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Missionarischer Islam auf YouTube: Argumente salafistischer Prediger kritisch untersucht
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Missionarischer Islam auf YouTube: Argumente salafistischer Prediger kritisch untersucht
eBook530 Seiten5 Stunden

Missionarischer Islam auf YouTube: Argumente salafistischer Prediger kritisch untersucht

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Über dieses E-Book

Missionarische Muslime haben durch YouTube-Videos im Internet bereits viele Jugendliche für den salafistischen Islam gewonnen. Was kennzeichnet das salafistische Glaubenssystem und wie können Christen dem missionarischen Islam im Internet begegnen?
Um diese Frage zu beantworten, werden Erfolgsfaktoren verschiedener Prediger auf YouTube untersucht und häufig genannte Argumente muslimischer Prediger hinterfragt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Videos des Konvertiten Pierre Vogel, dessen Behauptungen – z.B. dass Mohammed bereits in der Bibel erwähnt sei oder dass Jesus nur ein Prophet gewesen sei – in diesem Buch exegetisch widerlegt werden.
Die Resultate dieses Buches helfen Christen, die Hintergründe der Argumentationsweise missionarischer Muslime zu verstehen, um ihnen angemessen begegnen zu können.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum29. Juni 2015
ISBN9783739291055
Missionarischer Islam auf YouTube: Argumente salafistischer Prediger kritisch untersucht

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    Buchvorschau

    Missionarischer Islam auf YouTube - Selam Bruk

    Abbildungsverzeichnis

    Vorwort

    Wer schon einmal in der Fußgängerzone einer deutschen Stadt an einem Informationsstand von Muslimen in ein Gespräch verwickelt wurde, weiß, dass es nicht einfach ist, auf die scheinbar logischen Einwände der Gesprächspartner gegen den christlichen Glauben zu antworten. Man kommt schnell an seine Grenzen, weil man sich mit solchen Argumenten bisher kaum beschäftigt hat. Entweder wendet man sich kleinlaut ab oder lässt sich auf eine schwierige Diskussion ein, die nicht selten in ein Streitgespräch führen kann.

    Der Salafismus stellt seit einiger Zeit eine Herausforderung für die Gesellschaft in Deutschland dar. Salafisten beziehen sich auf die Form der ursprünglichen islamischen Gemeinschaft in den Anfangsjahren dieser Religion und versuchen dieses Ideal in der heutigen Zeit umzusetzen. Salafistische Ideologien bilden einen idealen Nährboden für militante Gruppen. Als Förderer des weltweiten Salafismus sind vor allem die wahhabitischen Saudis zu nennen, die sich theologisch kaum vom Salafismus unterscheiden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass salafistische Islamzentren und Moscheen durch großzügige Spenden aus Saudi Arabien ausgestattet werden. Unter den verschiedenen Gruppierungen des Islams gehören die salafistisch ausgerichteten Gruppen zu denen, die am stärksten missionarisch sind, gerade auch in Deutschland. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Neugewinnung neuer Muslime, da sie offensiv für den Islam werben.

    Bei Konversionen zum Islam spielen YouTube-Filme von salafistischen Predigern eine wesentliche Rolle. Obwohl die Anzahl der Salafisten im Verhältnis zu der gesamten muslimischen Bevölkerung in Deutschland gering ist, dominieren auf der Suche nach islamischen Themen im Internet (z. B. „Islam oder „Scharia) salafistische Inhalte. Ziel der Salafisten ist es, sowohl säkulare Muslime vor der Assimilierung in die deutsche Gesellschaft zu bewahren als auch Nicht-Muslime durch ihre Verkündigung für den Islam zu gewinnen.

    Salafistische Prediger benutzen neben öffentlichen Kundgebungen vor allem auch das Internet, um mit Videos auf YouTube für ihre Anliegen zu werben. In ihren Ansprachen greifen sie christliche Positionen auf und argumentieren gegen diese. Dabei tritt besonders der deutsche Konvertit Pierre Vogel in den Vordergrund, der für viele jugendliche Muslime eine wichtige Identifikationsfigur darstellt. Vogel erreichte bisher mit einigen seiner Videoveröffentlichungen insgesamt mehr als eine halbe Million Aufrufe. Seine Botschaften sind durch missionarische Überzeugungsversuche gekennzeichnet sowie durch die Kritik an christlichen Glaubensüberzeugungen. Auf YouTube veröffentlicht sind auch Vogels Großveranstaltungen mit anschließendem Bekehrungsaufruf, bei denen regelmäßig ein Teil seines Publikums zum (salafistischen) Islam übertritt. Als Grund des Übertritts geben Konvertierte unter anderem die Einfachheit und Rationalität des islamischen Glaubens an, insbesondere auch im Gegensatz zum Christentum.

    Selam Bruk stellt sich dieser Herausforderung und beschreibt in der vorliegenden Untersuchung die Aktivitäten der deutschsprachigen Salafisten im Internet. Er untersucht die Auslegung von Pierre Vogel zu einigen kontroversen biblischen Texten und geht der Frage nach, inwiefern die Argumente des missionarischen Islams bzw. die Argumente von Pierre Vogel schlüssig sind. Dadurch erhalten insbesondere Jugendliche, die die Mehrheit der Konvertiten darstellen, Hilfen an die Hand, um den Argumenten salafistischer Muslime begegnen zu können.

