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Die Allianz der Sonne (Band 2)
Die Allianz der Sonne (Band 2)
Die Allianz der Sonne (Band 2)
eBook531 Seiten

Die Allianz der Sonne (Band 2)

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Über dieses E-Book

Ein Eid, geleistet für immer.
Ein Schwur, verankert im Innern.

Mit seiner neu gegründeten Gilde Allianz der Sonne hat Anführer Lichtfels die zweitgrößte Stadt Brayken befreit und damit den Widerstand im Land Dekar geweckt.
Der tyrannische König schmiedet allerdings heimtückische Pläne, um nicht nur Brayken zu vernichten, sondern auch Lichtfels und seine Gefährten zu unterwerfen.
Wieder einmal müssen sich die dekarischen Kämpfer trennen, um im ganzen Land weitere Verbündete auf ihre Seite zu ziehen. Aber die Furcht vor dem übermächtigen Tyrannen ist groß und die Aussicht auf Unterstützung entsprechend gering. Daher trifft Lichtfels eine folgenschwere Entscheidung, die nicht nur das Ende der Gilde, sondern auch seines Lebens bedeuten könnte. Wird er damit tatsächlich einen blutigen Krieg verhindern und seinen Eid halten, das Volk zu beschützen?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Mai 2023
ISBN9783038962694
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    Buchvorschau

    Die Allianz der Sonne (Band 2) - Stefanie Karau

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte

    Zitat Aliya

    Was bisher geschah …

    Prolog

    Kapitel 1 - Wie in alten Zeiten

    Kapitel 2 - Das blaue Gewölbe

    Kapitel 3 - Wiedersehen in der Nacht

    Kapitel 4 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf der Suche nach Namen

    Kapitel 5 - Der Feind naht

    Kapitel 6 - Hilfe aus dem Norden

    Kapitel 7 - Lichtfels’ Erinnerung: Bei der Eröffnung

    Kapitel 8 - Im Roteichenwald

    Kapitel 9 - Der Bund der Geheimen Soldaten

    Kapitel 10 - Gegen die Zeit

    Kapitel 11 - Vor den Toren

    Kapitel 12 - Die Zeit läuft

    Kapitel 13 - Eid der Kämpfer

    Kapitel 14 - Lichtfels’ Erinnerung: In der Menge

    Kapitel 15 - Versprechen

    Kapitel 16 - Der gefangene Lichtelf

    Kapitel 17 - Hoffnung und Schmerz

    Kapitel 18 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf der Suche nach einer Lösung

    Kapitel 19 - Schwere Bürde

    Kapitel 20 - Die Ehrwürdigen Alten

    Kapitel 21 - Lichtfels’ Erinnerung: Vor der Abreise

    Kapitel 22 - In Gefangenschaft

    Kapitel 23 - Der einäugige Schütze

    Kapitel 24 - Mit der Kraft der Faust

    Kapitel 25 - Lichtfels’ Erinnerung: In der Erde-Arena

    Kapitel 26 - Flüsternde Bäume

    Kapitel 27 - Dunkle Vorahnung

    Kapitel 28 - Geladene Stimmung

    Kapitel 29 - Unter dem Banner Relikts

    Kapitel 30 - Ein unerwarteter Gast

    Kapitel 31 - Duell der Heiler

    Kapitel 32 - Eisiges Gespräch

    Kapitel 33 - Lichtfels’ Erinnerung: Im Bergwerk

    Kapitel 34 - Der Mittelsmann

    Kapitel 35 - Eine Entscheidung fällt

    Kapitel 36 - Die Schülerin und ihr Meister

    Kapitel 37 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf der Suche nach Worten

    Kapitel 38 - Zwischen den Hundertschaften

    Kapitel 39 - Die Grenze im Osten

    Kapitel 40 - Syderia

    Kapitel 41 - Lichtfels’ Erinnerung: In der Wettkampfarena

    Kapitel 42 - Elfenfreundschaft

    Kapitel 43 - Die Magie der Lichtelfen

    Kapitel 44 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf der Suche nach Mut

    Kapitel 45 - Im Verlies

    Kapitel 46 - Schlucht von Baergasei

    Kapitel 47 - Fremde Augen

    Kapitel 48 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf der Suche nach dem Freund

    Kapitel 49 - Der Willensbrecher

    Kapitel 50 - Bruder und Schwester

    Kapitel 51 - Über den Dächern

    Kapitel 52 - Feuer und Eis

    Kapitel 53 - Duell der Beschwörer

    Kapitel 54 - Auf dem Weg nach Lonikka

    Kapitel 55 - Lichtfels’ Erinnerung: Auf dem Übungsplatz

    Kapitel 56 - Bote der Nacht

    Kapitel 57 - Feror

    Kapitel 58 - Schatten über Brayken

    Kapitel 59 - Gift in der Luft

    Kapitel 60 - Diamantenseele

    Epilog

    Dank

    Glossar

    Namensverzeichnis

    Stefanie Karau

    Die Allianz der Sonne

    Band 1

    Fantasy

    Die Allianz der Sonne (Band 2)

    Ein Eid, geleistet für immer.

    Ein Schwur, verankert im Innern.

    Mit seiner neu gegründeten Gilde Allianz der Sonne hat Anführer Lichtfels die zweitgrößte Stadt Brayken befreit und damit den Widerstand im Land Dekar geweckt.

    Der tyrannische König schmiedet allerdings heimtückische Pläne, um nicht nur Brayken zu vernichten, sondern auch Lichtfels und seine Gefährten zu unterwerfen.

