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Gaspards Vermögen: Klassiker der französischen Literatur (Ausgabe in neuer Übersetzung und Rechtschreibung)
Gaspards Vermögen: Klassiker der französischen Literatur (Ausgabe in neuer Übersetzung und Rechtschreibung)
Gaspards Vermögen: Klassiker der französischen Literatur (Ausgabe in neuer Übersetzung und Rechtschreibung)
eBook298 Seiten3 Stunden

Gaspards Vermögen: Klassiker der französischen Literatur (Ausgabe in neuer Übersetzung und Rechtschreibung)

Von Sophie Gräfin von Ségur und Neu übersetzt Verlag

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Über dieses E-Book

"Gaspards Vermögen" von Sophie Gräfin von Ségur ist ein bedeutender Roman der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts, der mit seiner warmherzigen Erzählweise und moralischen Tiefe Leserinnen und Leser bis heute anspricht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Gaspard, ein Waisenjunge, der unter einfachen Verhältnissen aufwächst. Trotz zahlreicher Entbehrungen bewahrt Gaspard stets seinen Anstand, seine Ehrlichkeit und sein Mitgefühl gegenüber den Mitmenschen.
Die Handlung folgt Gaspards Lebensweg, der geprägt ist von Prüfungen, Ungerechtigkeiten und Versuchungen, aber auch von besonderen Begegnungen mit Menschen, die sein Schicksal beeinflussen. Neben dem zentralen Protagonisten treten weitere facettenreiche Charaktere auf: wohlmeinende, aber auch eigennützige Erwachsene, hilfsbereite Freunde sowie soziale Gegenspieler. Sophie von Ségur zeichnet ein lebendiges Bild der damaligen Gesellschaft und beleuchtet dabei soziale Missstände, Vorurteile und die Macht des Geldes. Der Roman behandelt Themen wie Tugend, Gerechtigkeit, Solidarität und die transformative Kraft des Guten.
Für ihre Zeit war "Gaspards Vermögen" revolutionär, da Sophie von Ségur nicht nur kindliche Helden ins Zentrum stellte, sondern ihnen auch die Fähigkeit zuschrieb, durch Integrität und Mitgefühl gesellschaftliche Verhältnisse positiv zu beeinflussen. Ihre Erzählweise ist einfühlsam, dabei aber nie belehrend, und richtet sich an junge und erwachsene Leser gleichermaßen.
Die Aktualität des Buches liegt in seiner universellen Botschaft: Es erinnert daran, dass echte Werte nicht im materiellen Besitz, sondern im Charakter und in der Menschlichkeit liegen. Der Roman hinterlässt bis heute einen bleibenden Eindruck und gilt als Meilenstein der Jugendliteratur, der nachfolgenden Generationen Mut und Hoffnung gibt. Seine zeitlose Relevanz macht "Gaspards Vermögen" zu einem Werk, dessen humanistische Werte auch in der modernen Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Diese Übersetzung wurde mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt.
SpracheDeutsch
HerausgeberNeu übersetzt Verlag
Erscheinungsdatum11. Juni 2025
ISBN4099994064736
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    Buchvorschau