    Der Autor hat das YouTube-Videoprojekt „Bibel und Koran" gegründet, das sich mit den Behauptungen Vogels und anderer missionarischer Muslime befasst. In diesem Videoprojekt werden durch professionelle Kurzbeiträge christlich geprägte Sichtweisen zu Bibelstellen veröffentlicht, die von Muslimen in ihrer Argumentation verwendet werden. Wer Selam Bruk persönlich kennt oder einen seiner YouTube-Filme gesehen hat, ist beeindruckt von der sympathischen Ausstrahlung und der respektvollen Art und Weise, wie er sachkundig auf die Argumente salafistischer Argumente eingeht und sie widerlegt. Dies wird auch in der vorliegenden Untersuchung deutlich.

    Die öffentliche Debatte über den Salafismus greift vor allem provozierende Themen auf wie die Stellung der salafistischen Redner zur Gewalt, zur Stellung der Frau und dem Kopftuch oder der Haltung gegenüber Homosexuellen. Eine theologische Auseinandersetzung mit den Angriffen auf biblische Aussagen findet in der Regel nicht statt, da die Medien und Politiker daran kein Interesse haben. Welcher Journalist wollte auch auf die differenzierte Argumentation Vogels zu angeblichen prophetischen Ankündigungen Mohammeds in der Bibel oder zur komplexen Frage nach allegorischer versus wörtlicher Auslegung des Hohenliedes im Alten Testament eingehen, geschweige denn Vogels Argumentation widerlegen? Dabei sind es gerade theologische Grundüberzeugungen, die den Salafismus prägen und auf die in einer Erwiderung eingegangen werden muss. Deswegen ist es sehr zu begrüßen, dass Selam Bruk in detaillierter Arbeit diesen theologischen Argumenten nachgegangen ist, sie analysiert und aus biblisch-exegetischer Sicht eine Antwort formuliert hat. Er stellt überzeugend fest, dass die Argumentationskette salafistischer Prediger haltlos und die Übertragung von biblischen Aussagen auf Mohammed rein subjektiv und willkürlich ist.

    Ein interessantes Beispiel für die Ernsthaftigkeit, mit der der Autor auf die linguistische Exegese muslimischer Apologeten eingeht, ist die Diskussion über die Gleichstellung des hebräischen Verbs mahmad in Hoheslied 5,16 mit dem arabischen Wort ahmad, welches von Muslimen als Name für Mohammed verstanden wird. Die willkürliche muslimische Argumentationskette wird sorgfältig dargestellt und dann aufgrund von allgemein anerkannten linguistischen und exegetischen Prinzipien als unbegründet widerlegt. Selten findet man eine solche gründliche Auseinandersetzung mit der abenteuerlichen Argumentationsweise muslimischer Apologeten. Ein anderes Beispiel islamischer Polemik, Mohammed in der Bibel prophetisch vorausgesagt zu finden, bezieht sich auf das Wort paraklētos im Johannesevangelium (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7). Auch hier geht der Autor in sorgfältiger Weise auf die muslimische Argumentation ein, stellt die exegetischen und theologischen Diskussionen zur Theologie des Johannesevangeliums im christlichen Bereich dar und widerlegt so die muslimischen Argumente.

    Die Diskussion über die Frage nach der Göttlichkeit Jesu nimmt einen weiteren wichtigen Raum in der vorliegenden Untersuchung ein. Muslime bestreiten die Göttlichkeit Jesu und so widmen sich auch salafistische Autoren dieser Frage. Der Autor untersucht ein auf der Internetplattform YouTube platziertes Video von Pierre Vogel, das als Grundlagenvideo für Salafisten gilt, und geht ausführlich auf die darin angeführten Argumente ein. Er beantwortet sie durch eine sorgfältige theologisch-exegetische Argumentation und macht dadurch deutlich, dass muslimische Apologeten sich dem biblischen Textbefund verweigern, einzelne Textabschnitte der Bibel aus ihrem Kontext herauslösen damit sie in ihr islamisches Konzept passen und andere Bibelstellen relativieren oder gegeneinander ausspielen.

    Die vorliegende Untersuchung ist nicht nur für Fachleute eine wichtige Ressource zum besseren Verständnis der Aktivitäten salafistischer Prediger im Internet, sondern für jeden eine willkommene Fundgrube an sachlicher Hintergrundinformation und detaillierten Argumenten für ein respektvolles Gespräch mit salafistisch geprägten Muslimen, sei es am Infotisch in der Fußgängerzone, bei den Aktivitäten im Jugendzentrum oder bei sonstigen Begegnungen. Dabei wird man sicherlich in einem Gespräch nicht auf die detaillierten und sehr fachspezifischen Details eingehen können, die zu einer Klärung bestimmter Einwände gegen den christlichen Glauben von muslimischer Seite vorgebracht werden; aber das vorliegende Werk von Selam Bruk kann dabei gewissermaßen als „Datenbank" dienen, auf die man bei bestimmten Fragestellungen zurückgreifen kann.

