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Dombey und Sohn. Band Drei: Roman in vier Bänden (Illustriert)
Dombey und Sohn. Band Drei: Roman in vier Bänden (Illustriert)
Dombey und Sohn. Band Drei: Roman in vier Bänden (Illustriert)
eBook517 Seiten

Dombey und Sohn. Band Drei: Roman in vier Bänden (Illustriert)

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Über dieses E-Book

Paul Dombey ist ein wohlhabender, stolzer und kalter Mann, der nur einen Wunsch hat: einen Sohn, der seinen Namen trägt und das Geschäft weiterführt, das er aufgebaut hat. Als Paul Dombey sein Sohn geboren wird, den er ebenfalls Paul nennt, glaubt er endlich den Nachfolger für sein Unternehmen zu haben, auf den er solange gehofft hatte – ist sein erstes Kind Florence doch als Tochter für seine geschäftlichen Belange nicht weiter zu gebrauchen. Doch Paul entwickelt sich nicht so kräftig, gesund und vielversprechend, wie Dombey es erwartet…

„Dombey und Sohn“ ist die fesselnde Darstellung eines Mannes, der in seinem eigenen Stolz gefangen ist, und zeigt die verheerenden Auswirkungen emotionaler Verarmung auf eine dysfunktionale Familie. Paul Dombey führt seinen Haushalt so, wie er sein Geschäft führt: kalt, berechnend und kommerziell. In dem Maße, wie Dombeys Gefühllosigkeit sich auf andere ausweitet, einschließlich seiner trotzigen zweiten Frau Edith, legt er den Grundstein für seinen eigenen Untergang.

“Dombey und Sohn” ist voller unvergesslicher Charaktere und Szenen, die mit einer fast surrealen Intensität geschrieben sind. Der Roman ist, wie die meisten von Dickens’ Werken, von eindringlicher Sprache und stiller Melancholie geprägt. Die Geschichte veranschaulicht die alte Botschaft, dass nichts außer Liebe und Güte zählt, dass wir und alles, was wir haben, vergänglich ist und dass Stolz und Egoismus die verderblichsten Waren sind, die man auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten kaufen kann. Es gibt (typisch für Dickens) viele groteske Figuren in dem Roman – einige gute (der liebevolle und gutmütige Kapitän Cuttle, die freche und defensive Susan Nipper), einige schlechte (die mürrische Mrs. Pipchin, der kriecherische Major) und einige böse (das Sinnbild vollendeter Heuchelei – Mr. Carker). Der Charakter des frühreifen und dem Untergang geweihten Paul Dombey ist jedoch eine literarische Schöpfung eigener Klasse. Das Kapitel mit dem Titel “Was die Wellen immer sagten” beschreibt mit halluzinatorischer Intensität die Welt in den Augen eines sterbenden Kindes und war eine der berühmtesten Szenen der viktorianischen Zeit; sie bleibt eine der stärksten in der gesamten Literatur.

„Dombey und Sohn“ hat alles, was der reife Dickens zu bieten hat. Lebendige Charaktere, eine fesselnde Geschichte und Sätze von beeindruckender Tiefe und Scharfsinn.

Dies ist der dritte von insgesamt vier Bänden. Illustrierte Ausgabe.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum6. Okt. 2022
ISBN9783961305247
Dombey und Sohn. Band Drei: Roman in vier Bänden (Illustriert)
Autor

Charles Dickens

Charles Dickens (1812-1870) was one of England's greatest writers. Best known for his classic serialized novels, such as Oliver Twist, A Tale of Two Cities, and Great Expectations, Dickens wrote about the London he lived in, the conditions of the poor, and the growing tensions between the classes. He achieved critical and popular international success in his lifetime and was honored with burial in Westminster Abbey.

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    Buchvorschau

    Dombey und Sohn. Band Drei - Charles Dickens

    DOMBEY UND SOHN wurde zuerst im englischen Original als Fortsetzungsroman veröffentlicht von Bradbury & Evans, London 1846-48.

    Diese Ausgabe in vier Bänden wurde aufbereitet und herausgegeben von

    © apebook Verlag, Essen (Germany)

    www.apebook.de

    1. Auflage 2022

    V 1.0

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

    Band Drei

    ISBN 978-3-96130-524-7

    Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

    Books made in Germany with

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    ***

    Charles Dickens

    DOMBEY UND SOHN

    BAND EINS | BAND ZWEI | BAND DREI | BAND VIER

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    GESAMTAUSGABE

    ***

    BUCHTIPPS

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    * *

    *

    Inhaltsverzeichnis

    DOMBEY UND SOHN. Band Drei

    Impressum

    BAND DREI

    Erstes Kapitel.

    Die Trauung.

    Zweites Kapitel.

    Der hölzerne Midshipman geht in die Brüche.

    Drittes Kapitel.

    Gegensätze.

    Viertes Kapitel.

    Wieder eine Mutter und eine Tochter.

    Fünftes Kapitel.

    Das glückliche Paar.

    Sechstes Kapitel.

    Der offizielle Einzugsschmaus.

    Siebentes Kapitel.

    Mehr als eine Warnung.

    Achtes Kapitel.

    Miß Tox nimmt eine alte Bekanntschaft wieder auf.

    Neuntes Kapitel.

