Meine West End Story (Band II): Herr Biberstein und andere journalistische Arbeiten
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Über dieses E-Book
Rafael Robert Pilsczek
Der Schriftsteller und Maler Rafael R. Pilsczek, Jg. 1968, schaut in seinen Werken stets in das Leben einzelner Menschen und zieht daraus Schlüsse auf das Leben selbst. Ein bewusster deutscher Europäer, in jungen Jahren Reporter und Journalist, der in fast allen renommierten Medien veröffentlicht hat, zieht der Autor ununterbrochen hinaus in die nahe und weite Welt, um ausgehend von seinen Erlebnissen mehr zu erzählen als von Einzelteilen des Lebens selbst. Studierter Philosoph sowie Literatur- und Politikwissenschaftler, war der Autor auf vielen Feldern erfolgreich. Er hat bislang zwölf Bücher veröffentlicht: Das Fachbuch "Mehr Sein als Schein" (2013), "Wie ich 10 Tausend Menschen nahe kam" (2014), "Friedenskinder" (2015) sowie das Theaterstück "Kriegskinder" (2016). In dem Doppelwerk "Meine West End Story" (2017-2019)) gibt er umsichtige Antworten auf die wohl wichtigste Frage dieser Epoche, ob der Westen an sein Ende gekommen ist. Im Gedicht- und Liederband "Groß werden" (2018) wiederum variiert er das Thema Älter-werden. Der Roman "Mai. Ein junger Mann, der nicht zu halten war" (2019) beschreibt die turbulente Welt nach dem Mauerfall. In seinem Briefroman "Die Anglerin" (2020) erzählt die alte Professorin Renate Szymanski aus ihrem bewegten Leben. "Lance und Joffe. Eine Heldengeschichte" (2021) ist die Familiengeschichte der Biermanskis über drei Generationen und eine Vision davon, wie es wieder Helden in Deutschland bräuchte. Im Thriller "Billie B. Shelter" (2021) schickt der Autor eine mutige Bloggerin nach China, wo sie im Gefängnis ihren Glauben an sich selbst und ihre große Liebe nicht verliert. Sein bislang letztes Buch, der Erzählroman "An der Bar von Rufus" (2022), feiert die Freundschaft unter drei Männern, die wie durch Zufall während einer Kreuzfahrt nach New York aufeinander treffen. Rafael R. Pilsczek, geboren am linken Niederrhein, lebt seit Jahrzehnten in Hamburg. Lesungen führen den Autor seit Jahren durch ganz Deutschland und bis nach Amerika.
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Groß werden: Gedichte und Lieder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriegskinder: Drama über die Zeit davor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedenskinder: Von Angst, Liebe und Tod in der längsten Zeit der unwahrscheinlichen Abwesenheit von Krieg (bislang) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie ich 10 Tausend Menschen nahe kam Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Rezensionen für Meine West End Story (Band II)
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Buchvorschau
Meine West End Story (Band II) - Rafael Robert Pilsczek
Widmung
Für Irmgard Bernrieder, meiner ersten Lehrmeisterin im
Journalismus, die mir meinen ersten Auftrag gab und die stets
darauf vertraute, dass es gut wird, wer es wagt zu schreiben.
Zitate
„Dir fehlt nur Routine."
(Frank-Dieter Freiling, Paris, 1987)
„Sei nicht so kontrolliert, empfehle ich dir."
(Roman Frister, Tel Aviv, 2001)
„Du kannst ja nicht alles machen."
(Heiko Gebhardt, Gümse, 2017)
Über den Autor
Mit der sächlichen Reportage und Berichterstattung unter dem Titel „Meine West End Story / Ich fliege niemals wieder nach New York" hat Rafael Robert Pilsczek den BAND I als Sonderausgabe seiner sachlichen Untersuchung der möglichen Antwort auf die Frage vorgelegt, ob der Westen, wie wir ihn kannten, an sein mögliches Ende gekommen ist.
BAND I handelt vor allem von New York und Amerika, vom heutigen Berlin und dem alten Bonn als Sinnbild für das Leben im alten Westen. Mit den Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten als überzeugter Westerner ist BAND I für den Autor der vorläufige Schlusspunkt einer lebenslangen Recherche und Lernkurve, die ihn analytisch und biografisch begründet zu Gedanken der in diesem Jahrzehnt wohl größten Gefahr geführt hat, der Veränderung der offenen Gesellschaften des Westens in eine neue Epoche, wie sie davor nicht war.
Nun hat der Hamburger Schriftsteller den BAND II zu „Meine West End Story unter dem Titel „Herr Biberstein und andere journalistische Arbeiten
vorgelegt. BAND II gehört zwingend zur Berichterstattung und dem Ausloten des Themas hinzu und erscheint eigenständig.
Es versammelt die Textsammlung der Arbeiten als Reporter, die Rafael Robert Pilsczek von 1987 bis 2001 in fast allen renommierten Medien veröffentlicht hat. Diese beschreiben den Westen, wie wir ihn kannten, ohne gewusst zu haben, wie diese Epoche in Abwesenheit von Krieg, Gewalt und Leid insgesamt eine gute Zeit gewesen war.