    Wieder einmal müssen sich die dekarischen Kämpfer trennen, um im ganzen Land weitere Verbündete auf ihre Seite zu ziehen. Aber die Furcht vor dem übermächtigen Tyrannen ist groß und die Aussicht auf Unterstützung entsprechend gering. Daher trifft Lichtfels eine folgenschwere Entscheidung, die nicht nur das Ende der Gilde, sondern auch seines Lebens bedeuten könnte. Wird er damit tatsächlich einen blutigen Krieg verhindern und seinen Eid halten, das Volk zu beschützen?

    Die Autorin

    Stefanie Karau, geboren im April 1990 in Torgau, lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in der Literatur- und Buchstadt Leipzig.

    Während sie sich hauptberuflich mit Zahlen beschäftigt, ist sie in ihrer Freizeit von Büchern und fantastischen Geschichten umgeben. So betreibt sie einen Bücherblog, besucht gerne Buchmessen oder trifft sich mit anderen Autoren.

    Schreiben ist ihre Leidenschaft, ihre Fantasie kennt keine Grenzen, daher möchte sie jeden einladen, auch in ihre magischen Welten einzutauchen. Wenn sie nicht gerade schreibt, ist sie häufig im Kino anzutreffen, verwandelt sich in Online-Rollenspielen in eine Heldin oder unternimmt etwas mit Familie und Freunden.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, Mai 2023

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2023

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski

    Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-268-7

    ISBN (epub): 978-3-03896-269-4

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für alle,

    die an ihre Träume glauben

    und die Hoffnung nicht aufgeben.

    Jene, die für dich kämpften,

    schworen dir die Treue.

    Jene, die nie vergaßen,

    träumten von der Rückkehr.

    Jene, die dein Licht sahen,

    schöpften neue Hoffnung.

    Jene, die an dich glaubten,

    nannten sich Allianz.

    Jene, die dem Schatten trotzen,

    folgen dir bis zum Schluss.

    (Aliya)

    Was bisher geschah …

    Lichtfels, der ehemalige Anführer der Gilde Schwarze Allianz, kehrt nach fünf Jahren von einer geheimen Mission in sein Heimatland Dekar zurück.

    Das einst prachtvolle ›Land der Kämpfer‹ ist kaum wiederzuerkennen. Es herrscht ein König über das Land, der die Menschen unterjocht und der jeglichen Widerstand gegen sein Regime mit brutaler Gewalt niederschlägt.

    Deshalb entscheidet Lichtfels, seine Gildengefährten wieder zu vereinen, und sucht das Geheimversteck der Schwarzen Allianz auf, um auf dem Plateau des Nordens eine Lichtsäule heraufzubeschwören, die in einigen Teilen des Landes gesehen wird. Er ist nicht allein dort, denn sein Freund, der Dunkelelf Blaeck, hat sich jahrelang im Tal aufgehalten.

    Die Halbelfe und Heilerin Aliya sieht dieses Zeichen und bricht sofort auf, um dem Licht auf die Spur zu gehen, da sie daran zweifelt, ob es sich um Lichtfels handelt. Auf dem Weg dorthin trifft sie auf alte Freunde, unter ihnen auch Wibatem, ein Drachenbeschwörer, für den sie Gefühle hegt.

    Nicht allzu weit entfernt ist die schwangere Heilerin Lara mit dem Magier Angelo unterwegs zum Geheimen Tal, als sie auf eine Patrouille der verfeindeten Gilde Relikt trifft. Sie erfährt, dass die Schwarze Allianz vor fünf Jahren beim Turnier ›Kampf des Stärkeren‹ hintergangen wurde. Nach einer Auseinandersetzung müssen Lara und ihr Kamerad flüchten. Es gelingt ihnen, das Tal zu erreichen und auf Lichtfels sowie die anderen Gefährten zu treffen.

    Wiedervereint mit einem Großteil seiner Anhänger, schmiedet Lichtfels Pläne über den bevorstehenden Weg und entscheidet, zur Stadt Brayken zu ziehen, wo sich der Sitz der Kämpferakademie befindet. Sie bereiten sich auf die Weiterreise vor und nennen sich von nun an Allianz der Sonne. Allerdings werden sie in der Nacht von Relikt unter dem Kommando von Lichtfels’ ehemaligem Gildenmitglied Avalanze überrascht. Es bricht ein Feuer im Tal aus, was die Allianz zur Flucht veranlasst. Sie schaffen es mit weiteren befreundeten Kämpfern, die ihnen zu Hilfe eilen.

    Über einen Bergpass gelangt die Allianz in den nahe gelegenen Wald und von dort aus zu einem See, bei dem sich der Eingang zu einer Höhle befindet, die zu den Katakomben von Brayken führt.

    Der lange Weg durch die Dunkelheit und das Überqueren der ›Brücke der Täuschung‹ hat Verluste und Konflikte unter den Gefährten zur Folge. Ein Teil der Allianz trennt sich von Lichtfels, als dieser seine Beweggründe preisgibt, warum er vor fünf Jahren das Land verlassen hat.

    Denn Lichtfels sucht ein Königsblut, eine Person mit königlicher Abstammung, die auf dem Thron von Dekar anstelle des aktuellen Tyrannen Platz nehmen darf. Er ist der festen Überzeugung, dass der derzeitige König, Diamantenseele, ein Betrüger ist, denn es handelt sich dabei um einen ehemaligen Jugendfreund von Lichtfels.

