Eishockey: Das Spiel, seine Regeln und ein Schuss übertriebene Härte
Von Frank Bröker
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Über dieses E-Book
Erweiterte und überarbeitete Neuausgabe
"Ein Buch, das für jeden, der sich für Eishockey interessiert, der Eishockey liebt und Eishockey lebt, eine Pflichtlektüre werden sollte." hockeyweb.de
"Vom Puck über den Schläger bis zu den Regeln und Besonderheiten des Sports findet alles seine Erwähnung - und das mit dem besonderen Schuss Humor." Eishockey News
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Buchvorschau
Eishockey - Frank Bröker
Inhaltsverzeichnis
Eishockey
Fußball ist die Ehefrau
Wo geht’s lang? Da geht’s lang!
Egal wie’s steht, egal wie weit der Weg
Die Nummer 2 im Land sind wir
Ihr seid nur ein Punktelieferant
Die ganze Halle hüpft
Und wir ziehen mit der Mannschaft in die weite Welt hinaus
BullyBullyBully – TorTorTor
Das kann nicht mehr so weitergeh'n, wir wollen endlich Tore seh'n!
Du ganz alleine, du bist schuld!
Auf geht’s, Leute! Kämpfen und siegen!
Sitzplätze: Steht auf!
Heute ist Schützenfest
Macht sie alle, schießt sie aus der Halle
Unsere Heimat ist die Kurve, unser Stolz ist der EHC
Raus die Sau!
Wir haben den weltbesten Torwart!
Hurra, das ganze Dorf ist da!
Und hier und hier der EHC!
Wir woll’n euch kämpfen seh’n!
Ganz egal wie weit, ob es stürmt oder schneit
You’ll never walk alone
Ist das alles, alles was ihr könnt?
Wenn es eng wird, verschieben wir das Tor
Ihr seid Meister, keiner weiß warum
Eure Mütter ziehen LKWs, die ganze Nacht, auf Sport1, von 12 bis 8
Ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt geh’n
Wir geh’n voran als euer siebter Mann
Hey was geht ab, wir schießen die ganze Nacht
Wir haben den Schal gerollt
Wir spielen in Unterzahl, das ist uns scheißegal
Schießen, einfach schießen
Scheißegal in welcher Liga, immer wieder EHC
Und so spielt man Eishockey
Que sera, sera, der Schiri ist wieder da
Und ihr macht nur das Eis kaputt
Der war doch drin, der war doch drin
Ohne Schiri habt ihr keine Chance
Wir singen dem Tormann ein Lied
Schiri im Praktikum
Wenn einer fort ist, wer wird denn gleich weinen?
So wird Eishockey gespielt!
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Der Autor
Eishockey
Das Spiel, seine Regeln und ein Schuss übertriebene Härte
von Frank Bröker
Verlag Andreas Reiffer
Erweiterte Neufassung
Umschlaggestaltung: Patrick Schmitz (www.pottzblitz.com) unter Verwendung eines Fotos von iofoto
Lektorat: Lektorat-Lupenrein.de
2. Auflage, 2018, Originalausgabe, identisch mit der Printversion
© Verlag Andreas Reiffer
ISBN 978-3-945715-45-1
Verlag Andreas Reiffer, Hauptstr. 16 b, D-38527 Meine
www.verlag-reiffer.de
www.facebook.com/verlagreiffer
Übertriebene Härte
»Wichtig ist für mich ein demokratischer Umgang mit den Spielern. Gleichzeitig stehe ich für eine Diktatur des Könnens und der Professionalität.«
Vyacheslav Bykov (Nationaltrainer Russlands 2006-2011)
Fußball ist die Ehefrau
Eishockey die Geliebte
So könnte es zumindest aus männlicher Passion lauten. Hinter diesem unzüchtigen Gedanken verbirgt sich all das, was im Kultvergleich beider Sportarten heißkalte Unterschiede ausmacht. Ob in den großen DEL-Arenen oder in den kleineren Oberligatempeln: Die Geliebte hört gerne auf Tiernamen, wenn man sie ruft. Die Frau dagegen heißt VfL oder FC Rita. Ist es deshalb nicht schön, eine Geliebte zu haben, die sich rarmacht, stets knapp bei Kasse ist, an der man sich süchtig berauschen kann? Voller Leidenschaft, mit größter Hingabe, beseelt von einem unendlich großen Herzen? Die Ehefrau ist immer präsent, kein Tag vergeht ohne sie. In Gedanken, Worten, Werken und Panini-Sammelalben.