Mit BAND II seiner „West End Story" legt der Autor sein sechstes Buch vor und hofft, dass seine Leser bedeutsame Hinweise aus dem Werk nehmen, die sie selbst befähigen, die für sie schlüssige, logische und wirkmächtige Antwort auf die wohl bedeutsamste Frage der Zeit für uns im Westen zu finden, ob dieser, wie wir ihn schätzten, am Auseinanderbrechen ist.
Der Autor schaut in seinen Büchern und Werken in das Leben einzelner Menschen und zieht daraus Schlüsse auf das Leben selbst. Das zeigt sich in seinem dritten Buch „Friedenskinder (2015), das 70 Jahre Frieden in der höchst unwahrscheinlich längsten Zeit der Abwesenheit von Krieg, Gewalt und Leid in (West-)Deutschland beschreibt und die Gefahr, den Frieden dereinst zu verlieren. Es zeigt sich genauso im Popular-Fachbuch zur modernen Kommunikation, „Mehr Sein als Schein
(2013) als auch in der groß angelegten Liebeserklärung an Menschen und die Begegnungen mit ihnen in „Wie ich 10 Tausend Menschen nah kam (2014). Im Herbst 2016 veröffentlichte der Autor sein literarisches Theaterstück, „Kriegskinder
, das als Drama und Zweipersonenstück mit Latina vor allem die stets aktuelle Frage fiktional behandelt, ob Demokraten zu Barbaren werden müssen, um sich der Barbaren zu erwehren.
In seinem bisherigen Leben zog der Autor, 1968 am Rande einer Kleinstadt am linken Niederrhein geboren, stets hinaus in die nahe und weite Welt in Europa, in Übersee und Arabien, um das stete Rätsel Mensch und damit letztlich sich selbst zu entschlüsseln. In vielen Lebenswelten erfolgreich unterwegs gewesen, als Journalist und Reporter, der in allen maßgeblichen Medien veröffentlicht hat, als Politiker, Dozent, Vereinsvorsitzender und heute ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer, vereint Rafael Robert Pilsczek M. A. besondere Erfahrungen in sich.
Der studierte Literaturwissenschaftler und Philosoph hat aus den vielfältigen Erfahrungen und Fachthemen eine besondere inhaltliche und sprachliche Kompetenz darin entwickelt, die Welt anzuschauen und von ihr zu erzählen. Fest in der europäischen Aufklärung verankert, versteht sich der Autor als entschiedener Gegenvertreter zum gleichaltrigen deutschen Spaßliteratur-Milieu.
So können alle sechs bisher erschienen Werke und Bücher als ernsthaft erarbeitete Versuche eines Gesamtwerks begriffen werden, da sie zuerst immer von einzelnen Begegnungen und ihrer kommunikativen Nähe zu Menschen ausgehen, die zusammengenommen dann mehr erzählen als nur von Einzelteilen des Lebens.
Der Autor lebt seit über zwei Dekaden im Hamburger Süden. Alle Bücher, herausgegeben von PPR Hamburg & Friends, sind über den stationären Buchhandel, auf iTunes oder Amazon als E-Book und als gebundene Ausgaben erhältlich. Lesungen führen den Autor durch ganz Deutschland und bis nach Amerika.
Hamburg, im Winter 2017
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Gesellschaft
Jahr: 1998
Folgen von Verbrechen von rechtsaußen und ihre scheiternde
Aufarbeitung
Sehr viele Versprechen
Der Solinger Mehmet über seine Stadt fünf Jahre nach dem Brandanschlag auf die Familie G.
Jahr: 1995
Wenn Wirtschaft nicht aus eigener Kraft stark ist
Die Schweineohren sind ab
Jahr: 2000
Aufklärung und Aufdeckung
Mit Rainer Hering
Heilige Opfer für Hitler
Der Fall Biberstein und die evangelische Kirche
Jahr: 1998
Flüchtlingspolitik begann viel früher als viele heute denken
Professor Nuscheler stellte in der Stadtbibliothek Neukirchen-Vluynfest: „W ir leben im Jahrhundert der Flüchtlinge"
Jahr:1993
Der Kalte Krieg und seine Geschichte
Ostexperte Leonhard hielt dramatisches Referat in der SparkasseKamp- Lintfort
Jahr: 1987
Gedenken und Geschichte
Das Gegenstück zu den Kriegsdenkmälern
Eine Mahntafel zum Gedenken der Opfer
Jahr: 1987
Was in Nachbarschaften kaum bekannt ist
Lehrer beschäftigt sich mit Kriegsdenkmälern in Neukirchen, Vluynund Rayen
Der Ad ler blickt nach Osten
Jahr: 1998
Warum erstreiken sich heutige Studenten ihre Rechtenicht mehr?