    Die Mehrheit der Gilde bleibt bei ihm, um ihn bei dieser Aufgabe zu unterstützen, damit das Land einer besseren Zukunft unter einem neuen Herrscher entgegensieht.

    Über das unterirdische Labyrinth dringen Lichtfels und seine Freunde in die Stadt Brayken ein, die von den befeindeten Gilden Schattenjäger und Primeas besetzt ist. Die Zeit drängt, da eine Hinrichtung stattfindet, bei der ein Kamerad gehängt werden soll.

    Es bricht ein Kampf mitten in der Stadt aus, den die Allianz knapp mit Hilfe der Einwohner von Brayken und der Schüler der Akademie gewinnt. Die Verluste und Verletzungen sind groß, aber die Allianz der Sonne ist nicht mehr aufzuhalten.

    In den Verliesen von Brayken stoßen Lichtfels und seine Freunde auf den letzten Widerstand, den sie niederringen. Sie befreien die Gefangenen, auch Lichtfels’ besten Freund und Laras Gemahl Jacki, der jedoch niemanden erkennt. Der Willensbrecher, ein Dunkelelf, der dem König dient, hat seine Erinnerungen verfälscht.

    Kaum ist die Schlacht geschlagen, setzen Laras Wehen ein, und mit der Unterstützung von Aliya gebärt sie einen gesunden Jungen. Der Dunkelelf Blaeck schafft es derweil, Jackis Erinnerungen wiederherzustellen, sodass die kleine Familie endlich glücklich zusammenleben kann.

    Der Sieg in Brayken hat die Zuversicht der Gilde gestärkt und der Bevölkerung Hoffnung gegeben, die Tyrannei des Königs nicht mehr lange erdulden zu müssen.

    Das Stadtzentrum wird wiederaufgebaut, Wibatem schmiedet neue Waffen für Lichtfels und bei einer Zeremonie in der Halle des Ruhmes wird die Allianz der Sonne vereidigt und Lichtfels offiziell zu deren Anführer ernannt.

    Prolog

    Lichtfels’ Erinnerung: in den Wäldern

    25 Jahre zuvor …

    Der Wind pfiff an meinen Ohren, als ich über die Lichtung rannte. Meine Füße und Beine schmerzten, die Fingerspitzen bohrten sich in die Handflächen, und mein Herz klopfte einen Trommelwirbel.

    Immer wieder sah ich zurück, durfte jedoch nicht stehen bleiben.

    Die dumpf auf den Boden schlagenden Tatzen näherten sich mir unweigerlich und ich konnte nichts dagegen ausrichten.

    Weiterrennen, einfach weiterrennen!

    Mein Hals brannte, und ich schluckte trocken. Mir war heiß, unendlich heiß.

    Schweiß lief mir über Rücken und Gesicht, während ich so schnell rannte, dass ich dachte, ich flöge. Das Gras spürte ich schon längst nicht mehr unter meinen Füßen.

    Oft genug hatte meine Mutter mir gesagt, ich solle nicht zu tief in den Wald gehen, aber meine Neugierde war nicht zu bändigen.

    Das hatte ich nun davon.

    »Verdammt!«, rief ich und etwas Spitzes auf dem Boden schnitt in mein Fleisch.

    Ich schrie auf, stürzte und rollte den Erdboden entlang. Die Baumkronen drehten sich über mir im Kreis, und Schmutz brannte in meinen Augen.

    Mein Fuß.

    Ein Stechen jagte mir das Bein hinauf. Ich setzte mich auf und schaute auf den großen Zeh, der bereits anschwoll und blutete, aber das war es nicht, was mich erschreckte. Nur zwei Armlängen entfernt stand mein Verfolger vor mir.

    Der Schwarzbär hatte sich auf seine Beine gestellt und knurrte.

    Ich zog mich den Boden entlang, bis ich mit dem Rücken an einen Baumstamm stieß. Oben, links und rechts – kein Ausweg in Sicht. Weglaufen konnte ich nicht mehr und Klettern war mit dem Fuß unmöglich.

    Ich krallte die Hände in die feuchte Erde und fluchte.

    Mutter hatte recht gehabt. Die Gefahren lauerten überall. Wäre ich bei Vater im Bergwerk geblieben …

    Während der Bär seine Pranke hob, fiel mein Blick auf die Krallen. Ich schluckte. Als ein erneutes Grollen mein Herz zum Zittern brachte, kniff ich die Augen zusammen.

    Jeden Moment würde er mich treffen.

    Meine Finger verkrampften sich.

    Hätte ich nur auf sie gehört …

    Das Blut rauschte in meinen Ohren.

    Hätte ich nur …

    Ich hielt den Atem an, doch es geschah nichts. Warum traf mich die Pranke nicht?

    Vorsichtig öffnete ich die Lider einen Spalt breit und sog zischend Luft ein.

    Der Bär stand mit gehobener Tatze vor mir, aber er bewegte sich nicht. Er schien zu Stein erstarrt zu sein.

    Was zum …?

    Die Luft flirrte, ehe sich eine Peitschenschnur um seine Pranke wickelte und ihn zurückriss. Er brüllte auf und ließ von mir ab.

    Währenddessen fiel mein Blick auf die Person, die hinter ihm aufgetaucht war. Ein Kämpfer in silberner Rüstung.

