Die Zeitungsleser: Unglaubliche Abenteuer im Kaffeehaus
Von Peter Faust
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Über dieses E-Book
Peter Faust
Der Autor arbeitete als Entwicklungsingenieur und EDV-Leiter. Geschichten zu schreiben, war immer sein Hobby. Nach der Pensionierung begann er seine Geschichten (Satiren und Kriminalromane) unter dem Pseudonym Peter Faust zu veröffentlichen und neue zu schreiben.
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Buchvorschau
Die Zeitungsleser - Peter Faust
Handlung, Personen und Orte der Handlung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit ist rein zufällig.
Inhaltsverzeichnis:
Die Zeitungsleser
Ableitungen
Albtraum Hören
Das Alter ist fortgeschritten
Ambulanz
Diverse Anlässe
Das Anziehen von Touristen
Atemnot
Ausgehungert
Wie fällt eine Radierung aus?
Bahnfreuden
Bedarfs-Integration
Die Berge verschwinden
Bevölkerung
Zeitgenössische Bilderfälschung
Wie dumm ist Bildung?
Blasenschwäche und andere Katastrophen
Was schließen Brüder ein?
Demenz haben wir nachhaltig
Diktat im Auto
Von Bereitern und Diätäpfeln
Harmonisches Eigelb
Erbe
Ersatzgewohnheiten
Europa auf Augenhöhe
Das Ende der Fahnenstange
Fast normal?
Flucht mit Gartenschlauch
Freudentaumel oder was?
Braucht die Freude Ausgang?
Gefahr in Verzug
Bildungsgesetz oder schon Bildung?
Deutsch und Schnaps
Gentechnik ist gefährlich
Vom Kosten und Schmecken
Gesundheit!
Gleichzeitig
Das verhoffte Glück
Heimatliches
Hysterie-Freiheit
Wie heute integriert wird
Kannibalismus in Europa?
Der Kasten ist im Verzug
Keine Wunder?
Kinderbuch
Knifflige Fragen
Kreuzworträtsel
Kulturseiten
Allerlei Kunstkritik
Das Lebenszeichen
Ein aktueller Lesestoff
Sprachlieferungen aller Art
Luftleer
Löwenjagden
Was treiben die Menschen?
Töne haben die Menschen
Allerlei Mittel
Kein guter Tag?
Wie teilt man Momente?
Reine Muskelkraft
Eine mächtige Armee
Eins mit der Natur
Not
Ordnung
Das große und das kleine Packerl
Von Baum zum Papier
Vertreibung aus dem Paradies
Die bazifistische Andacht
Ausfahrt freihalten!
Plutonium
Plünderungen
Die Weissagung der Liese Kranzlmayr
Was ist Gesundheitsprophylaxe?
Reinsteigen oder Zusammenwischen?
Rotstift
Sardine und der Vatikan
Die Erde ist eine Scheibe
Die Hochzeit des Schanigartens
Schleppen mitten im Leben
Der schmackhafte Standort
Die vegane Schublade
Schwangerschaftsübelkeit
Hat die Zukunft Zukunft?
Ist Spinat ein Halluzinogen?
Das Bild vom in die Flucht Schlagen
Sprechen Sie dicht?
Welcher Tag ist heute?
Betreuung von Tagen
Wer hat die Talente gefaltet?
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Keine Barrieren im Text!
Die Relegation von Torten
Tristans Venus
Die Türkenbelagerung und der Zeitgeist
Allerlei Umgang
Unser wunderbarer Planet
Verhältnisse
Dies und das verkosten
Alte Vielfalt
Von welchen Sinnen sind Sie?
Wer die Wahl hat
Wasser
Vom Wehtun
Weihnachtsamnestie
Allerlei Wiederkehr
Wildwechsel
Kalt, frisch, Wintersperre
Zeit zum Denken
Der zeitnahe Tod
Zivilisation
Zusammentreten
Die Zeitungsleser
Jeden Sonntag trafen einander zwei ältere Herren, Birndippl und Weißhaupt, um genau 10 Uhr im Kaffeehaus zum zweistündigen Zeitungslesen. Sie kannten einander schon lange. Es konnte durchaus sein, dass sie einmal dienstlich miteinander zu tun hatten oder ihr erstes Zusammentreffen im Kaffeehaus nur zufällig war. Sie hielten ihre gemeinsamen sonntäglichen Lesestunden mit der Präzision eines Uhrwerks ab. Angeregt durch die Zeitungsmeldungen lachten sie über das „seltsame" Benehmen ihrer Landleute, lösten die schwierigsten Probleme mit einem Fingerschnippen und regierten die Welt locker vom Kaffeehaustisch aus.