Von Rudi lernen
Nach dem Studentenprotest: Aktivitäten bündeln
Jahr: 1988
Wehrersatzdienst, als es das noch gab
Ohne die Arbeit der Zivildienstleistenden bliebe für viele nur das Altersheim
Einen Tag unterwegs mit dem Team des mobilen sozialen
Hilfsdie nstes
Jahr: 1988
Diktaturen erkennen
Zehn Tage im anderen Teil Deutschlands
Fremde und doch nahe Wirklichkeit
Jahr: 1988
Frühe Hassparolen
„Rotfront verrecke – Wotan"
Ein Stromkasten und eine Spraydose
Jahr: 1999
Eine Dichterin, die verfolgt wurde, weil sie im falschen Leben lebte
Auf den Erfolg einer hoffnungslosen Mission
Eine Begegnung im Moskauer Untergrund
Jahr: 1988
Stadtteilkulturen in Mittelstädten
Keine Theaterveranstaltungen mehr im „Dschungel": Warum Jens Groß aufgibt
Ein Verlust für Moers
Jahr: 1999
Besondere Kneipengänge
Ein letzter Absacker mit Ole
Gehörl os – aber nicht geräuschlos durch die Nacht
Jahr: 1999
Eine besondere Gegend, Berlin-Ost
Alles das Beste
Jahr: 1991
Nazis und Bürger, die etwas nicht verstanden
Krawalle in Hoyerswerda
„Jetzt machen wir die Neger fertig"
Jahr: 1991
Früher Rechtsextremismus im wiedervereinigten Deutschland
Mein Sohn, der Neonazi
Jahr: 1996
Die Spaßgesellschaft, als alles noch gut war
Die zwei Seiten von Techno:
Ekstase mit und ohne Ecstasy
Jahr: 1999
Armut und Altersarmut in Moskau
Die stummen Heldinnen des Untergrunds
Jahr: 1991
Straßengewalt ist eine Kriminalität, die häufigüberraschend geschieht
Jagd auf die Polen
Jahr: 2000
Überwachungsstaat kann auch ganz privat beginnen
Mit dem Sender im Rucksack zur Schule
Jahr: 1991
Die Hauptstadt und die Geschichte ihres Zentrums
Berlin-Alexanderplatz
Das schwache Herz der Stadt
Jahr: 1996
Stresssyndrom und traumatische Belastungsstörung waren erstspät anerkannt
Schuss wunden
Jahr:1990
Geschichte der Sucht und Porträt eines Süchtigen
Einmal Junkie, immer Junkie
Jahr: 1995
Die Anerkennung der Gebärdensprache hat lange gebraucht
Den Lö wen jagen
Jahr: 1987
Starke Mädchen, hilfreicher Feminismus
Selbstverteidigungslehrgang für Mädchen
Jahr: 1998
Erinnerungskultur und Kultur des Vergessens
Kastanien erinnern an die Opfer
Jahr: 1991
Armut und das Engagement von Bürgern, Armut zu bekämpfen
Ich sehe immer ihre Augen vor mir
Jahr: 1998
Blindflug im Cyberspace
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, auch im Internet – wenn
man sehen kann
Jahr: 1997
Minderheiten in einer Minderheit
Das Alphabet der Hände
Jahr: 1991
Gewaltberichterstattung und Opfer von Gewalttaten
Tatort U-Bahn
Jahr: 1992
Aufstand der Anständigen
„Wir müssen etwas vor Ort tun"
Jahr: 1998
Arbeitnehmerrechte und Kinderrechte
Warum Sumaya jetzt besser schläft
Weltweiter Marsch gegen Kinderarbeit erreicht Hamburg
Jahr: 1988
Als die Aufarbeitung der Sklavenarbeit in Deutschland begann
Die zweite Schuld
Jahr: 1989
Städtepartnerschaften schaffen ein wenig Frieden untereinander
Arbeitslose aus Moers und Knowsley tauschten Erfahrungen aus /Pfarrer gab Anstoß
„Sozia le Lage hier ungleich härter"
Jahr: 1996
Wie wirkliche Heldengeschichten geschrieben werden
Unterwegs in zwei Welten
Jahr: 1996
Weitere Völkerverständigung
Austausch zur Verständigung
Politik
Jahr: 1995
Kleine Veränderungen im Lokalen von großer Bedeutung
„Überf allkommando" gegen Clara Zetkin
Jahr: 1993
Parteienforschung, wie sie Parteien nicht gefällt
Alarmsignal. Der SPD brechen Teile der unteren Schicht weg – nachrechts außen
Oh! Der sozialdemokratische Republikaner
Jahr: 1998
Frühe Flüchtlingspolitiker des recht neuen Deutschlands
Deutschland macht dicht
Jahr: 1988
Demonstrationen von Extremisten
Moers macht mobil
Jahr: 1988
Einflussnahmen von Extremisten
5. Juni: Startschuss für rechtsextreme Jugendorganisationen an
Moers er Schulen
Jahr: 1988
Demonstrationen von Demokraten
NPD-Landesparteitag in Moers
Kommt zur Demo!
Jahr: 1995
Wie Extremismus entsteht
Die Üb erläufer
Jahr: 1989
Wie Parteien reden, wenn es um das Extreme geht
Der Rock rutscht hoch
Von DKP bis CDU: Wie reagieren die Moerser Parteien auf die
Neue Rechte?
Jahr: 1997
Geschichte von Sicherheit und Unsicherheit
Bei Verfolgungsjagden runter vom Gas!
Wie Sc hleswig-Holsteins Polizisten sparen sollen
Feuilleton
Jahr: 1998
Bücher in Ländern, die offen und geschlossen sind
Eine Begegnung mit dem Moskauer Schriftsteller und Pop-Star
Viktor Pelewin
Jahr: 1988
Erinnerungskultur damals wie heute
Miep Gies erzählte von ihrer Zeit mit Anne Frank
„Denken Sie nicht, dass wir immer mutig waren!"
