Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der seltsame dritte Planet: Ein außerirdischer Blick auf unsere irdische Gesellschaft
Der seltsame dritte Planet: Ein außerirdischer Blick auf unsere irdische Gesellschaft
Der seltsame dritte Planet: Ein außerirdischer Blick auf unsere irdische Gesellschaft
eBook256 Seiten2 Stunden

Der seltsame dritte Planet: Ein außerirdischer Blick auf unsere irdische Gesellschaft

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein unbekanntes Raumschiff nähert sich der Erde. An Bord: drei Astronauten, die von einem fernen Planeten kommend den Auftrag haben, nach intelligentem Leben zu suchen. Der dritte Planet, wie sie die Erde nennen, fesselt ihre Aufmerksamkeit. Mit Hilfe von Radiosignalen und hochauflösenden Kameras beginnen sie, die Erdoberfläche systematisch nach Zeichen zu durchsuchen, die für oder gegen eine Kontaktaufnahme mit den Bewohnern sprechen. Nach und nach entschlüsseln sie die Grundformen des Lebens, die diesen Planeten so einzigartig machen: Tiere, Insekten, Pflanzen - und sie entdecken die Menschen mit all ihren seltsamen Eigenschaften und Widersprüchen.

Sie erkennen die Vorrangstellung des Menschen, der sich nicht länger nur als Teil der Natur zu begreifen scheint …

Ein philosophisches Gedankenspiel, eine dystrophische Kakophonie, ein logischer wie kosmologischer Debattierclub: Lienhard Pagels erzählerisches Sachbuch "Der seltsame dritte Planet" ist ein ebenso intelligentes wie hoffnungsfrohes Plädoyer für eine Zukunft, die wir selbst gestalten müssen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBookmundo
Erscheinungsdatum4. Apr. 2024
ISBN9789403736266
Der seltsame dritte Planet: Ein außerirdischer Blick auf unsere irdische Gesellschaft

Ähnlich wie Der seltsame dritte Planet

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der seltsame dritte Planet

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der seltsame dritte Planet - Pagel Lienhard

    1 Ein ungewöhnlicher Beobachtungsabend

    Menschen geraten manchmal in Situationen, die sie sehr beeindrucken. Oft ist es angebracht, solche Erlebnisse anderen zu erzählen. So können mehr Menschen an den Erlebnissen teilhaben und sie auf unterschiedliche Weise verarbeiten.

    Ein herausragendes Medium, Erlebtes einer größeren Gemeinschaft zugänglich zu machen, ist ein Buch. Alles, was ich zu berichten habe, beginnt an einem ungewöhnlichen Abend in meiner kleinen privaten Sternwarte.

    1.1 Meine Sternwarte

    Astronomie ist eine faszinierende Wissenschaft. Diese Faszination springt manchmal wie ein Virus auf interessierte Zeitgenossen über. Die einen beginnen Bücher zu lesen. Andere schaffen sich ein Fernrohr an und beobachten den Sternenhimmel. Die Faszination kann so weit gehen, dass fast die gesamte Freizeit astronomisch verbracht wird. Das Hobby kann allerdings schnell teuer werden. Vor allem, wenn dann die Erkenntnis reift, dass auch mit kleineren Instrumenten oder einfach nur mit einem Computer kleine Beiträge für die Wissenschaft geleistet werden können.

    Ein besonders interessantes Gebiet der Astronomie ist Beobachtung veränderlicher Sterne. Himmelsobjekte wie Sterne sind zwar der Inbegriff von Beständigkeit, sie können Milliarden Jahre existieren, ohne sich äußerlich nennenswert zu verändern. Unser Zentralgestirn, die Sonne, existiert seit etwa 4,5 Milliarden Jahren. Sie verändert sich derzeit nur wenig. Und das wird auch noch einige Milliarden Jahre so bleiben.

    Dieses stabile Verhalten trifft nicht auf alle Sterne zu. Viele sind nicht stabil. Es gibt dann kein Gleichgewicht zwischen den Gravitationskräften, die die Sterne zusammenziehen wollen und den Kräften, die versuchen, sie auseinander zu treiben. Denn der thermonukleare Ofen im Inneren der Sterne heizt das Gas auf. Durch die Hitze dehnt sich das Gas aus und versucht die Sterne auseinander zu treiben. Solange diese Kräfte sich die Waage halten, bleibt der Stern stabil.