    Dem Autor geht es vor allem darum, dass Christen ins Gespräch mit salafistisch geprägten Menschen, besonders Jugendlichen, kommen und dass sie sich nicht von der selbstbewusst vorgetragenen Kritik am christlichen Glauben verunsichern lassen. Die vorliegende Untersuchung macht dazu Mut. Über die persönliche Begegnung mit muslimischen Gesprächspartnern hinaus plädiert der Verfasser für die Produktion christlicher Kurzvideos auf YouTube, bei denen vor allem kurze unterhaltsame Filme, im Idealfall Aufzeichnungen von aktuellen Gesprächen mit Muslimen, verwendet werden. Das vom Autor begonnene Projekt „Bibel und Koran" ist ein Beispiel für solch eine Vorgehensweise, durch die Jugendliche mit professionellen Videos auf YouTube erreicht werden können.

    Dr. (UNISA) Reinhold Strähler Wiesbaden

    1Einleitung

    Mit der Konversion mehrerer meiner Bekannten zum Islam ab dem Jahre 2008 begann mein Interesse an den Videos missionarischer Muslime auf der Internetplattform YouTube. Die Konvertiten gaben an, dass sie unter anderem durch YouTube-Videos auf den Islam aufmerksam geworden waren, und in weiteren Gesprächen verwiesen sie immer wieder auf islamische YouTube-Prediger. Aufgrund des missionarischen Eifers der Konvertiten beschäftigte sich mein christlich geprägtes Umfeld zwangsläufig mit der islamischen Argumentationsweise. Auch ich setzte mich mit diesen Fragestellungen auseinander. Auf der Suche nach Antworten im Internet trafen verunsicherte Freunde von mir auf missionarische Muslime, die der sogenannten salafistischen¹ Ausrichtung des Islams zuzurechnen sind. Dass gerade Salafisten einen wesentlichen Einfluss haben, wenn es um die Neugewinnung von Anhängern des Islams geht, bestätigt auch die Bundeszentrale für politische Bildung. Denn auch wenn Salafisten in Deutschland die Minderheit der Muslime bilden, „erreichen sie durch ihre öffentlichen Publikationen ein breites Publikum, das auf der Suche nach Informationen zum Islam ist.² Erstaunlicherweise gilt dies aber auch für die Suche nach Informationen über das Christentum. Zentrale Suchbegriffe wie „Christentum oder „Christen" auf YouTube ergeben unter den ersten 5 Treffern regelmäßig Videos von missionarischen Muslimen beispielsweise zur Kritik an dem göttlichen Status Jesu.³ Auf der Videoplattform YouTube ist insbesondere der muslimische Videoprediger und Konvertit Pierre Vogel sehr präsent. Er kann als der bekannteste Salafist Deutschlands bezeichnet werden, da er immer wieder durch öffentliche Auftritte, Großveranstaltun gen und durch unterhaltsame YouTube-Videos in Erscheinung tritt. Seine Auslegung zu einigen kontroversen biblischen Texten soll daher als wesentlicher Bestandteil dieses Buches untersucht werden.

    YouTube ist die erfolgreichste Videoplattform im Internet, da sie weltweit täglich 3 Milliarden Videozugriffe⁴ verzeichnet. Allein in Deutschland werden mehr als 34 Millionen Besucher gezählt.⁵ Pierre Vogel erreicht mit einigen seiner Videoveröffentlichungen insgesamt mehr als eine halbe Million Aufrufe.⁶ Seine Botschaften sind durch missionarische Überzeugungsversuche gekennzeichnet sowie durch die Kritik an christlichen Glaubensüberzeugungen.⁷ Auf YouTube veröffentlicht sind auch Vogels Großveranstaltungen mit anschließendem Bekehrungsaufruf, bei denen regelmäßig⁸ ein Teil seines Publikums zum (salafistischen) Islam übertritt. Doch sind die Argumente des missionarischen Islams bzw. die Argumente von Pierre Vogel schlüssig? Dies soll in der vorliegenden Darstellung untersucht werden, damit insbesondere Jugendliche, die die Mehrheit der Konvertiten darstellen,⁹ Argumentationshilfen an die Hand bekommen, um den Argumenten salafistischer Muslime begegnen zu können.¹⁰ Denn als Grund des Übertritts geben Konvertierte unter anderem die Einfachheit und Rationalität des islamischen Glaubens an, insbesondere auch im Gegensatz zum Christentum.¹¹

    Aus diesem Grund wurde das YouTube-Videoprojekt „Bibel und Koran" durch den Autor dieses Buches gegründet, das sich mit den Behauptungen Vogels und anderer missionarischer Muslime befasst. In diesem Videoprojekt werden durch professionelle Kurzbeiträge christlich geprägte Sichtweisen zu Bibelstellen veröffentlicht, die von Muslimen in ihrer Argumentation verwendet werden. In Kapitel 3.5 wird näher auf das Videoprojekt eingegangen.