Jahr: 1987
Brechts Theater wollte die Menschen verändern, ein Beispiel
„Püppc hen"– ein Stück, das ein heiliges Tabu bricht
Jahr: 1988
Kabarett eines sehr Klugen
Matthias Deutschmann in der Aula des Jugenddorfs
„Letzte Ölung für die Weltmeere"
Jahr: 1998
Geschichten von gestern können zeigen, wie besonders es auch früher war
Brage Bei der Wieden
„Nehmt das Pferd, Ihr seid frei!"
Jahr: 2003
Die Klassik, der Meister Johann Sebastian Bach
Das Genie strahlt weiter
Besuch bei Bach
Jahr: 1989
Kabarett eines ewigen Kabarettisten
Satire vom Weltuntergang
Koczw ara in der Kulturhalle in Neukirchen-Vluyn
Jahr: 1997
Moderne Gedenkkulturen
650 Megabyte Holocaust
Die Judenvernichtung auf CD-ROM: Wird das Medium dem Themagerech t?
Jahr: 1996
Schriftsteller lehren, das Schreiben zu lernen
Lust am Erzählen
Schrei ben mit Hermann Peter Piwitt
Jahr: 2000
Weit im Osten die Techniken der Moderne erfinden
Russische Visionäre
Jahr: 1998
Das Privatfernsehen drehte mal etwas Altes
Die Schüler des Hexers
Mit Ed gar Wallace auf Quotenjagd
Jahr: 2000
Reisen bildet und besonders, wer vergleicht
Zwei ungleiche Städte buhlen um die Gunst der Gäste
Rotter dam und Amsterdam zeigen sich in ihren schönsten Kleidern
Jahr: 1988
Wie Reden nach dem Holocaust geht
Gegen das Schweigen, für das Sprechen
Jahr: 1999
Bevor ein wichtiges Thema breit und tief öffentlich wurde
Interesse wecken, nicht verhindern
Eine Hamburger Forschungsstelle „nach/über Auschwitz"
Jahr: 1996
Wie Klischees entstehen, sieht man dort
In völliger Dunkelheit durch die erhellende Sinnenfinsternis
Jahr: 1996
Wald, der deutsche Wald
Förster im Rosengarten – Was er heute pflanzt, ernten erstseine Enkel
Der tägliche Kampf gegen die Unvernunft
Jahr: 2001
Geschichte des Holocaust
Das Glück des Roman Frister
Eine Begegnung mit dem Autor der KZ-Autobiographie „Die Mütze"
Sport
Jahr: 1991
Der kurze, starke Moment des FC Hansa Rostock
„Beim Fußball können uns die Wessis nicht bescheißen"
Jahr: 1993
Pferdesport ist ein Sport für Narren vom Niederrhein
Wettbewerbe erstmals auf eigenem Gelände
„Grand Local" in Sonsbeck: Rennen und Turnier mit Totalisator
Jahr: 1993
Eine andere Form der Bundesliga, nein, dieses Mal kein Fußball
Für Lu tz Brors ist Lampenfieber ein Fremdwort
Unterhaltung
Jahr: 1995
Innovationen müssen nicht immer großartig und von der IT sein
Elvis auf Schokolade
Jahr: 1997
Wie Musik und ihre Richtungen sich stets neu erfinden undweiter entwickeln
Der Hi p-Hop aus dem Reihenhaus
Jahr: 1998
Glossen machen einfach Spaß
Ufos über Amerika, über Kirgisien
Wo sie landen
Jahr: 1999
Nachtclubs, Freizeitgesellschaft
„A Hard Day‘s Night" im Kaiserkeller
Jahr: 1996
Zirkusse im alten Glanz
Zur Begrüßung tanzen die Löwen
Chinesischer Staatszirkus hat in Buxtehude sein Zelt aufgeschlagen
Jahr: 1987
Kino, als Kino groß war
Filmnacht im JFC
Marath on für Kino-Fans
Jahr: 1997
Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust
Die Gr enzgänger
Jahr: 1988
Generationenbeschreibungen
Die Lehre nach dem Büffeln
Jahr: 1999
Reiches Leben
Hanseatische Havanna Lounge
Hamburgs feinster Club für Anhänger der Rauch- und Genusskultur
Jahr: 1999
Pop-Kultur und Freundschaftskultur
Ich Po pstar. Du Penner.
Jahr: 1998
Das Fernsehen in Ostdeutschland und seine ganz eigene Kultur
Nettes aus dem Osten
Jahr: 1989
Eine frühe Geschichte an der Seite eines großen Schriftstellers
Fabian hätte nur gelacht
Am falschen Ort: Hot-Body-Show im Second Life
Anhang
Baby, dir
Gedich tegewichteskizzen auf die Liebe
Anmerkungen des Lektorats zu BAND I und BAND II
Bisher erschienen vom Autor
Vorwort
Ist genau so
Kurze Erklärung aus der Wirklichkeit zu meinem Ende als Reporter im Westen, weil es im Grunde kein Ende davon geben darf, was ein Reporter in einer offeneren Gesellschaft sein durfte, wer ein solcher war (journalistische Arbeiten von 1987 bis 2001).
