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Omas for Future: Handeln! Aus Liebe zum Leben
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Omas for Future: Handeln! Aus Liebe zum Leben
eBook336 Seiten3 Stunden

Omas for Future: Handeln! Aus Liebe zum Leben

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Über dieses E-Book

"Wenn unsere Kinder eine Zukunft haben wollen, muss die Generation 50+ dringend mit ins Boot. Immerhin sind wir mehr als die Hälfte der Wähler und erzeugen das meiste CO2 pro Kopf!" Mit diesen Gedanken nahm Cordula Weimann im Jahr 2019 die Dinge selbst in die Hand und gründete die mittlerweile bundesweit aktive Bewegung "Omas for Future".
Doch warum gerade Omas? Weil Frauen zwar mehr als die Hälfte der Generation 50+ ausmachen, jedoch bis heute weitgehend gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich von den Entscheidungen ausgeschlossen sind. Politik und gesellschaftlicher Wandel werden fast immer noch ausschließlich von Männern 50+ dominiert. Doch gerade in dieser Zeit der Veränderungen braucht es das Wissen, das Denken, das Fühlen und die Weitsicht der agilen Frauen über 50 als Korrektiv.
In Omas for Future stellt Cordula Weimann Intention und Handeln ihrer Organisation vor. Sie regt explizit die Frauen ihrer Generation dazu an, sich für eine lebenswerte, nachhaltige und klimaneutrale Zukunft ihrer Kinder und Enkel einsetzen und die beiden wichtigsten Währungen der Welt in den Vordergrund zu stellen: gesunde Nahrungsmittel und echte Beziehungen. Denn je mehr wir im Einklang mit der Natur und unseren Nächsten leben, umso gesünder und glücklicher sind wir.
SpracheDeutsch
HerausgeberScorpio Verlag
Erscheinungsdatum8. Aug. 2024
ISBN9783958035959
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    Buchvorschau

    Omas for Future - Cordula Weimann

    Mein Leben davor

    Die Zukunft hängt davon ab,

    was du heute tust.

    MAHATMA GANDHI

    Nein – so hatte ich mir meinen Lebensabend nicht vorgestellt: mit 60 noch mal richtig durchzustarten, einen Verein und eine Bewegung zu gründen und aufzubauen.

    Nein – ich wollte Überstunden abfeiern. Überstunden, die ich mir in meinen 40 Jahren als Unternehmerin so umfassend erarbeitet hatte, dass es mir dicke vergönnt war, zehn Jahre gar nichts zu tun. Ich wollte mich endlich mal nur um mich kümmern. Aufwachen, wann ich wollte, spazieren gehen, Natur genießen, mich mit anderen treffen, in den Urlaub fahren. Lachen – leben – genießen – feiern. Doch dann kam alles anders.

    11.2.1979 – Die Tagesschau im Ersten:

    ¹

    »Schneestürme, Überschwemmungen, Dürrekatastrophen: Nicht nur das Wetter, sondern das gesamte Klima scheint in Unordnung geraten. Das ist das Thema für hundert Meteorologen, die hier in Genf zur ersten Weltklimakonferenz zusammentrafen. Zweihundert Land- und Forstwirte sowie Energieexperten hören ihnen mit größtem Interesse zu. Aufwendige Messungen – unter anderem bei einem langfristigen Großwetterprojekt im Atlantik – haben gezeigt, dass der Kohlendioxidgehalt der Erdatmosphäre ständig ansteigt. Dieser Anstieg ist die Folge des wachsenden Verbrauchs von Erdöl, Erdgas und Kohle in Industrie und Haushalten.

    Gleichzeitig nimmt die Flora, die Kohlendioxid wieder in Sauerstoff umwandelt, durch zunehmende Besiedlung ab. Vor allem das Abholzen tropischer Wälder – wie zurzeit in Brasilien – kann Auswirkungen auf das gesamte Weltklima haben.«

    Das ist 45 Jahre her. 45 Jahre!

    Damals wäre noch genug Zeit gewesen.

    Hatte ich es gehört? Die Tagesschau gesehen? Ich weiß es nicht. Ich war soeben im zweiten Semester meines betriebswirtschaftlichen Studiums angekommen. Doch ich erinnere mich, dass ich irgendwann vor dem dicken, grauen Wälzer »Global 2000« saß, der vom amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter beauftragt worden war. Schon als Abiturientin hatte ich die »Grenzen des Wachstums« überflogen, die Jahre zuvor vom Club of Rome veröffentlicht worden waren.