    Weitere Abenteuer des Schiffskapitäns Edward Cuttle.

    Zehntes Kapitel.

    Häusliche Verhältnisse.

    Elftes Kapitel.

    Neue Stimmen auf den Wellen.

    Zwölftes Kapitel.

    Vertraulich und zufällig.

    Dreizehntes Kapitel.

    Nachtwachen.

    Vierzehntes Kapitel.

    Eine Trennung.

    Fünfzehntes Kapitel.

    Die zuverlässige Mittelsperson.

    Sechzehntes Kapitel.

    Prüfend und nachdenklich.

    Siebzehntes Kapitel.

    Der Donnerschlag.

    Eine kleine Bitte

    Charles Dickens im apebook Verlag

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    Links

    Zu guter Letzt

    BAND DREI

    Erstes Kapitel.

    Die Trauung.

    Das Grauen des Tages mit seinem leidenschaftslosen Antlitz stiehlt sich schaudernd nach der Kirche, unter welcher der Staub des kleinen Paul neben dem seiner Mutter liegt, und blickt durch die Fenster hinein.

    Es ist kalt und dunkel. Die Nacht duckt sich noch nieder auf dem Pflaster und brütet schwer und düster in den Nischen und Winkeln des Gebäudes. Die über die Häuser erhabene Turmuhr, auftauchend unter den andern zahllosen Wellen in der Flut der Zeit, die regelmäßig nach dem ewigen Gestade rollt und sich daran bricht, ist nur in graulichem Lichte sichtbar gleich einem steinernen Leuchtturm, der den Wogengang anzeigt; aber innerhalb der Türen kann die Dämmerung nur nach der Nacht hereinschauen und sehen, daß sie da ist.

    Matt um die Kirche her sich breitend und hineinblickend, stöhnt und weint das Zwielicht um seine kurze Herrschaft. Seine Tränen träufeln an den Fensterscheiben nieder, und die Bäume beugen ihre Häupter gegen die Kirchenmauer, indem sie zugleich teilnehmend ihre vielen Hände ringen. Die erbleichende Nacht schwindet allmählich aus der Kirche, zögert aber noch in den Gewölben unten und setzt sich auf die Särge. Und nun kommt der helle Tag, die Uhr vergoldend, den Kirchturm rötend, die Tränen der Dämmerung trocknend und ihre Klagen erstickend. Das scheue Zwielicht folgt der Nacht, jagt sie aus ihren letzten Zufluchtsorten, schleicht selbst in die Gewölbe und verbirgt sich mit erschrecktem Gesichte unter den Toten, bis die Nacht neu belebt zurückkehrt, um es davon auszutreiben.

    Und jetzt verbergen die Mäuse, die sich mit den Gebetbüchern mehr zu schaffen machen als ihre regelmäßigen Eigentümer, und mit ihren kleinen Zähnen die Kirchenröcke mehr abnützen, als es von menschlichen Knien geschieht – ihre hellen Augen in den Löchern und drücken sich dicht aneinander in ihrem Schrecken über das dröhnende Knarren der Kirchentür. Denn der Kirchendiener, dieser gewaltige Mann, ist am heutigen Morgen mit dem Küster früh auf den Beinen, und Mrs. Miff, die schweratmige kleine Kirchstuhlöffnerin – eine außerordentlich ausgetrocknete, dürftig gekleidete alte Dame, an welcher der Finger nirgends auch nur einen Zoll Fülle fassen kann – hat sich gleichfalls eingefunden und an dem Portal, als an dem ihr zustehenden Platz, schon eine halbe Stunde auf den Kirchendiener gewartet.

    Mrs. Miff hat ein Essiggesicht, ein zerbeultes Hütchen und eine nach Sixpencen und Schillingen dürstende Seele. Das Hereinwinken verirrter Leute nach den Kirchstühlen hat ihr eine geheimnisvolle Miene verliehen, und auch in ihrem Auge drückt sich eine Zurückhaltung aus, als wisse sie noch immer einen weicheren Sitz, obschon sie mißtrauisch sei wegen der Belohnung. Es gibt keinen Mr. Miff und hat auch seit zwanzig Jahren keinen gegeben; darum vermeidet auch Mrs. Miff es gerne, auf ihn anzuspielen. Wie es scheint, hegte er gar schlimme Ansichten betreffs Freisitze, und obschon Mrs. Miff hofft, seine Seele werde aufwärts gegangen sein, wagt sie es doch nicht, dies mit Bestimmtheit zu behaupten.