    Gaspards Vermögen - Sophie Gräfin von Ségur

    Sophie Gräfin von Ségur

    Gaspards Vermögen

    Ausgabe in neuer Übersetzung und Rechtschreibung

    Neu übersetzt Verlag, 2025

    Kontakt: eartnow.info@gmail.com

    EAN 4099994064736

    Inhaltsverzeichnis

    FÜR PAUL DE PITRAY

    I – Die Schule

    II – Die Arbeit auf den Feldern

    III – Gaspard kriegt ordentlich eins drauf

    IV – Die Preisverteilung

    V – Herr Frölichein

    VI – Die gescheckte Kuh

    VII – Der Gewaltmarsch

    VIII – Die ehrenvolle Strafe von Pater Thomas

    IX – Die Messe

    X – Kampf um Gaspard

    XI – Der Zorn von Herrn Frölichein. Gaspard leistet einen wichtigen Dienst

    XII – Gaspards erste Fähigkeiten und Erfolge

    XIII – Das Erbe

    XIV – Gaspards erster Fall

    XV – Fortsetzung der Geschichte von Gaspard. Wut von Vater Thomas

    XVI – Adoption von Gaspard

    XVII – Der Zorn von Vater Thomas

    XVIII – Herr Frölichein taucht wieder auf

    XIX – Feier zur Adoption von Gaspard

    XX – Erste Rührung bei Herrn Féréor und seinem Sohn

    XXI – Besuch auf dem Bauernhof und die Großzügigkeit von Herrn Féréor

    XXII – Wie die Freude auf Vater Thomas wirkt

    XXIII – Gaspards Hochzeit

    XXIV – Mina tut Gaspard immer mehr leid

    XXV – Mina auf dem Bauernhof

    XXVI – Minas großer Kummer. Gaspard erklärt sich

    XXVII – Mina bei Herrn Féréor. Klavier und Musik

    XXVIII – Grausame Trennung

    XXIX – Minas guter Einfluss

    FÜR PAUL DE PITRAY

    Inhaltsverzeichnis

    Lieber Kleiner, wenn du größer bist, wirst du beim Lesen der Geschichte von GASPARD sehen, wie wichtig es ist, gut zu arbeiten. Und du wirst wissen, was Gaspard erst sehr spät gelernt hat, nämlich wie wichtig es ist, gut, barmherzig und fromm zu sein, um alle Vorteile einer wirklich glücklichen Arbeit genießen zu können.

    Werde also ein gebildeter Junge und vor allem ein guter Christ. Das wünscht dir deine Großmutter, die dich liebt und dein Glück will.

    COMTESSE de SÉGUR,

    geb. Rostopchine

    I – Die Schule

    Inhaltsverzeichnis

    GASPARD. – Komm schon ! Du bist ja so langsam wie eine Schildkröte, wir kommen nie rechtzeitig.

    LUCAS. – Na und ? Die Schule ist doch total langweilig!

    GASPARD. – Woher weißt du das? Du warst doch noch nie dort.

    LUCAS. – Das ist doch nicht schwer zu erraten. Drei Stunden lang in einem Raum eingesperrt sein, Dinge lernen, die man nicht weiß, geschimpft werden, Schläge von einem gelangweilten Lehrer bekommen, findest du das schön?

    GASPARD. – Zunächst mal ist der Raum sehr groß...

    LUCAS. – Ja, aber stickig.

    GASPARD. – Überhaupt nicht ... Außerdem lernt man immer nur Dinge, die man noch nicht weiß, und das macht Spaß.

    LUCAS. – Ja, wenn es darum geht, draußen zu arbeiten, aber nicht, wenn man sich den Kopf zerbrechen muss...

    GASPARD. – Überhaupt nicht ... Außerdem wird man nur geschimpft, wenn man faul ist.

    LUCAS. – Ja, wenn es ein strenger Lehrer ist, aber ein Schullehrer!

    GASPARD. – Überhaupt nicht ... Außerdem bekommt man nur für große Unarten Schläge.

    LUCAS. – Aber sie sagen doch, dass Reden oder sich bewegen eine große Dummheit ist.

    GASPARD. – Weil es Lärm für die anderen macht.

    LUCAS. – Und was ist schon schlimm daran, ein bisschen Lärm zu machen? Zumindest bringt es einen zum Lachen.

    GASPARD. – Wenn du lachst, wirst du geschlagen.

    LUCAS. – Du sagst es selbst. Und ich sage, wenn mein Vater mich nicht zur Schule zwingen würde, würde ich nie hingehen.

    GASPARD. – Und du wärst dumm wie ein Esel.

    LUCAS. – Was interessiert mich das?

    GASPARD. – Alle würden sich über dich lustig machen.

    LUCAS. – Das ist mir egal. Ich wäre nicht unglücklicher.

    GASPARD. – Und wenn du Briefe bekommst, könntest du sie nicht lesen.

    LUCAS. – Ich bekomme nie welche .

    GASPARD. – Aber wenn du groß bist?

    LUCAS. – Du wirst sie mir vorlesen, da du doch ein Gelehrter werden willst.

    GASPARD. – Nein, ich werde sie dir nicht vorlesen. Ich werde nicht bei dir bleiben.

    LUCAS. – Warum denn nicht?

    GASPARD. – Weil du mich zu sehr langweilst; du kannst doch weder lesen noch schreiben.

    LUCAS. – Ich werde mehr wissen als du, warte nur. Und nützlichere Dinge als du. Ich werde pflügen, eggen, hacken, graben, mähen, Reisig binden und Pferde führen können.

    GASPARD, mit einem Achselzucken. – Das wird dir viel nützen. Du wirst immer ein armer Bauer bleiben, dumm, schmutzig und unwissend.