Santa Ponsa, Spanien, im September 2017. Ich atme tief ein, ich atme tief aus. Wo es so warm, wohlig und tagsüber bis zum Sonnenuntergang um 19:36 Uhr so gelbhell ist. So ist die iberische Insel Mallorca jetzt zu mir, wie nicht in Deutschland gefühlt, wo die Blätter in Hamburg vielfach rostbraun geworden sind und in diesen Tagen auf den Boden fallen. Und Mallorca ist der Ort, an dem ich jetzt zur Ausnahme nachts wach bin, wo es Menschen wie mich gibt an diesem Wochenende, die im Mittelmeer und am Pool baden gegangen waren, wiewohl Menschen zu Hunderten dort im Mittelmeer unweit von uns auf Nussschalen reisen und auch, ja, täglich, sterben. Was für eine Welt? In der wir lebten, lasen und leben werden? Was für eine Welt! Eine Welt, wie sie unfassbarer nicht sein kann. Eine Welt, wie sie widersprüchlicher nicht sein kann. Wozu der große Reporter Egon Erwin Kisch alles gesagt hat, dass die Wirklichkeit, wie wir Reporter sie kennen, nicht größer und nicht unfassbarer sein kann, als sie ist. Eine Welt! Eine unfassbare Welt, die dort vor der Türe des Kinderzimmers ist, wer hinaustritt, um diese zu erobern. Was für eine Welt!
(Und mit Ausrufezeichen geht ein schreibender Kundiger sehr, sehr sparsam um, ist mir beigebracht worden, weil sie allein die größte Bedeutung von Worten und Sätzen unterstreichen dürfen, wenn dieses eine Wort und dieser eine Satz auf vielen Seiten die große, die größtmögliche Bedeutung gewinnen darf.)
Wie die Welt von Reportern in Sprache gebracht werden muss, wer die Worte und Sätze dazu hat, ist der Grund, warum ich Journalist wurde. Ein paar wenige Worte, die zu erklären versuchen, warum ich dieses Büchlein herausbringe. Es ist im Grunde das Vorwort zu BAND I meines Projektes „Meine West End Story", ein Vorwort insgesamt zu BAND I und BAND II, wer es lesen und hören mag. Es tut mir leid, wenn Leidenschaft, wenn Pathos, wenn zuviel Herz davon drin ist. Es tut mir leid, und im Grunde nicht, wer sieht, wohin die Welt gerade kommt, wenn es Gefühle weckt. Es tut mir leid, wenn zu viel in zu wenige Worte gepackt wird in diesem Aufschlag. Es tut mir leid, dass ich an dieser Stelle echt bin, wie ein Freund sagte, … und verzweifelt. Es tut mir leid, wenn es starke Worte sind und keine nüchternen hamburgischen Worte, wie ich sie auch schreiben und sagen kann, wenn ich mich hamburgisch verhalten mag und muss. Es tut mir leid. Wer bedenkt, dass es spät nachts ist, jetzt, und bedenkt, dass Wörter nicht reichen, um Welterfahrung zu halten, der möge gnädig sein und …
… mit mir in BAND II nachdenken über die Zeit, in der wir heute leben, und den Westen, wie wir ihn kannten, bevor er anders wurde, als er war, wie ich ihn in vielen Artikeln festgehalten habe. Der BAND II ist zugleich zwingend notwendig die Ergänzung zu BAND I von „Meine West End Story", wer mir intellektuell und analytisch auf dem Weg folgen wollte und will, warum der Westen, wie wir ihn kannten, in derartiges Schwingen geraten ist, dass der Westen … bereits anders geworden ist als davor, als wir in ihm insgesamt gerne lebten und in Abwesenheit von Krieg, Gewalt und Leid für viele den Tag und die Nacht durchlebten.
So, heute, auf dem Balkon vor dem Hotelzimmer, ist das mein echtes Gefühl, dass ich beginne mit dem Satz: Ihr könnt mich mal, die andren können mich mal, eine Menge an Leuten kann mich mal. Was soll ich denn noch schreiben?, spüre und denke ich und sehe hinauf auf den Großen Wagen, den Kleinen Wagen, die Sterne, die Venus, die klar und eindeutig am Himmel erscheint. Was soll ich denn noch sagen? Was soll ich denn noch meinen? Was soll ich noch berichten, wenn du tatsächlich so viel weißt, was war, was ist, was sein wird, wenn du hörst und liest seit so vielen Jahren mit mir und Leuten wie mir? Wenn, wenn, wenn jetzt der Dreck in meine Ohren und in meine Augen kommt? Wenn, wenn, jetzt das alte furchtbare Deutschland erneut sichtbar wird? Dreck, den ich so nennen sollte, als Dreck, der er ist? Wenn all das, was manche meiner Lehrer und Lehrmeister in 1989 und in 1990 im Jahr der deutschen Wiedervereinigung heraufziehen sahen, nun, ein Vierteljahrhundert später erneut nach oben gekrochen ist, als wäre es lediglich, was wir wussten, von wohlmeinenden Westernern stark unterdrückt und jetzt eine neue, alte Kraft, gegen die wir uns umsonst stemmten, weil diese neue, alte Kraft nun nach oben gekrochen ist? Posten erhalten hat und die Wörter und die Sätze, den Dreck in meine Ohren von Berlin aus in mein Bullerbü nach Hamburg trägt, den ich mit andren nicht wieder, nie wieder an mich und meine lebenden und verstorbenen Bundesgenossen herangetragen haben wollte? Der Dreck in Worten und Sätzen ist nun da und wird bleiben, mindestens vier Jahre lang.