    Mrs. Miff ist diesen Morgen vor der Kirchtür mit Ausstäuben des Altartuchs, des Teppichs und der Polster emsig beschäftigt. Auch weiß sie viel über die bevorstehende Hochzeit zu erzählen. Sie weiß, daß die neuen Möbel und die Veränderung im Hause ein Vermögen kosten, und hat aus der besten Quelle in Erfahrung gebracht, daß die Braut kein Sixpencestück besitzt, um sich damit bekreuzigen zu können. Ferner erinnert sich Mrs. Miff, als sei es gestern gewesen, des Leichenbegängnisses der ersten Frau, dann der Taufe und endlich der andern Beerdigung. Auch meint sie, sie wolle doch sogleich jenes Täfelchen dort mit Seifenwasser bearbeiten, ehe der Brautzug anlange. Mr. Sownds, der Kirchendiener, der die ganze Zeit über auf der Kirchentreppe in der Sonne sitzt und selten etwas anderes tut, wenn er nicht etwa bei kaltem Wetter das Feuer vorzieht, schenkt beifällig Mrs. Miffs Reden Gehör und fragt sie, ob ihr nicht zu Ohren gekommen wäre, daß die Dame ungemein schön sei. Mrs. Miff hat hievon Kunde, und Sownds, der Kirchendiener, der trotz seiner Rechtgläubigkeit und Korpulenz noch immer ein Bewunderer von weiblicher Schönheit ist, bemerkt mit Salbung, ja, er habe in Erfahrung gebracht, sie sei ein Kernstück – ein Ausdruck, der Mrs. Miff ein wenig zu kräftig scheint und auch von jeder andern Lippe als von der des Kirchendieners Mr. Sownds so erscheinen dürfte.

    Mittlerweile geht es in Mr. Dombeys Hause wirr und bunt durcheinander, namentlich unter den Dienstmägden, denn keine derselben hat von vier Uhr an auch nur einen Augenblick geschlafen, und alle sind schon vor sechs in vollem Putz. Mr. Towlinson wird von der Hausmagd mehr als je berücksichtigt, und beim Frühstück sagt die Köchin, daß eine Hochzeit noch viele nach sich ziehe – eine Behauptung, der die Hausmagd keinen Glauben schenken kann, da sie dieselbe für ganz und gar unrichtig hält. Mr. Towlinson behält seine Ansicht über diese Frage für sich und ist überhaupt etwas verstimmt über die Einstellung eines Ausländers mit einem Backenbart (Mr. Towlinson ist selbst bartlos), der das glückliche Paar nach Paris begleiten soll und sich eben mit Bepackung des neuen Wagens zu schaffen macht. In Beziehung auf diese Person weiß Mr. Towlinson sogleich, daß bei Ausländern nie etwas Gutes herausgekommen sei, und da ihn die weibliche Dienerschaft des Vorurteils zeiht, so erklärt er, man solle nur den Bonaparte ansehen, der an ihrer Spitze gestanden habe; ob dieser nicht das beste Beispiel gebe. Das ist ein Hinweis, gegen den die Damen des Haushalts keine Einsprache zu erheben vermögen.

    Der Pastetenbäcker hat in dem leichenhaften Zimmer zu Brook-Street alle Hände voll zu tun, und die sehr langen jungen Männer sehen emsig zu. Einer derselben riecht bereits stark nach Wein, und seine Augen verraten die Neigung, starr in seinem Kopf stehenzubleiben und die Gegenstände anzuglotzen, ohne sie selbst zu sehen. Der sehr lange junge Mann ist sich selbst dieses Gebrechens bewußt und teilt seinen Kameraden mit, die Erbauung sei daran schuld; seine Sprache war jedoch etwas umnebelt, und er wollte wahrscheinlich Erregung sagen.

    Die Glockenmänner haben eine Witterung von der Hochzeit; ebenso auch die mit den Markknochen und die Blechmusikbande. Die ersten üben sich in einem hinteren Hofe unfern von Battle Bridge ein; die zweiten setzen sich durch ihren Hauptmann mit Mr. Towlinson in Verbindung, dem sie die Honorarforderungen mitteilen. Die dritte lauert und duckt sich in der Person eines schlauen Posaunisten um die Ecke und harrt auf irgendeinen gefälligen Menschen, der ihm gegen Bestechung den Platz und die Stunde des Frühstücks andeuten soll.

    Die Erwartungen und Aufregungen greifen noch mehr um sich und verbreiten sich weiter. Mr. Perch bringt von Balls Pond seine Frau mit, damit sie den Tag unter Mr. Dombeys Dienstleuten zubringe und diese verstohlenerweise begleite, um die Trauung mitanzusehen. Mr. Toots kleidet sich in seiner Wohnung, als sei er selbst wenigstens der Bräutigam, und entschließt sich, das prachtvolle Schauspiel von einer geheimen Ecke der Emporkirche aus mitanzusehen, wohin ihn der Preishahn begleiten soll. Denn Mr. Toots hegt den verzweifelten Plan, letzterem Florence zu zeigen und unverhohlen zu ihm zu sagen: »Ich will Euch nicht länger täuschen, Preishahn. Der Freund, von dem ich hin und wieder mit Euch sprach, bin ich selbst, und Miß Dombey ist der Gegenstand meiner Leidenschaft. Was haltet Ihr bei solchem Stand der Dinge von der Sache, und was ratet Ihr mir nunmehr?«