    LUCAS. – Nicht so dumm, denn ich werde wie mein Vater sein, der sehr klug ist und genauso gut wie jeder andere ein gutes Geschäft machen kann! Nicht so schmutzig, denn ich habe den Brunnen und den Teich, um mich nach der Arbeit zu waschen; und du mit deiner Tinte an den Fingern und in der Nase kannst sie nicht einmal abwaschen. Nicht so unwissend, denn ich werde mein Brot verdienen können, wenn ich groß bin, und es meinem Vater gleichtun, der Geld anlegt. Das wirst du nicht schaffen.

    GASPARD. – Das wirst du schon sehen; ich werde gelehrt sein; ich werde Maschinen und Bücher bauen, viel Geld verdienen, Arbeiter haben und wie ein Prinz leben.

    LUCAS. – Ha! Ha ! Ha! Der schöne Prinz! Prinz, wirklich! In Holzschuhen und einer Bluse! Ha! Ha! Ha! Wir sind da. Platz für den Herrn Prinzen!

    Lucas öffnet lachend die Schultür und lässt Gaspard eintreten, während er wiederholt:

    „Platz für den Prinzen!"

    Alle drehen sich um; der Lehrer kommt von der Tribüne herunter, packt Lucas am Ohr, gibt ihm einen Klaps und schiebt ihn auf die vierte Bank. Gaspard schleicht sich davon und setzt sich, ganz beschämt wegen seines Bruders, auf seinen gewohnten Platz.

    LUCAS, jammernd. – Ich hab's dir doch gesagt! Siehst du, ich hatte recht.

    DER LEHRER. – Sei still ! Hier wird nicht geredet. Dein Bruder ist das Vorbild der Klasse. Mach es ihm nach. Kein Wort... Was weißt du schon?

    LUCAS, heftig. – Ich weiß graben, hacken …

    DER LEHRER. – Sei still , das habe ich dich nicht gefragt! Kannst du lesen und schreiben?

    LUCAS. – Das kann ich nicht, Herr Lehrer. Gott bewahre!

    DER SCHULMEISTER. – Wenn du noch ein unverschämtes Wort sagst, setz ich dich auf Holzklötze.

    LUCAS. – Aber Herr Lehrer , ich muss doch antworten, wenn Sie mit mir sprechen.

    DER SCHULMEISTER. – Du musst mir höflich antworten.

    LUCAS, zwischen seinen Zähnen. – Ich weiß nicht, wie das geht! Was für eine Nervensäge, diese Schule!

    Der Lehrer war weggegangen und kam wieder auf sein Podest zurück.

    DER LEHRER. – Die vierte Bank, an die erste Tafel.

    Die Kinder der vierten Bank stellen sich vor die erste Tafel; Lucas bleibt sitzen.

    Der Lehrer gibt Lucas mit einem langen Stock, der neben ihm liegt, einen Klaps auf den Kopf und sagt mit lauter Stimme:

    „Die vierte Bank, an die erste Tafel!"

    Lucas versteht und geht zu den anderen.

    DER SCHULMEISTER. – Kleiner Matthieu von der zweiten Bank, zeig den Unwissenden die Buchstaben.

    Der kleine Matthäus steht auf und beginnt mit dem Unterricht.

    „A. Sagt alle nach: A"

    Die acht Kleinen wiederholen:

    „A, A, A, A"

    KLEINER MATTHIEU. – Genug , genug. O. Alle wiederholen: O.

    ALLE wiederholen: O, O, O, O.

    KLEINER MATTHIEU. – Genug . Was ist das denn? ( Er zeigt auf ein A.)

    ALLE. – O, O, O, O, O.

    KLEINER MATTHIAS. – Ganz falsch . Das ist kein O. Hier ist O; das ist A.

    ALLE. – A, A, A, A, A.

    KLEINER MATTHIAS. – Genug . Was ist das denn? ( Er zeigt auf O.)

    ALLE. – A, A, A, A, A.

    KLEINER MATHIEU. Ganz und gar nicht; das ist ein O. Ihr seid Dummköpfe. (Er zeigt ihnen ein A.) Was ist das?

    ALLE. – O, O, O, O, O.

    KLEINER MATHIEU, ungeduldig. – Macht ihr das mit Absicht? Sagt, was das ist – sofort!

    LUKAS. Ach was! Du gehst uns auf die Nerven. Woher sollen wir das wissen?