Weißhaupt war Beamter in der Schulbehörde und konnte sein Wissen über alles und jedes nicht verbergen. Was heißt verbergen? Er wusste alles besser und teilte sein Wissen gerne mit seinem Gesprächspartner, ob der wollte oder nicht. Seine Besserwisserei hatte eine Wurzel in einem unerreichten Ziel: Er hätte gerne nach der Matura an der Universität studiert. Seine bescheidenen finanziellen Verhältnisse zwangen ihn aber, einen Brotberuf zu ergreifen.
Birndippl war Angestellter in einem Stadtamt. Seine Schulbildung schloss er mit Ach und Krach in einer Handelsschule ab. Birndippl war mit seinem Leben zufrieden. Er war zwar intelligent, hatte aber keinen Ehrgeiz, aus sich etwas zu machen. Da seine Frau als Justizwachebeamtin auch berufstätig war, hatte er sein Drauskommen - mehr wollte er nicht. Im Übrigen war er stolz, jeden Sonntag mit dem „Herrn Weißhaupt" im Kaffeehaus sitzen zu dürfen und ihn mit scheinbar dummen Fragen zum Belehren zu bringen.
Ableitungen
Kaffeehaus, Sonntag, 10.15 Uhr. Die Zeitungsleser Birndippl und Weißhaupt waren bereits sehr heiter gestimmt.
„Der Wahlkampf ist schon wieder ausgebrochen, Herr Weißhaupt. Ist das nicht fürchterlich?"
„Seien Sie unbesorgt, Birndippl, sagte Weißhaupt, der nicht richtig zugehört hatte. „Man wird ihn wieder einfangen. Früher oder später erwischt die Polizei jeden Ausbrecher und sperrt ihn wieder ein.
„Den ausgebrochenen Wahlkampf?"
„Der Wahltag, an dem sich dann alle Teilnehmer zum Sieger erklären, beendet auch den Wahlkampf."
„Warum glauben Sie, dass sich alle Parteien zum Sieger erklären werden, Herr Weißhaupt?"
„Das ist eine Frage der erreichten Ziele. Je niedriger Ziele angesetzt sind, umso leichter sind sie zu erreichen, und ein Sieg kann abgeleitet werden."
„Aber manchmal verliert eine Partei trotz niedriger Ziele die Wahl, Herr Weißhaupt."
„Ja, es soll vorkommen, dass ein Sieg mit bestem Willen nicht mehr zu erklären ist. Dann muss halt die Niederlage eingeräumt werden, Birndippl."
„Interessant! Wie räumt man eine Niederlage ein, Herr Weißhaupt?"
„Auf jeden Fall kostengünstig."
„Wieso kostengünstig?"
„Wahlkämpfe sind teuer, Birndippl. Und weil er erst einer Speditionsfirma für eine Übersiedelung, wie er überzeugt war, viel zu viel Geld zahlen musste, sagte er auch noch: „Weil kein Möbelwagen gebraucht werden wird.
„Warum nicht? Es müssen sicher Büros ausgeräumt werden, Herr Weißhaupt."
„Warum müssen Büros ausgeräumt werden?"
„Die Wahlverlierer werden anderweitig versorgt, Herr Weißhaupt."
„Das ist erstaunlich! Sie haben recht, Birndippl."
Durch das Lob aufgestachelt, traute sich Birndippl nach einem Sportereignis zu fragen, obwohl Sport nicht zu den Interessen des Herrn Weißhaupt zählte: „Haben Sie die Tennisübertragung im TeVau gesehen, Herr Weißhaupt?"
„Rasentennis, Birndippl?"
„Sandplatz, Herr Weißhaupt."
„Nein, und mit versonnenem Blick: „Als ich noch jung war, war ich auch Sandplatzspezialist.