    Der Preishahn, dem eine solche Überraschung bevorsteht, netzt inzwischen in Mr. Toots Küche seinen Schnabel mit einem Becher starken Biers und pickt ein paar Pfunde Beefsteaks zusammen. Auf dem Prinzessinnenplatz ist Miß Tox geschäftig; denn ungeachtet ihrer tiefen Betrübnis hat auch sie sich vorgenommen, Mrs. Miff einen Schilling in die Hand zu drücken und die Feierlichkeit, die für sie eine so grausame Entzauberung ist, von einer einsamen Ecke aus anzusehen. Selbst in dem Quartier des hölzernen Midshipman geht es lebhaft zu; denn Kapitän Cuttle sitzt mit seinen Bundstiefeln und einem ungeheuren Hemdkragen bei seinem Frühstück und hört Rob dem Schleifer zu, der ihm zum voraus das Trauungsritual vorlesen muß, damit sein Gebieter die hehre Szene, an der er teilnehmen will, gehörig verstehe. Dabei erteilt der Kapitän von Zeit zu Zeit an seinen Kaplan die ernste Weisung, »haltzumachen« oder »diesen Artikel noch einmal zu wiederholen«, verweist ihn auf die ihm zustehende Pflicht und verlangt, daß er die »Amen« ihm, dem Kapitän, überlasse – eine Obliegenheit, die er mit klangvoller Selbstbefriedigung erfüllt, so oft Rob, der Schleifer, eine Pause macht.

    Außerdem haben allein in Mr. Dombeys Straße zwanzig Kindermädchen ebenso vielen Familien von kleinen Frauenzimmern, deren instinktartiges Interesse für Hochzeiten schon von der Wiege herstammt, versprochen, daß sie die Trauung mitansehen dürften. Mr. Sownds, der Kirchendiener, hat in der Tat guten Grund, die Würde seines Amtes zu fühlen, wie er so dasitzt, um seine stattliche Gestalt auf der Kirchentreppe zu sonnen, und der Trauungsstunde entgegensieht. Ferner darf Mrs. Miff auf ein unglückliches zwerghaftes Kind mit einem riesigen Wickelbübchen, das zum Portal hineinschaut, losstürzen und es entrüstet fortjagen.

    Vetter Feenix ist ausdrücklich in der Absicht, der Hochzeit beizuwohnen, von seiner Reise zurückgekehrt. Er hat schon vor vierzig Jahren als ein Lebemann gegolten, ist aber noch so jugendlich in Gestalt und Benehmen, dabei so gut erhalten, daß Fremde nicht genug erstaunen können, wenn sie in Seiner Herrlichkeit Gesicht verborgene Falten und in seinen Augen Krähenfüße entdecken, oder zum erstenmal die Bemerkung machen, daß sein Gang etwas unsicher sei. Wenn aber Vetter Feenix um halb acht Uhr oder so aufsteht, ist er etwas ganz anderes, als der aufgestandene Feenix, und er hat in der Tat ein sehr trübes Aussehen, solange er noch in Longs Hotel zu Bond-Street rasiert wird.

    Mr. Dombey verläßt sein Ankleidezimmer unter einem allgemeinen Zurückweichen des Frauenpersonals von der Treppe, das sich mit einem gewaltigen Rauschen der Kleider nach allen Richtungen zerstreut. Nur Mrs. Perch, die sich wie gewöhnlich in einer interessanten Lage befindet, ist nicht so fix, sondern muß ihm entgegentreten und ist in ihrer Verwirrung bereit, vor lauter Knixen in die Erde zu sinken – möge der Himmel alle übeln Folgen von dem Hause Perch abwehren! Mr. Dombey begibt sich nach dem Besuchszimmer hinauf, um zu warten, bis seine Zeit gekommen ist. Wie prächtig ist nicht sein neuer blauer Frack, die rehfarbene Beinbekleidung und die lila Weste Auch verbreitet sich ein Geflüster durch das Haus, daß Mr. Dombeys Haar gekräuselt sei.

    Ein Doppelschlag meldet die Ankunft des Majors, der sich gleichfalls prachtvoll herausgeputzt hat und einen ganzen Geraniumstock in seinem Knopfloch trägt. Auch sein Haar ist schön gekräuselt, und der Eingeborene weiß davon zu erzählen.

    »Dombey«, sagt der Major, indem er seine beiden Hände ausstreckt, »wie geht es Euch?«

    »Major«, versetzt Mr. Dombey, »wie befindet Ihr Euch

    »Beim Herkules, Sir«, sagt der Major, »Joey B. ist diesen Morgen in einer Stimmung«, – und er klopft sich dabei hart auf die Brust – »diesen Morgen in einer Stimmung, Sir, daß er, soll ihn der Teufel holen, Dombey, halb Lust hat, zu einer Doppelheirat die Hand zu bieten, Sir, und die Mutter zu nehmen.«

    Mr. Dombey lächelt, aber nur leicht; denn er fühlt, daß die Mutter zu seiner Verwandtschaft gehören wird und daß er unter solchen Umständen keinen Scherz verstehe.

    »Dombey«, sagt der Major, der das bemerkt, »ich wünsche Euch Glück. Ich gratuliere Euch, Dombey. Beim Himmel, Sir«, fügte er bei, »Ihr seid heute mehr zu beneiden als irgendein Mann in England.«

    Auch hier ist Mr. Dombeys Beifall nur bedingt; denn es handelt sich bei ihm darum, einer Dame eine große Auszeichnung zuteil werden zu lassen, weshalb ohne Zweifel sie am meisten zu beneiden ist.

    »Was Edith Granger betrifft, Sir«, fährt der Major fort, »so gibt es in ganz Europa kein Mädchen, das nicht seine Ohren und seine Ohrenringe dazu hergeben möchte, – erlaubt Bagstock beizufügen, Sir: und sie auch hergeben würde – um an Edith Grangers Stelle zu sein.«

    »Ihr seid sehr gütig«, sagt Mr. Dombey.