Fußball ist reich, bestechlich, langsam und wird (im Eishockey fehlen dafür glücklicherweise die Anreize) von einem korrupten Weltverband regiert. Ein Spiel ist nach neunzig Minuten vorbei, womöglich mit einem Unentschieden. Wer hingegen dem Puck nachjagt, findet sich in einer Nische wieder, beinahe in einer verschworenen Gemeinschaft. Doch genau das steigert die Vorfreude auf glänzendes Eis, wuchtige Schüsse, faire, wenn auch heftige Bandenchecks und spektakuläre Kämpfe um ein Stück rundes, schwarzes Hartgummi. In keinem anderen Mannschaftssport muss die körperliche Leistung mit der geistigen so gut und fix harmonieren wie im Eishockey. Das gilt selbstredend auch für die Chipstütenfreaks an den Spielekonsolen. Wer nach einer durchgezockten NHL-Nacht aus nicht nachvollziehbaren Gründen auf das FIFA-Pendant umsteigt, wird nach einer Weile denken, das Gerät sei defekt. Doch die Konsole funktioniert tadellos; Fußball ist eben eine sehr behäbige Angelegenheit.
Die Geliebte Eishockey ist hart im Nehmen und teilt genauso aus. Und wenn Sie wissen wollen, wie sie gespielt wird, nehmen Sie dieses praktische Buch mit nach Hause. Denn dort wartet nur die Ehefrau.
Noch ein Satz für die Novizen: Die Wurzeln des Pucksports liegen in Kanada, von wo aus Hockey vor mehr als 100 Jahren den Planeten eroberte. Somit ist Eishockeysprache Überseesprache, gewürzt mit einem sehr speziellen Jargon. Dank detailreicher Übersetzungen und Umschreibungen der einzelnen Begrifflichkeiten werden Sie allerdings kein Nachschlagewerk benötigen und selbst bei NHL-Übertragungen fortan mit großem Fachwissen glänzen können.
Wo geht’s lang? Da geht’s lang!
Eishockey in Deutschland
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist seit ihrer Feuertaufe im Jahr 1994 die erste deutsche Sportprofiliga, deren Organisation von einer Betriebsgesellschaft als Zusammenschluss aller Ligateilnehmer fungiert. Unter dem Dach der DEL treten die derzeit 14 finanzkräftigsten Clubs als Kapitalgesellschaften auf den Plan. Jedes dieser Unternehmen hat rechtliche, wirtschaftliche wie organisatorische Vorlagen zu erfüllen, um am Spielbetrieb in Deutschlands höchster Eishockeyliga überhaupt teilnehmen zu dürfen. Heißt: Vereinsmeierei mit Traditionsbrimborium im klassischen Sinne war gestern; dort, wo das große Geld fließt, wird das Profitum heute ausgegliedert. Dennoch haben die gemeinnützig agierenden Stammvereine (z.B. Schwenninger ERC 04 e.V.) eine wichtige Funktion. Sie versorgen die ausgegliederten, in der DEL teilnehmenden Unternehmen (z.B. serc04wildwings Vermarktungs- und Betriebs GmbH) im Sinne der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung.
Vorgänger der DEL war die 1958 gegründete Eishockey-Bundesliga. Anfang der 90er-Jahre drückten immense Schuldenlasten die meisten der zuletzt 12 teilnehmenden Vereine. Eishockey-Hochburgen wie Düsseldorf oder Köln hatten sich durch exorbitante Spielergehälter völlig übernommen. Im Konkurrenzkampf wurden bereits zig Millionen Mark versenkt, die erst noch auf Pump besorgt werden mussten. Den Trutzburgen drohte das Aus, die Liga stand vor dem Kollaps. Ein Überlebenskonzept musste her. Federführend stand u.a. der heutige Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) Pate: Franz Reindl. Der verdiente Ex-Nationalspieler reiste 1992 mit seiner Entourage nach Übersee und ließ sich das Konzept der Nordamerikanischen Profiliga (NHL) erklären. So brach vor fast 25 Jahren mit der Notgeburt der DEL nach erfolgreichem NHL-Vorbild die Zeit der Moderne im deutschen Eishockey an. Damit verbunden war auch die Abstiegsfrage, denn die ließ sich ebenfalls nach den Regeln der Neuen Welt lösen: Um Planungssicherheit zu erlangen und dem Pleitegeier-Wettrüsten Einhalt zu gebieten, wurde die höchste deutsche Spielklasse, abgesehen von einigen fragwürdigen Experimenten in den Anfangsjahren, zu einer geschlossenen Liga. Den undankbaren Titel des vorübergehend letzten sportlichen Absteigers sicherten sich die Kassel Huskies in den Play-downs gegen Aufsteiger Duisburg im Jahr 2006.
Unterhalb der DEL fungiert seit der Saison 2013/14 die DEL2, hervorgegangen aus der ehemals 2. Eishockey-Bundesliga. 14 Teams treten gegeneinander um die Ligakrone an. Der Unterbau befindet sich seit seiner Gründung in einer Angleichungsphase zum Oberhaus. Eine avisierte Verzahnung beider Ligen wurde seit dem Bestehen der DEL2 angestrebt. Zuletzt scheiterte das Unternehmen jedoch an den sportlichen und (vor allem) wirtschaftlichen Voraussetzungen der unterklassigen Teams. Lediglich durch Lizenzkauf (2013 Schwenningen für Hannover) oder als Nachrücker (2016 Bremerhaven für Hamburg) ließ die DEL neue Clubs in ihre Beletage hinein. Noch fehlt dem deutschen Eishockeykuchen das Sahnehäubchen eines spannenden Auf- und Abstiegskampfes im Vollprofibereich. Für viele Fans und handelnde Akteure ein untragbarer Zustand. Nach langen und emotionalen Diskussionen fiel Ende Juli 2018 endlich die Entscheidung, ab der Saison 2020/21 wieder Auf- und Abstiege zuzulassen.