    Ist das Gleichgewicht gestört, gewinnt mal die auseinandertreibende Kraft, mal die Schwerkraft, die den Stern verdichten möchte.

    Was ist die Ursache dafür? Wenn sich der Stern ausdehnt, wird er größer, die Temperatur sinkt. Er wird dann meistens auch dunkler. Weil die Temperatur im Inneren sinkt, erzeugt der nukleare Ofen weniger Wärme. Die auseinandertreibende Kraft verliert an Stärke.

    Die Gravitation, also die zusammenziehende Kraft, gewinnt nun die Oberhand. Der Stern zieht sich zusammen, wird kleiner. Durch diese Verdichtung steigt wieder die Temperatur, der Stern kann heller werden. Auch im Inneren steigt die Temperatur, der nukleare Ofen produziert mehr Wärme und der Stern expandiert wieder. Das Spiel beginnt also von vorne.

    Solch eine Pulsation kann wenige Stunden dauern oder aber auch Jahre. Die Helligkeitsänderungen sind teils sehr heftig. So können Sterne hundertmal heller werden. Manchmal verdoppeln Veränderliche nur ihre Helligkeit. Natürlich gibt es auch sehr kleine Änderungen, die nur schwer zu messen sind.

    Ich bin begeisterter Sternfreund und habe mich nun voll und ganz der Beobachtung von veränderlichen Sternen verschrieben. Von den vielen Tausend gut beobachtbaren Veränderlichen habe ich einige spezielle Freunde. Deren Verhalten beobachte ich schon seit Jahren. Ich kenne sie beinahe in- und auswendig und muss immer mal wieder nach ihnen schauen. Meine Messergebnisse gewinne ich mit speziell für die Astronomie gebauten sogenannten CCD-Kameras. Solch eine Kamera montiere ich an Stelle des Auges an das Fernrohr.

    Manchmal schaue ich auch durch das Fernrohr, um mir einen Eindruck vom veränderlichen Stern zu verschaffen.

    An einem schönen lauwarmen Sommerabend hatte ich mir vorgenommen, meinen alten Freund AR Herculis zu beobachten. So heißt ein pulsierender Veränderlicher, den ich schon viele Jahre im Blick habe. Er ist, wie der Name sagt, im Sternbild Herkules zu finden. Ich wollte mal wieder nach ihm sehen.

    Ich ging also in meine kleine Sternwarte. Das ist ein einfacher Schutzbau aus Brettern. Darin stand mein Fernrohr. Ich musste also nur das Dach zur Seite fahren, den Computer starten und die Kamera einschalten. Wie so häufig klemmte das Dach, es ließ sich nicht so einfach öffnen. Das kannte ich schon. Ich musste mit sanftem Druck nachhelfen, damit sich das Dach selbständig öffnete. Ich dachte so bei mir, dieses Problem wolltest du doch schon vor Monaten lösen. Aber die Lust an der Beobachtung ist eben meist größer als der Wille, unangenehme Dinge zu erledigen. Also, verschob ich die Reparatur des Daches immer wieder.

    Als alles eingerichtet war, bewegte ich das Fernrohr aus der Parkposition auf mein Ziel, den Stern AR Herculis. Das Fernrohr fuhr, durch den Computer gesteuert, zum Sternbild Herkules, genau an die Stelle am Himmel, wo ich meinen Veränderlichen immer finde. Er ist grundsätzlich so schwach, dass ich ihn mit bloßem Auge nicht sehen kann. Also schoss ich ein erstes Foto mit der Astrokamera. Es dauerte etwa eine Minute, dann war das Foto auf dem Bildschirm zu sehen.

    1.2 Ein ungewöhnlicher Stern

    Zu meinem Erstaunen sah ich zwar die Umgebungssterne, also die Nachbarn der Veränderlichen. Aber AR Herculis fehlte. Was war da los? Ich kannte die Umgebung von AR Herculis seit Jahren. Hatte ich mich geirrt? Suchte das Fernrohr etwa am falschen Ort? Ich machte eine Serie weiterer Aufnahmen. Immer noch keine Spur von meinem Stern. Ich überlegte, die Belichtungszeit zu verlängern. Ein einfacher Trick, um auch schwächere Sterne zu sehen. Sollte AR Herculis wirklich so schwach sein? Das wäre sensationell, weil es eigentlich unmöglich ist. Während ich darüber nachdachte, war AR Herculis plötzlich sehr hell auf dem Bild zu sehen. Vielfach heller als seine maximale Helligkeit es möglich macht. Das gibt es doch nicht, dachte ich. Das wird ja immer unwahrscheinlicher.