    »Dombey«, erwidert der Major, »Ihr wißt es selbst. Wozu auch eine falsche Bescheidenheit! Ihr wißt es. Wißt Ihr es oder wißt Ihr es nicht?« sagte der Major fast in Leidenschaft.

    »O, in der Tat, Major–«

    »Gott verdamm mich, Sir«, entgegnet der Major, »wißt Ihr diese Tatsache oder wißt Ihr sie nicht? Dombey, ist der alte Joe Euer Freund? Stehen wir auf jenem Fuß rückhaltloser Vertraulichkeit, Dombey, der einen Mann, wie den derben alten Joseph B., rechtfertigt, Sir, sich offen auszusprechen? Oder muß ich das für eine Weisung annehmen, Dombey, den Abstand zu berücksichtigen und zeremoniös zu werden?«

    »Mein lieber Major Bagstock«, sagt Mr. Dombey geschmeichelt, »Ihr werdet ja ganz warm.«

    »Bei Gott, Sir«, versetzt der Major, »ich bin warm. Joseph B. stellt es nicht in Abrede, Dombey. Er ist warm. Es handelt sich ja um eine Gelegenheit, Sir, die alle ehrenhaften Sympathien, welche etwa noch in dem Gerippe des alten, höllischen, zerbeulten, aufgebrauchten, invaliden J.B. zurückgeblieben sind, in Tätigkeit ruft. Ich muß Euch etwas sagen, Dombey, – zu einer solchen Zeit muß der Mann mit dem herausplatzen, was er fühlt, oder einen Maulkorb anlegen, und Joseph Bagstock erklärt es Euch ins Gesicht, wie er es auch hinter Eurem Rücken in seinem Klub tut, daß er sich nie einen Maulkorb anlegen lassen will, wenn Paul Dombey in Frage kommt. Gott verdamm mich, Sir«, schließt der Major mit großer Festigkeit, »was habt Ihr darauf zu erwidern?«

    »Major«, sagt Mr. Dombey, »ich versichere Euch, daß ich mich Euch in der Tat zu Dank verpflichtet fühle. Es fiel mir nicht ein, Eurer allzu parteiischen Freundschaft Einhalt zu tun.«

    »Nicht allzu parteiisch, Sir!« ruft der cholerische Major. »Dombey, ich stelle das in Abrede!«

    »So will ich sagen, Eurer Freundschaft zu mir«, fährt Mr. Dombey fort. »Auch kann ich bei einem Anlaß wie der gegenwärtige nicht vergessen, Major, wie sehr ich Euch verpflichtet bin.«

    »Dombey«, sagt der Major mit einer entsprechenden Gebärde, »dies ist die Hand des Joseph Bagstock – des einfachen alten Joey B., Sir, wenn Ihr lieber so wollt. Dies ist die Hand, von der Seine Königliche Hoheit der verstorbene Herzog von York gegen Seine Königliche Hoheit den verstorbenen Herzog von Kent zu bemerken mir die Ehre erwies, daß es die Hand Joeys sei, eines rauhen, zähen, alten Vagabunden. Dombey, möge der gegenwärtige Augenblick der am wenigsten unglückliche in unserm Leben sein. Gottes Segen über Euch!«

    Jetzt tritt Mr. Carker ein, der gleichfalls prächtig gekleidet ist und in der Tat wie ein Hochzeitsgast lächelt. Er ist so reich an Glückwünschen, daß er kaum Mr. Dombeys Hand loslassen kann. Dabei schüttelt er dem Major die Hand so herzlich, daß auch seine Stimme im Einklang mit den Armen beweglich wird, während sie sich durch die Zähne hindurch ihre Bahn bricht.

    »Sogar der Tag deutet auf Glück«, sagt Mr. Carker. »Das heiterste, lieblichste Wetter! Hoffentlich komme ich doch nicht zu spät?«

    »Ihr seid durchaus pünktlich, Sir«, bemerkt der Major.

    »Das freut mich in der Tat«, sagt Mr. Carker. »Ich fürchtete, ich möchte mich um einige Sekunden über die bestimmte Zeit verspätet haben; denn ich wurde durch einen Zug von Frachtwagen aufgehalten. Ich nahm mir die Freiheit, nach Brook-Street zu reiten« – dies zu Mr. Dombey – »und ein paar kleine Seltenheiten von Blumen für Mrs. Dombey dort zurückzulassen. Ein Mann in meiner Stellung, der durch eine solche Einladung ausgezeichnet wird, rechnet es sich zur hohen Ehre an, in Anerkennung seiner Lehenspflichtigkeit eine Huldigung darzubringen. Da ich natürlich nicht zweifle, Mrs. Dombey sei schon mit allem Kostbaren und Prächtigen überschüttet worden« – er begleitet diese Worte mit einem seltsamen Blick auf seinen Chef – »so hoffe ich, daß deshalb auch meine arme Gabe Gnade finden wird.«

    »Ich bin überzeugt«, erwidert Mr. Dombey herablassend, »daß die künftige Mrs. Dombey Eure Aufmerksamkeit zu schätzen wissen wird.«

