Fangen wir doch mit einer Frage an: Wie viele Leute wissen, wie Mario aussieht? Ziemlich, ziemlich viele! Klar, der blaue Overall, die rote Mütze, der Schnurrbart – das kennen wir. Gut, dann weiter zur nächsten Frage: Wie viele Leute wissen, wie sich Mario spielt? Videospiele sind wie der Name schon sagt Spiele. Logischerweise drehen sich da die Konversationen der Spieler oft eher um das Gameplay und vielleicht die Präsentation, oder die Framerates.
Es geht um Spielerfreiheit und darum, sich selbst in einer virtuellen Sandbox zu verwirklichen. Da ist es doch interessant, dass es in der Populär-Kultur viel eher die Charaktere sind, die ein Spiel oder eine Reihe repräsentieren. Um noch spezifischer zu werden, ist es das Aussehen, das hängenbleibt. Im Fall von japanischen Spielen, bedeutet das vor allem, dass wir Design oft mit JRPG-Fashion assoziieren. Die verwirrenden Ansammlungen von Accessoires haben sich über die vergangenen Jahre einen gewissen Ruf eingefangen, bei dem gerne mal gescherzt wird, wofür bitte die ganzen Gürtel, Reisverschlüsse und Hosenträger gut sein sollen.
Das hat immerhin den Effekt, dass die Designs in Erinnerung bleiben. Das kann aber doch nicht alles sein, oder? Wir haben uns vier japanische Titel aus unterschiedlichen Jahrzehnten und die verantwortlichen Charakterdesigner etwas genauer angeschaut und uns Gedanken dazu gemacht, wie unterschiedliche Designs, unterschiedliche Aspekte eines Spiels ergänzen können – und zwar auch ohne ein übermäßig auffälliges Aussehen.
SHIBUYA-FASHION
Kleider sind nicht nur Aussehen, sie können auch das Gameplay erweitern, indem sie beispielsweise die Eigenschaften der spielbaren Figur verbessern. Das gilt auch in NEO: The World Ends With You. Hier können mit Klamotten und genug Style-Punkten zusätzlich dazu noch Spezialfähigkeiten freigeschaltet werden. Das ist aber nicht der einzige Effekt, den Shopping hat und auch nicht der, der uns interessiert.
Shibuya ist ein Hub für Streetkultur und -fashion und das Modebewusstsein der Charaktere trägt dazu bei, die dortige Atmosphäre zu repräsentieren. Protagonist Rindo Kanade kann zwar im Gegensatz zu seinem Vorgänger Neku mit der Wahl einer bestimmten Modemarke keine neuen Trends in Gang setzen, aber in seinem Look finden sich dennoch viele japanische Fashion Staples und Elemente von Street-Style wieder. Das beginnt schon mit der Silhouette.
Japanische Streetfashion zieht viel Inspiration von außen, gibt dem westlichen Stil aber durch traditionell japanische Elemente einen eigenen Touch. Oft geschieht dies durch eine fließendere Silhouette, sprich beispielsweise weitere Hosen, oder oversized T-Shirts. Das erkennen wir unter anderem in Mihara Yasuhiros Designs, bei denen sich auch Ähnlichkeiten zu Rindos Outfit finden.
Während sich in Rindos Jeans und Mantel verschiedene Aspekte von Distressed-Style und Asymmetrie ausmachen lassen, ist es ein relativ minimalistisches Design mit kleinen Akzenten wie seinen weißen Ohrsteckern. Ein Stil also, den man so auch im Alltag wiederfinden könnte. Kreiert wurde Rindo Kanade allerdings von Tetsuya Nomura, der