Auf dem Meer gibt es keine Kreuze
Von Andreas Petz
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Über dieses E-Book
Wir sehen nur die Auswirkung, sehen Menschen die in unser Land strömen und viele von uns haben Angst vor diesen fremden Menschen, dabei wollen diese nur eines, in Frieden leben.
Um in unser friedliches Land zu gelangen nehmen diese Menschen unglaubliche Strapazen auf sich, werden unterwegs belogen, betrogen und ausgenutzt. Und letzten Endes wagen sie in ihrer Verzweiflung auf wackeligen, unsicheren Booten den gefährlichen Weg über das Mittelmeer. Das viele von ihnen Europa nicht erreichen ist uns bekannt, aber wo sie genau geblieben sind nicht, denn auf dem Meer, da stehen keine Kreuze.
Die Geschichte in diesem Buch ist frei erfunden, aber so könnte es für einige dieser Menschen gewesen sein.
Andreas Petz
Andreas Petz wurde 1962 in Stuttgart geboren. Wenig später zog die Familie aufs Land und Petz wuchs auf der Hohenloher Ebene auf. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife und seiner Lehre war Andreas Petz zwei Jahre bei der Marine. Eine lehrreiche und stürmische Zeit, die ihn um die halbe Welt führte. Anschließend bildete er sich nach der Tagesarbeit weiter und ist seit über 30 Jahren im Finanzbereich tätig. Das Schreiben war schon immer ein Hobby von ihm: Gedichte, Liedtexte, Kurzgeschichten und Erzählungen. Mittlerweile sind schon einige Bücher von ihm erschienen, die gerne gelesen werden. Andreas Petz ist geschieden, hat zwei erwachsene Kinder und lebt heute in Gammesfeld, dem Ort mit der kleinsten Bank Deutschlands.
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Buchvorschau
Auf dem Meer gibt es keine Kreuze - Andreas Petz
Menschen die verschwunden sind,
versunken in des Meeres Tiefen.
Über nasse Gräber pfeift der Wind,
niemand weiß, wo sie entschliefen,
denn auf dem Meer, …
da stehen keine Kreuze!
Inhaltsverzeichnis
Ein friedliches Dorf
Flucht
Flussreise
Arbeit und Brot
Weiter auf dem Nil
Obst und Gemüse
Am Meer
Endlich Glück
Auf dem Wegins Paradies
Strohhalm der Hoffnung
Ein friedliches Dorf
Vier Wochen lag die Hochzeit von Azikiwe und seiner Frau Maymun zurück und nun war sie also fertig, die Hütte in der sie ihr Leben verbringen wollten. Hier, im kleinen Dorf Dada Gumbi in Somalia würden ihre Kinder behütet aufwachsen.
Das ganze Dorf hatte den beiden beim Bau der Hütte geholfen. Alle hatten aus Stroh von den Feldern und Lehm aus der Lehmgrube, die in der Nähe der Wasserstelle lag, die Wände geformt. In gewissen Abständen waren sie mit schmalen Balken, die aus geraden Baumstämmen geschnitzt waren, unterstützt worden, was die Wände stabiler machte. Die Baumstämme hatten sie tief in den Erdboden eingegraben, was der Hütte zusätzlichen Halt verlieh und die Zwischenräume waren mit dünnen Ästen verwoben, damit das Lehmgemisch besseren Halt bekam. Mit ihren Füßen hatten sie den Erdboden festgestampft und mit Schilf aus der näheren Umgebung das Dach gedeckt.
Es war eine gute Hütte, sie würde Wind und Regen standhalten, sobald die Sonne den Lehm gut getrocknet hatte. Nur gegen Feuer könnte sie nicht bestehen, aber gebrannt hatte es im Dorf noch nie, soweit sich Azikiwe und Maymun erinnern konnten.
Es war ein friedliches Dorf und das junge Ehepaar hatte eine glückliche Kindheit in dieser Dorfgemeinschaft erlebt. Sie hatten immer genug zu essen, und wenn auch niemand im Dorf wirklich reich war, so lebte es sich doch gut hier. Alle Einwohner des Dorfes waren Christen und einmal im Monat kam ein Priester aus der fernen Mission mit einem alten, klapprigen Auto zu ihnen. Dieser hatte auch die wundervolle Trauung von Maymun und Azikiwe vorgenommen, bei welcher das ganze Dorf dann ausgiebig gefeiert hatte.
Die beiden hatten für den Start in ihre Ehe immerhin schon fünf Hühner und einen Acker, auf dem sie alles anpflanzen konnten, was sie zum Leben brauchten. Außerdem gab es viele Früchte in der Umgebung und hin und wieder wurden auch gemeinsam wilde Tiere gejagt, die den Dorfbewohnern gutes Fleisch lieferten.
Azikiwe war fleißig und so hoffte er, dass er schon in wenigen Jahren eine Kuh oder doch zumindest eine Ziege würde anschaffen können. Dann, so dachte er, wäre das Familienleben perfekt, denn er würde, wenn es so weit war, ohne Schwierigkeiten auch zwei oder drei Kinder ernähren können.
So ging das Leben sorglos seinen Weg. Am Morgen und am Abend, wenn es noch angenehme Temperaturen gab, wurde auf dem Feld gearbeitet, Wasser geholt und die Tiere wurden versorgt. Am Mittag, wenn die Sonne am höchsten stand und es ungeheuer heiß war, dann verkrochen sich die Dorfbewohner in den Schatten ihrer Hütten und ruhten sich von der Arbeit aus. Manchmal badeten sie auch am Mittag an einer Wasserstelle, die nicht weit vom Dorf entfernt hinter hohen Felsen versteckt lag und angenehme Kühlung bescherte.
