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König Ödipus
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eBook70 Seiten37 Minuten

König Ödipus

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Über dieses E-Book

König Laios von Theben hatte einst die Gastfreundschaft des Königs Pelops missbraucht, indem er dessen Sohn Chrysippos entführen wollte, weil er sich in den Knaben verliebt hatte. Das Orakel von Delphi sagte Laios daraufhin voraus, falls er je einen Sohn zeugen sollte, werde ihn dieser töten und seinerseits des Laios Gemahlin heiraten ...
Sophokles’ Bearbeitung des Mythos erfuhr bereits in der griechischen Antike höchste Wertschätzung. So erklärt im 4. Jahrhundert v. Chr. Aristoteles in seiner Poetik das sophokleische Drama zum Musterfall der Tragödie, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Handlungsführung, des Umschlagens von Glück in Unglück (Peripetie) sowie von Verblendung zur Selbsterkenntnis (anagnorisis).
Deutsch von Hugo von Hofmannsthal.
SpracheDeutsch
HerausgeberIdeenbrücke Verlag
Erscheinungsdatum9. Aug. 2016
ISBN9783960557227
König Ödipus
Autor

Sophokles

Sophokles (or Sophocles) (c.496–405 BC) was an ancient Greek tragedian. Of his more than 120 plays, only seven have survived in a complete form: Ajax, Antigone, Women of Trachis, Oedipus Rex, Electra, Philoctetes and Oedipus at Colonus.

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    Buchvorschau

    König Ödipus - Sophokles

    Vor dem Palast. Links das mächtige Tor, rechts der heilige Hain, die Mitte frei zur Stadt hinab sich senkend. Das Tor geschlossen. Es ist Tag, aber schwerer Dunst, lastend über den ganzen Himmel, macht eine fahle Nacht aus dem Tag.

    Dumpfes Getös heraufdringend, stark und stärker. Die Gesichter zuerst am Rande rückwärts; dann unter dem Druck der Nachdrängenden fluten sie herein wie ein Gießbach; auf einmal ist der Platz bis an die Stufen des Palastes überschwemmt mit ihnen. Ihre Augen sind auf die Tür gerichtet, ihre Lippen wiederholen wie eine Litanei: »Ödipus, hilf uns! Hilf uns, König!« Es sind ganz junge Menschen, Knaben und Jünglinge, vereinzelt unter ihnen Greise.

    Eine Stimme (lauter als alle)

    Ödipus – König – hilf uns!

    (Die schwere Tür des Palastes tut sich jäh auf. Eine Stille. – Ödipus tritt hastig heraus. Alle Arme recken sich zu ihm.)

    Ödipus Ihr Kinder, was denn soll mir euer Knien

    vor meines Hauses Tür? was soll mir denn

    dies Strecken eurer Hände gegen mich,

    indes die Stadt bei Tag und Nacht dumpf stöhnt,

    und singt und jammernd schreit bei Tag und Nacht

    herauf zu diesem Haus. Ich will dies nicht

    gemeldet haben erst durch fremden Mund.

    Ich selber tret' hervor – ich, Ödipus.

    So redet, – was treibt euch hierher?

    Stimmen (matt, gräßlich)

    Die Pest ist auf uns – von Haus zu Haus,

    von Leib zu Leib der schwarze gräßliche Tod –

    wir sterben dahin – wir sterben alle, sterben!

    Wie leere Höhlen starren die Häuser – der Markt ist voll mit Toten –

    Sie stauen den Fluß – das Feuer verbrennt sie nicht mehr –

    Wir wanken daher, und wo wir wanken, atmen wir den Tod –

    Und wir sind jung.! – Hilf uns, König!

    Ödipus Der Alte rede. Was ihr wollt von mir,

    begehrt, erhofft, erwartet, will ich hören.

    Ich will euch helfen, will ja – herzlos wär ich,

    wenn euer Knien mich nicht jammerte

    vor meiner Tür.

    Priester (sein Haar ist verwildert, die Priesterbinde halb gelöst)

    Nun denn, du großer König,

    einst schon Erlöser dieser Kadmos-Stadt,

    gewaltig Haupt du, ragend, Ödipus,

    hoch über allen – hilf doch unsrer Not,

    erfind' ein Etwas, dring' mit deinem Denken

    ins Dunkle, find' uns eine Abwehr, du!

    Sag' uns, wir sollen dahin oder dorthin, –

    geh', der du größer bist als wir, geh hin,

    wie der Hausvater hingeht, fass' die Stadt,

    die, in die Knie gebrochen, stöhnend daliegt,

    den Kopf am Boden, stoßweis atmend – fass' sie

    beim Horn und richte, Ödipus, o richte

    die Stadt doch wieder auf – Herr, deine Stadt!

    Mit günst'gen Sternen hast du einmal, damals,

    dies Glück geschaffen – nun bewähre dich

    zum zweitenmal!

    Ödipus Ihr armen Kinder, kund

    ist mir, nicht unbekannt, um wessen willen

    ihr kämet. Und ich weiß – ich weiß die Namen

    all eurer Leiden – weiß sie – geh mit ihnen

    zu Bett und steh mit ihnen auf und trag sie

    im Herzen und im Hirn und hab das Ohr

    mit ihrem Atem voll und meine Zunge

    schmeckt nichts als sie. Drum habt ihr mich auch nicht

    aus Schlummerruh geweckt. Ich saß und wachte

    und weinte – weinte um die Stadt – um euch –

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