Die Bundestagswahl 2017 ist jetzt gelaufen und entschieden. Nun sind die Extremen nicht allein in dreizehn von 16 Bundesländern vertreten, sie sind mitten in Deutschland in Berlin, in der Hauptstadt und damit im Ganzen angekommen. Was soll das Gerede, das Recherchieren, das Schreiben, wenn die Extremen ihr Wort führen dürfen und ihre Sätze in die Luft schmeißen dürfen, als wären es Brandbomben, die längt gelöscht, nein: unbestellbar, nein: unherstellbar jemals erneut erschienen? Was soll das Abwägen in der Sprache, das Nachdenken, das Ausloten, das Harmonisieren, das Kämpfen um jeden Buchstaben, wenn in Deutschland eine Aggression über uns kommt, die in der Sprache Worte und Sätze hat, die nur Ablehnung und Hass in die Ohren trägt und … damit in die Herzen, die nun erneut verseucht werden von der Macht der Sprache, die extrem ist und Extremes will? Nun, nun gibt es erneut stürmerische Schlagzeilen, Reden und Worte, die alles das sind, wogegen ein junger Mann wie ich mit vielen Bundesgenossen anschrieb, als wir im alten Westen mithalfen, dass der Westen gut bleibe.
Was soll es noch? Was soll der Journalismus, was soll ein Reporter, was soll ein Philosoph wie der Aufklärer Kant, der einer der größten Sprachbeherrscher war und gegen den Dreck anschrieb? Was soll es, wenn vor ein paar Tagen eine rechtsextreme, eine faschistische Partei mit über 90 nun alimentierten Abgeordneten in den Deutschen Bundestag einzieht? Ich, ich allein, … ich schreibe heute von etwas anderem, von einem damals jungen Mann und Muslim namens Atta. Einem Namen, der fast vergessen ist. Kein Name nur, erinnere sich jeder oder mache sich kundig. Ein Massenmörder. Ein Attentäter historischen Ausmaßes. Und aus meiner räumlichen Nähe stammte. Das ist das Thema jetzt. Genau so ist es jetzt. In diesem Moment nachts auf dem Balkon.
Es war am 9. September 2001 so, dass ich unterwegs war. Ich hatte mein Kind bei mir. Jung. Klein. Mein Kind. Wir fuhren in einem unberühmten Wagen durch die Gegend in Hamburg, Eis essen gehen bei Paolo, das war der Plan für sie und mich. Dann Radio um 15:00 Uhr, genau 15:00 Uhr, ein Hamburger Sender. Dann live. Dann furchtbar. Mein Herz schlug schneller, dann rasend. Als ich’s hörte, was dort war, dort geschah, in der Stadt der Städte, in meiner Stadt. Ich fuhr sofort nach Hause, ruhig und kontrolliert, öffnete die Haustüre und ging in das Wohnzimmer, stets das Kind behütet bei mir und schaltete den richtigen TV-Nachrichtensender ein. Dann alles, alles, alles. Alles, was der 9. September 2001 war und wurde und geblieben ist. Und TOTAL geworden ist, … die Zeitenwende im Westen, wie wir ihn kannten. Ich stelle das TV auf stumm, atme tief ein, atme tiefe aus, damit das Kind, das Menschlein es nicht erfährt und nicht hört, was die Reporter live und direkt aus New York City berichten. Was geschieht. In New York geschieht, im südlichen Manhattan, wo ich mich auskenne. Flugzeuge. In die Hochhäuser. Erst das eine. Groß, schlimm genug. Dann in das andere. Unglaublich schlimmer. Brand. Feuer. Rauch. Menschen, die sich in meinem Manhattan vom Hochhaus stürzen, weil es nicht anders geht. Dann Einsturz. Das gibt es nicht. Die Hochhauswelt stürzt in einer Wolke in sich zusammen. Das gibt es nicht. Doch, gleichwohl, kühl geschrieben, das ist nicht meine Story heute. Nein. Das Weltereignis 9/11 ist nicht meine Story. Eine andre, die ist es.
Der BAND I hieß „Meine West End Story, Ich fliege niemals wieder nach New York und beinhaltet eine große Reportage über die vorsichtig vorgetragene Antwort auf die Frage hin, ob der Westen, wie wir ihn kannten, an sein mögliches Ende gekommen ist. Vor allem New York, das neue Berlin und das alte Bonn hatte BAND I zum Thema. Nun zeigt BAND II, wie der alte Westen war für Leute wie mich, die sich dort getummelt haben. Es ist eine Textsammlung von nicht allein chronistischem Interesse und vom Verständnis, was im Westen war, damit wir wissen, wo wir sind … und wieder hingekommen sind. Die Textsammlung ist zugleich mit Fakten angereichert, recherchierten Fakten und voll an Bildung, an Wissen, an Erfahrung, an Spannung, an Erleben, an allem, was, wer es liest, bis heute oftmals gültig und gut zu lesen ist. Das ist BAND II: die Sammlung der wichtigsten journalistischen Arbeiten aus meinem Leben als Westerner. Dieser BAND II ist zugleich die Ergänzung zu BAND I, weil es journalistische Arbeiten aus dem Westen hat, als wir nicht wussten, wie gut der Westen zu uns war und aus heutiger Einsicht zu einer guten, einer bestmöglichen Zeit in Abwesenheit von Krieg, Gewalt und Leide wurde. Und dafür sind die Texte, die Artikel, die Sätze und die Wörter gut, die ich als junger Mann und als junger Reporter in der Wirklichkeit fand, wie der Westen war, bevor er möglicherweise andres wurde. In BAND II meines Projektes „Meine West End Story
lote ich wie in BAND I vorsichtig, umsichtig und zärtlich aus, ob der Westen, wie wir ihn kannten, an sein mögliches Ende gekommen ist. Ich bin kein Reporter mehr, ich bin kein Wissenschaftler mehr und kein Politiker mehr, nein, es ist mir auch egal. Ich bin heute ein Mensch, der einfach schreibt und auf, sehr!, sehr gefährliche Entwicklungen in BAND I hinweist. So ist es in BAND II die Sammlung von journalistischen Texten aus meinem Leben von 1987 bis 2001, was ich in BAND II veröffentliche. So einfach, so schwer.
