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1.500 Meilen Ostwärts
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eBook436 Seiten5 Stunden

1.500 Meilen Ostwärts

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Über dieses E-Book

Das australische Northern Territory im Jahr 1906: Eigentlich wollten Luke und Elijah nur in Ruhe ihre Gefängnisstrafe absitzen. Doch eine aus dem Ruder gelaufene Auseinandersetzung mit drei Zellengenossen verändert alles. Plötzlich finden sie sich als flüchtige Schwerverbrecher im Busch wieder, mit 13.000 Pfund in bar und verfolgt von der State Police. Nach anfänglicher Ratlosigkeit beschließen sie, sich nach Osten durchzuschlagen, ins 1.500 Meilen entfernte Cairns, wo sie sich Hilfe von Elijahs Schwester Elizabeth erhoffen. Während ihrer Reise durchs Outback kommen sich Luke, Sohn eines irischen Sträflings, und der behütet in einer deutschen Methodistenfamilie aufgewachsene Elijah langsam näher. Aus Freundschaft wird Begehren, schließlich Liebe. Doch lange Flitterwochen sind ihnen nicht beschieden, denn das Polizeiaufgebot rückt näher. Sie beschließen, sich zu trennen: Elijah zieht mit dem Geld weiter, während Luke die Verfolger auf sich lenkt. In dem Minenort Sapphire Springs begegnet Elijah Sugar Cane, einer Barfrau, die ihre ganz eigene Art hat, Probleme zu lösen. Sie bietet an, ihn als Alibi-Ehefrau auf der Flucht zu begleiten. Als eine Zeitungsmeldung ihn und Luke für tot erklärt, ist er am Boden zerstört. Da er nun keine Deckung mehr benötigt, kehrt Sugar nach Sapphire Springs zurück. Unterwegs begegnet Elijah Arthur Moseley, einem ehemaligen Liebhaber. Arthur hat ebenfalls Zeitung gelesen und wittert fette Beute. Es gelingt Elijah, ihn loszuwerden – doch da taucht ein alter Bekannter aus dem Gefängnis auf. Währenddessen wird Luke von der State Police gefangengenommen, kann jedoch später entkommen. Hilfe findet er bei einer chinesischen Familie, deren Tochter er vor den Nachstellungen eines Arbeiters schützt. Auf seiner Weiterreise machen ihm die Leere des Landes, die Einsamkeit und das Einsetzen der Regenzeit zu schaffen. Schließlich erreicht er Cairns, wo Elijah inzwischen unter falschem Namen bei seiner Schwester lebt. Aber ist Luke, nach über zwei Monaten der Trennung, dort überhaupt willkommen? Und wo steckt eigentlich Arthur?
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum25. Juli 2018
ISBN9783863617219
1.500 Meilen Ostwärts

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    Buchvorschau

    1.500 Meilen Ostwärts - Möhring Dagmar

    Überstellungsbefehl

    Datum: 15. August 1906

    Name: Elijah Theodore Marsden

    Alter: 24 (geb. 10.06.1882)

    Grund der Verhaftung: versuchter Scheckbetrug

    Mittwoch, 15. August 1906, Pine Creek Police Station

    „Name?"

    Sein Name stand da. Alles stand da, Hosengröße, Schuhbandlänge, Rechts- oder Linksträger. Die Frage ergab keinen Sinn. Vielleicht war sie eine Art Probe für Neuzugänge – wie der Dictation Test, den potentielle Einwanderer seit Inkrafttreten der White Australia Policy[1] absolvieren mussten. Fünfzig Worte in einer beliebigen europäischen Sprache – englisch, kroatisch, isländisch, was dem durchführenden Beamten gefiel. Auch Staatsangestellte brauchten etwas zu lachen.

    „Name?"

    Etwas Entsetzliches geschah. Keine dreißig Minuten nach seiner Festnahme tat Elijah das Allerschlimmste: Er verhielt sich renitent. Die Erkenntnis trieb ihm den Schweiß aus den Poren. Er löste die in Gebetshaltung verschränkten Finger und wies auf das Formular. Achtete darauf, dass die Dielenbretter nicht unter seinen Schuhen knarrten.

    „Steht da." Krümeliger Rost in der Kehle. Er wollte neutral klingen, klarmachen, dass es nicht frech gemeint war. Frech war genauso schlimm wie renitent. Wahrscheinlich gab es irgendwo einen Innenhof mit einer Triangel, drei in Zeltform aufgestellte Holzbalken, mit Stricken für die Handgelenke und – damit der Stockmeister es einfacher hatte – einer Auflagefläche im Siebzig-Grad-Winkel. Für Häftlinge, die frech gewesen waren.

    „Ich will´s von dir hören."

    Kein Zorn, die Stimme ausdruckslos wie eine beschlagene Scheibe. Bis eben hatte Elijahs Vorstellung von Polizeigewalt in einer Uniform bestanden, die ihn anbrüllte und schreckliche Strafen androhte. Jetzt erfuhr

    er, dass Drohungen nicht unbedingt gebrüllt werden mussten.