    Ich wollte nicht glauben, was ich las. Hielt es für unmöglich. Ich fühlte mich nicht nur ohnmächtig – ICH WOLLTE ES NICHT GLAUBEN. Ich wollte durchstarten mit meinem Leben. Alles lag doch vor mir. Also schob ich diese Störungen meiner Träume beiseite und vertraute darauf, dass sich unsere Politiker schon kümmern würden.

    Also eine typische Babyboomerin …

    Voller Elan und guten Mutes begann ich das Leben, zu dem ich als Nachkriegskind und Babyboomerin erzogen worden war: »Lerne, leiste, spare was – dann bist du, kannst du, hast du was.«

    Ich hatte schon immer eine große Liebe zur Natur und eine Abneigung gegen Gifte in meinem Körper und in meinem Umfeld. Ich bevorzugte Kräuter statt Medikamente und für das Düngen oder das Bekämpfen von Blattläusen setzte ich auf Brennnesseljauche.

    Doch ich war kein echter Öko, ich zog mich gern schick an. Und die Grünen, die sich soeben gegründet hatten – da passte ich nicht rein. Zu viel Systemkritik. Zu viele Flügelkämpfe. Ich brauchte – ohne es so benennen zu können – erst mal Stabilität und Sicherheit in meinem Leben. Studium, Auto, Haus, Kinder …

    Als ich Anfang der 1990er-Jahre hörte, dass am besten auf jedes Dach eine Fotovoltaikanlage sollte, ging das völlig gegen mein Schönheitsempfinden. Wie konnte man Häuser so verschandeln? Und die Windräder! Der ganze Kamm am Eggegebirge im Osten des Paderborner Landes war bald schon voll davon – das tat ja im Auge weh. Nein!

    Nach den ersten harten Jahren der Selbstständigkeit und Geldnot pflegten wir als junge Familie mit Haushälterin und Gärtner einen großzügigen Lebensstil, flogen all-inclusive in den Urlaub, und der Skiurlaub war genauso Programm wie der Flug in die Sonne und der Sportwagen. Im Hinterkopf mahnte eine leise Stimme, dass Fliegen nicht so gut für das Klima war, aber war es so schlimm? Es flogen doch alle!

    Und ehrlich gesagt: Ich hatte meine Freizeit geopfert, Überstunden ohne Ende geleistet, um das alles aufzubauen. Da wollte ich mir nun auch etwas gönnen. Der Luxus war quasi Schmerzensgeld für all die Vergnügungen, Belohnungen und die Leichtigkeit, auf die ich zuvor verzichtet hatte. Ich hatte es mir verdient.

    Im wohlverdienten Wohlstandskokon

    So schwammen auch wir auf der zunehmenden Wohlstandswelle höher, weiter und schneller – mein Leben kreiste um meine Familie und um mich. Und obendrein engagierte ich mich gesellschaftlich in Kindergarten und Schule, hatte etliche Ehrenpöstchen, setzte mich für lokale Belange ein – wenn es sein musste, gründete ich auch mal eine Bürgerinitiative.

    Es gab nur wenige Länder, in denen ich als Frau ähnliche Chancen gehabt hätte wie hier in Deutschland, einem Land mit einem der weltweit besten medizinischen und sozialen Versorgungssysteme. Mit hohen Standards, gewährleistet nicht nur durch unser Grundgesetz und unser Rechtssystem, sondern auch durch ausgeklügelte Sicherheits- und Qualitätsnormen, Prüfsiegel und so weiter.

    In einem Land mit wunderschöner Natur, das von Seen bis zu dichten Wäldern, von Bergen bis flachen Ebenen mit Wiesen und Weiden eine unglaubliche Vielfalt bietet auf relativ kleinem Raum. Ich liebe mein Heimatland und mag auch die Volkslieder, die seine Schönheit besingen. Ich singe nicht gut – aber gern.

    Doch Politik und Wirtschaft? Damit konnte ich nicht viel anfangen. Wirtschaftsmagazine schüchterten mich ein: So gut und erfolgreich war ich nicht als Unternehmerin. Politik machte mich ohnmächtig. Darum habe ich sie ausgeblendet. Die Kraft, mich damit auseinanderzusetzen, konnte ich nicht aufbringen. Als viel beschäftigte Mutter von drei Kindern und selbstständige Unternehmerin steckte ich lieber den Kopf in den Sand, las jahrelang keine Zeitung, hörte sehr selten Nachrichten. Ich konnte ja sowieso nichts ändern. Und deshalb wollte ich lieber nicht so viel wissen. Und damit ging es mir gut.