    Ich erkannte das Gesicht nicht, da er einen Helm trug, der bis auf die Augen alles bedeckte. Das Einzige, was herausstach, waren seine blau schimmernden Hände, die eine Peitsche umklammert hielten.

    Mit ganzer Kraft zog der Silberne an dem Bären, wich flink dem drohenden Prankenhieb aus.

    Wer war der Fremde? Trug er Handschuhe?

    Der Bär holte immer wieder aus, aber seine Tatzen trafen nicht. Lahm bewegte er sich im Vergleich zum Kämpfer, der das Tier wiederholt mit der Peitsche schlug, sodass das Brüllen noch lauter durch den Wald echote. Er fiel auf seine Vorderpfoten und setzte zu einem Sprung an, um den Kämpfer zu erwischen.

    Mir stockte der Atem.

    Gekonnt wich der Silberne aus, indem er über das Gras an ihm vorbeirutschte.

    Bevor er erneut mit der Peitsche ausholte, drehte er sie dreimal schwungvoll über dem Kopf und ließ die Peitschenschnur zum Hals des Tieres sausen, wo sie sich um sein Genick wickelte.

    Der Bär brüllte auf, Speichel lief aus seinem Maul. Er versuchte, die Schnur zu lösen, und stemmte sich mit aller Kraft dagegen.

    Der Silberne hielt ihn weiterhin fest, um nicht die Kontrolle zu verlieren, doch das Tier blieb nicht still. Es zerrte immer wieder an der Schnur, um meinen Beschützer aus dem Gleichgewicht zu bringen.

    Schlagartig änderte der Bär die Richtung und rannte zu dem silbernen Kämpfer, der stolperte und stürzte.

    »Neeeiiin«, schrie ich und schlug mit den Fäusten auf den Boden.

    Die Erde unter mir bebte, riss vor meinen Füßen auf und bildete einen breiten Graben, der sich einen Weg zum Bären bahnte, bevor dieser den silbernen Kämpfer erreichte.

    Was? Bin ich das gewesen?

    Der Bär stürzte in den Graben, rappelte sich aber knurrend auf. Immer wieder geriet er ins Schwanken, da er auf der nassen Erde abrutschte oder sich in den Wurzeln verfing. Nachdem er Kopf und Körper ausgeschüttelt hatte, suchte er einen anderen Weg. Dabei wurden seine Bewegungen schwerfälliger und die Peitschenschnur fiel von ihm ab.

    Das Tier kletterte schnaubend heraus. Ein letztes Grollen verließ sein Maul und er preschte in den Wald, bis ich nichts mehr von ihm hörte.

    Wir hatten ihn in die Flucht geschlagen.

    Ich starrte auf meine zitternden Hände, den Graben und dann zu dem Kämpfer, der langsam aufstand und die Rüstung zurechtrückte. Mein Mund war so trocken, dass ich husten musste, als ich versuchte, zu schlucken.

    Während der Fremde sich näherte, dachte ich an all die Fragen, die ich schon immer einem Kämpfer stellen wollte, doch ich bekam kein Wort heraus.

    Er zog den Helm vom Kopf und zum Vorschein kam ein Dunkelelf mit raspelkurzem schwarzem Haar, dunklen Augen, violetten Lippen und tiefblauer Haut.

    Der Anblick raubte mir den Atem. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen gesehen.

    »Bist du wohlauf?«, fragte er freundlich.

    Ich nickte wie mechanisch, ehe ich meine blutige Zehe betrachtete.

    Auch seine Aufmerksamkeit wanderte dorthin. »Das haben wir gleich.«

    Er ging in die Hocke und berührte vorsichtig meinen Fuß. Sanftes blaues Licht strömte aus seinen Fingerspitzen und ließ mich den Schmerz vergessen. Die Wunde verschwand, bis ich den Zeh wieder bewegen konnte. Als er die Hand wegnahm, deutete nichts mehr auf eine Verletzung hin. Nur das Blut war zu sehen, das bereits trocknete.

    Ich berührte die verheilte Stelle und sofort klopfte mein Herz schneller, als ich begriff, was er war. »Ihr seid ein dekarischer Kämpfer!«

    Der Dunkelelf schmunzelte und nickte. »Und du bist …?«

    »Nur ein kleiner Junge«, sagte ich enttäuscht. Was würde ich dafür geben, auch so ein Kämpfer zu sein und nicht mehr unter den Fittichen meiner Eltern stehen zu müssen.

    »Ich war auch einer vor vielen, vielen Jahren.« Er reichte mir seine Hand und zog mich auf die Beine.

    Kurz schwankte ich, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.

    »Vielleicht wirst du eines Tages auch ein dekarischer Kämpfer«, sagte er.

    »Nein.« Resigniert schüttelte ich den Kopf. »Meine Mutter verbietet es. Sie meint, das Leben als dekarischer Kämpfer ist gefährlich und das wünscht sie mir nicht.«

    »Da hat sie nicht unrecht.« Die Mundwinkel des Dunkelelfen zuckten. »Aber wenn sich niemand um die Gefahren kümmert, ist dann nicht auch das Leben eines kleinen Jungen gefährlich?« Seine Worte ließen mich grinsen. »Du bist mutig und hast Kraft in den Fäusten. Warum nicht den Weg eines dekarischen Kämpfers wählen?« Der Dunkelelf schaute auf, als würde er etwas hören. Ich bemerkte nichts zwischen den Bäumen und dem Gestrüpp.

    Ich wollte so viel von ihm erfahren, aber in meinem Kopf herrschte Stille.