    Er versuchte, der Polizeigewalt hinter dem Schreibtisch nicht in die Augen zu sehen. Der Mann war klein, im Stehen bestimmt nicht größer als fünfeinhalb Fuß[2]. Fleckenlos blaue Uniform, jeder Zoll Stiefel poliert, jeder Messingknopf glänzend und geschlossen. Schütterer Haarkranz, kleiner Kopf, kleiner Mund, ein Vogelhals, der in der Kragenröhre verschwand. Kragenspiegel und ein Namensschild wiesen ihn als Police Inspector S. U. Stokes aus.

    Hinter dem Fenster im Rücken des Beamten lagen, wie in der Hitze verdurstete Schafe, die wenigen Häuser von Pine Creek. Dazwischen verschrumpelte Teebäume, beigefarbener Schotter, der sich bemühte, den Eindruck einer Straße zu erwecken. Dem Fenster genau gegenüber eine Scheune, die Tore so weit geöffnet, dass sie praktisch nur aus Eckpfosten bestand. Der Blick wurde in sie hinein und hindurch gezogen, vorbei an Ställen und Geräten, hinaus in die kochende Ebene. Das Skelett eines Gebäudes, sinnlose Dekoration für ein Land, das ihr Fehlen nicht einmal bemerkt hätte.

    „Versuchter Betrug, hm?" Inspector Stokes hielt inne, wartete bis die Schreibmaschine am Nachbartisch zu Ende geklackert hatte. Auf seinem eigenen Schreibtisch gab es außer der ledernen Unterlage nur Stempelkarussell, Löschwiege und mehrere Federhalter in einer Schale aus Gusseisen. „Dachtest, die Union Bank in Palmerston[3] könnte einen gefälschten Scheck nicht von einem echten unterscheiden. Nicht besonders schlau, oder?"

    Aus der Weite zurück durch die Scheune, zurück durchs Fenster, um die spöttisch hochgezogenen Brauen seines Gegenübers herum, an die Wand. Steckbriefe und Ankündigungen, der Text des Föderationsreferendums von 1899, beginnend mit To the Australian Born[4]. Aus Zeitungen geschnittene Karikaturen von Aborigines und Chinesen. Auf einem großformatigen Plakat marschierten die sechs Gründerväter der Föderation[5], Schriftrollen schwenkend. Ihnen gegenüber ein Vertreter des britischen Empire, dem der Andrang offensichtlich nicht geheuer war. Im Versuch, Australiens drohende Abspaltung vom Mutterland zu verhindern, stand er mit schützend erhobenen Armen vor dem Parlamentsgebäude. Don´t be in such a hurry, Gentlemen[6] bettelte das Spruchband, das sich seinen Rücken hinunterschlängelte.

    „Oder?"

    „Nein, sagte Elijah. „Nicht sehr schlau und dachte an die Triangel.

    „Und danach den Zug zu nehmen, war noch viel weniger schlau, siehst du das auch so?"

    „Ja, sagte er heiser, starrte auf die gnadenlos marschierenden Schriftrollenschwenker. „Ja, das sehe ich auch so.

    „Warum denn keine Schiffspassage nach Batavia[7]? Das hätte doch von da oben viel mehr Sinn ergeben. Von einem Scheckfälscher hätte ich an sich etwas mehr Intelligenz erwartet."

    Nicht an Stolz denken. Denk an die Triangel, an Rindlederpeitschen und Blutflecken auf Sand.

    „War das erste, was da war."

    „Sir."

    „War das erste, was da war, Sir."

    „Tja, schade ums Fahrgeld. Inspector Stokes überflog das Einlieferungspapier. „Denn so wie´s aussieht, hättest du dir die Fahrt sparen können.

    Er wählte einen Federhalter Marke Swan, schraubte ihn auf.

    „Samstagmorgen geht ein Zug mit einem Abteil für Gefangenentransporte zurück nach Palmerston. Deine Verhandlung findet dort statt, ich nehme nicht an, dass du allzu lange auf einen Termin warten musst. Die drei Tage bis zur Abfahrt darfst du dich als Gast des australischen Staates betrachten."

    Er begann, die Leerstellen auf dem Bescheid auszufüllen, redete weiter.

    „Schau, es sieht so aus: Wenn du dich anständig benimmst und den Kopf unten hältst, wird die Zeit hier nicht zum Unangenehmsten gehören, was dir bevorsteht. Falls nicht … nun, sagen wir es so: Es wäre sicher wünschenswert, wenn der Richter annimmt, dass er es mit einem anständigen jungen Mann zu tun hat. Einem, der nur manchmal ein bisschen weniger intelligent ist, als er zu sein glaubt. Denn noch bist du ja nicht rechtskräftig verurteilt. Und wir wollen doch, dass deine Akte schön sauber bleibt, oder?"