Wer ein Reporter ist oder ein Wissenschaftler oder ein Politiker, wenn er oder sie gut ist, geht dorthin, wo es schmutzig, wo es echt ist, wo es weh tut. Also, nach 9/11 ging ich hin. Woanders hin. In meine Nachbarschaft, wo ich wohnte. Dort, wo die Attentäter lebten, studierten, wirkten, aßen, tranken, sprachen und von Hamburg-Harburg aus den Westen turmhoch angriffen.
Die Türme stürzen ein, ich rufe in den USA an. Alles gut. Sie leben. Scheinbar gut geht es ihnen, sie leben, sagen sie, sagen sie bis 15:30 Uhr, bevor das Telefonnetz zusammenbricht, weil die ganze Welt anruft, bei denen, die sie dort lieben, in Übersee. Dann rufe ich meine Mutter an, während einer meiner Brüder dort ist, in New York City, ein Arzt. Ich sage der Mutter, fliege nicht dorthin, in wenigen Tagen, wie du es planst, du musst es aufgeben, während der Bruder mal wieder dort ist, wo es knallt. Afghanistan jung, Pakistan, Kambodscha, auch Irland, was auch immer. Meine Mutter hört auf mich, sie verspricht, sie fliegt nicht sogleich hin. Zu ihrem Sohn, der dort ist, wo es jetzt knallte, dass die Welt in einen Taumel geriet, der bis heute anhält und alles das, was der Westen war, in einem weltweiten Hurrikan von oben nach unten und von unten nach oben in eine Welt von Ablehnung und Hass gewendet hat, als gäbe es kaum ein Morgen mehr im Westen.
Dann so weit weg. 9/11 schien weit weg. Ich bin weg. Nicht Manhattan, nicht The Veselka, nicht das East Village, nicht Tom, nicht Maria, nicht die Staten Island Ferry, die dich kostenfrei über den Hudson trägt, nicht das MoMa, nicht David, nicht SJ, heutzutage weit weg von alledem, weit weg, nicht mehr New York City. 9/11 ist so weit weg, ist bereits so viele Jahre her. Scheinbar eine lange Zeit hinter uns. Scheinbar. 9/11 ist nah. Es ist der Tag, an dem die Welt eine andre wurde. Eine schlechtere, eine andre auf jeden Fall. Der Tag, an dem der Westen stürzte, es war das Jahr, in dem ich meine Arbeit als Journalist beendete.
Eine Trauerrede hielten wir kurz danach, nach 9/11. Der gesamtdeutsche, der Parteichef war auf dem Weg zu uns, im Auto, mit Chauffeur, der Müntefering. Er sagte ab, nein, jetzt, an diesem Tag, er ließ mich anrufen, jetzt, nachdem alles geplant war für einen beschaulichen Parteiabend in Hamburg-Harburg, an diesem Abend muss ich in Berlin sein, richtete er aus, er kam nicht weiter als bis auf die Autobahn hinter Berlin. Wir trauerten ohne ihn. Eine Rede. Eine Schweigeminute. In einem bescheidenen Raum in Hamburg-Harburg, an der Bremer Straße. Eine Trauerminute. Eine Schweigeminute. Weil wir ahnten, was geschehen war. Ein Weltereignis, ein Weltbeben. Es war weit weg. Nicht wahr? Nicht wahr? Weit weg, das Ereignis. Das Weltereignis? Weit weg.
Dann war es weit weg. Die Tochter baute zwei Tage später beim Zahnarzt im Warteraum einen Turm aus Plastiksteinen, hoch auf, viele Steine, hoch hinauf, und brachte es dann, dann mit einem Schlag … zum Einstürzen.
Dann, dann, dann geschah das Unglaubliche. Ist so, war so, wird so sein.
Keine wenige ein oder zwei Tage später schaue ich Fernsehen, abends, fast nachts. Normales Programm. Überall die Anschläge, das Verbrechen, der Massenmord, das Word Trade Center getilgt vom festen Inselboden, auf dem New York City gebaut worden ist, das Verteidigungsministerium angegriffen und der Flug und der Absturz, der weitere. Dann auf einem Nachrichtensender eine Ticker-Meldung. Wissen wir noch, was eine Ticker-Meldung ist? Eine Buchstabensalatbotschaft unterhalb des Bildes, die sehr schnell eine Nachricht vermeldet, ohne mehr zu sagen oder zu wissen. Die Attentäter, so sagten es die Buchstaben, auf einmal, spät abends, während ich in Hamburg-Harburg bin seit Jahren, kamen aus … Hamburg-Harburg. Mir wird schwindelig, ich taumele. Salat, Buchstabensalat. In meinem Kopf. Vor meinem Auge. Vor dem TV. Sie tanzen, die Buchstaben der Ticker-Meldung. Aus Harburg. Aus Hamburg-Harburg? Aus meinem Stadtteil? Aus meinem Kiez? Aus meiner Nachbarschaft? Aus meiner Liebe zu meinem Stadtteil? Was geschieht jetzt, denke ich abends, oder? Nein, das kann nicht sein. So schlimm, was die machten, so nah? Das kann nicht sein. 9/11 vor der Tür? Es war nur eine Ticker-Meldung, ein Halbsatz. Nein, nein, das darf nicht sein. Oder?