„Sie haben Tennis gespielt? Das wusste ich nicht, Herr Weißhaupt."
„Nein, kein Tennis, ich baute Sandburgen und Bahnen für rollende Glaskugeln auf meinem Spielplatz im Garten."
Nach dieser kurzen Reise in die Kindheit war es einige Zeit ruhig am Kaffeehaustisch, bis Weißhaupt sagte: „Da wird eine LagerleiterIn gesucht. Das ist doch Ihre Dienststelle Birndippl?" Er zeigte ihm das Inserat.
„Ja, Herr Weißhaupt. Allerdings hätte die Suche nach einem Lagerleiter auch gereicht."
„Das darf nicht so ausgeschrieben werden, Birndippl. Also ist die Annonce völlig korrekt geschlechtsneutral geschrieben. Mich stört nur die Schreibweise, da ist ein großes ‚I‘ in LagerleiterIn."
„Lagerleiter hätte doch gereicht. Die ‚Leiter‘ ist ohnedies grammatikalisch weiblich." Birndippl wollte zeigen, dass er in den Gesprächen mit Weißhaupt etwas gelernt hatte.
„Das Hauptwort ‚Leiter‘ hat zwei Bedeutungen, begann Weißhaupt auch gleich zu dozieren. „Das maskuline Wort weist auf eine Führungskraft, das feminine auf ein Steiggerät hin.
„Wie Sie das alles wissen, Herr Weißhaupt."
„Es muss immer so formuliert werden, dass die richtige Bedeutung des Wortes zweifelsfrei abgeleitet werden kann."
„Der Leser …", begann Birndippl.
„Oder der Zuhörer", fiel ihm Weißhaupt ins Wort.
„Der Leser oder der Zuhörer, setzte Birndippl fort, „muss eben mitdenken, Herr Weißhaupt.
„So? Was denken Sie mit, Birndippl, wenn Sie lesen:
‚Autolenker rammt Tankstellensäule’?"
„Das steht tatsächlich so in der Zeitung, Herr Weißhaupt, ich hab es auch gelesen."
„Also was denken Sie?"
„Soll ich etwas ableiten?"
„Ja."
„Da wird sich der Autolenker ordentlich am Kopf wehgetan haben."
„Er muss froh sein, dass die Tankstelle nicht in Brand geraten ist, Birndippl."
„Warum Brand? Der Autolenker wird sich nur die Birne angeschlagen haben, Herr Weißhaupt."
„Fahrzeugunfälle bei Tankstellen sind immer brandgefährlich, Birndippl."
„Wieso Fahrzeugunfälle? In der Zeitung steht, dass der Autolenker die Säule gerammt hat, vom Auto steht nichts. Keine falschen Ableitungen, Herr Weißhaupt!"
Albtraum Hören
Kaffeehaus, Sonntag, 11 Uhr. Die Zeitungsleser Birndippl und Weißhaupt hatten sich schon die neuesten Nachrichten aus Politik und Wirtschaft einverleibt. Birndippl war bei einer Hörgeräte-Werbung hängen geblieben: „Hören Sie gut, aber verstehen Sie schlecht, Herr Weißhaupt?"
„Warum fragen Sie Birndippl?"
„Dafür gibt es heute sensationelle Hörgeräte."
„Ausgezeichnet! Wenn also ein Mann mit einem keppelnden Eheweib gut hört und gut versteht, verwendet er dann das sensationelle Hörgerät, damit er gut hört, aber schlecht versteht. Zahlt so was vielleicht die Krankenkassa?"
„Sie haben mich leider missverstanden. Das Hörgerät hilft, wenn einer gut hört, aber schlecht versteht, dass er dann auch gut versteht, Herr Weißhaupt."
„Schade! Und mit so einem Hörgerät verstehe ich dann Arabisch, Birndippl?"
„Nein."
„Afghanisch?"
„Nein."
„Kisuaheli?"
„Nein."
„Wozu brauch ich dann so ein Hörgerät, Birndippl?"
„Zum Verbessern des Sprachverstehens, Herr Weißhaupt."
„Ist Arabisch keine Sprache?"
„Doch. Aber verstehen Sie Deutsch gut?"