    Das vorliegende Buch behandelt zunächst in Kapitel 2 die Schriften, auf die sich besonders missionarische Salafisten regelmäßig berufen: Den Koran und die Sunna (das Vorbild des Propheten), um ein Verständnis für die Grundlagen ihrer Argumentationsweise zu bekommen.¹² Daraufhin wird in Kapitel 2.3 das Verständnis von „Mission im islamischen Kontext thematisiert.¹³ Anschließend folgt eine Untersuchung islamischer und christlicher YouTube-Prediger (Kap. 3). Zwei Themen, die sich bei der Untersuchung als relevant herausgestellt haben, werden exegetisch behandelt: Die Behauptungen Pierre Vogels zu der Thematik „Mohammed in der Bibel? (Kap. 4) und zu der Frage „Ist Jesus Gott oder ein Prophet?" (Kap. 5) werden in diesem Rahmen ausführlich dargestellt und widerlegt. In Kapitel 6 wird dieses Buch mit einem Fazit und mit Empfehlungen zu dem weiteren Vorgehen auf YouTube abgeschlossen.

    Die im Regelfall zitierte Bibelübersetzung ist die Einheitsübersetzung (EÜ)¹⁴, die Koranübersetzung ist die von Rudi Paret.¹⁵ Begriffe und Satzauszüge aus dem Koran und der Bibel wurden kursiv hervorgehoben, um sie so von Zitaten der Sekundärliteratur abzusetzen.¹⁶ Die Transliteration der verschiedenen Sprachen (Arabisch, Aramäisch, Griechisch, Hebräisch) orientiert sich in diesem Buch an der Transliteration der verwendeten Literatur.¹⁷


    ¹ Salafismus: Eine Richtung des Islams, die sich der idealisierten Frühzeit der Muslime verschrieben hat. Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Salafismus, http://www.bpb.de/themen/DY4AIX,20,0,Glossar.html (24.01.2012). Weitere Erklärungen unter 2.1.

    ² Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Salafismus, http://www.bpb.de/themen/DY4AIX,20,0,Glossar.html (24.01.2012). Beispielsweise erscheinen auf Suchmaschinen bei Suchworten wie „Islam oder „Scharia in erster Linie salafistische Websites. Vgl. Olivier Roy: Der Islamische Weg nach Westen, Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung, München: Pantheon Verlag, 2006, S. 237; vgl. Sadigh Parvin: „Salafismus ist eine maximale Protesthaltung", 2012, in: Zeit, http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-05/salafisten-szene (19.03.2013); vgl. Florian Flade: Die salafistische Verführung in Deutschland, 2012, in: Welt, http://www.welt.de/politik/deutschland/article110853935/Die-salafistische-Verfuehrung-in-Deutschland.html (02.04.2013).

    ³ Vgl. Christen, http://www.YouTube.com/results?search_query=Christen (24.01.2012). Eingestellt ist die Suche auf den Standort „Deutschland und auf die Sprache „Deutsch.

    ⁴ Vgl. YouTube Team (Hrsg.): Thanks, YouTube community, for two BIG gifts on our sixth birthday!, http://googleblog.blogspot.com/2011/05/thanks-YouTube-community-for-two-big.html?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+blogspot%2FMKuf+%28Official+Google+Blog%29&utm_content=Google+Reader (24.12.2012).

    ⁵ Vgl. Meedia: Top 20 Videoportale in Deutschland im März 2012 nach Anzahl der Unique Visitors (in 1.000)*, http://de.statista.com/statistik/daten/studie/209190/umfrage/beliebteste-videoportale-in-deutschland/ (04.04.2013).

    ⁶ Vgl. Junger Christ stört islamischen Vortrag von Pierre Vogel (Mönchengladbach 13.03.2011) TEIL 1, http://www.YouTube.com/watch?v=z93BZnQ_EQA (19.03.2013). Am 19.03.2013 waren es 640.791 Aufrufe für dieses Video. Diese Anzahl an Aufrufen erlangte das Video innerhalb von zwei Jahren.

    ⁷ Siehe Kapitel 3.3.2.

    ⁸ Vgl. 17 Menschen konvertieren zum Islam + Pierre Vogel, Ibrahim Abu Nagie & Dr. Bilal Philips! (20.04.2011), http://www.YouTube.com/watch?v=oSQ3kNEOFGA (01.03. 2013); vgl. Pierre Vogel in Hamburg-Dammtor 09.07.2011 (7 Deutsche konvertieren zum Islam), http://www.YouTube.com/watch?v=4KnmdedkKI0 (01.03.2013).

    ⁹ Besonders 15- bis 20-Jährige lassen sich zum Salfismus verleiten. Vgl. Naomi Conrad: Auf einen Kaffee mit zwei „Salafisten", in: Deutsche Welle, http://www.dw.de/auf-einen-kaffee-mit-zwei-salafisten/a-16507948 (15.01.2013). Aktuelle Studien zur Konversion zum Salafismus sind nicht vorhanden. Vgl. Flade: Die salafistische Verführung in Deutschland, http://www.welt.de/politik/deutschland/article110853935/Die-salafistische-Verfuehrung-in-Deutschland.html (02.04.2013). Etwa 20 Prozent der Konvertiten aus NRW sind deutsche Staatsbürger. Vgl. Johannes Nitschmann: Unterschätzte Gefahr, 2012, in: Frankfurter Neue Presse, http://www.fnp.de/nachrichten/politik/print/Unterschaetzte-Gefahr;art673,147573 (02.04.2013); vgl. Roland Preuß: Deutsche konvertiert zum Salafismus, 2012, in: Süddeutsche, http://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-konvertiert-zum-salafismus-ploetzlich-heiratet-sie-einen-fremden-mann-mit-bart-1.1336217 (04.04.2013).