    Als brave Staatsbürgerin ging ich selbstverständlich regelmäßig wählen. Ich machte mein Kreuzchen auch mal bei Parteien, über die ich heute nur den Kopf schütteln kann und fassungslos bin, wie sie gegen unsere Zukunft entschieden haben und noch entscheiden. Heute!

    Denn mein Leben änderte sich schlagartig im Sommer 2019, als ich so richtig begriff, wie es wirklich um unsere wunderschöne Erde steht, wie wir alle in den 45 Jahren seit der ersten Weltklimakonferenz ohne Rücksicht auf Verluste weitergemacht hatten, die Erde und damit unsere Lebensgrundlage zu zerstören.

    Und binnen weniger Wochen nahm mein Leben mit 60 Jahren eine Wende, die ich mir nicht gewünscht hatte.

    Wo ist die Jugend?

    Bald nachdem ich Anfang 2011 nach Leipzig umgezogen war, lernte ich den Klimawissenschaftler Dr. Harry Lehmann kennen. Ich erinnere mich gut an unsere erste Begegnung: Er erzählte mir, dass er im Auftrag der Regierung einen Think Tank leite, der sich mit der Frage beschäftigte, welche Weichen die Regierung heute stellen müsse, damit wir noch in 50 Jahren in Wohlstand und Frieden leben können.

    Konkret: Er war Fachbereichsleiter beim Umweltbundesamt, einer unabhängigen Behörde, die Hans-Dietrich Genscher Anfang der 1970er-Jahre initiiert hatte. In dieser Funktion beriet er nicht nur die deutsche Regierung, sondern teilte das Wissen seines Teams auch mit anderen Regierungen und Politikern der Welt. Täglich las er zwei bis drei Stunden Zeitung – nein, nicht Social Media, sondern internationale Presse. Ich war einem echten Bildungsweltbürger und Klimawissenschaftler begegnet.

    Es klingt vielleicht naiv, aber ich war erleichtert. Sehr erleichtert. Dass wir Politiker hatten, die so weit nach vorne schauten, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte immer geglaubt, die dachten und agierten nur von Wahl zu Wahl.

    Harry und ich trafen uns regelmäßig zum Essen. Ich hörte ihm gerne zu, und er freute sich, sein Wissen teilen zu können. Ohne dass es mir wirklich bewusst war, bekam ich nun erstklassig und lebendig erzählte Nachhilfe in Weltgeschichte, Politik und Klimaforschung.

    Mit der Zeit änderte sich aber seine zunächst optimistische Haltung in Bezug auf den begonnenen CO2-neutralen Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Zunehmend frustriert erzählte er, wir gingen diesbezüglich in Deutschland inzwischen rückwärts (vgl. Seite 101ff.). Auch nachdem 2015 in Paris die Staaten der Welt die 1,5 Grad als Obergrenze für die weitere Erderwärmung gesetzt hatten, änderte sich nicht viel. Ich verstand inzwischen viele Zusammenhänge und teilte Harrys Frust. Immer wieder sagte ich: »Harry, wo ist die Jugend? Warum geht die Jugend nicht auf die Straße? So wie damals die 68er oder die Friedens- und die Anti-Atomkraft-Bewegung. Ohne die Jugend haben wir keine Chance.«

    Es kam 2019 – das Jahr, in dem die Jugend aufstand. Als ich die Fridays for Future zu Jahresbeginn 2019 in Leipzig nahe dem Bahnhof entdeckte, eine kleine Gruppe von vielleicht 50 Schülerinnen und Schülern mit einigen Erwachsenen und Schildern wie »There is no planet B«, war ich erleichtert. Vor Freude darüber, dass die Jugend sich endlich selbst um ihre Zukunft kümmerte, trank ich im nächsten Lokal einen Sekt. Und das war’s dann.

    Wir können doch nichts tun

    Sei du selbst die Veränderung,

    die du in der Welt sehen möchtest.