    KLEINER MATHIEU. Pass auf, sonst setzt’s was. Ich zeig’s dir doch, damit du’s lernst.

    LUKAS. Du bist nicht der Lehrer; du hast uns nichts zu zeigen.

    KLEINER MATHIEU. Du musst mir gehorchen; ich bin der Stellvertreter.

    LUKAS. Ha! ha! ha! Eher friert die Hölle zu, als dass ich dir gehorche.

    KLEINER MATHIEU, zum Lehrer. – Herr Lehrer, Lukas sagt, er will mir nicht gehorchen. Darf ich ihn hauen?

    DER LEHRER. Nein, setz ihm die Eselsmütze auf.

    Der kleine Matthieu will Lucas die Narrenkappe aufsetzen, der sich wehrt; die anderen halten ihn fest; er will die Kappe von seinem Kopf reißen; man hält ihm die Hände fest.

    KLEINE MATTHIEU. – Herr Lehrer , er will nicht, er schlägt uns, er will die Kappe abreißen.

    DER LEHRER. – Bindet ihm die Hände mit dem Gürtel fest .

    KLEINER MATHIEU. – Gib mir den Gürtel, Julien; dort, auf dem Stapel Hefte... Gut, bring ihn her; beeil dich, er entwischt uns.

    Alle acht stellen sich hinter Lucas; einige binden den Riemen fest, andere halten seine Beine, Schultern und Arme fest.

    KLEINER MATHIEU. – Das war's; jetzt bleibst du ruhig.

    Lucas ist wütend, er weint und gibt schließlich nach; die anderen machen mit dem Unterricht weiter und lernen schließlich A, O, I, U, E. Nach dem Unterricht wird Lucas losgebunden; er geht mit den anderen zurück auf seine Bank; er schmollt, aber er rührt sich nicht mehr. Er bekommt ein Buch und man zeigt ihm die Seite, auf der er A , O, I, U, E lernen soll . Zuerst macht er gar nichts, schließt das Buch und schubst seine Klassenkameraden, die ihn dann auch schubsen.

    Der Lehrer schaut auf, schlägt mit seinem Stock auf Lucas und die anderen, die sich drängeln.

    „Ruhe!", sagt er.

    Die Kinder reiben sich den Kopf und die Schultern; Lucas will etwas sagen, aber seine Klassenkameraden hindern ihn daran und flüstern ihm zu: „Sei still, sonst werden wir alle bestraft."

    Lucas langweilt sich, gähnt, hustet, putzt sich die Nase.

    „Ruhe!", schreit der Lehrer und legt seinen Stock auf Lucas' Schulter. Er hat ihn wohl ziemlich fest aufgelegt, denn Lucas weint und reibt sich die Schulter.

    „Ruhe!" schreit der Lehrer genervt und legt den Stock noch fester auf Lucas' Schulter. Jetzt ist Lucas ruhig, man hört ihn nicht mehr; er langweilt sich so sehr, dass er sein Buch aufschlägt und versucht, die Buchstaben zu erkennen, die man ihm gezeigt hat; seine Freunde helfen ihm ein bisschen, und schließlich kann er sie alle. Als der Lehrer die Kinder zum ersten Bild zurückruft, macht Lucas keinen einzigen Fehler; er ist triumphierend.

    DER LEHRER. – Ah ! Ah! Es scheint, als hätte dir der Stock den Kopf frei gemacht, mein Junge. Na, das ist gut, sehr gut! Wir machen das bei der nächsten Gelegenheit wieder. Der Stock hat bei vielen anderen Wunder gewirkt. Nur Gaspard hat er nie berührt... Die Schule ist aus; geht alle essen und spielt bis um zwei Uhr.

    Es war Mittag; die Kinder stürmten in den Hof; die einen eilten zu ihren Eltern zum Mittagessen, die anderen, wie Gaspard und Lucas, die zu weit weg wohnten, setzten sich in eine Ecke, öffneten ihre Körbe und holten ihre Proviant heraus.

    LUCAS. – Was haben wir zum Mittagessen?

    GASPARD. – Jeder ein hart gekochtes Ei und Quark. Hier, hier ist dein Ei, dein Brot; hier ist mein Teil; der Quark und der Apfelwein sind für uns beide.

    LUCAS. – Und du , Henri, was hast du?

    HENRI. – Was ich habe? Nicht viel; Brot und alter Käse.

    LUCAS. – Hast du Apfelwein?