    Ich begann an meiner gesamten Ausrüstung zu zweifeln. Also entschloss ich mich, meinen Veränderlichen durch das Okular mit eigenen Augen zu betrachten. Meine 46 cm Optik des Teleskops sollte AR Herculis hell genug erscheinen lassen.

    Ich ging zum Teleskop, montierte die Kamera mit wenigen Handgriffen vom Okularauszug ab und legte sie zur Seite. Jetzt war der Platz frei für ein Okular. Ich entschied mich für ein langbrennweitiges Okular. Ich wollte schließlich auch die Umgebung meines Veränderlichen sehen. Voller Erwartung blicke ich in das Okular. In der Mitte blinkte mein AR Herculis. Anhand der Umgebungssterne war mir sofort klar, das war er, mein Veränderlicher. Seine übermäßige Helligkeit war für sich schon verblüffend genug. Noch mehr war ich von seinem heftigen Flackern fasziniert. War das die berüchtigte Luftunruhe, die den Stern so schnell heller und dunkler werden ließ? Das Flackern eines Sternes, das wir im Winter oft bei hellen Sternen mit bloßem Auge beobachten können, entsteht durch Turbulenzen in der Atmosphäre. Wärmere und kühlere Luftbereiche haben unterschiedliche Brechkraft für das Licht. Werden diese Luftmassen durcheinandergewirbelt, wird auch das Licht eines Sternes verwirbelt. Der Stern erscheint heller und dunkler, er springt auch etwas hin und her.

    Doch Halt! Dieser Stern sprang ja gar nicht hin und her.

    Langsam wurde es unheimlich. Als der Stern, das Objekt meiner Neugier, nun noch regelmäßig etwa im Sekundentakt blinkte, dachte ich sofort an die ungeheuerliche Größe eines Sternes und dass solch schnelle Änderungen wegen der Trägheit und der endlichen Lichtgeschwindigkeit eigentlich gar nicht möglich waren. Während mir das klar wurde, änderte das seltsame Objekt seine Blinkfrequenz. Er wurde schneller, immer schneller. Ich war gefesselt von dem blinkenden Etwas. Wie konnte das ein Stern, ein riesiger Ball aus heißem und leuchtendem Gas sein?

    Der Rhythmus des Blinkens änderte sich immer wieder. Mal blinkte es schneller, mal langsamer. Dann wurde es chaotisch. Ich versuchte verzweifelt, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Es gelang mir nicht. Trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von dem leuchtenden Punkt in meinem Okular losreißen. Gebannt verfolgte ich den Lichtwechsel - und dann wurde ich müde, immer müder, und meine Gedanken verloren jeden Halt ... .

    Ich erwachte wie aus einem Tiefschlaf, als der Stern völlig konstant leuchtete, ohne jegliche Änderung seiner Helligkeit. Er strahlte förmlich. Und bei diesem Anblick, in einem der spannendsten Momente meines Lebens, sollte ich eingeschlafen sein?

    Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Minuten? Stunden? Das Fernrohr war schon sehr weit nach Westen gefahren. Ich schaute auf meine Uhr und erschrak. Etwas mehr als zwei Stunden hatte ich wie eine Maus vor der Schlange, schlafend vor dem Okular gesessen und meinen Blick nicht abwenden können.

    Was ich erlebt hatte, war eine Art Tiefschlaf, aber mit heftigen Träumen. Und jetzt hatte ich tatsächlich das unwiderstehliche Gefühl, schlafen zu müssen. Wie in Trance schloss ich meine kleine Sternwarte und ging zu Bett. Innerhalb weniger Augenblicke fiel ich in einen sehr tiefen Schlaf. Die Erinnerung an das merkwürdige Objekt trat schnell in den Hintergrund. Ich konnte später nur noch an den Traum denken, der mir seltsamerweise sehr gegenwärtig war. Ich hatte von Außerirdischen geträumt. Mir war noch jedes Detail bewusst.