    »Und wenn sie noch heute morgen Mrs. Dombey sein soll, Sir«, sagt der Major, seine Kaffeetasse niedersetzend und auf seine Uhr sehend, »so ist es hohe Zeit, daß wir uns auf den Weg machen.«

    Mr. Dombey, Major Bagstock und Mr. Carker fahren in einer Equipage nach der Kirche. Mr. Sownds, der Kirchendiener, hat sich längst von der Treppe erhoben und wartet mit dem Eckenhut in der Hand. Mrs. Miff knixt und bietet Stühle in der Sakristei an. Mr. Dombey zieht es vor, in der Kirche zu bleiben. Als er nach der Orgel hinaufblickt, verbirgt sich Miß Tox auf der Emporkirche hinter dem fetten Bein eines Cherubs, der Backen hat wie ein junger Wind. Kapitän Cuttle dagegen steht auf und schwenkt seinen Haken zum Zeichen des Willkomms und der Ermutigung. Mr. Toots teilt dem Preishahn hinter der vorgehaltenen Hand mit, daß der mittlere Gentleman, der in den rehfarbenen Hosen, der Vater des Gegenstands seiner Liebe sei. Der Preishahn flüstert darauf Mr. Toots in heiseren Lauten zu, er sei ein so steifer Kunde, wie er nur je einen gesehen habe, aber es liege in der Macht der Wissenschaft, ihn gelenkig zu machen, und man bedürfe hierzu nur eines einzigen Schlages in die Magengegend.

    Mr. Sownds und Mrs. Miff besehen sich Mr. Dombey aus einiger Entfernung, als sich auf einmal das Getöse rasselnder Räder vernehmen läßt und Mr. Sownds hinausgeht. Mr. Dombey wendet eben seinen Blick von dem anmaßenden Tollhäusler auf der Emporkirche ab, der ihn mit so viel Leutseligkeit begrüßt, und begegnet dabei dem der Mrs. Miff, die ihm einen Knix macht und die Bemerkung beifügt, sie glaube, daß seine »gute Dame« komme. Dann gibt es ein Gedränge und ein Flüstern in der Nähe der Tür, worauf die gute Dame mit stolzen Schritten eintritt.

    Auf ihrem Gesicht zeigt sich keine Spur von den Leiden der letzten Nacht. Man bemerkt in ihrem Wesen nichts von dem knienden Weibe, das in schönem Selbstvergessen das verwirrte Haupt niedergelegt hat auf das Kissen des schlafenden Mädchens. Jenes Mädchen, so sanft und lieblich, geht an ihrer Seite – ein auffallender Gegensatz zu ihrer eigenen trotzigen Gestalt, wie sie dasteht, ruhig, aufrecht, und unergründlich in ihren Gefühlen, prächtig und majestätisch in der höchsten Blüte ihrer Reize, aber doch die Bewunderung, zu der sie Anlaß gibt, abweisend und unter die Füße tretend.

    Eine Pause tritt ein, während der Mr. Sownds, der Kirchendiener, in die Sakristei schlüpft, um den Geistlichen und den Küster zu holen. Mrs. Skewton redet Mr. Dombey an – bestimmter und nachdrücklicher, als es ihre Gewohnheit ist. Dabei tritt sie dicht an Ediths Seite.

    »Mein teurer Dombey«, sagte die gute Mama, »ich fürchte, ich muß am Ende doch auf die liebe Florence verzichten und sie nach Haus gehen lassen, wie sie es selbst vorgeschlagen hat. Nach dem Verlust, der mich heute betrifft, mein lieber Dombey, fühle ich meinen Geist so gedrückt, daß mir vielleicht auch ihre Gesellschaft zuviel wird.«

    »Wäre es nicht besser, wenn sie bei Euch bliebe?« versetzt der Bräutigam.

    »Ich glaube nicht, mein teurer Dombey. Nein, ich glaube nicht. Es wird besser sein, wenn ich allein bin. Außerdem ist nach Eurer Rückkehr meine liebe Edith ihre natürliche und beständige Schützerin; deshalb will ich ihr in keiner Weise vorgreifen. Sie könnte eifersüchtig werden – meinst du nicht, meine liebe Edith?«

    Die zärtliche Mama drückt bei diesen Worten den Arm ihrer Tochter, vielleicht um sich ihre Aufmerksamkeit zu erbitten.

    »Im Ernst, mein teurer Dombey«, sagt sie weiter, »ich will unser liebes Kind nach Haus lassen und es nicht mit meiner Schwermut behelligen. Wir haben uns hierüber ganz verständigt. Sie sieht es vollkommen ein, mein teurer Dombey. Edith, meine Liebe – sie sieht es vollkommen ein.«

    Abermals drückt die gute Mutter den Arm ihrer Tochter. Mr. Dombey macht keine weitere Gegenvorstellung; denn der Geistliche erscheint mit dem Küster, und Mrs. Miff weist unter dem Beistande des Kirchendieners, Mr. Sownds, der Gesellschaft die geeigneten Plätze vor dem Altargeländer an.