Ich rief an jenem Abend spät sofort eine Rufnummer an, mit einer -100er Endung, in Harburg, die ich noch nie gewählt hatte, es war 23:30 Uhr, dort darf doch keiner mehr sein, so spät, es gibt Tarifverträge im Journalismus, und wählte eine Rufnummer, die mir nicht klar war, dass sie funktionierte und doch für solche Momente wie geschaffen war. An jenem Abend rief ich den Chefredakteur der lokalen Tageszeitung von Harburg an, der inzwischen untergegangenen Harburger Anzeigen und Nachrichten, kurz HAN, die, das muss gewürdigt werden, eine gute Tageszeitung war, eine von altem Schlage, wie die Rheinische Post, bei der ich 1987 begonnen hatte, Journalist zu sein, bei der Bernrieder, ich rief die an, spät abends, 23:30 Uhr, wer geht dann noch an das Telefon?, warum sollte er noch arbeiten? Der Chefredakteur, ein guter Kerl. Warum sollte er da sein? Dann ging er ran. An das Telefon. Sofort. Es hatte nur kurz geklingelt. Tatsächlich. Um 23:30 Uhr oder so. Der ging ran, ein Journalist, wie ich es war. Ich sagte meinen Namen, er kurz seinen, er kannte mich. Ich war aufgeregt, fertig, er war cool. Er sagte nur:
… „Ja, es stimmt", sagte der Chefredakteur der Lokalzeitung, der Zeitung aus der Nachbarschaft.… die Meldung stimmt, lernte ich.
… die Attentäter von 9/11 kamen aus der Marienstraße in Hamburg-Harburg, …
… kamen aus meiner Ecke.
Ja, es stimmte, die Attentäter von 9/11 waren aus Hamburg-Harburg. Atta und die andren. Es war so. Die Menschenfeinde, die Massenmörder von 9/11 waren aus meinem Kiez aufgebrochen, nach guten Jahren in Deutschland, in Hamburg, in Harburg, diese Männer hatten mit uns gelebt, hatten alles gehabt, was ein gutes Leben ausmacht. Ein Dach über dem Kopf, gutes Essen, Getränke, Freunde, Bekannte, Nachbarn. Ein junger Junge, dem Atta über die Haare strich, im Treppenhaus, weil er ihn wohl mochte, war später einer meiner jungen Harburger Freunde geworden, auch das. Der Professor, bei dem Atta studierte, war eine unserer vielen Säulen im Stadtteil. Und so weiter, und so weiter. Atta kam aus meiner Heimat.
Sie lebten um die Ecke, brachen auf in die USA und hatten 9/11 gemacht, als gäbe es das Morgen für sie nicht, als sie den Westen und ihre Menschen killten. Sie waren Harburger, Nachbarn, fleißige Leute wie wir, soweit ich wusste, unauffällig. Und dann waren sie aufgebrochen, alles zu zerstören, was sie gehabt haben. Sie gingen als Mörder in die USA, in meine ganze große Heimat, den Westen. Gingen dorthin, wo sie alles zerstören wollten, was sie doch schön in meinem Kiez und in meiner Nachbarschaft hatten, schön, gut, schön.
Warum es diesen BAND II zu „Meine West End Story, Ich fliege niemals wieder nach New York" gibt? Weil zur vorsichtigen Antwort auf die Frage in BAND I, ob der Westen, wie wir ihn kannten, an sein mögliches Ende gekommen ist, die Freiheit und auch die Schönheit der Worte gehören, wie es so war, im Westen, bevor der Westen an sein mögliches Ende gekommen war. Als junge Menschen wie ich im Frieden die Presse- und Meinungsfreiheit und den Glauben an den Sinn der aufklärerischen Worte erlebten und die Abwesenheit von Krieg, Gewalt und Leid erleben durften, dann, in jener Epoche, sind die vielen Artikel aus BAND II entstanden. Sie zeigen, was war in einer Epoche von Leid, ja, von Traurigkeit und von Gewalt, von Schlechtem, gleichwohl war es 1987 bis 2001 so, als ich noch Reporter war, dass kein Staat und kein Sicherheitsorgan damals dort gewesen wäre, der uns Menschen in Unfreiheit in (West-)Deutschland gehalten hätte, uns, oder in eine solche geführt hatte. Daher: Ja, es war eine gute Zeit, aus heutiger Sicht, als ich die Artikel recherchierte und schrieb, die in BAND II nun die Welten beschreiben, um die es ging, als der Westen einem jungen Mann die Feder reichte, damit er schrieb, damit er bliebe.
Dann, dann, als ich die Ticker-Meldung im