    1.3 Das Buch, das geschrieben werden muss

    Was sollte ich mit dem Traum anfangen? Sollte ich ihn einfach nur weitererzählen? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr schien mir das Geträumte absolut schlüssig zu sein. Und es war mir so präsent wie ein eigenes Erlebnis. Wie selbstverständlich kam mir der Gedanke, diesen Traum in einem kleinen Buch aufzuschreiben. Allerdings, ich habe noch nie einen Erlebnisbericht oder gar einen Roman geschrieben. Kann ich das überhaupt? Meine Fachbücher sind da von ganz anderer Art. Da geht es um wissenschaftliche Zusammenhänge, um Fakten und Formeln. Ein schlauer Verleger hatte mal bemerkt, dass jede Formel die ohnehin schon kleine Leserschaft weiter halbiert. Recht hatte er.

    Dennoch, ich hatte das unbedingte Gefühl, diesen Traum aufschreiben zu müssen. Erstmal loslegen, sagte ich mir, dann sehen wir mal weiter. Sofort setzte ich mich hin und versuchte das Erlebte, genauer, das Geträumte, in eine Form zu bringen. Erstaunlicherweise musste ich gar nicht groß nachdenken: Der Text floss wie von selbst aus meinem Gedächtnis über die Tastatur in meinen Computer.

    2 Die Raumfahrer und ihr Raumschiff

    Ein Raumschiff von einem fernen Planeten fliegt in Richtung Sonnensystem. Die Mission beginnt mit der Ankunft der Raumfahrer.

    2.1 Boot Up der Individuen

    Das Raumschiff fliegt nun seit einigen Jahrtausenden durch die schier unendliche Galaxis. Das Ziel, ein Planetensystem mit dem blauen Planeten, ist nur noch einen Bruchteil eines Lichtjahres entfernt Ein Lichtjahr ist eine astronomische Entfernungseinheit. Es ist die Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt und entspricht 63 000-mal der Entfernung zwischen Erde und Sonne.. Das Raumschiff ist kurz davor, in die äußeren Bereiche des Systems einzudringen. Es steckt bereits tief in der Wolke Oortsche Wolke von kleineren Himmelskörpern, die das Planetensystem weiträumig umgibt. In der Wolke befinden sich schlafende Kometen und viele Milliarden kleinerer Körper. Das Ziel der Mission ist die Erkundung des dritten Planeten.

    Die überschaubar große Besatzung des Raumschiffes wird aus einem inaktiven Zustand aufgeweckt. Das erste Mitglied der Besatzung erwacht, das Bewusstsein ist angekommen. Wo bin ich?, fragt sich Alp. Ihm ist bewusst, dass alle Informationen, die seine Persönlichkeit ausmachen, von seinem Heimatplaneten zu diesem Raumschiff inzwischen übertragen wurden. Ich bin wieder ich, phantastisch!, denkt er.

    Seine Freude ist nicht unbegründet. Solche Übertragungen von kompletten Individuen sind nicht ungefährlich. Über sehr große Entfernungen kann da schon mal was schiefgehen. Wie bei jeder anderen Datenübertragung können Störungen auftreten, können Daten verfälscht werden oder unvollständig übermittelt werden. Dann sind die Daten verändert und damit auch die Persönlichkeit, die übertragen wurde. Doch diesmal ist alles glatt gegangen.

    Alp ist wieder bewusst, dass er sich für diese Mission beworben hatte. Und warum. Seine Freunde hatten ihn davor gewarnt. Aber sein Unternehmungsgeist, seine Neugier, haben trotz aller Risiken gesiegt.

    War er zu leichtsinnig gewesen? Nein. Leichtsinn ist es, wenn man sich in Gefahr begibt, ohne das Risiko zu kennen. Er kannte alle möglichen Szenarien, auch das des Totalverlustes seiner Persönlichkeit. Es war eine Option, aber Alp hatte das Risiko für beherrschbar gehalten.

    Sein Heimatplanet ist etwas weniger als 100 Lichtjahre vom Ziel der Mission entfernt. Ein Raumschiff braucht mit den fortschrittlichsten Antriebstechnologien mindestens 1000 Jahre für den Flug. Komplexe Persönlichkeiten eine solch lange Zeit direkt fliegen zu lassen, ist nicht praktikabel. In seiner Zivilisation war die Informationstechnik soweit entwickelt, dass Computerprogramme Intelligenz und sogar ein eigenes Bewusstsein haben. Die Persönlichkeit eines Individuums wird auf Computern verwirklicht.