    »Ich muss weiter, kleiner Junge.« Er zog seinen Helm über, sodass sein Gesicht abermals im Verborgenen lag. Die Peitsche steckte er in eine Schlaufe am Gürtel der Rüstung. »Wir sehen uns wieder«, flüsterte er und verneigte sich zum Abschied. Als sein Kopf auf meiner Höhe war, erkannte ich ein Lächeln in seinen Augen. »In Brayken.«

    Ich nickte und verbeugte mich.

    Noch ehe ich wieder aufblickte, war er verschwunden und nur der Graben im Boden wies darauf hin, was geschehen war.

    Kapitel 1 - Wie in alten Zeiten

    Lichtfels

    Gegenwart

    Als Lichtfels das ›Wirtshaus zur eisernen Schmiede‹ betrat, war der Gastraum zur Hälfte mit Allianz-Mitgliedern gefüllt.

    »Da ist er!« Gerri stand auf und hob seinen Krug schwankend in die Höhe, sodass Bier nach vorne schwappte. Es lief über seine Hände und die muskulösen Arme, die sonst meist eine Armbrust trugen.

    Der Rest hielt die Trinkgefäße hoch und die Rufe überschlugen sich: »Lichtfels! Lichtfels!«

    Er lächelte und setzte sich an die lange Tafel. Der Magier Jacki saß zu seiner Linken, der Dunkelelf Blaeck zu seiner Rechten. Die Halbelfe Aliya und der Beschwörer Wibatem hatten die Plätze gegenüber eingenommen, die anderen verteilten sich entlang des Tisches.

    »Wie fühlst du dich, nun ganz offiziell als Anführer?«, erkundigte sich Wibatem, ehe Gerri ihn anstupste.

    »Wie soll er sich schon fühlen, Junge?« Der Schütze setzte sich auf den freien Stuhl neben seinem Kameraden und zerzauste dessen kurzes braunes Haar.

    »Ey.« Wibatem boxte Gerri in die Seite. »Du riechst, als hättest du in Bier gebadet.«

    »Ja, das ist gut für die Haut. Es schmälert die Falten«, sagte Gerri halb singend und zog die Fältchen um seine Augen glatt.

    »Hm, das sollte ich wohl auch mal ausprobieren.« Lichtfels rieb sich über die Stirn, schob das kinnlange braune Haar zurück und verkniff sich ein Lachen.

    »Also?« Wibatem schaute ihn neugierig aus den zweifarbigen Augen an.

    »Ich fühle mich großartig.« Schmunzelnd nahm Lichtfels einen Krug in die Hand. Er stieß mit seinen Gefährten an und trank das Bier in einem Zug leer.

    Was für ein Genuss!

    Das hatte er sich verdient nach der langen Reise vom Geheimen Tal durch die Katakomben und der Befreiung der Stadt Brayken. Seine neue Gilde Allianz der Sonne war gewachsen und er hatte sich als Anführer bewiesen.

    Während Lichtfels sich mit dem Handrücken den Mund abwischte, rülpste Jacki laut und klopfte sich mit der Faust auf die Brust. Er erholte sich zwar von seiner Gefangenschaft, aber noch immer stach sein Schlüsselbein am Kragen der Tunika deutlich hervor und sein blondes Haar musste noch wachsen.

    »Wo ist Lara?«, fragte Lichtfels seinen Magierfreund.

    Jacki lehnte sich entspannt zurück und sah ihn mit seinen stahlgrauen Iriden an. »Sie hat sich mit Larson zurückgezogen.«

    »Verstehe.« Er machte es ihm nach. »Es ist schön, euch wieder vereint zu sehen.«

    Erleichtert betrachtete Jacki die Walnüsse und den Humpen vor sich. »Ich bin dir und der Allianz zu unendlichem Dank verpflichtet.«

    Lichtfels schüttelte den Kopf. »Nicht dafür, mein Freund.«

    »Oh doch. Ohne euch säße ich nicht hier.«

    »Wirst du etwa sentimental?«, rief Gerri dazwischen und grinste wie ein Luchs.

    Jacki schnippte mit dem Finger, sodass eine Flamme, kaum größer als die eines Zündholzes, um seine Hand züngelte. »Niemals. Gib mir nur etwas Zeit und dann erfährst du, wie sentimental du werden kannst.«

    »Das möchte ich sehen.« Lichtfels schmunzelte.

    »Bei dem Duell wären wir alle gern dabei«, warf Paco neben Blaeck ein. Ein Lächeln breitete sich auf seinem bubenhaften Gesicht aus. »Wie wäre es mit einem Turnier, nur in unseren Reihen?«

    »Dia!« Angelo, der makhenische Magier, klatschte. »Gute Idee.«

    »Ich möchte kein Spielverderber sein«, Lichtfels verschränkte die Hände auf dem Tisch, »aber spart euch eure Kräfte, noch ist kein Ende in Sicht.«

    Die Allianz hatte zwar Brayken befreit, dennoch herrschte Diamantenseele über das Land. Erst wenn Lichtfels und seine Gefährten den Thron von dem Tyrannen befreien und einen rechtmäßigen Erben finden würden, könnte wieder Frieden einkehren.