    MAHATMA GANDHI

    Doch innerlich hatte Harry mich aufgerüttelt. Ich begann mich umfassender zu informieren. Nach mehr als 40 Jahren erfolgreichen Wegduckens zog ich den Kopf aus dem Sand und habe gelesen, gelesen, gelesen. Bücher, namhafte Tagespresse, Dokumentationen, wissenschaftliche Berichte – alles außer Social Media. Ich wollte fundiertes Wissen. Ich wollte verstehen, ob mein Verhalten etwas damit zu tun hatte, was gerade passierte. Und, wenn ja, was ich dagegen tun konnte. Verantwortung übernehmen – so war ich erzogen worden.

    Eines Tages zeigte mir Harry Lehmann auf seinem Laptop eine Animation, die anschaulich machte, wie dynamisch weltweit die Temperatur seit 1850 gestiegen ist. Ich sah, wie sie bis 1920 mit kleineren Ausschlägen stabil geblieben war, um dann zu steigen und ab 2010 immer heftiger auszuschlagen. In einzelnen Monaten war schon 2018 die 1,5-Grad-Grenze überschritten worden.

    Panik erfasste mich. Die Erderwärmung war gar nicht in den nächsten Jahren zu erwarten. Wir befanden uns schon mittendrin. Ich wurde zornig auf die Politiker, die ständig davon sprachen, dass wir bis 2045 klimaneutral sein sollten.

    Wie dumm war das denn? Jeder weiß doch aus seiner Schulzeit, wie wir reagierten, wenn der Lehrer sagte: »In zwei Wochen schreiben wir die Klassenarbeit.« Dann stöhnten alle, das sei zu knapp. Und wann fingen wir meistens an, dafür zu lernen? Zwei bis drei Tage vor dem Termin. Einen Zeitpunkt zu benennen, der 25 Jahre entfernt lag, und dann trotzdem zu hoffen, dass die Menschen die Dringlichkeit der Sache erkennen und entsprechend handeln würden – wie sollte das klappen? Hatten die denn keine psychologischen Berater?

    Wir brauchten jetzt die Vollbremsung, sofort, wenn diese 80-Millionen-Gesellschaft bis 2045 kontrolliert und ruhig klimaneutral werden sollte. Doch erst nachdem sich 26800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinter die Fridays stellten und öffentlich verkündeten: »Die Kinder haben recht!«, zeigten einige Politiker Einsicht.

    Nachts träumte ich, dass die Menschen wie Lemminge auf einen Abgrund zuliefen, schwatzend, lärmend, lachend. Ich sah mich einsam am Rand stehen und warnen, dass dort der Abgrund sei: Keiner hörte mich, sie rannten weiter …

    In einem Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung im Juni 2019 kam ich in der Kaffeepause mit mehreren Frauen auf das Thema Klimaerwärmung zu sprechen. Eine von ihnen sprang auf, streckte die Hände erst zum Himmel und schlug sie dann vor die Augen: »Ich kann das alles nicht mehr hören. Und im Fernsehen – diese Bilder, diese schmelzenden Eisberge und die Gletscher. Die Korallenriffe – ich ertrage das nicht mehr. Ich kann doch nichts tun!«

    »Du kannst nichts tun?«, fragte ich nach.

    »Ja, ich kann doch nichts daran ändern.«

    »Doch, du kannst eine Menge tun.« Ich hatte viel darüber gelesen. Also nahm ich einen Zettel und schrieb auf:

    Auf Ökostrom umstellen.

    Kurzstrecken zu Fuß, mit dem Rad oder ÖPNV, nicht im Auto. 3. Weniger Fleisch essen.

    Richtig lüften.

    Nur fliegen, wenn es wirklich notwendig ist.

    Kleidung secondhand kaufen, reparieren, tauschen, leihen.

    CO2-neutral surfen im Internet mit Ecosia.

    Nur kaufen, was du wirklich brauchst (30 Prozent der Nahrung werfen wir ungenutzt weg und 40 Prozent der Kleidung).

    Lebensmittel regional und saisonal kaufen.

    … und in Bioqualität.

    Der Kreis um mich hatte sich vergrößert. Meine Liste erregte Aufsehen, es kam zu einer längeren Diskussion. Ich erkannte: Die Menschen wissen gar nicht, wie sie mit ihrem Verhalten zur Erderwärmung beitragen. Sie machen das nicht absichtlich. Ich selbst hatte mich bis vor Kurzem nicht anders verhalten.