    Er spielt mit dir. Elijah holte Luft für die Antwort. Spielt mit deiner Hoffnung, spielt mit deiner Angst. Der Gedanke an Stolz sprang auf und ab, winkte mit einer Totenkopfflagge.

    „Ja", sagte er, ignorierte das Winken.

    Stokes schraubte den Federhalter zu, blies über das Geschriebene. Die Tinte glänzte schwarz, sank ein, wurde stumpf.

    „Dann wären wir soweit durch. Der Inspector legte das Papier beiseite, verschränkte die Arme auf der Schreibtischunterlage. „Übrigens, hübsche Weste, die du da hast. Und hübscher Haarschnitt. Und … – Blick über den Tisch – „… auch hübsche Schuhe. Hast Pine Creek wohl mit der Flinders Street in Melbourne verwechselt, kann ja passieren. Jedenfalls werden sich die Jungs im Fanny Bay Gaol[8] bestimmt freuen, wenn du ein bisschen Kultur in ihre Zellen bringst." Er ließ den Satz wirken, beobachtete, wie er sich einfraß. Dann setzte er einen Stempel auf das Formular, wandte sich an den Nebentisch:

    „Constable Davis!"

    „Sir!"

    „Bringen Sie Mr. Marsden in seine Zelle."

    „Ja, Sir!"

    Der Constable kam hinter seinem Schreibtisch hervor.

    „Komm, Dandy", sagte er freundlich, nahm Elijah beim Arm und dirigierte ihn durch das Büro in ein Hinterzimmer. Vorbei an einem weiteren Schreibtisch, einem kleinen Kanonenofen mit Brennholzkorb, Wasserkessel und einer Fünf-Pfund-Teebüchse, hin zu einer zweiten Tür. Er zählte Schlüssel an einem Eisenring ab – natürlich der letzte – überwand den Schlosskasten, dem eine Schraube fehlte, öffnete.

    Die Tür schwang nach innen auf, kollidierte mit einem massiven Block abgestandener Luft. Elijah blieb stehen, bekam Constable Davis’ abfälliges Schnaufen ins Kreuz. Und hörte drinnen jemanden sagen …

    „Wie is’n das, Jungs, kann ich ne Zigarette haben?"

    Ein Augenblick völliger Blindheit, dann Geisterbilder vor Augen. Er stolperte in den Zellentrakt, schale Dunkelheit legte sich um ihn, eine mit Schweiß und Urin durchtränkte Wolldecke.

    „Was’n jetzt, krieg’ ich eine?"

    Das Dunkel wurde zu grünem Zwielicht. Zwei Zellen, die linke davon voller Dinge, denen eine Abstellkammer fehlte. Ein Stuhl, ein Besen, ein Kutschenrad. In der rechten warf ein Lichtfleck aus einem Fenster weit oben in der Wand Reflexe auf das Eisengitter. Auf der anderen Seite des Gitters lehnte ein Mann. Die Ärmel seines Leinenhemdes waren bis zum Ellenbogen hochgerollt, die Unterarme lagen auf der Querstange. Lässig gekreuzte Handgelenke, als sei er weniger Häftling denn interessierter Zoobesucher. Der Lichtfleck hatte seine Hände gefunden, spielte mit rötlich schimmernden Härchen.

    Ehe der Mann zum dritten Mal fragen konnte, bekam er seine Antwort.

    „Satz heiße Ohren kannste kriegen. Davis zählte ein zweites Mal die Schlüssel durch. „Weg von der Tür, O’Connell.

    „Ich bin gar nicht an der Tür."

    „Weg hab ich gesagt." Schlüsselbärte ratterten das Gitter entlang. Der Gefangene zog seine Hände aus dem Lichtviereck und trat zurück. Ein letztes Flimmern, Kupfer und Gold.

    Türangelquietschen. Elijah betrat die drei mal vier Yards[9], die er sich in den nächsten Tagen mit einem Fremden teilen sollte. Die Hälfte der Grundfläche nahmen zwei brettdünne Schlafpritschen ein. Dazwischen ein Zinkeimer, etwa fünf Liter fassend, mit verkrustetem Rand.

    „Hände durchs Gitter."

    Er gehorchte. Die Handschellen fielen, der Akt hatte nichts Befreiendes. Er rieb sich die Handgelenke, der Mann im Halbschatten, der ihn mit mildem Interesse beobachtete, wirkte wenig beeindruckt. Plötzlich empfand er den Mangel an Hautabschürfungen fast als enttäuschend.

    Mit dem Geräusch brechender Finger schlug die Zellentür zu.

    „Home, sweet Home. Davis zog die Schlüssel ab, endgültig wie die Unterschrift auf dem Überstellungsbefehl. „Du hast ganz schön Glück, dass wir im Moment so dünn besetzt sind.