    HENRI. – Nein , wenn ich Durst habe, gehe ich zum Brunnen oder zum Fluss. Meine Mutter ist allein, weißt du, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen; sie hat keinen Apfelwein für mich.

    Lucas sagt nichts mehr; die Kinder essen alle; als Gaspard fertig ist, schaut er auf die Flasche Apfelwein.

    GASPARD. – Sieh mal , da ist noch fast die Hälfte drin, dabei habe ich wie immer drei Gläser getrunken.

    LUCAS. – Ich habe noch nichts getrunken, gib mir die Flasche, ich trinke später.

    GASPARD. – Beeil dich , damit wir noch Zeit zum Spielen haben.

    Die Kinder stehen auf; Lucas winkt Henri, zu bleiben. Als die anderen weg sind, schenkt Lucas ein Glas Apfelwein ein und gibt es Henri.

    HENRI. – Danke , Lucas; du bist doch ein guter Kerl, obwohl du so wütend warst, als du mit dem Stock auf den Kopf und den Rücken geschlagen wurdest. Der Lehrer macht keine Späße.

    LUCAS. – Nein, dafür nicht ; wenn er schlägt, dann nicht zum Spaß. Er ist trotzdem gemein!

    HENRI. – Hör doch mal! Du hast ihn doch auch geärgert und ihm widersprochen. Das mag er nicht.

    LUCAS. – Es ist langweilig , nicht reden und ein bisschen diskutieren zu können!

    HENRI. – Aber denk mal nach : Wenn jeder zurückschlagen und seine Gründe nennen würde, gäbe es ein Durcheinander, dass man sich nicht mehr verstehen würde. Wir sind dreiundsechzig, weißt du.

    LUCAS. – Die Schule wäre viel weniger langweilig.

    HENRI. – Ja, aber man würde nichts lernen. Du hast die Buchstaben nur gelernt, weil du dich gelangweilt hast.

    LUCAS. – Und was nützt es mir, fünf Buchstaben zu kennen?

    HENRI. – An einem anderen Tag lernst du fünf weitere, und so weiter, bis du lesen kannst.

    LUCAS. – Wozu soll ich lesen können?

    HENRI. – Damit du den Katechismus gut lernst, Preise bekommst und schreiben lernst.

    LUCAS. – Und wozu soll ich schreiben können?

    HENRI. – Um Briefe zu schreiben , um zu rechnen. Das ist nützlich, glaub mir; ich sehe das bei unserem Lehrer; er wusste nie, wie viel er hatte, weder Heu noch Stroh, weder Gerste noch Hafer. Was auch immer passierte? Er wurde bestohlen, dass es eine Schande war. Sein Bauernhof lief schlecht; das Getreide war zwar gut, aber er konnte nicht so viel verkaufen, wie er gehofft hatte. Das Heu wurde verbraucht, und alles ging verloren, ohne ihm Gewinn zu bringen.

    LUCAS. – Das liegt nicht daran, dass er nicht schreiben konnte!

    HENRI. – Doch, denn seit ich schreiben und rechnen kann, setzt er mich jeden Sonntag ein, um seine Rechnungen zu machen und seine Geschäfte aufzuschreiben; er weiß, was er hat, was er verkauft, und er ist unbeschwert, statt in Schwierigkeiten zu sein.

    LUCAS. – Ach was, das stimmt! Komm, lass uns noch ein letztes Glas trinken und dann spielen wir.

    Sie tranken jeder ihr halbes Glas und gingen, beide zufrieden: Lucas, weil er seinen Apfelwein mit Henri geteilt hatte, der ein braver und ehrlicher Junge war, Sohn einer armen Witwe, und Henri, weil er Lucas, der ihm gegenüber so großzügig gewesen war, einen guten Rat geben konnte. Sie mischten sich unter die Spieler, und Lucas fand die Schule plötzlich weniger langweilig und nutzlos, als er gedacht hatte. Dank seiner guten Tat war Lucas in diesem Moment glücklicher als der fleißige, kluge Gaspard.

    II – Die Arbeit auf den Feldern

    Inhaltsverzeichnis

    Um zwei Uhr läutete die Glocke zum Schulbeginn; die Kinder hörten auf zu spielen und rannten zur Tür; als der Lehrer öffnete, kamen die Schulkinder ordentlich zu zweit herein; jeder ging auf seinen Platz. Die hinteren drängelten und schubsten sich: Es war Lucas, der mit seiner Eile, ins Klassenzimmer zu kommen, für Unordnung sorgte. Er hatte einen anderen geschubst, der wiederum einen dritten schubste. Ein Ellbogenstoß führte zu einem Schulterstoß, der mit einem Tritt beantwortet wurde. Die Hälfte war noch nicht drinnen, da wurde schon geschrien und am Ende der Reihe gekämpft.