Abwärts der DEL2 ist die Durchlässigkeit bis in die von den Landesverbänden verwalteten Regionalligen zumindest auf dem Papier gegeben. Die vier Letztplatzierten spielen in Play-downs einen direkten Absteiger in die vom DEB organisierten zwei Oberligen (Süd und Nord) aus, während sich die Top-Teilnehmer der Drittklassigkeit um einen Platz in der DEL2 streiten. Dass Auf- und Absteiger am Saisonende schon mal ganz andere sind, als durch die Verzahnung erdacht, ist leider keine Seltenheit. Wer nicht durchs Nadelöhr der jeweiligen Liga-Lizensierung rutscht, wie etwa 2015 das DEL2-Team Landshut, wird durchgereicht. Der eigentliche sportliche Absteiger, in diesem Fall waren es die Heilbronner Falken, wird dann als erster gefragt, ob er aller Logik zum Trotz nicht doch bitte in der Liga verbleiben möchte. Schließlich führt der Verlust eines Team-Startplatzes zu Spielausfällen und damit verbundenen Einnahmeeinbußen für alle anderen. Eine Saison später rückte Bremerhaven für die Hamburg Freezers in die DEL auf. Nutznießer war wieder einmal der eigentliche sportliche Absteiger aus der DEL2, und der kam wie im Vorjahr aus Heilbronn. Dass zu Saisonbeginn 2018/19 ein weiterer Absteiger, die Bayreuth Tigers, erneut zweitklassig startete, ging wiederum mit der Pleite und dem damit verbundenen Zwangsabstieg des vormaligen Vizemeisters SC Riessersee einher.
Die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft setzt sich, einfach gesagt, aus hochklassigen Spielern mit deutschem Pass zusammen. Die meisten von ihnen treffen wir in der DEL. Was für Außenstehende sicherlich befremdlich wirkt: Es kam über die Jahre immer wieder vor, dass sich in Übersee geborene Spieler, wie Brent Raedeke, in Interviews zu Länderspielen nur auf Englisch zu verständigen wussten. Doch eingebürgerte Ausländer mit deutschen Vorfahren gehören zum hiesigen Eishockey dazu wie das Klebeband an Stutzen und Kelle. Pfeilschnelle Center sind nun mal für jeden Trainer buchstäblich Gold wert. Egal, wo sie ausgebildet wurden. Unter Führung des DEB agiert die Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften, Olympischen Winterspielen sowie anderen erlesenen Turnieren.
Nicht vergessen wollen wir die Deutschen Nachwuchsligen (DNL) als jüngst reformiertes Sprungbrett für die Stars von Morgen. Demnach spielen die Jugendmannschaften ab der Saison 2018/19 im U20- und U17-Spielbetrieb. Die DNL U20 ist in drei miteinander verzahnten Divisionen aufgeteilt. Acht Teams treten jeweils in den Divisionen I und II an. Die Mannschaften der Division III sind regional in eine Nord- und eine Südstaffel aufgeteilt. Im Norden treten zunächst sechs, im Süden acht Teams innerhalb der Hauptrunde gegeneinander an. Die verzahnten U17-Mannschaften der Division I und II werden ebenfalls einer Nord- und einer Südstaffel zugeordnet, die sich aus jeweils acht Teams zusammensetzen. Der DEB verspricht sich durch die Reform eine bestmögliche Förderung hin zum Profibereich. Auch die aktuell nur zweitklassigen U20- und U18-Nationalteams sollen davon profitieren. Vor der Umstrukturierung gab es ein jahrelanges Hickhack um eingefrorene Altersklassen, um Over-Age-Spieler, die für den Nachwuchs zu alt waren und in der DEL kaum Eiszeiten bekamen. Als »unfertige« Talente verschwanden viele von der Bildfläche und fristeten ihr Dasein im Amateur- und Halbprofitum der Regional- und Oberligen. Es sei denn, sie versuchten ihr Glück im eishockeyverrückten Ausland, wie das Beispiel eines Dominik Bokk zeigt. Im Januar 2018 wurde der damals 17-jährige Stürmer der Växjö Lakers von den NHL-Scouts als eines der größten deutschen Talente gehandelt. Sechs Monate später ging ein Traum in Erfüllung: Als fünfter Deutscher wurde der gebürtige Schweinfurter beim NHL-Draft bereits in der ersten Runde von den St. Louis Blues gezogen. Drei Jahre lang spielte er zuvor im DNL-Nachwuchs der Kölner Haie. Schon dort sorgte der Flügelstürmer als jüngerer Jahrgangsspieler für Furore. In der