    »Wer vergibt diese Frau, daß sie mit diesem Manne vermählt werde?«

    Vetter Feenix tut das. Er ist deshalb ausdrücklich von Baden-Baden hergekommen. »Zum Henker«, sagte Vetter Feenix; ein herrlicher Mann, dieser Vetter Feenix – »wenn wir einen reichen City-Burschen in die Familie kriegen, so müssen wir ihm einige Aufmerksamkeit zeigen. Wir müssen etwas für ihn tun.«

    »Ich vergebe diese Frau, damit sie mit diesem Manne vermählt werde«, sagt demgemäß Vetter Feenix.

    Vetter Feenix, der geradeaus gehen will, aber vermöge seiner eigensinnigen Beine ein wenig seitab gerät, vergibt anfangs die unrechte Frau, damit sie mit diesem Manne vermählt werde, nämlich eine Brautjungfer von Stand, entfernt mit der Familie verwandt und etwa zehn Jahre jünger als Mrs. Skewton. Aber Mrs. Miff, die das zerbeulte Hütchen dazwischen steckt, zieht ihn gewandt zurück und läßt ihn voll auf die »gute Dame« loslaufen, die nun Vetter Feenix vergibt, damit sie mit diesem Manne vermählt werde.

    »Und wollen Sie im Angesicht des Himmels –?«

    Ja, sie wollen. Mr. Dombey erklärt, er wolle. Und was sagt Edith? Auch sie will.

    So verpflichten sie sich von Stunde an zu gegenseitiger Treue – sich zu lieben und zu tragen in Glück und Unglück, in Reichtum und Armut, in kranken und gesunden Tagen. Sie sind vermählt.

    Mit fester, freier Hand zeichnet die Braut ihren Namen in das Kirchenregister ein, das in der Sakristei aufgeschlagen ist.

    »Es kommen nicht viele Damen her«, sagt Mrs. Miff mit einem Knix – denn wenn man sie zu solchen Zeiten ansieht, so geht es stets mit ihrem zerbeulten Hütchen auf und nieder – »die ihre Namen schreiben wie diese gute Dame!«

    Mr. Sownds, der Kirchendiener, meint, es sei eine wahrhafte Kern-Unterschrift, die der Schreiberin Ehre mache – dies jedoch nur zwischen ihm und seinem Gewissen.

    Auch Florence unterzeichnet, findet aber keinen Beifall; denn ihre Hand zittert. Alle Zeugen unterschreiben – Vetter Feenix zuletzt, obschon er seinen edlen Namen an den unrechten Platz setzt und sich selbst unter diejenigen einreiht, die an jenem Morgen geboren wurden.

    Der Major küßt nun die Braut in höchst galanter Weise und dehnt diesen Zweig militärischer Taktik auf alle Damen aus, obschon der Mrs. Skewton nur sehr schwer beizukommen ist und sie in dem heiligen Gebäude ein schrilles Quieken erschallen läßt. Vetter Feenix und sogar Mr. Dombey folgen diesem Beispiel. Endlich naht sich auch Mr. Carker mit seinen glänzenden weißen Zähnen der Braut, wie es scheint eher in der Absicht, sie zu beißen, als um die Süßigkeiten zu kosten, die ihre Lippen umschweben.

    Auf ihren stolzen Wangen und in dem Blitzen ihrer Augen zeigt sich eine Glut, die vielleicht den Zweck hat, ihn zurückzuhalten. Das nutzt aber nichts; denn er küßt sie, wie die übrigen es getan haben, und wünscht ihr alles Glück.

    »Wenn bei einem Bund, wie der gegenwärtige, Wünsche nicht etwa überflüssig sind«, fügt er mit gedämpfter Stimme bei.

    »Ich danke Euch, Sir«, antwortet sie mit aufgeworfener Lippe und klopfendem Busen.

    Aber fühlt Edith noch wie an dem Abend, als sie erfuhr, Mr. Dombey werde zurückkehren, um ihr seine Hand anzubieten, daß Carker sie durchaus kennt, daß er in ihrer Seele gelesen hat und daß sie hierdurch mehr herabgewürdigt wird als durch irgend etwas anderes? Ist dies der Grund, warum ihr Stolz unter seinem Lächeln zusammenschmilzt gleich dem Schnee in der ihn zerdrückenden Hand? Läßt sie deshalb ihren gebieterischen Blick sinken, um den Boden zu suchen, wenn er dem seinigen begegnet?

    »Ich bin stolz darauf«, sagt Mr. Carker mit einer unterwürfigen Beugung seines Halses, welche die Offenbarung, die in seinen Augen und Zähnen zu lesen ist, Lügen straft, »ich bin stolz darauf, zu sehen, daß meine geringe Gabe von Mrs. Dombeys Hand gnädig aufgenommen wurde und bei diesem frohen Anlaß einen so begünstigten Platz einnehmen durfte.« Obschon sie als Erwiderung den Kopf verneigt, liegt doch etwas in der augenblicklichen Bewegung ihrer Hand, das andeutet, als wolle sie die Blumen, die sie hält, zerdrücken und mit Verachtung auf den Boden werfen. Sie legt indessen diese Hand in den Arm ihres neuen Gatten, der in der Nähe sich mit dem Major bespricht, und ist wieder stolz, stumm und regungslos.