    Der Lehrer rief „Pst!" und „Ruhe!", konnte sich aber nicht durchsetzen; da griff er zu seinem üblichen Mittel, dem Rohrstock, und schlug damit kräftig auf die durcheinander geratene Gruppe ein; Lucas bekam mehr Schläge als die anderen, weil er durch lautes Schreien und heftige Bewegungen auffiel; statt zurückzuweichen, drängte er immer weiter nach vorne, so dass er allein vorne stand, allein zu sehen und allein dem verärgerten Lehrer gegenüber.

    DER LEHRER. – Böser Junge! Der Stock reicht dir nicht! Du brauchst etwas Besseres! Hier, mein Junge, jetzt bekommst du, was du verdienst.

    Paff! Paff! Zack und zack! Lucas bekam in einer Minute mehr Schläge, als er zählen konnte; er wurde an den Haaren und Ohren gezogen und landete durch einen Tritt, der ihn wie einen Ball durch die Luft schleuderte, auf seiner Bank.

    Die Überraschung machte ihn sprachlos; er stand mit offenem Mund und großen Augen da, als seine Klassenkameraden zu ihm kamen, die einen lachten über sein Missgeschick, die anderen rieben sich die vom Stock geschundenen Glieder.

    Die Ruhe war wieder da, der Lehrer stand wieder auf seinem Podest, jeder öffnete sein Buch und holte seine Hefte heraus, die Aufgaben wurden schnell verteilt, die Kleinen kehrten zu ihren Tafeln zurück, und der Unterricht verlief wunderbar. Lucas, der noch ganz durcheinander war von dem, was er erlebt hatte, war brav, ernst und fleißig; so bekam er statt der Schläge vom Morgen ein Lob. Als er mit seinem Bruder aus der Schule kam, folgte Henri ihnen:

    „Ich gehe mit euch, sagte er, „da wir im selben Weiler wohnen.

    LUCAS. – Ja, komm mit uns, Henri, wir pflücken unterwegs Kirschen.

    HENRI. – Ich nicht , ich pflücke lieber Johanniskrautblüten, die hat jetzt Saison.

    LUCAS. – Wofür denn ? Die sind doch nicht schön.

    HENRI. – Doch! Ich finde diese kleinen gelben Blütenstände sehr hübsch. Aber ich pflücke sie nicht deswegen, sondern um sie in Öl einzulegen.

    LUCAS. – Wozu in Öl? Das ist doch Verschwendung.

    HENRI. – Nein, so geht sie nicht verloren. Wenn die Blüten einen Monat lang in der Sonne getrocknet sind, färbt sich das Öl ganz rot. Man gibt es auf Schnitte, Verbrennungen und Wunden, und alles heilt sofort.

    GASPARD. – Sag mal , woher weißt du das?

    HENRI. – Ich hab das in einer Zeitung gelesen, die mir der Lehrer geliehen hat.

    GASPARD. – Wie heißt die Zeitung?

    HENRI. – La Revue de la Presse. Die ist total lustig; da stehen jede Menge Geschichten drin und auch Heilmittel wie dieses Johanniskrautöl.

    GASPARD. – Ich werde den Lehrer bitten , sie mir zu leihen.

    LUCAS. – Das wird lustig! Wenn du jetzt auch noch außerhalb der Schule lesen willst, bin ich allein zum Arbeiten und Spielen.

    GASPARD. – Du kannst doch auch lesen, dann langweilst du dich nicht.

    LUCAS. – Doch, ich langweile mich; Lesen ist langweilig; ich mag lieber im Garten hacken oder graben, die Löcher zumachen oder die Kühe hüten. Und wenn du deine Zeit mit Lesen verbringst, wird dir mein Vater die Ohren langziehen, du wirst schon sehen.

    GASPARD. – Nein, denn mein Vater weiß, dass ich Gelehrter werden will, um etwas aus mir zu machen.

    GASPARD. – Ich hab's dir schon gesagt, ich will so werden wie der kleine Dünne, Herr Féréor, der Nagelschmied war und jetzt Millionen hat und Fabriken überall und Ländereien überall und Schlösser

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