    ¹⁰ Barino Barsoum und Dina sind nur zwei öffentliche Beispiele von Konvertiten, die nach ihrer Konversion zum Islam wieder zurück zum christlichen Glauben gefunden haben. Vgl. Koran im Kopf 2 – Barinos Ausstieg – Teil 1, http://www.YouTube.com/watch?v=12dg_BBuTls (06.03.2013); vgl. Deutsche Muslimen wird Christ, http://www.YouTube.com/watch?v=YowdvuohIc0&list=UU9Nh1kCDGSqrc5JDzYRm3mw&index=20 (06.03.2013).

    ¹¹ Rationalität ist im Zusammenhang mit den angeblichen Wundern im Koran zu sehen. Dazu gehören zum einen die Fehlerlosigkeit des Korans im Vergleich zur Bibel und zum anderen die vermeintlich wissenschaftlichen Wunder des Korans, mit denen Muslime versuchen den Koran als fortschrittliches, wissenschaftliches Buch darzustellen. Doch die vermeintlichen Wunder im Koran spiegeln im Gegenteil die Weltanschauung des im 7. Jahrhundert lebenden Propheten wider. Videos zu den wissenschaftlichen Wundern veröffentlichten der YouTube-User Unsichtbarer Geist und der Zentralrat der Ex-Muslime (Vgl. Keine Wunder im Koran – Wortwiederholungen, http://www.YouTube.com/watch?v=-3kJ4RkKiiY (10.03.2013); vgl. Wissenschaftliche Wunder im Koran, http://www.YouTube.com/watch?v=uHWtDDZ86mc (10.03.2013). Wichtige Rollen für die Konversion spielen auch die Gemeinschaft unter Muslimen sowie eine negative Haltung zur säkularen Welt. Vgl. Larry Poston: Islamic Da‘wah in the West, New York: Oxford University Press, 1992, S. 166–179.

    ¹² Die Mehrheit der Muslime nehmen den Koran und die Sunna als die zentralen Schriften ihres Glaubens an.

    ¹³ Vgl. Roy: Der Islamische Weg nach Westen, S. 231.

    ¹⁴ Vgl. Bischöfe Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich (Hrsg.): Die Bibel: Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, Stuttgart: Katholische Bibelanstalt, 1980. In 5.3.3 wird ausnahmsweise aus der revidierten Elberfelder Bibel zitiert. Vgl. Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel: Altes und Neues Testament – revidierte Fassung. 2. Aufl. Wuppertal: R.Brockhaus, 2005. Im Buch verwendete Abkürzungen richten sich nach den Loccumer Richtlinien.

    ¹⁵ Vgl. Rudi Paret: Der Koran Übersetzung von Rudi Paret, 11. Aufl., Stuttgart: Kohlhammer, 2010.

    ¹⁶ Zitierte islamische Überlieferungen (arab.: hadithe) entstammen der Ausgabe des Reclam Verlages „Sahih al-Buhari: Nachrichten von Taten und Aussprüchen des Propheten Muhammad und der englischen Übersetzung des Center of Muslim-Jewish Engagement, da eine komplette zuverlässige deutsche Übersetzung der Hadithsammler Muslim und Bukhari gegenwärtig nicht existiert. Einzelne Berichte aus diesen Überlieferungen werden folgend im Singular als „das Hadith, im Plural als „die Hadithe" bezeichnet. Zitate aus der Septuaginta enstammen der Homepage www.scripturetext.com.

    ¹⁷ Aus Gründen der Lesbarkeit wurden die jeweiligen Begriffe meist in vereinfachter Umschrift wiedergegeben.

    2Grundlagen der salafistischen Mission

    Unter den verschiedenen Gruppierungen des Islams gehören die salafistisch ausgerichteten Gruppen zu den missionarischsten. Obwohl die Anzahl ihrer Mitglieder im Verhältnis zu der gesamten muslimischen Bevölkerung gering ist, dominieren auf der Suche nach islamischen Themen im Internet (z. B. „Islam oder „Scharia) die salafistischen Inhalte.¹⁸ Ziel der Salafisten ist es, sowohl säkulare Muslime vor der Assimilierung zu bewahren als auch Nicht-Muslime durch ihre Verkündigung für den Islam zu gewinnen.¹⁹

    Da die im Rahmen dieser Darstellung vorgestellten islamischen Prediger, die ihre Botschaften auf YouTube verbreiten, im Wesentlichen Vertreter des salafistischen Islams sind, seien hier der Ursprung der Salafisten sowie die von ihnen anerkannten Schriften in Kürze dargestellt.²⁰