    Paco stöhnte. »Schade.«

    »Du hast ja recht«, brummte Angelo. Er versuchte, ernst zu bleiben, bis sich ein Schmunzeln auf seine vollen Lippen stahl. »Spielverderber.«

    Lichtfels’ Mundwinkel zuckten, doch sein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. Auch er sehnte sich nach Normalität. In den Wochen, in denen er und seine Gilde nur an Turnieren teilgenommen hatten, mussten sie sich auf nichts anderes konzentrieren. Sie konnten sich vollends ihrer Leidenschaft, dem Kämpfen, hingeben.

    »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, sagte er, leiser als zuvor. »Und meine größte Prüfung steht mir noch bevor.«

    Er dachte an Lonikka, die Hauptstadt des Landes, den Ort, an dem sein Feind sich aufhielt. Dort musste er eines Tages hin und ihn bekämpfen.

    »Du sprichst von Diamantenseele.« Jacki zerknackte eine Nuss zwischen den Handflächen.

    Lichtfels nickte. Er ließ seinen Krug wieder auffüllen und nahm einen Schluck Bier.

    »Ich konnte ihn noch nie leiden«, grummelte der Magier.

    Lichtfels’ Gedanken schweiften zurück in seine Kindheit. Fünfundzwanzig lange Jahre waren seitdem vergangen.

    Diamantenseele war im selben Dorf aufgewachsen wie er. Sie hatten sich oft nach der Schule und dem Bergwerk getroffen, nutzten jede freie Zeit, um den Wald nach Geheimnissen und Schätzen zu durchsuchen, bis Diamantenseeles Familie weggezogen war und ihn zur Kämpferakademie in Brayken geschickt hatte.

    Als Lichtfels zwei Jahre später entschied, seine Heimat zu verlassen, trafen sie sich in der Akademie wieder. Dort stellte er schnell fest, dass Diamantenseele sich verändert hatte. Sein alter Freund existierte nicht mehr.

    »Überheblich, machtgierig und arrogant ist er«, fuhr Jacki fort.

    »Er war nicht immer so«, murmelte Lichtfels und schluckte den bitteren Beigeschmack herunter. Sein Blick fiel auf die furchige Schale einer Walnuss, die schwarz angelaufen war.

    Blaeck räusperte sich. »Hast du etwas über die Boten in Erfahrung gebracht?«

    Sofort schüttelte Lichtfels den Kopf. Vor wenigen Stunden hatte ihn jemand vom Rat der Stadt um Hilfe gebeten, weil Boten aus Syderia und Feror vermisst wurden. »Nein. Ich vermute, dass Diamantenseele uns von der Außenwelt abschneiden möchte. Auch Händler gelangen aktuell nicht nach Brayken, aber Späher sind schon unterwegs.«

    »Es war absehbar, dass das passiert.« Blaeck wandte sich ihm zu. »Die Sorgen der Einwohner nehmen von Tag zu Tag zu. Ich spüre es.«

    »Ich weiß. Wir müssen handeln.« Nachdenklich fuhr sich Lichtfels über das stoppelige Kinn.

    Seit einigen Wochen hielt sich die Allianz in Brayken auf, hatte sich langsam von dem Befreiungsschlag erholt und um den Wiederaufbau der Stadt gekümmert. Bald mussten sie aber aufbrechen, um nach einem Königsblut, einem Erben des Thrones, zu suchen.

    Der Dunkelelf nickte. Bevor er etwas ergänzen konnte, rief Angelo erfreut: »Seht euch das an!«

    Zwei Mägde betraten den Gastraum und trugen ein Spanferkel zur Tafel.

    »Endlich!«, rief Hurik durch den ganzen Raum. Seine Fäuste knallten auf die Tischplatte, was sämtliche Teller zum Scheppern brachte.

    »Hurik«, ermahnte ihn seine Gemahlin Bianka und berührte ihn an den breiten Oberarmen.

    »Verzeih.« Der Faustkämpfer beugte sich zu der zierlichen Magierin hinunter und gab ihr einen Kuss.

    Paco und Keni zückten ihre Jagdmesser, die die Schützen immer bei sich trugen.

    Lichtfels’ Magen knurrte bei dem köstlichen Duft. Er überlegte, wann er das letzte Mal ein Spanferkel gesehen und gegessen hatte, aber es fiel ihm nicht ein.

    Die jüngere Magd zog ein langes geriffeltes Fleischmesser hervor und wollte den Braten anschneiden, als Gerri ihr das Messer aus der Hand zog. »Eine Frau sollte nicht mit Waffen spielen.«

    Aliya sah ihn mit zusammengezogenen Brauen und schmalen Augen an. »Das habe ich gehört, Gerri.«

    Der Armbrustschütze lachte schelmisch und schenkte der Magd ein breites Lächeln, sodass sie rot wurde und sich zurück hinter die Theke begab, an der sie frisches Bier zapfte. Ihr Blick ruhte aber weiterhin auf ihm.

    Nachdem Gerri das Spanferkel zerschnitten hatte, griff die Allianz zu und aß, bis nur Knochen übrig blieben. Dazu gab es Brot, Kartoffeln und Käse, noch mehr Bier und Wein.

    Lichtfels lachte viel während des Essens und lauschte bis tief in die Nacht den Geschichten. Jene über die Jagd nach den Drachenechsen, die er zusammen mit Jacki und Blaeck bestritten hatte, hörte er dabei am liebsten. Es handelte sich um die Nacht, in der sie auf Wibatem und Gerri getroffen waren.

    Der Armbrustschütze erzählte seiner Magd jedes kleinste Detail und imponierte ihr von Stunde zu Stunde mehr. Sie hing an seinen Lippen und er an ihren Brüsten.