Es war ein geregelter Ablauf, der nur hin und wieder von außergewöhnlichen Ereignissen unterbrochen wurde. So zum Beispiel, wenn Besuch aus einem anderen Dorf kam, oder der fahrende Händler laut hupend mit seinem überladenen Lastwagen in einer Staubwolke ins Dorf sauste und einige frei laufende Hühner aufgeregt gackernd und flatternd zur Seite sprangen. Bei ihm konnte man alle möglichen, wichtigen Gegenstände genauso einhandeln, wie Dinge, die zwar kein Mensch wirklich brauchte, aber eben doch gerne besaß. Nicht nur für die Kinder im Dorf, die beim Abschied des Händlers immer so lange als möglich hinter dem Lastwagen her rannten, war das ein großartiges Ereignis, sondern auch für die Erwachsenen. Hin und wieder brachte der Händler seltsame Wunderdinge mit, mit denen er seine neugierigen Kunden sehr beeindruckte.
Einmal hatte ein Mann aus dem Dorf beim fahrenden Händler ein Nudelholz erstanden. Niemand im Dorf wusste, was das war und was man damit anfangen konnte, aber es sah interessant aus und so wollte der Mann damit seine Frau überraschen und beeindrucken.
Diese war aber dann alles andere als beeindruckt. Da sie ebenfalls nicht wusste, wozu sie das komische Teil benutzen sollte, war sie wütend auf ihren Mann, der viele Eier, welche die Hühner gelegt hatten, gegen das hässliche Ding eingetauscht hatte. Sie warf ihm Verschwendung vor und jagte ihn, mit dem Nudelholz in der Hand, durch das Dorf. Als sie dann sogar damit nach ihm schlug, duckte sich der Mann schnell, das Nudelholz sauste gegen die steinharte Wand eines Hauses und zerbrach. Das ganze Dorf brüllte vor Lachen und schließlich mussten auch die Eheleute selbst über die ganze Situation herzlich lachen und versöhnten sich schnell wieder. Die Hühner legten fleißig neue Eier und neun Monate später hatten die beiden ein weiteres Kind. So gab es öfter ähnliche Szenen, die das Dorfleben auf lustige Art und Weise bereicherten und bei jeder Feier immer und immer wieder erzählt und auch gerne nachgespielt wurden.
Aber eines Nachts, da wurde der Friede durch Fremde gestört, die plötzlich im Dorf auftauchten. Sie hatten Gewehre und befahlen allen Bewohnern ihre Häuser zu verlassen. Müde und überrascht wankten die friedlichen Bewohner verschlafen aus ihren Häusern, Kinder weinten und mussten von den Müttern getröstet werden. Die Fremden schimpften auf die Dorfbewohner und riefen: „Ihr Christenhunde!" Dann trieben sie das Vieh, Kühe, Schafe, Ziegen und sogar die Hühner zusammen.
Maymun wollte nicht zulassen, dass ihre Hühner gestohlen wurden. Noch bevor ihr Ehemann sie daran hindern konnte, stürzte sie sich wütend auf den Mann, der ihre Hühner gerade aus dem Gehege holte. Schnell griffen andere Fremde mit zu. Sie bedrohten Azikiwe, der seiner Frau helfen wollte mit ihren Gewehren, hielten Maymun fest und banden ihr die Hände auf dem Rücken zusammen. Dann mussten mehrere Bewohner am Rande des Dorfes ein tiefes Loch graben. Maymun wurde hinein gestellt und so eingegraben, dass nur noch ihr Kopf aus der Erde schaute. Die fremden Männer stellten sich vor sie hin, lachten und beschimpften Maymun.
Danach trieb ein Teil der Fremden die Bewohner aus dem Dorf, während die restlichen die Hütten anzündeten und mit dem Vieh aus dem Dorf verschwanden. Vorher hatten sie noch die Essensvorräte der Dorfbewohner geplündert.
Maymun blieb alleine zurück, sie musste voller Entsetzen mit ansehen, wie ihre gerade erst fertiggestellte Hütte und auch die anderen Hütten des Dorfes verbrannten. Eine ungeheure Wut stieg in ihr auf.
Am Morgen, als die Sonne aufging, kamen von überall her Ameisen und krabbelten über ihr Gesicht. Sie konnte nichts anderes dagegen tun, als hin und wieder den Kopf etwas zu schütteln, aber das hielt die Ameisen nicht lange ab. Die Ameisen kitzelten sie im Gesicht und sie konnte sich weder kratzen, noch die Ameisen auf Dauer abschütteln, das nervte sie ungeheuer. „Wenn das lange andauert, sagte sie zu sich selbst, „dann verliere ich den Verstand.
Je höher die Sonne stieg, umso durstiger wurde Maymun. Würde jemand von den Dorfbewohnern zurückkehren und sie retten? Oder würde sie hier in der Glut der Sonne elend verschmachten? Was wollten die Fremden überhaupt mit den Dorfbewohnern anfangen? Wozu hatten sie all die Menschen mitgenommen? Maymun fand keine Antwort.
Eine Träne rann plötzlich über ihre Wange und sie wunderte sich nur, woher ihr ausgetrockneter Körper das Wasser für diese Träne nahm. Sie versuchte sich zu bewegen, vielleicht könnte