„Deutsch ist meine Muttersprache. Vater hat auch ganz gut Deutsch gesprochen. Auch, wenn er viel im Dialekt parlierte. Ich bin also mit Deutsch aufgewachsen. Wozu bräuchte ich also einen elektronischen Übersetzter im Ohr?"
„Sie beklagen sich doch immer, dass Sie im Fernsehen die Leute schlecht verstehen."
„Sie meinen, dass die Leute im Fernsehen Deutsch reden, Birndippl?"
„Ja, wenn Sie nicht gerade BBC eingeschaltet haben, Herr Weißhaupt."
„In unserem Fernsehen wird wirklich Deutsch gesprochen?"
„Ist Ihnen das noch nie aufgefallen?"
„Selten."
„Da sehen Sie!, rief Birndippl begeistert. „Sie brauchen so ein spezielles Hörgerät, das auch die hohen Sprachfrequenzen verständlich macht Herr Weißhaupt.
„Auf Arabisch, Birndippl?"
„In jeder Sprache, Herr Weißhaupt."
„Das Gerät brauch ich nicht."
„Wollen Sie denn Ihre Landsleute nicht verstehen?"
„Nur, wenn was Wissenswertes im Gerede dabei ist, Birndippl."
„Und um zu erkennen, ob im Gerede etwas Wissenswertes dabei ist, haben Sie den Fernseher überlaut eingestellt?"
„Ja."
„Dann brauchen Sie diesen Sprachverstärker in Ihrem Hörgerät!"
„Nein."
„Der laute Fernseher stört doch die Nachbarn, Herr Weißhaupt! Hat noch niemand an die Wand gepumpert?"
„Das weiß ich nicht, Birndippl, ich schlaf immer vor dem Fernseher."
„Warum schalten Sie das Gerät nicht aus?"
„Im Schlaf?"
„Es gibt eine Einschlaf-Automatik."
„Ja, die killt mir auch ein Fußballspiel."
„Wenn Sie weiter sehen möchten, können Sie ja wieder einschalten."
„Bis ich die Fernbedienung finde und darauf den richtigen Knopf, hab ich ein Tor versäumt."
„Sie sollten halt nicht im Bett fernsehen."
„Ich liege nicht fernsehend im Bett, sondern sitze vor dem Fernseher im Fauteuil. Das Programm schläfert mich immer ein."
„Das Programm schläfert Sie ein?"
„Ja. Dabei geht es mir aber noch besser als einen alten, kranken Hund."
„Wieso Hund? Den Zusammenhang versteh ich nicht, Herr Weißhaupt."
„Ein alter, kranker Hund wird nun einmal eingeschläfert, Birndippl."
„Sie sollten den Fernseher halt nur bei einer Fußballübertragung einschalten, Herr Weißhaupt, dann haben die Nachbarn auch etwas vom Spiel."
„Nein, das geht nicht. Ich brauch den Fernseher, wenn ich schlafe. Der laute Ton verursacht so schöne Albträume."
„Was ist an einem Albtraum schön, Herr Weißhaupt?"
„Das Aufwachen, Birndippl. Das Aufwachen nach einem Albtraum ist ein reines Vergnügen."
Das Alter ist fortgeschritten
Kaffeehaus, Sonntag, 10 Uhr. Die Zeitungsleser Birndippl und Weißhaupt haben gerade ihren Kaffee bekommen, da fiel Birndippl auf: „Sie sind heute so schweigsam, Herr Weißhaupt. Fühlen Sie sich nicht wohl?"
„Fühlen tu ich mich, Birndippl. Von Wohlfühlen kann aber keine Rede sein. Seit einigen Tagen fühle ich mich manchmal wie mit 18 und gleich darauf wie mit 100 Jahren."
„Warum 18 und nicht 20, Herr Weißhaupt?"
„Mit 18 Jahren hatte ich die Matura gemacht und wollte der Welt ein Loch schlagen. Erst viel später entdeckte ich, dass die Welt schon viele Löcher hatte, sie war auf mich nicht angewiesen."
„Gehen Sie doch zum Arzt, Herr Weißhaupt."
„Wozu? Das Alter ist leider schon fortgeschritten."
„Das Alter ist fortgeschritten?"
„Ja."
„Wohin, Herr Weißhaupt?"