    „Wie viele Leute sind denn sonst hier?"

    „Ach, so am Wochenende können das hier leicht mal so zehn bis fünfzehn Mann werden. Der Constable zwinkerte ihm zu. „Montags ist immer großes Aufräumen angesagt. Viel Spaß, ihr zwei Hübschen! Er verschwand im Nebenraum.

    „Hör da nicht drauf, Mate[10]."

    Akustischer Weichkaramell, dekoriert mit einem leichten Aufwärtsschlenker am Satzende. „Frischlinge erschrecken, das finden die toll, da machen sie sich’n Sport draus. Wir sind praktisch mitten im Busch, die Zelle hier hat im Leben noch kein halbes Dutzend Leute auf einmal gesehen." Der Mann hob einen Mundwinkel, fügte einen Hauch von Spott hinzu, Salzkrümel auf einem Brocken Toffee.

    Elijah stand immer noch mitten in der Zelle. Vier Wände, drei weißgekalkt, eine aus Luft und Stahl. Auf den Pritschen identisch gefaltete Decken, die keine Rückschlüsse auf die Belegung zuließen. „Wo kann ich schlafen?"

    Sein Zellengenosse hob die Schultern. Gleichgültig. „Ich bin eigentlich hier drüben, – Kopfbewegung zum linken Bett, direkt unter dem Fenster – „aber wenn du das Zimmer mit Aussicht willst, mir isses egal.

    Ein Satz wie ein Achselzucken. Einer, der nicht vorkam in dem, was Elijah über Gefängnisrituale gehört hatte – im Gegensatz zu anderen, weitaus unangenehmeren Dingen. Er besah sich seinen Zellengenossen genauer. Ungefähr in seinem Alter und beinahe gleich groß. Das Rotblond der Iren, Haare etwas heller, Bartschatten etwas dunkler. Blasse Haut, zu blass für ein Land zwischen den Wendekreisen. Volle Unterlippe, die das wusste und dagegen antrotzte. Blaue Augen wahrscheinlich, oder grüne. Die Kleidung… fleckige, beigefarbene Moleskin-Hosen, ein Gürtel aus Känguruh-Leder, offenbar für ein Pistolen-Halfter gedacht, schief gelaufene Stiefel. Elijah wünschte, die Bügelfalten seiner eigenen dunklen Gabardinehosen wären weniger offensichtlich. Seit dem Bankraub á la Marsden hatte er keine Gelegenheit für einen Garderobewechsel gehabt.

    Laut sagte er: „Nein, das geht schon in Ordnung. Muss ich sonst noch irgendetwas wissen?"

    Sein Mithäftling trat näher, ließ den Schatten von den Schultern gleiten wie eine alte Jacke, und blau, ja, sie waren blau. Kein kaltes Blau, sondern die Farbe der Korallensee, kurz bevor man über die Riffkante schwamm und sich in die Tiefe sinken ließ. Eine Erinnerung meldete sich, eine Strandausflugerinnerung, an weiß und türkis und ultramarin, an die Eltern des kleinen Elijah Theodore, die ihren vermissten, zehnjährigen Sohn bereits im Magen eines Bullenhaies gesehen hatten. An die Erleichterung seiner Mutter, die Strafpredigt seines Vaters, und das eigene Unverständnis, weil er doch nur einmal kurz zur Abbruchkante hinausgeschwommen war. Schon damals hatte die Tiefe nichts Bedrohliches gehabt.

    Der Mann zählte die Punkte einer imaginären Liste an den Fingern ab.

    „Mal sehen: Wecken ist um sechs, Nachtruhe um zehn, das heißt, wenn sie den Schichtwechsel rechtzeitig hinkriegen. Die Meisten hier sind soweit in Ordnung, nur Constable Buckley hat’n paar unerledigte Probleme, auf den haste besser’n Auge. Wenn du einen schlechten Tag hast, hältstes vielleicht für ne gute Idee, gegen den Eimer da zu treten, aber das isses nicht. Vor dem nächsten Morgen gibt’s keinen neuen, dafür aber was in die Schnauze, und zwar einmal von der Trachtengruppe da draußen, und einmal von mir. Er wies auf die zweite Pritsche. „Und übrigens kannste dich gern setzen. Ich beiß nicht.

    Der gelassene Tonfall konterkarierte die Drohung. Elijah lächelte nervös. Wenn du weißt, was gut für dich ist, lässt du das dämliche Grinsen sein. Glaubst du, einer wie der lächelt zurück?

    Nun, das tat er. Oder zumindest fast: Elijah sah ganz deutlich wie er das Lächeln hastig einfing, es abwürgte. Heraus kam ein verkrüppeltes, kleines Grinsen, zu hart für die Unterlippe, zu weich für die Mundwinkel.

    Aus einer Eingebung heraus streckte er die Hand aus. Gab der Bewegung eine Richtung, die es bei allzu deutlicher Ablehnung erlaubt hätte, sie unauffällig zurückzuziehen.