    2.1Ursprung und Lehre des Salafismus

    Der Salafismus (arab.: salaf, Vorfahre) ist eine Reformbewegung des Islams, die sich in ihrer Frömmigkeit an einem Ur-Islam orientiert. Vorbilder für den Glauben sind ausschließlich die ersten drei Generationen von Muslimen (die Altvorderen), weil nur sie in direktem Kontakt zu Mohammed oder einem seiner Zeitgenossen gestanden haben sollen. Salafisten sehen ihre Frömmigkeit als Fortsetzung eben dieser ersten Generationen des Islams. Dabei zögern sie nicht, Meinungen von Rechtsgelehrten aus dem 9. bis zum 19. Jahrhundert als unerlaubte Neuerung (arab.: bid‘a) zu verurteilen. Hierbei werden auch allegorische Deutungsweisen des koranischen Textes und von daher auch die Lehre der Schiiten sowie die Lehren von anderen nicht-salafistischen Muslimen verworfen, insbesondere der Sufismus.²¹ Diese Lehren sollen zu einem Abfall von der vermeintlich reinen Lehre geführt haben, wodurch der Herrschaftsverlust des Islams erst möglich wurde.²² Daher sind Salafisten besonders eifrig in ihren Bestrebungen, national geprägte Formen des Islams von Neuerungen zu reinigen.²³ Moderner Vordenker dieser Lehre war besonders Jamal al-Din al-Afghani (1839–1897), der im Zeitalter des westlichen Kolonialismus aufwuchs. Afghani erkannte in einem weltweiten Zusammenschluss der Muslime sowie in einer Reinterpretation der Scharia die Möglichkeit, den Herrschaftsverlust des Islams zu überwinden.²⁴ Auch heute profitieren Salafisten weltweit von einer Wahrnehmung seitens der Muslime von Unterdrückung und Unterlegenheit islamischer Länder gegenüber westlichen Ländern. Dieses Gefühl der Unterlegenheit äußert sich besonders in der Ablehnung gegenüber Amerika und Israel, da deren Handlungen als aktuelles Beispiel der Ungerechtigkeit des Westens hochgehalten werden.²⁵

    Es ist schwer zu bestimmen, wie viele Salafisten in Deutschland leben, da muslimische Gemeinschaften keine Mitgliedschaftslisten führen und der Salafismus auch als Jugendphänomen gilt.²⁶ Laut Verfassungsschutz ist die Anzahl der jährlichen Konvertiten von 3800 im Jahre 2011 auf 4800 im Jahre 2012 gestiegen.²⁷ Horst vermutet, dass die Mehrheit der deutschen Konvertiten in der salafistischen Szene aktiv sind.²⁸ Salafisten erreichen potentielle Konvertiten durch Islam-Kurse oder durch Missionsstände in Großstädten.²⁹ Besonders in Bonn, Berlin, Hamburg und Frankfurt sind sie aktiv, doch auch in kleineren Orten finden sich Ableger.³⁰ Durch das Tragen von weißen, knöchellangen Gewändern fallen sie in der Öffentlichkeit auf. Zudem trimmen viele Salafisten ihre Oberlippenbärte und lassen ihre Kinnbärte wachsen, um das Aussehen ihres Propheten möglichst genau zu imitieren.³¹ Die salafistischen Gemeinden mit gemischter Nationalität sind für Außenstehende besonders attraktiv, da die meisten anderen Moscheen ausschließlich auf ein einheitliches, fremdsprachiges Publikum von Migranten ausgerichtet sind.³² Gelehrt wird die Abgrenzung zum traditionalistischen Islam sowie die Ablehnung des westlichen Lebensstils, um so den Status eines Elite-Muslims zu erreichen.³³ Als Förderer des weltweiten Salafismus sind vor allem die wahhabitischen³⁴ Saudis zu nennen, die sich theologisch kaum vom Salafismus unterscheiden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass salafistische Islamzentren und Moscheen durch großzügige Spenden aus Saudi Arabien ausgestattet werden.³⁵

    Wrogemann unterscheidet noch zwischen Salafisten und „Neosalafisten" anhand ihrer Reaktion auf ein gegebenes gesellschaftliches System. Aufgrund ihres relativ geringen Anspruches, die Gesellschaft religiös zu prägen, stuft er die Salafisten als eher moderat ein. Neosalafisten dagegen radikalisieren den salafistischen Ansatz, indem sie einen islamischen Staat anstreben.³⁶

    Baeh hingegen differenziert den Salafismus als „puristisch (bzw. pietistisch), „politisch und „militant". Im Unterschied zum politischen Salafismus lehnen Puristen einen Sturz des herrschenden Regimes ab. Um anarchische Herrschaftsverhältnisse zu vermeiden, werden bestehende Herrscher von den Puristen anerkannt. Politische Salafisten hingegen suchen den (gewaltlosen) Einfluss in der Politik mit dem Ziel der Errichtung eines islamischen Staates. Der militante Salafismus verfolgt dasselbe Ziel, nur ist er bereit hierfür Gewalt einzusetzen.³⁷ Der Radikalisierungsprozess vom puristischen zum militanten Salafismus kann in kürzester Zeit stattfinden.³⁸ In Deutschland jedoch präsentiert sich der Salafismus in großer Mehrheit als nicht militant ausgerichtet, auch aufgrund der strengen Handhabung des Verfassungsschutzes.