    Die Wagen stehen vor der Kirchentür. Mr. Dombey führt seine Braut durch die zwanzig Familien kleiner Damen, die sich auf der Treppe aufgestellt haben, und von denen jede sich den Schnitt und die Farbe der Kleidung im einzelnen genau merkt, daß sie diese an ihrer Puppe nachzubilden vermag, die gleichfalls den ewigen Bund der Treue eingehen muß. Kleopatra und Feenix steigen in den nämlichen Wagen. Der Major hilft Florence und der Brautjungfer, die aus Irrtum beinahe selbst vergeben worden wäre, in den zweiten, um dann selbst mit Mr. Carker nachzufolgen. Die Pferde stampfen und legen aus. Kutscher und Lakaien prunken in flatternden Schleifen, Blumen und neuen Livreen. Rasselnd geht es durch die Straßen, und tausend Köpfe drehen sich zum Nachsehen, während tausend nüchterne Moralisten sich für den Umstand, daß sie nicht auch an jenem Morgen vermählt wurden, durch die Betrachtung rächen, wie wenig die Leute daran denken, daß ein solches Glück nicht ewig währen kann.

    Sobald alles ruhig ist, schlüpft Miß Tox hinter dem Cherubim hervor und kommt langsam von der Galerie herunter. Ihre Augen sind rot, und ihr feuchtes Taschentuch deutet auf Tränen. Sie fühlt sich tief verwundet, ist aber nicht bitter und hofft, das Paar möge glücklich sein. Sie gesteht sich ein, wie schwach ihre eigenen verblichenen Reize der Schönheit der Braut gegenüber sind. Aber auch das stattliche Bild des Mr. Dombey in der lila Weste und den rehfarbenen Beinkleidern vergegenwärtigt sie sich in ihrem Geiste, und sie weint aufs neue hinter ihrem Schleier auf dem ganzen Wege nach dem Prinzessinnenplatz. Kapitän Cuttle, der in alle Responsorien und Amen mit andächtigem Brummen eingestimmt hat, fühlt sich durch seine religiösen Übungen sehr gehoben und geht in friedevoller Geistesstimmung, den Glanzhut in der Hand, nach dem Kirchenschiff hinunter, wo er das Täfelchen zum Andenken des kleinen Paul liest. Der galante Mr. Toots verläßt, von dem getreuen Preishahn begleitet, das Gebäude in einer wahren Liebesfolter. Der Preishahn ist bis jetzt noch nicht imstande gewesen, einen Plan auszudenken, um Florence zu gewinnen; aber die erste Idee haftet in ihm fest, und er meint, wenn man durch einen tüchtigen Schlag vor den Magen Mr. Dombey gelenkiger mache, so wäre das ein Vorgehen in geeigneter Richtung. Mr Dombeys Mägde kommen aus ihren Verstecken hervor und schicken sich an, im Sturmschritt nach Brook-Street zu eilen, werden aber durch Symptome von Übelkeit seitens Mrs. Perch aufgehalten, die um ein Glas Wasser bittet und ihre Begleiterinnen in großen Schrecken versetzt. Mrs. Perch befindet sich indessen bald wieder besser und wird mit fortgedrängt, während Mrs. Miff mit Mr. Sownds, dem Kirchendiener, auf der Treppe niedersitzt, um von ihrem heutigen Erwerb zu sprechen, und der Küster die Glocke zu einem Leichenbegängnis anzieht.

    Die Wagen langen vor der Wohnung der Braut an, die Glockenmänner beginnen ihr Spiel, die Blechmusikbande fällt ein, und Mr. Polichinell, dieses Urbild ehelichen Glückes, küßt sein Weib. Die Leute laufen, schieben und drücken sich in gaffendem Gedränge, während Mr. Dombey, die Braut an der Hand führend, mit feierlichen Schritten auf die Feenixhallen zuschreitet. Jetzt steigen die übrigen Hochzeitsgäste aus und begeben sich hinter dem Brautpaar in das Gebäude. Warum denkt wohl Mr. Carker, während er durch den Volkshaufen nach der Hallentür sich Bahn bricht, an das alte Weib, das ihm an jenem Morgen unter den Bäumen nachgerufen hat? Oder warum erinnert sich Florence beim Eintreten in das Haus mit Zittern der Zeit, in der sie als Kind irreging, und warum vergegenwärtigt sich ihr das Gesicht der guten Mrs. Brown?

    An diesem glücklichsten der Tage gibt es noch mehr Glückwünsche und Grüße, obschon im ganzen nicht viel. Sie verlassen jetzt das Besuchszimmer und verteilen sich an dem Tisch in dem dunkelbraunen Speisesaal, den kein Konditor aufheitern kann, mag er auch die beiden erschöpften Neger mit so vielen Blumen und Liebesschleifen verzieren, wie er will.

    Gleichwohl hat der Pastetenbäcker seine Pflicht erfüllt wie ein Mann, und ein reiches Frühstück steht bereit. Unter andern haben sich auch Mr. und Mrs. Chick der Gesellschaft angeschlossen. Mrs. Chick drückt ihr Erstaunen aus, daß Edith schon von Natur eine so vollkommene Dombey ist, und benimmt sich mit redseliger Vertraulichkeit gegen Mrs. Skewton, die eine schwere Last von ihrem Herzen gewälzt sieht und bei dem Champagner nicht zu kurz kommen will. Der

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