    Bianka und Hurik sangen alte Volkslieder, der Schwertkämpfer Tics und der Faustkämpfer Splin würfelten um die Wette, andere tranken oder aßen an der Tafel. Paco war der Erste, der schlaftrunken zu Boden stürzte, was zu lautem Gelächter führte. Fahrig strich er sich durch das aschblonde Haar, um wach zu werden.

    »Nehmt euch ein Zimmer!«, rief jemand Wibatem und Aliya zu, die sich vom Tisch entfernt hatten und ineinander verschlungen am Fenstersims standen.

    Wärme erfüllte Lichtfels beim Anblick der beiden, die sich nach den fünf Jahren der Trennung wiedergefunden hatten. Er gönnte Aliya das Glück und die Liebe.

    Jacki taumelte derweil von Theke zu Tisch und wieder zurück, bis er sich dem Ausgang näherte und schwankend am Türrahmen festhielt.

    Lichtfels wollte sich erheben, als Wibatem ihm die Hand auf die Schulter legte.

    »Wir begleiten ihn zum Anwesen«, schlug der Beschwörer vor. »Genieß du ruhig noch den Abend.«

    »Ich danke euch«, sagte er und Aliya lächelte ihn an.

    Er beobachtete die drei beim Verlassen des Gastraumes. Dann bemerkte er, dass Blaeck wie versteinert neben ihm saß, die Fäuste so fest zusammengeballt, dass die Knöchel hervortraten.

    Wie in Trance schaute der Dunkelelf zur Theke, aber Lichtfels wusste, dass er sie nicht sah. Sein Blick glitt in die Ferne, Lichtfels erkannte es an seinen grauen Augen, die nicht mehr klar, sondern trüb glänzten.

    Die anderen schienen davon nichts mitzubekommen, so sehr waren sie in die Gespräche und Gesänge vertieft.

    »Blaeck?« Vorsichtig sprach Lichtfels den Heiler an, doch er reagierte nicht. Stattdessen hob und senkte sich sein Brustkorb immer schneller.

    Was war mit ihm?

    »Blaeck«, wiederholte Lichtfels deutlicher. Er rüttelte ihn an der Schulter.

    Der Dunkelelf zeigte immer noch keine Regung, und Lichtfels’ Hals schnürte sich zu.

    Irgendetwas stimmte nicht.

    Die Augen des Elfen verengten sich. Er öffnete seine Fäuste und stellte die Finger auf, die sich innerhalb weniger Herzschläge veränderten. Seine dunklen Nägel formten sich zu Krallen, die sich langsam in das Holz bohrten.

    Lichtfels überlegte krampfhaft, wie er ihn erreichen könnte. Wenn Elfen so in Trance verfallen waren, befand sich ihr Geist weit weg. Aber vielleicht hörte er ihn, wenn er in Gedanken zu ihm sprach?

    Blaeck.

    Lichtfels’ Mund war staubtrocken. Er konzentrierte sich noch mehr auf seinen Elfenfreund.

    Blaigarhayma.

    Es war nur ein Augenblick, in dem Blaeck die Luft anhielt. Dann blinzelte er und ließ die Krallen an seinen Händen verschwinden. Seine Arme und Schultern entspannten sich und er wirkte wieder wie der besonnene Elf.

    »Was hast du gesehen?«, fragte Lichtfels.

    »Ich dachte«, Blaeck suchte nach Worten, »ich hätte etwas Fremdes gespürt.«

    Lichtfels sah ihn schief an. »Du dachtest?«

    Blaeck räusperte sich und winkte ab. »Ja. Vielleicht sollte ich mich für heute zurückziehen. Der Gildenschwur und deine Ernennung zum Anführer waren nicht nur für dich sehr aufregend.«

    Nachdenklich betrachtete Lichtfels ihn. Er konnte sich vorstellen, dass dem Tag viel Planung vorausgegangen war. Trotzdem ließ ihn die Sorge um den Heiler nicht los.

    Was hat dich so aus der Ruhe gebracht?

    »Soll ich dich begleiten?«, schlug er vorsichtig vor.

    »Nein«, antwortete Blaeck schnell. Er ließ den Blick über die restlichen Gefährten schweifen, bevor er sich wieder an ihn wandte. »Bleib ruhig hier bei den anderen.«

    Lichtfels nickte widerwillig. »Versuch du, etwas … Schlaf zu finden.«

    Langsam stand der Dunkelelf auf. »Natürlich.«

    Kapitel 2 - Das blaue Gewölbe

    Aliya

    Nachdem Aliya und Wibatem ihren Freund Jacki zum Anwesen der Heiler gebracht hatten, standen die beiden unter dem Nachthimmel und bewunderten die Sterne, die zwischen den Wolken hervorblitzten.

    »Bist du müde?«, fragte der Beschwörer nach einer Weile.

    »Nein.« Aliya musterte sein schmales Gesicht, das von einer Laterne erhellt wurde.

    »Lust auf ein kleines Abenteuer?« Wibatem grinste verschmitzt.

    Überrascht starrte sie ihn an. »Jetzt?«

    Er nickte und hielt ihr die Hand hin. »Ich möchte dir etwas zeigen.« Er zwinkerte ihr zu. »In den Katakomben.«

    Aliya zögerte, bevor sie zugriff. »Begebe ich mich in Gefahr?«

    Wibatem lachte, sodass ihr Herz schneller klopfte. Ihn so zu sehen, gab ihr Hoffnung auf bessere Zeiten. »Nur, wenn du von meiner Seite weichst.«

    »Dann …«, sie legte ihre Hand auf seine, »sollte ich wohl bei dir bleiben.«

    Schon zog er sie mit sich und die Nachtluft kühlte ihre erhitzten Wangen. Wibatem stand die Vorfreude ins Gesicht geschrieben, sie erinnerte Aliya an die eines Kindes, das sich auf das Winterfest freute.