    „Elijah Marsden, Handlungsreisender aus Cairns. Geschäftlich unterwegs, sozusagen nur auf Durchreise."

    Der Vogel flatterte, zerrte an dem Grübchen in der Unterlippe.

    „Rum oder Kühe?"

    „Miederwaren."

    Stärkeres Flattern, die Hand wurde ergriffen.

    „Luke O’Connell. Willkommen im Grand Hotel Pine Creek, Mate."

    Lukes Hand war warm und trocken und an Arbeit gewöhnt, weckte den Wunsch, dem eigenen Griff eine feste, maskuline Note zu geben. Elijah konnte nicht widerstehen:

    „Tja, dachte ich mir schon, dass du nicht Ned Kelly bist."

    „Ach ja? Was hat mich verraten?"

    „Muss der Bart gewesen sein." Elijah wies auf Lukes Kinnlinie. Fuchsrote Dreitagestoppeln, keinerlei Ähnlichkeit mit dem Wildwuchs auf den Fahndungsplakaten der Kelly-Gang.

    „Muss wohl." Der Andere grinste wieder, verlor aber zwischendurch die Kontrolle, und der Vogel entkam.

    Ein Geräusch im Nebenraum ließ ihn aufhorchen. „Hey, wart’n Moment. Luke stürzte zum Gitter. Als Constable Davis mit einem Tablett in Sicht kam, stand er wie zuvor, die Arme auf die Querstange gestützt. „Wie sieht’s aus, Mate, haste ne Zigarette für mich?

    Überstellungsbefehl

    Datum: 12. August 1906

    Name: Lucas Matthew John O’Connell

    Alter: 27 (geb. 22.03.1879)

    Grund der Verhaftung: Opiumschmuggel

    Mittwoch, 15. August

    Später Nachmittag. Die Sonne prügelte auf das Wellblechdach ein. Darunter lagen die Zellen mit Hitze vollgesogen wie träge, blutgefüllte Zecken.

    Luke hatte die Welt ausgesperrt. Ohne Socken, das Hemd als Sichtschutz über den Kopf geworfen, lag er auf seiner Schlafpritsche und wartete, dass die Wände schmolzen.

    Durch das engmaschige Gitterwerk beobachtete er einen Gecko, der den Weg durchs Zellenfenster gefunden hatte und neben ihm an der Wand klebte. Luke mochte Geckos. Sie waren sauber, immer geschäftig und dabei völlig lautlos. So gesehen ideal zum Heiraten. Er streifte das Hemd ab. Zu viele Gitter.

    Auf dem Nachbarbett lag der Frischling. Ein echter Frischling, direkt aus dem Pensionat für Höhere Töchter, grün wie ein Baumfrosch. Seine erste Erfahrung mit den Coppers[11] musste ihm ganz schön zugesetzt haben. Trotz der Hitze beharrte er auf seinem schwarzen Hemd und der taubengrauen Seidenweste. Die letzte Verteidigungslinie, faltenfrei und hochgeschlossen: Das Pensionat macht einen Sonntagsausflug.

    Derzeit schlief er oder tat so. Gute Gelegenheit, ihn genauer zu mustern: Dunkles, volles Haar, an den Schläfen zu schweißfeuchten Löckchen geringelt. Offenes Gesicht, Hände eher für’s Maschinenschreiben denn für’s Schafescheren. Saubere Fingernägel. Schmale Nase, gut um sie in Bücher zu stecken – als Lesezeichen.

    Hübsches Kerlchen. Wenn es in Fanny jemanden gab, der darauf stand, würde die Zeit dort für den Frischling tatsächlich nicht schwerer werden als das Sonntagspicknick der Höheren Töchterschule. Oder wenn er klarmachte, dass er keinen brauchte, der darauf stand. Komisch eigentlich, dass ihm das erst als zweite Möglichkeit eingefallen war.

    Luke setzte sich auf. Der Gecko floh in den Schatten, ein zartes, substanzloses Gespenst der Außenwelt.

    „Die Weste da, hält die eigentlich Kugeln ab oder so?"

    Elijah fuhr hoch. „Was?"

    „Weil, wenn nicht, kannste sie genauso gut ausziehen."

    „Mir geht’s gut so, danke."

    Als Eisbrecher durchgefallen. Der Frischling sah aus, als stünde er jetzt schon mit dem Rücken zur Wand. Luke hob innerlich die Schultern. Siehs ein, im Reden biste so begabt wie’n Sattelknopf.

    „Liegt ganz bei dir, Mate."

    Er sank zurück in seinen klebrigen Halbschlafkokon. Dumpfe Feuchtigkeit am ganzen Körper, das Gefühl wie von zu lange getragener Unterwäsche. Wahrscheinlich kann man unter seiner Weste Eier braten. Wenn schon, muss er selber wissen.