    Die Lebewesen auf seinem Planeten waren ursprünglich biologische Wesen, die für eine Übergangsphase ihre Identität, also ihre ganze Persönlichkeit, mit ihrem gesamten Wissen und all ihren Fähigkeiten, auf technische Systeme übertragen können.

    Das war einer der wichtigsten Schritte in der Entwicklung des Lebens und der Intelligenz auf seinem Planeten. Seitdem existierten Individuen eigentlich nur als Computerprogramme auf sehr leistungsfähigen Rechnern. Nun eröffnet die Möglichkeit der Datenübertragung auch die Übertragung von Individuen von einem Computer zu einem anderen, auch über sehr große Entfernungen hinweg - und das mit Lichtgeschwindigkeit. Damit ergab sich für die bemannte Raumfahrt die Chance, unbemannte Raumschiffe in weit entfernte Bereiche der Galaxis zu schicken, die erkundet werden sollen. Diese Raumschiffe fliegen über Jahrtausende durch das Weltall. Erst kurz vor dem Ziel werden dann über sehr breitbandige optische Informationskanäle die Individuen mit Lichtgeschwindigkeit zum entfernten Raumschiff übertragen.

    In der klassischen Computertechnik besteht fast immer die Möglichkeit, Programme und Daten zu kopieren. Damit ergibt sich theoretisch auch die Möglichkeit, Individuen zu kopieren. Man könnte also eine Sicherungskopie eines Individuums machen, auch wenn das ungeheure Datenmengen erfordern würde. Nun kommt das aber: Die Computertechnik auf Alps Planeten nutzt intensiv Quanteneffekte. Die digitalisierten Persönlichkeiten bestehen also aus sehr komplexen Quantenobjekten. Beim Quantencomputing ist allerdings die Erzeugung einer genauen Kopie wegen des sogenannten No-Cloning-Theorems (Ein Theorem der Quantenmechanik, das besagt, dass Quantenbits nicht geklont werden können) prinzipiell nicht möglich. Deshalb bleibt ein Individuum einmalig. Das ist auch der Grund dafür, weshalb es in der Computer-Welt von Alps Planeten auch Todesangst gibt - und die ist charakteristisch für das Leben an sich. Denn im wirklichen Leben gibt es nie eine Sicherungskopie eines Individuums, auf die man zurückgreifen kann, wenn was schiefgeht.

    Wenn das Datenpaket vollständig im Raumschiff angekommen ist, wird es wie eine Art zip-Datei entpackt und in einem Computer gestartet. Das ist dann der Zeitpunkt, in dem das Bewusstsein und die Persönlichkeit des Individuums wieder aktiv werden und das Individuum wieder zu existieren beginnt. Es wacht auf und erkennt, dass das Bewusstsein wieder da ist, dass es also im Hier und Jetzt existiert.

    2.2 Das Team

    Alp hatte bereits an einer früheren, allerdings viel kleineren Mission teilgenommen. Wegen seiner umfangreichen Erfahrungen ist er nun zum Leiter der aktuellen Mission bestimmt worden. Er hat also bei allen Entscheidungen das letzte und bestimmende Wort. Bei Planung und Vorbereitung der Mission mussten die Risiken gut abgewogen werden. Einerseits sollten so wenig wie möglich Individuen in Gefahr gebracht werden, andererseits müssen so viele Individuen wie möglich an der Mission teilnehmen, damit der Erfolg wahrscheinlich ist.

    Mit einem einzigen Individuum wäre solch eine Mission nicht sinnvoll. Für den Erfolg der Mission muss ein Gedankenaustausch möglich sein. Auswege aus schwierigen Situationen oder echten Krisen können nur im Dialog gefunden werden, der auch ein Streitgespräch sein kann. Deshalb ist mindestens ein zweites Individuum notwendig. Das ist bei dieser Mission Bet. Seine Übertragung läuft gerade und geht bald zu Ende. Alp überwacht den Abschluss der Übertragung und steuert den Start des übertragenen Individuums.

    Als sich Bet mit Wo bin ich? meldet, ist Alp erleichtert, weil die Übertragung geklappt hat. Hallo Bet, fragt Alp, wie geht es dir? Bist Du wieder gut beisammen und ganz bei dir?

    "Ich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1