    „Da in Deutschland aufgrund der nationalsozialistischen Verbrechen streng gegen anti-demokratische Kräfte verfahren wird, gehen die staatlichen Sicherheitsinstanzen konsequent gegen salafistische Extremisten vor, die die demokratische Grundordnung des deutschen Staates angreifen."³⁹

    Daher bestimmt in Deutschland ein dem deutschen Gesetz verpflichteter Salafismus das öffentliche Erscheinungsbild.⁴⁰ Die Gesetzgebung in Großbritannien und in den USA hingegen eröffnen dem militanten Salafismus mehr Möglichkeiten, an die Öffentlichkeit zu treten.⁴¹ Da die öffentlichen Vertreter des missionarischen deutschen Salafismus offen von einer Herrschaft des Islams sprechen,⁴² kann er als neosalafistisch und politisch eingestuft werden. Horst kennzeichnet die deutschsprachige salafistische Ideologie insgesamt als „anti-liberal, anti-western and anti-democratic".⁴³ Die Wahrnehmung des Salafismus hat sich in der deutschen Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen der Pro-NRW-Gruppe teilweise geändert hin zur Einschätzung des Salafismus als militante Gruppierung. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Salafisten 2012 einen Polizisten erstachen. Außerdem planten sie im März 2013 erfolglos einen Anschlag auf den Leiter der Pro-NRW-Gruppe.⁴⁴

    Zum Problem sind die deutschen Salafisten besonders dadurch geworden, dass terroristische Organisationen aus ihren Kreisen Zulauf erhalten.⁴⁵ So gilt NRW als Hochburg der Salafisten, von denen etwa 50 als terrorverdächtig eingestuft werden. Viele von ihnen sollen ein Trainingslager der Al-Kaida besucht ha ben.⁴⁶ Zudem verbindet die Salafisten eine theologische Nähe zur Muslimbruderschaft. Deren Anhänger sind besonders ab 1950 aufgrund ihrer Verfolgung in Ägypten nach Europa geflohen, wo sie weiterhin für ihre Ideologie eintraten. Bezeichnenderweise wurden die Muslimische Jugend Deutschland (MJD), die Islamische Gemeinschaft Deutschland (IGD) und andere islamische Zentren in Europa von Muslimbrüdern gegründet oder sie werden von ihnen geleitet.⁴⁷

    Trotz ihrer puristischen, politischen oder militanten Ausrichtung sind sich Salafisten dennoch einig in ihren missionarischen Bestrebungen⁴⁸, und weil diese in diesem Buch untersucht werden, wird nachfolgend vereinfachend von Salafisten gesprochen.

    2.2Anerkannte Schriften

    In der missionarischen Verkündigung der Salafisten gelten allein der Koran und die Sunna des Propheten (Vorbild und Aussprüche des Propheten und seiner Jünger) als Autoritäten. „Unsere Religion basiert auf Koran und Sunna",⁴⁹ vermittelt Pierre Vogel seinen Schülern in einem Seminar über islamische Mission⁵⁰. Daher werden in diesem Kapitel in Kürze der Koran, das Leben des Propheten und die von Salafisten anerkannten Hadithe (islamische Überlieferungen) dargestellt. Da missionarische Prediger des Islams in ihrer Verkündigung oft auf das Wunder der perfekten Überlieferung des Korans⁵¹ sowie auf die moralische Vollkommenheit des Propheten hinweisen,⁵² wird im Zuge dieses Kapitels auch der Kritik an diesen Positionen Raum gegeben. Gleiches gilt für die Kritik an den Hadithen.

    2.2.1Koran

    „Der Koran ist die eine und universale Grundlage der islamischen Religion, Kultur und Politik"⁵³, schreibt Nagel zur Bedeutung des Korans im Islam. Küng sieht den Koran als „Ursprung, Quelle und Unterscheidungsnorm alles Islamischen, allen islamischen Glaubens, Handelns und Lebens.⁵⁴ Wo im Christentum Gottes Wort Mensch geworden ist, ist im Islam „Gottes Wort Buch geworden.⁵⁵ Der Koran sei die letztgültige Offenbarung Gottes und konsequenterweise auch „absolut unfehlbar, denn er ist übernatürlicher und übermenschlicher Herkunft".⁵⁶ Diese Überzeugung teilt auch die Mehrheit der Muslime in Deutschland. In einer Studie des Bundesinnenministeriums wurde beispielsweise deutlich, dass über zwei Drittel der 1000 befragten muslimischen Studenten den Koran für die Offenbarung Gottes halten und etwa die Hälfte der 500 Befragten aus der 9. und 10. Klasse danach streben, die Gebote des Korans streng zu befolgen.⁵⁷ Dies gilt natürlich besonders für die Salafisten.