    Schritte bogen die Bodenbretter im angrenzenden Büro. Papiergeraschel.

    „Wie sieht’s aus, Jungs, wollt Ihr ne Zeitung von letzter Woche?"

    Constable Davis, der Schrecken aller jungfräulichen Ginflaschen. Guter Mann. Nicht zu ehrgeizig, demnach nicht zu frustriert. Für solche Wachen zahlte man Aufschlag.

    Luke wandte sich an Elijah.

    „Wie isses, Lij? Zeitung?"

    Also reagierte der Neuling nicht auf jede Anrede wie ein Jungbulle auf den Anblick der Kastrationszange. Im Gegenteil, er wirkte fast – hoffnungsvoll.

    „Können wir eine bekommen?"

    Davis erschien. Hielt sich nicht lange auf, schob nur eine zusammengefaltete Ausgabe der Northern Territory Times zwischen den Gitterstäben hindurch, und trat den Rückzug an. Kein Wunder, die Mischung aus Hitze und Zinkeimer hätte eine Ordensschwester in die Flucht geschlagen. Luke reichte die Zeitung weiter.

    „Welche Hälfte willst du zuerst?"

    Elijah machte Miene, die Doppelseite in der Mitte durchzureißen. Wurde durch ein Abwinken gebremst.

    „Lass sie ganz, Mate. Gehört dir."

    „Willst du gar nicht wissen, was so los ist?"

    „Ach, ich hab’s nicht so mit dem Kleingedruckten. Kannst mir nachher die Anzeigenseite geben."

    Elijahs Blick streifte ihn. Unauffällig, ein Straßenjunge, der am Karren eines fliegenden Händlers entlangstrich. Vorbeischlendern, eine Pastete einsacken, weiterschlendern. Das war Luke schon anfangs aufgefallen. Der Frischling schien Dinge zu hören, die man gar nicht gesagt hatte, und eigentlich auch nicht sagen wollte. Wie jemand, der einen Mangel bemerkt, es aber für unklug hält, einen darauf hinzuweisen. Stattdessen wandte er sich der Zeitung zu.

    Das Territory bot nicht viel Weltgeschehen. Aber dem Neuen schien es zu genügen. Von Zeit zu Zeit trieben gemurmelte Halbsätze hinüber. Elijah kommentierte die Tagespresse.

    Luke lauschte eine Weile dem seltsamen Akzent – den hatte er auch schon bemerkt. Keine große Sache, ein Stolpern, Worte die aneinanderklackten wie Bausteine in einem Kasten. Gewöhnlich gingen einem Selbstgespräche anderer Leute auf den Geist, doch aus irgendeinem Grund mochte er Elijahs Stimme. Es war eine warme, freundliche Stimme, und sie schien kluge Dinge sagen zu können. Ihr zuzuhören war angenehm, wie Bilder an eine leere Wand zu hängen. Besser als ein Gecko.

    „Lij? Kann ich dich was fragen?"

    „Sicher."

    „Wieso rennt jemand wie du mit’m gefälschten Scheck in ne Bank? Das weiß jeder, dass das ne Schnapsidee ist. Ich mein’, du bist doch gebildet oder so."

    Elijah hob die Schultern. Ließ sie wieder fallen, als sei die Bewegung allein schon zu viel Mühe.

    „Keine Ahnung. Vielleicht sind das die Verbrechen, die gebildete Leute begehen."

    „Möglich."

    „Außerdem war das Geld gar nicht für mich."

    Luke nickte verständnisvoll.

    „Verschuldete Farm?"

    „Nein."

    „Mädchen?"

    „Nei-en." Aber das zweite Nein dehnte sich eine Silbe zu lang. Luke lachte.

    „Wußt ich’s doch! Wenn’s um Röcke geht, nützt dir die ganze Bildung nichts. Da rennste blind in dein Unglück."

    Elijah raffte seine Zeitung wie einen der erwähnten Röcke, nahm dahinter Deckung.

    „Ja", sagte er, hinter einer Anzeige für Densmore Schreibmaschinen verborgen. „Ja, es war ein Mädchen."

    Blechteller, Blechtassen. Brot und Konservenbüchsenmahlzeit. Einen Löffel, dessen Rand man zu einer Klinge schleifen konnte, jedenfalls hatte Elijah gehört, dass das so üblich war.

    Während des Essens versuchte er, sich auf den neuesten Stand zu bringen.

    „Wie geht es denn jetzt weiter?"

    „Erstmal mit Warten. Wahrscheinlich ziemlich viel Warten. Zuerst warten wir auf unseren Zug, Samstag früh, acht Uhr. Dann warten wir gute zehn Stunden, bis wir in Palmerston sind. Dann Untersuchungsgefängnis, wo wir auf unsere Verhandlung warten. Und dann, nachdem wir unser Ticket kassiert haben, warten wir, bis unsere Zeit rum ist."

    „Was denkst du, wieviel kriegt man für Scheckbetrug?"