„Leider zu mir, Birndippl."
„Die Medizin ist fortgeschritten, Herr Weißhaupt, das gibt doch Hoffnung. Was heute schon alles mit der Darmflora in Verbindung gebracht wird, ist sensationell."
„So?"
„Da steht, dass die Forscher in Tierversuchen durch Beeinflussung der Darmflora aus Mäusen Helden oder Feiglinge machen können."
„Bei Mäusen? Was ist da dabei, Birndippl? Wir hatten im Gymnasium eine flotte Englischlehrerin, die hat das bei uns Halbwüchsigen locker zusammengebracht."
„Um Gottes willen!", rief Birndippl etwas später.
„Was gibt es?", reagierte Weißhaupt prompt.
„Ein Toter lag eine Woche lang leblos in seiner Wohnung."
„Was hätte er sonst tun sollen, als leblos herumzuliegen, Birndippl?"
„Es war der Pribisch, das ist der Alte mit dem steifen Bein aus dem 6er-Haus."
„Ich kenne keinen Pribisch aus dem 6er-Haus. Also, was hätte er sonst tun sollen, als leblos herumzuliegen?"
„Er hätte jemanden erscheinen sollen. Seine Kinder haben sich nicht um ihn gekümmert, Herr Weißhaupt."
„Sie meinen als Geist erscheinen? Hatte er denn zu seinen Lebzeiten Geist?"
„Nein, der Pribisch war leider ein einfaches Gemüt."
„Dann ist ihm nichts anderes übrig geblieben als das leblose Herumliegen, Birndippl."
„Wenn Sie das so sehen, Herr Weißhaupt", seufzte Birndippl und Weißhaupt glaubte zu erkennen, dass sein Freund endlich zur richtigen Selbsterkenntnis gelangt war.
„Ich hab auch etwas Kurioses, rief Weißhaupt. „Da steht auf der Parte einer 80-Jährigen: ‚Im Sinne der Verstorbene bitten wir, auf schwarze Trauerkleidung zu verzichten‘.
„Alle kommen in Badekleidung, es ist Sommer",
lachte Birndippl.
„Nein, das wäre doch ungehörig", wand sich Weißhaupt, als ginge es um sein eigenes Begräbnis.
„Schwarze Festtagskleidung?"
„Nichts Schwarzes, Birndippl."
„Uniform? Uniform geht immer, Herr Weißhaupt."
„Ja, Birndippl, aber keine Schwarze."
„Kein Problem! Eine schwarze Uniform hatte ein Vorfahr, meine war oliv."
„Das Alter ist fortgeschritten, brummte der Ober Franz, der das Gespräch mitgehört hatte, „Gott sei Dank!
Ambulanz
Kaffeehaus, Sonntag, 11 Uhr. Die Zeitungsleser Birndippl und Weißhaupt waren am Lesen, Kommentieren und Nasenrümpfen.
„Herr Weißhaupt. Da ist ein Leserbrief über sinnlose Vergeudung von Steuergeld."
„Birndippl, das ist ein weißer Schimmel."
„Wieso, Herr Weißhaupt?"
„Der Verfasser des Leserbriefes kann vielleicht lesen, schreiben kann er nicht."
„Erklärung bitte!"
„Vergeudung ist immer sinnlos."
„Das hängt doch vom Standpunkt ab."
„Vergeudung ist immer Vergeudung. Die Bedeutung des Wortes ist unabhängig vom Standpunkt."
„Der Standpunkt ist schon wichtig. Wenn Sie vom Finanzamt Geld zurückbekommen ist das für mich Vergeudung. Bekomme ich Geld, ist das keine, Herr Weißhaupt."
„Sie verwenden das Wort Vergeudung falsch. Und nach einer kleinen Pause: „Bekommen Sie etwa gar vom Finanzamt Geld zurück, Birndippl?
„Ja."
„Dann muss ich über die Bedeutung des Wortes Vergeudung noch einmal nachdenken."
Eine Weile war Stille, nur das Rascheln der Zeitung war zu hören, wenn einer der beiden umblätterte.
Dann sagte Birndippl: „Da steht etwas, worüber Sie nicht meckern werden, Herr Weißhaupt."
