Epistemata – Literaturwissenschaft
Von Dagmar Wahl, Silke Weber, Sahib Kapoor und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (5)
- Ehe um 1800: Ein Beitrag zur Wissensgeschichte
955
Um 1800 steht die Ehe in der Krise. In einer allgemeinen Umbruchszeit, in der sowohl der frühmoderne Staat als auch die im Werden begriffene bürgerliche Gesellschaft die eheliche Verbindung als Hebel ›entdecken‹, um ihre jeweiligen Ziele zu realisieren, müssen elementare Fragen zur Stabilisierung der Norm geklärt werden: Welche Funktion soll die Ehe jenseits der göttlichen Heilsordnung erfüllen? Wo, wenn nicht im Paradies liegt ihr Ursprung? Wie lässt sich die bislang religiös begründete innereheliche Hierarchie legitimieren? An welchen Verhaltensmaßgaben sollen sich die Gatten orientieren? Dürfen die Bedingungen der Ehe verhandelbar sein? Mithilfe welches Wertesystems können Geschlechterbeziehungen künftig reglementiert werden? Um diese und weitere Fragen zu klären, kommt es um 1800 zu einer gesamtkulturellen Anstrengung: Rechtsgelehrte, Philosophen, Pädagogen und Poeten arbeiten sich intensiv an der Ehe ab. Das auf diese Weise hervorgebrachte, gleichsam ›ko-kreierte‹ Wissen anhand ausgewählter Debatten zu erschließen, macht sich die vorliegende Arbeit zum Ziel. Sie kombiniert historische Fragestellung und philologische Arbeitsweise, um die zentralen Aussagekomplexe eines ebenso regen wie vielschichtigen Diskurses nachzuvollziehen.
- Ko-Operationen: Zur literarischen Produktionsgemeinschaft von Clemens Brentano und Luise Hensel
958
Als sich Clemens Brentano und Luise Hensel 1816 in Berlin kennen lernten, war dies der Beginn einer langjährigen Beziehung, die auf persönlicher Ebene zwischen erotischer Spannung, keuscher Ehephantasie und platonischer Freundschaft wechselte. In literarischer Hinsicht wirkte sie sich aber immens produktiv aus, entwickelten sich doch zwischen dem 38-jährigen katholischen Schriftsteller und der 18-jährigen protestantischen Pfarrerstochter vielfältige Formen literarischer Zusammenarbeit, die in der Werkbiographie der zwei Autoren beispiellos sind. Ihre Gedichte wurden wechselseitig ausgetauscht, vom jeweils anderen weiter geschrieben oder miteinander verflochten. Beeinflusste Hensel Brentanos Neuorientierung zum Katholizismus und damit seine Hinwendung zu religiöser Lyrik, sorgte Brentano mit der Publikation von Hensels Texten für eine größere Bekanntheit ihrer Lieder, die zumindest mit dem Abendgebet »Müde bin ich, geh’ zur Ruh’…« bis heute anhält. Obwohl beide ihre literarische Zusammenarbeit nicht explizit beschlossen haben, verbindet die beiden doch ein gemeinsames künstlerisches Schaffen. Zwischen Hensel und Brentano fand sozusagen ein Werkdialog statt, der im vorliegenden Buch in seinem gesamten Ausmaß rekonstruiert wird.
- Sprache als Musik?: Die Normierung des Sprechens und die Deklamationsbewegung um 1800
960
Dass gedruckte Literatur nicht in stummer Lektüre zu rezipieren sei, sondern erst im performativen Modus der lebendigen Rede ihr ästhetisches Potential voll entfalte, ist eine Überzeugung, die um 1800 vielfach geäußert wird. In der vorliegenden Studie wird die deutschsprachige Deklamationsbewegung erstmals umfassend untersucht und, eine praxeologische Perspektive einnehmend, in ihre sozialhistorischen und ästhetischen Kontexte eingebettet. ›Deklamation um 1800‹ bezeichnet eine im deutschsprachigen Raum florierende literarische Bewegung, die sich von etwa 1770 bis in die 1830er Jahre hinein großer Beliebtheit erfreut. Deklamation wird dabei zum Namen für eine besondere Form der Literaturperformance, bei der gedruckte Literatur nach bestimmten ästhetischen Prinzipien mündlich vor Publikum dargeboten wird. In stadtbürgerlichen Salons, in Lesegesellschaften oder aber als ›deklamatorisches Konzert‹ wird die ganze Bandbreite literarischer Gattungen deklamiert, vom Gedicht bis hin zu Prosatexten. Nicht zuletzt wird die Deklamationsbewegung ausgiebig publizistisch begleitet und es werden Versuche unternommen, die Deklamation als eine eigenständige Kunstform kunstästhetisch zu begründen. Die vorliegende Studie untersucht die Deklamationsbewegung insbesondere vor dem Hintergrund eines sich bildenden Bürgertums um 1800 und zeigt auf, dass das deklamierende Sprechen zu einem Vehikel bürgerlicher Identitätsbildung und zu einem Experimentierfeld zur Einübung von Sprechnormen wird.
- E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) und seine Darstellung in expressionistischen Buchillustrationen
967
Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch das tiefgründige Zusammenspiel von Wort und Bild. Ausgehend von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) taucht das Buch in die Welt der expressionistischen Buchillustration ein und entschlüsselt die bildlichen Darstellungen, die die Geschichte zum Leben erwecken und so neue Wege der Interpretation der Erzählung eröffnen. Es wird die intermediale Dynamik in den Illustrationen der deutschsprachigen Expressionisten zwischen 1913 und 1925 untersucht. Vom schaurigen Spektakel des Unheimlichen bis hin zu zarten Verstrickungen menschlicher Emotionen wird dieser Zeitraum beleuchtet. Anhand von Illustrationen bekannter und weniger bekannter Illustratoren werden die verschiedenen künstlerischen Stile und Techniken vorgestellt, mit denen die Essenz von Hoffmanns Erzählung eingefangen wurde. Der Leser gewinnt ein tieferes Verständnis von der Rezeption von Hoffmanns Novelle im Expressionismus durch eine zum Nachdenken anregende Analyse und einen wissenschaftlichen Kommentar.
- Konstellationen der Nachkriegsliteratur:: Gottfried Benns Vortrag ,Probleme der Lyrik’
973
Gottfried Benns Marburger Vortrag ,Probleme der Lyrik’ aus dem Jahr 1951 gilt allgemein als ein zentrales lyriktheoretisches Manifest der jungen Bundesrepublik. Wie ist dieser Beitrag entstanden, auf welchen Quellen baut er auf, und wie wurde er zeitgenössisch rezipiert? Diese Fragen behandelt die vorliegende Studie erstmals im Zusammenhang. Man begegnet großen Namen, wie etwa Rilke, Adorno, Celan oder Hugo Friedrich … und heute weniger bekannten, wie Rainer Maria Gerhardt, Hans Sedlmayr oder Margret Boveri. Insgesamt zeichnet die Verfasserin dabei ein faszinierendes Panorama, über das Benn im literarischen Feld der Nachkriegszeit verortet wird.
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