    „Keine Ahnung. Zwanzig Jahre?"

    Elijahs entgleisende Miene veranlasste Luke, sich zu korrigieren.

    „Hey, war’n Scherz! Es war’n Scherz, tut mir leid, Mate. Paar Monate vielleicht, nichts womit du nicht leben kannst."

    Der Zug fand zurück ins Gleisbett. Kein Ärger, nur Erleichterung.

    „Weshalb bist du denn hier? Oder fragt man so etwas im Gefängnis nicht?"

    „Bekannter von mir wollte rausgefunden haben, dass man ein Vermögen verdient, wenn man Opium in leeren Konservendosen verschiebt. Leider hatten die Coppers das auch schon raus."

    „Dann bist du ja so etwas wie ein Outlaw."

    „Ich bin so was wie’n Idiot. Hör bloß nie auf jemanden, der dich zu was kriegen will, was kinderleicht und absolut sicher ist. Wenn einem die State Police die Arme auf den Rücken dreht, hocken solche Leute immer sicher hinter irgendeiner Ecke und stricken an ihrem Alibi."

    Elijah wollte fragen: Wie ist Fanny Bay? Wie verbringt man Monate ohne Bücher und Zeitungen? Und: Was muss ich tun, um nicht mit einem Schild um den Hals herumzulaufen, auf dem ‚Frischfleisch’ steht?

    Doch er sagte nur: „Hast du mal daran gedacht, abzuhauen?"

    „Vergiss es, Mate. Was Dümmeres kannste dir gar nicht einfallen lassen. ‚Sich der Haft entziehen’, das nehmen sie richtig übel. Das ist wie König Edward in die Teekanne pissen. Plötzlich stehste da mit siebzehn Jahren, wo’s vorher nur’n halbes war. Besser die Nase am Boden halten und deine paar Monate abreißen, alles andere lohnt sich nicht."

    Er sagte es ohne Wut, ohne Überlegenheit. Saß einfach nur da und tunkte einen Brotschwamm in braune Soße. Elijah traute sich zu fragen:

    „Warst du schon mal … ‚drin’?"

    „Einmal, kurz. Ist Jahre her."

    „Und war es – schlimm?"

    „Geht so. Mal steckste ein und teilst aus und mal steckste eben nur ein. Wichtig ist, schnell zu lernen, wann du was machst."

    Luke stellte seinen leeren Teller samt Löffel auf dem Boden ab. Falls es seine Angewohnheit war, Waffen aus Essbesteck herzustellen, verzichtete er heute darauf. Stattdessen erkundigte er sich:

    „Sag mal, du bist nicht zufällig aus Rockhampton[12]?"

    „Aus Littlehampton[13]. Adelaide Hills, in der Nähe von Hahndorf. Mein Vater ist Prediger in der methodistischen Gemeinde. Meine Eltern sind hierher gekommen, als ich neun war. Preußisches Auswandererschiff. Wieso?"

    „Dacht nur, ich hätt den Akzent schon mal gehört. Hab mal ne Zeit in ner Mission in der Nähe von Rockhampton verbracht. Neerkol, St. Josephs. Paar von den Pfaffen haben so geredet."

    „Oh nein! Ich erinnere dich an einen katholischen Priester im Waisenhaus?"

    Die aufrichtige Besorgnis schien Luke zu amüsieren.

    „Komm wieder runter. So schlimm war’s nicht. Die meisten davon waren ganz brauchbare Leute."

    „Aber – ein Waisenhaus!"

    „Wenn schon. Besser als zusehen, wie sich dein Alter um den Verstand säuft. Außerdem war ich schon vierzehn, als ich da hinkam. Nachdem sie mich das erste Mal einkassiert hatten, wussten sie nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Irgendjemand meinte wohl, es wäre noch was zu retten, wenn sie mir’n langen Knastaufenthalt ersparen."

    „Stelle ich mir trotzdem ziemlich schrecklich vor."

    „Nicht so sehr. Hatte’n guten Freund in St. Josephs. Zu zweit war’s einfacher."

    „Und was ist aus dem geworden?"

    „Keine Ahnung. Hab ihn aus den Augen verloren. Wie das halt so is."

    Der letzte Satz blieb in der Luft hängen, als wolle er mehr sein, als er war. Elijah wartete geduldig, aber Luke schien die Lust am Reden verloren zu haben.

    Es war dunkel geworden in der Zelle. Der Gecko war verschwunden, irgendwo auf Jagd oder durch die Fensteröffnung entkommen.

    Ein Offizier der Nachtschicht – seine Plakette stellte ihn als Sergeant O’Hara vor – steckte den Kopf zur Tür herein.

    „Bettzeit, Jungs!"

    Elijah reichte die Teller durchs Gitter. Nebenan verklang das Schreibmaschinenklacken, knarzten ein letztes Mal Bodenbretter. Eidottergelber Lampenschein schuf ein Lichtviereck um die angelehnte Tür.