    Zurück in Leipzig, teilte ich meine Erfahrung mit Harry Lehmann. Harry – erfahren in der Gründung von Vereinen – schlug spontan vor, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der über all diese Risiken und Nebenwirkungen unseres Verhaltens informieren sollte, vor allem auch darüber, was jeder Mensch im Alltag ändern könnte, um seiner gefühlten Ohnmacht zu entkommen. Wirksam werden – selbstwirksam. Noch am selben Tag gründeten wir zusammen mit Freunden und Familienmitgliedern, die zufällig im Garten waren, unseren Verein: »Leben im Einklang mit der Natur e. V.« Der Name war Programm: Nur im Einklang mit der Natur – auch unserer eigenen – ist Zukunft möglich. Denn es kann uns Menschen nur so gut gehen, wie es der Erde geht. Sie ist unsere Lebensgrundlage.

    Selbstwirksamkeit sollte die Devise sein. Ohnmacht ist ein unangenehmes Gefühl, ein Gefühl der Hilflosigkeit: Ich kann nichts tun. Ich habe keine Macht über mein eigenes Leben, meine Zukunft wird von anderen bestimmt. Das macht mich klein, wertet mich ab, lähmt mich.

    Jeder hat Schöpfungskraft. Ohne Ausnahme. Dieser Schöpfungskraft Raum zu geben, wirksam werden zu können, den eigenen Lebensraum selbst (mit-) zu bestimmen und damit glücklicher leben zu können – das war unser Ziel.

    Wir entscheiden über die Zukunft

    Was wir heute tun, entscheidet darüber,

    wie die Welt morgen aussieht.

    MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

    Einige Wochen später saß ich mit meiner ältesten Tochter und einer Journalistin im Garten. Wir sprachen über die Dringlichkeit der Klimawende und vor allem auch über die Fridays for Future. In diesem Gespräch wurde uns bewusst, dass wir gezielt die Generation 50 plus ansprechen müssten.

    Denn wir sind 56 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland. Unsere Generation sitzt in den Entscheidungspositionen der Politik und Wirtschaft.

    Ohne uns haben die Jüngeren keine Chance. Einfach weil wir, 50 plus, zu viele sind.

    Wir sind verantwortlich

    Damit kommt uns eine ganz besondere Verantwortung zu. Wir können uns nicht einfach bequem zurücklehnen. Wir haben eine Verantwortung für Bildung und Weiterbildung, für Weiterentwicklung und Veränderungsbereitschaft, für die Mitgestaltung einer Zukunft für alle.

    Wir Älteren entscheiden die Zukunft unseres Landes und die Zukunft unserer Kinder und Enkel.

    Irgendwo hatte ich eine Frau mit einem Schild »Omas for Future« in der Zeitung gesehen. Ihnen wollte ich mich anschließen. Ich fand sie nicht im Internet. Selbst die Domain »omasforfuture. de« war noch frei – 99 Cent pro Jahr. Ich drückte auf KAUFEN! Eine kleine Bewegung mit dem Zeigefinger, die mein Leben restlos verändern sollte.

    Ich hielt inne, zögerte: Wollte ich das wirklich? Ade, du ersehnte Ruhe nach den vielen Jahren voller Arbeit. Doch dann kam der Schlüsselmoment, der endgültig zum Auslöser wurde.

    Ich war mit meinem damals dreijährigen Enkel in der Natur unterwegs. Wir übten Radfahren und entdeckten immer wieder Schönes am Wegesrand. Er freute sich und schaute mir strahlend in die Augen.

    In seinem Blick las ich dieses unendliche Vertrauen, das nur Kinder haben können: Ich würde ihm eine gute Zukunft garantieren. Das Leben würde immer so schön sein wie dieser Augenblick. Es durchfuhr mich. Ich belog ihn. Das spürte ich in jeder Zelle meines Körpers. Es würde diese Zukunft für ihn nicht geben. Da wusste ich, dass ich handeln musste.

    Handeln aus Liebe

    Für ihn und für alle anderen Kinder. Denn für Kinder sind wir Erwachsenen allmächtig und der sicherste Halt im Leben. In den Augen kleiner Kinder können wir alles, wissen alles, ermöglichen alles. Wir sind für sie verantwortlich, und sie schenken uns bedingungsloses Vertrauen und bedingungslose Liebe. Und was tat ich? Ich trug mit meinem Verhalten Tag für Tag dazu bei, dieses Vertrauen zu enttäuschen, ihre Zukunft zu gefährden.

    Das Sinnvollste, was ich deshalb für meine Kinder und Enkel tun konnte, war, mich für ihre Zukunft zu engagieren und dabei die Menschen meiner Generation mitzunehmen, die das genauso empfinden. Wir Älteren haben die

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