um Urlaub bei seinen Eltern, der ihm unter Tränen erteilt wurde, und wohlgemut sprengten nun die herrlichen Jünglinge den Rhein entlang dem Land der Burgunden zu.

    Am siebenten Morgen kamen sie in Worms an. Als die Leute ihre herrlichen golddurchwirkten Gewänder und ihre leuchtenden Waffen sahen, da gafften sie ihnen von allen Seiten staunend nach, Gunthers Mannen aber gingen ihnen ehrerbietig entgegen, um sie nach Fug und Recht als Gäste im Land ihres Herrn zu empfangen. Daher ergriffen sie die seidenen Brustriemen und goldroten Zäume und wollten die Rosse in die Ställe ziehen, aber Siegfried versuchte, es zu verhindern. »Lasst uns nur«, sagte er, »die Pferde stehen, denn wie mir zumute ist, so bleiben wir nicht lange hier. Könnt ihr mir aber sagen, wo der mächtige König Gunther von Burgundenland zu finden ist, so weiset mich zu ihm.«

    Da sagte man ihm, dass Gunther mit seinen Helden auf dem Königssaal sei, und so machte er sich mit seinen Genossen auf, dorthin zu gehen.

    Inzwischen war auch dem König gemeldet, dass fremde Gäste gekommen seien. Niemand kenne sie, ihre Rüstungen aber seien herrlich und kostbar, sodass man sie wohl für unverzagte Ritter halten müsse. Gunther sann nach, woher die glänzenden Gäste wohl gekommen sein könnten und bedauerte, dass niemand ihm ihre Namen zu nennen wusste. Da riet ihm sein Truchsess, Herr Ortwin von Metz, nach seinem Oheim Hagen zu senden, denn dem seien weit und breit die fremden Reiche bekannt. Der König folgte dem Rat und sandte nach Hagen. Der kam stolzen Schrittes und fragte, was von ihm begehrt werde? Als man ihm aber gesagt hatte, worum es sich handelte, schritt er ans Fenster und prüfte mit scharfem Blick das Aussehen der fremden Gäste. Er lobte den Glanz ihrer Rüstungen und die Schönheit ihrer Rosse und meinte, dass sie Fürsten oder zum Mindesten Fürstenboten sein müssten, ihre Namen könne er jedoch nicht nennen, diese Helden seien ihm bis auf diese Stunde fremd gewesen. Nach einer Weile setzte er jedoch hinzu: »Ich habe zwar Siegfried in meinem Leben noch nicht gesehen, aber wenn mich nicht alles täuscht, so ist er es, der mit seinen Genossen zu uns kommt. Denn alles, was ich von ihm gehört habe, stimmt mit der Gestalt des Helden, der dort so stattlich einherschreitet, überein.«

    Und nun erzählte er dem staunenden König von den berühmten Taten des wunderbaren Jünglings: wie er einst auf seinen Fahrten vor einem großen Berg die beiden Königssöhne Schilbung und Nibelung im Streit um den unermesslichen Hort ihres Vaters Nibelung angetroffen habe, wie die beiden ihn zum Schiedsrichter ernannt und ihm im Voraus zum Lohn das Schwert Balmung gegeben hätten, wie er darauf nach Gewissen und Recht den Schatz geteilt und dann, als die beiden Streitenden, unzufrieden mit der Teilung, sich vereinigt gegen ihn gewandt, auf das Unerschrockenste sich gegen sie gewehrt hätte. »Der kühne Held«, sagte Hagen, »gewann ihnen den unermesslichen Schatz, den hundert Doppelwagen nicht hätten fortschaffen können, und dazu Land und Leute ab. Sie selbst aber, die beiden Königssöhne, erschlug er mit dem guten Schwert Balmung, mit dem er auch den mächtigen Zwerg Alberich bezwang, der bereit war, den Tod seiner Herren zu rächen. Aber so stark und gewandt Alberich auch war, der kühne Siegfried überwältigte ihn doch und nahm ihm die unsichtbar machende Tarnkappe ab. Den unermesslichen Schatz aber ließ er wieder in den Berg tragen und setzte den bezwungenen Alberich zum Kämmerer darüber, nachdem er ihm feste Eide der Treue und Dienstbarkeit abgenommen hatte.«

    Staunend hörten Gunther und seine Mannen die Taten Siegfrieds, Hagen fügte jedoch noch eine hinzu, die wohl geeignet war, das Staunen noch zu erhöhen. »Siegfried«, sagte er, »hat in seiner Jugend einen furchtbaren Drachen erschlagen und sich in dem Blut des erschlagenen Ungetüms gebadet. Davon ist seine Haut wie mit

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