    Seine erste Nacht im Gefängnis. Und wenn schon. Die Matratze etwas härter, dafür zuverlässiger Weckdienst. Und die Gitter brauchte man im Dunkeln auch nicht zu sehen. Nichts, worüber man sich Sorgen machen musste. Kein Problem, Mate.

    Er streckte sich auf seiner Pritsche aus, versuchte, an den Atemzügen zu erkennen, ob sein Mitgefangener schon schlief. Die Stille legte alle Arten von Geräuschen frei. Knistern in den Ecken, Moskitosurren. Rascheln, Huschen an den Wänden, vielleicht der Gecko.

    Er erwachte, weil etwas über sein Gesicht kroch. Winzige Häkchen bohrten sich in die Haut, Fühler tasteten hektisch über seine Augenlider. Er schlug sie beiseite, einmal, zweimal, weil die Widerhaken sich nicht gleich lösten. Ein fingerlanger Käfer flog zu Boden, schlug hörbar auf und verschwand im Schatten.

    Elijah fand sich aufrecht in der Mitte des Bettes sitzend, Rücken an der Wand, beide Beine angezogen. Die dünne Decke war zu Boden gerutscht, irgendwo in Richtung des Käfers; um nichts in der Welt würde er sie aufheben.

    „’Sn los, Mate?"

    Sein Herz hämmerte Stakkato, kein Wunder, dass er Luke geweckt hatte.

    „Kakerlaken", brachte er hervor.

    „Oh. Ja."

    Verschlafenes Grummeln, Deckenrascheln.

    „Die tun dir nichts. Einfach nicht beachten."

    „Genau das ist der schwierige Teil."

    Elijahs Nachtsicht wurde besser. Er sah Luke auf seinem Bett sitzen, in derselben Haltung. Nur dass seine Arme gelassen auf den Knien verschränkt waren, statt sie panisch zu umklammern. Hemd und Moleskin-Hosen hatte er ausgezogen, trug nur ein paar Militärshorts. Der Gedanke, dem Kriechen und Tasten so viel bloße Haut zu überlassen, ließ Elijah erschauern. Er schaute hoch, suchte nach Bewegung auf dem Verputz. Wenn sie an der Decke waren … wenn sie über ihm waren …

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    Trotzdem, er musste etwas sagen. Irgendetwas Lässiges …

    „Wo ist denn der verdammte Gecko, wenn man ihn braucht?"

    „Ach, ich glaub‚ so’n Happen ist’n bisschen viel für den. Das wär‚ als würdste versuchen, ne ganze Kuh runterzuschlingen."

    Elijah fühlte hysterisches Kichern aufsteigen, doch es starb auf dem Weg nach oben.

    „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe", sagte er.

    „Naja, es ist nicht grad so, dass ich früh raus muss."

    Sie schwiegen. Luke lehnte still an der Wand, bot nichts an als seine Gesellschaft. Elijah hatte ihn schon im Verdacht, wieder eingeschlafen zu sein, als er leise sagte:

    „Fanny Bay wird nicht besser, weißte?"

    „Ich weiß."

    „Alles klar bei euch, Jungs?"

    Der Polizist von vorhin leuchtete mit einer Petroleumlampe herein. Luke schaltete auf dienstbeflissen, der Stubenälteste beim Rapport.

    „Alles klar, Boss. Keine Probleme. Hab mich nur gerade gefragt, ob wir vielleicht’n bisschen Licht hier drin kriegen könnten."

    „Keine Zigaretten diesmal, O’Connell? Pure, reife Häme. Der Mann musste sie lange mit sich herumgetragen haben, wickelte sie nun aus wie eine giftige Praline. „Tja, tut mir leid, Vorschrift ist Vorschrift. Und es heißt Officer, das müsste mittlerweile sogar bei dir angekommen sein.

    „Bitte, sagte Elijah schnell, „Ich … kann nicht schlafen. Und ich will ihn nicht ständig aufwecken. Bitte. Er hoffte, dass es weniger jammervoll klang, als es sich anfühlte.

    Der Sergeant dachte nach. Kam zu dem Schluss, dass eine Ablehnung nicht Luke O’Connell getroffen hätte. „Also schön, weil du’s bist, Frischling. Ich lass euch die Lampe hier. Aber dass ihr das ja für euch behaltet, Kerosin ist verdammt teuer."

    „Natürlich. Machen wir. Vielen Dank, Officer."

    Die Petroleumlampe hatte schon bessere Zeiten gesehen. Das Drahtgestell war verbogen, der Schirm fehlte ganz. Sergeant O’Hara stellte sie auf ein Wandbord vor den Zellen.

    „Morgen früh vor Schichtwechsel hol ich sie wieder raus." Er nickte Elijah zu. „Schlaf jetzt, Kleiner. Wenn dir der Paddy[14]

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