    2.2.1.1Zusammenstellung der Suren

    In den islamischen Traditionen wird die erste Zusammenstellung des Korans Mohammeds Nachfolger Abu Bakr (632–634) zugeschrieben. Ein Zeitgenosse Mohammeds berichtet, wie er dem Anliegen Abu Bakrs nachging, die verschiedenen Teile des Korans zusammenzufügen:

    „Und so begann ich, nach dem Koran zu forschen. Ich stellte zusammen, was auf Palmblättern, Lederfetzen und Scherben irdener Waren geschrieben war und was ich aus dem Herzen der Menschen erfuhr. Den Schlußteil der Sure at-tauba: ‚Nun ist ein Gesandter aus euren eigenen Reihen zu euch gekommen...‘ (9,128f.) fand ich bei Huyaima, oder es kann auch sein Sohn gewesen sein, und ergänzte ihn zu dieser Sure. Das Manuskript wurde bei Abu Bakr verwahrt."⁵⁸

    Auch wenn die Zusammenstellung des Korans offensichtlich als menschlicher Prozess dargestellt wird, zögern besonders Salafisten nicht, den Koran als göttlich perfektionierte Schrift zu präsentieren. „Das heilige Buch, der Qur’an, ist das Wort Allahs; das einzige, das seit seiner Offenbarung unverfälscht und vollkommen erhalten geblieben ist."⁵⁹

    Den größten Beweis dafür, dass Allah selbst den Koran verfasst haben soll, erkennen Muslime in der angeblich literarischen Perfektion⁶⁰ des Korans: „Worte, Stil und Inhalt des Qur’an sind nachweisbar übermenschlich. [Hervorh. d. Autors].⁶¹ Laut islamischer Lehre soll ein exaktes Duplikat des Korans als „Urkoran von Allah im Himmel aufbewahrt sein (vgl. Sure 3,7; 43,2– 4; 56,77–80),⁶² jedoch findet das muslimische Verständnis des Korans in der westlichen Islamwissenschaft wenig Zustimmung.⁶³

    So wird aufgrund von Reimwechsel, Unregelmäßigkeiten und ungleichmäßigen grammatischen Konstruktionen davon ausgegangen, dass die wenigsten Suren in einem Stück verfasst wurden.⁶⁴ Ebenso existieren Theorien über Veränderungen bzw. Fehllesungen des Inhaltes⁶⁵ durch Lektoren.⁶⁶ Es werden darüber hinaus verschiedene Korantextvarianten vermutet, die zu Spannungen zwischen den Muslimen geführt haben sollen. Erkennbar werden die verschiedenen Korantextvarianten aufgrund unterschiedlicher Zitate frühislamischer Kommentatoren wie Al Tabari oder Badawi.⁶⁷ Nach dem Tod Mohammeds existierte nämlich eine politisch unsichere Lage, in der Streit zwischen den potentiellen Nachfolgern Mohammeds herrschte.⁶⁸ Aus Furcht davor, dass verschiedene Koranversionen zu Konflikten in der islamischen Gemeinschaft führen könnten, sammelte der dritte Kalif Uthman Koranmaterial aus verschiedenen Teilen des Landes. Aus diesem Koranmaterial erstellte Uthman eine eigene Version des Korans, sodass die Zusammenstellung des Korans in der Islamwissenschaft dem dritten Kalifen Uthman und nicht Abu Bakr zugerechnet wird.⁶⁹ Die eingesammelten Handschriften des Korans ließ Uthman verbrennen.

    „Uthman sent to every Muslim province one copy of what they had copied, and ordered that all the other Qur’anic materials, whether written in fragmentary manuscripts or whole copies be burnt."⁷⁰

    Der von Uthman geformte Koran scheint der heute vorliegende Korantext zu sein.⁷¹

    2.2.1.2Inhalt

    Der Koran besteht aus 114 Suren. In ihm enthalten sind Glaubensartikel sowie religiöse und ethische Pflichten, die jedoch nicht systematisch oder chronologisch geordnet sind.⁷² In den missionarischen Passagen des Korans werden Nicht-Muslime (z. B. Christen und Juden) dazu aufgefordert, zum Islam zu konvertieren.⁷³ Um sie zu überzeugen, wird Gottes Allmacht prosaisch dargestellt⁷⁴ und formelhaft wird auf Gottes Barmherzigkeit hingewiesen. In gleicher Weise wird aber auch Gottes Zorn und seine Strafe für in die Irre Gegangene beschrieben (vgl. Sure 1,7; 2,26; 3,24.69 u. a.).⁷⁵ „Sie verschließen ihre Brust ..." (Sure 11,5), heißt es dann zum Beispiel über sie.⁷⁶

    2.2.1.3Kritik am Koran

    Nagel vermutet, dass Mohammed biblische Geschichten nutzte, um Vertrauen bei seinen Anhängern zu erlangen.⁷⁷ Besonders die Hörer mit jüdischem oder christlichem Hintergrund will Mohammed mit der Wiedergabe biblischer Geschichten von seiner göttlichen Sendung überzeugen. So schreibt er von der Erschaffung der Erde in 6 Tagen,⁷⁸ von Noah und Lot,⁷⁹ von Abraham⁸⁰ und von Mose,⁸¹ die ähnlich wie Mohammed ihr Volk warnen. In gleicher Weise gebraucht er außerkanonische Literatur seiner Zeit, so die apokryphen Details zur Josefgeschichte ab Sure 12,31,⁸² die Legende der „Sieben Schläfer von Ephesus in Sure 18,9–21⁸³ oder das Protoevangelium des Jakobus in Sure 3,35–37 u. 44.⁸⁴ Diese Geschichten werden jedoch nur bruchstückhaft und mit anderen „vermischt dargestellt.⁸⁵ Bezeichnenderweise überbringen im koranischen Text Jona oder Josef

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