„Was soll das sein?"
„In der Nachbarortschaft wurde eine Tierambulanz eröffnet."
„Wunderbar! Die können dann mit meinem Hund spazieren gehen."
„Das sind aber Tierärzte, Herr Weißhaupt."
„Überqualifiziert."
„Wieso überqualifiziert?"
„Man muss kein Tierarzt sein, um mit einem Hund als Ambulator spazieren zu gehen."
„Aber Herr Weißhaupt! Ein Spital für Menschen hat auch eine Ambulanz."
„Logisch. Nach einer Fußoperation muss der Operierte wieder gehen lernen."
„Ich dachte, spazieren gehen."
„Ambulare ist Latein und heißt: spazieren gehen, wandern. Wenn man wandern will, muss man gehen können, Birndippl."
„Sie hat man seinerzeit auch umsonst ins Gymnasium geschickt", sagte Birndippl sichtlich gekränkt.
„Nein. Zu meiner Zeit musste Schulgeld gezahlt werden, nach dem Motto: Was nichts kostet, ist nichts wert."
„Wie auch immer. Sie verwenden das Gelernte auch nur, um alles kompliziert zu sehen, Herr Weißhaupt."
„Meine Sicht stammt vom gelernten Wissen, Ihre bloß aus der Zeitung, Birndippl."
„In der Ambulanz eines Spitals werden kranke Menschen behandelt, in der Tierambulanz kranke Tiere, sagte Birndippl nach einer beleidigten Pause. Und nachdem Weißhaupt dazu schwieg: „Das hab ich nicht aus der Zeitung, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
„In einer Tierambulanz?", fragte Weißhaupt giftig.
„Herr Franz, zahlen!", rief Birndippl nach dem Ober.
Diverse Anlässe
Kaffeehaus, Sonntag, 11.45 Uhr. Die Zeitungsleser Birndippl und Weißhaupt wollten schon aufbrechen, da fragte Birndippl, seine Zeitung schließend:
„Was heißt engmaschige Betreuung."
„Woher haben Sie das?"
Birndippl nahm die zuletzt gelesene Zeitung, blätterte kurz darin, dann las er vor: „Der Experte empfiehlt eine engmaschige Betreuung des traumatisierten Jugendlichen."
„Das kann nur Einsperren in ein Gitterbett heißen, Birndippl."
„Einsperren in ein Gitterbett ist eine engmaschige Betreuung, Herr Weißhaupt?"
„Wenn das Gitter des Bettes eine kleine Maschenweite hat, ist das engmaschig", sagte Weißhaupt und stand auf.
Birndippl, der sitzen geblieben war, sagte nachdenklich: „Ich habe noch eine Frage. In einer der Zeitungen stand etwas von einem ausgewiesenen Friedenskämpfer. Haben Sie das gelesen?"
„Ja das habe ich gelesen. Den Herrn würde ich auch ausweisen."
„Haben Sie etwas gegen den Frieden, Herr Weißhaupt?"
„Nein, Birndippl. Doch Frieden kann man nicht erkämpfen, den muss man halten."
„Warum machen das so wenige?"
„Wenn Sie etwas halten wollen, was müssen Sie tun?"
„Hand anlegen, Herr Weißhaupt."
„Genau, Birndippl. Wie und vor allem wo legen Sie Hand an den Frieden?"
„Das weiß ich nicht."
„Sie sind in guter Gesellschaft. Vor die Wahl gestellt Frieden zu halten oder Macht zu ergreifen, wählt der Mensch die Macht, denn er weiß immer, wie er sie ergreifen kann."
„Halten kann er sie aber auch schlecht, die Macht, Herr Weißhaupt."
„Aber immer noch besser als den Frieden, Birndippl."
„Der Nationalrat müsste eben beim nächsten Anlass ein Gesetz beschließen, was beim Halten des Friedens zu tun ist, Herr Weißhaupt."
„Das wäre nur ein weiterer Fall von sinnloser Anlassgesetzgebung, Birndippl."
„Ich hätte noch so einen Gesetzesvorschlag."
„Welchen?"
„Bienen sollte das Sterben verboten werden, solange noch ein Mensch lebt."
Das gefiel Weißhaupt und er fügte hinzu: „Mit dem