    Was er ihr wohl zeigen wollte? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas in den Katakomben gab, was sie unbedingt sehen sollte. Der Ort, der bekannt für Kämpfe und Tod war.

    Nach mehreren Straßenzügen erreichten sie die Luft-Arena mit ihren übereinander aufgebauten Arkadenreihen. Während die unteren Reihen massiv und mit Fensternischen ausgestattet waren, bestanden die oberen aus offenen Rundbögen und ermöglichten einen Blick auf das Innere der Arena. Tagsüber erkannte jeder die Plateaus und Hängebrücken, nachts blieben sie durch die Dunkelheit verborgen.

    Aliya hatte nur ein einziges Mal an diesem Ort gekämpft, da dieser unter allen Kampfplätzen am gefährlichsten war. Trotz der Netze, die zwischen den Plattformen aufgespannt waren, um herunterfallende Kämpfer aufzufangen, gab es hier die meisten Toten und Verletzten.

    Die Rundbogenpforte, an der einst bis zum Boden reichende Bänder und Banner gehangen hatten, wies nur noch abgerissene Stoffenden und Kratzer im Gestein auf. Obwohl die Einwohner von Brayken versuchten, so viel wie möglich aufzuräumen und wiederherzustellen, waren hier die Spuren der Verwüstung deutlich erkennbar.

    Tief Luft holend betrachtete sie die zerbrochenen Bänke, kaputten Holzbalken und zerstörten Windspiele, die einst den Mittelgang geschmückt hatten. Glasperlen knackten unter ihren Schuhsohlen.

    Aliya erschauderte und Wibatem drückte ihre Hand fester.

    Er zog sie den Gang weiter und zu einem der beiden Aussichtstürme, die sich an den schmalen Seiten der ovalen Arena befanden. Dort stiegen sie hinauf.

    Obwohl die Türme höher als die Stadtmauern waren, warf Aliya einen Blick über die Arena und die angrenzenden Häuser. Dunkel lag die Stadt vor ihr, bis auf wenige Laternen, die Gassen oder Fassaden beleuchteten. Sie genoss die Aussicht, ehe Wibatem sich zur Balustrade begab und diese hinaufkletterte.

    »Halt, was hast du vor?« Panik schwang in ihrer Stimme mit.

    Wibatem zuckte mit den Schultern. »Nur die Katakomben betreten.«

    »Hier oben?« Aliya legte eine Hand auf ihre Brust, um ihren Herzschlag zu beruhigen.

    Nachdem Wibatem seinen Umhang von den Schultern genommen und diesen wie eine Fahne durch die Luft gewirbelt hatte, setzte er sich an den Rand und winkte sie zu sich.

    »Was hast du gemacht?«, fragte sie.

    »Nun ja«, Wibatem räusperte sich, »in der Feuer-Arena lässt Feuer den Eingang zu den Katakomben sichtbar werden. In der Luft-Arena ist es Luft.«

    Schritt für Schritt bewegte sich Aliya auf die Balustrade zu, um dahinter ein schwarzes Loch mit flimmerndem Rand auf dem Dachvorsprung zu entdecken.

    Sie hielt inne, da sie nicht wusste, was ihr mehr Sorge bereitete. Das schwarze Loch, in das sie springen sollte, oder der Vorsprung, auf dem geradeso eine Person laufen konnte und neben dem sich nichts weiter befand als die dunkle Tiefe. Kurz dachte sie an die Brücke der Täuschung und ihre Prüfung, bei der sie ihre beste Freundin Laolin zuletzt gesehen hatte, verwarf die Erinnerung aber so schnell, wie sie gekommen war.

    »Du spielst mir einen Streich, oder?«

    »Nein.« Grinsend stand Wibatem auf. »Wir müssen uns beeilen, sonst schließt sich der Eingang, wenn wir hineinspringen.«

    Fahrig schüttelte Aliya den Kopf. »Du bist lebensmüde.«

    »Du hast gegen die schlimmsten Bestien gekämpft und traust dich jetzt nicht durch ein magisches Portal?«

    »Du vergisst, dass es sich mehrere Stockwerke über dem Erdboden befindet. Die Katakomben sind im Untergrund, nicht hier oben«, korrigierte sie ihren Gefährten.

    »Vertrau der Magie, Ali. Es passiert uns nichts.« Erneut bot Wibatem ihr seine Hand an. »Was du danach siehst, wirst du nie wieder vergessen.«

    Aliya presste die Kiefer zusammen. Sie war sich sicher, dass er sie keinem Risiko aussetzen würde, denn er kannte die Katakomben lange genug. Im Gegenteil, es schien ihm sogar wichtig zu sein.

    »Wehe, es lohnt sich nicht«, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu Wibatem, was ihn auflachen ließ.

    Sie legte ihre Hand auf seine, ehe er sie zu sich hochzog, so nah, dass sich ihre Gesichter fast berührten. Aliyas Wangen brannten erneut auf und sie wollte schon einen Schritt zurückgehen, aber der Beschwörer drückte sie eng an sich.

    »Nicht,

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